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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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Détschy, Serafine: Kreuzwege, [12]: Roman aus der Bühnenwelt
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Beetschen, Alfred: Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0356

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MODERNE KUNST.

165

„ jVj&veRBLWCHE.n."

R. Rother: Mauerblümchen.


Wange herab. Kein Schluchzen hob die gepresste
Brust, — doch dieser lautlose, stille Schmerz war
wie ein stummes Verbluten des Herzens.

Er gab sie auf! Jetzt — wo ein neues Leben
vor ihm lag! Er gab sie auf — eines andern Ge-
heimnisses wegen, mit dem er seinen Ueberdruss
verhüllte. — Mein Gott, — ein junger Mann! —
Sein Herz hatte wohl neue Blüten getrieben! Was
galt ihm da noch ihre „Kameradschaft“ — „Liebe in

Briefen“ — „Freundschaft“ aus der Ferne! — Das
Leben rief ihn. Konnte sie sich darüber wundern.
— Wusste sie es nicht lange wie es kommen würde?
Ein neues Leben wollte er sich bauen. Und daran
sollte sie nun nicht mehr teilnehmen dürfen — nicht
weiterleben — wie sich die Künstlerseele frei rang in
ihm, — wie er die Entwürfe verwirklichte, die bisher
nur in müssigen Momenten sein Denken bevölkert. —
Aus! — auch dieser letzte Traum! [Fortsetzung folgt.]

uar.

Von Alfred Beetschen.

2&ilberiöniges Geklingel! Jst's sin Schlitten-, ein [Narrenzug? Gleich-
X5 viel! €s klingelt — gting giliging! — und schiesst in lustigem
Lanze wirr durcheinander wie Schabernackgedanken in mutwilligen

krausköpfen.-karneva' der göttlichen plegeljahre, ich grüsse dich!

punter flilter wirbelt mit funkelnden Schneesternchen durch die Luft,
dass es stäubt und flimmert. Schulbubenstreiche, himmlische Wolken-
schiebereien und Kinderballscenen, fastnachtskrapfen und Öhrfeigen
wechseln mit einander wie Regen und Sonnenschein, per Schneemann
im Garten, den Cylindcr eines kaminkehrers auf dem knollig-drolligen
kauple, gleicht dem perrn Schulinspektor! pa — klatsch! — fliegt ihm
eine Schneekartoffel an die [Nase. [Nun gleicht er ihm — ein Stücklein
blieb daran hängen! — aber wirklich! Ijurra! Önd da kommen [Nach-
bars blondzopfige [Mädel gesprungen, die stramme Grete allen voran, und
tanzen „Ringelreihen“ um den denkmalstehenden Cylindermann und eia-
popeien dazu und lachen, dass die Spatzen mit Gezeter davonflattern.

)\ber meine Jugendliebe ist nicht unter den blökenden blonden
■Lämmern. Sie ist eine schwarze Wetterhexe, die jetzt mit ihren nuss-
braunen Schelmenaugen in einen Spiegel guckt und sich ihr [Maskenball-

[Nachdruck verboten.]

kleid zurecht zupft. J\uf ihren .Socken balanciert sie einen grossen weissen
^uckerstockhut mit einer Schelle amSpitz, und wenn sich daspersönchen
dreht, so läuten viele gelbe Glöcklein, die ihr auf den Jkchselbändern
und am Sammetsaum des roten Röckleins sitzen, Gehaut hat sie mich
auch schon, die plore, und ins Öhr gebissen auch, pas machen nur
die [Mädchen, die einen lieb und spitze schöne jvläusezähnchen haben.

peim Schlittschuhlaufen gaben wir uns den ersten kuss-
schlug gerade sieben, pei jedem Schlag schmatzten sich unsere
Lippen, zu dumm, sag' ich €uch! )\ber wenn ich erst gross bin
und einen Schnurrbart habe wie mein Önkel, dann — trallalla hui!
— dann werde ich auch jene schlanken blassen prauen küssen, die

mir soviel besser gefallen als die dumme kleine Gans!-

Glühend rot geht die Sonne hinter den pergen unter, per
letzte Schnee funkelt wie geschmolzenes Gold in den Lhalmulden.
purpurn färben sich die Wangen des purschen, dessen plore, die
dumme Gans mit den weissen [Mausezähnchen, soeben hinter dem
stachlichen peckenzaun hervorlacht . . .

Warum nur gerade der pebruar bloss 28 Lage zählen muss!

MM




XV. 42.
 
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