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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0292

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An unsere Leser!


Wie bisher erscheint in diesem Jahre zur Frühlingszeit als Extra-Ausgabe die bereits in Vorbereitung begriffene

früblingö-JNummer der „JVTodernen Kunst“.

Nach trüber Winterszeit soll sie das Erwachen der Natur zu frischem, frohem Leben, zu Knospentrieb und Blütenzauber in Text und Bild
in glanzvoller Weise feiern. Die Farbe, als vornehmstes Ausdrucksmittel für gehobene Stimmung, soll ihre belebende Kraft im vollsten Maasse
beweisen. Den Reiz dieser Nummer werden daher

• zahlreiche farbige Kunstblätter —

bilden, welche in Bezug auf Treue der Wiedergabe hervorragender Kunstwerke vollendete Prachtleistungen sind und dem Höchsten beigerechnet
werden müssen, was auf dem Gebiete des Farbendruckes bisher erreicht worden ist.

Eine Fülle ausgezeichneter Text-Illustrationen und Kunstbeilagen nach Originalen erster Meister wird im Verein mit geistvollen und fesselnden
Schilderungen aus der Feder erster Autoren aufs neue beweisen, dass die „Moderne Kunst“ das Leben unserer Tage in seinen verschiedenen
Erscheinungsformen mit vornehmstem Geschmack wiederspiegelt.

Wir liefern die

Frühlings-Nummer der „Modernen Kunst“ den Abonnenten zum Vorzugspreise von 1,20 Mark,

während der Preis im Einzelverkauf 2 Mark beträgt. Allen Abonnenten wird dieselbe unverlangt von ihrer bisherigen Bezugsquelle geliefert.
BERLIN W. 57 * LEIPZIG * STUTTGART * WIEN. Redaktion und Verlag von „Moderne Kunst“.

Karl Alexander von Weimar f.

Karl Alexander
von Weimar f.

Kurz nach
Beginn des
neuen Jahres
ist im 82. Le-
bensjahre
Karl Alex-
ander, Gross-
herzog von
Sachsen-Wei-
mar-Eisenach,
verstorben; er
war der älteste
der deutschen
regierenden
Fürsten. Seine
Kinderzeit am
Hofe zu Wei-
mar wurde
vom Glanze
Goethes be-
strahlt, der

auch den jungen Prinzen noch auf den Knien geschaukelt
hat. Karl Alexanders Eltern waren der Grossherzog
Karl Friedrich und die Grossherzogin Maria Paulowna,
eine russische Grossfürstin. Seiner Taufe wohnten
Goethe und Frau von Stein bei. Bereits im Alter von
13 Jahren trat er als Musketier in das damalige Gross-
herzoglich-sächsische Kontingent, am 21. De-
zember 1839 in das preussische Heer ein, er
wurde zum Rittmeister ä la suite der Armee
ernannt und dem ersten Kürassier-Regiment zu-
erteilt. Aus dem dänischen Feldzug im Jahre 1849,
in dem er als Generalmajor an dem Gefecht
von Vief teilgenommen hatte, kehrte er als
Generalleutnant zurück. Im französischen Kriege
wohnte er den Schlachten von Gravelotte, Beau-
mont und Sedan, sowie dem Ausfall vom Mont
Valerien nach Marly bei. Zum Generalobersten
mit dem Range eines Feldrnarschalls wurde
Karl Alexander fünfzig Jahre nach seinem Ein-
tritt in die Armee durch Kaiser Wilhelm II.
ernannt. Bis ins hohe Alter hat der verstorbene
Fürst ein ausserordentlich glückliches Familien-
leben geführt. Als Knabe und Jüngling wurde
er von der liebenden Sorge der Eltern behütet;
dem Manne widmete mehr als 50 Jahre die
Gattin, geborene Sophie der Niederlande, ihre
treue Liebe. 1892 feierte er mit ihr die goldene
Hochzeit, 1897 starb sie. Der schwerste Schlag
traf ihn im Jahre 1894, als ihm der Tod den
einzigen Sohn und Thronerben Karl August, der
im fünfzigsten Lebensjahre stand, raubte. Karl
Alexander war ein Fürst, der stets für die Kunst
Interesse übrig hatte, wie er auch wissenschaft-
liche Bestrebungen thatkräftig unterstützte. Die
Neuerstehung der Wartburg ist auf seine An-

regung zurückzuführen. Noch vor wenigen Wochen
wurde in Weimar das Lohengrin-Jubiläum gefeiert, das
die Verdienste des Weimarer Hofes um die Kunst
Richard Wagners aufs neue in aller Gedächtnis rief.
Namhafte Künstler und aufstrebende Talente fanden in
Weimar stets freundliche Aufnahme. Der Grossherzog
war Protektor der Shakespearegesellschaft, der Goethe-
gesellschaft, der deutschen Schillerstiftung, des deutschen
Musikvereins und Rektor Magnificus der Universität
Jena. Seit dem Jahre 1838 war er Ritter des Schwarzen
Adlerordens. Dem Schöpfer der deutschen Einheit, dem
Fürsten Bismarck, brachte er die grösste Sympathie
entgegen; er pflegte zu sagen, dass Bismarck doen auch
„sein Reichskanzler“ sei. Auch nach Bismarcks Ent-
lassung änderte der Fürst diese Neigung nicht und gab
ihr auch gelegentlich Ausdruck. Noch im Juli 1897
stattete er dem Fürsten Bismarck einen Besuch in
Friedrichsruh ab. So ist mit Karl Alexander ein Fürst
zu Grabe getragen worden, der mit dem künstlerischen,
politischen und militärischen Leben Deutschlands auf
das engste verknüpft war.

Grossherzog Wilhelm Ernst,

der nuumehrige Landesherr von Sachsen-Weimar-Eise-
nach steht im 25. Lebensjahre. Er wurde am 10. Juni
1876 als Sohn des verstorbenen Erbgrossherzogs Karl
August geboren; sein um zwei Jahre jüngerer Bruder
Bernhard Heinrich, der als Leutnant im 3. Garde-Ulanen-
Regiment diente, ist am 1. Oktober vorigen lahres

in Eisenach
gestorben.

Der Gross-
herzog steht
als Ober-
leutnant
ä la suite des
1. Garde-Re-
giments zu
Fuss, des
5. thüringi-
schen Infan-
terie-Regi-
ments Nr. 94
Grossherzog
von Sachsen,
des sächsi-
schen Kara-
binier - Regi-
ments und
des russi-
schen Dra-
goner Regi-
ments In-
germanland Wilhelm Ernst,

Ni- 30. Grossherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Kabylenknaben als Musiker.

In dem Bestreben, die wilden und halbwilden Stämme
der Provinz Algier dem Einflüsse der Kultur zugänglich zu
machen, lassen es sich die Franzosen u. a. ange-
legen sein, geregelten Schulunterricht einzuführen,
und es sind da auch schon recht befriedigende
Erfolge zu verzeichnen. In eigenartiger Weise hat
einer der französischen Lehrer, ein gewisser Janin,
in Verbindung mit seinerGattin verstanden, die bei
den Wüsten öhnen gegen den Schulzwang be-
stehende Abneigung zu besiegen, indem er näm-
lich die ihm mit bald mehr, bald minder Zwang
zugeführten Knaben der Beni-Djennad im Di-
strikte Haut-Sebaou in Aghrib in Gesang und
später auch in Musik unterrichtete. Janin, selbst
ein sehr begabter Musiker, liess sich keine Mühe
verdriessen, seine Schutzbefohlenen, die sämtlich
gutes Gehör besitzen, auch in der Notenkenntnis
zu unterweisen; es gelang ihm, die maassgeben-
den Kreise der Kolonialverwaltung für sein Pro-
jekt zu interessieren; die Gelder zur Anschaffung
der nötigen Instrumente kamen zusammen, diese
wurden aus Paris bezogen, und schon 6 Wochen
nach ihrem Eintreffen konnte ihr Lehrmeister
mit vierzig seiner Zöglinge im Alter von 7 bis
13 Jahren nicht weniger als acht Musikstücke
öffentlich vortragen. Er selbst verdoppelte nach
diesem vielversprechenden Anfänge seinen Eifer;
den kleinen, braunen Kerlchen machte die Sache
offenbar ebenfalls viel Vergnügen; sie lernten
fleissig, übten einzeln oder in Gruppen an ent-
legenen Orten, und nunmehr haben sie es soweit

Kabylenknaben als Musiker.
 
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