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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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Vollmar, H.: Gustav Schönleber
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Détschy, Serafine: Kreuzwege, [14]: Roman aus der Bühnenwelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0404

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MODERNE KUNST.

i83

mann, sowie der Wiener
Darnaut, kamen zum
Lernen; H. v. Volkmann,

Carlos Grethe, Wieland,

Böhme, Rabending, Hell-
waag und viele andere,

■sind Schönleber-Sehüler
gewesen, deren Wirken
nicht nur ihrem Meister
Ehre macht, sondern auch
■das Ansehen deutscher
Landschaftsmalerei
wesentlich gehoben hat.

Als Schönleber 1890 den
Münchener Glaspalast
betrat, verkündete ihm
■ein Kunstfreund, dass
allein 42Bilder dort seien,
in denen man Schönlebers
■Geist wohlthuend spüre.

Den Parteikämpfen
auf künstlerischem Ge-
biet stand Schönleber
von jeher mit grosser
Duldsamkeit gegenüber,

Streit war ihm zuwider,
wenn er nicht bei der
Sache, d. h. bei dem künst-
lerischen Kernpunkt
blieb, er betonte nicht
nur seinen Schülern ge-
genüber, dass er allen
Bestrebungen freie Bahn lasse, sondern er bewahrheitete es auch durch die That.

Die Pflichten eines Jurors wurden von Schönlebers Künstlernatur als eben
■so drückende Fesseln empfunden wie das. bekanntlich in Karlsruhe fünfjährig
wechselnde Amt des Direktors der Kunstschule. Still arbeiten, sich vertiefen
in die allzeit neue Schönheit der Natur, das ist sein Ziel, sein Ideal. Holland
und Italien fesseln ihn durch ihre Gegensätze, und sein Heimatland, bekennt er,

hat er erst durch jene
beiden recht schätzen und
lieben gelernt. „Diese
so verschiedene Dreizahl
hat sich mir wechselseitig
verklärt.“ Und seine
Werke bestätigen, dass
diese Worte Wahrheit
sind: Holland und Ita-
lien Hessen den Künst-
ler beredt werden, aber
Schwaben hat daneben
den tief fühlenden Men-
schen zu Worte kommen
lassen. Jener Geruch der
Scholle, welcher für
Millets Schaffen charak-
teristisch ist, haftet auch
an den feinsinnigen Ar-
beiten dieses deutschen
Landschafters und giebt
jedem neuen Werk von
ihm jene wunderbare
Frische, mit welcher der
Lenz die Erde alljährlich
verjüngt. Seine Freund-
schaft mit dem Nord-
deutschen Eugen Bracht
nimmt ein ganzes Kapitel
in Anspruch, beide Män-
ner verstehen sich, aber
nichts liegt ihnen ferner
als gegenseitiges Bewundern ihrer Erfolge; nach echter grosser Künstlerweise
sehen sie vorwärts, an das, was noch zu besiegen ist, denken nicht wohlgefällig
an das schon Erreichte.

Schönleber meint übrigens, in seiner bescheidenen ernsten Weise, dass zu
einem rechten Kunstwerk Zwei gehören: „Einer, der es mit seiner Seele macht
und der andere, bei dem es ebenso reflektiert, sonst wäre die Kunst ja zwecklos.“

G. Schönleber: Hohentwiel.

Kreuzwege.

•8»

Roman aus der Bühnenwelt von Serafine De'tschy.

[Schluss.]

ls Sarolta zum erstenmale aüsfuhr, lag ein Korb der herrlichsten
roten Rosen auf dem Sitz des Wagens, der ihrer harrte.

Ein zartes Rot stieg in ihre bleichen, schmal gewordenen Wangen,
als sie das Gesicht in die duftenden Rosen gedrückt und unwillkürlich
■sah sie sich um, den Spender zu entdecken. Kein Fremder war in
■der Nähe. Nur Graf Gradanin stand am Wagenschlag, um die leichte
Last hineinzuheben und sich ihr dann gegenüber zu setzen. In
diesem Augenblicke bewegten sich die Spitzenstores eines der Parterre-
fenster des Hotels so lebhaft, als wolle jemand sie beiseite schieben.
Doch alles blieb ruhig und der Wagen rollte im massigen Tempo fort.

-- [Nachdruck verboten.]

Einige Page später, als Sarolta zum erstenmale zum allgemeinen
„Dinner“ in den Speisesaal herabkam, fiel ihr auf, dass Marie besonders
um ihre Toilette bemüht war und sie endlich überredete, ein duftig weisses
Spitzenkleid anzulegen, das der zarten Farbe ihres Teints besonders
schmeichelte und sie mit ihrer nun so zart gewordenen Gestalt wie ein
ganz junges Mädchen erscheinen liess.

Gradanin hatte in einer geschützten Ecke für sie beide decken
lassen, unweit der nach dem Wintergarten geöffneten Thüren, wo ein
plätschernder Springbrunnen mit feuchtem Atem tropische Blumendüfte
und wohlthuende Kühlung in die geschlossenen Räume hineinwehte.

G. Schönleber-- „Heimat“. Bietigheim an der Enz.
 
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