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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0621

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. SamStaa. 28. M«rz 1803. Krftes Vlatt 45. Inbraana. — « 74.

Erscheint täglich. Sonntags ausgenonimen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zlveiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogeu vierteljährlich 1.38 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ifpallige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermähigt. — Für die Aufnahme von Angeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anfchlagstellen. Fernsprecher 82.

Deutsches Reich.

— Die „Natiminlzeitung" knüpst an eine Klage über
den schlechten Besfich , den kfer R eichsta g in
den letzten Wocherr wiöder aufzuweisen hatte, folgende in-
stressante Bem!erkuugen: ES ist nicht zu viel gesagt, daß
in den tatsächlichen Zuständen stn lsteich-stag möglickfer-
cheise der Ke i m einer Rückstildung der Ve r-
l a s s n n g vorliegt, dessen weitere Entwicklung in er-
höhtem Maße von den Nenwahlen nbhüngen wst-d. Wir
haben wiedetholt von einer parlämentarisckstn Bnreau-
kratie gesprochen, welche die Gefchäste znr Not in den
^ommissionen erledigt un'd ihre Beschlüsse in einigen
wenigen beschlnßfähigen Plenarsitznngen bestätigen läßt,
währestd in der übrigen Sessionszeit ein Debattierklub
don dreißig oder vierzig Mitgliedern Reden hält, die für
oie Beschlüsse ganz bedeutungslos sind. Ästin kann die Mt-
wicklnng, deren Zeugen wir jetzt sind, aber auch anders
äuffassen. Die alten feudalen 'Stände sahen als ihre
wichtigste Slstfgäbe neben üer Geld'bewilligung, die sie sich
Wlbst vorbtzhielten, die E'insetzung ständischer A u s-
ff^üsse an, welche die Regierung zu kontrollieren und
we Mistvirkungsrechte der Stände auszuüben hatten.
^estnden wir nns im Reiche tatsächlich in der Rückbil-
oung zn derarstgen Verhältnissen? Als eine Wirknng
^es'astgemeinen gleick,en Wahlrechts wäre solches Ver-
Riwinden der wirklichen Volksvertretnng in der Tat eine
stronie der Weltgeschichte.

— Der Komstiandeur des b r a u n s ch w ei g i s ch e n
d ii s a r e n - R e g i m e n t S Nr. 17, Obeist v. Roth-
kirch und Panthen, der nach dvn „Brannschw. Neueit.
^achr." ein Gesnch an den Kaifer um Verleihung gelb-
olauer Lanzenfähnchen (in den braunschweigifchen Far-
i'eii), statt der !m Gebrauch befindlickMi schwarz-weißen
Rerichtet haben sollte, erklärt jetzt auf Anfrage in der
i-Brannschw. Ldsztg.", daß ein solcher Antrag nicht er-
wlgt sei.

Baden.

— Die imGrotzherzo g t u m B a d e n bestehen-
^n Eichä m ter häben im stahre 1901 für ihre Tätig-
feit Gedichren im Bettage von rund 87 696 Mk. er»
wwen (gegenüber 106 250 Mk. voni- Vorjchre 1900),
^oruiiter sich rund 2626 Ntt. Prüfungsgebühren befin-
°en (gegenüber 3916 M. im Vorjahre 1900). Die Msti-
"tteinnahme der baLischen Eichämter im Jahre 1901
^ogenüber der Einnahme voni Iahre 1900 beträgt dem-

18 664 Mk. Diefer Ausfall findet hauptsächlich str
Mn Umstande seine Erklärung, datz im Jahbe 1901
stuß- und Gewichtsvisitationen nur in geringem Uinsange
'wttfanden; L"m Teil stcht der Rückgang der Einnahme
^ber auch mit den deni Berichtsjcchre eigentümlichen
^tockungen in einer Anzahl Geschäftszweigen im Zusam-
Aenhang, indem sich hieraus eine Minderung bestimmter
^ichungen unL der daraus fließtznden Gebiihren ergab.

—'Man vermutet, die badische Regierung habe ihren
Eundcsratsgesandtcn instriliett, gegen die Aushebimg des
Vsuiteng esetzes zu stimmen. Eine BestSlignng liegt
^'cht vvr, da derartige Dinge stteng geheim gehalten wer-
stN- — Sodann spricht man von der Aufstellung des
a^inzen Max als Sammelkandidaten im lO. Wahlkreis
k°rlsruhe-Bri,chsal. Auffallcnd ist, daß übcr die
slUfftellung des Abg. Bassermann immer noch nichts End-
^ffges verlautet. Ob die Hereiiiziehung des künstigen Thron-

folgers in die Wahlkämpfe rätlich wäre, bleibe dahingestellt
nnd so glanbt man nicht recht an die Prinzenkan idatur,
obwohl sie schon in einer Zeilimg erwähnt wnrde nnd kein
Dementi erfolgte.

Aus der Karlsruher Leituug.

—. Es jrurden d!ü Postpraktikanten AiUuft M o n o
Liebsdorf, Eugen Weigele cms Mülhailfen, Ferdinand
Meßmer aus Stalufen, Zlmt Bonndors, Erust Fü r st aus
Dolnaueschingen uuck Otto S o u n eufchei n aus HeldeDerg
als solche etatmützlg angestelkt.

— Rebideut Friedrich Maier bel der Domäneudirxktion
wurde zum Revisor bel dioser Behörde erncmnt.

—. Finaugassistent August Baue. r in Slugen ivuöde als
HauptcMstsassisteut etatmätzig angestellt.

K a r l s r u h o, 27. März. Drr Großherzog ncchni
htzuttz Vormittag 10 ll'hr dtzu Nortrag dtzs Gentzralädju-
taiiteu vou Müller entgegtzii. Um 11 lkhr euchflng Selne
Köuigliche Hoheit den Nuailzmiiiisttzr Dr. Bucheuberger
zur Vortragserstattimg bis gegen 1 Uhr. Au der Früh-
stückstafel der Höchstett Herrschafttzn nahmLN die Prinzef-
sin Wilhelm teil. Nachmittags halb 3 Uhr enchfingeu
dtzr Großherzog unL die Groß'tzerzogin den Grafen von
Rhena, der sich vor sestier morgen stattfin'denden Abreife
verabschiedete.

Ausland.

Englaud.

— Der durch Selbstmord ums Lcben gekommene
Generalmajor Sir Hektor Macdonald ist in neuerer Zeit
im englischen Heere das bemerkensivcrteste Beispiel des
durch glänzende Tapferkeil und militürische Tüchtigkeit
von der Pike in kurzer Zeit zu hoher Stelle auf-
gestiegenen Soldaten. Er ist in Roßshire in Schottland
als Kind gering bemittelter Bauersleute geboren, hat in
seiner frühen Jugend das Vieh gehütet nnd im Stalle
gearbeitet, aber auch den guten Schuluiiterricht Schott-
lands genossen nnd ausgenutzt, später in eiiiem Schnitt-
warengeschäft die Lehre bestanden und die Elle ge-
schwungen und immerfort dabei von Kriegstaten und
Soldatenruhm geträumt und geschwärmt, bis ihm zu-
letzt die Geduld ritz und er die Elle beiseite warf und
sich im Reginient Gordon-Hochländer anwerben ließ.
Jn neun Jahren stieg er bis zuni Sergcanten aus und
tal sich dann in dlfghanistan so sehr hervor, daß ihm die
Wahl gestellt ivurde zwischen dem Vikloriakenz, dec
höchsten militärischen Auszeichnung, und einem Offiziers-
patent. Er entschied sich unbedenklich für die Epauletten
und hat es dann in raschem Fluge zum Generals-
kommando und Generalsrang gebracht, ehe er die fünfzig
erreicht hatte.

Aus Stadt und Land.

Heidelbery, L8. März.

X Aus dem Stadtrat. Fabrikant F. Landfriod hat für die
Staldt Heidelberg ein>e Büste Seiner Könlglichen Hoheit des
Großherzogs' Lurch Professor A. Domiborf in Stuttgavt aus-
führen laflen, welch letzterem zu diesem Zweck von Seiner
Kömgllchen Hoheit mehvere Sitzungen in huldvollster Weise ge-
währt wovden sind. Die ln IZLfacher Lebeusgrötze erstellte
, M-attnovbüste, welche ausgezeichnet gelu-ngeu ist unld die edlen
! Züge Unfetes Grotzherzogs in Vortvefflicher Weise wiedergibt,

ist ki'rrzlich hier eingetroffeu uttd wurde am letzten Mittwoch-
vom S-tädtrat bejichtigt, welcher Herrn LaulPried für dieses
schöne unb wettvolle Geschottk den bcsten Dank dcr Stabtge-
meinide aussprach. Sie wivd eine Zierlde der neuen Stadthalle
wetben, in der sie Uufstellung fistdeu soll.

X lieine neue 10 MiMpnen-Anleihe. Die gestevn oou
der „Heidcwei-gcr Zeitimg" .ams drm Hmcdelsteil der „Neueii
Baidischen Landesgeituiig" abgedruckte Nachricht, der Stadtrat
habe beschlossen, zur Aussühruiig vcrschiedener grötzerer Neu-
bauten eine 3l4prozeiitige Anlei'he von 10 NNllionen Mark
durch Ausgaben von Schiildderschrcibuiü.ivn auf den Jichaber
ausMn.eymen, ist u n z u t r e f f e u d. Der Stadtrat har sich
mit der gauzeu AiMlegeuheit überhanpt uoch nicht befccht.
Dagegen hat die stä-dtische Fiiiaiitzkomullfiion- die Aingelegenheit
bevateii, däbei aber eriien erheblich geringer e n B-e-
trag, als den in der „Heidelb. Ztg." ncmchaft gemachteu, aus
dem überdies^wch d-w Mittel für -eine> Kondettierung älkerer
Iprozentiger «chulden in 3z4prozentige beftritten wcvde-n fol-
leu, als Anlehensbe!datf in's Uuge gefaßt. Die edischlägigen
Zahlen eiguen sich a-Oer ebst Zau-n zuv Mlttelluug, wenu dis
Sache fo weit ge'dieheu lst, datz dem Büiigerausschutz BorlayL
gemacht werdeu kann.

X Üttiistvereiu. Wic bereits letzthiu ettvühnr wuvde, be-
fiiLet sich im KuiOverein das -Gemülde -von Prch. Brüit,
Cron-berg, „Christus victor", das s. Zt. auf den gro-
ßen Ausstelluiigen Llufseheii erregte, und mit Recht, hlenu das
Bild ist iu jeber Beziehung eigenartig. Aus einem -rennenden
Arbcrlerdorfe zieht ein iir der grötzteiii Erregung slch befiuden-
der Bolkshause mlt Nexten- bciwaffnieü u-n-ter der enlifalteteu
roteuiFahue, j-e-deu-falls Rache an anderen suchenÄ sür seine
eigeue-iii harten Schicksalsschläge. Diesem empörten Volks-
yanfeu evsche-iiit anf einer Anhöhe aks 'hehre Lrchtgestalr Chri-
stus mir dem Kveuz. Manche Lente, durch idie Erscheinung ge-
ble-nder, sind zu Boben gesunken, andere wielder erheben die
geüallten Fanste tzegen 'dwfelbc, als wolleii sie -die götiliche Er-
scheinung für ihr llnglück veran-twortllch macheu. Fm Vor-
dergriinde rechts wendct 'sich ern r'obufter Arb-eiter mir vorge-
haltene-n Ar'men von der Erscheinung ab, gege» die' er ur-
sprünglich 'die Fäuste ballte — er ist auch bcksivgt. So iveist
das Bikd noch manche ch-arakteristisck)e Ei-iVelheiten anf. Die
Kompositioii, sowie die DurckMhrung sinld meisterhaft. Paul
von Raven-ftein-Karlsruhe Ibringil vier se-hr feine Stimimungs-
landfchaften; „AbenAfrre'deii" ist gerade>z.u meifterhaft in Bez-ug
«uf Wiedergab-e der abelidliche-n 'duii-stigen Stimuiung, als
auch in 'der Wrttung ider du-nklen Baumgruppen gegen deu
Himmel. „Abend i'n Tölz" und „in- idier Laguue" sind ebon-
falls fein studierte und Mt geMalve Attniien. Prof. Waguer-
Müiithen ist mit eiiiem Aquarell (Brabanter Pferde) äuherst
votteilhaft vettreten. Zug um Zug ist bei dieseii Gäicken iu-
nig-stes Naturstudiuim, man Lttrachte nnr >ein einziges Bein-,
mit welcher Gewissenhaftigke'it mid emincnten technischen Fer-
tigkeiit ist 'das ge-macht. H. Reifferschei.d hat eine gro-tze Kol-
lektion recht kräftiger Radierungen ausgestellt. Jn einigeu
Arbeiten wird man unwillkürlich an -die „Worpsiveder" erin-
nert, veu-n Rttfferschei-d hat sehr nmlerisch u-nd breit be-ha-ndelte
Land-schaften wle fitzürliche W-erke in sttner Sammlung. Der
bekaniit-e Berllncr Orieutmraler Wilh. Kuhnert ist mir zwei
prächt'ige-n Tierstücken vettrtten. Von- em-inenter Wirkmig ift
das LÄvcnpaar. Strenges Natnrftudium nu'-d ein stiner Far-
bemsimi 'liegen in den BiNern'Kichnetts, der in -dier letzten Aeit
in die Reih-en -der ersten Berliner Tiermaler aufgerückt ist.
Sllex Etzfeld-Düsseldorf hat mehrere seh'r g-ut ge-stmmite Ma-
rinen g-ebracht. Elne recht -wittmigsbolle Potträibü-ste sandte
Prof. Doimldorf-Stuttgatt. G-egen oben-erwähnte Ardttten
habcn diejenigen' einzelner Damen elnen schw-eren Stand. Von
Georgi-ne Nühn haben wir schon bessere Sachen gesehen, als
die letzte Kolltttion austveist. Dasselbe ist von Ernä Loog
zu sagen, welche glaubt, mit einigeu unübe-rlegten -breiten Stri-
chen sei ein Kunstw-erk gescha-ffen. W'ir haben von Damen
schon so meisterhcifte Arbeiten gesehen, datz man den jetzig-en

Letzles Weingarlner-KonzerL.

^ .. H e l d e lb L r g, 28. Mürg. "

Än unserem betv-egten di-eswinterllcheii 'Koliyettlebcn hat,
verspätet, Welngartuer das letzte Wort ge-sprochen,
O leider kein grohes. Wutzte er uus wittlich niihts Beldeuten-
öum Abschicd zu 'sagen? Anstatt deui bllligen Ge-
^äiack der Menge entgegenzukoimnen, sollten es sich relsende
itz lcktzrorchester zur Aufgabe mache-n, niir -allererste Meister-
vorzuführen, deren Auffüihrmig -die- Mitttt kleinerec
sj^?Lte nlcht, oÄer wenig-stens nlcht in vollendeter Weise g-e-
livffbn. Nur so können diese Orchester -e-ln-e künstlerlsch-e Mis-
" evfülleu. Das Progvamni brachte nur AWttcrimtes. Di-e
sO'ckouvertüve ausgenommen, bttommt man dergleichen all-
h^werllch jn GatterÄonzerten zu höven: Liszt's populärste
g^^nisckM Dickstung: Les Pröludes, Volksm-amis poetisch-e,
und vitt, nachtzerade allzu viel gespielte Scren-a-de für
ge-^chorchester mit obligatem Vwloncell und Raffs einst hoch-
tqZ ^ Programm - Siiffonie: „Jm Wald-e". Was soll
lis^Zwch dickscs Reminisceiisensamm-elsuriU'M des nachroman-
tzsfiep Bielschreibers, d-en -mau- mir Reckst das „Genie. dec
genannt hat. Alle möglichei« musikalischen 'Geister
sw -^-eethoveu bis Waguer spüken in Raffs' Wahde, am beäng-
llisOchü,, mltzverstandeue Romantik mid mißverstand-ener
seliger langweiliger Länge wird in- romantlschen
Ö Waltz- u-nd Wiesengcfühlen -darauf losgeschwelgt, cnff
se^""liche „Träumerel" komm-eu in reckst hausbackeu-em Tauz
sehs^rnachtsselig di-e- Dryaden herailgetanzt — die Elfe-n
- >äe b-ttm Romantiker —- mit vl-el Blech -und Gc-poltcr
>>itz - E das wilde Heer vorber -mit Frau Holle und Wotan,
Schüffs-e g-eht strahlend die Sonne Mif. ' „Heil dir

wurdie die Siiffonie Porzüglich. Datz sie trotz-
^ine tiefe W-irLing erzielte, sprickst am besteu 'fiir den ge-
^ " Wert des Werkes, das uns nicksts mehr zu sagen hat.

Eine glänzende Lieistung bot Werngattner in dem Liszt'scheu
Prelttdes, 'die beson'ders in ihrer Kveiten Hälfte, bom Pastorale
cw, in ihrer graitdivsen Steigcrmng einzigattig vollender mvd
-mä-chtig herauskameir. Das beiierdenswette schöne Sireichor-
chester brachte dre Volkmanirsche Serenade zu d-enkbav fernster
Wr-vkung. Als feinfrniriger Cttlist erwres fich der uns von
den Kammerm-rffikabenden im vorrgen Jahr wohlbekannte Herr
Warnke. Eirchestlich mrd grohzügig brachte Weingattner
die Wagnersche Fa-irswnvettüre hera-us. 8t.

KLeine Zeitung.

— Eine Mauermaschine. Die Maschinenarbeit hat
schon in unzähligen Fällen Lie nienschliche Handarbeit
leitMc'ise oder ganz ersetzt. , Wenn man einer Nachricht
des „Comos" Glauben schenken darf, so ginge jetzt auch
das wüpdige Maurerhandwerk einer Gesähr entgegen.
Es,ist nämüch eine angeblich sehr genial erdachte Mauer-
maschine erfnnden worden, die alle groben Arbeiten der
M-aurerei nnt vollkommener Gleichmäßigkeit und größe-
rer Schnelligkeit ausfnhrt, als ste ,die besten Arbeiter zu
bieten mögen. Zur Bediennng der Mäschrne sind drei
Leute nötig. Der erste Manrer breitet eine Schicht
Mörtel ans, der zweite legt Lie Ziegel einfach ttnen
neben den andern, irtdem.er nur dafiir sorgt, daß zwi»
schen je zwei ein gewisser Zwischenraum bleibt. Tie
Maschine gibt ihnen dann die richtige Lage und verrichtet
die Mrige Arbeit. Alle notwendigen Bewegungen wer--
den völlig automatisch ausgefichrt, nnd .der dritte Ar-
bttter hat Nnr die Maschine dstrch Drehnng einec Kiirbel
in Betrieb zu erhalten. Die Mäschine rollt ans einer
wagerechten Qnerstange nnd wird, wenn eine Lage Zie-
gel vollendet ist, um die betreffende Höhe gehoben. Die

Kurbel wirkt 'durch Zahnräder ustd Ketten- auf 'Lie Rolle.
Oben befindet sich ein jvagrechtes, langes Lineal, das
sich durch Verschiebung gegen den Rand der Ziegel legt
nitL sie ui dte richtige Reihe hineistbringt. Ein durch
ein Rad bewegter Hannner schlägt gegen die Ziegel und
drückt ihn gegen denjenigen, der vorher seinen Platz ge-
fun-den hat, und Preßt dadurch eine Schichte Mörtel zivi-
schen berde. Ein anderes Ra-d, mit Kebearmen versehen,.
die auf die Oberfläche stoßen, veränlaßt ein dichtes Aus-
liegen nnf Len Mörtel. Mit der Maschine sollen drei
Atzbeiter in öer Stunde 500—600 Ziegel legen können.
Als Erfinder wird John Henry Kneight rns dem eng-
lischen Ort Barjield geiiannt.

— Der älteste Stadtptan der Welt. Bei den,A'us-
gräbnngen inr Palast des Minos zri Knossos auf Kreta
ist 'rnr vorigen Jähr ein Knnisttvert' entdeckt worLen, daß
in der merktvürdigsten Wekse über die Stadt Auskunft
gibt, die der Herrscherpaläst übtzrragte. Jn dem Saale
der oberen Terrasse -des Palastes 'fand sich- ein großes
Mosaik aus kleinen Porzellqnplatten von tadelloser Ar-
beit. Es stellt in mehreren konzentrisckien Kreisen Sze-
nen aus dem ,Leben dar, ganz in der Art, wie der Schild
des Achilles bei Homer geschtldert wir'd. Man steht die
Maüern nnd Hänser einer Stcidtw Weinberge, Bäume,
Krieger.nüt Bogen nstb Schwertern, Belagerte und Be-
lagerer, allerlei Tiere. Das Merklv-ürdigste aber sind
die Häuser der Stadt selbst, von denen gegen vierztg zu
erkennen sind. Man kann deutli-ch unterscheiden, welchs
Häuser ans Stein, welche aus Holz, welche mit Stnck-
verpntz erbaut sind. So blickt man in eine ganze Straße
der Minos-^tadt nnd staunt, wie inodern die Architek-
tnr dieser Hänser nüt ihren bre! Stoekiverken und Fen-

Die heutige Nummer umfaßt vier Vlätter, zusammen 16 Seiten.
 
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