Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

DOI Artikel:
Landau, J.: Das Ossiansland von heute
DOI Artikel:
Puttkamer, Jesco: Aus dem Kaisermanöver, [2]: Militärhunoreske
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0686

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MODERNE KUNST.

3*9

in seinem Gutsherrn eine Art von natürlichem Landesherrn, einen Clans-Häuptling,
den er verehren und dem er gehorchen muss. Viele von diesen Hochland-Lords
oder, wie man im schottischen Gebirge sagt, Lairds, pflegen denn auch diese
patriarchalischen Ueberlieferungen und halten darauf, dass in Plaids und Kilts
und sonstigen Stoffen die alten Clans-Farben, eine Art Landes- oder doch Land-
schafts-Farben, in Geltung bleiben. Die Gutsherren patronisieren die turnerischen
und athletischen Spiele, die in Schottland zu Hause sind und leben der pietät-
vollen Pflege alten Herkommens. Um die Geschichte des Landes und nun gar des
britischen Reiches, kümmert sich der Schotte blutwenig, aber die Chronik
seines Clans kennt er gründlich. Die Legenden, die sich um die Ruinen und
Schlösser der Nachbarschaft spinnen, hegt er mit heiligem Glauben und die

Mordthaten seiner Douglas, seiner verschiedenen grossen Thans, verehrt er als
Bethätigungen eines hehren, bewunderungswürdigen Heldentums.

Auch heute noch erzieht die stille Grösse und Einsamkeit seiner Natur, der
Reichtum an Denkmälern ruhmvoller Zeiten den Schotten mehr zum Herrencult
als zur Anpassung an die verwickelte soziale Ordnung einer millionengliedrigen
Gesellschaft. Das mag ja in Edinburg, in Glasgow anders sein, wir werden es
bald sehen. In der erhabenen Ruhe der meerumrauschten Insel Iona und ihrer
Ueberreste aus dem ersten Einzug des Christentums ist die Stimmung dem
Hange zu alten Ueberlieferungen günstiger als dem zu neuen Reformen. Die
ewige Wellen-Melodie an der sangumwobenen Fingals-Höhle auf Staffa rauscht
von grossen Heldenzeiten, nicht von modernen Partei-Programmen J Landau.

us dem msermanöüer.

Militärhumoreske von Jesco von Puttkamer.

III.

Der Herr Maler zur Kritik.

ie drei Haupttage des eigentlichen Kaisermanövers begannen. Das Haupt-
quartier lag in einem märkischen Landstädtchen. Kaiser Wilhelm I.,
Kronprinz Friedrich Wilhelm, Prinz Friedrich Karl, Moltke, Bismarck, viele
Fürsten und fremdländische Offiziere waren zugegen. Unter den Augen der ge-
waltigen Heeresführer und Sieger in vielen Schlachten sollte der Hauptkampf vor
sich gehen. Eine elektrische Spannung lag gleichsam in der Luft, alle Truppen boten
das Aeusserste auf, um vor dem obersten Kriegsherrn glänzend zu bestehen.
Linden, dem das Biwakieren nicht munden wollte, hatte in einem naheliegenden
Ort Unterkunft gefunden, von dort machte er auch einen Abstecher ins Haupt-

(Nachdruck verboten.]

quartier, wo er von dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, in der Uniform seiner
Schwedter Dragoner, gesehen und angesprochen wurde. Er musste sein Skizzen-
buch hervorholen, welches durch mehrere humorvolle Blätter die Heiterkeit des
hohen Herrn erweckte.

„Das ist Wachtmeister Strimpe, den kenne ich,“ deutete die Kaiserliche
Hoheit auf die famose Figur des alten Gardedragoners. „Er ist einer der
wenigen Chargierten, die bei dem Heldenritt 1870 mit dem Leben davonkamen,“
setzte er ernst hinzu. „Sie haben da Stoff in Menge gewonnen.“ Und freund-
lich lächelnd entliess er den Künstler. — In sehr gehobener Stimmung kam
Linden ins Biwak. Die Herren sprachen einem vorzüglichen Rotweinpunsch zu.

E. Arndt: Weisskopfgeier.

Aus der „Bildermappe des Sera(evoer Maler-Ivlubs“, herausgegeben von E. Arndt, Verlag von J.Löwy, Wien.
 
Annotationen