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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0535

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Dicnstoa. 17. MLrz IW3._ Grstes Nlatt. I-iraana. — . N K4.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Fcnnilieirblättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

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Zie KeimkeHr Wr. Kyamöertains.

London, 14. März.

..Mr. Chamberlain ist glücklich von seiner „Stndien-
aus Südafrika znrückgekehrt nnd hat von dem
5>ugrnblicke an, wo er wieder den Boden Englands be-
einen Empsang gefnnden, der bis zu dem Angen-
7"cke, wo sich die Türe seines Londoner Hanses hinter
tUn schlotz, einem wahren Trinmphznge glich. So nn-
bopulär das Ministerinm anch während seiner Abtvesen-
geworden, so hat doch der .Eolonialsekretär, der ein-
Aul von allen Parteien gleich gehatzte !Mann, von seincr
^opularität ofsenbar nichts eingebüszt nnd vielmehr noch
Sewonnen. 'In Sonthampton, wo hente morgen, bald
stuch 9 Uhr die „Siorman" anlegte, waren schon seit dem
truhesien Bkorgen Tansende von Leuten nach den Docks
uoitrümt nnd halken in den Stratzen Änfstelliing genom-
chon, uni Mr. Chamberlain zn sehen nnd ihn begrützen
^u köunen. Die Stadt prangte bereittz im vollsten Flag-
öenschnuicke nnd anf dem Landnngtzstege harrten der
"OUrgermeister mit der Stadtvertretnng der Anknnft des
rhohen Reisenden" — Iosephns Magnns, wie ihn einige
^Ui mitzgünsrige radikale Blätter getanft habcn. Eine
pEl'utation von Birmingham mit dem Lord Mapor der
^tadt an der Spitze, war Mr. Chamberlain entgegenge-
tuhren und hatte ihn bereits an Bord der „Norman"
uogrüsst. Bei dew Fahrt von den Docks piach der grotzen
partelet) Hall bildeten Trnppen der Hampshire drei Frei-
uutligenregimenter SPalier nnd die dichten Mdenschen-
^ugen begrützten SNr. nnd Mrs. Chamberlain, die in
Uiem offenen Wagen fnhren, niit eineni Enthnsiaslnus,

ke.ine Grenzen kannte. In der Halle selbst nahm Mr.
)-hainberlain mit seiner Frau, seinem Sohne Anstin, devL
^ueralpostmeister nnd anderen Mitgliedern der Cbain
Ärtainschen Familie auf einer 20 Fntz hohen Tribüne
Itatz. Der Saal selbst war mit den Notabilitäten der
^tadt und der Grafschaft dicht gefiillt, die bNr. Chamber-
uiu bei seinem Eintritte gleichsalls mit Ihinntenlangeni
cheisall empsingen. Es ersolgte dann die'1'leberreichung
Tr Adressen der Stadt Birminghani und Sonthampton,
u denen der.Üvlüiiialminister zu seiner Rückkehr nnd zn
. Ersolge, die wesentlich znr Bersöhnnng der Verschie-
A'nen Paiileien in Südafrika beigetragen, beglückwünscht
uurde. Mr. Chamberlain antwortete in längerer Rede.
iach i i nhx erfolgte nnter gleich stürmischen Kundge-
^Uiigen des in den Stratzen harrenden Publiknms die
Eahrt nach dem Bahnhofe, wo Mr. Chamberlain mit sei-
Uui Begleitern den seiner harrenden Sonderzng bestieg
uid die Fahrt nach London antrat. Anf allen Zwischen-
Mtionen hatte sich, obzwar der Zng nicht anhielt, dichte
„-ceuscheninassen versammelt, die bei dcr Dnrchfahrt dem
^efeierten Ovationen darbrachten, die der am Fenster

Wagens stehende Kolonialininister mit freundlichem
t'Ulvinken erwiderte. Aus der Waterloo Station in Lon-
^u hatten sich schon geraume Zeit vor der anberanniten
Uiikunft deS Zuges der Prennermiiiister Baifour mit den
^Aten andern Mtgliedern deS .slübinetts, eine ganze
Zchar von Parlanientsmitgliedern und andere politisch
>blporragende Persönlichkeiten znr Begriißnng des heim-
bhrenden Staatsniannes eingesnnden. Bei der Einfahrt
Urde Mr. Chamberlain mit lanten Cheers und Hiite-
,ü^?ut'en begrüßt und war die Begrüßnng seitens seiner
Unisteriellen Kollegen eine ungemein herzliche. Bkan
^uinerte sich nnwillkürlich au die von der „Westminster i

Gazette" anlätzlich der Rückkehr Mr. Chamberlains ver
öffentlichte Karrikatnr, die Mr. Chamberlain als einen
im vollen Federschmncke stolz in einen Hühnerstall ein
tretenden Kakadn darstellt, in dem sich, in eine Ecke zu
sammengedrängt, die anderen Mitglieder des Kabinetti
als Hühner mit ansgernpften Federn zusanimendrängen.
Ter Kakadu mnsterte sie von obcn bis unten und sagt:

„Na, Ihr seht schön ans

Das Geslügelzeug piept jam

mernd im Chor: „llns ist es snrchtbar schlimm ergangen,
seitdem dn sort warst." Der Kakadu wirft sich Ün die
Brnst und spricht ihnen seinen Mitleid ans. Jn der Tat
hat „Pnnch" vollständig Recht, wenn er das Ereignis in
einem Karton als die Heimkehr des Ulysses feiert, den die
moderne Penelope (die unionistische Partei) init dem
Ansrufe empfängt: „Freude, Freude! Es ist wirklich
mein Ulysses!" Die Massen der Bevölkernng, die die
reichbeflaggten Londoner Stratzen süllten, die Mr. Cham-
berlain zn durchfahren hatte, schienen von denselben Ge-
sühlen erfüllt zu sein und es war wirklich ein trinmphie-
render Einzng, den der Kolonialminister bei seiner ,Heim-
kehr in der Metropole feierte.

Deutsches Reich.

— Der Kaiser, der sich Freitag Abend beim
Reichskanzler znm Diner angesagt hatte nnd dort anch
mit hervorragenden Mitgliedern der Orient - Ge-
sellschaft znsarnmengetroffen war, nahm diesen ge-
genüber Gelegenheit, sein Fnterefs« siir ihre Arbeiten nnd
Bestrebungen aufs neue zn bekunden. Loivohl mit
Admiral HoIl m a n n wie mit Professor DeIitz s ch
und Hecrn Fames S i m o n sprach der Alonarch einge-
hend über die Tätigkeit der Orientgesellschaft. Dabei
wurde in der Hauptsache die Frage der Ausgrabungen
behandelt. Das Thema „B a b e l u nd B i b e I"
streifte ber Kaiser in heiterer Weise bei der Begrüßung
des Professors Delitzsch, Dieser wird im April seinen
dritten Bortrag halten. Jnzwischen erscheint in den
nächsten Tagen eine NNnianflage des zweiten Bortrags,
eingeleitet dnrch ckin „Znr Klärnng" übepsthriebenes
Vorwort, in dem der Verfasser, ohne auf,die jüngsten
Ereignisse selbst einzugehen, jedoch mit iinverkennbarer
Bezugnahme anf sie, seinen standpnnkt gegenüber dem
alttch'lamentlichen Schvifttum, speziell gegenüber dem
itzraelitischen ProPhetiSmus noch weiter Präzifiert.

- Der B u n d d e r L a n d w irte hat jetzt die Be-
dingnngen fvrmuliert, die er den R eichstags k a n -
didaten auserlegen will, die fich um seine Unter-
siütziing bewerben. Der Bund erwartet in Bezng aus die.
Handelspolitik von den mit seiner llnterstützung gewähl-
ten Abgeordneten:

N. üatz sie ihren ganzcn Einflutz auf die Regierung da-
hin geltend machen werden, datz die sofortige Kündi -
g u n g der noch laufenden Handelsverträge ohne Rücksicht aus
den Stand neuer Vcihaiidlungen erfolgt;

L. datz sie geuen Handelstarifverträgen, die eine E r m ä -
tz i g u n g der landwirtschaftlichen Zollsätze des neuen General-
tarifs enthalten, nur zustimmen werden, wenn

t. vorher die Kündigung der Meistbegünstigungsver-
trügc mit den V e r e i n i g t e n S t a a t c n von Amerika und
mit A r g rntini e n erfolgt ist;

2. die indn st r ie l l e n Zollsätze des neuen Zolltarifs
bei der chemischrn Jndustrie und bei der Eisen- und Maschinen-
industrie eine H erab s e tz u n g erfahrcn, durch welche dic

Parität zwischen dcm der Ländwirtschaft und Jndusrrie ge-
währten Schuh hergestellt wird.

3. die iieuen Kandelsverträge eine Ltlausel erhalten, die dem
Dcutschen Reiche das Recht wahrt, in Bezug auf die Regulie-
rung der G e t r e i d e e i n f u h r befondere gesetzliche Matzre-
gcln zu trcffen;

4. die V i e h - und Fleischzöllc nicht unter diejenigen
Sähe herabgeminderi werden, welche seinerzeit von der Tarif-
kommisfion des Reichstages als M i n d e st z o l l s ä tz e be-
schlossen und neuerdings in der dem Rerchstage vorgclegten Re-
solution des Abg. Herold verlangt worden sind;

5. der imierhalb des Rahmeus des neuen Generaltarifs
überhaupt uoch mögliche Schutz für tierische Produkte, Oel,
Früchte, GärLnereiprodukte, Wein, Obstbau und Schälwald ge-
währt wird;

6. die Verkehrs - und Tarifantonomie des
Deutschen Reiches auf sämtlichen Verkehrsftrahen gewährt wird.

— Der zweite allgemeine Kongretz der K ranken -
kassen DeutschIands, welcher am Sonntag in
Berlin znsammentrat, nahm in zwei Resolutionen
Stellnng gegen die Beschränkung der Selbstverwaltung
und die freie Aerztewahl, wie solche nach der Regiernngs-
vorlage geplant sind.

Aeutfcher Weichstag.

Berlin, 16. Aiärz.

Ter Vertrcig zwischen dem dentschen Rcich und
Liixeinburg nber den Betrieb dcr Wilhelm-Luxembiirg
Eiseiibahu durch die Reichreitenbahiivermulnmg wird in erster
mid zweiter Lesung bewilligt.

Es folgt die Beratung der Novelle zur S ee m a n n s°
ordnuug. Die Novelle will 8 52 der SeemaimZordmiiig
hinsichtlich d r Bestimmuugeu iiber den Zeitpuukt, zu dem
der Malrose die volle Hcuer eihült, bcscitigeu.

Staatssekrerär Dr. Graf P osadoivsky: Datz es sich nur
um eineu Druckfehler handle, sei sonnenklar. Nur versehentlich
sci das dritte statt des zivelteu Jahres in den Kommissionsbe-
schluh gcsetzt ivoodc».

Die Vorlage wird angeuommen.

Es folgen Peririoncn.

Bei den Petitionen, chirurgrsche medizinische Eingriffe an
Menschen zu aiideren als diagnostischcn-und Heilzwccken zu ver-
bieteu, beantragt der Berichterstatter Mg. Thiele Ueberweisuug.
Schivere Mitzständc seicn in der Kommisfion zur Sprache ge-
kommen, fast Berbrechcu, die schlimmcr seien, als alles, ivas
Nardcnkoettcr gctan habe. Redner nimmt Bezug auf den Fall
Neitzer, dessen Experiment an Kindern er scheutzlich nennr.

Abg. Dr. Oertel (kons.): Man solle solche Eingriffe zu
anderen als den genannten Zwecken verbieten. Redner pole--
misiert ebcufalls iu scharser Weise gegen Professor Neitzer.

Dem Antrag wird stattgcgeben.

Eiue Reihe ipeiterer Pentiouen werden erlcdigt.

Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
dem Reichsgerichtsrat Eduard M ü l le r in Leipzig die Erlaub-
»is zur Auuahme und zum Tragen des rhm vou dem Kaiser
berlieheuen Roten Adlerordens vierter Klasse erteilt.

— Seine Königliche Hohcit der Großhe r z o g haben
dcn Kirchenbaninspektor, Baurat Behaghel in Heidelberg,
den Architekren und Lehrer an der Akademie der bildendeu
Künste, Professor Billrng in Karlsruhe, den Direktor der
Klinstgewerbeschiiie, Professor Hoffacker iu Karlsruhe, den
Konservator der öffentlichen Baudenkmale und Direktor der
Bangewcrkeschlllc, Oberbaurat Kircher iu Karlsrrrhe, den

Aus der Iranenwett.

L 'lior kurzern ist dcr letzte, noch ausstehende Baud des
ndbuches der Fra ue ub e we gu ng vou Helene
PPlle uud Gerrrud Bäumer herausgegeben worden. Das nmi-
bollendete Werk umfaht 4 Bändc, von denen jeder ein ab-
Uir Ganzes bildet. Der erste Tcil, von verschiedenen

^ mrbeireni verfaht, behandeit dic G c s ch r ch t e der
" b n b e w e g u n g iu den verschiedcnen Äirlturländern,
»nd oou Marie Srritt, Alice Salomon, Anna Pappritz

z i )-'tftllc Hofftnann die Frau e n b e w e g u u g und s o -

tzN > e F r a u e n t ä t i g t e i t in D e u t s ch l a n d n a ch

d „ ^ I e l g e b i e r e u. Der Stand der Fraueubil -

'sill i n e> e n K u l r u r l ä n d e r n ift irn dritten Teil

bxz ibchverständigen Angehörigen der verschiedenen Iiaiionen
Avl,. ^ 5- Teil 41 die deutsche F r a rr im Beruf hat
uiid Lisberh zu Versasscrn. Das Werk verdieur ili sei-
ke,t ticberfichrlichkcit, seiner fast lückenlosen Reichhalrig-
llrsF t>ie Beachtung aller derer, die sich vou den
dxPREn und dem Wesen der als Kulturbewegung immer be-
BjsZb'ber hervortretenden „Fraueirbewegung" ein vollständiges
wollen.

rjch.j erwas dazu beirrägr, der heutigen Frauenfrage ihren
«ll d Pkatz im llrteil aller Gebtldcten zu sichern, jeweils von
doln'" und Böscn, welches üer tägliche Kampf und seine

es öwrschen Freundcn und Gegnern mit sich brmgt, so ist
^ solche Darstellung von hoher Warte aus, eine wertrei-
heutz ckkberschau, wclche die durch Jahrhunderte sich hrnzie-
' ckufammonhänge aufdeckt und allr Erscheinungen in den
dcr Gcschichte einrerht. Bci dieser historischen
U. PAlswrsse werdcn fich cine Reihe von Beobachtungcn
ivegunn aufdräiuzen; den Gegnern der Frauenbe-

>vird d, fragen zrr kömren meinen, oü sie sein dllrse,

"rtzer g ^"siache, datz sre in alleir Kulturländern mehr oder we-
"ichr erwachr u. sichentwickelt, einen überzeugenden,

ch> zu widerlegendeil Beweis ihrer kulturelleii Notwen-

digkeit liefern. llnd ebenso übereinstimmend ergeüen srch
eiriige Entwickelrmgsratsachen, die den Charakter der Bewegung
bestimmen: überail zeigt rhre Geschichte, wie sie zuerst als eino
rein g e i st i g e B e wegu n g , als eine Folge moderner
Geislesemwickeimig, von ihren Führerinne» eingclerrct wird
und daß die w i r t s ch a f t l i ch e n Berhältnisse, die man so
gern als ihre eigentliche Ursache hinstcllt, ihr nur die praktische
Bedeutung gaben, nur den Druck auf die Massen ausübten, der
sie schliehlich zu einem wirtschaftlich nicht mehr zu ignorierenden
Faktor machte.

Ebenso deutlich aber rritt die Tatsache hervor, datz die
Frauenbewegung wächst iir dem Matze, als sie es versteht —
nicht etwa möglichst früh in eine geräuschbolle Agitation einzu-
treteu — fo»dern tüchtige Kräste für ihre realen Aufgaben zu
erzieheu.

Eiiie Oberin u e u - A kademie besteht in München
unter Leitrrng der Frau Oberi» von.Wallmenich in Verbirrdung
mii dem dortigen Roten-Kreuz-Hause. Pflcgerimieu, die schon
mehrere Jahre rn ihrem Beruf tätig waren, und auch sonst die
nötige Vorbildung besihen, kömien dort in zwei Jahren eiue
Ausbildung erhalten, die sie befähigt, ein Krankenhaus auch
in wirtschaftlrchcr Beziehnng vollständig selbständig zu leiten.
— Eine zweite Neuerung, die Frau von Wallmenich eingeführt
hat, ist der sogen. „Schwesternrat"; das ist eme Vertretrmg der
Schwesternschaft gegenüber dem Vorstand, besteheitd aus steben
Schwestern, deren eine die Oberin ist; wichtige Verfügungen
über die Schwestern werden ohne die Anhörung dieses Schwe-
sternrates nicht getroffen. —- An der Schule für Brücken- und
Wegebau rn Paris errang eine Russst», Fräuleru Kanyerski,
als erste Frau den Grad eines Zivilrngenieurs. Auf Grimd
dieses Examens üewirbt sich dre Dame um erne Anstellung an
der russtschen Eisenbahii. — Jn Norwcgen rst seit längerer
Zeit ein Gesetz in Vorbercitung, das den Frauen das Recht
giüt, als Rechtsanwalt zu praktrzreren. Nach dem bestehenden
Gesetz kann es einer Frau uicht verwehrt werden, als Bevoll- !
mächtigter eines Rechtsanwalts aufzutreten, doch hat dieser '

Fall bis jetzt nicht vorgelegen. Kürzlich hat mrn ern weiblicher
eon'ä. jur. in der Nähe von Kristiania Erlaubnis erhalten,
einen Proz-etz anhängrg zu macheu uud auch iir anderen Ange-
legenheiten den Rechtsanwalt zu vertreteu. Der Richter er-
klärte, dah ihm in seiner Praxis derartiges noch nicht vorge-
kvmmen wäre, aber er erhvb keinen Einspruch.

?lm königlichen Gymnastum i-n Hanau habeu bei der dies-
jährigeu Osterprüfung 4 jmige Mädchen, die als Nichftchülerin-
nen zur Prüfung zugelasfen waren, das Ubrturium bestanden.

Kleine Zeitung.

Frini, l i. Miirz- Die Snininlniig«n für Errich-
tung einrs B i s rn arcktur m e s, der auf dem sogen.
Mnlntoff erbnnt werdeu soll, yabeu bis jetzt rund 8000
Aftipk ergeben. Die Gesamtkosten sind auf etmn 18 000
Ninrk vernnschlngt.

— Dns Opfer dcr Miinchener Vrrniskungsnsflire, öas

Dienftmädchen M inna Wagner , ist, wie nus Lem
Prozeßbericht hervorging, in seiner Gesnndheit so fchtver
geschädigt worden, dntz es vielleicht zeitlebens an den
Folgen zu leiden hnben wird. Erfreiilichenveise haben
sich jetzt wohltätige Herzen des Mndchens angenommen,
niid es soll nlles versucht werden, um die erschülterke Ge-
sundheit der Unglücklichen wieder herznstelleii. Mün-
chener Blntter melden, daß Minnn Wagner in die Privat-
heilnnstalt sür Magenkrnnkheiten des Herrn Dr. Decker,
Türkenstrntze 36, zu Minchen, gebracht worden ist. Die
llNeldnng, dntz die verurteilte ehemnlige Stistsoberin
Elise v. H e ii s l e r sich erhnngt hnbe, hat übrigens keine
Bestätigung gefunden. Die Heusler wird nach Würz-
burg nbgeliefert, um in der dortigen Strnsnnftnlt ihce
«trnfe abziibützeii.
 
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