Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11498#1123

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
jz. z-WU. iy.'i

DleostW, S. Zmi Iült:j

Erscheiut tLglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit FamMnblättern monatlich SO Pfg. tn'S Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch di«

bezogen viertcljährlich l,35 Mk. ausfchließlich Zustellgebühr. :

AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezetle 40 Pfg. Für htesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeig«»
>« bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anichlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 83.

Deutsches Reich.

— Tie BetriebKdirektion der S ch a n t ll n g - E i s e n-
.a h n a e s e l I s ch a ft meldete die Fertigstellung
^rrier weiteren T e i l st r e ck e der Bahnlinie von
^singtschousn nach Tschokien von 16 Kilometer Länge am
Iuni. Der Gesamtbetrieb der 'Schantungeisenbahn hat
^ümit eine Länge von 236 Ktlometer Länge erreicht.

— Ter deutsche B u ch d r n ck e r t a r i f, „der
^usdruck dafür, was für die Leistungen zwischen Prinzi-
^alen und Gehilfen im Deutschen Reiche allgemein als recht
^ud billig festznhalten ist," bilde die Grundlage des har-
Uionischen Verkältnisses, das zwischen der Prinzipal- und
^hilfeiiorganisation der Bnchdrucker im Deutschen Reiche
^steht nnd das häufig als vorbildlich für andere Gewerbs
oMgestellt wird. Die Bestrebungen beider Parteien sind
^ürauf gerichtet, den Tarif immer mehr zur Einführung
bringen. Jn allen größercn Betrieben dient er schon
d.gor als Gesetzbuch für die Rechte und Pflichten beider
im abgelaufenen Jahre haben ihn neu anerkannt
Firmen mit 3861 Gehilfen, sodaß im Dentschen Reiche
^nfangs Mai d. I. der Tarif Gültigkeit hatte in 1315
^tädten bei 4261 Firmen mit 39 464 Gehilfen! Ein er-
^eulicher Beweis dafür, was durch gemeinsame Arbeit für
^chaffung geordneter Verhältnisse in einem Gewerbe er-
^icht werden kann.

Badcn.

, -— Die Stadt Offenburg dürfte die einzige Stadt
Deutschen Reiche sein, die Frauen aktiven An-
E o il an der G e m e i n d e v e r w a l t n n g gewährt.
Unter Zusnmmung der großherzoglichen Regierung wnr-
^ti neuerdings in die st ä d t i s ch eKommissio n für
ch rmenwesen sieben Frauen berufen, die in gleichem
ZUifang wie die Wänner Sitz und Stimme haben. Bei
Auswahl dieser Frauen wurden die Politischen und
onfesstonellen Verhältnisse der Stadt gleichmäßig berück-
uchtigt; es wurden die Frau des demokratischen Landtags-
Egeordneten Muser, des bisherigen sozialdemokratischen
stchichstags- und Landtagsabgeordneten Geck, ferner drei
lli'auen aus deni Kaufmannsstand und schließlich eine
Tfberstleutnants- und eine Landgerichtsratswitwe gewählt.
^uch in der städtischen Schulkommission nimmt eine Dame
Bertreterin 'der städtischen Hauptlehrerinnen eine
"wichbxrechtigte Stellung ein. Jn der ersten Sitzung wur-
M'. die acht Frauen nach einer formellen, die Bedeutung
^ser Wahl würdigenden Ansprache des Oberbiirger-
""isters Hermann in ihr neues Amt eingeführt.

Aus dev KarlSruher Zeituug

Königliche Hoheit der Grotzherzog haben dem
H mtzendcn des badischen Forstvereins, Forstmeister Freiherrn
d^Ust vonTeufselin Freiburg, das Ritterkreuz des Or-
'-us Berthold des Ersten verliehen.

Sen^ Sbine Königliche Hoheit der Großherzog haben den nach-
^ "annten Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr Müllheim,
Kr;, Swar: Gemeinderat Johann Georg Grether, Gerber
Dorn sen., Landwirt Johann Freh, Schlosser Fritz

Frankfurter Gesangs-Wettstreit.

Das zweite Preislied, der Stundenchor.

V o l k s l i e d.

(Dichter unbekannt.)

Komponiert von W. Kienzl.

Ein wandernder Geselle
Zieht munter durch den Wald,

Vorüber rauscht die Quelle,

Das Lied der Vögel schallt.

Und was ihn da durchdrungen
Jn tiefster Waldesnacht,

Das hat er frisch bcsungen
Und nicht zu lang bedacht.

Tralala, tralala.

Das Echo nimmt's vom Munde
Und führt dahin den Klang,

Datz es vernimmt zur Stunde
Der Hirt am Bergeshang.

Der singt es noch gar helle,

Hernieder weht's der Wind,

Wo mancher Junggesclle
Des Weges geht geschwind.

Tralala, tralala.

Und Manchem hats gefallen,

Und er behielt's im Sinn,

Und wo er aucki mocht' wallen,

Da sang er's vor sich hin.

Und wie sich Vöglein bringen
Ein Lied bon Wald zu Wald,

So hörtc man es klingen
Von Wald zu Walde bald.

Tralala. tralala.

Gehmann, Uhrmacher Wilhelm Heidfeld, Schneider
Florian Held, Messerschmied Fritz Hersperger, Müh-
lenmacher Wilhelm Jsaak sen., Privatmann Friedrich
Kopp, Handelsmann Moses Meier, Wolf Sohn, Schnei-
der Jakob Meyer, Landwirt I. G. Schirmeier, Han-
delsmann JSrael Schwab, Taglöhner I. Friedrich Wal-
liser und Ratsdiener a. D. Fritz Weltin das Ehrenzei-
chen für 40jährige treue Dienste bei der freiwilligen Feuer-
wehr verliehen.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Obersten Franz Rieger, Kommandanten der K. und K.
Oesterreichischen 70. Jnfanterie-Brigade, das Kommandeur-
kreuz zweiter Klasse des Ordens' Berthold des Ersten verliehen,
dcn vorsitzenden Rat im Ministerium des Großh. Hauses und
der auswärtigen Angelegenheiten, Staatsrat Karl Freiherrn
v. Reck, unter Anerkennung seiner langjährigen, treuen und
ersprießlichen Dienste und unter Ernennung zum Geheimen
Rat erster Klasse auf 1. Juli ds. Js. in den Ruhestand ver-
setzt.

K a r l s r u h e, 8. Juni. Gestern Vormittag 10 Uhr
fand in der Schloßkätzelle in Baden ein Gottesdienst statt,
wobei der Hofdiakonus Dr. Frommel die Predigt hielt.
Jm Laufe des Vormittags besuchten die höchsten Herr-
schaften den Prinz Karl nnd machten noch andere Besuche.
Abends 6 Uhr kamen die Prinzefsin Wilhelm, der Prinz
und die Prinzessin Max zu den Großh. Herrschaften zum
Tee. Später nnternahmen Jhre Königl. Hoheiten mit
dsr Kronprinzessin Viktoria eine längere Fahrt. Heute
Vormittag 9 Uhr traf der Erbgroßherzog in Schloß Ba-
den ein. Zm Laufe des Vormittags besuchte der Groß-
herzog die 45. Versammlnng des badischen Forstvereins
im Rathaussaal und wohnte dort den Verhandlungen bis
halb 2 Uhr an. Morgen Vormittag reisen die Großh.
Herrschaften mitz dem Erbgroßherzog nnd der Kronprin-
zessin von Schweden und Norwegen von Schloß Vaden
nach Karlsruhe und frühstücken dort. Nach 2 Uhr tritt
Jhre Königl. Hoh. die Kronprinzefsin die Heimreise nach
Schweden an. Der Großherzog nnd die Großherzogin
kehren sodann nach Schloß Baden zurück.

England.

London, 8. Juni. C h a m berlai n richtete an
einen Arbeiter einen Brief, in dem er ausführt, es werde
Nnmöglich sein, die V o r z u g s b e h a n d I u n g der
Koloni.en zu erreicheü, ohne einen gewissen ZolI auf
Getreide sowohl, als auf anders Nahrungs-
mittelzn legen, weil diese Hauptprodukte der Kolonien
seien. Selbst wenn der Preis ^er Nahrungsmittel sich
durch den Zoll erhöhe, so werden sicherlich die Löhne in
größerem Verhältnis erhöht werden. Dies sei sowohl in
den Vereinigten S t a a t e n, als in Deutsch-
land der Fall gewesen. Wenn England in der Lage wäre,
auf der Grnndlage gleicher Bedingungen zu verhandeln,
so glanbe er, würden die jetzt auf die englischen Erzeugnisse
gelegten Zölle allgemein herabgesetzt werden. Es würdr
em Wettbewerb unter den fremden Nationen um die eng-
lischen Märkte entstehen, der England dem wirklichen
FreihandeI näher bringen würde, als es jemals war.

Frankfurt, 8. Juni. (D a s Mißgeschick dcr
Kölner.) Man konnte, so schreibt die „Frank-
furter Zeitung", begierig sein, zu erfahren, wie
die Kölner ihr Mißgeschick tragen würden. Dem Festkom-
mers am Samstag Abend blieben sie fern, dagegen führten sie
am Sonntag Bormittag den schon früher zugesagten Besuch der
Schaumweinkellereien von Gebrüder Feist u. Söhne in Sach-
senhausen aus und nahmen das ihnen von der Firma gebotene
Frühstück an. Das Fest war als Siegesfeier geplant und wäre
nun fast eine Trauerfeier geworden, wenn nicht rheinische
Fröhlichkeit und Unverzagtheit schließlich doch wieder die Ober-
hand gewonnen hätten. Nach Besichtigung der sehenswerten
Fabrikations- und Kellerräume versammelten sich die Gäste
in der weiten Halle zum Frühstück und bald löste der Sekt die
Zungen und die Herzen. Jm Namen der Firma begrüßte Ge-
schäftsführer Herr Alt die Kölner Sänger und schloß mit eincm
Hoch auf den KaisLr. Dann ergriff der Präsident der Kölner,
Herr v. Othegraven, das Wort. Die Kölner, so sagte er, seien
in Frankfurt nicht behandelt worden, wie sie es erwarteten,
aber sie hätten die feste Ueberzeugung, daß sie von ihrer Höhe
nicht herabgestiegen seien; das hätten ihm auch mehrere Preis-
richter ausdrücklich versichert. Die Kölner sollten sich also durch
das erlittene Mißgeschick nicht entmutigen lassen; ste sollten
den Kopf hochhalten und weiter streben auf der Bahn, die ihnen
schon so viele Ehren und Erfolge eingebracht habe. Der alte
würdige Herr, dem Schmerz und Tränen zuweilen die Stimme
erstickten — auch manche Sänger sahen wir weinen — schloß
mit dem Dank des Vereins an die gastliche Firma und ihre
Vertreter. Die traurige Stimmung hielt aber nicht lange an.
Ueber die Gründe ihres Mißgeschicks, das eigentlich
eine Kette von Mißgeschicken ist, erzählen die Kölner Sänger
Folgendes: Jhr Probesaal, die Turnhalle der Katharinen-
schule, habe sich als zu klein erwiesen und sie mußten ein an-
deres Lokal suchen. Sie fanden den großen Saal des Frank-
furter Hofpdcr abcr erst ausgeräumt werden mußte. So blieb
nur ein Biertelstunde Zeit zur Probe; trotzdem sei der Stun-

Wenn Zusammenbruch - Prophezeiungen
irgendwie begründet wären, wie könne man sich die Tat-
sache erklären, daß das Steigen der Ausfuhr un-d der
Löhne, sowie der allgemeine Aufschwung wäh-
rend der letzten zwanzig Jähre in den Vereinigten
Staaten und Deutschland größer war, als in
dem Vereinigten Königreich, das allein unter allen Kultur-
ländern der Welt sich der unbeschränkten Segnungen freier
Cinfuhr erfreue.

Zur Wahlbewegung.

W a l d w i m ni e r s b a ch, 7. Juni. Die heute Nach-
mittag im „Hirschen" unter denr Vorsitz von Gemeinderat
Ares abgehaltene W a h I v e r s a mm I u n g der n a-
1 i o n a l l i b e r a l e n Partei war recht gut besucht.
Prof. Quenzer - Heidelberg sprach zunächst der Ge-
meinde sein Bedauern über das kürzliche Hinscheiden seines
Oberhauptes aus und entwickelte in einstündiger klaree
Rede das Programm der Partei im .Gegensatz zu den zn
bstämpfenden Gegnern und empfahl warm, einig sür den
bisherigen bewährten Kandidaten, Heern Oberamtmann
Beck, einzutreten, wobei er reichen Beisall bei den An-
wesenden erntete. Prof. L o r e n tz c n üetonte nochmals
die Füesorge, die die nationalliberale Partei der Land-
wirtichaft hätte angedeihen lassen und Warnte die Land-
mirte, den Bogen zu straff zu spannen. Er schloß die
Versammlung mit einem Hoch auf Großherzog und
Kaiier. Die beiden Herren durften die Hoffnung mit-
nehmen, daß Waldwimmersbach am 16. Juni wiedeeum
seine libemle Gesinnung betätigsn wird.

Gaiberg, 8. Juni. Wie an verschiedenen anderen
Qrten, so fand am letzten Sonntag auch in Gaiberg
in dem Gasthause zur „Germania" eine Bersammlung
der nationalliberalen Partei statt, die teotzdem, daß gleich-
zeitig in einem anderen Lokale eine Zentrumsversamm-
lung tagte, stark besucht war und einen äußerst befriedt-
genden Verlauf nahm. Jn Vertretung des verhinderten
Kandidaten Oberauttmanii Beck entwickelte^ Bürgermeister.
Tr. Walz von Heidelbörg in kurzen Zügen das Progeamm
der nationalliberalen Partei, indeni er besonders in klarer
und gemeinverständlicher Weise ausführte, wie sehr dis
Partei durch !hr Verhalten bei der Zolltarifberatnng ge-
rade auch die Interessen nnserer Landwirtschast richtig nnd
erfolgreich vertreten habe iind wie sehr vor allem auch der
bisherige Abgeordnete Beck sich als ein währer FreuNd
des Banernstandes bewiesen habe, der zipar nicht wie be-
kannte Agitatoren alles verspreche, aber im Gegensatz zn
andern, das, was er einmal versprochen, auch wirktich
halte. Die Ausführungen des Redners, die reichen Beisall
fanden, wurden oon vcrschiedenen Ssitcn unterstützt. Die
Einwendungen eines anwesenden Mitgtiedes der sozialde-
mokratischen Partei, die übrigens sehr maßvoll gehalten
waren, wurden vom Redner in einer kurzen Erwiderung
s leicht und treffend widerlegt. Nachdem noch von Seiten
! des mitanwesenden Herrn Hauptlehrers Reinhardt an der

denchor konzertfertig geworden. Zur Rückkehr fanden sie keine
Droschken und inußten zu Fuß gehen; dabei stießen sie auf poli-
zeiliche Absperrung, wurden nicht durchgelassen und mußten
einen weiten Umweg machen. Jn der Festhalle mußten sie noch
den Garderoberaum wechseln und viele Sänger konntcn nicht
zu ihren Noten kommen. So waren sie in Aufregung und so
crklärt sich das Mißgeschick, daß ein Fehler gcmacht wurde, der
in der Probe gar nicht vorgekommen war; ein Teil sang an der
kritischen Stelle gee statt Z. „Wir haben uns eben bergessen",
dieses Witzwort wurde rasch geprägt. Das Urteil des Preis-
gerichts finden die Kölner Sänger gerecht; aber sie erklären be-
stimmt: „Wir holen den Kaiserpreis das nächstemal doch wie-
der!"

O Frankfurt, 8. Juni. Ter Oberbürgermeister veröffent-
licht folgende Bekanntmachung: Der Kaiser und König haben
mich beauftragt, seinen und Jhrer Majestät der Kaiserin und
Königin Dank für den liebenswürdigen und herzlichen Em-
pfang, die glänzende Schmückung und Jllumination der Stadt,
sowie für die sorgsame Vorbereitung aller Veranstaltungen zu
dem unter allgemeiner Teilnahme so harmonisch verlaufenen
2. deutschen Gesangswcttstreit meinen Mitbürgern kundzu-
geben. Es gereicht mir zur hohen Ehre und Freude, in Aus-
sührung dieses Auftrags dcn Ausdruck der wiederholt ausge-
sprochenen lebhaften Anerkennung und Befriedigung der Maje-
stäten dcr Bürgerschaft zu übermitteln.

Berün, 8. Juiii. Anläßlich des Sieges deS Berliner
Lshrerg e s angvereins bei dem Frankfurter Ge-
sangswettstreit richtete der Kaijer an den O ber -
b ü r germe ! st e r K i r s ch n e r in Berlin ein Tele-
gramm, in dem er die Stadt Berlin beglückwünscht, dem
Berliner Lehrergesangverein seinen Dank ausspricht für
seine treue Arbeit und die Hoffnung ausdrückt, daß der
Sieg dazn anspornen werde, dem deutschen Volk sein Lied
zu erhalten und noch zu seiner Veredelung beizutragen.
 
Annotationen