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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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5chei(knde Professoren.

[Nachdruck verboten.]

Am Schlüsse dieses Schuljahres scheiden zwei der
hervorragendsten Künstler, die weit über die Grenzen
Oesterreichs bekannt sind von ihrer I.chrthätigkeit an der
Akademie der bildenden Künste in Wien. Beide absol-
vieren in diesem Jahre, nachdem sie das 70. Lebensjahr
überschritten haben, ihr „Ehrenjahr'1 als Professoren der
obgenannten Akademie. Es sind dies der derzeitige Rektor
Prof. Caspar R. v. Zumbusch und Professor August
Eisenmenger. Zumbusch, dessen Künstlerlaufbahn
wohlbekannt ist, wurde in Folge der Ausführung des
Max-Denkmals in München im Jahre 1873 als Professor
der Plastik an die Wiener Akademie der
bildenden Künste berufen, an der er sonach
durch volle 28 Jahre ohne Unterbrechung
in erspriesslichster Weise wirkte. Prof,
v. Zumbusch wird sich auch nach seinem
Ehrenjahr von seiner künstlerischen Thä-
tigkeit nicht zurückziehen. i Gegenwärtig
arbeitet der Meister an einer überlebens-
grossen Statue Kaiser Wilhelms I., die für
Strassburg bestimmt ist. Professor Eisen-
menger beging im verflossenen Monat
(Februar) seinen 7.1. Geburtstag. Er kam
1845 an die Wiener Akademie, 1856 in
Rahls Atelier, wurde 1863 Zeichenlehrer an
der protestantischen Realschule in Wien
und im Jahre 1872 zum Professor an der
Wiener Akademie ernannt, wo er gleich-
zeitig eine Specialschule für Malerei leitete.

Er gehört volle 29 Jahre diesem Institut an.

die Tagesarbeit mit einer deutschen Konversationsstunde
wieder aufgenommen. Dann folgen Lektionen in Rhetorik
und Weltgeschichte. Dreimal in der Woche macht der
König militärische Uebungen. Eine kleine Truppe aus
Söhnen von Plofleuten oder Mitgliedern der Madrider
Aristokratie ist zu diesem Zweck gebildet; ein Infanterie-
Hauptmann befehligt sie, und auch ein Tambour ist ihr
beigegeben, Mausergewehre bilden dieWaffen. Alfons XIII.
unterwirft sich bereitwilligst der strengen Disciplin. Ob-
wohl der Tag so völlig ausgefüllt ist, findet er doch noch
Zeit für seine Mutter, die er leidenschaftlich liebt. In
der Oeffentliehkeit erscheint Alfons XIII. so selten wie
nur irgend möglich. Sogar in Madrid ist er nie ohne
grossen Apparat ausgegangen. Man sieht ihn niemals

Chinesisches Gigerltum.

Der Sohn des himmlischen Reiches,
der für einen wirklichen Stutzer gelten
will, muss wie in einer englischen Zeitung
geschildert wird, einen mindestens tausend
Jahre alten Stammbaum haben. Mit einer
Ahnenreihe von nur fünf oder sechs Jahr-
hunderten würde man ihn, wollte er sich
als Dandy aufspielen, ohne Gnade zum
Parvenü stempeln. Hohes Ansehen in
„Gesellschaft“ geniesst erst der Chinese,
dessen Familie bereits vor zwei bis drei
Jahrtausenden existiert hat. Durch Reich-
tum kann auch in China in dieser oder jener
Beziehung etwas erreicht werden, man
darf sogar ein Amt kaufen; aber in der
gesellschaftlichen Stellung eines Mannes
spielt Geld überhaupt keine Rolle. „Dass
Kleider Leute machen,“ davon ist man selbst im Reiche
der Mitte überzeugt, die Galatracht des aristokratischen
Chinesen hat aber nur dann Wert, wenn sie von irgend
einem Urahn herstammt. Seltene Pelze, kunstvolle Sticke-
reien, kostbare Schmuckstücke, besonders schöne Nephrit-
steine werden daher von Generation zu Generation ver-
erbt. In seine unschätzbaren Erbgewänder hüllt sich der
chinesische Edelmann natürlich nur bei den wichtigsten
Anlässen. Es ist seine heilige Pflicht, die Sachen mög-
lichst zu schonen, damit sie seinen Nachkommen erhalten
bleiben. Häufiger als er seine Zobel- oder Silberfuchs-
pelze und reichgestickten Roben anlegt, schmückt sich
der bezopfte Dandy vielleicht mit einem Jahrtausende
alten Nephritring von zart seegrüner Farbe. Dieser
Ring, der eine Breite von zwei Centimetern hat und

am Daumen getragen
wird, ist das unver-
kennbare Zeichen da-
für, dass der Besitzer
seinen Stammbaum
bis in die graue Vor-
zeit zurückdatieren
kann. Die Länge der
Fingernägel zeigt
ebenfalls Rang, gesell-
schaftliches Prestige,
Macht und Reichtum
an. Der feine Chi-
nese lässt seine Nägel
anderthalb und nicht
selten zwei Zoll lang
werden. Sie biegen
sich wie die Krallen
eines Vogels nach
innen und legen Zeug-
niss dafür ab, dass
der „Hochgeborene“
es nicht nötig hat,
seinelländezu irgend-
welcher Arbeit zu ge-
brauchen. Nimmt der
stolze Eigentümer der
Krallen nicht eine zu
hohe soziale Stellung
ein, so besteht seine
hauptsächlichste Zer-
streuung darin, in die
sogenannten „Spiel-
häuser“ zu gehen. Ge-
hört er aber zu den
ältesten Geschlechtern
des Landes, dann ge-
ziemt es sich für ihn

stattfand. In Barcelona nahm König Alfons XIII. am
20. Mai 1888, bei der Einweihung der Ausstellung, zum
ersten Male auf dem Throne Platz. In den Armen seiner
Amme Raymunda hörte dieses zweijährige, ganz inWeiss
gekleidete Kind die tönenden Reden mit an. Schon einige
Monate vorher hatte es seine Mutter bei der Eröffnung
der Tagung des Parlaments begleitet, und seitdem ist
Alfons XIII. bei dieser Gelegenheit fast immer an der
Seite seiner Mutter erschienen. An seinem Geburtstag
empfängt der junge König die Glückwünsche des diplo-
matischen Korps, der Würdenträger des Staates und des
Hofes und der hohen Beamten persönlich An diesem
Tage erscheint er in einem prächtigen Zuge im Thron-
saale und nimmt mit seiner Mutter auf der Estrade unter
einem Baldachin Platz. Dann beginnt die
Defilierkur, die ungefähr eine Stunde dauert.
Bei anderen Hoffestlichkeiten erscheint der
König niemals.

Szigely, Wien, filioi.
Prof. Aug. Eisenmenger.

Dep König von Spanien.

bei den Stiergefechten, die der Abscheu Maria Christinas
sind. Dagegen kann man in jedem Jahr, wenn der König
die Sitzung der Kortes feierlich eröffnet, sein feines
Profil hinter den Scheiben der grossen, ganz vergoldeten
Karosse mit der Königskrone sehen, die von acht prächtig
aufgezäumten Pferden gezogen wird. Die Gesundheit
Alfons XIII. erfordert sorgfältige Schonung; im Jahre
1897 hätte die Influenza das königliche Kind beinahe
hinweggerafft. Andererseits gestattet die Hofetikette es
nicht, dass der König den weltlichen und religiösen
Feierlichkeiten beiwohnt, ehe er die Grossjährigkeit
erreicht hat. Die Zeremonien, bei denen das spanische
Volk seinen König zu sehen Gelegenheit hatte, sind zu
zählen. Das erste Mal war es bei seiner Taufe, die fünf
Tage nach seiner Geburt in der Kapelle des Schlosses

Horvath, Wien. fhot.
Prof. Caspar R. von Zumbusch.

Von seinen ersten Lebensjahren an hat
Alfons XIII durch seine kindlische Grazie
die Herzen der ihn Umgebenden erobert.

Wenn die Regentin auch versucht hat, den jungen
llerscher vor allem zur Bescheidenheit zu erziehen,
so hatte er doch frühzeitig ein starkes Bewusstsein
dafür, dass man ihm Achtung schuldete. Schon mit vier
Jahren begegnete er, wie in dem neuesten Hefte der
„Lectures pour Tous“ erzählt wird, den Ermahnungen,
die seine Gouvernante, die Senora Tacon, an ihn zu
richten für notwendig hielt, mit den Worten: „Ich bin
der König!“ Als er acht Jahr alt war, antwortete er
einem Würdenträger bei Hofe, der sich erlaubt hatte,
ihn „Bubi“ anzureden, mit welchem Kosenamen ihn seine
Mutter rief: „Ich bin Bubi für Mama, für Sie bin ich der
König“. Im Jahre 1891, in der Zeit, wo der Verlust
seiner langen seidenweichen Locken das königliche Baby
in einen „wirklich hübschen kleinen Jungen“, wie seine
Mutter selbst sagte,
verwandelte, begann
Alfons XIII. mit seinen
Leseübungen. Heute
ist für ihn der Tag ge-
nau geregelt. Alfons
XIII., dessen Pathe
der Pabst ist, wird
streng religiös er-
zogen. Jeden Morgen
verrichtet er beim
Erwachen sein Gebet.

Der König ist bereits
ein tüchtiger Reiter
und zeichnet sich so-
gar in den Voltigier-
übungen aus. Er reitet
seine sieben präch-
tigen Pferde abwech-
selnd. Unter Leitung
seiner Erzieher, der
GeneraleSanchez und
Aguirre de Tejada,
beschäftigt sich der
König mit Physik,

Chemie oder militäri-
scher Geographie zu-
sammen mit seinen
beiden Lehrern, dem
Obersten Don Juan
Loriga und dem Kom-
mandanten Don Mi-
guel Gonzalez de Ca-
stejon. Genau zur
Mittagsstunde nimmt
er allein das Früh-
stück. Nach etwa ein-
stündiger Ruhe wird

Prof. Zumbusch in seinem Atelier.

XV. 17. B
 
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