Die Amateur-Photographie in der
deutschen Kaiserfamilie.
Die deutsche Kaiserin photographiert schon seit
mehr als drei Jahren; Ottomar Anschütz wurde berufen,
die hohe Frau zu unterrichten, er ist auch jetzt noch
der Berater in photographischen Angelegenheiten. Die
Kaiserin bedient sich der photographischen Camera
hauptsächlich zum Festhalten
der Vorgänge in der Kaiser-
lichen Familie und auf Rei-
sen; die Bilder werden nach
Jahrgängen eingebunden.
Das photographische Tage-
buch der Kaiserin umfasst
bereits 1200 Bilder. Ab-
geschlossene Bilder-Serien
werden eingerahmt und fin-
den ihren Platz in den Salon-
wagen des Kaiserlichen
Hofzuges, auf S. M. Yacht
„Hohenzollern“ und in den
Königlichen Schlössern; ein-
zelne Bilder finden vielfach
Verwendung als Geschenke.
Die Kaiserin, obwohl mit
den photographischen Ar-
beiten vertraut, kann sich
mit deren Ausübung nicht
befassen, da ihre hohe Stel-
lung ihre Zeit zu sehr in An-
spruch nimmt. Die Fertig-
stellung der Arbeiten ist
Herrn Anschütz übertragen.
In der Frühe gelangen mit-
telst Hofkuriers die expo-
nierten Platten an und abends
gehen bereits die fertigen
Abzüge ab.
Die Kaiserin arbeitet mit
einer Anschütz-Handcamera
und nur auf Platten 9/12, die
eine solche Schärfe zeigen,
dass sich darnach Ver-
grösserungen bis zu an-
sehnlichen Dimensionen her-
steilen lassen; unsere Abbil-
dung zeigt mehrere derselben. Das Bild in der Mitte
stellt die Kaiserlichen Kinder zu Pferde dar, rechts
und links davon befinden sich
Genrebildchen des Prinzen
Joachim und der Prinzessin
Victoria Luise, das erste und
letzte Bild in der Reihe zeigt
den Kaiser während der Reise
nach Palästina an Bord der
„Hohenzollern“. Die drei Ta-
bleaux enthalten Auszüge aus
dem Tagebuche und sind von
allergrösstem Interesse. Sie
zeigen durchweg eine schöne
Technik und Sicherheit im Er-
fassen des Momentes. Sie
reichen bis Juni dieses Jahres,
zu welcher Zeit die hohe Ama-
teurin in Wilhelmshaven die
nach China abgehenden Schiffe
im Bilde festgehalten hat.
Die zu beiden Seiten neben
der Ausstellung der Kaiserin
befindlichen Bilder, die Kaiser-
liche Familie und historische
Begebenheiten darstellend, sind
Arbeiten von Ottomar Anschütz.
Erwähnt sei noch, dass die
Kaiserin von der Palästinafahrt
150 Bilder heimbrachte, welche
die hohe Frau ihrem Kaiser-
lichen Gemahl als Weihnachts-
geschenk gewidmet hat. Die
Bilder sind auf unvergänglichem
Platinpapier hergestellt und mit
eigenhändigen Unterschriften
versehen, wodurch dieses Werk
einen besonderen historischen
Wert erhält.
Auch die Prinzen widmen
sich der Photographie, der Kron-
prinz schon seit Jahren, seit
kurzem auch Prinz Eitel Fritz.
Die Kaiserin misst der Photo-
hause vereinigt waren. Dieselbe stand unter dem Pro-
tektorate Ihrer Majestät und die hohe Frau hatte auch
einen kostbaren Ehrenpreis in Gestalt einer prachtvollen
Porzellanschale aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur
in Berlin gestiftet. Eine Reihe von ersten Namen des
In- und Auslandes war dazu gewonnen worden, eine kleine
Auswahl ihrer besten Arbeiten aus den letzten Jahren
auszustellen, lediglich zu dem Zwecke, die Leistungsfähig-
keit der modernen Photographie unter dem künstle-
rischen Gesichtspunkte nach
den verschiedensten Rich-
tungen hin zur Anschauung
zu bringen. Wer noch nicht
überzeugt ist, dass die Photo-
graphie schon heute auf
einem künstlerischen Stand-
punkt angekommen ist, der
konnte sich auf dieser Aus-
stellung davon überzeugen.
Es waren Porträts und Ko-
pien alter Meisterwerke vor-
handen, die in ihrer Wir-
kung den von Künstlerhand
ausgeführten fast vollkom-
men gleichwertig sind. —ts.
Der Prinzregent von Bayern
beim Dachsschliefen,
Die Jagd auf den Dachs
weicht von den anderen
Jagdarten ab. Denn wir
wissen, dass er den Winter
meist im Halbschlafe ver-
bringt, und seinen Bau nur
bei wärmerem Wetter ver-
lässt, um sich zu sonnen.
Sonst bleibt er zumeist in
seinem „Bau“, der unter-
irdisch ist, meistens vier bis
acht Eingänge und Flucht-
röhren hat, und im Innern
ein gut gepolstertes Gemach,
das man auch „Kessel“
nennt. Er verlässt seinen
Bau meistens nur des Nachts,
und sucht sich hier seine
Nahrung, die aus Insekten, Fröschen, Früchten, Wurzeln,
Vogeleiern und Rebhühnern und aus Kaninchen besteht.
Der Dachs, welcher über ganz
Mittel-Europa und einen grossen
Teil von Asien verbreitet ist,
wurde früher seiner plumpen
und gedrungenen Form wegen,
sowie auch wegen des Auf-
tretens mit den ganzen Sohlen,
zu den Bären gerechnet, man
muss ihn jedoch dem Gebiss
nach in die Reihe der Marder
stellen, obgleich er sich von
diesen durch sein mürrisches
Wesen, durch seine Trägheit,
durch sein „Höhlenleben“ und
die Vorliebe für Pflanzenkost
unterscheidet.
Die Bissigkeit des Dachses
ist besonders bekannt; jung ge-
fangen, ist er jedoch leicht zu
zähmen. Man jagt ihn oft im
Sommer in mondhellen Nächten,
stellt ihm Fallen oder befestigt
Netze an den Eingang seiner
Höhle.
Hauptsächlich wird er je-
doch mit Hilfe von Dachshunden
aus seinem Bau „gegraben“ oder
wie man in Bayern sagt „ge-
schlieft“. Die Dachshunde fol-
gen ihm in den Bau, „verbellen“
ihn in dem Kessel, in welchem
er sich zur Wehr setzt, und
zeigen auf diese Weise den Ort
an, wo man graben muss.
Dies wird auf unserem Bilde
dargestellt, welches ein Dachs-
graben oder Dachsschliefen bei
der Fasanerie Plartmannshofen
in der Nähe von München zeigt,
in Gegenwart des Prinzregenten
Luitpold, der als grosser „Nim-
rod“ bekannt ist.
graphie einen grösseren erzieherischen Einfluss bei, da
sie bei der Jugend wie nichts anderes den Blick für
die Natur schärft. Die Prinzen führen alle Arbeiten
selbst aus, der Kronprinz ist auch im Vergrössern geübt.
Was die Photographie der Familie sein kann, welcher
geschichtliche Wert ihr innewohnt, wird durch nichts
deutlicher gezeigt als durch die Arbeiten der Kaiserin.
Die nebenstehende Abbildung lässt die grosse Tafel
deutlich erkennen, auf welcher die Photographien Ihrer
Die Aufnahmen der deutschen Kaiserin auf der Photographie-Ausstellung zu Berlin.
Majestät während der diesjährigen Ausstellung des
Deutschen Photographen-Vereins im Berliner Künstler-
XV. 2. B. 1.
Der Prinzregent von Bayern beim Dachsschliefen.
Moment-Aufnahme von C. Uebelacker, Kgl. Rechnungsrat, München.
deutschen Kaiserfamilie.
Die deutsche Kaiserin photographiert schon seit
mehr als drei Jahren; Ottomar Anschütz wurde berufen,
die hohe Frau zu unterrichten, er ist auch jetzt noch
der Berater in photographischen Angelegenheiten. Die
Kaiserin bedient sich der photographischen Camera
hauptsächlich zum Festhalten
der Vorgänge in der Kaiser-
lichen Familie und auf Rei-
sen; die Bilder werden nach
Jahrgängen eingebunden.
Das photographische Tage-
buch der Kaiserin umfasst
bereits 1200 Bilder. Ab-
geschlossene Bilder-Serien
werden eingerahmt und fin-
den ihren Platz in den Salon-
wagen des Kaiserlichen
Hofzuges, auf S. M. Yacht
„Hohenzollern“ und in den
Königlichen Schlössern; ein-
zelne Bilder finden vielfach
Verwendung als Geschenke.
Die Kaiserin, obwohl mit
den photographischen Ar-
beiten vertraut, kann sich
mit deren Ausübung nicht
befassen, da ihre hohe Stel-
lung ihre Zeit zu sehr in An-
spruch nimmt. Die Fertig-
stellung der Arbeiten ist
Herrn Anschütz übertragen.
In der Frühe gelangen mit-
telst Hofkuriers die expo-
nierten Platten an und abends
gehen bereits die fertigen
Abzüge ab.
Die Kaiserin arbeitet mit
einer Anschütz-Handcamera
und nur auf Platten 9/12, die
eine solche Schärfe zeigen,
dass sich darnach Ver-
grösserungen bis zu an-
sehnlichen Dimensionen her-
steilen lassen; unsere Abbil-
dung zeigt mehrere derselben. Das Bild in der Mitte
stellt die Kaiserlichen Kinder zu Pferde dar, rechts
und links davon befinden sich
Genrebildchen des Prinzen
Joachim und der Prinzessin
Victoria Luise, das erste und
letzte Bild in der Reihe zeigt
den Kaiser während der Reise
nach Palästina an Bord der
„Hohenzollern“. Die drei Ta-
bleaux enthalten Auszüge aus
dem Tagebuche und sind von
allergrösstem Interesse. Sie
zeigen durchweg eine schöne
Technik und Sicherheit im Er-
fassen des Momentes. Sie
reichen bis Juni dieses Jahres,
zu welcher Zeit die hohe Ama-
teurin in Wilhelmshaven die
nach China abgehenden Schiffe
im Bilde festgehalten hat.
Die zu beiden Seiten neben
der Ausstellung der Kaiserin
befindlichen Bilder, die Kaiser-
liche Familie und historische
Begebenheiten darstellend, sind
Arbeiten von Ottomar Anschütz.
Erwähnt sei noch, dass die
Kaiserin von der Palästinafahrt
150 Bilder heimbrachte, welche
die hohe Frau ihrem Kaiser-
lichen Gemahl als Weihnachts-
geschenk gewidmet hat. Die
Bilder sind auf unvergänglichem
Platinpapier hergestellt und mit
eigenhändigen Unterschriften
versehen, wodurch dieses Werk
einen besonderen historischen
Wert erhält.
Auch die Prinzen widmen
sich der Photographie, der Kron-
prinz schon seit Jahren, seit
kurzem auch Prinz Eitel Fritz.
Die Kaiserin misst der Photo-
hause vereinigt waren. Dieselbe stand unter dem Pro-
tektorate Ihrer Majestät und die hohe Frau hatte auch
einen kostbaren Ehrenpreis in Gestalt einer prachtvollen
Porzellanschale aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur
in Berlin gestiftet. Eine Reihe von ersten Namen des
In- und Auslandes war dazu gewonnen worden, eine kleine
Auswahl ihrer besten Arbeiten aus den letzten Jahren
auszustellen, lediglich zu dem Zwecke, die Leistungsfähig-
keit der modernen Photographie unter dem künstle-
rischen Gesichtspunkte nach
den verschiedensten Rich-
tungen hin zur Anschauung
zu bringen. Wer noch nicht
überzeugt ist, dass die Photo-
graphie schon heute auf
einem künstlerischen Stand-
punkt angekommen ist, der
konnte sich auf dieser Aus-
stellung davon überzeugen.
Es waren Porträts und Ko-
pien alter Meisterwerke vor-
handen, die in ihrer Wir-
kung den von Künstlerhand
ausgeführten fast vollkom-
men gleichwertig sind. —ts.
Der Prinzregent von Bayern
beim Dachsschliefen,
Die Jagd auf den Dachs
weicht von den anderen
Jagdarten ab. Denn wir
wissen, dass er den Winter
meist im Halbschlafe ver-
bringt, und seinen Bau nur
bei wärmerem Wetter ver-
lässt, um sich zu sonnen.
Sonst bleibt er zumeist in
seinem „Bau“, der unter-
irdisch ist, meistens vier bis
acht Eingänge und Flucht-
röhren hat, und im Innern
ein gut gepolstertes Gemach,
das man auch „Kessel“
nennt. Er verlässt seinen
Bau meistens nur des Nachts,
und sucht sich hier seine
Nahrung, die aus Insekten, Fröschen, Früchten, Wurzeln,
Vogeleiern und Rebhühnern und aus Kaninchen besteht.
Der Dachs, welcher über ganz
Mittel-Europa und einen grossen
Teil von Asien verbreitet ist,
wurde früher seiner plumpen
und gedrungenen Form wegen,
sowie auch wegen des Auf-
tretens mit den ganzen Sohlen,
zu den Bären gerechnet, man
muss ihn jedoch dem Gebiss
nach in die Reihe der Marder
stellen, obgleich er sich von
diesen durch sein mürrisches
Wesen, durch seine Trägheit,
durch sein „Höhlenleben“ und
die Vorliebe für Pflanzenkost
unterscheidet.
Die Bissigkeit des Dachses
ist besonders bekannt; jung ge-
fangen, ist er jedoch leicht zu
zähmen. Man jagt ihn oft im
Sommer in mondhellen Nächten,
stellt ihm Fallen oder befestigt
Netze an den Eingang seiner
Höhle.
Hauptsächlich wird er je-
doch mit Hilfe von Dachshunden
aus seinem Bau „gegraben“ oder
wie man in Bayern sagt „ge-
schlieft“. Die Dachshunde fol-
gen ihm in den Bau, „verbellen“
ihn in dem Kessel, in welchem
er sich zur Wehr setzt, und
zeigen auf diese Weise den Ort
an, wo man graben muss.
Dies wird auf unserem Bilde
dargestellt, welches ein Dachs-
graben oder Dachsschliefen bei
der Fasanerie Plartmannshofen
in der Nähe von München zeigt,
in Gegenwart des Prinzregenten
Luitpold, der als grosser „Nim-
rod“ bekannt ist.
graphie einen grösseren erzieherischen Einfluss bei, da
sie bei der Jugend wie nichts anderes den Blick für
die Natur schärft. Die Prinzen führen alle Arbeiten
selbst aus, der Kronprinz ist auch im Vergrössern geübt.
Was die Photographie der Familie sein kann, welcher
geschichtliche Wert ihr innewohnt, wird durch nichts
deutlicher gezeigt als durch die Arbeiten der Kaiserin.
Die nebenstehende Abbildung lässt die grosse Tafel
deutlich erkennen, auf welcher die Photographien Ihrer
Die Aufnahmen der deutschen Kaiserin auf der Photographie-Ausstellung zu Berlin.
Majestät während der diesjährigen Ausstellung des
Deutschen Photographen-Vereins im Berliner Künstler-
XV. 2. B. 1.
Der Prinzregent von Bayern beim Dachsschliefen.
Moment-Aufnahme von C. Uebelacker, Kgl. Rechnungsrat, München.