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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Monlag, 26. Jannar 1903. Mvftes Blatt. 45. Jahraana. — .E 2!.

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Die Aede des französtschen Aepntierten
Zaurtzs.

Wcnii vor füns odcr sechs Iahren jeinand in Frank-
^eich anch nnr init einem Blich einer Miene hälle merken
'Osseii, daß er den Kiiltus der Rache für 1870—71
lür eine recht inhalt^lose Lchwärmerei halte — ec wäre
öesleinigt wordein Der Bann der Revanche war damalS
j>och so stark, daß niemand sich getraute, daran zu rüt-
^ln. Aber untcr der Oberslächc der Rachedecke, die über
3anz Frankreich ausgebreitet war, sing es doch nach und
stach an, sich zu rühren; das russische Bündnis war noch
Hinblick auf die Revanche geschlossen, aber Rnßland
Zchgte sich dnrchaus nicht bcreit, das Verteidigungsoüiid-
st's zn einem Angrifssbnnd zu machen. Ungefähr in dem-
ielben Augenblick, da der Zar zum erstenmale össentlich
^oit den verbündeten Nationen sprach — vorher waren
bZ immer nur befreundete gewesen — in dem gieichen
üugenblick un-gefähr war mnn in Frankreich zu der Ueber-
^ugung gelangt, daß der Bnnd mit Rnßland die Wieder-
öewiiinung oon Elsaß-Lothringen nicht herbeiführe.

^ Dazu kommt das schnelle Anwachsen der dentschen
fosvöfterung und dsr Stillstand der französischen. Knrz,
ü'bitere Kreise in Frankreich fingen an, sich mit dem (Ze-
^anken vertraut zu machen, daß es mit der Revanchc doch
sei. Jetzt hat in der französischen Kaminer ein
^Rmtierter dieseni Gedanken Ausdruck gegebeni er hat
öachdrücklich die Natiön ausgefordert, den Rachegedanken
s'asztigeben nnd siehe da, man ließ ihn heil. Fa, es
Md berichtet: Die Rede Jaurds rief außerordentlich tiefe
Bstrkimg hervor. Die gesamte r e p u b l i k a n i s ch e
B a h rheit bereitete ihni, als er die Tribüne verließ,
miniitenlange Huldigung.

. Wir wollen des Herrn Iauräs Austrete>i nicht liber-
Matzen; er ist ein prinzipieller Gegncr des Krieges,
Ichwärmt von allgemeiner Abrüstung nnd allgemeinem
wigen Frieden. Wir haben ja anch in Dentichland R,än-
^or uud noch mehr Franen, die den Kricg als Element
er Weitordnung prinzipiell verwerfen. Solche Stiinmen
xZsgen leichter, als diejenigen, die den Krieg als letztes
'chittel für nnenrbehrlich halten, aber dic Kiliiügebinig
IaurbS ist doch von Bedentung dnrch die Stelle, an
sie gespiochen wurde, und die Aiifnahme, die sie ge-
nuiden hat. Wir wollen deshalb hier d'ie letzten Sätzs
is der Rede des sozialistischen Deputierten im Ziisam-
5 onhang wiedergeben, zumal, da sie die Ouintessenz
Mer Darlegungen enthalten. Sie lauten: Vor 32 Jah-
ünt Frankreich nicht nur eine Einbnße an seinec Größe
.-.ütten, auch eine Einbnße des Rechts erfubr es. Men-
E ^n wurden dem Vaterlande, das sie wollten und wünsch-
j n. gewaltsam entrissen; sie wurden also auss schwerste -
Hnsthrem Rechte getroffen. (Beifall auf allen Bänken.)
ch'r stehen vor dem Entscheid: Gewalt anzuwenden, um
h.n neuem consecration der .Gewalt zu vollziehen, oder
öeschehene Vergewaltigung des Rechts als consö-
d^twn des Friedens hinzunehmen. An dem Tage, wo
^ 3teichz,eitige Abrüstnng crfolgt sein wird — verstehen
^ tvohl: gleichzeitige Abrüstnng — werden die menfch-
E'I Gruppierungen ihrei Wiedeircinstellungi in das
F.,.ürland fordern, dem sie so ranh cntrissen wurden.
tzüüftreich sst hesiegt, abcr nicht erniedrigt worden.
G'' "ut unter den glühenden und organisatorischen Worten
^fnbettas die feste Hoffnung und in der Entfaltung der

Republik die Kraft zu seiner nationalen Verjüngung
wiedergefunden. Wir können ohne Bedenken über der
schmerzlichen Seite des verhaßten Buchs vom Kriege
Schluß machen. Man hat mir zugerufen: Jhre Lösung
liegt in weiter Ferne! Und welches ist ihr Datum? Jch
srage meinerseits: Welches ist Ihr Datnm und Jhre
Löjung? Keiner von Jhnen würde die Verantwortung
übernehmen, einen Krieg heraufzubeschwören. Man sagt
weiter: Wo ist Jhre Formel? Ja, wer will die Formel
kennen, die allein die Zukunft dem menschlichen Blick ent-
hüllt? Es genügt, das Ziel fest im Auge zu behalten,
und das ist der Friede. Das ist nicht nur jozialistische,
das ift anch repnblikanische Politik. Man ncnnt uns
Agenten des Auslandes. Sind wir es allein, die man
mit solchem Schimtzx bedacht hat? Nein, so hat man anch
den „Genneser" Gambetta, den „Badenser" Lpnller, den
„Preußen" Ferry, den „Verräter" Elemenceau, so hat
man selbst Rochefort nnd sogar den „Englander" Ri'bot
genannt. Man hat alle Republikaner so geheißen und
aus der Republik jagen wollen. Wer? Die Söhne der
! Emigranten! Und zum L:chluß sage ich allen Repüblika-
! nern: Erinnert euch, daß in unferer ganzen Geschichte
j zwei Worte stets den gleichen Sinn hatten: GegeNrevolu-
! tion und Verleumdung! (Anhaltender lebhafter Beifall
i auf der linken Seite des- Haufes.)

Der Pariser Verichterstatter der „Kölnischen Zeitung"

; bezeichnet die Rede von> Jaurtzs als eine befreiende Tat.

> Bisher, so sagt er, herrschten in Frankreich die Worte
! Gambcttas: Immer daran denk'en, niemüls davon spre-
' chen. Jedenfalls war däs „Nicht davon sprechen" das
parlamentarische Gefetz im Bourbonenpalast, das nicht
nur einen fruchtbaren Nährboden für die chauvinistischen
Machenschafte'n der nationalistischen und klerikalen
Tuiikelmäiiuer bildcte, soudern auch der Erörterung der
auswärtigen Politik für alle eine dem Fortschritte mit
dem Frieden H'alt gebietende Grenze zog. Diese Grenze
hat die Rede Jaurds niedergerissen und zugleich dem
nnheilvollen und der chauvinisüschen Ausbeutung wider-
standslos überlassenen Wörte Gambettas eine neue Lo-
sung entgegengesetzt, die jenem Worte nicht mehr das
Feld räuinen wird.

Deutfches Reick.

— Es gilt als zweifellos, daß Graf Ball e.st r e m
mit ftarker Metzrheit zum Präfidenteu des Reichstages
wiedergewählt merden wird. Einerseits weil er tatsäch-
lich ein weitgehendes Vertrauen tzenießt, was man jetzt
so recht sieht. Das geht selbst bis in die Reihen der
Sozialdemokratie. Zweitens weil man allerwärts
große Teilnahme mit ihm empfindet. Niemand weiß,
wie er zu dem seltsamen Abweichen von semen früheren
Grundfätzen aekommen ist.

— Jw einer Berliner Zus-chrift der „Süddeutschen
Reichskorrespondenz" wird gegenüber der Auslassung
jiber die Nichterörterung des Falles Krupp fest-
gestellt: Auch für diesen Fall char der Kanzler be-
reit, den Handschuh des Angreifers auszuheben und hatte,
wie gegenüber den Verdächtigungen 'des „Vorwärts"
ausdrücklich betont werden muß, keinen Grund, eine
nähere Auseinandersetzung zu scheuen.

— Hinstchtltch der Ausdehnung des Arbeiter-
schutzes hat das Reichsamt des Jnnern Zunächst bei

der prcußischen Regierung die Erörterung der Frage an-
geregt, ob es sich empfiehlt, die ZZ 135 ff. der Gewerbe--
ordnung nunmehr auch auf die M aß g esch äfte der
Damenkonfektion nnd der Ki nd er kleid cr-
verfertigung auszudehnen. Jn Verfolg dieser An-
regung hat der preußische Handelsminister bereits gut-
achtliche Aeußerungen dcr Regierungs-Präsidenten hier-
über eingefordert. Vorbereitet wird im Reichsamte des
Jnnern ferner der Erlaß neuer Bestimmungen über die
Beschäftigung von Arbeiterinnen in Meier-
eien und Anlagen zur Sterilisierung von Milch, über
die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen
Arbeitern in Ziegeleien, über die Einrichtung und
den Betrieb der Bleifarbcn- und Bleizucker-
fabriken, ferner der Erkaß einer kaiserl. Verordnuncp,
durch welche die ZZ 136 ff. der Gewerbeordnung auf die
Werkstätten der Tabak ind ustri e ausgedehnk
werden. Entwürfe zur Erneuerung der Bestimmungerr
über die Bcschäftigung von ?lrbeiterinnen und jugend-
lichen Arbeitern in Hechelräumen und dergl., über
die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen
Arbeitern in G u m m i w a ar e n f a b r i k e n und über
die Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern auf
S t e i nk o h l e n - B er g w er k e n sind dem Bundes-
ratc bereits zur Beschlußfassung vorgelegt worden.
Nach der Erledigung des dem Reichstage bereits zur
Beschlnßfassung vorliegenden Gesetz-Entwurfs über die
Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben wird voraussichtlich
baldigst ein Gesetzentwurs über die H e i m a r b e i t in
der Zigarrenind n strie ausgearbeitet werden.

W i e s b a d e n, 24. Januar. Die Großherzo-
gin von Baden und die K r o n p r i n z e s s i n
von Sch w e den und Norweg e n trafen gester'n
Mittag zum Vesuch der hier weilenden Wiedschen Herr-
schaften hier ein. Auf dem Bahnhof waren der Fürst
und' die Fürstin zu Wied sowie Prinzessin Luise zu Wied
ünd Prinzessin Elisabeth zu Schaumburg-Lippe erschie^-
nen. Um halb 7 llhr erfolgte die Rückreise nach Karls-
rnhe.

Baden.

Karlsruhe, 25. Jan. Däs Befinden des an
Blinddarmentzündung erkrankten Geh. Rats Dr. Rein-
hard hat sich erheblich gebessert. Eine Lebens-
gefahr ist ausgeschloffen.

L.O. Bretten, 25. Jan. Jm Saale des Gasthauses
zum „Bad. Hof" tagte heute die Landesversammlung des
bad. Bundes der Landwirte, die aus der Stadt und
Umgebung sehr zahlreich besucht war. Unter den Anwesenden
befanden sich auch die Landtagsabgg. Müller und Burckhardt.
Der Vorsitzende Graf Douglas eröffnete um ^3 llhr
die Versammlung mit einem Hoch auf Kaiser und Groß-
herzog. Nachdcm sodann Reichtagsabg. Lucke scinc Wähler
begrüßt hatte, legte Reichstagsabg. Rösigke in einer 2-
stündigen Rede die Gründe dar, welche den Bmid der Land-
wirte zur Ablehmmg des Antrags Kardorf bestimmten.
Reichstagsabgeordneter Schrcmpf sprach sodann über
Mittelstandspolitik; Kaufmann Schuhmache r-Wössingen
brachte eine Resotution in Vorschlag, welche die Haltung
des Bundes billigt mid dcm Reichstagsabgeordneten Lucke
ihr Vertranen nusdrückt. — Wäre cs nach dem Bunde ge-
gangcii, so wäre der Zolltarif nicht zustande gekommen, es
vielmehr bei den bisherigen Zollsätzen verblieben. Ob un


"D e ^

^ Mo,

StadtlHeater.

g- H e i d e l b e r g, 26. Fanuar.

B i b l i o t h e k a r". Schwank in 4 Akten von.

)e,r-

"^ibsd Ünd nun gut füiifundzwanzig Jahrc her, seit der
'rthekax" zum crstenmal auf dcn Brettcrn erschicn und
ütiZ„^^üIikum Lachtränen entlockte. Damals stand der Spi-
Hhj,,, tzs tm Begriffe, in Deutschland wieder Mode zu werden;

Trance, Medium, Matcrialisation warcn Aus-
Sehz../ aie zn jener Zrit in dcn Salons und auf der Straße
dyy ^.ivurden. Vom Tischrücken, dcm Ziticren von Geistcrn,
^eg^Tchrech- Schreibmedien sprach, mcistens diese

i'tvhjhunt durcheinander werfcnd, jedermann. Die Sache
K »pidemisch zu werden. Da kam der Moscrsche Schwaiü';
fieust ungeheuer ein uud hat sich ein gutes Teil des Ver-
baran erworben, daß der Spuk wieder zerstob. Das
ivtet; dieser Satz gilt auch heute noch.
ist das Stück heute nicht mehr, wenn es trotzdem
iwmer wieder gegeben wcrdcn kann, wenn es
piid nnder ganze Generationcn von Theaterbesuchcrn erfreut
st^l:halten hat, und vorausfichtlich noch manche weitere
ivird, so ist dies seinen trefflichen inneren Eigen-
§k>c ^ Iuzuschreiben, seiner lustigen Anlage, der ungezwunge-
zfi, tzs^nenführung, den scherzhafteu heiteren Verwickelungen,

^ ^Neu m ^nastischen Situationen, die es anflveist. Jm allge-
d lstigt tzt ^ heute dcn Verwechslungskomödicn nicht sehr
eZ' ftper wenn der Dichter von vornherein plausibel macht,

° Niunc ^ Verwechslungen abgesehen war und wenn er diese
r) u„d und ohne Gewaltsamkeit durchführt, dann verdient
?> btt fv Absolution. Gespielt wurdc der 'Schwank gestern
»„>. "Ist gutem Gelingen. Di-e beiden Neffen, Herr Eck -
Ie bew° Hojlstein (der falsche Bibliothckar). sowie

d ^usenti- ?acff)sche. Frl. M. Bauer und Frl. Milde,
wu > Jugend ganz charmant, der „Fndier" Mac-
uröe von Herrn S: g l mit dcm nötigen grimmen Hu-

mor gegeden u. öem Schneider Gibson lieh Herr Schneider
scine erprobte Konük Tcn Unglücksivnrm von Mbliothekar ver-
körperte Herr Krones rccht geschickt. Die für Spiritismus
schwärmende Gouvernante wird gewöhnlich lebhafter und gro-
teskcr gegcbcn, als fie Frl. R. Fifcher, wie cs schien, mit
voller Wsicht spielte. Jch bin so anfgeregt, lätzt sie der Dichter
emmal sagen; dcch Iror vcn dem Aufgeregtsein vorher nichtS zu
merken.

Auffallend war die geringc AnteiGahme -der auf der Bühne
versammelten Corona, als der falche Bibliothekar hinter der
Szene ein durchgegangenes Pferd auffing und bändiz'e.
Der Vorgang schien sie wenig zu interessieren. Solche Fehler
sind störcnd.

Jm Uebrigen hatte die Regie dafür gesorgt, datz alles
klappte. ' __ ll. L4.

Kleine Zeitung.

— Hochschnlnachrichtcil. Der „ReiManzeiger" mel-
det: Der badische Geh. Rat Prosessor der Anatomie,
Karl Gegenbaur zn HeideI 'berg wnrde znm
stimmberechtigten Ritter des Ordens Pour le msrite für
Wissenschaft und Künste, und -er Direktor der Scuola
d'applicazione Per Gl'ingegneri zu Rom, Professor Luigi
Cremma, zum ausländischen Ritter dessehben Ordens
erüannt.

— Die Rnte fiir Ladcndiebinncn. Ein drastisches
Mittel wendet der Besttzer eines großen Londoner Mode-
warengeschäftes an, um Läd-endiebinnen zu bestrafen und
von i'hren diebifchen Gelüsten zu kurieren. Wenn eine
Dame, wie „Truth" meldet, beim Diebstahl abgefaßt
wird, stellt der Besitzer ihr die Wahl zwischen der Rnte
oder der gerichtlichen Verfolgung. Entscheidet sie sich

für die körperliche Züchtigung, so wird diese im ver-
schwiegenen Kämmerlein von der Gattin des Besitzers
vollzogen. Bis jetzt haben 22 Damen die- Rute der
öffentlichen Gerichtsverhandlung vorgezogen. Die Frau
des Ladenbesitzers wird als eine sehr kräftige und mus-
kulöse Perfon geschildert und die Rute soll auch nichts
zu wünschen übrig lassen.

— „Stell anf dcn Tisch die dnftendcn Rcsedcn" —

Heldin des berühmten 'Gedichtech „Allerseelen" von Her-
mann von Gilm, das mit diesen Worten 'beginnt, ist
am 18. Januar in Jnnsbruck gestorben. Sophie
Vanoni, geborene Petter, die einst von dem Tiro-
ler Dichter so innig aelie'bte und viel gefeierte „Sophie",
wurde nahezu achtzig Jahre alt. Gilm und Sophie
Petter lernten einander, wie die „Wiener Abendpost" er-
zählt, Mitte der 40 er Jahre in Bruneck kennen und in
dieser Zeit entstanden die schönen „Lieder an Sophie",
darunter das schönste und bekanntests „Allerseelen":

Stell anf den Tisch die duftenden Reseden,

Die letzten roten Astern trag herbei —

Das Verhältnis Gilms zn dem ebenso schönen als
braven Tiroler Mädchen fand, als Gilm vom Pustertaler
Städtchen fort nach Rovereto und später nach Wien ver-
setzt wurde, bald ein Ende. Sophie Petter aber hat dem
Dichter zeitlebens ein treues Ändenken bewahrt. Sie
ging nach einigen Jahren eine Konvenienzehe ein, die
aber sehr unglücklich ansfiel, da ihr Mann kamn ein
Jahr nach 'der Hochzeit geistesgestört wurde und zehn
Jahre im Jrrenhause zu'brachte, bis er starb. Kinder-
los, fand Sophie Vanoni im Hause ihrer Schwester, die
an den Oberlandesgerichtsrat Ritter von Petzer ver-
heiratet war, liebevolle Aufnahme. Ritter von Petzer,
 
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