Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0481

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dikilstm. 10. Mu 1803. Erstes Blatt. 45. Jahraaim. — -L 58.

^rscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Cxpedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen dierteljährlich 1.35 Mk. ausschlietzlich Zustellgcbühr.

^nzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigeu
nn bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Kie Zurücknahme des Korum'schen
Unötikandums.

. Das neue Publikandum des Bischofs von Trier, wo-
»rch daZ xxste zurückgenommen wurde, lautete wie folgt:

„Gemäß den Erklärungen des Herrn Ministers für
Kirchen- und Schulangelegenheiten im Abgeordnetenhause
und weiteren Mitteilungen hat die königliche Staats-
^gierung die Absicht, den Wünschen der Katholikeu
Driers in der Schulfrage gerecht zu werden. Darum hat
hochwürdigste Herr Bischof in Ilebereinstimmiing
u>it dem heiligen Vater angeordnet, daß unsere
^anzelpublikation vom Sonutag, den 15. Febr.,
^vegen oeränderter Umstände als nichterfolgt zu
betrachten sei."

. Noch am Samstag hatte ein Zentrumsblatt im Reichs-
?ud geäußert: „Wer da glaube, daß der Vatikan ein-
Meiten werde, der habe merkwürdige Vorstellungen von
-EU Zuständcn im Vatikan " Und ein anderes hatte ge-
Mt: „Hat der Bischof nicht mehr das Recht, seinen
Mestern zu sagen, wem die Absolution nicht erteilt wer-
°en kann?"

Die Antwort hat Rom gegeben!

Aber noch mehr: Der „Köln. Ztg." wird aus Berlin
^ineldet: Tadurch, daß dcr Bischof von den veränderten
stuständen, sowie der Absicht de: Regierung, die Wünsche der
^rstrer Katholiken zn erfüllen, spricht, könnte leiche eine
?°reführui,g entstehcn, als wenn die Regierung diese un-
edingix Zurücknahme de; Kanzekrlasses mit irgend welchen
/°.^8en leistil ngen erkauft habe. Eine solche Annahme
.^derspricht indeß der Wahrheit. Der Papst
sich davon überzeugt. daß der Bischof im Unrecht
sowie daß die preußische Regierung bcreit war, den
^uschen der Katholikcn bezüglich der Trierer Schule ab-
Adelfen, die in erster Linie dahin gehen, daß für die pari-
E stche Töchterschule, sowie das Lehreriiinenseminar
.u.thgiische Religionslehrer ernannt werden, nnd
lortan auf die katholischen Lehrerinnen kein
,-i°^issensdruck zur Abtehnung der ihnen angebotenen ge-
U^EFstn Siaatsstellungen ausgeübt werde. Die veränderten
- Usttände, auf welche sich Korum bezieht, betreffen lediglich
Ue^cigene Person.

H So jst also der Bischof bei seinem friedenstörenden
^itoß übel gefahren und gründlich auf Sand geraten.
^Efriedigung darüber. daß der Angelegenheii durch die

^ den
Uoinni

Rom angeordnete Zurückziehung des Publikandums ihre

konfessionellen Frieden bedenkliche Bedeutung ge-

en wnrde, ist allgemein.

Deutschcr Weichstag.

Berlin, 9. März.

-R i l i t ä r e t a t.

Dr. Müller-Meiüingen (freif. Vp.): Die
stie/° niüsse neue Uniformen erhalten. Die hcllen Uniformen
oiedi sisipraktisch; sie vcrrieten die Stellungen. Auch zahlreiche
djx Astnsche Sachversrändige nnd selbst hohe Militärs hätteu
»^'Qoibehaltiina der jetzigen Uniformen für unmöglich erklärt.

Stadttheater.

Heidrlberg, 10. März.
von Hermann Sitdermarm; „Teja",
in 1 Akt; „F r ih ch en", Drama iu 1 Akt; „D a s

oritur i".

1,8 - M ä n n l i ch e", Spiel in 1 Akt

FeUx Dahns „Kampf um Rom" gelesen hat, wird die
ivv ,Ehe Schildcrung des letzteU Kampfes der Gothen am Ve-
!! t>er Erinncrung bewahren. Er wird den schwarzen
^rkeli ° ^ugen sehen, der in vollem Bewutztsein der Unhalt-
8eh>j,-s des Rciches die Königskrone übernahm und' trotz des
^ndes, unerbittlich gegen sich und andere, tief im Blut
der alles tat, um die Kataftrophe zu verhütcn, den Mann,
b'lliq-L Zcholte, weil er sich bewutzt Ivar, der Wnig des Unter-
i des Goihenreiches zu sein. Diesen Teja, wie er zu
°stex Oeht, führt uns Sudermann in dem ersten der drei Ein-
-°bheld ' nicht dor Staatsmann oder der Schlach-

loh. os ist der Mensch Teja, der unser Jntercsse crwecken
bieq nsk°.stlht Sudermann den Einakter auf einen bedeutsam-
^?0ischen Augenblick zu: der finstere Teja, der Wei-
HerkyD' Deja hat sich, dem Wunsch seiner Gothen und dem
nachgebend, gegen seinen eigenen Willen eine Frau
^nsien, wenige Stunden vor dcm letzten Verzweif-
dia,usu,-?l' dor infolge Uebergangs der herbeigcsehnten Pro-
i ° Feinde nicht mehr hinaus zu zögern ist. Wider-
ab^ Oestattet Teja der jungcn Frau cine Unterredimg mit
^nsteren dabei erkennen, datz sie die Bluttaten des

'8t ÄÜ^schers sür staatsmännifch und patriotisch gerecht-
^ andern verabfcheuen. Sie sieht sogar
Kum Stcrben in den hoffnungslosen Kampf ziehen
"iebe. offenbart fich ihm in feiner letzten Lebensstunde die

'a de„ bersteht es nun, dah das Höchste, wofür der Gothe

st'"E Frau ist.

, genbij^ si' D>chter gelungen ioäre, diesen psychologischen
">cht saciei überzeugend durchschlagen zu lassen, kann man
-> >- L er Rahmen eines Einakters ist zu enge, um den

Die fiuanzielle Belaftung durch eine Aeu-Uniforinicrilug sei
gleich NuN; autzerdem käme sie gcgenüber der Schlagfertigkeit
und Felddienstbrauchb'arkeit der deutschen Armee gar nicht in
Bctracht.

Abg. v. Czarlinski (Poke) kommt auf den Graudenzer
Prozetz und den Cid der Thorner Gymna'siasten zurück uiid
wiederholt die Be'hanptimg, der Minister habe eine ünzutref-
fende Eidesformel verlesen. Redner beschwert sich dann über
die Boykottierung polnischer Geschnftc öurch die Militärbe-
hörden.

Kriegsminister v. Gohle r: Der von ihm seiner Zeit ver-
lesene Eid- bilde gewissermahen die Grundlage des Erkennt-
nisses; es sei allerdings nicht erwiefen, datz die einzelnen
Ghmnasiastcn diefen Eid geleistet haben. Auch die vom Vor-
redner verleseneü Eidesformeln feien wenig passend für wissen-
schaftliche Vereine. Redner verliest die Eide^ die von den
Gymnasiasten geleistet wordcn scien, in denen von narional-
polnischen Bestrebungen die Rede sei. Die jungen Lcute hätten
ihre Strafen vollkomtnen zu Recht erhalten.

Abg. Z e h nter (Ztr.) wünscht Anweisungen an die Pro-
viantämter, vo'n den Produzenten zu kaufen, und klagt über
die Höhe der Manüverlasten, sowie die zu geringcn Entschädi-
gimgen dafür.

Generälmajor.Gallwitz: Bezüglich des Einkaufs bei den
Produzenten seien in Bayern und in Koblenz Versuche ange-
stelli worden, die noch fortgesetzt würden.

Aüg. v. Gersdorf (kons.) bespricht die Schädigimgen
dnrch dic Posener Manüver.

Abg. Bebel (Soz.): Die Begnadigüiigen der wegen
Duells Verurteilten seien ein Faustschlag in das Geficht dcs
Reichs'tags. Rach einer gewissen Zeit werde jeder einzelne be-
gnadigt. Redncr geht sodann nus 'Soldatenmihhandlimgen ein,
deren geringster Teil vor das Militärgericht komme. Wüs bei
den Militärgerichtsurteilen auffalle, sei in einer ganzen Reihe
von Fällcn die ungemein mildc Bestrafung. Einige der vorge-
kvmmenen Mitzhandlungen seien so e'mpörend, dah derjenige
in seinen Augen ein erbärmlicher Kerl sei, der sich nicht z-ur
Wchr sctze. Jn Danzig lieh ein kliiteroffizier einen Gemeinen
den Mund aufmachen nnd spnckte ihm hinein. Redner erkeunt
an, dah die obersten Militärbehörden viel tün, um Mitzhand-
lungen cntgegenzutreten. Wer die Durchführung solcher An-
ordnungen lasse zu wünschen übrig. Die Anforderungen an die
Mannschaften steigen fortwährend; daran sei aber nicht die
zweijährige Dienstzeit, sondern-viel überflüssiges Zeug schuld.
Die Manöver mit ihren .Küvallericattacken werden im Fnland
und Ausländ anf das absprechcndste vernrteilt.

Kriegsminister v. Gotzler: Jin Jahre 1902 sei zwischen
aktiven Offizieren kein Duell vorgekommen. Die Begnadigun-
gen in Duellfachen würden vom höchsten Gericht empfohlen in
voller Kenntnis der Akten. Der Kriegsminister grbt Bebel
dahin Recht, dah gegen Mitzhandlungen keine Strafe hoch genug
sei. Die Zahl der prinzipiellen Mitzhaüdlüngen sei zurückge-
gangen. Nach gesetzlichen Beftinimungen müsse jeder Schlag
und Stotz gerichtlich bestraft werden, während früher disziplina-
risch gestraft wurde. Was die Grimde der Mitzhandlung an-
lange, so zeige sich auch bei den Unteroffizieren Nervosttät.
Wenn Bebel auf die abfällige Kritik der Manöver seitens des
Auslandes verwies, so rechnen wir auf Beffall von diefer Seite
nicht.

Die Debatte zieht sich, ohne höheres J'nteresse zu erwecken,
noch einige Zeit hin. Der Sozialist Kuhnert wird mehc-
mals zur Ordnung gerufen, weil er öen Namen des Kaisers in
unpassender Weise in die Diskussion zog.

Mürgen Weiterberatung.

Baden.

L. 0. Radolfzell, 9. März. Ju einer gefWu
nachmittag im Holel „zur Post" abgehaltenen, von WO
Personen ' besuchten n a ti o n a l l i b e r al e n Ver-
tra u en s nlänn er - B er s a mm l u n g des 1. badischen

Reichstagswahlkreises wurde Landeskommissär Freiherr
0. Äodnian einstimmig als Kandidat anfgestellt.
Freiherr von Bodman traf auf telegraphische Benach-
richtignng nach kurzer Zeit Vvn Kvnstanz hier ein nnd
erklärte sich Zur Annahme der Kandidatur 'bereit. Da-
rauf entwickelte er in kurzen markanten Zügen sein
Programm, das allgemeine Zilstimmung der Versamm-
lnng fand.

Aus der Karlsruher Zeitung.

Karlsruhe, 9. März. Gestern vormittag nahmen
die höchsten Herrschaften alle nn deni Gottesdienst in
der Schloßkirche teil, wobei Hofdiakonns D. Frommel
die Prcdigt hielt. Nach 1l Uhr meldeten sich bei dem
Großherzog eine Anzahl Offiziere. Die Großherzogin
besuchte den Prinzen Karl und erteilte dann mehreren
Personen Privataudienz. Kurz nach 1 Uhr traf die Erb-
prinzessin von Sachsen-Meiningen aus Frankfurt zum
Besuch bei den großherzoglichen Herrschasten ein. Die
erbgroßherzoglichen Herrschaften empfingen die Erb-
prinzessin mn Bahnhof und geleiieten dieselbe zum
aroßherzoglichen Schloß, wo der Großherzog lrnd die
Großherzogin den hohen Besuch herzlich bewillkommneten
nnd in senie Wohnnng führten. Bald nach dem Früh-
stück, an welchem die Vrinzessin Wilhelm und die erb-
aroßherzoglichen Herrschaften teilnahmen, unternahm die
Erbprinzessin eine Umfahrt zu verschiedenen Besuchen.
Später vereinigten Sich die höchsten Herrschaften alle
bei dem Erbgroßherzog und der Erbarotzherzogin zum
nachmittagstee. Nach 7 Uhr reistc die Erbprinzesfin, von
den erbgroßherzoglichen Herrschaften znm Bahnhvf be-
gleitet, wieder ab. Hieraus besuchten die höchsten Herr-
! schaften die Vorsteltung im großherzoglichen Hoftheater.
Heute, am 71. Geburtstag des Prinzen Karl, fnhren
Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die
Großherzogin, der Erbgroßherzvg und die ^rbgroßher-
zogin in das Palais des Prinzen zur Beglückwünschnng.
Es konnte aber nur der Großherzog seinen Bruder
persönlich begrüßen, da derselbe noch immer sehr
schonungsbedürftig und daher jede Erregung zu ver-
meiden ist. Nach Rückkehr in das Schloß empfing der
Großherzog den Geheimerat Freiherni von Dnsch zur
Vortragserstattui.g bis gcgen 1 Uhr.

Jm Laufe des Nachmittags cmpfiiig sciue Königliche
Hoheit verschiedene Personen und hörte sodann die Vor-
träge des Geheimerats Dr. Freiherrn von Babo und des
Legationsrats Dr. Seyb. Die höchsten Herrschaften ver-
brachten den heutigen bedentuiigsvollen Gedächtnistag des
gesegneteii Heimganges des großen Kaisers Wühelm I. in
wehmntigen, nber erhebenden Gefiihleii dankbaren Rückblickes
in eine große nnd erfolgreiche Vergaiigenheit. deren Werke
die Nation mm bernün ist, zn erhalten nud zu. sichern.

Zöschiedsfeier für Keh. Hlat Schäfer.

? Heidelberg, 10. März.

Das Festbankett zu Ehren des scheidenden Borsitzen-
den der nationalliberalen Partei hier, Herrn Ge'h. Rat Prof.
Dr. Dietr. Schaefer, im grotzen Saale der „Harmonie"
nnter gemeinsamer Mitwirkung des Gesangbereins „Lieder-
kranz" und der „Gesangsabteilung der Harmonie" war autzer-
ordentlich zahlreich besucht, die- Galerie mit einem reichen Da-
meüflor gezierk. An der Vorstandstafel hatte Herr Geh. Rat

ganzen Teja samt semer Herzenswandlüng in ihn hineinpres-
sen zu können, aber man verfolgt doch jede Linie dieses vom
grohartigen Hintergrund sich abhebenden Bildes mit lebendigem
Jnteresse. Herr H o l st e i n gab de'n Gothenkünig in stolzer,
heldenmüUger Haltung; er berlieh ihm jenes un'definirbare
Etwas von Würde, das dem Herrscher eigen ist und sührte sei-
nen Part, auch in Bezug auf die Sprache, sehr anerkemienswert
durch. Die junge kömgliche Frau wnrde vo'n Frl. Hart-
m a n n mit sehr viel Zurückhaltung imd Demut ge^eben, die
in ihr schlummeriide königliche Natur, die einen Teza zu be-
greife'n vermag, kam nicht zum Ausdruck. Des liebenden
Weibes holde Sck;elmerei gelang dafür gnt.

Der andere Einakter „F r i tz ch e n" zeigt einen Srerben-
den von gänz anderer Art. Es ist ein junger Husarenleutnant,
der eigentlich seine Kousine liebt, was dcm Vatcr indessen als
midestens verfrüht erschcint, so datz cr ihm rät, die Weiber erst
kenneü zu lernen. Das Resultat ist, dah der junge Leutnant
in dle Netze eiiier älteren Frau fällt, von deren Mann gepeitscht
wird u. schlietzlich mit seinem Vater noch fröh sein muh, dah
der Ehrenrat ihn zum Duell mit dcm Ntanne zulätzt, der ihn
töten wird. Geschickt gearbeitet, ist dcr Einakter ein dramati-
sches Zeit- und Sittenbild, dessen Wirkung man sich nicht eP-
ziehen kann. Aüch der Leutnant muhte sterben, wie Teja; auch
ihm war die Wähl genommen, zwar nicht von der Wekt- und
Kriegsgeschichte, aber doch auch von einer Macht, die er imd
seine Kreise für zwingend anerkcnncn mutzten. Der junge
Leutnant schützt, um von den Seinen, ohne sich zu verrate'n,
Abschied nehmen zu können, eineü Patrouillcnritt vor. Der
Vater merkt aber bei dem Besuche bald, dah da etwas nicht
in Ordnung ist und bringt den Söhn zum Sprechen. Die Szene,
in der die beiden Männer sich zuerst gegenseitig Vorwürfe ma-
chen, sich dann gegenseitig bekkagen, immer aber unter Anerken-
nnng des Unvermeidlichen, das ist die Quintessenz des Stückes.
Echt Sudermannisch gestaltet sich der Schluh, wo dcr schwer-
krankeii nichtsahnenden Mutter zulieb alle sich ein fröhlichcs
Widersehn wünschcn, während sie wissen, datz der Jüngling in

den Tod geht. Herr Eckhof hat in dem Einakter als Leut-
nant eine Rolle, die ihm neue Gunst einbringen wird. Er
spielt den junge'n Offizier mit natürlicher Empfindniig und
guter soldatischer Haltung. Die Uniform steht ihm nicht
Lbel. Den Bater, Major a. D. v. Drosse, charakterisicrte Herr
Sigl mit der an ihm bekamilen Sicherheit. Die anderen Per-
sonen des Stückes bleiben mehr im Hintergrund.

Der letzte der drei Einakter, „Das Ewig Männli-
ch e", ist eine Art von Märchenspiel im Rokkokostil. Die Be-
zeichnung der Personen nur durch den Stand, die Verse, die
eigene Art der Königin Hof zu halten, muten, zumal nach dem
realistischen „Fritzchen", seltsam an. Man wird an die Ale-
gorien im 2. Teil des Faust erimiert. Das Ewig Männliche
offenbart sich der schönen Königin, die das Ewig Weibliche re-
präsentiert, recht kläglich in der Gestalt der Hosschranzen; es
hat ihren Beifall in der Person zweier Männer der Tat, des
Marschalls und des lebensfrischen Malers. Mit beiden spiclt
sie, beide reizt sie. Der Maler wird keck und soll das, weil
die Welt es wahrgenommen hat, mit dem Tode durch den Mar-
schall bützen. Statt dessen stellt sich der Marschall so, als sei
er von der Hand des Malers gefallen. Sogleich wendet sich die
Königin diesem wieder zu. So verdirbt sie es mit beiden und
der Rest bon Ewig-Männlichem, der ihr verbleibt, heißt: Kam-
-merdiener. Wem Königin, Marschall, Marguis, Maker, Kammec,
dieüer nicht convenieren, der kann statt ihrer auch beliebige cm-
dere Standesbezeichnungen und Titel, die ihm aus stiner Um-
gebung vcrtrant sind, setzen, das Stück wird auch für sie pas-
sen, denn das Ewig Männliche und das Ewig Weibliche sind
überall zu Hause.

Die schöne junge Königin, die Gemahlin eines alien, nie-
mals sichtbar werdenden Königs, spielte Frl. Milde. Der
Sessel der Königin war etwas zu weit in die Koukisse gerückt,
so datz man auf einer Seite des Zuschauerraums ka'nge Zeit
nichts von ihr sah; aber man hörte ihre Sprache, merkte ihre
verfängliche Art, die Männer am Narrenseit herumzuführen,
und das war die Hanptsache. Die Männerrolleu befanden sich
 
Annotationen