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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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Unsere Bilder, [5]
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XXIV

MODERNE KUNST.

singt. Auch der Prinz
Georg von Griechen-
land, der in der letzten
Zeit so oft genannt wor-
den ist, hat auf dem
kleinen Wagen Platz ge-
nommen. Das interessante
Bildchen ist im Garten
des Schlosses Fredens-
borg aufgenommen, das
bekanntlich die präch-
tige Herbstresidenz der
dänischen Königsfamilie
ist. Das zweite Bild
zeigt die Prinzessin
Karl von Dänemark,
die eine Tochter des
Prinzen von Wales ist,
mit ihren Kousinen im
Ponygespann. Das dritte
Bild, ebenfalls von hohem
Interesse, veranschaulicht
die Verabschiedung der
Kaiserin von Russ-
land von der Prinzessin
Karl von Dänemark; Ungarische Kunst auf der

auch das letztere Bild ist in der dänischen Residenz aufgenommen worden.

Nikolaus Köllö. Am 17. September d. J. endete der zu grossen Hoff-
nungen berechtigte ungarische Bildhauer Köllö durch Selbstmord. Er war ein
Schüler Knabls in München. Im Atelier Georg Zalas in Budapest fand er zuerst
Gelegenheit, monumentale Werke zu modellieren. Das Petöfi-Denkmal für
Szegesvär war sein erstes selbständiges monumentales Werk. Er widmete sein
ganzes Können der Aufgabe, den Dichter dort zu verherrlichen, wo er als Held
gefallen. Dennoch ist sein zweites Monument, das Kossuthdenkmal in Maros-
väsärhely eine vollkommenere Leistung. Er führte noch einige historische Gruppen
für den neuen Parlamentspalast in Budapest aus und arbeitete zuletzt an einigen
jener kleinen Denkmäler, die der König als Geschenk für seine ungarische Haupt-
stadt bestimmt hat. Sein nach grossen Gestaltungen ringender Geist fühlte sich
von all diesen Aufgaben nicht befriedigt; er suchte und fand sein Glück im Kreise
seiner Familie. Als ihm aber eine verheerende Krankheit seine drei Kinder
gleichzeitig entriss, erfasste ihn eine tiefe Schwermut, gegen welche die Zärt-
lichkeit seiner Gattin vergebens ankämpfte; er fand im Tode Erlösung. M. H.

Ungarische Kunst auf der Pariser Weltausstellung. „König und
Papst!“ Wir sehen
in geschmackvol-
lem Arrangement
die Bilder eines
weltlichen und eines
kirchlichen Herr-
schers, deren hohe
Tugenden auch je-
dem Republikaner
Hochachtung ein-
flössen. Der König
Ungarns, Kaiser
Franz Josef, ist von
Julius Benczur
gemalt, das jüngste
Bild Papst Leo XIII.

von Philipp
Läszlö. Neben den
beiden Gemälden
erheben sich Georg
Zalas Büsten des
Königs von Ungarn
und weiland der
Königin (Kaiserin
Elisabeth).— Neben
dieser Büste sehen
wir die Tochter
des Malers Karl
Lotz, von diesem
hervorragenden
Künstler ausge-
führt. Als letztes
daneben ein Ben-
czursehes Porträt:

Photographie von Erdelyi, Budapest.

Dr. Lorenz von Schlauch,
Kardinal-Erzbischof von
Grosswardein. An dem
anderen Ende unserer
Illustration fällt das reich-
bewegte Gemälde Lud-
wig Marks „Geister“ auf.
Ein moderner Don Juan
sieht seine Opfer in ver-
führerischen Gestalten
vorüberziehen. Ein wüster
Haschischtraum, der dem
Künstler Gelegenheit
bietet, sein Talent voll zu
entfalten. Als Kontrast
sehen wir darüber von
Emerich Knopp ein
Muttergottesbild, das an
italienische Meister der
Renaissance gemahnt.
Der in gleicher Höhe sicht-
bare, trefflich gemalte Akt
ist von Ludwig Ebner
ausgeführt. Nach seinem
grossen Bilde „Die Ein-
nahme Ofens unter Karl

Pariser Weltausstellung,
von Lothringen“ müssen wir dieser Ecke wohl den Namen des Meisters
Julius Benczur geben. Das besonders durch sein herrliches Kolorit wirkende
historische Gemälde malte Benczur im Aufträge der Stadt Budapest. Es stellt
den Moment dar, wo der Sieger vor der Leiche des letzten Pascha von
Ofen, Abdurrahman, sein Pferd anhält. In den Stolz des Siegers mischt
sich das Gefühl der Sympathie für den gefallenen Helden. Bekanntlich
war dieser greise Pascha ein Schweizer, dessen Geschichte Heinrich Zschokke
in einer seiner schönsten Novellen erzählt hat. Das Benczurscbe Historien-
bild zeigt eine Reihe zeitgenössischer Porträts, namentlich deutscher Fürsten,
die an der Belagerung Ofens mit Hilfstruppen teilnahmen. Julius Benczur
ist Direktor der staatlichen Maler-Meisterschule in Budapest; neben seinen
Bildern befinden sich viele gelungene Werke seiner Schüler. Unter
dem Bilde des Meisters sehen wir eines von Adolf Fünyes aus dessen
Gemälde-Serie „Das Leben der armen Leute“. Der junge Künstler hat
in Paris verdientes Aufsehen erregt. An der anderen Wand fällt uns ganz
unten ein bizarres Damenporträt von B. Karlowsky auf. Karlowsky hat
seine Ausbildung in Paris genossen und hatte auf der letzten Budapester
Exposition mit einem „Lanzknechte“ grossen Erfolg. Das fein gemalte Bild-
chen erinnert an Meissonnier. Von den erwähnten Malern wurde mit der

grössten Auszeich-
nung , dem Grand
Prix, Benczur be-
dacht. Läszlö be-
kam die goldene,
Karlowsky und
Mark silberne Me-
daillen, Fdnyes die
Bronzemedaille
und Ebner das
Anererkennungs-
djplom. Der Bild-
hauer Georg Zala
wurde mit der gol-
denen Medaille aus-
gezeichnet. Dass
Karl Lotz, dessen
herrliche Fresken
das Königliche
Opernhaus und
andere Prachtbau-
ten in Budapest
schmücken, mit
keiner Auszeich-
nung bedacht
wurde, mag man-
chem nachstreben-
den Künstler als
Lehre dienen, dass
zuweilen auch das
grösste Verdienst
nicht die gebüh-
rende Würdigung
findet. M. Hecht.

Ungarische Kunst auf der Pariser Weltausstellung.

Photographie von Erdelyi, Budapest. ,
 
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