Borträge des Gsheimerats Dr. Freiherrn von Babo und
des Legationsrates Dr. L-eyb. Hente Abend besuchen
die Höchsten Herrschaften die Jnbilämnsvorstellung von
G. Freytags „Fonrnalisten" im Groszherzolichen Hof-
theater.
AusLand.
Englaud.
L o n d o n , 2. Ianuar. Die englische R e g i e-
rung hat dem Kaiser Menelik von Abhssinien die Vor-
teile eines gemeinsmnen Vorgehens zwecks Einschlictznng
des Mulla'h im Svmaliland vorgestellt. Zwei eng-
lisckie Offiziere, Oberst Rochefort und Hauptmann Kob-
bold. hätten England verlassen, um sich dem abyssinischen
Heere anznschlietzen. Es heitzt, der Negus habe den
Borschlag zwait noch nicht angenommen, werde aber
zweifellos cinwilligen. Man erwartet, daß die englischen
Offiziere mit Rgs Makonnen in Harrar zusamnientreffen
werden, von wo aus die abyssinischen Truppen den Vor-
marsch beginnen werden. Durch dicses Werben um
Unterstützung zeigt England, daß ihm allein die Nieder-
tverfung des „tollen Mullah" schwer fallm würde.
London, 2. Jan. Die hcutigen Blättcr sind voll
von mehrere Spalten langen Telegrammen über die
glänzend verlaufene indische Nachfeier zur
Krönung, die aber außer farbenfrohen Schilderungen
orientalischen Gepränges nichts Bemerkenswcrtes ent-
halten.
Aus Sradt uud ^and.
Heidelberg, 3. Januar.
Von dcr Universität. Zur Erinnermig an den früheren
Professor der Auatomic an der hiesigen Uniderfität, Geh. Hof-
rat Friedrich Arnold, wird an seinem 100. Geburtstag,
8. Januar 1903, in der Anatomie eine Bnste dieses Gelehrten
aufgestellt wcrdcn. Arnold ist am 8. Januar 1803 in Eden-
!oben geboren, war von 1826—1836 Profektor am hiesigen
anatomischen Jnstitut, dann Profesfor in Zürich, Freiburg nnd
Lnbingen und seit 1862 ordentlicher Professor, zuerst sür
Anatomie und Phhsiologie zusammen, in Heidelberg. Jm
Fahre 1873 trat er in den Ruhestand und ist am 4. Jnli 1890
gestovbcn. Sem Sohn, Geh. Rat Jnlius Arnold, ivirkt seit
1863 aks pathologischer Anatom an der hiesigen Universität.
** Adresibuch fitr 19V3. Mit anerkennenswerter Pünkt-
ilichkeit ist auch diesmal, chie schon seit langem, zum Jahres-
ivechsel der neue Jahrgang des im Auftrage des Stadtrats
herausgegebenen Adretzbuches erschienen. Jn schmuckem
äutzerlichen Gewande, im Jnnern'typographisch schön ausge-
stattet, an Jnhalt und Umfang gegen früher bedeutend ver-
mshrt, liegt der stattliche Band vor uns, ein Werk eisrigen
Schaffens und rastlosen Strebens des Herausgebers I. H ö r-
ning. Das pünktliche Erscheinen des Buches verdient in
diesem Jahre nmso mehr Lob, als durch die crstmalige Auf-
nahme des neuen Stadtteils H a n d s ch u h s h e i ni, die voll-
ständige Ncnnummeriernng des Stadtteils Schlierbach und
berschiedener Stratzen der Stadt dem Herausgeber vermehrte
Sch'wierigkeiten entstanden sind. Betrachten wir den Jnhalt
des Adretzbuches gsnaner, so finden wir allenthalben das Be-
streben nach Vervollkommnung: Der dem Buch vorangegebene
turze Führer durch Heidelberg, sowie die chronologi-
sch e Z u s amm e n st e l lu ng sind von berufener Seite ver-
bessert und ergänzt; die statistischen Angaben sind
auf d'en nenesten Stand gebracht und soweit überhaupt schon
vorhanden auch anf den Stadtteil Handschuhsheim ausgedehnt;
ein alphabetisches Strahenverzeichnis erleich-
lert das rasche Anffinden jeder Straße. Jn dem Verzeich-
Liis der Hauseigentümer und Bewohner eines jcden
Hauses sind die Stadtteile Schlierbach, Neuenheim und Hand-
Wuhsheim durch Fettdruck in der Titelzeile besonders hervor-
gehoben, was die Usbersichtlichkeit besonders erleichtert; die
Einwohncr der eingcmeindeten Stadtteile sind in das alpha-
betische Einwohnerverzeichnis und das Ver-
zeichms nach Berufsgeschäften eingeordnet. Es fol-
gen dieBehörden und Vereine, deren Zahl jährlich zu-
nimmt und bei denen auch Handschuhsheim mehrfach erscheint.
Fahrpläne nnü Tarife aller hier verkehrenden Bahnen
sind vermehrt und verbessert. Einen wesentlichen und wert-
vollen Bestandteil des Adretzbuches bildet der Anhang, der auf
160 Seiten eine Zusammenstellung aller gesetz-
lichen nnd ortspolizeilichen Vorschriften ent-
Hält, die von allgemeiner Wichtigkeit sind und deren Kenntnis
den Bürger vor mancher Unantiehmlichkeit und Strase schützt.
Beigegeben ist dem Buche ein Theaterplan, sowie der im Ver-
lage von Otto Petters erschienene ncue ofsizielle Stadk-
iplan, der, wie das Adretzbuch selbst, bedeutend verbessert und
durch Beifügung des Stadtteils Handschnhsheim sowie durch ein
alphabetisches Stratzeiwerzeichnis bereichert worden ist. So
besitzen wir in dem Adreßbuch ein Nachschlagcwerk, wie cs
in gleicher Vollkommenheit kanm cine anderc Stadt aufznwei-
sen hat. Der erstaunlich billige Preis von 3.50 Mk. ermöglicht
die Anschaffung jedermann und wir möchten dem Herausgeber
utigelesen, notabene, — und daß dann Miß Nighttngals
Prinzip mit einein feuchten Tuch darin zu hausen —, so
aber lasse ichs beim status yuo und freue mich, eine
menschliche Schwäche bei dir entdeckt zn haben."
Die Korrespondenz mit seinen wissenschaftlichen
Freunden nahm einen noch grötzeren Unifang an als frü-
her; wurde auch der wissenschastliche Gehalt in seinem
Brieswechsel mit du Bois naturgemäß dadurch geringer,
Haß die Arbeiten von Hetmholtz allmählich auf Gebiete
sich erstreckten, die den Untersuchungen du Bois ferner
lagen, so trat an die Stelle ein schon im Jahre 1856
beginnender und mit den Jahreir immer reger werdewder
briefticher und Persönlicher Verkehr mit W. Thomson,
der nicht niir die eigenen epochemachenden Untersuchun-
gm dieser beiden großen Naturforscher zum Gegenstand
hatte, son'dern ig dem sie sich auch gegenseittg Mitteilung
machten von den wichtigsten Arbeiten nnd Entdecknngen
onderer Forschec während des langen Zeitraumes von
fast 50 Jahren. So war Helmholtz der erste, der Thom-
son Nachricht gab von der Kirchhoffschen Entdecknng der
Metalle in der Sonnenatmosphäre.
Die Fertigstellung des großen aknsttschen Werkes
hatte nach dem Erscheinen der zweiten Lieserung der
physiologischen Optik schön in der ganzen letzten Zeit seine
Kraft fast ausschließlich in Anspruch genommen, und
Helmholtz diirfte mit dem Beginn des Jahres 1861 nach
den vieljährigen Vorarbeiten endlich hofsen, in kurzer
Zeit der ganzen gebitdcten Welt seine ttefen aknstischen
und musttalischen Forschungsn vorlegen zu können. Kurz
nach dem schweren Unfall, der Thomson getroffen, schrieb
er am 16. Ianuar 1861 an dessen Frau:
„ ... Jch habe den Winter hindurch an meiner phy-
als Crsatz für die aufgewendete gewalttge Arbeitsleistung und
die nicht unbedeutenden Herstellungskosten einen recht guten
Absatz des Bnches wünschen.
VV Kmrstverein. Die Feiertage mit ihren.Verpflichtungen
sind glücklich vorüber, nun wird sich Sonntags und Mittwochs
die Aufmerksamkcit wieder mehr auf die Ausstellung des Kunst-
vereins richten. Von Leopold Meeser München-Heidelberg ist
eine Kollektion sehr gut studierter Oelgemälde eingetrosfen und
ausgestellt. 14 prächtige Landschaften sandte Oskar Leu, Wies-
baden, 4 reizende Stillleben Resi Borgmann-Karlsruhe; Frau
Anna Corell-Nenstadt ist mit mehreren Blumefstücken vertre-
ten, die sehr bemerkenswert sinö. Die Plastik findet sich dies-
mak mit 6 sehr guten Arbeiten von Engelhardt-Rom ein.
Zum letztenmal sind am kommenden Sonntag die Lutzerst ge-
nialen Zeichnungen des Simplizissimus ausgestellt, die mcm
sich nicht ungesehen entgehen lassen sollte, serner eine Kollek-
tion Aquarelle und Zeichnungen des verstorbenen Malers und
Photographen G. M. Eckdrt-Heidelberg. Autzerdem 8 Oel-
gemälde von R. Weytzer-Heidelberg, 2 Oelgemälde von Fel.
v. Babo-Heidelberg, 3 Oelgemälde von Hch. Geier-Hambürg.
Das große Oelgemälde von Panl v. Ravenstein Änd noch
mehrere andere werden diesen SonNtag-zum letztenmal ansge-
stellt sein. Möchte der Besuch im neucn Jahre stets zunehmen,
damit die grotzen Bemühungen des Vereins eine Belohnung
finden.
1- Alters-'Genossenschaft. Am Sylvesterabend versammel-
ten sich, wie alljährltch, in dcr „Kümmelspalterei" die Genossen
unter dem Präsidium des Altmeisters Rosenkranz und einige
dazu eingeladene Freunde, um einige vergnügte Stunden zu
verleben. Einer der Gesellschaft war durch Krankheit verhin-
dert, zn erscheinen; die erschienenen sieben Herren repräsen-
tieren ein Gesamtalter von 526 Jahren. Hofsen und wünschen
wir, datz sich dieselben mn nächsten Sylvestevabend in gewohn-
ter „Jugendfrische" wieder zusammenfinsten mögen.
X Die Einwohnerzahl Hcidelbergs beträgt nach dem An-
schlutz von Handschuhsheim nach den Ziffern der 1900er Volks-
zählung 44 000. Jnzwischen wird diese Zahl sich um min-
destens 2000 vergrötzert haben, so daß wir annehmen dürfen,
Heidelberg habe heute 46 000 Einwohner.
X Fremden-Freqnenz. Jm Jahre 1902 haben hier nach
Ausweis der polizeilichen Fremdenliste 176 315 Fremde über-
nachtet, wobei mancher, der in Privatlogis gewohnt hat, nicht
angegeben, also auch nicht mitgezählt worden sein mag. Jm
Jahre vorher wies der Fremdenrapport 168 520 Namen auf;
es ist also im letzten Jahre ein Mehr von fast 8000 Fremden
zn verzeichnen gewesen. Und das bei einem ungünsttgen Som-
merl Was die Heidelberger Fremdenziffern bedeuten, das
lehrt ein Vergleich mit denen einer anderen berühmten badischen
Stadt. Baden-Baden hat nn letzten Jahre 70 908 Fremde
zu verzeichnen gehabt, ahso noch lange nichthalb so-
viel wie Heidelberg, Allerdings hält die Bäberstadt thre
Fremden im alltzemeinen länger fest als HeideDerg, doü han-
delt es sich vornehmlich um Kurgäste, bei uns mehr um Passan-
ten, die einen oder einige Tage hier weilen unvAzann weiter-
reisen.
Folgen der Nnvorsichtigkeit. Ein 20jähriges Mädchen
aus Neckarburken, das bei einem auf dem Schlotzberg wohnen-
den Professor in Dienftbotenstellung war, wollte gestern Aberrd
in der Küche eine brennende Petroleumlampe auf den Tisch
stellen, dabei fiel dem Mädchen die Lampe aus der Hand und
der Petroleumbehälter der Lampe zersprang, als diese auf dem
Bvden aufschlng. Jm Augenblick stand das Mädchen in Flam-
men und trug an den Füßen und am Unterleib schreckliche
Brandwunden davon. Das bedauernswerte Mädchen liegt nüü
im Akademischen Krankenhaus und kann von Glück sagen, werm
es mit dem Leben davonkommt.
Besitzwechsel. Frau Geh. Mrchenrat Lewald Witwe
Erben verkauften das Haus Friedrichstratze Nr. 13 an Herrn
Paul Berner um den Preis von 68 000 Mk. Der Kaufab-
schlutz erfolgte durch Kaufmann Georg Morr.
-^- Das Kaiserpanorama ladet seine Besucher von morgen
ab zn einer Reise nach Jndien ein, die'näch dem vorliegenden
Programme besonders interessant werden dürfte.
— Polizeibericht. Jn polizeilichen Gewahrsam genommen
wurde ein Taglöhner, der aus einer Anstalt enZwichen ist und
ein Zwangszögling, der in der Anstalt zu Flehingen unter-
gebracht war und dort durchbrannte. Bier hiestge Tagediebe,
i>ie sich in vergangener Nacht in verschlossenen Räümen auf
der rechten Seite des Neckars Unterkunft verschafften und in der
Frühe die Brötchensäcke leerten, wnrden üerhaftet, ebenso ein
Hausbürsche wegen Bettelns. Fünf Personen kamen wegen
Ünfugs und 4 wegen Rnhestörung zur Änzeige.
? Aus dem Amtsbezirk Sinsheim, 2. Jan. (Verhas-
tung.) Jn H elmAadt verursacht dte letzte Woche vorge-
nommene Verhaftung eines vermögenöen Bauern-Ehepaares
ziemlicye Erregung. Me Verhaftnng geschah toegen dringcnden
Verdachts der Verleitung zum Meineid. Die Tat soll ans
Anlatz eines Beleidigungsprozesses ersolgt sem.
Mannheim, 2. Jan. (Grotzfeuer inSeckenhei m.)
Gestern Nachmittag knrz nach 2 Uhr entstand in Seckenheim
auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise in dem Anwesen des
Landwirts Jos. Volz Grohfeuer, das, nach dem „Gen.-Anz.",
mit rasender Geschwindigkeit um sich grisf und Scheune, Schup-
pen sowie Stallung in kurzer Zeit einäscherte. Durch den
starken Nordwind wurde auch die Scheuer, Stallung und Re-
mise des Landwirts Heinrich Bühler bon den Flammen er-
stologischen Theorie der Mu'sik gearbeitet und habe nur
noch z>Ivei Kapitel zu schreiben, dann bin ich mit dem ersten
Entwurf fertig, wonach ich freilich im EinZelnen noch viel
werde nachbessern und umarbeiten müssen. Jch hoffe,
das Buch nach Ostern znm Druck geben zu können. Mr.
Thomson wird außer dem, was ich ihm schon im Somnier
dnrüber auseinandergesetzt habe, noch manches Neue da-
rin finden, was ich erst später beim Ausarbeiten des Ein-
zelnen gefunden habe. Jch bin mit meinen physikalischen
Theorien ziemlich weit in die Dheorie der Musik einge-
drungen, weiter, ats ich anfangs sekbst zu hoffen wagte,
und die Arbeit ist mir selbst äußerst amüsant gewesen.
Wenn man aus einem richtigen allgemeinen Prinzipe die
Folgerungen in den einzetnen Fällen seiner Anwendung
sich entwickelt, so kommen immer neue Ueberraschungen
zum Vorschein, auf die man vorher nicht gefaßt war.
Und da sich die Folgeriingeii nicht nach der Willkür des
Autors, sondern nach ihreni eigenen Gesetze entwickeln,
so 'hat es mir oft den Eindruck gemacht, als wäre es gar
nicht nieine eigene Arbeit, die ich niederschreibe, sondern
als ob ich nur die Arbeit eines andern niederschriebe. Mr.
Thomson muß an seinen eigenen Arbeiten über die me-
ctzanische Wärmetheorie 'ähnliche Erfahrungen gemacht
haben. Jch habe dabei viele Musikstücke durchsehen müs-
sen und Geschichte der Musik studiert. Dabei sind' mir
auch die schottischen Lieder nützlich gewesen, weil in ihnen
manche eigentümliche alte Formen sich erhalten haben.."
(Fortsetzung folgt.)
. — Die ganze Weltgeschichte ist nur eine sortgesetzte Durch-
löcherung nnd Zertretung des papierenen Rechtsbodens. Der
Sieg schrieb allzeit das Gesctz und wird es allzeit schreiben.
Joh. Scherr.
fatzt und in etnen Schutthausen verwandelt. Die Seckenheimer
-Feuerwehr ivar sehr rasch zur Stelle und leistete die möglichste
Hilfe. Da die Scheucrn u. s., w. nicht mehr zu retten waren,
wandte sie ihr Augenmerk auf die Wohnungen der Beschädig-
len und die sehr bedrohten ü' 'chbargebäude und verhinderte so
einen größeren Schaden. Die Feuerwehren der Nachbarorte
Uvesheim, Neckarhausen ivaren er 'nfalls rasch zur Stelle und
unterslütztcn ihre Kameraden bei der r'ühevollen Arbeit. Ganz
vesondere Ancrkennung nnd Dank bei oi'stm grotzen Brande
gebührt vor allem auch den Bürgern von Seckenhrim- d'?
ihr energisches Eingreifen ihren Mslbürgern die erste Hilfe
leisteten. Der Schaden soll sich auf ungefähr 30—40 000 Mk.
belaufen. Die Scheuuen waren mil Stroh, Heu und Tabak
gefüllt und boten so dcm wütenden Elemente reichliche Nah-
rung. Das Vieh konnte in Sicherheit gebracht werden.
Pforzheim, 2. Jan. (Verschiedenes.) Am Mitt-
woch stürzte der in Dillweitzenstein wohnhafte, 28 Jahre alte
verheiratete Maurer Christian Peters aus' Gardingen in
Schleswig von dem Neubau des Herrn Schmiedemeisters Staib
in der Altstädterstratze hier in einer Höhe von 13 Metern ab.
Cr erlitt einen Bruch der Schädeldecke und starb auf dem
Transport nach dcm Krankenhaus .— Ein hiesiger 20 Jayre
alter Mechaniker, Rudolf B., schoß sich gestern Abend mit.einem
Revolver in die Brust. Derselbe starb heute früh im Kranken-
hause. — Gestern Vormittag ereignete sich in Birkenfeld ein
Unglücksfall, der als Folge des Neujährsfchietzens anzusehen
ist. Wie dcr „Pf. Anz." meldet bekam die 8)4 Jahre alte
Tochter des Tagtöhners tzertz dey mit scharfen Patronen ge-
ladenen Revolver in die Hand, mit dem ihr Vater kurz vorher
das Neujahr angeschossen hatte. Als das Kind mit der Wafse
ivielte, enklud sich diese und tzie Kugel traf den 3 Jähre alten
^öhn des Herh in den Kopf, so datz der Knabe nach 3 Stunden
starb.
Die KandschuHstzeimec Bolkstzymue.
Es dürste wöhl nur wenigen Heidelbergern bekannt sein,
datz es auch ein Loblied auf Handschuhsheim, unseren neuesten
Stadtteil, gicbt, das aber nicht etwa bloß auf dem Papier steht,
sondern bei allen möglichen Gelegenheiten von Groh und Klein
in Handsch-uhsheim wie ein echtes Bolkslied gesungen wird.
Dcr Vcrfasser desselbcn ist Albert L u d w t g, der gcgen-
wärtig irgendwo im badischen Lande als Pfarrer wirkt, der
aber früher, so viel wir wissen bis 1894, während seiner Ghm-
nasial- und Studienzeit läj'gere Jahre in HanSickmhsheim
weilte. Ludwig sühlre sich in dem herrlich gelegenen Dorfe
stets sehr heimisch und §a er sich vorzüglich auf den Verkehr
mit den einfachen Bauersleuten verstand, so erfrsute er sich
bei^ diesen großer Beliebtheit, die sich besonders bet seinem
Abschied von Handschuhsheim gelegenrlich einer Vereinsfeier
kundgab. Danmls wurde auch unseres Wissens zum erstenmal
das solgende Lied gesungen und zwar wie auch jetzt noch nach
der Melodie: „Sirömt herbei, ihr Völkerscharen."
An des Berges Futz gelegen,
Der der Heil'ge wird genannt,
Kenn ein Dorf ich, reich an Segen,
Wohlbekannt im deutschen Land.
Wer im Frühling dich erschaute,
Wenn der Himmcl wolkenlos
Ueber deinen Kirschen blauke,
Spricht: Dir ward ein schönes Los.
H a n d s ch u h s h e i m, dich mntz ich pceisen,
Deiner Thäler stille Nacht,
Deiner Sänger frohe Weisen,
Teiner Gärten schöne Prachi.
Wer beim letzten Sonnenstrahle
Aus dem Auersteine stand,
Oder ging im Mühlentale,
Spricht: Das ist-ein schönes Land.
H a n d s ch u h s h e i m, ins Herz geschrieben
Bleibt mir stets dein trautes Blld;
Gerne wär' ich noch geblielien,
Wäre nicht die Zeit erfüllt,
lleberall doch will ich denken
An des Dorfes reichen Schmuck,
Und will man mir noch eins schenken,
Trink'auf dich ich einen Schluck.
I .. W,» ... . .
Heidelberger Bereinsanqelegenheiten.
Die Gemeinde Steingasse hielt gestern Abend tn ihrem
Ratskeller „Zum Grünen Baum" ihre Weihnachsfeier ab.
Unter dem Vorsitz des neuen Bürgermcisters nahm sie in An-
wesenheit der Bürger und zahlreicher AuAmärker einen wohlqe-
lungenen, lustigen Verlauf.
Tyeater- und Kunstnachrichlen.
'»> Leidelber-, 3. Jau. (Stadttbeater). „Jm bunten
Rock — ein uberaus fryches. onqmelles Soldatenlustspiel hat
bei seiner Erstalifführuiig am königlicheu Schanspielhanse zu Berlin
ausgezeichnet gefallen. wird seitüem an den ersten Theatern
Deutschlands mit großem Erfolge gegeben nnd hat alle Aussicht
sich zum Zngstück der Saison zu entwickeln. Die Direktion hat
die prächtige Novität auch für miseie Bühne erworben und bringt
dieselbe bereits Montag den 5. ds. M. z»r ersten Alifführnng.
Jn den Hanptrollen smd be,chäftigt die Damen: Milde, Vogel,
Feldner, Ftscher. Olden, Koch mid die Herren:
Eckhof, Großmann. Holstein, Krones, Schneider, Sisl, Brenner.
Kallenberger, Wagner n. s. w.
-1- Heidelberg, 3. Jan. (Dritter Kammermusik-
Abend.) Das Programm des am nächsten Montag, den
5. Januar, stattsindenden letzten S e e l i g'schen Konzertes
enthält zwei Novitäten, welche besonderes Jnteresse erwecken
dürften. Das Streichquintett op. 3 von Alerander v. Dusch,
eines Sohnes des badischen Kultusministers^ erlebt hier seine
Urausführung und sieht mcm dem neuen Werke des begabten
jungen Komponisten mtt Spannung entgegen. Das Klavier-
quintett von Ludw. Thuille, dcm Komponisten des „Lobe-
tanz", wurde bisher überall mit autzerordentlichem Beifcrll aus-
genommen und wird als ein Aufsehen erregendes Werk ge-
rühmt. Das Münchener Streichquartett unter
Mhrnng des Kammermusikers Jos. Hösl gehört bekcmntlich
Zu den gefeiertsten Münchener Künstlervereinigungen^ und ^rt
so ziemlich die Stelle des früheren Bruno Walter-Quartetts
eingenommen. Bei dem Streichquintett von Dus ch hat unser
emheimischer Künstler Heinr. Brumm den 2. Cellopart über-
nommen.
Kleine Zeitung.
— Hochschulnachrichten. Straßburg, 2. Januar
Der außerordentliche Professor der Medizin Dr. Wilhelm
Pfitzner ist gestern Abend, erst 49 Iahre alt
gestorben.
— Hanau, 2. Jan. Der hiesige Bankier Leopold
Lilienseld, in Firma Michael Benjamin, ist unter der
Bcschuldigung, Unterschlagungen begangen zu haben, v er-
haftet worden.
— PariS, 1. Jan. Dem „Matin" wird aus Madrid
des Legationsrates Dr. L-eyb. Hente Abend besuchen
die Höchsten Herrschaften die Jnbilämnsvorstellung von
G. Freytags „Fonrnalisten" im Groszherzolichen Hof-
theater.
AusLand.
Englaud.
L o n d o n , 2. Ianuar. Die englische R e g i e-
rung hat dem Kaiser Menelik von Abhssinien die Vor-
teile eines gemeinsmnen Vorgehens zwecks Einschlictznng
des Mulla'h im Svmaliland vorgestellt. Zwei eng-
lisckie Offiziere, Oberst Rochefort und Hauptmann Kob-
bold. hätten England verlassen, um sich dem abyssinischen
Heere anznschlietzen. Es heitzt, der Negus habe den
Borschlag zwait noch nicht angenommen, werde aber
zweifellos cinwilligen. Man erwartet, daß die englischen
Offiziere mit Rgs Makonnen in Harrar zusamnientreffen
werden, von wo aus die abyssinischen Truppen den Vor-
marsch beginnen werden. Durch dicses Werben um
Unterstützung zeigt England, daß ihm allein die Nieder-
tverfung des „tollen Mullah" schwer fallm würde.
London, 2. Jan. Die hcutigen Blättcr sind voll
von mehrere Spalten langen Telegrammen über die
glänzend verlaufene indische Nachfeier zur
Krönung, die aber außer farbenfrohen Schilderungen
orientalischen Gepränges nichts Bemerkenswcrtes ent-
halten.
Aus Sradt uud ^and.
Heidelberg, 3. Januar.
Von dcr Universität. Zur Erinnermig an den früheren
Professor der Auatomic an der hiesigen Uniderfität, Geh. Hof-
rat Friedrich Arnold, wird an seinem 100. Geburtstag,
8. Januar 1903, in der Anatomie eine Bnste dieses Gelehrten
aufgestellt wcrdcn. Arnold ist am 8. Januar 1803 in Eden-
!oben geboren, war von 1826—1836 Profektor am hiesigen
anatomischen Jnstitut, dann Profesfor in Zürich, Freiburg nnd
Lnbingen und seit 1862 ordentlicher Professor, zuerst sür
Anatomie und Phhsiologie zusammen, in Heidelberg. Jm
Fahre 1873 trat er in den Ruhestand und ist am 4. Jnli 1890
gestovbcn. Sem Sohn, Geh. Rat Jnlius Arnold, ivirkt seit
1863 aks pathologischer Anatom an der hiesigen Universität.
** Adresibuch fitr 19V3. Mit anerkennenswerter Pünkt-
ilichkeit ist auch diesmal, chie schon seit langem, zum Jahres-
ivechsel der neue Jahrgang des im Auftrage des Stadtrats
herausgegebenen Adretzbuches erschienen. Jn schmuckem
äutzerlichen Gewande, im Jnnern'typographisch schön ausge-
stattet, an Jnhalt und Umfang gegen früher bedeutend ver-
mshrt, liegt der stattliche Band vor uns, ein Werk eisrigen
Schaffens und rastlosen Strebens des Herausgebers I. H ö r-
ning. Das pünktliche Erscheinen des Buches verdient in
diesem Jahre nmso mehr Lob, als durch die crstmalige Auf-
nahme des neuen Stadtteils H a n d s ch u h s h e i ni, die voll-
ständige Ncnnummeriernng des Stadtteils Schlierbach und
berschiedener Stratzen der Stadt dem Herausgeber vermehrte
Sch'wierigkeiten entstanden sind. Betrachten wir den Jnhalt
des Adretzbuches gsnaner, so finden wir allenthalben das Be-
streben nach Vervollkommnung: Der dem Buch vorangegebene
turze Führer durch Heidelberg, sowie die chronologi-
sch e Z u s amm e n st e l lu ng sind von berufener Seite ver-
bessert und ergänzt; die statistischen Angaben sind
auf d'en nenesten Stand gebracht und soweit überhaupt schon
vorhanden auch anf den Stadtteil Handschuhsheim ausgedehnt;
ein alphabetisches Strahenverzeichnis erleich-
lert das rasche Anffinden jeder Straße. Jn dem Verzeich-
Liis der Hauseigentümer und Bewohner eines jcden
Hauses sind die Stadtteile Schlierbach, Neuenheim und Hand-
Wuhsheim durch Fettdruck in der Titelzeile besonders hervor-
gehoben, was die Usbersichtlichkeit besonders erleichtert; die
Einwohncr der eingcmeindeten Stadtteile sind in das alpha-
betische Einwohnerverzeichnis und das Ver-
zeichms nach Berufsgeschäften eingeordnet. Es fol-
gen dieBehörden und Vereine, deren Zahl jährlich zu-
nimmt und bei denen auch Handschuhsheim mehrfach erscheint.
Fahrpläne nnü Tarife aller hier verkehrenden Bahnen
sind vermehrt und verbessert. Einen wesentlichen und wert-
vollen Bestandteil des Adretzbuches bildet der Anhang, der auf
160 Seiten eine Zusammenstellung aller gesetz-
lichen nnd ortspolizeilichen Vorschriften ent-
Hält, die von allgemeiner Wichtigkeit sind und deren Kenntnis
den Bürger vor mancher Unantiehmlichkeit und Strase schützt.
Beigegeben ist dem Buche ein Theaterplan, sowie der im Ver-
lage von Otto Petters erschienene ncue ofsizielle Stadk-
iplan, der, wie das Adretzbuch selbst, bedeutend verbessert und
durch Beifügung des Stadtteils Handschnhsheim sowie durch ein
alphabetisches Stratzeiwerzeichnis bereichert worden ist. So
besitzen wir in dem Adreßbuch ein Nachschlagcwerk, wie cs
in gleicher Vollkommenheit kanm cine anderc Stadt aufznwei-
sen hat. Der erstaunlich billige Preis von 3.50 Mk. ermöglicht
die Anschaffung jedermann und wir möchten dem Herausgeber
utigelesen, notabene, — und daß dann Miß Nighttngals
Prinzip mit einein feuchten Tuch darin zu hausen —, so
aber lasse ichs beim status yuo und freue mich, eine
menschliche Schwäche bei dir entdeckt zn haben."
Die Korrespondenz mit seinen wissenschaftlichen
Freunden nahm einen noch grötzeren Unifang an als frü-
her; wurde auch der wissenschastliche Gehalt in seinem
Brieswechsel mit du Bois naturgemäß dadurch geringer,
Haß die Arbeiten von Hetmholtz allmählich auf Gebiete
sich erstreckten, die den Untersuchungen du Bois ferner
lagen, so trat an die Stelle ein schon im Jahre 1856
beginnender und mit den Jahreir immer reger werdewder
briefticher und Persönlicher Verkehr mit W. Thomson,
der nicht niir die eigenen epochemachenden Untersuchun-
gm dieser beiden großen Naturforscher zum Gegenstand
hatte, son'dern ig dem sie sich auch gegenseittg Mitteilung
machten von den wichtigsten Arbeiten nnd Entdecknngen
onderer Forschec während des langen Zeitraumes von
fast 50 Jahren. So war Helmholtz der erste, der Thom-
son Nachricht gab von der Kirchhoffschen Entdecknng der
Metalle in der Sonnenatmosphäre.
Die Fertigstellung des großen aknsttschen Werkes
hatte nach dem Erscheinen der zweiten Lieserung der
physiologischen Optik schön in der ganzen letzten Zeit seine
Kraft fast ausschließlich in Anspruch genommen, und
Helmholtz diirfte mit dem Beginn des Jahres 1861 nach
den vieljährigen Vorarbeiten endlich hofsen, in kurzer
Zeit der ganzen gebitdcten Welt seine ttefen aknstischen
und musttalischen Forschungsn vorlegen zu können. Kurz
nach dem schweren Unfall, der Thomson getroffen, schrieb
er am 16. Ianuar 1861 an dessen Frau:
„ ... Jch habe den Winter hindurch an meiner phy-
als Crsatz für die aufgewendete gewalttge Arbeitsleistung und
die nicht unbedeutenden Herstellungskosten einen recht guten
Absatz des Bnches wünschen.
VV Kmrstverein. Die Feiertage mit ihren.Verpflichtungen
sind glücklich vorüber, nun wird sich Sonntags und Mittwochs
die Aufmerksamkcit wieder mehr auf die Ausstellung des Kunst-
vereins richten. Von Leopold Meeser München-Heidelberg ist
eine Kollektion sehr gut studierter Oelgemälde eingetrosfen und
ausgestellt. 14 prächtige Landschaften sandte Oskar Leu, Wies-
baden, 4 reizende Stillleben Resi Borgmann-Karlsruhe; Frau
Anna Corell-Nenstadt ist mit mehreren Blumefstücken vertre-
ten, die sehr bemerkenswert sinö. Die Plastik findet sich dies-
mak mit 6 sehr guten Arbeiten von Engelhardt-Rom ein.
Zum letztenmal sind am kommenden Sonntag die Lutzerst ge-
nialen Zeichnungen des Simplizissimus ausgestellt, die mcm
sich nicht ungesehen entgehen lassen sollte, serner eine Kollek-
tion Aquarelle und Zeichnungen des verstorbenen Malers und
Photographen G. M. Eckdrt-Heidelberg. Autzerdem 8 Oel-
gemälde von R. Weytzer-Heidelberg, 2 Oelgemälde von Fel.
v. Babo-Heidelberg, 3 Oelgemälde von Hch. Geier-Hambürg.
Das große Oelgemälde von Panl v. Ravenstein Änd noch
mehrere andere werden diesen SonNtag-zum letztenmal ansge-
stellt sein. Möchte der Besuch im neucn Jahre stets zunehmen,
damit die grotzen Bemühungen des Vereins eine Belohnung
finden.
1- Alters-'Genossenschaft. Am Sylvesterabend versammel-
ten sich, wie alljährltch, in dcr „Kümmelspalterei" die Genossen
unter dem Präsidium des Altmeisters Rosenkranz und einige
dazu eingeladene Freunde, um einige vergnügte Stunden zu
verleben. Einer der Gesellschaft war durch Krankheit verhin-
dert, zn erscheinen; die erschienenen sieben Herren repräsen-
tieren ein Gesamtalter von 526 Jahren. Hofsen und wünschen
wir, datz sich dieselben mn nächsten Sylvestevabend in gewohn-
ter „Jugendfrische" wieder zusammenfinsten mögen.
X Die Einwohnerzahl Hcidelbergs beträgt nach dem An-
schlutz von Handschuhsheim nach den Ziffern der 1900er Volks-
zählung 44 000. Jnzwischen wird diese Zahl sich um min-
destens 2000 vergrötzert haben, so daß wir annehmen dürfen,
Heidelberg habe heute 46 000 Einwohner.
X Fremden-Freqnenz. Jm Jahre 1902 haben hier nach
Ausweis der polizeilichen Fremdenliste 176 315 Fremde über-
nachtet, wobei mancher, der in Privatlogis gewohnt hat, nicht
angegeben, also auch nicht mitgezählt worden sein mag. Jm
Jahre vorher wies der Fremdenrapport 168 520 Namen auf;
es ist also im letzten Jahre ein Mehr von fast 8000 Fremden
zn verzeichnen gewesen. Und das bei einem ungünsttgen Som-
merl Was die Heidelberger Fremdenziffern bedeuten, das
lehrt ein Vergleich mit denen einer anderen berühmten badischen
Stadt. Baden-Baden hat nn letzten Jahre 70 908 Fremde
zu verzeichnen gehabt, ahso noch lange nichthalb so-
viel wie Heidelberg, Allerdings hält die Bäberstadt thre
Fremden im alltzemeinen länger fest als HeideDerg, doü han-
delt es sich vornehmlich um Kurgäste, bei uns mehr um Passan-
ten, die einen oder einige Tage hier weilen unvAzann weiter-
reisen.
Folgen der Nnvorsichtigkeit. Ein 20jähriges Mädchen
aus Neckarburken, das bei einem auf dem Schlotzberg wohnen-
den Professor in Dienftbotenstellung war, wollte gestern Aberrd
in der Küche eine brennende Petroleumlampe auf den Tisch
stellen, dabei fiel dem Mädchen die Lampe aus der Hand und
der Petroleumbehälter der Lampe zersprang, als diese auf dem
Bvden aufschlng. Jm Augenblick stand das Mädchen in Flam-
men und trug an den Füßen und am Unterleib schreckliche
Brandwunden davon. Das bedauernswerte Mädchen liegt nüü
im Akademischen Krankenhaus und kann von Glück sagen, werm
es mit dem Leben davonkommt.
Besitzwechsel. Frau Geh. Mrchenrat Lewald Witwe
Erben verkauften das Haus Friedrichstratze Nr. 13 an Herrn
Paul Berner um den Preis von 68 000 Mk. Der Kaufab-
schlutz erfolgte durch Kaufmann Georg Morr.
-^- Das Kaiserpanorama ladet seine Besucher von morgen
ab zn einer Reise nach Jndien ein, die'näch dem vorliegenden
Programme besonders interessant werden dürfte.
— Polizeibericht. Jn polizeilichen Gewahrsam genommen
wurde ein Taglöhner, der aus einer Anstalt enZwichen ist und
ein Zwangszögling, der in der Anstalt zu Flehingen unter-
gebracht war und dort durchbrannte. Bier hiestge Tagediebe,
i>ie sich in vergangener Nacht in verschlossenen Räümen auf
der rechten Seite des Neckars Unterkunft verschafften und in der
Frühe die Brötchensäcke leerten, wnrden üerhaftet, ebenso ein
Hausbürsche wegen Bettelns. Fünf Personen kamen wegen
Ünfugs und 4 wegen Rnhestörung zur Änzeige.
? Aus dem Amtsbezirk Sinsheim, 2. Jan. (Verhas-
tung.) Jn H elmAadt verursacht dte letzte Woche vorge-
nommene Verhaftung eines vermögenöen Bauern-Ehepaares
ziemlicye Erregung. Me Verhaftnng geschah toegen dringcnden
Verdachts der Verleitung zum Meineid. Die Tat soll ans
Anlatz eines Beleidigungsprozesses ersolgt sem.
Mannheim, 2. Jan. (Grotzfeuer inSeckenhei m.)
Gestern Nachmittag knrz nach 2 Uhr entstand in Seckenheim
auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise in dem Anwesen des
Landwirts Jos. Volz Grohfeuer, das, nach dem „Gen.-Anz.",
mit rasender Geschwindigkeit um sich grisf und Scheune, Schup-
pen sowie Stallung in kurzer Zeit einäscherte. Durch den
starken Nordwind wurde auch die Scheuer, Stallung und Re-
mise des Landwirts Heinrich Bühler bon den Flammen er-
stologischen Theorie der Mu'sik gearbeitet und habe nur
noch z>Ivei Kapitel zu schreiben, dann bin ich mit dem ersten
Entwurf fertig, wonach ich freilich im EinZelnen noch viel
werde nachbessern und umarbeiten müssen. Jch hoffe,
das Buch nach Ostern znm Druck geben zu können. Mr.
Thomson wird außer dem, was ich ihm schon im Somnier
dnrüber auseinandergesetzt habe, noch manches Neue da-
rin finden, was ich erst später beim Ausarbeiten des Ein-
zelnen gefunden habe. Jch bin mit meinen physikalischen
Theorien ziemlich weit in die Dheorie der Musik einge-
drungen, weiter, ats ich anfangs sekbst zu hoffen wagte,
und die Arbeit ist mir selbst äußerst amüsant gewesen.
Wenn man aus einem richtigen allgemeinen Prinzipe die
Folgerungen in den einzetnen Fällen seiner Anwendung
sich entwickelt, so kommen immer neue Ueberraschungen
zum Vorschein, auf die man vorher nicht gefaßt war.
Und da sich die Folgeriingeii nicht nach der Willkür des
Autors, sondern nach ihreni eigenen Gesetze entwickeln,
so 'hat es mir oft den Eindruck gemacht, als wäre es gar
nicht nieine eigene Arbeit, die ich niederschreibe, sondern
als ob ich nur die Arbeit eines andern niederschriebe. Mr.
Thomson muß an seinen eigenen Arbeiten über die me-
ctzanische Wärmetheorie 'ähnliche Erfahrungen gemacht
haben. Jch habe dabei viele Musikstücke durchsehen müs-
sen und Geschichte der Musik studiert. Dabei sind' mir
auch die schottischen Lieder nützlich gewesen, weil in ihnen
manche eigentümliche alte Formen sich erhalten haben.."
(Fortsetzung folgt.)
. — Die ganze Weltgeschichte ist nur eine sortgesetzte Durch-
löcherung nnd Zertretung des papierenen Rechtsbodens. Der
Sieg schrieb allzeit das Gesctz und wird es allzeit schreiben.
Joh. Scherr.
fatzt und in etnen Schutthausen verwandelt. Die Seckenheimer
-Feuerwehr ivar sehr rasch zur Stelle und leistete die möglichste
Hilfe. Da die Scheucrn u. s., w. nicht mehr zu retten waren,
wandte sie ihr Augenmerk auf die Wohnungen der Beschädig-
len und die sehr bedrohten ü' 'chbargebäude und verhinderte so
einen größeren Schaden. Die Feuerwehren der Nachbarorte
Uvesheim, Neckarhausen ivaren er 'nfalls rasch zur Stelle und
unterslütztcn ihre Kameraden bei der r'ühevollen Arbeit. Ganz
vesondere Ancrkennung nnd Dank bei oi'stm grotzen Brande
gebührt vor allem auch den Bürgern von Seckenhrim- d'?
ihr energisches Eingreifen ihren Mslbürgern die erste Hilfe
leisteten. Der Schaden soll sich auf ungefähr 30—40 000 Mk.
belaufen. Die Scheuuen waren mil Stroh, Heu und Tabak
gefüllt und boten so dcm wütenden Elemente reichliche Nah-
rung. Das Vieh konnte in Sicherheit gebracht werden.
Pforzheim, 2. Jan. (Verschiedenes.) Am Mitt-
woch stürzte der in Dillweitzenstein wohnhafte, 28 Jahre alte
verheiratete Maurer Christian Peters aus' Gardingen in
Schleswig von dem Neubau des Herrn Schmiedemeisters Staib
in der Altstädterstratze hier in einer Höhe von 13 Metern ab.
Cr erlitt einen Bruch der Schädeldecke und starb auf dem
Transport nach dcm Krankenhaus .— Ein hiesiger 20 Jayre
alter Mechaniker, Rudolf B., schoß sich gestern Abend mit.einem
Revolver in die Brust. Derselbe starb heute früh im Kranken-
hause. — Gestern Vormittag ereignete sich in Birkenfeld ein
Unglücksfall, der als Folge des Neujährsfchietzens anzusehen
ist. Wie dcr „Pf. Anz." meldet bekam die 8)4 Jahre alte
Tochter des Tagtöhners tzertz dey mit scharfen Patronen ge-
ladenen Revolver in die Hand, mit dem ihr Vater kurz vorher
das Neujahr angeschossen hatte. Als das Kind mit der Wafse
ivielte, enklud sich diese und tzie Kugel traf den 3 Jähre alten
^öhn des Herh in den Kopf, so datz der Knabe nach 3 Stunden
starb.
Die KandschuHstzeimec Bolkstzymue.
Es dürste wöhl nur wenigen Heidelbergern bekannt sein,
datz es auch ein Loblied auf Handschuhsheim, unseren neuesten
Stadtteil, gicbt, das aber nicht etwa bloß auf dem Papier steht,
sondern bei allen möglichen Gelegenheiten von Groh und Klein
in Handsch-uhsheim wie ein echtes Bolkslied gesungen wird.
Dcr Vcrfasser desselbcn ist Albert L u d w t g, der gcgen-
wärtig irgendwo im badischen Lande als Pfarrer wirkt, der
aber früher, so viel wir wissen bis 1894, während seiner Ghm-
nasial- und Studienzeit läj'gere Jahre in HanSickmhsheim
weilte. Ludwig sühlre sich in dem herrlich gelegenen Dorfe
stets sehr heimisch und §a er sich vorzüglich auf den Verkehr
mit den einfachen Bauersleuten verstand, so erfrsute er sich
bei^ diesen großer Beliebtheit, die sich besonders bet seinem
Abschied von Handschuhsheim gelegenrlich einer Vereinsfeier
kundgab. Danmls wurde auch unseres Wissens zum erstenmal
das solgende Lied gesungen und zwar wie auch jetzt noch nach
der Melodie: „Sirömt herbei, ihr Völkerscharen."
An des Berges Futz gelegen,
Der der Heil'ge wird genannt,
Kenn ein Dorf ich, reich an Segen,
Wohlbekannt im deutschen Land.
Wer im Frühling dich erschaute,
Wenn der Himmcl wolkenlos
Ueber deinen Kirschen blauke,
Spricht: Dir ward ein schönes Los.
H a n d s ch u h s h e i m, dich mntz ich pceisen,
Deiner Thäler stille Nacht,
Deiner Sänger frohe Weisen,
Teiner Gärten schöne Prachi.
Wer beim letzten Sonnenstrahle
Aus dem Auersteine stand,
Oder ging im Mühlentale,
Spricht: Das ist-ein schönes Land.
H a n d s ch u h s h e i m, ins Herz geschrieben
Bleibt mir stets dein trautes Blld;
Gerne wär' ich noch geblielien,
Wäre nicht die Zeit erfüllt,
lleberall doch will ich denken
An des Dorfes reichen Schmuck,
Und will man mir noch eins schenken,
Trink'auf dich ich einen Schluck.
I .. W,» ... . .
Heidelberger Bereinsanqelegenheiten.
Die Gemeinde Steingasse hielt gestern Abend tn ihrem
Ratskeller „Zum Grünen Baum" ihre Weihnachsfeier ab.
Unter dem Vorsitz des neuen Bürgermcisters nahm sie in An-
wesenheit der Bürger und zahlreicher AuAmärker einen wohlqe-
lungenen, lustigen Verlauf.
Tyeater- und Kunstnachrichlen.
'»> Leidelber-, 3. Jau. (Stadttbeater). „Jm bunten
Rock — ein uberaus fryches. onqmelles Soldatenlustspiel hat
bei seiner Erstalifführuiig am königlicheu Schanspielhanse zu Berlin
ausgezeichnet gefallen. wird seitüem an den ersten Theatern
Deutschlands mit großem Erfolge gegeben nnd hat alle Aussicht
sich zum Zngstück der Saison zu entwickeln. Die Direktion hat
die prächtige Novität auch für miseie Bühne erworben und bringt
dieselbe bereits Montag den 5. ds. M. z»r ersten Alifführnng.
Jn den Hanptrollen smd be,chäftigt die Damen: Milde, Vogel,
Feldner, Ftscher. Olden, Koch mid die Herren:
Eckhof, Großmann. Holstein, Krones, Schneider, Sisl, Brenner.
Kallenberger, Wagner n. s. w.
-1- Heidelberg, 3. Jan. (Dritter Kammermusik-
Abend.) Das Programm des am nächsten Montag, den
5. Januar, stattsindenden letzten S e e l i g'schen Konzertes
enthält zwei Novitäten, welche besonderes Jnteresse erwecken
dürften. Das Streichquintett op. 3 von Alerander v. Dusch,
eines Sohnes des badischen Kultusministers^ erlebt hier seine
Urausführung und sieht mcm dem neuen Werke des begabten
jungen Komponisten mtt Spannung entgegen. Das Klavier-
quintett von Ludw. Thuille, dcm Komponisten des „Lobe-
tanz", wurde bisher überall mit autzerordentlichem Beifcrll aus-
genommen und wird als ein Aufsehen erregendes Werk ge-
rühmt. Das Münchener Streichquartett unter
Mhrnng des Kammermusikers Jos. Hösl gehört bekcmntlich
Zu den gefeiertsten Münchener Künstlervereinigungen^ und ^rt
so ziemlich die Stelle des früheren Bruno Walter-Quartetts
eingenommen. Bei dem Streichquintett von Dus ch hat unser
emheimischer Künstler Heinr. Brumm den 2. Cellopart über-
nommen.
Kleine Zeitung.
— Hochschulnachrichten. Straßburg, 2. Januar
Der außerordentliche Professor der Medizin Dr. Wilhelm
Pfitzner ist gestern Abend, erst 49 Iahre alt
gestorben.
— Hanau, 2. Jan. Der hiesige Bankier Leopold
Lilienseld, in Firma Michael Benjamin, ist unter der
Bcschuldigung, Unterschlagungen begangen zu haben, v er-
haftet worden.
— PariS, 1. Jan. Dem „Matin" wird aus Madrid