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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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Mordhorst, Cárlos: Chilenische Schönheiten: Plauderein
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Unsere Bilder, [18]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0632

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296

MODERNE KUNST.

Aus der grossen Halle der Dresdener Internationalen Kunstausstellung: „Das Denkmal für die Toten“ von A. Bartholome.

Stelle erscheint. Von der Chilenin in ihrer Eigenschaft als Gattin und Mutter
ist nur Lobenswertes zu sagen.

In Chile, wie auch in den übrigen amerikanischen Freistaaten erstrecken sich
die Freiheiten des Photographen so weit, dass ihnen gestattet wird, die Bilder der
sich portraitierenden Damen zum Verkauf zu bringen. Viele Chileninnnen fühlen
sich geehrt und in ihrer Eitelkeit geschmeichelt, wenn sich recht viele Verehrer

bereit finden, ihr Bild zu kaufen. Ein belletristisches Wochenblatt mit dem viel
versprechenden Titel „Flores Chilenas“ (Chilenische Blumen) bringt in jeder seiner
Nummern als Titelblatt das Portrait einer oder mehrerer Damen von Rang und
Gesellschaft. Häufig knüpft sich eine poetische Widmung daran, die in Ausdrücken
heller Extase alle Reize und Tugenden der Schönen Revue passieren lässt. Nur
die „von vornehmer Familie“ haben Anspruch darauf, reproduziert zu werden.


er erste Einbruch der Pest in die ewige Stadt am Tiber ist
der düstere Vorwurf, den die Gestaltungskraft des in Rom lebenden
Malers A. Hirschl aus dem Inferno längst verklungener Leidenszeiten
in den Schaffenskreis der Kunst unserer Tage bannt. Die Pestverheerungen, die
Italien am Ende des Mittelalters zu erdulden hatte, haben in den Dichtern
Boccaccio und Manzoni unvergleichliche Schilderer gefunden und noch im letzten
Jahrhundert dem seherisch veranlagten Dänen Jacobsen grossartige und un-
heimliche Visionsbilder eingegeben. Von der ersten Pestseuche dagegen, die
Rom während der Gotenkriege im ■ sechsten Jahrhundert n. Chr. entvölkerte,
wissen wir wenig; der Künstler, der sich in jene Schreckenstage hineindenkt,
muss tief aus dem Born seiner inneren Anschauung schöpfen. Die Heereszüge
des oströmischen Kaisers Justinian hatten die Pest aus Nordarabien nach Europa
verschleppt, wo endlose kriegerische Verwüstungen und allgemeiner wirtschaft-
licher Niedergang ihr ebenfalls den günstigsten Nährboden bereiteten. Die Wissen-
schaft, welche diesen ersten grossen Siegeszug der Pest nach dem byzantinischen
Eroberer benennt, hat sich mit Recht an diejenige Persönlichkeit gehalten, die
für ihre Ausbreitung am meisten verantwortlich zu machen ist. Jahrelang dauerte
der „Kampf um Rom“, dessen wechselnde Phasen Felix Dahns bekannter Roman
so spannend behandelt. In dieser Zeit wurde die tausendjährige Stadt nicht
weniger als fünfmal erstürmt und wiederholt von Hunger und Seuchen heim-
gesucht. Ihre Einwohnerzahl sank von einigen Hunderttausend auf 30—40000.
Auf dem Hirschelschen Bilde wallt uns eine lange Prozession leidtragender
Frauen und Priester entgegen, die, Palmzweige und geweihte Kerzen in den

Händen, den Flimmel um Erbarmen und Rettung anflehen. An der Basilica
Julia und ihrem Porticus vorüber, dessen Stufen mit Toten und Sterbenden besät
sind, bewegt sich der traurige Zug über das einem Friedhof gleichende Forum
Romanum. Im Hintergründe erheben sich die gewaltigen Erinnerungszeichen
altrömischer Grösse: die Triumpfbögen des Tiberius und des Septimus Severus.
An den Sockeln, den Säulen und Standbildern der Imperatoren gewahren wir
bereits die Spuren barbarischer Verwüstungen. Ein niederdrückender Anblick
aus niedergehender Zeit. E. K.

(|>. von Goebelers schönes Bild „Ballade“, zeigt ein jugendliches Mädchen,
das, ganz versunken in die Welt der Töne, ein Lied auf ihrer Harfe erklingen
lässt; die ernste, oft tragische Stimmung des Balladengesanges ist vorzüglich in
dem Kunstwerke angedeutet, dessen Betrachtung nach Form und Inhalt einen
ungetrübten Genuss gewährt. Auf der diesjährigen Münchener Kunstausstellung
fand das Bild deshalb auch die verdiente Beachtung

friedlicher Abendstimmung giebt E. Stanton in seinem Bilde „Heim-
wärts“ eine eindrucksvolle künstlerische Veranschaulichung. Die leise durch
den Wald heranschleichende Dämmerung weht weiche, zarte Töne um Stamm
und Geäst und huscht über Ried und Wasserspiegel. Friedlich zieht die Herde
ihres Weges und das Gevögel fliegt dem Neste zu. A. v. R.
 
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