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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Montatt, 23 März 1903. _Grstes Vlntt. 45. Iahraanq — .N 69.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigaustaltcn abgeholt 40 Pfg. Durch

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Ans chlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Deulschtind und der Watikan.

Anschlnsst' nn die Trierer Schnlafsnre bcingt die
^riener „Pol. Ltorr." folgende vatikanisch-ofsiziöse Mit-
il'ilung:

Daß der Bischos Kornm von Trier sein Publitandnin
^er Fordernng des Vatitans nachgebend, zuriickgezogen
oat, bot für nieinanden hier eine Ueberraschung. Man
hat von Anfang an dieso Knndgebung fiir unklng nnd un-
Zeitgemäß angesehen. Die R a s ch h e i t aber, mit wel-
cher der Vatikan den Wiinschen der dentschen ilteichsregie-
rung gerecht zn werden bestrebt war, wird doch als ein
aedentender Erfolg der d e n t s ch e n D i p l o-
hi a t i e anerkannt, an dem anch der taktvollen Interven-
llon des Kardinals Kopp ein beträchtlicher Anteil zu-
koinnit. Es läßt sich nicht in Abrede stellen, daß in üen
oohen kirchlichen .Nreisen in Rom ein s e h r b ezei ch -
^ ender U m s ch w nng z n -G n nsten Dent s ch -
1 and A eingetreten ist, der ans ein Zusammenwirken
^orschnwener Fccktoren zurückznfiihren ist, darunter auch
o>e entgegenkommende Haltnng des KaisecS Wilhelm H.
llogenüber den Katholiken. Im Hinblick ans die bevor- '
ßehende Reise des Denlschen Kaisers nach Roni verdient
aorvorgehoben zn werden, daß seit der Thrüiibesteigilng
Ksilhelms II. die Beziehungen zwischen dem Heiligen
'^tuhl und dem Kaiser n i e m als so s r enndIi ch
aren , wie geg e n w ärlig , nnd inan sieht vor-
aus, daß der Besnch WilhelmS ll. im Vatikan nnd sein
^hrkehr mit den leitenden Persönlichkeiten der päpstlichen
^iplomatie dazu beitragen werden, diese Beziehnngn >
boch herzlicher zn gestalten. Wenn inan srüher von einer >
oeusichfeindliäieii Gesinniing des Kardinal - Staatssekre- >
sars Ranipolla reden konnte, jetzt ist es gelviß nicht der j
>tall, mie dies anch Freiherr von Hertling im Deutschen
"Ueichsrag anerfaiint hat. Das Verdienst, diese Aende-
sung bewirkt zn haben, gebührt znm großen Teil der Ge-
ichicklichkeil der leitenden Persönlichkeiton in Deutschland,
chret Biüigkeit nnd Mäßignng.

Dielleicht bringt man die Raschheit des Vatikans
ouch einmal mit einein anderen Umstand in Verbindnng.
^3ie der „Köln. Ztg." von ihrem Trierec Berichterstattor
^orbürgt wird, waren alsbald nach der Verkündigung
oos Kanzelerlasses des -Bischofs Korum einige hö -
o r e k a t h o l i s ch e B e a nr t e, die bisher ihre Töch-
chr der paritätischen Töchterschule anvortraut hatten, n m
M r e V e r s e tz n n g von Trier eingekommen: sie könn-
nach dem Erlaß ihre Töchter nicht mehr in dieser
ousgezeichneten Schule belassen; sie wollten sie nicht in
ow minderwertige, vom Bischof bevorzugte Ursulinerin-
s^nschule schicken, nnd so bäten sie dringend um baldige
ckiiweisung eines anderen Amtssitzes.

und denselben Weg gehen jetzt die Nachfolger der Iung-
tschechen, die radikal tsch e ch i s ch e n P arteie n.
Bei den lotzten Landtagswahlen miisztett sich die Jung-
tschechen eine große Zahl der läiidlichen P,'andate von
den Agrariern nnd tschechischen Staatsrechtlern abneh-
men lassen nnd nur in den Städten vermochten sie ihren
Besitzstand Halbwegs zu behaiipten. Und niin kommt
eS zu einer Wahl in den Reichsrat in der Landeshanpt-
stadt Prag selbst, in einem Bezirke, der bis jetzt ebenso
znni eisernen Bestand der jnngtschechischen Partei gehörte,
wie srüher zn dem der Nlttschechen, iind das Ergebnis
der Wahl ist eine geradezn schmähliche Niederlage des
osfiziellen jnngtschechischen Kandidaten.

Während bei der Wahl 1901 in der Prager Altstadt
der jungtschechische Bewerber mit 941 gegen 247 Stim-
men, also mit einer großen Rkehrheit, gewählt wurde,
vermochte diesmal der jnngtschechische Kandidat lediglich
Ü72 Stimmen auf sich zn vereinigen, während der radi-
kale Staatsrechtler Dr. B axa mit 884 Stimmen ge-
ivählt wurde. Dabei ist noch zn bemerken, daß die Alt-
tschechen aus die Niifstellnng eines eigenen Bewerbers
verzichteten u. die Jnngtschechen nnterstützt haben. Die
Riederlage der Jnngtschechen erklärt sich anS der jung-
tschechischen Politik nnd Taktik. Sie selbst sind es ja,
die den staatsrechtlichen Radikalismns, die Utopie eines
böhmischen Staats als crste Fordernng der Nation ans-
gestellt haben, gegen besseres Wissen nnd bessere Ueber-
zeugiing, die m!t ihren Lchlagworten die Wählerschastcn
ersüllten, ohne je daran denken zn können, daS zn er-
reichen, was sie vor den Wählern als unbedingt anznstre-
ben hingestellt hatten. Sie waren es, welche in hunder-
ten von Bersalnmliingen nnd in zahlreichen Parteikund-
gebnngen imnier wieder vevsicherten, daß der Reichsrat
iiicht znr Arbeit kommeii dürse, so lange die sprachlichen
Zorderungen der Tschechen nicht erfüllt sind, nnd die
dann schließlich doch klein beigaben. Und so kam es,
daß gerade an dem Tage, da die Beratung des österrei-
chisch-ungarischen Nusgleiches begann, den zu verhindern
die Jiingtschechen geschworen hatten, in der Landeshaupt-
stadt Prag der offizielle .Kandidat der Jungtschechen zu
Fall gebracht wnrde, und der Z-ührer der radikalen
Staatsrechtler die Vertretnng iin Reichsrate erhielt. Für
die radiknlen tschechischen Gruppen des Reichsrates bo-
deutet die Wahl Dr. Varas einen ganz bedeutenden Ge-
winn. Sie haben ja jetzt erst ihren Mihrer erhalten. Die <
in mehrere Fraktioneii getrennten tschechischen Parteien
werden sich nun voraussichtlich unte« der Führung
Varas zilsamenschließen. Damit erscheint auch die Lage
irn Parlamente wieder viel kritischer, und Herr v- Körber
wird schwere Mlihe haben, den Stand der Dinge im Par-
lamente so günstig zu orhalten, wie er jetzt ist.

Hschechifches.

Ans Wien schreibt man den „Leipz. N. Nachr.": Fn
'^rag hal diesen Mittwoch eine Ersatzwahl in den Reichs-
sB stattgefunden, deren Ergebnis von ganz besonderer
.loedeutnng ist, denn sie ist ein nenerlicher Beweis dafür,
^aß die herrschende Partei der Dschechen, die jung -
w. chechische, a b g e w i r t s ch a f t e t und in stetem
Rledergang begriffen ist. Jn den Landgemeinden, in der
aauerlickien Bevölkerung, hat die jungtschechische Partei
Kierst Boden gefaßt; später erst vermochte sie die alt-
-ichechische Partei auch in den Städten niederzuringen.

Deulscher HLeichstag.

Berlin, 21. März.

Die Etatsberatung wird fortgesetzt beim Koloni a l-
e t a t. )

Abg. Stolle (Soz.) führt Beschiverde über das Fort-
bcstehen der.Sklaverel in Ostafrika.

Kolonialdirektor Dr. Stübel meint, daß die Sklaberei,
auch die Haussklaverei, vollständig abznschaffen sei. Es handelt
sich aber gegenwärtig um den Uebergang zur modernen
Wirtschaftsreform. Jn Ostafrika seien 1901 1500 uuö 190-2
2000 Freibriefe erteilt worden. Die Kolonialverwaltung kenne

kein größeres -Bestrcüen, als gänzlich mit der Sklaverei aufzu-
räiimen.

Die danerndcii Ausgaben werden bewilligt.

Bei dem Titel Cife » bahn Tang a - Korog w e, in
dem bei der ersten Rate die Kommission 250 000 Mart ge-
strichc» hatte, führt Abg. Richter (sr. Bp.) nus: We.nn man
jetzt die erste Rate üewillige, bewillige man die ganze Bahn bis
Mombo. Bon eincr Berzinsnng sei keine Rede. Der Gürer-
verkehr sei minimal. Korogwe sei im vorigen Fahre als Ma-
larianest geschildert worden. Jctzt sei cs mit cinem Male schün.
Mit einer solchen Bewilliguug sei man im Schrittmachen für
ueue Steuern.

Gouverneur Graf Goetzeu hült die Bahu für eiue Le-
bcusfrage für das Schutzgebiet. Er werde alles tun, nin eincn
'sparsamen Bau uiid eine sparsanie Wirtschaft zu crzielen.

Kolonialdirektor Gr. Stübel betout gleichsalls die unbe-
dingte Notwendigkeir des Bahnbaues bis Mombo.

Der Kommissionsbericht wird angcnommen und der Etat
für Ostafrika, sowie der Etat für Kamerun nach Nvsenilicher
Debatte erledigt.

Beim Etat für S ü d !v e st a f r i k a erklärt dcr Olouver-
neur Oberst Leut -wein betreffs der Beiräte: Die Bevölke-
rung habe wohl das Recht, bei Bertvaltungsangelegenhelten ge-
hürt zu werden. Die Minercilicn in Westafrika bestehcn meist
in Kupfer. Es seien bercits zwei abbaufähige Ktipferlager
gefunden worden. Außerdem befinde fich in der Nähc der Bahn
ein Marmorlager.

Abg. Schrempf (tonf.) wünscht, daß die Gouverneure
hilfesuchenden Buren uud Ansiedlcrn gegeuüber vou vornherein
nicht zn schneidig auftreten. Die SiMpathien für die Burcn
im Reiche seien allgemei».

Abg. Bebel (Soz.): Die Denkschrift lasse erkennen, daß
^.!>i den Kolouien uoch große Berbesserimgen uütig sind, die große
- Kosten erforderu. Nicht überall werde gerecht verfahren. Jn
üffiziellen Krcisen scheine ein Burenschreckcn emgerissen zu sein.
Man solle den Buren nur bernünftig entgegenkommen, dmm
ivürden sie auch vernünftige Ansiedler abgeben.

Nach Bemerkuiigen des Kolonialdirektors Dr. Stübel
n. dcs Abg. S ch r a d e r (sr. Ver.) wir-d dcr Etat gciiehmigt;
ohne Debatte werden die Etats der übrigen Schutzgebiete ge-
nehmigt, söwie Reichszuschüsse im Etat des Auswärtigen
Amts.

Es folgt die Beratung der noch ausstehenden Titel.

Der Etat für das Reichsmilitärgericht wird ge-
nehmigt, nachdem Abg. Stadthagen (Soz.) über die Be-
strafung eincs Soldaten wegen dessen Erklärung, er sei So-
zialdemokrat, sich beschwcrt und dcn Erlaß des Generalkom-
mandos als feige bezeichnct hat. Wcgen des letzteren Aus-
druckes crhielt er einen Orduungsruf.

Beim Titel „M i l i r ä r t e ch n i s ch e Ho ch s ch u l e" be-
richtet Abg. Dr. Frhr. b. Hertling (Ztr.) über die Kom-
missionsberhandlungen, die nach nochmaliger Beratung für
eine militärtechnische Akadcmie mit 130 000- Mark als crste
Rate vorgeschlägen. Wird genehmigt.

Beim Titel „Truppenübungsplatz Neuhammer" berichiet
Abg. R oere n (Ztr.) übcr die Beschlchüsse der.Kommission, die
nach den letzteu Mitteilungen des Kriegsministers diese Po-
sition bewilligte. Der Titel wird angenommen.

Sodann ivird nnter Ablehnung des Antrags Freese der
Kommissioiisbeschluß betreffcnd die Ausgaben für die Repa-
ratuxen der Kreuzer „Kaiserin Augusta" und „Jrene" ange-
nommen.

Es folgt der Etat der Zölle und Verbrauchssteuern.

Abg. -S p e ck (Ztr.) berichtet über die Kommissionsbe-
schlüsse.

Der Rest des Etats wird erledigt.

Nächste Sitzung Montag.

Baden.

— Märzgedanken hat der Fruhlingsanfang
dem sozialdemvkratischen „V o I k s f r'e u n d" einge-

Stadttheater.

Heidelberg, 23. März.
„Dle schöne Helen a" von I. Osfenbach.

. Als ein geeignetcs Mittcl, die moralijche, Fäulnis und Ver-
»Minenheir der Pariscr Gesellschaft unter dem zusammenbre-
Ruden zweiten Kaiscrreich zu veranschaulichen, benützt Emil
2°la ia seiner „Nana" die Schilderung der Erstaufführung
Urer Offcnbachschen Operette und des Eindruckes derselbcn auf
Publikum. Er symbolistert Jaques Offenbach gewisser-
/Mei, als die Musc ciner durch uud durch verkommeiieii Ge-
^rarion, die mit cynischem Behagen der frtvolen Verhöhnung
i>,k! Mtzthen eines edlcn Kulturvolkes der Bergangeuheit zu-
nwelt, Zola hat hier mit dem sicheren Blick dcs .Künstlers
ganzx Wesen der Offenbachiade und den Bodcn, auf welchem
^5 entstehen mußte, weit schürfer eistaßt und gekennzeichnet, als
ria^ ^roße Hcer von Acsthetikcrn und Kunstprofessoren, welche
^?chmals gegen dcn begabten Schelm Offeilbach mit edler Ent-
„ llung zu Feld gezogen sind. Dies hindert aber nicht, daß
^ ^.Piele die Werke Zokas für höchst unmoralisch halten, wäh-
w sie mit dem größten Vergnügen nnd ohne die geringsten
vd^Eschen Gewisseusbisse sich am „Orpheus in der lliiterwelt"
^sder „schönen Hclcna" weidlich ergötzen.

-^ie Sumpfpflanze der Bouffes Parisiens gedeiht übrigens,
^ dex Besuch der geftrigen Vorstellung zeigt, bei uns iwch im-
vergnügt weiter. Die Ausgelassenheit der Handluug
vor <. sü"ders der prickelnde Reiz dieser Musik übcn nach wie
hiei- - E» Anziehungskraft aus. Die Leichtigkeit, mit welcher
Fülle von Melodien vcrgcudct wird, ruft stets das
her, b'o uiit so manchem unscrer ehrsamcn Operettenschuster
nilll,,-^' chklche iillt ein paar Osfenbachschen Melodienfetzen
wam syxx drei Nlte zusammenflickeu.

Lrstrige Aussührung verlief im allgemeinen ungestört.
bei dec üblichcn Einsügnng neuer und alter, guter
ivar Rstechter Witze nicht gespart und Personal wie Publikum
Lestec Laune. Frl. Koppenhöfer gab die Helena

wie frühcr schon mit Chik imd Humor, auch gesanglich ihr Bestes >
leistend. Herrn Sorelli liegt die Partie des Paris etivas
nngünstig nnd anch lm Spiel schicn cr nicht in der gewohnten
Weise ganz über der Sache zu stehen. Von den übrigen zahl-
reichen Rollen seien in crster Liiiie Herr G r o ß m a n n
(Calchas), Herr Schneider (Menelaus) und nicht zum
wenigsten die „Ajaxe" (Herren Krones und Stauffert)
rühmcnd heworgehobe», die sich gegenscitig in komischen Ein-
fällen überboten. Dic übrigen Darsteller taten ihr Möglichftes,
um sich der tollen Farce je nach ihrer Jndivibiialität anzupas-
sen. Der musikalische Tcil (unter LeituNg von Herrn d e
K l a r k) war sorgsam und sicher cinstudiert. O. 8.

Kleine Zeitung.

— Graz, 19. März. Heute verschied hier, den
„Münch. N. Nachr." znfolge, L u i s e F r e i s r a n v o n
Krafft - Ebing, Witwe des zu Weihnachten hier
verstorbenen bernhmten Psychiaters Hofrat Dr.
Richard v. Krafft-Ebing nach längerem Leidrn im 57.
Lebensjahre. Sie war als Lnise Kißling 1846 zu Badeu-
Baden geboren. Der Ehe entstammen drei Kinder, z-wei
Söhne und eine Tochter.

— Ein schlimmer Scherz. Jn Barzdorf (Sachsen)
sand der Schmiedelneister Schönfelder dadnrch seinen
Tod, daß ihm ein Gast den angesammelten -saft aus der
Tabäkspfeife ins Schnapsglas goß. Ahnungslos trank
Sch. nnd starb insolge Nikotinvergiftnng- Die Leiche
wurde seziert.

— Schwindcl. Jn verschiedenen Zeitungsanzeigen
suchte vor kurzein ein Amerikaner Unterkunft für seine
zwei Kinde-r, Knabe und Mädchen, in guter Familie oder
feinem Pensionat. Geld sei Nebensache. Wer sich darauf-

> hin meldete, erhielt zuerst folgend'en Brief: Jhre O-fferte
hat mir am besten gefallen, nnd nach der ausgezeichneten
Auskunft, die ich durch Jhre Referenzen erhielt, habe
ich mich entschlossen, J-Hnen meine Kinder zuzuschicken.
Bald darauf erhielt er einen zweiten Brief mit folgen-
dem Jnhalt: Jch habe zwei Koffer an Jhre Adresse ab-
gehen lassen, und bitte. diese bis zu meiner Ankunft bei-
seite zu stellen. Den Beschluß machte dann die Ankunft
eines. 'Speditionsformulars aus Antwerpen> mit solgen-
den Begleitzeilen: Es sind nnr zwei Kosfer von Herrn
N. mit dem Auftrag, fie an Jhre Adresse zn senden, über-
geben worden. Mtte um freundliche- Ueöersendung von
70 Mark Speditionskostem um mich meines Anftrags
sosort entledigm zu können. Zwei benachbarte Pensionate
in B., die Angebote eingereicht hatten, stellten die Ueber-
einstimmung in den ihnen zugegangenen Antwortschreiben
nnd damit den Schwindel fest; wieviel Pensionsinhaber
mögen aber die 70 Vtark eingebnßt haben!

- Ein goldcncs Haus will der Staat Colorado ans
der Weltansstellnng in St. Louis 1904 errichten- Das
Schatzamt in Washington ist bereit, die Rusführung des
Planes dnrch Leihen von Goldbarren im Werte von 40
Millionen Mark und im Gewichte von 18 000 Kilogramm
zn nnterstützen. Es soll aus Goldbarren verschiedener
Dimensionen, von der Größe eines Dominosteines bis zu
der eines reellen Mauerziegels, eine Nachbildung irgend
eines berühmten nordamerikanischen Gebä-udes, wahr-
scheinlich des Kapitols in Washington, hergestellt werden.
Diese Nachbildung wird- allerdings nnr in sehr derkleiner-
tem Maßstabe geschehen.
 
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