LXXV1
MODERNE KUNST.
wird, weshalb ihn
sein Wärter bezeich-
nender Weise „Zahn-
weh-Bär“ getauft hat.
B. H. B.
•1:
Wandgemälde
im Rathaus' zu
Danzig. Wie über-
all im deutschen
Lande, so hat der
kaiserliche Weckruf
von der Notwendig-
keit einer gründ-
lichen Mehrung un-
serer Seemacht auch
in der Stadt Danzig
lebhaften Widerhall
gefunden. Die alte
Wandgemälde aus dem Rathause zu Danzig.
haben scheint, den
Thron zu erringen,
ist wieder „der inter-
essante Mann“. Der
Thron prätendent Don
Carlos ist geboren am
30. März 1848 als
Sohn des Infanten
Juan Carlos Maria
Isodoro und der Prin-
zessin Maria Beatrix
von Modena. In Spa-
nien galt bis 1830 das
salische Gesetz des
bourbonischen Hau-
ses, wonach also nur
männliche, nicht weib-
liche Descendenten
zur Erbfolge berech-
Stadt hat in zahlreichen Werken der Kunst und Litteratur von jeher der Ueber-
zeugung Ausdruck gegeben, dass das Meer allein der Born ist, aus dem sie ihre
Kraft schöpft. Schon das älteste
Stadtsiegel vom Jahre 1299 zeigt als
Wappen Danzigs ein Seeschiff. Der
Rathausturm zu Danzig ist auf seiner
höchsten Spitze seit 1461 mit einem in
Kupferblech getriebenen vergoldeten
Kriegsschiff, einem Dreimaster mit
sechs Geschützluken, gekrönt. Auch
viele Kunstschätze Danzigs haben auf
das Meer Bezug, wie das hier abge-
bildete Wandgemälde im Treppen-
hause des Rathauses, das mit seiner
Inschrift: „Aus den Wellen kommt
der Reichtum“ den echten Seemanns-
sinn der Danziger wiederspiegelt.
Ueber den Eisgrat. Der Ortler
gilt als ein Berg der Probleme, und
es giebt mindestens ein Dutzend selb-
ständiger Routen nach seinem Gipfel.
Unter diesen ist der Weg über den
Hochjochgrat einer der schwierigsten.
Der Hochjoch-
grat bildet die
Verbindung
zwischen dem
Ortler und
Zebru. Er hat
Isabella von Rohan, Gemahlin des Don Carlos.
in seinem nie-
drigsten Teile, dem Hochjoche, eine Höhe von 3536 Metern
über dem Meere. Nach Osten hin fällt er in ausserordent-
lich steilen Firnhängen nach dem Sulden-Gletscher ab, im
Westen verliert er sich in allmählichem Falle in ein weites,
abgelegenes Gletscherrevier. Die Route führt im all-
gemeinen direkt über die Kammhöhe und erfordert wegen
des Passierens von steilen Eiswänden mehr Schwindelfrei-
heit und Balance als besondere Kletterkünste. Solche
Gratwanderung ist natürlich mit Gefahren reich verknüpft.
Ganz besonders sind es die grossen Schnee-Zusammen-
treibungen, „Schneewächten“, die gefährlich werden können.
Allmählich vom Winde angeweht, hängen sie frei in die
Lüfte hinaus, während der Eishang unter ihnen sich steil
in die Tiefe senkt. Solche Wächten dürfen wegen der
Gefahr des Abbrechens nicht auf der Höhe passiert werden;
hier muss sich der Bergsteiger mehr zur Seite halten, was
allerdings auch seine Gefahren hat. Anders ist es, wenn —
wie unser Bild es zeigt — die beiderseitigen Eiswände
scharf auf dem Grate zusammenstossen und es sich darum
handelt, mit Hilfe von Stufen auf der Kammhöhe selbst
vorwärts zu kommen. Sehr oft muss man auch die Höhe
des Grates verlassen, und unterhalb desselben weiter-
schreiten. Nicht weit vom Gipfel des Ortler erreicht man
ein grosses Gletscherplateau, welches ohne Schwierig-
keiten zum Gipfel führt.
* *
*
Don Carlos. Die carlistischen Unruhen in Spanien
scheinen wieder anzuwachsen und der Infant Don Carlos,
der trotz aller Fehlschläge noch immer die Hoffnung zu
tigt sind, und als dieses Gesetz in jenem Jahre durch König Ferdinand VII. will-
kürlich geändert worden war, sah sich der Bruder Ferdinand VII. von der Thron-
folge ausgeschlossen, die ihm sonst zugestanden hätte. Der jetzige Thronprätendent
ist ein Nachkomme jenes Prinzen, der mit Englands Hilfe erfolglos seine An-
sprüche im Bürgerkriege durchzusetzen versucht hatte. Auch sein Vater hatte
wenig Glück in dem
Bemühen gehabt, die
Krone über Spanien mit
Gewalt zu erlangen. Mit
unermüdlicher Zähig-
keit suchte Don Carlos
Ende der sechziger und
Anfang der siebziger
Jahre seine Rechte
geltend zu machen.
Die Misswirtschaft der
Königin Isabella hatte
ihm die Sympathien
eines grossen'Feiles des
spanischen Volkes ge-
wonnen, doch ver-
scherzte er sich diese
wieder durch die uner-
hörten Grausamkeiten,
Don Carlos, tnfant von Spanien mit seinem Sohn.
die er seine Anhänger an der königstreu gesinnten Bevölke-
rung begehen liess. Sein Sohn Jaime stammt aus seiner ersten
Ehe mit der Infantin Margaretha von Parma; er ist geboren im
Jahre 1870 und dient als Offizier in der russischen Armee;
gegenwärtig liegt er verwundet in einem Hospital in Peking.
* *
*
Tiffany-Gläser werden stets ihren hohen Wert als
beste Proben der Keramik unseres Jahrhunderts behalten.
Der Amerikaner Tiffany, der ursprünglich Maler war, wurde
durch seine eminente Begabung für die Farbe veranlasst,
auf dem Gebiet der dekorativen Kunst mit Mosaik und
Glas Versuche zu machen. Schon nach wenigen Jahren
hatten Tiffanys Gläser und Vasen auf dem Weltmarkt keine
Rivalen. Der metallene Glanz und irisierende Schimmer
seiner Gläser ist nicht zu schildern; das Auge entdeckt
immer neue Schönheiten an diesen Schöpfungen, deren
farbige Reize sich durch jeden Lichtstrahl wandeln und ver-
doppeln. Der Berliner Hofgoldschmied Hugo Schaper
war einer der ersten, welcher die Eigenart der Tiffany-
Gläser erkannte und sie durch originelle goldene und
silberne Montierung zu Kunstwerken machte. Diese in Tief-
blau und Goldbraun schillernde Vase (siehe Abbildung)
wird von schlanken Blättern und Blüten umsponnen,
deren Glanz und zarte Linien sie zu einem Prunkgefäss
von unvergleichlicher Schönheit ausgestaltet haben. II. V.
Tiffany -Vase.
MODERNE KUNST.
wird, weshalb ihn
sein Wärter bezeich-
nender Weise „Zahn-
weh-Bär“ getauft hat.
B. H. B.
•1:
Wandgemälde
im Rathaus' zu
Danzig. Wie über-
all im deutschen
Lande, so hat der
kaiserliche Weckruf
von der Notwendig-
keit einer gründ-
lichen Mehrung un-
serer Seemacht auch
in der Stadt Danzig
lebhaften Widerhall
gefunden. Die alte
Wandgemälde aus dem Rathause zu Danzig.
haben scheint, den
Thron zu erringen,
ist wieder „der inter-
essante Mann“. Der
Thron prätendent Don
Carlos ist geboren am
30. März 1848 als
Sohn des Infanten
Juan Carlos Maria
Isodoro und der Prin-
zessin Maria Beatrix
von Modena. In Spa-
nien galt bis 1830 das
salische Gesetz des
bourbonischen Hau-
ses, wonach also nur
männliche, nicht weib-
liche Descendenten
zur Erbfolge berech-
Stadt hat in zahlreichen Werken der Kunst und Litteratur von jeher der Ueber-
zeugung Ausdruck gegeben, dass das Meer allein der Born ist, aus dem sie ihre
Kraft schöpft. Schon das älteste
Stadtsiegel vom Jahre 1299 zeigt als
Wappen Danzigs ein Seeschiff. Der
Rathausturm zu Danzig ist auf seiner
höchsten Spitze seit 1461 mit einem in
Kupferblech getriebenen vergoldeten
Kriegsschiff, einem Dreimaster mit
sechs Geschützluken, gekrönt. Auch
viele Kunstschätze Danzigs haben auf
das Meer Bezug, wie das hier abge-
bildete Wandgemälde im Treppen-
hause des Rathauses, das mit seiner
Inschrift: „Aus den Wellen kommt
der Reichtum“ den echten Seemanns-
sinn der Danziger wiederspiegelt.
Ueber den Eisgrat. Der Ortler
gilt als ein Berg der Probleme, und
es giebt mindestens ein Dutzend selb-
ständiger Routen nach seinem Gipfel.
Unter diesen ist der Weg über den
Hochjochgrat einer der schwierigsten.
Der Hochjoch-
grat bildet die
Verbindung
zwischen dem
Ortler und
Zebru. Er hat
Isabella von Rohan, Gemahlin des Don Carlos.
in seinem nie-
drigsten Teile, dem Hochjoche, eine Höhe von 3536 Metern
über dem Meere. Nach Osten hin fällt er in ausserordent-
lich steilen Firnhängen nach dem Sulden-Gletscher ab, im
Westen verliert er sich in allmählichem Falle in ein weites,
abgelegenes Gletscherrevier. Die Route führt im all-
gemeinen direkt über die Kammhöhe und erfordert wegen
des Passierens von steilen Eiswänden mehr Schwindelfrei-
heit und Balance als besondere Kletterkünste. Solche
Gratwanderung ist natürlich mit Gefahren reich verknüpft.
Ganz besonders sind es die grossen Schnee-Zusammen-
treibungen, „Schneewächten“, die gefährlich werden können.
Allmählich vom Winde angeweht, hängen sie frei in die
Lüfte hinaus, während der Eishang unter ihnen sich steil
in die Tiefe senkt. Solche Wächten dürfen wegen der
Gefahr des Abbrechens nicht auf der Höhe passiert werden;
hier muss sich der Bergsteiger mehr zur Seite halten, was
allerdings auch seine Gefahren hat. Anders ist es, wenn —
wie unser Bild es zeigt — die beiderseitigen Eiswände
scharf auf dem Grate zusammenstossen und es sich darum
handelt, mit Hilfe von Stufen auf der Kammhöhe selbst
vorwärts zu kommen. Sehr oft muss man auch die Höhe
des Grates verlassen, und unterhalb desselben weiter-
schreiten. Nicht weit vom Gipfel des Ortler erreicht man
ein grosses Gletscherplateau, welches ohne Schwierig-
keiten zum Gipfel führt.
* *
*
Don Carlos. Die carlistischen Unruhen in Spanien
scheinen wieder anzuwachsen und der Infant Don Carlos,
der trotz aller Fehlschläge noch immer die Hoffnung zu
tigt sind, und als dieses Gesetz in jenem Jahre durch König Ferdinand VII. will-
kürlich geändert worden war, sah sich der Bruder Ferdinand VII. von der Thron-
folge ausgeschlossen, die ihm sonst zugestanden hätte. Der jetzige Thronprätendent
ist ein Nachkomme jenes Prinzen, der mit Englands Hilfe erfolglos seine An-
sprüche im Bürgerkriege durchzusetzen versucht hatte. Auch sein Vater hatte
wenig Glück in dem
Bemühen gehabt, die
Krone über Spanien mit
Gewalt zu erlangen. Mit
unermüdlicher Zähig-
keit suchte Don Carlos
Ende der sechziger und
Anfang der siebziger
Jahre seine Rechte
geltend zu machen.
Die Misswirtschaft der
Königin Isabella hatte
ihm die Sympathien
eines grossen'Feiles des
spanischen Volkes ge-
wonnen, doch ver-
scherzte er sich diese
wieder durch die uner-
hörten Grausamkeiten,
Don Carlos, tnfant von Spanien mit seinem Sohn.
die er seine Anhänger an der königstreu gesinnten Bevölke-
rung begehen liess. Sein Sohn Jaime stammt aus seiner ersten
Ehe mit der Infantin Margaretha von Parma; er ist geboren im
Jahre 1870 und dient als Offizier in der russischen Armee;
gegenwärtig liegt er verwundet in einem Hospital in Peking.
* *
*
Tiffany-Gläser werden stets ihren hohen Wert als
beste Proben der Keramik unseres Jahrhunderts behalten.
Der Amerikaner Tiffany, der ursprünglich Maler war, wurde
durch seine eminente Begabung für die Farbe veranlasst,
auf dem Gebiet der dekorativen Kunst mit Mosaik und
Glas Versuche zu machen. Schon nach wenigen Jahren
hatten Tiffanys Gläser und Vasen auf dem Weltmarkt keine
Rivalen. Der metallene Glanz und irisierende Schimmer
seiner Gläser ist nicht zu schildern; das Auge entdeckt
immer neue Schönheiten an diesen Schöpfungen, deren
farbige Reize sich durch jeden Lichtstrahl wandeln und ver-
doppeln. Der Berliner Hofgoldschmied Hugo Schaper
war einer der ersten, welcher die Eigenart der Tiffany-
Gläser erkannte und sie durch originelle goldene und
silberne Montierung zu Kunstwerken machte. Diese in Tief-
blau und Goldbraun schillernde Vase (siehe Abbildung)
wird von schlanken Blättern und Blüten umsponnen,
deren Glanz und zarte Linien sie zu einem Prunkgefäss
von unvergleichlicher Schönheit ausgestaltet haben. II. V.
Tiffany -Vase.