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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0749

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Jnternatioualer Kongreß gegen den
Alkoholismus.

Br e m e n, 16. April. Dcr neunte internn -
^ionale Kongreß gegen d e n Alkoholis-
ln u s wnrde heute Vormittag eröffnet. Zum Vorsttzen-
i>en wnrde Direktor Dr. Delbrück - Bremen genmhlt.
^amens des Reiches begriißte Staatssekretär Graf
Aosadowsky die Teilnehmer des Kongresses. Er
iührte in längerer Re d e, welche mit lautem Beifall
^ufgenommen wurde, aus, daß die Entwicklung der moder-
hen Knltnr, in der sich das Leben vorwiegend nicht mehr
- in Gottes freier Natur, sondern in geschlossenen Räumen
bollziehe, an die geistige und körperliche Spannkraft
ledes einzelnen erhöhte Anforderungen stells irnd die Ge-
iahr eines überinäßigen Alkoholgenusses erhöhe, daß des-
s>alb die Bekämpfung der Alkoholgefahr um so notwen-
^iger sei. Die Art dieser Bekämpfung, ihr Umfang und
>hre Ziele würden nach der Eigenart eines Volkes, nach
don allgemeinen Lebensgewohnheiten und nach den klima-
^iischen Verhältnissen des Landes wesentlich verschieden sein
inüssen. Die Frendii an körperlicher Uebung in frischec,
ireier Lnft nnd die Verbesserung der Wohnnngsver-
Üältnisse der ärmeren Volksklassen ivürden aber allerwärts
ein geeignetes Mittel sein, um den Feind zn bekämpfen.
Die Gesetzgebung würde nur.äußerlich, gewissermaßen me-
chanisch, eine gewissö Hilfsaktion leisten können, die innere
Heilung des Uebels müsse ohne Beschränknng jeglichen
^ebensgennsses aus einer veredelten Volkssitte hervor-
gehen. Und hier erwachse namentlich den höher gebil-
deren Gesellschaftsklaffen die ernste Pflicht, Führer der
^cission zn sein. Jugendkraft schöpfe ein Volk nnr ans
der Verfolgnng idcaler Ziele, deshalb sei mit Freude zu
öegrüßen, wenn sich Warmherzige Vertveter der Wissen-
schast nnd Praris zusammenfrnden, um solche Ziele zu
^hrsr Lebcnsanfgabe zn machen. Alle gebildeten Völker
^ehen in diesem Kampfe für die geistige und körperliche
^esundbeit der Menschheit Schulter an Schnlter.
^iöchte deshalb, so schloß der Staatssekretär, der Kongreß
nener Pderkstein sein auf dem Wege des Fortschritts
^Uenschlicher Gesittnng. Hieranf bot Bürgermeister Dr.
^auli, gleichfalls Ehrenpräsident des Kongresses, der
^ersammlnng den Willkommen der Stadt Bremen. Es
^lgten eine Reihe von Begrüßungsansprachen auswär-
^iger Vertreter.

Deutsches Reich.

Baden.

U. <7. K a r l s r u h e, 15. April. Nachdem in der
^ten Generalversammlnng des hiesigen n a t i o n a I-
^ i b e r a l e n V e r e i n s der Vorstand neu gewählt wor-
E'en isr, hat letzten Samstag die erste Vorstandssitzmrg
iiattgesnnden. Jn derselben wrirden Prosessor Goldschmidt
Vorsrtzender, Stadtrat Glaser als dessen Stellver-
U'tter. Stadtrat Dr. Mnz als Schriftführer nnd Haupt-
^hrer Sickinger als Stellvertreter einsümmig wieder-

Stadttheater.

Heidelberg, 16. April.

» . „M onna Vanna", Schauspiel von Maeterlinck. Gast-
'i>lcl von Frl. Maria Heinrich.

v Run ist am Schlutz der Spielzeit das Stück erschlenen, das
Literaturleuten Mitteleuropas diesen Winter die grötzte
BUegung bereitet hat, Monna Vanna, die Frau im Mantel,
,"er der Schwiegervater als Kuppler. Jede illustrierte Zei-
^Urg brachte Abbildungen der Hauptszcnen und ausführliche
^UHaltsangaben, und Geister, welche Maeterlinck nicht zu fol-
°e>i vermochten, wenn er einige von seinen kleinen Dämme-
ZUigsstücken gab'oder von „Weisheit nnd Schicksal", dem Le-
"e>l der Bienen oder dem begrabenen Tempel orakelte, waren
.Utzückt, denn endlich hatten sie jetzt etwas von ihm, das sie
^greifen konnten: hier war doch endlich einmal etwas Festes,
das man sich halten konnte, die Belagerung einer Stadt in
»r Rxnaissancezeit, italicnischer Boden, Menschen von Fleisch
rUd Blut, eine pikante Fabel. Der Kondottiere Princivalli
E dm Stadt Pisa so lange belagert, datz die Einwohner
Zurbe geworden sind; Hungersnot, Sturm der Feinde, das
^uhe Vcrderben haben alle Kraft zum Ausharren gelähmt.

-a>r geht schlietzlich auf einen Vorschlag ein, dcn Princivalli
Ej cht und dcn der alte Vater dcs Stadthauptmanns, Marco,
g,Ue Phrasengietzkannc höhcrer Ordnnng, als Unterhändler
„oerbringt. Die Stadt soll Lebcnsmittel und Munition er-
^ulten, wcnn Monna Vanna, die Frau des Stadtpauptmanns,
jUends, lediglich in einen Mantel gehüllt, in das Zclt des Be-
n°8erers kommen und bei ihm verweilen will. Vanna macht
auf den Weg, denn sie hat, wie ein moderner Theolog aus-
. Uandersetztc, das Bewutztsein, datz sie rein und fleckcnlos
^jederkehren werde. Sie fühlt, es könne ihr nichts geschehen.

ist ja modern. Die vielbewunderte Nenate Fuchs des
Mkob Waffermann geht ja auch durch alle Pfützen des Le-
^us. ohne datz auch nur ein Schmützchen an ihr haften bleibt.
us ist die neue Mystik. Es gibt keine Erniedrigung mehr,

gewälstt. Diese Herren bilden gleichzeitig auch den ge-
schnftsführenden Ansschnß d>er Pnrtei.

Prcnsrcn.

— Die „Schlesische Zeitung" veröfsentlicht einen von
Felix Dahn unterzeichneten Aufruf an alle gut deutsch
gesinnten Schlesier gegen die großpolnische Be-
wegnng; er bezweckt, Mtglieder zu werben für den
schlesischcn Landesausschnß des dentschen Ostmarken-
vereins, der sich zur Aufgabe gesetzt hat: „Kräftigung imd
Sammlung des Deutschtums durch Hebung und Befesti-
gung dentsch-nationalen Empfindens sowie dnrch wirt-
schaftliche Stärkung der deutschen Bevölkerung in der Pro-
vinz Schlesien, insbesondere in den mit polnischer Be-
völkerung durchsetzten Teilen."

Aus der Kar-sruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Wnrttembergischen Konslil Emil Mnller in Karlsruhe
die ErlanbniS znr Annahme unü znnl Tragen des ihm von dem
König von Wnrttcmberg vcrliehenen Ritterkreuzes erster Klasse des
Friedrichsordens, dcr Vorsteheriu dcr Frauenarbeitsschule des
Schwäbischen Fraueiivereins iu Stuttgart Bertha Ries die Er-
laubnis zur Aimahme und zuni Tragen der ihr von dem König
von Würtieinberg verliehenen goldenen Medaille für Kunst nnd
Wiffenschaft am Bande des Friedrichsordens nnd dem Buchhändler
Julins Wilhelm in Freiburg die Erlanbnis znr Annahme nnd
zum Tragen des ihm von dem König von Jtalien verliehenen
Ritterkrenzes des Kronenordens erteilt.

Karlsrnhe, 15. April. Heute Vormittag gegen
10 Ilhr erhielten die Höchsten Herrschaften den Besuch
der Prinzessin von Anhalt, welche gesiern hier eingetroffen
ist und heute mit ihrsr Mutter, der Prinzessin Wilhelm,
nach Baden reiste, nm daselbst die russische Osterwoche zu-
zubringen. Danach nahm der Großherzog den Vortrag
des Generaladjutanten von Müller entgegen und erteilte !
sodann bis gegen 2 Uhr einer Anzahl Personen Audienz,
darunter dem Regierungsbaumeister BIum in Heidelberg.
Hierauf empsing Seine Lkönigliche Hoheit den franzö-
sischen Generalkonsnl in Mannheim, Grafen ChaPPede-
laine, welcher sich infolge seiner Ernennung zum General-
konsul in Prag verabschledete. Sodann meldete sich der
Generalmajor Gallwitz, bisher Kommandeur der 29.
Feldartillerie-Brigade in Freiburg, zum Departements-
direktor im Kriegsministerium ernannt. Nachmittags
halb 4 Uhr besuchten der Prinz und die Prinzessin Max
nach gestern Abend erfolgter Rückkehr aus Anacapri 'die
Großherzoglichen Herrschaften. Später hörte der Groß-
herzog die Vorträge des Geheimerats Dr. Freiherrn von
Babo und des Legationsrats Dr. Seyb. Nbends halb 8
Uhr besiichen die Großherzogiii, der Erbgroßherzog und
die Erbgroßherzogin das Künstlerkonzert des Joachim-
Quartetts im Museumssaale.

Ausland.

England.

— Die S ch w i e r i g k e i t e n in Zusammenhang
mit Mr. Brodricks N e u o r g a n t s a t i o n derArmee
beginnen, stch jetzt ernstlich fühlbar zu machen. Das be-
rühmte vierte Armeekorps, das am ersten April in Er-

scheinung treten sollte, steht immer bloß noch auf dem Pa-
pier, von den Lenten ist nichts zn sehen. Eine der Fol-
gen dieses Umstandes ist, daß seit einigen Tagen vor dem
toniglichen Palast in Hamptaii Conrt keinc Wachtposten
mehr stehen, ein Fall, der überhanpt noch nicht vorge-
küinmen ist. Dic ganze „Besatzung" von Hampton Court
Lesteht nämlich gegenwärtig aus zehn Mann, einschließ-
lich der Unteroffiziere, und da, diese Leute alle zum Stall-
dicnst gebrancht werden, kann man sich den Luxus von
Wachtposten nicht mehr leisten, insbesondere da sich in den
Ställen des Regiments nicht weniger als 84 junge Remon-
ten befindeii. Angeblich, das heißt auf dem Papier,
stehen in Hampton Court zwei Husaren-Regimenter, und
von denselben waren bis vor etwa vierzehn Tagen 116
Unteroffiziere und Mannschaften vorhanden. Jnzwischen
sind aber 106 Mann nach Südafrika abkommandiert
worden. Die Offiziere, imter ihnen der Prinz Alexander
von Teck, der Schwager des Prinzen von Wales, mußten
setbst mit zugreifen, damit iisi Stall wenigstens das Not-
wendigste geschchen konnte, sie fütterten und tränkten
Pferde und putzten eisrig mit. Uebrigens werden die
Nrbeiten noch dadurch sehr erschwert, daß die Kaserne und
die Ställe der beideu Regimenter sehr weit von einander
cntfernt sind. Da natürlich keine Möglichkeit vorliegt,
unter solchen Umständen den Pferden ihre gewohnte
Pflege und die notwendige Bewegung Mkommen zu lassen,
liegt die größte Gefahr vor, daß eine Seuche ausbricht.
Man wollte zuerst die Hilfe von Zivilisten in Anspruch
nehmen, das kann aber nicht ohne besondere Erlaubnis
des Kriegsministerinms geschehen, das schon in die Ferien
gegangen war, als man auf diesen glücklichen Gedanken
kam.

Zur Wahlbewegung.

11, (7. K a r l s r n h e, 15. April. Wie die „Bad.
Post" mitteilt beabsichtigt der B und der L a n d w i r t e
mit Unterstützung der Konservätiven im 10. Wahlkreise
Karlsruhe - Bruchsal den Grafen A. v. Bismarck vom
Lilienhof in Baden als Reichstagskandidaten anfziistelleu.
Das konservative Blatt rechnet auf die Hilfe der Hand-
werker, Antisemiten und Nationalliberalen (!), Wir glau-
ben, daß Herr v. Msmarck auf eine Kandidatur ver-
zichtet, die lediglich die Ehancen der Sozialdemokratie ver-
bcssert und nicht die geringste Aussicht anf Erfolg bietet.

K o n st a n z, 16. April, Jn einer vorgesiern Nach-
mittag hier abgehaltenen Z en t r u m s v e r s a mm -
lung erklärte Herr Geh. Finanzrat H u g, daß einer
Wiederannahme der Zentrnmskasididatur für den 1.
Reichstagswahlkreis bei ihm noch dringliche persönliche
Hindernisse entgegen stünden; wenn sich diese in iiächster
Zeit befriedigesid' lösen, sei sr bereit, wieder zu kandidieren.

7. Deutscher Historikerkongreß.

i.

Die erste Sitzung der 7. Versammlung deutscher Histo-
riker eröffnete gestern, Mittwoch, Vormittag Geh. Rat Prof.
Dr. M a r ck s. Seit dem letzten Kongresse habe so mancher

wenn wir nur tief genug in die Seelen hinabsehen. Was
Wunder, datz die Szene im Zelt des Feldhauptmanns sich zu
einem sehr gemütlichen Beieinandersein gestaltet. Gemütlich
ist wohl nicht gayz der richtige Ausdruck, cr profaniert
Mhsterium. Erhaben, weihevoll ist die Bcrührung zweier Sc» >
lcn. Wie der Berliner Literarhistoriker Heilborn es unüb
trefflich ausdrückte: der Cherub iu Princiballi führt stammeüid >
mit dem Seraph in Monna Vanna ein Zwiegespräch. Jn >
zwischen sind die Getreidewagen und das Pulver, das ni n !
statt von Florentinern von Pisanern verschossen werden wiro, >
nach Pisa abgegangen, wie der Feldherr es versprochen. Et: !
mcrkwürdiger Bursche bestellt die Frau, die er liebt, halbnackt !
in sein Zelt und tut ihr nichts an. Hier bietet sich nun die Er-
klärung dqr: er habe von seinen Flegeljahren an in glühen- i
den Träumen an Monna Vanna gedacht; um sich von dicsen !
Phantasien, die ihm selber ärgerlich sind, endgiltig zu heilen, !
heschlietzt er ihnen, den Bildern seiner Seele, dis Wirklichkeit !
gegenüberzustellen: Monna Vanna wird kommen, wie er sie
erträumte, das wird ihn beruhigen, möglicherweise gar seine
Jllusionen zerstsren. Nimmt man diese Auffassung nicht an,
so mutz man wohl schon den Princivalli für ein perverses Sub-
jekt halten, dem bedauerlicherweise die Vanna nicht das Haupt
abhaut wie Judith dem Holofernes. weil er sie erniedrigt hat.
Aber wir vergeffen, datz es bci Maeterlinck wedcr Erniedrig-
ung noch Opfer gibt. Es gibt bielleicht auch keine Verletzung
der Ehre. Ein Autor, der so unklar ist, eine Fabel, die so
schwankt, daß man nicht mehr weitz, was schwarz ist und was
wciß ist, hat allgemeinen Beifall gefunden, und nur die ul-
tramontano Presse hat aus Gründen, die mit der lex Heinze
zusammenhängcn, ihr Mißfallen bekundct. Und doch dürfte es
bei einiger Ueberlegung nicht schwer fallen, einzusehen, wie
vcrzeichnet alle diese Figuren sind, wie unmöglich im Kern,
wie unkünstlerisch dies Ganze ist, wie schlecht es in ihm mit
der menschlichen Wahrheit bestellt ist. Die Verbindung des
Mystischen mit dem Brutalen, wie sie hier vollzogen ist, finde
sie schön, wer kann. Princivalli hat mit dem Rat von Florenz
Differenzen. Es ist Gefahr für ihn im Verzuge. Er muh

fliehen. Wohin? Natürlich nach Pisa, denn Vannas Gatte
wird den Mann, der ihn und die Seinen vor dem Hungertode
rettete, und seiner Gattin auch nicht ein Härchen krümmte,
selbstverständlich mit offenen Armcn empfangen. Aber wie
der Jbsen'sche Helmer, Noras Gatte- ist der ein unfeiner Dick-
kopf, er glaübt nicht an die Unschuld der Seraphisch-Liebenden.
Er verlangt von Vanna: sie soll gestehen, was vor sich gegan-
gen ist. Er will Gewitzheit. Und jetzt ist der herrliche Augen-
blick gelommen, Vcmna, die bisher unversehrt durch das Le-
ben gekommcn, die sclbst Princivallis Ansinnen nicht hat ver-
letzcn können, sie ist auf einmal gekränkt, jetz! ist sic verletzt;
das ist ja Rohheit! Dieser Mann vermag nicht einzusehen, datz
es Reinheit gibt. Er hat mich nie geliebt!

Die Darstellung hinterlietz in jeder Beziehung dcn besteu
Cindruck, denu nicht nur waren die Ausstattung und das Zu-
sammenspiel wohl abgetönt, es bot sich auch im Einzelnen vie-
les Jnteressante und Fesselnde. Mcckwürdig ist bei Maeter-
linck der Mangel jeden Srils, Ein italienischer Feldherr der
Renaissance ist von einem Stadthauptmann nicht durch eine
Welt getrennt. Princivalli aber und Vannas Gatte haben
nichts gemein im Lolorit, sie sind weder Kinder einer Zeit,
noch eines Jahrhuuderts, Und dann: wie kommt, fragt man
bcfremdet, dieser wüst hierhin und dorthin fahrende, von
scinem Temperamente hin und her gestotzene Mensch völlig
ohne Form und Bändigung, dieser Colonna, zu einem solchen
Vater, der jede seincr Bewcguugcn zur schöncn Pose ausge-
staltet und die zicrtich gcordnetcn Worte, die wie parfümierte
Rosenblättcr von seinen Lippcn fallen, selbstgefällig in ihrem
Reize und ihrem Werte für den schönen Augenblick auskostet?
Jede dcr Personen dieses Theaterstücks lcbt unter einem Sepa-
rathimmel. Und dann die schönen klingenden Worte alle, die
gelegentlich laut werden, von denen ein jedes mit dem Spezial-
anspruch der Aufbewahrung in modernen Stammbüchern auf-
tritt, wer will dies ausgeputzte Schein- und Weisheitswesen
einmal gründlich lüften und an's Licht stellcn?

Monna Vanna war Frl. H e i n r i ch. Sic stelltc im erstcn
Akt siie Erregung dar, die nach Worten ringt, und dann alle.
 
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