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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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er ^ronprins als J^porfließiiaßer.

[Nachdruck verboten. 1

Der gewaltige Aufschwung, den der Sport in seinen
vielerlei Gestalten in den letzten zehn Jahren bei uns in
Deutschland genommen hat, ist in erster Linie zweifel-
los dem überaus lebhaften Interesse zuzuschreiben,
welches Seine Majestät der Kaiser allen Vorgängen im
Sport entgegenbringt, und welches er durch die Stiftung
wertvoller Ehrenpreise, ja sogar durch aktive Beteiligung
an grossen Wettkämpfen im Segelsport stets aufs neue
dokumentiert. Die Thatsache, dass Seine Majestät der
Kaiser selbst ein sicherer Schütze ist, ein Automobil zu
lenken weiss und seine Segeljachten mit eigener Hand
zum Siege führt, kann unmöglich verfehlen, in den
weitesten Kreisen der sporttreibenden Bevölkerung leb-
hafte Befriedigung darüber zu erwecken, dass ihre Vor-
liebe für frischen und fröhlichen Sport auch ihren
Herrscher beseelt. Aber nicht nur Seine Majestät allein,
sondern auch fast alle anderen Mitglieder unseres llohen-
zollernhauses bringen dem Sport ein thatkräftiges Inter-
esse entgegen, und in ganz Deutschland dürfte es auf-
richtige Freude hervorgerufen haben, das unter den
Teilnehmern an den kürzlich in Bonn stattgehabten
grossen Tennis-Wettspielen auch Se. Kaiserliche Hoheit
der Kronprinz Wilhelm figurierte. Das ist doch gewiss
ein Zeichen unserer fortschreitenden Zeit! Der Erbe
des deutschen Kaisertrones bewirbt sich in einem öffent-
lichen Wettkampf um sportliche Ehren. Wenn das
Lawn-Tennis-Spiel nicht schon lange populär und hof-
fähig wäre, so würde es dies zweifellos jetzt werden,
nachdem unser Kronprinz den Beweis dafür geliefert
hat, dass der Sport nicht nur Völker einander näher
bringt, sondern auch innerhalb einer Nation Beziehungen
anknüpft zwischen den hohen und allerhöchsten Schichten
der Gesellschaft und den bürgerlichen Kreisen. Ein be-
geisterter Anhänger des Sports hat einmal behauptet,
der Sport und die Pflege der Leibesübungen seien dazu
geeignet, die so oft zitierte soziale Frage zu lösen. Nun,
dies mag eine Utopie sein, aber etwas Wahres liegt
zweifellos darin! Die Genugthuung, einen Erfolg er-

Miss Knapp, die in der Damen-Meisterschaft erfolgreich
war, zweifellos für immer kostbare Andenken sein. C. D.

Ausstellung für dekorative Kunst in Turin 1002.

Turin bereitet für das kommende Jahr eine inter-
nationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst vor,
mit der grossartige Festlichkeiten verbunden sein sollen.
Auf derselben werden die verschiedenen Nationen auch
in speciellen, abgeschlossenen Abteilungen vertreten
sein. Es sollen ausgestellt werden alle Arten von
Malereien für Zimmerdekorationen, Keramik, Teppiche,
Beleuchtungs- und' Licht-Apparate, Möbel, Münzen,
dekorative Drucksachen, ferner Projekte von Häusern,
Distributionen von Strassen, Gärten und Plätzen. Nach
allem, was bis jetzt von der Ausstellung in die Oeffent-
lichkeit drang, verspricht sie hoch interessant zu werden.

0n dep (Dosel.

Bunte Blätter.

Woran liegt es, dass die Mosel noch verhältnis-
mässig so wenig bekannt ist? Weinberge und Wein,
Ruinen und Romantik, liebliche und grossartige Punkte
zählen die Ufer der Mosel nicht weniger als der Rhein,
und von Rechts wegen sollten Namen wie die Ehrenburg,
Burg Thurant, Burg Cochem, Burg Eltz, die Starkenburg
uns ebenso wohlbekannt klingen wie Rheinstein, Katz,
Stolzenfels, Drachenfels. Ich glaube, im tiefsten Grunde
liegt es daran, dass Frau Mosella eine Frau ist, eine schöne
Frau, aber eine Frau mit Launen, die den Verkehr er-
schweren. Zu diesen Launen gehört es vor allem, dass
man sich nie auf sie verlassen kann. Sie strikt einfach
plötzlich: eines Tages können die Passagierdampfer
nicht mehr fahren, die Schiffahrt wird eingestellt. Solche
unvorhergesehenen Hindernisse machen den modernen
Vergnügungsreisenden nervös. Worauf soll man sich
denn in der Welt noch verlassen, wenn selbst das Kurs-
buch unzuverlässig wird und man an einem schönen
Morgen in Coblenz dasteht mit seinem sauber aus-
gearbeiteten Reiseplan, der eine Fahrt auf einem Mosel-
dampfer aufweist, und der
Dampfer nach Trier geht
nicht? Das Fusswandern an
der Mosel aber hat seine
Schattenseiten. Frau Mosella
liebt nämlich gar zu sehr
die krummen Wege, und, da
leider die Weinstöcke keinen
Schatten werfen, aber sehr viel
Sonne brauchen, so geht das
Fusswandern an derMosel nur
langsam vorwärts und kostet
manchen Tropfen Schweiss.

Für den Radler jedoch ist
die Strasse im Moselthale wie
geschaffen. Die Strasse ist,

abgesehen
von den
zahlreich
wachsen-
den Schuh-
nägeln, in
idealem Zu-
stande und
moselauf
kaum

steiler als
moselab.

Radkun-
dige Haus-
knechte,

Rad-
remisen,
sowie ge-
lernte Rad-
ärzte zählt
man nicht
wenige in
denStädten
der Mosel,
und selbst
ein kom-
plizierter
Speichen-
bruch nebst
Reifen-
quetschung
ward mir
von einem
geschickten
Manne in

Cochem in wenigen Stunden bis zur vollständigen Heilung
des Patienten repariert.

Friedlich und idyllisch liegt heute das Land da,
aber so ist es im Laufe der Jahrhunderte im schönen
Moselthale nicht immer zugegangen. Wenn wir die
Chroniken durchblättern, so hören wir Schwerterklirren
und Panzerrasseln, krachend donnern die Geschosse
gegen die festen Mauern der Burgen, zu nächtlichen
Ueberfällen galoppieren Geharnischte auf Schleichpfaden
heran, unterirdische Minen krachen, Flammen prasseln,
Wehgeschrei Sterbender und Verwundeter erfüllt die
Luft. Ehrgeizige und streitbare Kirchenfürsten haben den
Kurstaat Trier regiert, und viele edle Herren haben wohl
oder übel ihre Burgen von Krummstabs Gnaden zu
Lehen nehmen müssen. Manche Fehde haben die Trierer
Erzbischöfe auch mit dem Pfalzgraf bei Rhein ausge-
fochten, manch andere die Ritter unter sich. Der
grosse Religionskrieg, wenige Jahrzehnte später die
Raubkriege des Sonnenkönigs und hundert Jahre darauf
die Revolutionskriege und ihr langes Gefolge haben sich
im Thale der Mosel sehr bemerkbar gemacht. Der
Kriegslärm ist nur verstummt, um von neuem Waffen-

Schafgans, Bonn, phot.

Der deutsche Kronprinz beim Wettspiel.

Der deutsche Kronprinz geht nach Beendigung
des Spiels zum Schiedsrichter.

rungen zu haben, hat Se. Kaiserliche Hoheit
der Kronprinz allerdings nicht gehabt; so-
wohl im Einzelspiel mit Vorgabe, als auch
im Herren - Doppelspiel mit Vorgabe, in
welchem er mit Graf Dönhoff als Partner
spielte, und im Gemischten Doppelspiel, in
dem der Kronprinz mit Fräulein L. Schuchard
zusammen konkurrierte, musste Se. Kaiser-
liche Hoheit den Sieg stärkeren Spielern
überlassen, wenn auch teilweise, wie z. B. im
Herren-Doppelspiel, erst nach hartem Kampf.
Ausser dem Kronprinzen spielte übrigens
auch Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin
Adolf zu Schaumburg-Lippe, eine Schwester
unseres Kaisers, gelegentlich des Turniers,
wenn auch nicht im offenen Wettbewerb.
Die Frau Prinzessin sowohl, als auch der
Kronprinz hatten ihr lebhaftes Interesse an
der Veranstaltung nicht allein durch ihre
Anwesenheit und Teilnahme dargethan,
sondern auch dadurch, dass sie für die
beiden Meisterschaftsspiele wertvolle Ehren-
preise gestiftet hatten. Dieselben werden
den Siegern, Monsieur Et. Siry, welcher die
Herren-Meisterschaft von Bonn gewann, und

Der deutsche Kronprinz beim Herren-Doppelspiel.

Schafgans, Bonn, phot.

I —*

XV. 24. B.
 
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