BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.
Die fabrih türkischer Cabakc und Cigaretten „Kios
von e. Robert Böhme in Dresden
am Beginn ihres zweiten Decenmums i. Juli 1890—1900.
Der Begründer
und alleinige Inhaber
der Cigarettenfabrik
„Kios“ E. Robert
Böhme-
Dresden
hat aus den
bescheiden-
sten Anfän-
gen heraus
und unter
Ueberwin-
'ung mannigfacher Schwierigkeiten auf Grund strengster
leellität die Fabrik „Kios“ zu ihrer heutigen Blüte ge-
macht. Ursprünglich Rietschelstrasse 14 gelegen, befand
<ie sich später Blasewitzerstrasse 70, bis im Jahre 1897
mit dem Neubau eines grossen Fabrikgebäudes auf der
Trinitatisstrasse be-
gonnen wurde. Ende
April 1898 wurde der
gesamte Betrieb in
dieses, ausschliess-
lich für die Zwecke
der Fabrik errichtete,
durch den Baumeister
Fritz Giese erbaute
Fabrikgrundstück
Trinitatis - Strasse 28
verlegt. Das umfang-
reiche Gebäude ist ge-
sund, hell und freund-
lich gelegen, nach allen
Seiten freistehend,
ringsum mit Garten
umgeben (siehe Abbildung Fig. 2) und mit Wasser-, Gas-
und Telephon-Anlagen, mit Aufzügen, Feuerhydranten und
Fig. 1
günstige Daseinsbedingungen zu schaffen. — In den
Werkstätten hat durchweg das System der Arbeits-
teilung ausgedehnt Anwendung gefunden.
Treten wir zunächst einen Rundgang durch die Par-
terre-Räume des Fabrikgebäudes an, so gelangen wir vom
Haupteingange aus direkt in das sehr geräumige freund-
liche Iiaupt-Kontor mit acht Fenster Front (siehe Ab-
bildung Fig. 4), in welchem das 20 Herren umfassende
kaufmännische Beamtenpersonal in emsiger Thätigkeit
beschäftigt ist. Rechts davon schliesst sich das Privat-
Kontor des Chefs (Abbildung Fig. 3) und das elegant aus-
gestattete Konferenz-Zimmer an. Links vom Haupt-
kontor befindet sich das Archiv mit Bücherei (Abbil-
dung Fig. 5), in welchem die umfangreiche Korrespondenz,
Kopierbücher u. s. w. Aufnahme gefunden haben. End-
lich enhält das Parterre noch das grosse Haupt-Lager
(Fig. 6) mit der Post- und Bahnabfertigung. Bei dem um-
fangreichen täglichen Postversand von vielen Tausenden
Cigaretten-Ivartons ist zur wesentlichen __
Erleichterung die Einrichtung getroffen,
dass die Reichspost die fertiggestellten
Sendungen mit besonderem Wagen direkt
vom Lager abholt und unmittelbar zur
Bahn bringt. Vom Parterre begeben wir
uns nach dem Souterrain. Hier ist der
mit den besten maschinellen Einrichtungen
ausgestattete Tabak-Schneide-Raum,
in welchem die Blätter für die Zwecke der
Kios - Cigarettenfabrikation zugeschnitten
werden. Daneben befindet sich die Schleiferei, eine
wichtige Einrichtung, die permanent in Betrieb ist, um stets
tadellose scharfe Messer zur Verfügung zu haben, eine
Hauptbedingung für die Tabakschneiderei, und endlich
das Rohtabaklager mit seinen vielen Ballen, während
die übrigen Vorräte an Rohtabak auf dem Packhofe auf-
gelagert sind. Im grossen Tabak-Sortier-Saal (Fig. 7)
„Beharrtichheit führt zum Ziele I“
findet, in dem gegen hundert Frauen und Mädchen mit
dem Einlegen der fertigen Kios-Cigaretten in die Schach-
teln, mit dem Etikettieren der-
selben und deren versandt-
fertigen Verpackung beschäf-
tigt sind. Hier befinden sich
auch die 3 grossen patentierten
Cjgaretten-Maschinen nach
dem System Elliot zur Anferti-
gung billiger Cigarettensorten
mit einer Tagesproduktion von
durchschnittlich 80- bis 100000 F,s- 5-
Stück einer Maschine. Die Ausgabe des geschnit-
tenen Tabaks zur Verarbeitung in Hand-Cigaretten
geschieht in der Weise, dass jede Arbeiterin auf die am
Abend zuvor erhaltenen Cigaretten-Papiere das betreffende
Quantum Tabak zugewogen erhält, welches bei Rückgabe
der Cigaretten und des nicht verarbeiteten Tabaks im Ge-
wicht stimmen muss. Die Abbil-
dung Fig. 9 zeigt uns den grossen
in der zweiten Etage gelegenen
Arbeitssaal für Cigaretten-
Handarbeit, in welchem gegen
Fig. 4.
Waschräumen in jeder Etage versehen, wie überhaupt die
grösste Aufmerksamkeit darauf gelegt worden ist, allen An-
forderungen peinlichster Fabrik-Hygiene zu entsprechen.
Von jeher hat die Firma „Kios“ es als eine ange-
nehme Pflicht erachtet, dem Wohle
ihrer Angestellten und Arbeiter be-
sondere Fürsorge zu widmen. Sie
hat sich nicht darauf beschränkt,
in dieser Hinsicht den gesetzlichen
Vorschriften zu genügen, sondern
ist in weitgehendem Masse bestrebt
gewesen, aus freien Stücken Ein-
richtungen (Speisesaal, Garderoben,
hohe luftige Arbeitssäle, zahlreiche
Waschräume, Ventilation u. s. w.)
ins Leben zu rufen und zu erhalten,
die darauf hinzielen, dem gegen
300 Arbeiter und Arbeiterinnen
zählenden Fabrikpersonal möglichst
Haupt-Kontor.
sehen wir einige dreissig Arbeiterinnen mit dem Auf-
machen des Tabaks und dessen Vorbereitung zum
Schneiden beschäftigt. Wenden wir uns nun zur ersten
Etage, wo sich der weite hohe Pack-Saal (Fig. 8) be-
Fig. 2.
150 Mädchen und
Frauen mit der Ver-
arbeitung des Ta-
baks zu Cigaretten
beschäftigt sind Kg. 3.
(siehe auch Vignette Fig. 1). Die Abbildung Fig. 10 veran-
schaulicht die in der dritten Etage befindliche Carton-
nagen-Fabrikation mit Papier- und Etiketten-Lager.
Hier finden wir gleichfalls die besten Maschinen neue-
ster Konstruktion in Betrieb gestellt, um auch nach
dieser Richtung der leistungsfähigsten Konkurrenz die
Spitze zu bieten. Die schon erwähnten verschiedenen
Wohlfahrtseinrichtungen bestehen in Waschräumen,
(Fig. 11), wie sie sich in jeder Etage befinden, der
Garderobe, Küche und Ausgabe für die Speisen
und Getränke und des Speisesaales. Sämtliche
Räume des Fabrikgebäudes werden durch eine im
Souterrain angebrachte Heissw.asser-Heizanlage
nach System Ravens erwärmt, während die Triebkraft
für alles nötige Gangwerk durch eine Deutzer Ventil-
steuerungsmaschine (öpferdiger Gasmotor) be-
schafft wird. Zur Feuersicherheit sind in allen Etagen
Hydranten angebracht, während für den ständigen
Sicherheitsdienst bei Nacht eine Kontrolluhr neuester
Konstruktion angebracht ist.
Um ihre erstklassigen Fabrikate auch weiteren
Kreisen zuzuführen hat die Cigarettenfabrik Kios
endlich noch im Centrum Dresdens in dem Prachtbau
der Bank für Bauten, Prager-Strasse 6, einen
Die fabrih türkischer Cabakc und Cigaretten „Kios
von e. Robert Böhme in Dresden
am Beginn ihres zweiten Decenmums i. Juli 1890—1900.
Der Begründer
und alleinige Inhaber
der Cigarettenfabrik
„Kios“ E. Robert
Böhme-
Dresden
hat aus den
bescheiden-
sten Anfän-
gen heraus
und unter
Ueberwin-
'ung mannigfacher Schwierigkeiten auf Grund strengster
leellität die Fabrik „Kios“ zu ihrer heutigen Blüte ge-
macht. Ursprünglich Rietschelstrasse 14 gelegen, befand
<ie sich später Blasewitzerstrasse 70, bis im Jahre 1897
mit dem Neubau eines grossen Fabrikgebäudes auf der
Trinitatisstrasse be-
gonnen wurde. Ende
April 1898 wurde der
gesamte Betrieb in
dieses, ausschliess-
lich für die Zwecke
der Fabrik errichtete,
durch den Baumeister
Fritz Giese erbaute
Fabrikgrundstück
Trinitatis - Strasse 28
verlegt. Das umfang-
reiche Gebäude ist ge-
sund, hell und freund-
lich gelegen, nach allen
Seiten freistehend,
ringsum mit Garten
umgeben (siehe Abbildung Fig. 2) und mit Wasser-, Gas-
und Telephon-Anlagen, mit Aufzügen, Feuerhydranten und
Fig. 1
günstige Daseinsbedingungen zu schaffen. — In den
Werkstätten hat durchweg das System der Arbeits-
teilung ausgedehnt Anwendung gefunden.
Treten wir zunächst einen Rundgang durch die Par-
terre-Räume des Fabrikgebäudes an, so gelangen wir vom
Haupteingange aus direkt in das sehr geräumige freund-
liche Iiaupt-Kontor mit acht Fenster Front (siehe Ab-
bildung Fig. 4), in welchem das 20 Herren umfassende
kaufmännische Beamtenpersonal in emsiger Thätigkeit
beschäftigt ist. Rechts davon schliesst sich das Privat-
Kontor des Chefs (Abbildung Fig. 3) und das elegant aus-
gestattete Konferenz-Zimmer an. Links vom Haupt-
kontor befindet sich das Archiv mit Bücherei (Abbil-
dung Fig. 5), in welchem die umfangreiche Korrespondenz,
Kopierbücher u. s. w. Aufnahme gefunden haben. End-
lich enhält das Parterre noch das grosse Haupt-Lager
(Fig. 6) mit der Post- und Bahnabfertigung. Bei dem um-
fangreichen täglichen Postversand von vielen Tausenden
Cigaretten-Ivartons ist zur wesentlichen __
Erleichterung die Einrichtung getroffen,
dass die Reichspost die fertiggestellten
Sendungen mit besonderem Wagen direkt
vom Lager abholt und unmittelbar zur
Bahn bringt. Vom Parterre begeben wir
uns nach dem Souterrain. Hier ist der
mit den besten maschinellen Einrichtungen
ausgestattete Tabak-Schneide-Raum,
in welchem die Blätter für die Zwecke der
Kios - Cigarettenfabrikation zugeschnitten
werden. Daneben befindet sich die Schleiferei, eine
wichtige Einrichtung, die permanent in Betrieb ist, um stets
tadellose scharfe Messer zur Verfügung zu haben, eine
Hauptbedingung für die Tabakschneiderei, und endlich
das Rohtabaklager mit seinen vielen Ballen, während
die übrigen Vorräte an Rohtabak auf dem Packhofe auf-
gelagert sind. Im grossen Tabak-Sortier-Saal (Fig. 7)
„Beharrtichheit führt zum Ziele I“
findet, in dem gegen hundert Frauen und Mädchen mit
dem Einlegen der fertigen Kios-Cigaretten in die Schach-
teln, mit dem Etikettieren der-
selben und deren versandt-
fertigen Verpackung beschäf-
tigt sind. Hier befinden sich
auch die 3 grossen patentierten
Cjgaretten-Maschinen nach
dem System Elliot zur Anferti-
gung billiger Cigarettensorten
mit einer Tagesproduktion von
durchschnittlich 80- bis 100000 F,s- 5-
Stück einer Maschine. Die Ausgabe des geschnit-
tenen Tabaks zur Verarbeitung in Hand-Cigaretten
geschieht in der Weise, dass jede Arbeiterin auf die am
Abend zuvor erhaltenen Cigaretten-Papiere das betreffende
Quantum Tabak zugewogen erhält, welches bei Rückgabe
der Cigaretten und des nicht verarbeiteten Tabaks im Ge-
wicht stimmen muss. Die Abbil-
dung Fig. 9 zeigt uns den grossen
in der zweiten Etage gelegenen
Arbeitssaal für Cigaretten-
Handarbeit, in welchem gegen
Fig. 4.
Waschräumen in jeder Etage versehen, wie überhaupt die
grösste Aufmerksamkeit darauf gelegt worden ist, allen An-
forderungen peinlichster Fabrik-Hygiene zu entsprechen.
Von jeher hat die Firma „Kios“ es als eine ange-
nehme Pflicht erachtet, dem Wohle
ihrer Angestellten und Arbeiter be-
sondere Fürsorge zu widmen. Sie
hat sich nicht darauf beschränkt,
in dieser Hinsicht den gesetzlichen
Vorschriften zu genügen, sondern
ist in weitgehendem Masse bestrebt
gewesen, aus freien Stücken Ein-
richtungen (Speisesaal, Garderoben,
hohe luftige Arbeitssäle, zahlreiche
Waschräume, Ventilation u. s. w.)
ins Leben zu rufen und zu erhalten,
die darauf hinzielen, dem gegen
300 Arbeiter und Arbeiterinnen
zählenden Fabrikpersonal möglichst
Haupt-Kontor.
sehen wir einige dreissig Arbeiterinnen mit dem Auf-
machen des Tabaks und dessen Vorbereitung zum
Schneiden beschäftigt. Wenden wir uns nun zur ersten
Etage, wo sich der weite hohe Pack-Saal (Fig. 8) be-
Fig. 2.
150 Mädchen und
Frauen mit der Ver-
arbeitung des Ta-
baks zu Cigaretten
beschäftigt sind Kg. 3.
(siehe auch Vignette Fig. 1). Die Abbildung Fig. 10 veran-
schaulicht die in der dritten Etage befindliche Carton-
nagen-Fabrikation mit Papier- und Etiketten-Lager.
Hier finden wir gleichfalls die besten Maschinen neue-
ster Konstruktion in Betrieb gestellt, um auch nach
dieser Richtung der leistungsfähigsten Konkurrenz die
Spitze zu bieten. Die schon erwähnten verschiedenen
Wohlfahrtseinrichtungen bestehen in Waschräumen,
(Fig. 11), wie sie sich in jeder Etage befinden, der
Garderobe, Küche und Ausgabe für die Speisen
und Getränke und des Speisesaales. Sämtliche
Räume des Fabrikgebäudes werden durch eine im
Souterrain angebrachte Heissw.asser-Heizanlage
nach System Ravens erwärmt, während die Triebkraft
für alles nötige Gangwerk durch eine Deutzer Ventil-
steuerungsmaschine (öpferdiger Gasmotor) be-
schafft wird. Zur Feuersicherheit sind in allen Etagen
Hydranten angebracht, während für den ständigen
Sicherheitsdienst bei Nacht eine Kontrolluhr neuester
Konstruktion angebracht ist.
Um ihre erstklassigen Fabrikate auch weiteren
Kreisen zuzuführen hat die Cigarettenfabrik Kios
endlich noch im Centrum Dresdens in dem Prachtbau
der Bank für Bauten, Prager-Strasse 6, einen