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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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FreitW, W. Jannar 1903. Mvikes Blatl. 45. Jahrgang. — .U 25

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Lonis Motya über Khamberkain.

Ter liberale und burenfreundliche „Manch. Guar-
dian" veröfsentlicht dns Jnterview eines gelegent-
lichen Korrespondenten mit General Louis Bo-
t h a gelegentlich seiner Ant'unft in Kapstadt. Der
General soll sich über den ihm nnd seinen Kollegen
in EnglaNd gewordenen Empfang höchst befriedigt aus-
gesprochen und gesagt haben, daß er von der freund-
lichen Aufnahme nnd den herzlichen Gefühlen des eng-
lischen Voltes für die Buren außerordentlich rmd ange-
nehm überrascht worden war. Und wörtlich fuhr Botha
fort:

„Unsere neuen englischen Mitbrüder münschen uns
das beste. Jch bin überzeugt, daß sie für eine Politik
Ünd, die die Entwicklung des Transvaals nicht behin-
dert; die die wirtschaftlichen Verhältnisse aufbessert und
Raum für beide Rassen schafft. Was Mr. Chamberlain
onbetrifft, so bin ich besonders nach Südafrika geeilt,
hm ihn in seinem Vorhaben zu unterstützen. Jch bin
licher, daß er ganz für eine Aussöhnung der beiden Na-
tionen ist, und darum kann er überzeugt sein, daß er
lowohl meine als auch die Unterstiitzung meiner Kollegen
findet. Der Gedanke des Kolonialministers, die Dinge in
Südafrika an Ort und Stelle zu sehen, ist ein überaus
glücklicher gewesen. Jch sehe den Kolonialminister als den
ltärksten, d. h. einflußreichsten Biann in England an.
Wenn jemand die großenMassen des Volkes in Eng-
mnd zu leiten vermag, so ist es Mr. Chamberlain. Seine
Äeen haben alle einen Praktischen Hintergrund. Wir
ünd stets vorzüglich ausgekommen, und ich erinnere mich
oer grotzen Bereitwilligkeit, mit der Mr. Chamberlain
lick, des von uns in Vorschlag gebrachten Witwen- und
Wcäisen-Versorgungsschemas annahm. Unsere Zukunft
und Loyalitat der britischen Regierung gegenüber hängt
don den freiheitlichen Zugeständnissen der letzteren ab.
Die Aussöhnung der beiden Rassen in Südafrika wird
orfolgen, wenn uns Selbstregierung gewährt wird, wel-
syes Prinzip sa ein Kardinalpunkt der englischen Ver-
fassung ist. Wir glauben, daß es England nur zum Vor-
teile gereicht, wenn er uns eincn Teil der Verantwort-
uchkeit aufladet. Die Hoffnung unserer gemeinsamen
-oukunft liegt darin, daß beide Völker sich gegenseitig
ochten und schätzen lernen."

Botha spra-ch bei dieser Gelegenbeit auch über das
owtliche von ihm versaßte Buch, das eine mehr oder min-
oor amtliche Geschichte des Krieges von der Burenseite
uus darstellt. Dieses Buch dürfte im Laufe der nächsten
Monats erscheinen nnd neue und wichtige Dokumente
u'er Burenregierung umfassen.

Deutfches Reich.

— Am Somitag sprach Abg. Bassermaun in Mül-
a. d. R. vor einer überaus zahlreich besuchten Ver-
wmmlung des dortigen nationalliberalen Wahlvereins über

Zolltarif. Jn seinen weiteren Ansfnhrnngeu gedachte,
^ auch der Vorgäuge, die zur Präsidentenkrisis geführt
m>tten. Bei der Erwähnung des Kaisers bemerkte der
Redner nnter lebhaftem Bcifall der Zuhörcrschaft, daß die
d^ortc des Reichskauzlers nbcr den Kaiser in allcr Dcnt-
ühen Herzeii nachklängen: das deutsche Volk licbe seinen
^Üer geradc wegen seiner in pulsiven Natur und deren

Aenßerungen, aus denen sich ergebe, wie heiß des Kaisers
Herz sür das Vaterland schlage!

— Dcr „Börsen-Cour." meldct: Es ist vielfach auf.
gefallen, daß der Kronprinz bei der Geburtstagsfeier
des Kaiscrs nicht vorgetreten ist. Wir sind in der Lage
mitznteilen, daß das Befinden des Kronprinzcn seit seiner
Rnckkehr von Petersburg kein gntes ist. Ter Kronprinz
hat seither das Bett nicht verlassen. Er leidet an gastrischen
Störungen, die zwar nicht ernstcr Natur sind, aber doch
eine sorgfältige Behandlung und Schonung verlaugen.

— Währcnd die G e w er b e ge ri ch t e in den
größeren Städten sehr gut funktiomeren, fehlt es ihnen
in den kleinereu vielfach au Gelegenheit, in Aktion zu treten.
Jn Folge dessen ist schon mehrfach der Wnnsch aus solchen
kleineren Orten heraus an die Behörden laut geworden,
diese Gerichte wieder eingehen zu lassen, was in Anbetracht
der erfreulichen Wirksamkeit dieser Gerichte ungemein zu
bedauern wäre.

Essen, 29. Jan, Die Witwe des verstorbenen Geh.
Rats Krupp hat folgende Bekanntmachung erlassen:
„Mein verstorbener Mann hat in seinem Testament
die Ueberzeugung niedergelegt, daß im Falle seines früh-
zeitigen Ablebens bei Uebergang der Fabrik an einen
minderjährigen Erben sein Werk in der bisherigen Form
nur unter Schtvierigkeiten weiter geführt werden könne.
Er hat deshalb letztwillig den Wunsch ausgesprochen, in
einem solchen Falle, die Fabrik in eine Aktiengesell-
schaftumzuwandeln. Jn Uebereinstimmung mit
dem Direktorium und mit meinem Beistande werde ich
als Bertreterin meiner Tochter Bertha Krupp diese letz-
willige Bestimmung des Entschlafenen, die er in der
Sorge für das fcrnere Gedcihen scines Werkes getroffen
zur Ausführung bringcn. Diesc Veränderung soll jedoch
nicht in der Weise geschohen, daß die Fabrik verkauft wird,
vielmehr werden die Anteile an der Fabrik meiner Tochter
als Fabrikerbin vcrbleiben. Auf diese Weise wird
das Werk auch künftig als Kruppscher Besitz er-
halten bleiben, wie es dcm Wunsche meines ver-
storbenen Mannes entspricht. Die Pcrsönlichen Bezieh-
ungen zu der Fabrik aufrecht zu erhalten, die Fürsorge
für die Werkangehörigen, Beamten und Arbeiter weiter
zu pflegen, wird uns stets am Herzen liegen."

Penischer Weichslag.

Bcrlin, 29. Jan.

Die Sitzmiz begimit mit der Ncuwahl des crsten
Prä sid en t en. Es werden 285 Stimmzettel abgegeben,
von denen !95 anf den Grafen Ballestrem, einer anf
den Abgeordncten Ahlwardt lantend. 8 9 Stimmzettel
sind nnbes ch r ieben. Da Graf Ballestrem, der somit
wiedergewählt ist, nicht im Hause anwesend ist, soll ihm
das Resultat mitgeteilt und seine Erklärung über die An-
nahme oder Ablehm ng der Wahl im Laufe der Sitzung
bekannt gegebcn werden.

Die von dem Reiche mit der Schweiz und mit Jtalien
geschlosscncn Abkommen zur Abändernng des llebereinkommens
über den gegenscitigen Patentschutz, werden in
erster und zweiter Lesnng uach kurzer Debatte angeno i uien,
in der Staatssekretür Graf Posadowsky auf eine Anfrage

, mitteilt, daß dic Schweiz die Ausdehnung des Patentschutzes
! auf alle verwertbnren Erfindungen beabstchtige.

! Während der nun folgenden Beratung des PlMphorge-
! setzes erscheint Graf Ballestrem im Saale und erklärte,
! daß er die Wahl, dic ihm das unveränd erte Ver-
! tranen der großen Blehrheit des Hauses dokumentiere,
^ anuehme nnd das ihni übertragene Amt nach wie vor
^ nach beslem Wissen und Gewissen zu handhaben bestrebt
sein werde. (Lebhafter Beifall im Zentrum und rechts.)

Bei deo Beratung des Gesetzentwurfes betr. Phosphor-
zündwaren erklärt Staatssekretär Dr. Graf v. Posa-
bowsky: Um zu verhindern, daß in der Hausindustrie
Phosphor verwendet wird, müßte em ausnahmsloses Verbot

- der Verwendung von weißem uud gelbem Phospohr bei der Her-
stellung von Zündhölzern erlassen werden. Die Regierung

, werde ein von ihr erworbenes Patent auf elne Zündmasse,
die kein Phosphor cnthält, und deren Fabrikation ohne Explo-
sionsgefa^r möglich ist, denjenigen Zündholzfabrikanten," dis
. bishcr mit Phosphor gearbcitet haben, zur Verfügung stellsnc
Obg. End'emcmn (natl.) beantragt Ueberweisung an
cinc Kommission.

> Abg. M ü l l e r-Meiningen (freis. Vp.) führt aus: Wenn
man einen dcrartigen gefahrvollen Betrieb beseitige, müsse
man Üie Fabritanten und Arbeiter entschädigen; Redner spricht
sich für Kommissionsberatung aus, ebenso Abg. Zehnter

- (Zentrum).

> Abg. Wurm (Soz.) spricht sich gegen eine direkte Cnt-
schädigung aus.

' Abg. Münch-Ferber (natl.) begrützt das Gesetz als
einen großen Fortschritt in der sozialpvlitischen Gesetzgebung.

Hicrauf wird der Entwnrf eincn 21gliedrigen Kommission
überwiesen.

! Zum Gesetzeuckwurf betr. den K i nd e r a r b e i t s s chutz
in gewerblrchen Betrieben liegt ein sozialdemokra-
itscher Antrag vor, der das Verbot auch auf die Landwirtschcrst
und den Gesindedienst ausdehnen und ddN'An-terschred zwischen
^ eigenen und fremden Kindern grundsätzlich beseitigTn will.

Abg. Wurm (Sog.) empfiehlt den sozialdemokratischen
' Antrag. Die Ausbeutung der Kinder in der Landwirtschaft
I dürfe nicht langer geduldet werden.

! ^ Abg. Zwick (freis. Vp.) ist mit der Tendenz des Antrages
! einberstanden. Falls diefer abgelehnt werde, stimme er für
Kommissionsüöerweisung.

I Abg. R ö s i ck e-Deffau (stels. Ve'r.) ist gleichfalls für die
Tendcnz der sozialistischen Anträge, für die er aber nicht stim-
men werde, um die Annahme des Gesetzes nicht zu gefährden.
Morgen 1 Uhr- Polen-Jnterpellation.

Eliaü-Lotdrinlien.

Siraßburg, 29. Jau. Die 30. Taguug des Laudes-
ausschusses wurde heute vom Kaiserlicheu Statthalter mit
einer Ansprache eröffnet, in der es u. a. heißt, daß die
Rheinschiffahrt im abgelauseneu Jahre sehr rcge war,
doch seien wider Erwarten und zum lebhaften Bedauern der
Regierung bctreffeud die Ausführuug der Rheiuregulicrung
neue Lchwierigkeiten entstauden. Der Ausbau eines den
Anforderungen der Groß s chiffahrt genügenden Schiff-
fahrtsweges bis Straßburg könne hierdurch jedoch auf
die Daner nicht hintangehalten wcrden.

Preuste».-

— Minister Budde hatte zu dem Festesseu, das er
am Kaisersgcburtstag gab, auch mehrere Eisenbahn-
arbeiter eingeladen, die dem Vorstande des Berkiner
Eiseiibahnvcreins angehören. Die „Tägliche Rundschau"

5. Konzert des Wachvereins.

O Heidelberg, 80. Januar.
Das gestrige fünfte uud vorletzte Konzert des Bach-Vereins
d umer dem Zeichen Siegmund von Hauseggers, denn fast
Ani Abend war Werken dieses 'in den letzten Jahren zu
Müheu gelangten Komponisten, welche unter seiner cigenen
^itung zur Aufführung gelangten, gewidmet. Dazu etwas
^gner, also wieder ein Programm, wie sie in dcn Abonne-
r^sckskonzerten des Bachverems immer mehr üblich werden,
'e, ^ man iich in der Tat fragen muß, weshalb der Verein
M A'amen des grohen Thomas-Kantors an der Spitze trägt.
agners im Jahre 1864 komponierter Huldigungsmarsch ßür
Orchester würde seincn Schöpfer ebensowenig berühmt
^inacht haben, als die drei zwei Jahre zuvorgeschriebenen von
"Z- H. Ritter aus München zum Vortrag gebrachten Gesänge
j^^i Treibhaus", „Schmerzen" und „Träume". Der Marsch,
n^o^tvie der eiwas höher stehende Kaisermarsch, eigentlich
" "" . rsie, suchi ..

1ta>z

pei-


u,..T..^arschphantasie, su^t vergeblich durch glänzende, aber
lärmende Jnstrumentation den Mangel an Jnhalt zn
Die Gesänge, von welchen der letzte der bekannteste
t»ni ^'tierhin anziehendste ist, entsprechen auch in der Ver-
etwas phrascnhaftcn und überschwänglichen Dich-
ermüden, nach einander gesungen, durch die Aehn-
Äech" Stimmungsgehalts. Die orchestrierte Klavierbe-
^ ^ührt unseres Wissens zu den „Träumen" von Wagner
ist u lbne zu den beiden anderen Gesängen besorgte,

sog tts u-nbekannt. Wir finden übrigens, zu Liedern, und das
^lavi Gesänge doch immerhin sein, die Begleitung des
tveit entsprechenLcr, als jene des anspruchsvollen
iters.. Frl. Rirter, welche cinen trefflich geschulten Mezzo-
wohltuender Klangfarbe besitzt, trug dicse Ge-
entsprechend vor, vcrmochte aber natürlich nicht
dix h^Pbolen, ^ ihnen nicht liegt. Leider boten auch
^>Ne lA HEiseggerschen Gesange mit Orchester der Sängerin
iDelegenheit, ihre Befähigung nach wesentlich anderen

Richtungen zur Geltung zu bringen, denn auch diese zeigen
nirgends jene gesunde Frische, welche mit zarter Jnnigkeit und
träumerischer Sehnsucht durchaus vereinbar ist. Die Jnstru-
mentation dieser Gesänge läht so recht erkennen, wie anspruchs-
voll man heute auch hei Begleitungen von einfacheren Ge-
sangsstücken geworden ist. Während noch W-eber zur Beglei-
tung von vielen seiner Lieder nur einiger Griffe auf der
Guitarre bedarf, dann das Klavier zu immer selbständigerer
Geltung gelangte, zieht man jetzt ein ganzes Orchester heran
und oft in ziemlich raffinierter Weise; so kann Hausegger bei
dem Liede „Dunkle, schöne Nacht" ein Violinsolo und bei der
„Mondnacht" gar die Harfe nicht entbehren.

Wenig Geschmack konnten wir Hauseggers „Totenmarsch
für Männerchor, Batzsolo und großes Orchester" abgewinnen.
Die eigentümliche Dichtung von Martin Boelitz könnte gewitz
einen h-edeutenden.Tondichter schöpferisch anregen; allein Haus-
egger bringt es im wesentlichen nicht viel über zuweilen eigen-
tümliche, aber auch nicht felten gesuchte, unschöne und oft lär-
mende Klangwirkungen im Orchester hinaus, während die Sing-
stimmen mehr nebensächlich sind und durch. die übermätzige
Wucht des Orchesters erdrückt werden; vielleicht vermöchte sich
ein noch stärker besetztcr Chor, als der vereinigte Liederkranz,
Männerchor de§ Bachvereins und Akadeniffche Gesangverein,
-ie übrigens ihre volle Schuldigkeit taten, die Chorpartie in ein
etwas günstigeres Licht zu stellen. Jedenfalls enstspricht das
Werk der Größe des Vorwurfs nrcht und wirkt 'höchstens äutzer-
lich. Den verhältnismäßig günstigsten Eindruck erhrelten wir
von Hauseggers sinfonischer Dichtung „Barbarossa". Eine mit
Notenbeispielen versehene Analyse von Oskar Nos erleichterte
das Verständnis des komplizierten, sonst beim ersten Hören
kaum böllig zu fassenden Werkes wesentlich. Solche Erläute-
rungen sind in der Tat motwendig geworden, seit nnsere mo-
dernen Komponisten nicht mehr fähig sind, äbsolute Musik zu
schaffen, sondern fich dnrch dichterische Vorwürfe, äutzere Vor-
gänge und dergleichen inspirieren lassen müssen. Das Werk
sieginnt mit einem mit lcmgsamer Ein'leitung versehenen Alle-

gro-Satz „Me Rot des Volkes", den zweiten Satz, „Der Zauber-
berg", bildet eine durch einen langsamen Mittelsatz unterbro-
chene Art Scherzo, während 'der dritte und letzte Satz, „Das
Erwachen", vorzugsweise einen kräftigen Marsch verarbeitet.
Wie Wagner in seinen dramatischen Werken, stellt Hausegger
auch hier eine Anzahl Motive auf, welche das oder jenes dar-
stellen sollen und auch mehr oder weniger deutlich erkennen
'lassen, welche in allen Sätzen, allein oder verbunden mit an-
deren, in ursprünglicher oder veränderter Gestalt wiederkehren.
-Emzelne dieser Motive sind sehr charakteristisch und anch wirk-
'lich schön, allen voraus bas majestätische, häufig wieder erschei-
nende Motiv, mit welchem das Werk beginnt, der energische»
mehr Them-a als Motrv zu nennende Hauptgedanke des anschlie-
'tzcnden Allegro„ das mächtige Darbarossamotiv, das gcspenster-
hast dähinhuschende des Scherzo, 8-er Marsch des Finale und
andcrc. Die Verarbcitung der Motive und Themen vcrrät
öurchweg eine kundige Hand, wenn auch des grüen in der
Unsspinnung oft zn viel getan ist. Wer also drc Uebertragung
dieser Kompositionsweis-e auf die Sinfonie oder sinfonische Dich-
tung für berechtigt und wünschenswert erachtet, wird seine
Rechnung vollauf finden, zumal auch die Jnstrumentation eine
blühende, an interesscmten Klangwirkungen reiche ist. Freilich
sind große Partien dcs Werkes durch übermäßige Anwend-ung
des Blechs, der kleinen Flöte und der Schlagwerkzeuge derart
larmen-d, wenn auch se'lten gerädezu roh, instrumentiert, datz
man billigerweise fragen mutz, ob denn in dreser Beziehnng
nicht bald einmal -ein Rückschlag erfolgen sollte. Hierdurch
wird der Genutz des Werkes wesentlich beeinträchtigt. Auch an
raffrnierten und nnschön-en Klangwrrkungen fehlt es nicht, wir
erinnern nnr an den an 'den Exerzierplatz gemahnenden Cffekt,
wenn in der Einleitung des letzten Satzes die Trompeten das
Barbarossamotiv mit aller Krasi Her-ausschmettern, begleitet ern-
zig und allein voä der Trommel.

Dem Orchester, welches gestern Abend in ununterbrochener
angestrengter Tätigkeit war und fast lanter von Schwierigkeiten
strotzende Werke zn bewältigen hatte, mutz das grötzte Lob ge-
 
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