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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0617

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An unsere Leser!

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j®eiten Kreisen ist es längst bekannt, dass sich die Sommer-Nummern der „Modernen Kunst“ durch ihre Reichhaltigkeit und Farbenfreudigkeit
auszeichnen; auch die diesjährige

ommer-bummer

wird diesen wohlbegründeten Ruf aufs neue befestigen und vertiefen. Das mit höchster Sorgfältigkeit vorbereitete Heft soll ferner aufs neue den Beweis
liefern, dass wir auf dem mit steigendem Erfolge betretenen Wege, in allen Kreisen des Volkes Sinn für Kunst und Litteratur zu wecken und zu fördern,
rastlos fortschreiten. Ausser zahlreichen vortrefflichen Kunstblättern nach den Originalen erster Meister wird das Heft eine Fülle ausgezeichneter, mit höchster
Vollendung ausgeführter

farbiger Text- und Vollbilder

enthalten, welche das sommerliche Leben und Treiben anmutig und in künstlerischer Weise feiern. Allen Abonnenten der „Modernen Kunst“ wird auch dieses
prachtvoll ausgestattete Extra-Heft ohne Preiserhöhung geliefert.

Berlin w., Potsdamer Strasse 88. Die Redaktion der „Modernen Kunst“.

Seltsame ©rabschrißten.

Die inschriftliche Poesie der Römer ist nach
mehreren Beziehungen hoch interessant. Für Grab-
scliriften wurde zu lapidaren Zwecken im griechischen
und römischen Altertum von der gebundenen Rede
ausgiebiger Gebrauch gemacht. Alle Altersstufen, alle
Stände und alle Berufsarten, von den Heerführern und
hochgestellten Beamten bis herab zu den Hebammen
und Garküchenbesitzerinnen sind in ihnen vertreten und
erhalten, wie J. Iolkirchen in den „Neuen Jahrbüchern
für das klassische Altertum“ erzählt, ihren poetischen
Nachruf. Auch die Lieblinge aus dem Tierreich
würdigt der Römer derselben Ehre wie seine mensch-
lichen Plausgenossen. So wird das Ende der gätulischen
Stute Spendusa beklagt, deren Schnelligkeit dem Wehen
des Windes vergleichbar gewesen, und man liest auf
trauernden Inschriften von dem verstorbenen Kaiser-
lichen Leibross Borysthenes, dem treuen Hüter des
Wagens, von dem schneeweissen Jagdhund Margarita
und dem Tode der Schosshündchen Patrice und Myia.
Meist sind es die nächsten Angehörigen der Ver-
storbenen, die sein Monumentum errichten, oft auch
Freunde und Genossen. Nicht wenige haben noch bei
Lebzeiten selbst Anordnungen getroffen, wie ihr An-
denken der Nachwelt in möglichst würdigster Weise
erhalten werden sollte; auch der weniger Bemittelte
legte darauf das grösste Gewicht. Wenige Epitaphien
nur sind im trockenen Stil des Chronisten gehalten.
Häufig sind in dialogischer Form zärtliche Zwiegespräche
zwischen liebenden Gatten und zwischen Eltern und,
Kindern. Viel zahlreicher als die prosaischen Grab-
schriften sind aber die poetischen, die den Natnen des
Verstorbenen und seinen Stand häufig poetisch um-
schreiben und in Wortspielen verstecken. Die Alters-
angabe ist oft in höchst gewundener und gezierter Aus-
drucksweise wiedergegeben und stellt oft schwierige
Rechenexempel. So heisst es: „Hier liege ich, bevor
ich zweimal sieben Jahre weniger fünf Tage im Kreis-
lauf der im Osten geborenen Sonne vollendet“, oder:
„liier liegt das arme Kind, bevor es drei volle Mond-
scheiben erlebt hat.“ Die Schönheit und Anmut des
Dahingegangenen wird in der Grabschrift auch nicht
vergessen. So zeichnet ein Soldat sich selbst als einen
kraftstrotzenden, mit zartem Backenbart geschmückten
Jüngling. Die Tugenden der Verstorbenen werden in
das beste Licht gesetzt. Das Muster einer Gattin,
Mutter und Hausfrau schildert zur Gracchenzeit der
Grabstein der Claudia, der folgende Verse enthält:
„Kurz, Wanderer, ist mein Spruch; halt an und lies
ihn durch. Es deckt der schlichte Grabstein eine schöne
Frau. Mit Namen nannten Claudia die Eltern sie. Mit
eigener Liebe liebte sie den eigenen Mann. Zwei Söhne
gebar sie; einen liess auf Erden sie zurück, den anderen
barg sie in der Erde Schoss. Sie war von artiger Rede
und von edlem Gang, versah ihr Haus und spann. Ich
bin zu Ende, geh.“ Die Klagen aller betrübten Witwen
werden durch die Dithyramben in den Schatten gestellt,
mit denen Aconia Fabia Paulina das Andenken ihres
verstoibenen Gemahls, des Konsuls Vettis Agorius
Praetextatus verherrlicht. Sie schwärmt von seiner
Rechtschaffenheit, seinem lautern Wandel und seinen
wissenschaftlichen Studien, von seiner Kenntnis der
mystischen Kulte, an der auch seiner Gattin teilzunehmen
vergönnt gewesen sei. Der Anlass des Todes wird ge-
wöhnlich nur angegeben, wo es sich um besondere Fälle,
wie Selbstmord, Tod von Räuberhand u. s. w., handelt.
Häufig kommt die Vorstellung zum Ausdruck, dass die
Menschen einem ungerechten, herben Geschick erliegen.

„O die elenden Menschen,“ so lautet der Stossseufzer
einer Grabinschrift, „es leben die, welche nicht zu leben
begehren, und die, welche leben müssten, erliegen einem
feindlichen Geschick.“ „Die Rose ist erblüht und gleich
darauf verwelkt,“ das ist der wehmütige Nachruf für
ein früh verstorbenes Mädchen. —

Die Stubenfliege als Verbrecher.

Unter den Insekten ist es in unseren Gegenden
hauptsächlich die Fliege, die sich als „Haustier“ mit
einer Zudringlichkeit benimmt, in der sie höchstens noch
von einem russischen Strassenbettler übertroffen wird.
Nichts ist vor ihr sicher; nachdem sie sich eben draussen
auf der Strasse auf allerlei unnennbarem Schmutz und
Unrat umhergetrieben hat, summt sie zum Fenster herein
und setzt sich liebkosend auf unsere Wange, fliegt dann
in die Zuckerschale, badet sich in der Milch, läuft —-
um sich abzutrocknen — über den Kuchen, hält endlich
ausserordentlich interessiert auf dem Schnitzel Rast, das
uns zur Mittagstafel vorgesetzt .werden soll, und liegt
zu guterletzt — wenn uns das Glück hold ist — als be-

Einbanddecken

zu den

Jahrgängen I—XV der „Modernen Kunst“.

Wir machen darauf aufmerksam, dass verschiedene
minderwertige Einbanddecken für die „Moderne Kunst“
von anderer Seite angeboten werden, für deren Haltbar-
keit wir, nicht bürgen können. Im Gegensätze zu diesen
minderwertigen Decken sind unsere Einbanddecken mit
nur echtem Golde hergestellt und innen mit dem Aufdruck

Original-Einbanddecke
der Verlagshandlung

versehen. Sie sind Muster einer vornehmen und soliden
Ausstattung und Technik. Wir bitten ausdrücklich,

unsere Original-

_ _ _ Einbanddecken,

deren Preis 4 M.
beträgt, bei der
Buchhandlung
zu bestellen,
durch welche
der Bezug un-
serer Zeitschrift
erfolgt. Bei di-
rektem Bezüge
von der Unter-
zeichneten Ver-
lagshandlung
sind dem Be-
trage von 4 Mark
noch 30 Pfennig
für Porto beizu-
fügen.

Original-Einbanddecke der „Modernen Kunst ln
Meister-Holzschnitten“ nach einem preisgekrönten
Entwürfe von I'rof. L. Theyer.

Verlag Von
Rieh. Bong.

sondere Beilage in der Suppe. Aber im Ernst ge-
sprochen, es giebt kaum ein unästhetischeres und vor
allen Dingen gesundheitsschädlicheres Tier als die Fliege,
eben weil sie direkt den Unrat etc. auf unsere Speisen
überträgt und ausserdem auf dieselben ihre Eier ablegt,
aus denen sich in kaum 24 Stunden die Fliegenmaden
entwickeln. Man macht auf andere Insekten mit Eifer Jagd,
die Fliege hingegen, gegen die jene anderen Plagegeister
noch verhältnismässig harmlos sind, wird als notwendiges
Uebel zumeist geduldet. „Ein kleines Tierchen, was ist
dabei!“ — so sagen viele; aber wer einmal Gelegenheit
hatte, dieses kleine Tierchen genauer zu betrachten,
etwa unter einem guten Mikroskop, der wird entsetzt
gewesen sein über das fürchterliche Untier, das sich
seinen Blicken darbot. Ein riesiger Kopf, so gross wie
ein Apfel mit zwei thalergrossen Gitteraugen blickt uns
entgegen, aus dem vorn ein komplizierter Apparat
herausragt, mit dicken Borsten besetzt: der Rüssel mit
Zunge und Fühler. Die Beine, mit dichten lanzenähn-
lichen Borsten besetzt, gleichen eher einer Kornähre als
den uns aus dem Gasthausdiner wohlbekannten Fliegen-
beinen, sie sind fingerdick unter dem Mikroskop, und
dazu kommt noch, dass der Fuss dieser Beine mit zwei
grossen Krallen ausgerüstet ist. Die Flügel, die uns
immer als äusserst feine und subtile Blättchen erscheinen,
repräsentieren sich als mit fürchterlichen baumzweig-
ähnlichen Rippen durchsetzte Gewebe, die von unzähligen
Haaren besetzt sind, zwischen denen dicke Staubpartikel-
chen liegen.

Eine elektrische Visitenkarte.

Ein kleines elektrisches Experiment, das zum
mindesten eine interessante Unterhaltungsspielerei ge-
nannt werden kann, und insofern sehr einfach ist, als
man sich die zu demselben nötige Elektrizität selbst
erzeugen kann, wollen wir nachstehend beschreiben.
Einen nicht allzu schweren Spazierstock legt man derart
auf eine glatte, schmale Unterlage, etwa auf eine Stuhl-
lehne, dass derselbe leicht beweglich balanciert. Eine
nicht zu kleine Visitenkarte, die man vorher ein wenig
angewärmt hat über einer Flamme, steckt man dann
einige Sekunden unter den Arm, um sie dann schnell
hervorzuziehen und dem Stock an einem Ende zu
nähern. Man bemerkt dann, dass der Stock lebhaft von
der Karte angezogen oder abgestossen wird, je nachdem
die elektrische Ladung der Karte ist. Die Erklärung
dieses leicht gelingenden Experiments ist einfach.
Durch die Reibung, die beim Ilervorziehen der Karte
entsteht, wird dieselbe — ähnlich wie ein Hartgummi-
oder Siegellackstab — elektrisch, und übt so auf den
leichtbeweglichen Stock die bekannte elektrische Wirkung
aus. Die Erwärmung der Karte ist nötig, um die
Feuchtigkeit, die ja der Entstehung der Elektrizität
Widerstand entgegensetzt, zu beseitigen. H. B.



Deutsche Städteausstellung 1903 in Dresden.

Zu der unter dem Protektorate Sr. Majestät des
Königs Albert von Sachsen in der Zeit vom 1. Juni bis
Ende September 1903 in Dresden stattfindenden Deutschen
Städteausstellung, welche den Stand des deutschen
Städtewesens zu Anfang des 20. Jahrhunderts, ins-
besondere die Entwicklung der grösseren Gemeinden
Deutschlands in den letzten Jahrzehnten und die Fort-
schritte auf den verschiedenen Gebieten der Gemeinde-
verwaltung in dieser Zeit veranschaulichen soll, haben
nunmehr fast sämtliche grösseren deutschen Städte ihre
Beteiligung zugesiciiert.
 
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