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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Montall 6 April 1W3



Aer Kaiser in Kopenhagen.

Kopcnhagcn, 4. April. Gestern Abend bei Eintritt
Dunkelheit boten die Schiffe des kaiserlichen
^schwaders einen Prächtigen Anblick. Linien
elektrischen Glühtichtlampen zogen stch an allen drei
^chifsen entlang. Besonderen Eindrnck machte der Na-
^nszug König Christians mit der Krone. Ein zahlrei-
Publikum besi-chtigte das schöne Schauspiel von der
Eede aus.

. Kopcnhagcn, 4. April. Heute Vormittag empfing
^r dentsche Kaiser aus Anlaß seiner Ernennung
^Nni Admiral der dänischen Flotte eine aus Vertretern
Mer Tienstgrade bestehende Abordnung der dä n i-
^chen Marine nnter Führung des Vizeadmirals
^idall. Um halb 11 Uhr srüh fuhr der Kaiser in Beglei-
^ng pes Kronprinzen, des Prinzen Waldemar und des
^ninzen Albert von Glücksburg nach Röskilde (der srühe-
^n Residenz der Könige von Dänemark, deren Dom noch
deute als Geistkirche des königlichen Hauses dient) und
^gte dort am Grabe der Königin Luise einen prächtigen
^anz nieder. Jm Verein deutscher Reichsan-
^höriger sand gestern Abend aus Anlatz der Anwe-
^nheit des Kaisers eine Festlichkeit statt, zu der anch die
^isiziere geladen waren.

Röskildc, 4. April. Die Ankunft des deutschen
^aisers auf dem Bahnhos erfolgt 11.16 lfir. Nach
^ierlichem Empfang durch die Stadtbehörden suhr der
^aiser, der Admiralsuniform trug, von der Bevölterung
^ufs lebhafteste begrüßt, init dem KronPrinzen durch
festlich geschmückten Stratzen nach der Domkirche.
^ier wurden der Kaiser und der Kronprinz von der Geist-
^chkeit empfangen. Der Kaiser begab sich nach der Ka-
^He Friedrichs V., wo er eine Prachtvolle, aus Palmen-
^eigen iind Blumen gewnndene Kranzspenoe am Sarge
^ Königin Luise niederlegte; sodann besichtigte
Kujscr die Domkirche und die iibrigen Kapellen, na-
^ntlich Äe Denkmäler an den Königsgräbern. Nach
br Riickkehr von Röskilde besucht der Kaise r das neue
^athaus. Dort empfingen ihn Oberpräsident Oldenburg
Und dcr Erbauer des Rathauses, Nyrop. Der Kaiser sprach
^ni letzteren seine Bewunderung nber das Gesehene aus.

Rathause begab sich der Kaiser, vegleitet vom däni-
Aen Kronprinzen und dem Prinzen Waldemar, nach dem
^chtkurhospital des Professors Dr. Finsen, wo Finsen u.
Firektor Hagemann die Behandlung der Patienten zeigten.
llnter den Patienten befanden sich mehrerere Deutsche,
?ut deuen der Kaiser sich unterhielt. Um 4 Uhr suhren die
^errschgften nach dem Schlosse Rosenburg.

Kopcnhagen, 4. April. K a i s e r W i I h e l m ist vom
Afiigen Aufenthalte sehr entzückt und beschlotz, um das
^utionalmusenm in Frederiksborg zu besuchen, die A b -

V.

^ ise auf morgenAbendzuversch-ieben.
'kr Kaiser wünscht auch dem Hartmannkonzert heute

^>Lnd beizuwohnen. Beim heutigen Besuche im Rosem
kvgox Schlosse äutzerte der Kaiser über die historischen
^ Eyuen der dänischen Könige seine Bewunderung und

KtadilHeaLer.

/X Heidelberg, 6. April.

»Ein Tropfcn Gift". Schauspiel in 4 Akten von.
Blumenthal.

Der Tropfen Gift ist in diesem Falle der Zeitungsartikel
'"es russischen Pamphletisten, der über die intimen Borgänge
u" »uropäischen Höfen schreibt; den Becher stellt die vornehme
Dsllschaft der Diplomatie, der Geheimräte und der hohen
j,-Bitärs dar. Der Mann, der den Giftbechcr trinken musz,
Hr der ehemalige Minister cincs jener Staaten, denen die
^güuge des Jahres 1866 die eigenen Farben auf der Land-
gcnommcn haben. Der Minister soll den geheimen
lsvcrtrag seines Herzogs mit Oesterreich an Preutzen ver-
Lssn und dadurch seinen Herrn um die Krone gebracht haben.
Ln.. uainteressant und mit Geschick wird von dem Dichter
Ichgestellt, wie der Tropfen Gift sich im Becher verteilt und im
bessrn ganzen Jnhalt durchdringt, wie unter dem Ein-
sein Pretzartikels die Gesellschaft von dem Minister und
Angehörigen abschwenkt. Aber das ist nur der eine
Oen Erzählung. Jhm parallel läuft ein anderer: das
sch.kwstophelische Bcmühen des Freiherrn v. Mettenborn, die
ig Frau von Weidegg, eine Tochter eben jenes Ministers,
tfilsuie Gewalt zu bringcn. Er schafft die Beweise für die
U^"wld des VaterS herbei und verwandelt dadurch die ah-
h^fillsvolle Gegnerin in eine Freundin von glühender Dank-
^ir, ' ^der an ihrer naiven Unschuld zerschellt sein böser
vgfiu. Wie ein Jäger dem Reh, so hat er der schönen Frau
vrj^llestcklt; nun aber, da sie ihn, Freudcntränen im Auge,
üuz -erziichcr Empfindung anschaut, fühlt er sich entwaffnet
.packt die Kofier.

ist das Stück eigentlich aus. Blumenthal aber
herchlc^ui noch einen vierten Akt an, in dem er eine neben-
llnb Liebesafiäre mit der glücklichen Verlobung endigt

uuherdem noch den Sohn des entthronten Fürsten auf die

erklärte, die Nation besitze hier einen Schatz von höchster
Bedeutuna.

Deulsches Ncich.

— Prinz Adalbert von Preußen wird, nach-
dem er kürzlich die Seeoffiziers-Hauptpvüfii-ng bestanden,
Mtte April.^u seiner Spezialausbildung im Arfillerie-,
Torpedo- und Jnfanteriedienst auf der Marinestakion
Mürwick bei Flensburg einen längeren Aufenthalt
nehinen.

— Der Oberleutnant von G r a w e r t, der bekannt-
lich den Rechtsanwalt Aye im Duell erschossen hat und
nach Derbüßung etnes kletnen Teils der über ihm ver-
hängten Festiingshaft begnadigt worden ist, begiebt sich
im Auftrage der Regierung nach Dar-es-Salaam.

Badcn.

-i- Z ie g e I h a u s e n, 5. April. Jn einer aus
heute Mittag in die „Pfalz" dahier einberufenM Ver-
sammlung fand unter zahlreicher Betetligung die Wieder-
errichtung des vor Jahren schon hier gegründeten I i b e-
ralenVereins statt. Jn der Versammlung, welcher
mehrere Mitgliedsr der nattonalliberalen Parteileifimg
aus Heidelberg - anwohnten, hielt u. A. Prof. R o h r-
hurst eine mit Beifall aufgenommene Rede über die
heutige politische Lage und über die Notwendigkeit des
Zusammenschlusses aller liberal gssinnter Elemente.
Dem Verein traten zu seinem alten Bestande sofort eine
große Anzahl neuer Mitglieder aus allen Ständen
Ziegelhausens bei.

Ans der Karlsruher Zeitung

— Seine Königliche Höheit der Grotzherzog haben
1. dem Rektor der Technischen Hochschule Karlsruhe sür seine
amtlichen Beziehungen den Titel „Magnifizenz" verliehen, so-
wie 2. ausgesprochen, datz dem Rektor der Technischen Hoch-
schule Karlsruhe während seiner Amtszeit — unter Aufrecht-
erhaltung bestehender Sonderbeftimmungen — der Rang eines
Geheimen Rats 2. Klasse zukomme.

— Es wurden Betriebssekretär Georg Meythaler in
Säckingen zur Bersehung der Stationsverwalterstelle nach
Brennet Rh., Betriebsassistent Karl Fortwängler in
Freiburg nach Säckingen und Betriebs- und Telegraphenassi-
stent Friedrich Wörne in Villingen nach Karlsruhe versetzt.

Karlsruhe, 4. April. Der Grotzherzog
erteilte heute Vormittag von halb 11 Uhr an bis gegen
1 Uhr einer Anzahl Personen Audienz. Um s^1 Uhr traf
Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogtnms
Braunschweig, von Baden kommend, hier ein, wurde von
dem Erbgrotzherzog ani Bahnhof empfangen nnd zum
Großherzoglichen Schloß geleitet, wo die Großherzogin
ihren Vetter begrützte. Der Grotzherzog konnte den
Prinz-Regenten wegen der Audienzen erst später bewill-
kommnen. Bald nachher nahm der hohe Besuch mit den
Erbgroßherzoglichen Herrschaften an der Großherzogli-
chen Frühstückstafel teil und Verweilte dann bis halb 4
Uhr bei den Höchsten Herrschaften. Hierauf kehrte der-
selbe, von dem Großherzog zum Bahnhof geleitet, nach
Baden zurück. Abends uni hslb 6 Uhr

Brctter zerrt, der zu erzählen hat, datz sein Vater selbst in
patriotisch deutscher Gesinnung durch Mitteilung des Geheim-
vertrags sein Ländchen gegen den Willen seiner Untertanen in
die grötzere Vereinigung aufgehen lietz. Das schwächliche Ende
des Stückes drückt auf die Stimmung des Zuschauers, die
überhaupt während des Abends sich über das Niveau einer
mätzig starken Teilnahme nicht zu erheben vermag. Jmmer-
hin nimmt Blumenthal in diesem Schauspiel einen Anlauf zum
Höheren. Allerdings geht es dabei ohne einige Rückfälle in
Berliner Schnodderigkeiten nicht ab und dann —- o Verhäng-
nis! — dann erkennt das Publikum seinen Blumenthal und
lacht ihm freundlich zu. Auch den Schauspielern steckt das
Blumenthalsche Gift in den Knochen. So parodierte Herr
Schneider als Baron Brendel seine Rolle am Schlutz des
dritten Aktes förmlich und da, ja da, fand er lebhaft zustim-
mcnden Beisall. Auch ein Verhängnis!

Ein Stück, in dem hinter dem Schilde glatter, flüssiger
Konversation die Pfeile hinüber- nnd herübergeschoffen wer-
den, stellt an deutsche Darstellcr immer sehr schwierige Anfor-
derungen. Jni Allgemeinen konnte man gestern zufrieden
sein. Jnsbesondere Herr Holstein, dcr als Mettcnborn
eine Hauptrolle in den Händcn hatte, hielt sich recht tüchtig;
ebenso der ehemalige Minister Graf Valberg, Herr Sigl,
und der Geh. Rat Fabricius des Herrn Brandt; von den
Damen hatte Frl. Vogel als Frau v. Weidegg die schwie-
rigste Partie. Wenn ihre entwaffnende Holdseligkeit und
rührende Unschnld auf das Publiknm nicht ebenso stark wirkte,
wie auf ihren Partner, so trägt dieser den grötzten Teil der
Schuld daran; er hat den kritischen Angenblick, auf den sich
das ganze Stück zuspitzt, zu wenig mit Empfindung begleitet,
insbesondere auch den Zwiespalt seiner Gesühle bis zum end-
lichen Sieg des bessercn Jch nicht genug sehen lassen. Durch-
schlagend kamen bei Frl. Vogel, die für ihre gestrige Leistung
Anerkennung verdient, der Stolz nnd die zurückweisende Ver-
achtung zur Geltnng. Tas glückliche Brantpaar, den Hu-
sarenleutnant und die Komteffe, scheint Blumenthal aus äl-
teren Beständen mit Spezialetikett in dieses Schauspiel ein-

fand im Großherzoglichen Schlosse vor den Groß-
herzoglichen Herrschaften u-nd einer großen Zahl einge-
ladener Personen ein Vortrag des Hofrats Dr. Wo l f
von der Universität Heidelberg statt über
„Die Nebelflecken des Himmels".

Ausland.

Ocsterrcich-Ungaru.

Wien, 4. April. Jn der heutigen Sitzung des Ge-
meinderates wnrde Dr. L u e g e r mit 124 von 145 Stim-
men zum B ü r g e r m e i st e r w i e d e r g e w ä h l t. 21
Zettel waren unbeschrieben.

England.

— Auf den britische n I nseI » werden, wis
eine offizielle Statisuk bechgt, 26-'7 T a g e s z e i r n » -
gen publiziert. Auf London eutfallen an Zeitungen und
Zeitschriften 550. Tanelen erjcheinen in Owoßvriiannieu
imd Irland 163-1 Monatsschriften und 230.Vurn>!:ayrs-
zeitschriftcn iiiannigfacher Art.

Ztaficn.

R o m, 4. April. Auf eine Anfrage bei dem Leib-
arzt des Papsties, Dr. L a p o.n i, wegen Blättermel-
'dungen über einen angeblichen ungüststigejn - Gesund-
heitszustand des Pap st e s, erklärt Dr. Laponi die Er-
krankungsgerüchte für unrichtig. Der Papst sei bei
vollständigerGesundheit, erteile t ä g l ich
Audienzen und gehe seinen gewohnten Beschäftig-
ungen nach. Jndessen habe Dr. Laponi dem Papst we-
gen dessen hohen Alters geraten, die Empfänge einzu-
schränken. Gemäß dem Zeremoniell des päpstlichen
Stuhles werden während der Charwoche die Audienzen
eingestellt werden bis auf deu am 8. April stattsinden-
den Empsang frenider Pilger durch den Papst.

Portugal.

Lissabon, 4. April. Köni g E d u a r d em-
pfing gestern das hiesige diplomatische Korps
und darauf eine Abordnung der beiden Kammern, die
Adressen überreichte, in denen der Besuch des Köntgs
als ein neiier Beweis der Freundschast gepriesen wird,
die die beiden seit 600 Jahren verbündeten Völker eimgte.
Der König führte in seiner Erwiderung aus, er habe
wieder einmal Umrisse des Torres de Vedras gesehen,
wo die verbündeten Heere Portugals und Englands Seite
an Seite für die Verteidigung des portugiesischen Vater-
landes gekämpst hätten. Glückticherweise habe sich die
Lage der Dinge vollständig geändert; beide Völker unter-
hielten zu ihrem früheren Geg-ner die sreundschaftlichsten
Beziehungen. Zum Schlusse betonte der Köuig, dieses
niehrere Jahrhunderte alte Bündnis, das von neuem be-
krästigt wurde, habe kein anderes Endziel, als die fried-
liche Entwicklung der beiden Länder und ihrer Kolonien.
Endlich dankte er fiir dM großartigen Empfang, der ihm
von allen Klassen der Bevölkerung bereitet worden sei.
Die Stadt Lissabon war gestern Abend aus Anlaß des
Besuches des Königs festlich beleuchtet. Auf dem Tajo
w«rde ein Prachtvolles Feuerwerk abgebrannt.

gefügt zu haben. Herr Krones und Frl. Hartmann
führten es, namentlich ersterer, nicht ohne Erfolg vor.

ll. 14.

Kleine ZeitunA

— ALgsbnrg, 8. April. Jm Konkurse der Hotelier
Bachhuber in München gelangte heute das altberühmte
Hotel „D r e i M o h r e u" iu Augsburg zur Versteige-
rung. Meistbietender mit 500 000 Mark blieb der jetzige
Geschöftssührer Arras, früher Direktor des Hotel
„Kaiserhof" in Berlin.

— Brannschweig, 30. März. Ein Straßen-
b a h n w a g e n verbrannt. Ein eigenartiger Un-
sall ereignete sich aus der Wolfenbüttclerstraße beim „Park
von Richmond". Als ein Motorwagen dcr Straßenbahn
mit zwei Anhängewagen jene Stelle passierte, schmolz
die Oberleitung infolge Kwrzschlusses und fiel auf den
Wagen, der in Brand geriet. Die Passagiere, etwa 15 an
der Zahl, vermochten sich nnverletzt zn retten, der Wagen
aber verbrannte'bis auf das eiserne Untergestell vollstän-
dig. Die Feuerwehr rückte mit einem Gerät aus und
löschte die Trümmer ab, worauf das Untergestell in das
Depot geschafft wurde. Es dauerte msgesanit zwei Stun-
den. bevor die Strecke wieder betriebsfähig gemacht wer-
den konnte. Selbstverständlich hatte der Vorfall eins
große Menschenansammlung zur Folge.

— Roni, 2. April. Die Eröffn u ng des i n t e r-
nationalen H i st o r i k e r - Kongresses litt.
 
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