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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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Begas, Reinhold: Bismarcks Denkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0322

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Jpismarcks

T^emhold J3egas.

Illustrationen

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V^arl

IC. Storch: Kopf des Bismarck - Denkmals.

(T'i

fchon vor einer Reihe von Jahren wurde der erste Wettbewerb für ein
in der Reichshauptstadt zu errichtendes Denkmal des grossen Kanzlers
ausgeschrieben; jetzt endlich, am 1. April dieses Jahres, soll es der
Oeffentlichkeit übergeben werden.

Vor dem Reichstagsgebäude wird es sich inmitten einer umfangreichen
Brunnenanlage erheben, und uns erinnern an den Schöpfer des neuen Deutschen
Reiches und an seine grosse Zeit. Der Entwurf zu der ganzen Anlage rührt
von Prof. Reinhold Begas her und die Modelle für die Figuren sind gleichfalls
aus seinem Atelier hervorgegangen. Aus der Werkstatt des Künstlers werden
alle für den Erzguss bestimmten Teile in die Bronzegiesserei übergeführt.

Es ist natürlich unmöglich, Bildwerke von so ungeheurer Grösse, wie
die hier in Betracht kommenden, in einem Guss herzustellen, die Modelle
werden daher an geeigneten Stellen zerschnitten und die Stücke nach voll-
endetem Guss wieder zu einem Ganzen zusammengesetzt. Der Kopf hat bis
zur Ilelmspitze eine Höhe von 1,30 m. Der schlichte Uniformrock trägt nur
das Eiserne Kreuz erster Klasse. Auch die Reliefdarstellungen, Erziehung und
Leben des Deutschen, die vorn in Augenhöhe die abgerundete Architektur
des Sockels schmücken werden, sind schon fertig gestellt, ebenso die Reliefs
der Rückseite, welche die durch Kampf errungene Einigung von Nord und Süd
veranschaulichen.

Unser zweites Bild zeigt uns einen Raum der Bronzegiesserei von Martin &
Piltzing, in dem diese Arbeit vorgenommen wird. In der Mitte sehen wir im Halb-

[Nachdruck verboten.]

dunkel die bereits vollendete Figur des Kanzlers aufragen, sie misst vom Fuss bis
zur Helmspitze ungefähr 6*,'2 m und hat trotz des verhältnismässig dünnwandigen
Gusses ein Gewicht von 150 Centnern. Links steht in hellerer Beleuchtung die
kraftvolle Gestalt des Atlas mit der Weltkugel auf den Schultern, gespenstische
Schatten auf Wände und Decke der Werkstatt werfend. Im Innern der noch
unfertigen Sphinx, ganz im Vordergründe, ist ein Arbeiter damit beschäftigt, die
Gussteile durch Schraubenbolzen fest miteinander zu verbinden. Die an der
Aussenseite sichtbaren Fugen werden durch Verhämmern so dicht geschlossen,
dass nicht die geringste Spur von ihnen übrig bleibt. Das Herniedersausen der
von kräftigen Armen geschwungenen Hämmer auf die metallenen Hohlkörper
verursacht einen solch ohrenbetäubenden Lärm, dass es nicht ratsam erscheint,
sich länger in diesem Raum aufzuhalten. Wir wollen deswegen die Werkstätte
verlassen und uns freuen auf den Tag, an dem wir die Riesengestalten, umgeben
von plätscherndem Wasser und knospenden Bäumen im Glanze der Frühlings-
sonne Wiedersehen können.

In den beiden Atelierhäusern, die jetzt links und rechts vom Denkmal an
den Bassins errichtet sind, arbeiten Steinbildhauer fleissig an den Sandstein-
gruppen, die etwa dreifache Lebensgrösse erhalten; die von mächtigen Sand-
steinblöcken eingefassten Bassins nehmen zusammen eine Fläche von 11 CO qm
ein. An den Ecken werden vier grosse Kandelaber stehen. An das Halbrund
des Bassins werden sich gärtnerische Anlagen anschliessen, die aus Rasenstreifen,
Rosenbeeten und Rhododendrongruppen bestehen sollen. Si.

XV. 37.
 
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