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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0260

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Frau Anna Goldbach,

die Vorsitzende des Komitees für den Bazar „Gross-Deutschland“.

Ein grosser Irrtum liegt der Angabe zu Grunde,
dass die Grünfärbung im Sommer schon nach wenigen
Tagen eintritt. Es werden hier zwei Zustände ver-
wechselt. Bei Arbeitern, die stark transpirieren, wan-
delt sich der reichlich an die Haut gelangte Staub
aus metallischem Kupfer oder Kupferoxydul unter der
Einwirkung des sauren Schweisses in grüngefärbte
Kupferverbindungen um. Auch das eingefettete Haar
kann, wenn sich, wie dies gewöhnlich geschieht, freie
Fettsäuren abgespalten haben, zeitweilig eine solche
Auflagerung einer grünen Kupferverbindung aufweisen.
Diese Färbungen sind abwaschbar und stellen nicht den-
jenigen Zustand dar, der hier Gegenstand der Unter-
suchung ist. Die wirklichen grünen Haare der Kupfer-
arbeiter sind, wo sie Vorkommen, das Endresultat einer
langjährigen Kupfer-Einwirkung. Sie lassen sich durch
Waschen oder Chemikalien nicht oder nur theilweise
ihrer Färbung berauben. Bei über 300 Arbeitern habe
ich, so schreibt Prof. L. Lewin in der „Deutschen Medi-
zinischen Wochenschrift“, sie nur achtmal angetroffen.
Ein Messingpolirer, der 27 Jahre im Betriebe stand, wies
keine Spur von Haarveränderung auf. Von zwei Messing-

,,(9i?oss-Deutsch1and“

[Nachdruck verboten.]

Das war der Schlagtitel für das glänzend verlaufene
Wohlthätigkeitsfest, welches zum Besten des Charlotten-
burger Kinderpflegevereins „Krippe“ zwei Tage lang in
den prächtig und buntgeschmückten Räumen des Neuen
Berliner Operntheaters stattfand. Ein guter Stern muss
freilich über allem leuchten, was wohlgelingen soll, doch
besonderes Heil dort, wo sich das Glück mit dem Ver-
dienste eint! Und das war hier im höchsten Grade der
Fall. Wahrlich, das organisatorische Talent der ersten
Vorsitzenden und Hauptleiterin des Ganzen, Frau Anna
Goldbach, hat seine Feuerprobe bestanden! Denn kein
Uneingeweihter ahnt, was für riesenhafte Ansprüche
während des Bazars selbst, und auch schon lange vor-
her, an solch eine arme Vereinsdame gestellt werden.
Wenn sie nicht eine starke Herrschernatur und daneben
eine wahre Engelsgeduld besitzt, dringt sie überhaupt
nicht durch! Doch Frau Goldbach — die gute Fee von
Charlottenburg, wie sie häufig genannt wird — über-
wand die grössten Schwierigkeiten spielend, ihre Energie
erlahmte keinen Augenblick, und dabei blieb sie uner-
schütterlich liebenswürdig.

Unter den hervorragenden Arrangements des Festes
sei die künstlerisch reichausgestattete Tombola erwähnt,
an der Maler Pinkow nebst Gattin, Frau Badt und Frau
Direktor Kracht mitwirkten. Die Theebude der Frau
von Bismarck, welche liebliche junge Grazien um-
flatterten, funkelte genau nach altberliner Tradition
förmlich von Geist und Witz, denn dort hatten die
Dichterinnen Eva von Arnim, Anna Maria Witte, Gräfin
Else Pfeil, die geniale Malerin von Ravenstein dauernd
Posto gefasst. Den Büchertisch hatte die gesanges-
kundige Käthe von Heinrichshofen. Sekt kredenzte
Frau von Brabender. An den beiden Biiffetts walteten
Excellenz von Schmeling, Präsidentin von Könen, Ober-
finanzrätin von Schmidt, die Fräuleins von Wolicka, von
Buhl, Frau von Borroczyn, Baronin Glöckner, Professor
Fessler, Gräfin Görz-Wrisberg und Frau von Pannwitz,
letztere in einer echten Pariser Toilette. Das Glücksrad
drehte die liebliche Frau Dr. Leipziger, die Wirtschafts-
bude lenkten die Damen von Stern und von Schuck-
mann, an der Schiessbude waren Graf Erich Monts,
Marie Luise Becker und Alice Goldbach — die holde
Tochter der schönen Mutter. Die bayerischen Schuh-
plattler erregten wie immer grosses Vergnügen,
reizend war die „Matrosenparade“ mit Eberhard von
Pannwitz als Fahnenjunker an der Spitze. Charakte-
ristisch und originell machte sich der schlesische Bauern-
tanz, geleitet von der Schriftstellerin Fräulein Becker.
Doch die Krone bildeten das historische Menuett und
die Gavotte der Kaiserin. Grazie und Grandezza einigten
sich dabei. Die beiden Tänze
wurden ausschliesslich von
Offizieren mit ihren Damen
getanzt, Herr von Gaza und
Leutnant Randt hatten sie ein-
studiert, Frau Mary Gresser
war die Patronesse. Eigent-
lich müssten sie noch ein-
mal irgendwo an passender
Stelle wiederholt werden, da
es doch schade ist, wenn so
viel Reizendes und Schönes
zu rasch verklingt, und das-
selbe nur von einem be-
stimmten Kreise, und sei
dieser auch noch so gross,
vorübergehend allein ge-
nossen wird. Arthur von Loy.

—A/yvv*—

Grüne Haare.

Seit beinahe 250 Jahren
kennt man die Thatsache,
dass Menschen infolge ihrer
Beschäftigung mit Kupfer
grüne Haare bekommen kön-
nen. Sie stellt mehr als
ein Kuriosum dar, da sich
manche wichtige biologische
Frage daran knüpft. Die
Häufigkeit des Vorkommens
dieser Veränderung ist nicht
gross. Hauptbedingung für
ihr Entstehen ist eine viel-
jährige gewerbliche Beschäf-
tigung mit dem Metall, aber
auch individuelle Verhält-
nisse sprechen hierbei mit

beizern, die in demselben Umfange seit vielen Jahren
dieser Beschäftigung oblagen,hatte der eine einen grünen
Bart, der andere war frei von Färbung. Auch Tiere
können solche Veränderungen erleiden. Ein Hammel,
der mehrere Jahre hindurch dem Kupferdampf und dem
Kupferstaub in einem Werke ausgesetzt war, und auch
das zum Reinigen des Kupfers dienende Wasser be-
gierig trank, ohne dadurch irgendwie benachteiligt zu
werden, hatte ein grünes Vliess bekommen. Bei Ar-
beitern beobachtet man Färbung der Kopf- und Bart-
haare und seltener auch der Augenbrauen. Meistens
verändern sich zuerst die Barthaare. Menschen mit
weissem oder blondem Haar lassen die Verfärbung
besser als dunkelhaarige erkennen. Lange Zeit nach
dem Aussetzen der Arbeit mit Kupfer kann eine deut-
liche Grünfärbung der Haare wieder schwinden. So
sah ich einen Greis, der grünes Haar besessen hatte,
nunmehr aber nach mehrjährigem Fernbleiben von dem
Werke rein weisses Haar aufwies. Andererseits ist auch
mitgetheilt worden, dass ein Arbeiter mit weissem Haar
erst fünf Monate nach dem Aufhören der Beschäftigung
mit Kupfer grüngefärbte Haare bekam. In den Fällen,
die ich zu Gesicht bekam, und in den Haarproben, die
ich näher untersuchte, war die Grünfärbung am ganzen
Haare gleiehmässig, in Gegensatz zu zwei Beobachtern,
die die Haare an ihrer Basis weniger gefärbt fanden
als an dem übrigen Teil. Das Grün schwankte bei
den verschiedenen Menschen vom Hellgrün bis zu dem
Dunkelgrün des Blattes.

—"A/VW—

£in inhaltsreicher Xüidermagen.

Das Kollegium der Wundärzte in London hat für
sein Museum eine merkwürdige Sammlung erhalten. Es
ist ein Glaskasten voll Gegenstände, die sämtlich im
Magen eines noch lebenden, 10 Jahre alten Mädchens
aufgefunden worden sind. Vor einiger Zeit wurde ein
mageres, bleich aussehendes Mädchen in das Kranken-
haus gebracht; es litt an allgemeiner Schwäche und
nahm zusehends ab. Heftige Uebelkeit, verbunden mit
Erbrechen, waren unter den Symptomen. Die Aerzte
konnten sich die Ursache dieser Uebelkeit nicht erklären,
bis das Mädchen eines Tages einen 15/s Zoll langen
Gartennagel erbrach. Man fragte es aus und es gestand,
noch fünf andere verschluckt zu hr.ben. Sein Zustand
war sehr gefährlich; gleichwohl entschlossen sich die
Aerzte dazu, den Magen zu öffnen. Vier Wundärzte
waren bei der Operation zugegen, und mit Hilfe der
Zange wurden viele im Magen befindliche Gegenstände
entfernt. Zum grössten Erstaunen der Aerzte hatte
es aber mit den fünf Nägeln nicht sein Bewenden.
Man entfernte mit der Zange -12 eiserne Gartennägel,

93 messingene und eiserne
Nieten von '/•> bis 1 Zoll
Länge, 12 grosse Nägel, einige
Nägel mit Messingköpfen,
3 Kragenknöpfe, eine Sicher-
heitsnadel und mehrere Näh-
nadeln. Am Tage nach der
Operation warf das Mädchen
drei weitere Gartennägel und
zwei Nieten aus, am dritten
Tage kam eine Feder zum
Vorschein und innerhalb
eines Monats 30 weitere
Gartennägel, acht Nieten und
eine Schreibfeder. Seltsamer-
weise hat sich das Mädc'hen
unter sorgsamer Pflege er-
holt. Es hat diese 200 Gegen-
stände im Laufe von acht
Monaten verschluckt. Nach
Aussage der Aerzte ist die-
ser Fall der einzige (mit
Ausnahme eines mit töt-
lichem Ausgange), wo eine
so grosse Zahl verschluck-
ter Gegenstände dieser Art
nachzuweisen gewesen ist.

-w\A/W-

Das teuerste Obst.

Nicht am Nordpol oder
in Klondyke werden die
höchsten Preise für Früchte
bezahlt, sondern in Paris, der
Fruchtstadt par excellence.
Allerdings kann man imSom-
mer Birnen, Pflaumen und
Kirschen nirgends billiger

Vom Bazar „Gross-Deutschland“: Menuett-Tänzer,

Hermann Bol/, Berlin, f>hot.
 
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