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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.

Jahre 1862 entstandenen Buch. „Ueber den heutigen
gesellschaftlichen Tanz“ heisst es: „Die neueren Tänze,
wie Rheinische Polka, Varsovienne, Sicilienne und
Imperiale sind jedenfalls der Beachtung wert, da sie
einen Rhythmus enthalten, wie er seit vielen Jahren
nicht da gewesen ist.“ — Von diesen vier der Beach-
tung werten Tänzen sind heute drei bereits nicht mehr
am Leben, und wer die ausserordentliche Wankelmütig-
keit der Göttin Mode kennt, wird auch keineswegs auf
den ewigen Bestand des Ensembles unserer heutigen
gesellschaftlichen Tänze schwören. Die Zeit ist schnell-
lebig, und während noch unsere Urgrossväter an der
Zierlichkeit der Menuett, dieser „Königin aller Tänze“,
ihr Vergnügen fanden, während sie feierlich und mit
gewissenhaftem Schritt im langsamen Walzer sich
drehten, tragen wir, die Kinder der Zeit des Dampfes
und der Elektricität, das Tempo, in welchem wir unser
Leben führen, auch in den Tanz hinein.

Wer schärfer zusieht, wird unzweifelhaft eine immer
steigende Bevorzugung des Rundtanzes auf Kosten des
Tourentanzes konstatieren können, und fast hat es den
Anschein, als ob die altehrwürdige Polonaise, mit
welcher seit etwa siebzig Jahren alle Bälle eröffnet
wurden, auf dem Aussterbeetat stehe. Dass heute auch
die eigentlichen Tourentänze in ihrer Ausführung aufs
unglaublichste vernachlässigt werden, dass thatsächlich
keine Contredanse und keine Quadrille mehr im rechten

Takt getanzt wird, ist eine nicht anzufechtende Tliat-
sache. Wer weiss, ob nicht der Polonaise in fünfzig
Jahren der Konter und die Quadrille auf dem Busse
nachgefolgt sind, und dem Rundtanz das Feld über-
lassen haben werden? Es ist bezeichnend, dass alle
neuen Erscheinungen auf dem Gebiete des gesell-
schaftlichen Tanzes zu den Rundtänzen gehören, und
dass selbst ein Teil früherer Tourentänze in Kombina-
tion mit Rundtänzen auftreten. Man denke an die
Washington - Post und den heut so beliebten Menuett-
walzer.

Die heutigen Tourentänze haben ihre Vorläufer in
den bis in die Mitte unseres Jahrhunderts gebräuch-
lichen Kolonnen tänzen, zu welchen vor allem die
Ecossaise, die Anglaise und die Frangaise zählen. Diese
drei Tänze sind so eng mit einander verwandt, dass sie
häufig verwechselt werden. Sie sind ungeachtet ihrer
Namen sämtlich französischen Ursprungs, von französi-
schen Tanzmeistern ersonnen. Gemeinsam ist ihnen allen
die Visavisstellung, teilweise der Paare, teilweise der
Geschlechter. Als gelegentliche Specialtour der Polo-
naise lebt die Ecossaise wohl auch heute noch auf. Das
oberste Paar muss sich die lange Reihe der Gegen-
überstehenden in allerlei gefährlichen Evolutionen, wie
Schubkarrentour, Triumphpfortentour hinabquälen, bis
es endlich atemlos am Ende der Reihe ankommt.

Man wird zunächst annehmen, dass die Polonaise,

worauf ja auch der Name hinweist, ein polnischer
Volkstanz sei. Dem ist nicht so. Die zwei polnischen
Volkstänze, welche wir kennen, der im russischen Polen
heimische Mazur und der in Galizien gebräuchliche
Krakowiak, sind ihrem Wesen und ihrem Rhythmus
nach grundverschieden von der Polonaise, welche die
Polen selbst lange Zeit verachteten und mit dem Namen
der Deutsch-Polonaise belegten.

Die Form des paarweise geschrittenen Tanzes ist
begreiflicherweise uralt. Sie ist eigentlich vom frühe-
sten Mittelalter an im Gegensatz zu den lebhafteren
Springtänzen der ländlichen Bevölkerung die Tanzform
der besseren Gesellschaft, und zwar nicht nur in Deutsch-
land. Die „Hoftänze“ der höfisch - ritterlichen Gesell-
schaft, die Tänze der patrizischen Geschlechter in den
freien Reichstädten des Mittelalters, die alten Branles
der Franzosen sind allem Anschein nach nichts anderes
als polonaisenartige Schreittänze.

In ihrer heutigen Form tritt die Polonaise zu Be-
ginn des achtzehnten Jahrhunderts hervor. Da in
Frankreich nirgends im sechzehnten und siebzehnten
Jahrhundert der Polonaise als eines Gesellschaftstanzes
Erwähnung gethan wird, bleibt uns nur Deutschland
als ihre Heimat. Wir finden sie zuerst in Sachsen, wo
schon 1725- Sebastian Bach Polonaisen komponierte.
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Polonaise am
Hofe der sächsischen Kurfürsten, am Hofe Augusts des

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