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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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Plaudereien aus der Berliner Hofgesellschaft, [1]
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Lafayette, London, pJiot.

Erbprinzessin zu Pless.

fnsere preussischen Monarchen neigen ja im allgemeinen mehr zur Einfach-
heit, denn zu steifem Gepränge. Keiner von ihnen mehr als Wilhelm II.
Seiner selbständig raschen Natur ist jeder Zwang, jedes Zeremoniell verhasst.

Und die hohe Frau an seiner
Seite ist ihm an Abneigung gegen
leeren Formelkram gleich. Keine
deutsche Frau kann liebreich rascher
empfinden als die Kaiserin, wie sie
z. B. vor noch nicht allzu langer Zeit
mit ihrer vornehmen Begleitung ohne
weiteres bei jener armen Arbeiter-
frau im Südosten Berlins vorsprach,
die von Vierlingen entbunden war.
Keine kann einfacher und herzlicher
„ihren Jungens“, ihrem letzten süssen
Nesthäkchen mit den goldenen
Mädchenlocken eine Mutter sein,
als sie.

Die prachtvollen Kostümfeiern,
das Trachtenfest von 1797 in den
Centenartagen, und die sommer-
liche Wiederholung desselben in der
zeitgetreuen Umrahmung des von
Friedrich Wilhelm II. erbauten Mar-
morpalais bei Potsdam, seiner von
den blauen Fluten der Havel be-
spülten Terrasse, der Bäume und

Sträucher seines Parkes-ferner

das originelle Menzelfest, die von
kraftvoller Stimmung getragene, alt-
römisch sich gebende Feier auf
den buchenüberrauschten Mauer-
überresten der Saalburg, ehemals
Castell des Triumvir Drusus bei der
Grundsteinlegung des Reichs-Limes-
Museums-all’ diese von male-

rischen Ideen strotzenden . gross-
artigen Veranstaltungen entspringen
ebenso sehr der eigensten Initiative
des Kaisers, wie z. B. seine Nord-
landreisen und ungezählte andere
Bethätigungen seiner die Dinge zu-

Erich Sellin & Co, Berlin IV, phol.

Gräfin Arnim-Muskau.

[Nachdruck verboten.]

meist historisch wertenden Auffassung in Wissenschaft und Kunst. — Einmal
im Jahre aber hebt sie am Herrscherhofe ihr Haupt gar sieghaft hoch empor

-die Tradition. Das ist in der Zeit von Mitte Januar bis Fastnacht, in der

die grossen gesell-
schaftlichen Re-
präsentationsakte
der Krone stattfin-
den. Zu dieser
Frist und in die-
sen Dingen geben
die Majestäten das
Szepter ab — —
an das Oberhof-
marschallamt. Was
d a regiert, sind die
eisern bestehenden
Reglements des
Oberhofmarschall-
amtes und die
Listen. Listen,
deren Gesamtinhalt
so umfangreich, so
vielgestaltig ist,
dass kein mensch-
licher Kopf — ihn
allein überschauen
könnte. Listen, die
eine ganze Schar
von Räten und
Sekretären be-
schäftigen, die von
denHofmarschällen
herab bis zu den
Lakeien und den
schmucken
„ Schlossmädchen “
in ihren weissen
Häubchen ein
ganzes Heer von
Menschen in Atem
halten. Grosse,
dickleibige Bände

Erich Sellin & Co, Berlin W, phet,

Gräfin Armgard zu Stolberg-Wernigerode.

XV. 43.
 
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