9°
MODERNE KUNST.
#lendender Sonnenschein liegt auf der riesigen weissen Schneedecke, die sich
von den niederen Tannen im Hochgebirge bis hinab zu dem in der Tiefe
des Thals gelegenen Dörfchen hinzieht. Blendender, weisser Sonnenschein
überall, wohin das Auge blickt!
Erniattet hält der einsame
Wanderer, der langsam den
beschwerlichen Weg ins Ge-
birge hinanstrebt, einen Moment
inne, um das Auge an der ge-
waltigen Schönheit der freien
Gottesnatur, die ihn umgiebt,
zu weiden. — Da lösen sich
aus dem Schatten der Tannen
zwei dunkle Gestalten, nieder-
hockend auf kleinen Schlitten.
Wie im Fluge sausen sie an
dem Wanderer vorbei. „Grüss
Gott!“ tönt es dem erstaunt
Dastehenden ins Ohr, und schon
sind sie in der Krümmung
des Thals verschwunden. -—
Seufzend setzt der Wanderer
seinen Weg fort.
Das ist ein Stimmungsbild,
wie man es zur Weihnachts-
zeit oft im Gebirge zu sehen
bekommt. Wenn der Winter,
der gestrenge Herr, die Natur
in Banden schlägt und seinen weissen Mantel über Felder und Wälder
ausbreitet, dann kommt der Wintersport zu seinem Recht, dann werden
die Schneeschuhe aus der dunklen Rumpelkammer, in der sie ihren „Sommer-
schlaf“ gehalten, hervorgeholt, der Schlitten wird in stand gesetzt, und hinaus
gehts zur fröhlichen Schneefahrt.
Hei, wie hebt sich die Brust, wie weitet sich das Herz, wenn man dahin-
[Nachdruck verboten.]
fliegt über die weisse Fläche! Entzückt saugt das Auge die winterliche Land-
schaft in sich auf. Hier, auf den Bergen, fern von dem dumpfen, sinnver-
wirrenden Getriebe, herrscht Freiheit; hier fühlt man sich der drückenden Fesseln
des Alltagslebens ledig. Scharfe, kühle Luft weht auf den Bergen, aber sie
frischt die erschlafften Lebensgeister wieder auf.
Ueberall fast, wo der Winter sich in winterlichem Kleide präsentiert, in der
Schweiz, in Tirol, im Schwarzwalde, in den Vogesen, im Riesengebirge und in
der Steiermark, hat der Skisport in Deutschland und in Oesterreich festen Fuss
gefasst und zahlreiche begeisterte Anhänger ge-
funden. — Der Ski, den die Lappen schon vor
einem Jahrtausend als Verkehrsmittel, für die
Jagd und im Kriege benutzten — in alten Ge-
dichten und Gesängen, welche in den Jahren 980
bis 990 entstanden, ist schon von einer Schnee-
schuhgöttin „Oendur-dis“ und einem Schneeschuh-
gott „Uli“ die Rede —, bietet uns im Winter
Gelegenheit, die sonst schwer zugängliche Gebirgs-
welt mit ihrem winterlichen Zauber zu gemessen.
Ausserdem gewährt er uns einen herrlichen,
gesunden Sport, dem jeder, der ihn einmal kennen
gelernt, begeistert anhängt. Aber nicht nur diesen
idealen Zwecken
dient der Ski, nein,
auch praktischen.
Der Landbrief-
träger, der den
einsamen Gebirgs-
dörfchen im Win-
ter Nachricht von
der Welt und ihrem
Treiben über-
mittelt, und der
sich sonst mühsam
seinen Weg durch
Auf dem Rennwolfe.
MODERNE KUNST.
#lendender Sonnenschein liegt auf der riesigen weissen Schneedecke, die sich
von den niederen Tannen im Hochgebirge bis hinab zu dem in der Tiefe
des Thals gelegenen Dörfchen hinzieht. Blendender, weisser Sonnenschein
überall, wohin das Auge blickt!
Erniattet hält der einsame
Wanderer, der langsam den
beschwerlichen Weg ins Ge-
birge hinanstrebt, einen Moment
inne, um das Auge an der ge-
waltigen Schönheit der freien
Gottesnatur, die ihn umgiebt,
zu weiden. — Da lösen sich
aus dem Schatten der Tannen
zwei dunkle Gestalten, nieder-
hockend auf kleinen Schlitten.
Wie im Fluge sausen sie an
dem Wanderer vorbei. „Grüss
Gott!“ tönt es dem erstaunt
Dastehenden ins Ohr, und schon
sind sie in der Krümmung
des Thals verschwunden. -—
Seufzend setzt der Wanderer
seinen Weg fort.
Das ist ein Stimmungsbild,
wie man es zur Weihnachts-
zeit oft im Gebirge zu sehen
bekommt. Wenn der Winter,
der gestrenge Herr, die Natur
in Banden schlägt und seinen weissen Mantel über Felder und Wälder
ausbreitet, dann kommt der Wintersport zu seinem Recht, dann werden
die Schneeschuhe aus der dunklen Rumpelkammer, in der sie ihren „Sommer-
schlaf“ gehalten, hervorgeholt, der Schlitten wird in stand gesetzt, und hinaus
gehts zur fröhlichen Schneefahrt.
Hei, wie hebt sich die Brust, wie weitet sich das Herz, wenn man dahin-
[Nachdruck verboten.]
fliegt über die weisse Fläche! Entzückt saugt das Auge die winterliche Land-
schaft in sich auf. Hier, auf den Bergen, fern von dem dumpfen, sinnver-
wirrenden Getriebe, herrscht Freiheit; hier fühlt man sich der drückenden Fesseln
des Alltagslebens ledig. Scharfe, kühle Luft weht auf den Bergen, aber sie
frischt die erschlafften Lebensgeister wieder auf.
Ueberall fast, wo der Winter sich in winterlichem Kleide präsentiert, in der
Schweiz, in Tirol, im Schwarzwalde, in den Vogesen, im Riesengebirge und in
der Steiermark, hat der Skisport in Deutschland und in Oesterreich festen Fuss
gefasst und zahlreiche begeisterte Anhänger ge-
funden. — Der Ski, den die Lappen schon vor
einem Jahrtausend als Verkehrsmittel, für die
Jagd und im Kriege benutzten — in alten Ge-
dichten und Gesängen, welche in den Jahren 980
bis 990 entstanden, ist schon von einer Schnee-
schuhgöttin „Oendur-dis“ und einem Schneeschuh-
gott „Uli“ die Rede —, bietet uns im Winter
Gelegenheit, die sonst schwer zugängliche Gebirgs-
welt mit ihrem winterlichen Zauber zu gemessen.
Ausserdem gewährt er uns einen herrlichen,
gesunden Sport, dem jeder, der ihn einmal kennen
gelernt, begeistert anhängt. Aber nicht nur diesen
idealen Zwecken
dient der Ski, nein,
auch praktischen.
Der Landbrief-
träger, der den
einsamen Gebirgs-
dörfchen im Win-
ter Nachricht von
der Welt und ihrem
Treiben über-
mittelt, und der
sich sonst mühsam
seinen Weg durch
Auf dem Rennwolfe.