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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0311

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einzelne Blätter desselben an
solche Personen, die sich in
den Besitz dieses künstlerisch
wie historisch wertvollen
Gedenkblattes setzen oder
dasselbe zur Erinnerung an
den Festtag anderen widmen
wollen, gegen vorherige Ein-
sendung von 50 Pfg. per Blatt
portofrei in Rolle verpackt
zu versenden. Zieht man in
Betracht, dass das Gedenk-
blatt in einer Bildgrösse von
31X41 cm auf einem Karton
von 48 cm Breite und 63 cm
Höhe gedruckt ist, so muss
man unbedingt zugeben, dass
der angegebene Preis bei der
künstlerisch wie technisch
vollendeten Ausführung ein
sehr geringer ist. Der hohe
Ehrentag der preussischen
Monarchie und ihres Herr-
scherhauses erhält in diesem
Gedenkblatte eine würdige
Festgabe.

E. Doepler d. J.: Gedenkblatt zur Feier des 200 jährigen Bestehens der preussischen

Königswürde.

Bin Gedenkblatt

zum 18. Januar 1901 , dem Tage, an welchem das
preussische Königtum sein 200jähriges Bestehen feierte,
ist auf Veranlassung Sr. Majestät des Kaisers
von Herrn Prof. E. Doepler d. J. hergestellt worden,
von dem wir obenstehend eine Abbildung veröffent-
lichen. Von dem von Purpur und Hermelin umhüllten
Hintergründe heben sich zu beiden Seiten die allegori-
schen Figuren der Gerechtigkeit und der Kriegskunst
plastisch ab, die mit erhobenen Armen die Königskrone
über zw*ei die Mitte des Bildes einnehmende Medaillons
emporhalten, von denen das eine den Begründer des
preussischen Königtumes, Friedrich I., das andere den
jetzt regierenden König Wilhelm II. darstellt. Das orange-
farbige Band des Schwarzen Adler-Ordens mit
dem achtspitzigen Kreuz, dieses am Krönungs-
tage des ersten preussischen Königs gestifteten
Ordens, schlingt sich um die beiden Medaillons,
die reich mit Lorbeer umkränzt und dem Kur-
fürstenhut und der deutschen Kaiserkrone als
dem Wahrzeichen der glorreichen Entwickelung
Preussens und des hohenzollernschen Herrscher-
hauses gekrönt sind. Ueber der Königskrone
und den Häuptern ihrer Trägerinnen bildet das
Ordensband den draperieartigen Abschluss des
Bildes und zeigt hier die auf die Bedeutung des-
selben hinweisende Inschrift „1701. 18 Januar.

1901.“ Am Fusse des Bildes spielen zwei rei-
zende Putten mit den Insignien der Königs-
würde: Zepter, Reichsapfel und Schwert.

Alle Vorzüge Doeplerscher Kunst: Farben-
pracht, Anmut der Gestalten, effektvolles
Arrangement und Unmittelbarkeit der Wirkung
auf Auge und Verständnis des Beschauers, sind
in diesem Gedenkblatte vereinigt; der festliche
Charakter desselben kommt zu vollstem, leben-
digstem Ausdruck. Der mit der Herstellung
dieses Gedenkblattes betrauten Kunstanstalt
Georg Büxenstein & Co., Berlin SW.,
Friedrichstrasse 240/241, ist Anweisung erteilt,

Dass das Wohlgefallen
an künstlerischer Ausgestal-
tung auch der Profan-Bauten
in Deutschland immer mehr
im Wachsen begriffen ist,
zeigt aufs neue wieder der
in diesem Winter seiner Be-
stimmung übergebene neue
Danziger Hauptbahnhof. Der
schöne Bau ist von den
Architekten bei der Eisen-
bahndirektion Danzig, Bau-
inspektor Glasewald und
Regierungsbaumeister Cuny
ausgeführt worden. Man hat
gut daran gethan, jene
Formen zu benutzen, deren
Gesamtheit man wohl hier
und da Danziger Renaissance nennt. Jedenfalls ist
eine Architektur entstanden, die von
lokaler Bedeutung ist und deren Aus-
gestaltung doch allgemeiner ästheti-
scher Wertschätzung begegnen wird.

Zum Bau des Bahnhofes ist
Werthauer Sandstein verwendet wor-
den. In der Mitte der ganzen Anlage
liegt die mit hohem Dach und
Giebeln geschmückte Schalterhalle.

Zum Schmucke sind die Wappen
der Provinz Westpreussen und die
jener Städte verwendet worden, die
mit Danzig in nächster Verbindung
stehen. Der 48 m hohe Turm, der I

den ganzen Bau überragt, erinnert '

in seiner Bauform an den Danziger Rathausturm. Das
Innere der grossen Halle ist in hellen Farben ge-
halten; der von hellstem Licht durchflutete Raum
hat 14 m Spannweite, 36 m Länge und 16 m Scheitel-
höhe. Die Pfeiler sind ebenfalls mit Städtewappen
ausgeschmückt. Die grossen Rundbogenfenster führen
helles Licht in die Halle. In derselben werden an
sechs Schaltern die Fahrkarten verkauft. Auf der
gegenüberliegenden Seite befinden sich die Gepäck-
expeditionen, der Aufbewahrungsort für Handgepäck,
die Bahnpolizei, das Bureau Stangen und die Packet-
fahrtgesellschaft. Zu den verschiedenen Bahnsteigen
für Fernverkehr gelangt man durch Tunnel. Die Warte-
säle sind einfach ausgestattet, ein 2 m hohes Eichen-
paneel zieht sich an den Wänden hin. Die Holzdecken
sind ebenfalls in Danziger Formen geschmückt. Der
neue Danziger Bahnhof war ein sogenanntes „längst
gefühltes Bedürfnis“, aber dies Bedürfnis konnte nicht
gestillt werden, weil die Landesverteidigungs-Kommission
lange Zeit die Durchbrechung der hohen Wallfronten,
die zum Baue nötig war, verweigerte. Erst 1888 ist
die Niederlegung der Wälle an der Nord- und West-
front Danzigs genehmigt worden. Der Reichstag be-
willigte 1892 für den Bau 5 Millionen Mark und der
schon seit Jahren vorliegende Plan des Geheimrates
Stein, des Erbauers eines Teils der Ostbahn, wurde

Der neue Hauptbahnhof
zu Danzig.

angenommen.

ßriejbeutel als Kleidungsstücke.

Bei dem Hauptpostamte in Brüssel war es seit
langer Zeit aufgefallen, dass die zur Versendung der
Briefposten nach dem Kongo benutzten Briefbeutel nie
zurückkamen. Alle Nachforschungen blieben lange Zeit
erfolglos, bis man kürzlich der Sache auf die Spur kam.
Es stellte sich heraus, dass die schwarzen Bediensteten
im Kongo-Staat die Beutel ihren Frauen und Bräuten zu
schenken pflegen. Diese schneiden den Boden des Beutels
auf, ziehen ihn über Kopf und Brust und befestigen
ihn mit Hilfe der in dem oberen Rande des Beutels
befindlichen Zugschnur an den Hüften. Auf diese ein-
fache Weise gelangen sie in den Besitz eines „hoch-
modernen“ Kleidungsstückes.

—w\AA'^—

Zerstörte Kunstwerke.

ErsL jetzt, da die Aufräumungsarbeiten vollendet
sind, vermag man sich Rechenschaft zu geben über das
Unheil, das die Feuersbrunst vom 14. Dezember 1900 im
Schlosse von Beloeil, dem alten Stammsitze der Fürsten
von Ligne angerichtet hat. Das Schloss selbst,
das über 600 Jahre im Besitz der Familie ist,
--—soll neu aufgebaut werden; was aber an Kunst-
schätzen den Flammen zum Opfer gefallen ist,
das lässt sich nicht ersetzen. Vernichtet wurden
aus der Gemäldesammlung gerade die kostbar-
sten Werke; darunter Velasquez: „Die Ein-
setzung Claude Lamovals, Fürsten von Ligne
zum Vizekönig von Sizilien“; Van Dyck:
„Porträts Karls I. von England und seiner
Gemahlin“; Holbein: „Porträt Antons von
Ligne, Prinzen von Montagne“. Eine „Geisse-
lung Christi“ von Tizian hat so gelitten, dass
sie als verloren anzusehen ist. Verbrannt sind
auch ein bekanntes Malerporträt von Teniers,

Der neue Bahnhof in Danzig.

Nach einer Photographie von Gottheil & Sohn in Danzig.

XV. 11. B
 
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