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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Hoisel, Richard: Alois Penz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0168

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Ä

LOIS PENZ. VON DR.
RICHARD HOISEL.

Vor einem Jahr ist Alois
Penz, der gebürtige Tiroler,

57 Jahre alt in der Hauptstadt
der grünen Steiermark gestor-
ben. Jetzt ist sein Andenken
durch eine Ausstellung der
besten seiner Bilder im Berliner
Salon Rabl wieder wachgerufen
worden, um hoffentlich nicht so
bald wieder zu erlöschen.

Wie weit Veranlagung und
Milieu die Kräfte waren, die
Penzens Entwicklung verursach-
ten und förderten, läßt sich nicht
genau festlegen. Man kann jedoch
annehmen, daß Penz, der als Sohn
begüterter Eltern aufwuchs (sein
Vater war der Besitzer des Hotels
„Goldener Adler“ in Innsbruck;
hier befindet sich das Zimmer, in
dem einst Goethe und Andreas
Hofer gewohnt hatten), in der
Atmosphäre historischer Tradi-
tionen kräftige Impulse empfing,
die eher, als es sonst möglich
gewesen wäre, die Keime seines
Künstlertums weckten.

Penz war als Schüler ein außer-
ordentlich begabter Mathematiker
— aber nach der Matura zog es
ihn doch sofort zur Kunst und
auf die Akademie. Der finanzielle
Zusammenbruch seines Vater-
hauses zwang ihn freilich früh, bei der österreichi-
schen Südbahngesellschaft als Beamter Unterkunft
zu suchen, die sein künstlerisches Streben für
immer hätte lähmen können. Trotzdem trieb er
nebenbei fleißig seine künstlerischen Studien, und
als er als Dreißigjähriger wieder die Akademie zu
Wien bezog, brauchte er doch nicht mehr als
Anfänger zu gelten. Von Wien ging er nach Weimar
zu Professor Thedy und zum Grafen Kalcicreuth.
Bei diesen tüchtigen Lehrern machte er große
Fortschritte. Im Porträt und auch in figürlichen
Darstellungen überhaupt erreichte er schon da-
mals eine kleine Meisterschaft. Es wurden ihm
alle Stipendien und Preise verliehen, die in Weimar
an talentierte Schüler nur zu vergeben waren.

Dann verbrachte er ein Jahr in München, wo er
bei Diez (Vater) arbeitete, und ein weiteres Jahr in
Salzburg. Man sieht, in Penz lebte die Unrast des
sich selbst suchenden Künstlers; doch bei ihm ver-
stärkte sie sich in dem Maße, als er sich mehr und
mehr dem Zenith seiner Manneskraft näherte.

Paris, das er nach Salzburg auf ein Jahr auf-

LEINENSCHRANK

ENTWURF: HEINRICH VOOELER-WORPSWEDE

suchte, war seine tiefe, zeitlebens nicht zu ver-
löschende Neigung. Er bildete sich vor
Allem hier bei Alfred Roll und Eugene
Carriere. Nachhaltiger aber scheinen die im
Louvre aufgespeicherten Kunstwerke auf ihn ge-
wirkt zu haben: die Niederländer und die Meister
von Fontainebleau mit Corot an der Spitze.
Außerdem gewann er aus den strengen Kompo-
sitionsgesetzen der altmeisterlichen Malerei das
Gefühl für jene oft unnennbar feine Harmonie,
die mit seiner zunehmenden Reife immer häufiger
seine Bilder beherrscht und sich mit der Kolo-
ristik des Freilichts in erstaunlichem Zusammen-
klang vereinigt, so daß viele Bilder seiner spätem
Zeit Eindrücke von schönster Ausgeglichenheit
vermitteln. Drei seiner Bilder, die hier veröffent-
licht werden, zeigen den reiferen Penz; in einer
zweiten späteren Ausstellung soll noch sein Nach-
laß erscheinen. — Penz kehrte endlich nach Öster-
reich zurück, heiratete in Salzburg, richtete zwei
Ateliers ein und unterrichtete dort Herren und
Damen der Aristokratie. Da wurde er schwer

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