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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#1192

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Grscheiut täglich, SonntagS auSgenommm. PrciS mtt Famtlimblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgcholt 40 Pfg. Durch dt« V»A

bezogen vierteljährlich t.35 Mk. ausschlichlich Zustellgebühr.

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«» bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anichlag der Jnierate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 88-

Die 8lussperrnng der Bauarbeiter in
Hannover.

Kaum daß in Pirmasens und Jserlohn der Friede
^ischen den Unternehmern und den Arbeitern wieder her-
Testeüt ist, wird schon wieder eine große Aussperrung aus
Eannover gemeldet, bei welcher ungesähr 3400 Maurer,
dstnmerer, Tachdecker und Arbeiter beteiligt sind. Bis
öum 1. April bestand in Hannover zwischen dem Arbeit-
öeberverband im Baugewerbe und den Arbeiterorgani-
ivtionen ein Tarisvertrag, nach welchem die Maurer und
-3immerer bei einem zehnstündigcn Ärbeitstag 60 Pfg.
stro Stunde, d-ie Arbeiter 34—40 Pfg. erhielten. Die
^erhandlungen zwecks Erneuerung dieses Tarifvertrages
kuhrten zu keinem Ergebnis, weil die Arbeitnehmer für
dcis erste Vertragsjahr eine Erhöhung des Lohnes um 2
^sg. und im zweiten Jahre um 6 Pfg. forderten; im
Zcheiten Jahre sollte gleichzeitig mit der Lohnerhöhung
^ue Herabsetzung der Arbeitszeit auf 9^ Stunden in
Eraft treten. Was nicht durch die Revision des Vertrages
ZU erreichen war, wollten die Zimmerleute 'Lurch Arbeits-
?instellung erreichen, sie proklamierten deshalb den Streik.
^erschiedene grötzere Unternehmer bewilligten darauf die
storderungen der Zimmerer, bei diesen Unternehmern
^urde weiter gearbeitet, über die anderen die Sperre ver-
!>ungt. Daranfhin beschloß der Arbeitgeberverband, Lem

noch ein Paar Unternehmervereinigungen in der Vor-
^adt Linden angeschlossen haben, sämtliche in Hannover
Uhd Linden bcschäftigte Bauarbeiter auszusperreu, wenn
°fe Zimmerleute ihre Forderungen nicht zuriickziehen. Da
dies nicht geschah, ist die Aussperrung verwirklicht worden.

Deutsches Reich.

Badcn.

., — Wie die „Karlsr. Ztg." hört, sollen im Anschluß an
ffe im laufenden Iahre ihrem Ende entgegengehenden
'Uenuovierungsarbeiten am M annheimer Schlotz
.^ch die JnstandfLtzung des Gebäudes der früheren
^lernwartein Angriff genommen und die erforder-
. chen Mittel im Staatsvoranschlag für 1904-05 vorge-
ichen werden.

. — Außer der Einführung der BahnsteigsPerre, mit

^ begonnen ist, bereitct die badische E i s e n b a h n v e r -
altung , wie man der „Stratzb. Post" schreibt, noch
? itere Reformen vor ,die u. a. auch auf Verein-
^istichung im Verkehrswesen gerichtet sind. Die Erfah-
»'fUgen, die man in Elsaß-Lothringen mit der vierten
agenklasse machen werde, werden zweifellos auch
bestimmendem Einfluß auf die Stellungnahme der ba-
"stchen Eisenbahnverwaltung zu dieser Frage sein.

^ . KarIsruhe, 13. Juni. Der sozialdemokratische
^ichstagsabgeordnete B cbel wird am Mittwoch Abend
^ großen Festhallesaal sprechen.

Aus der Karisruder ^eitnng

D Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Otto Palm das Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens
K^st Äähringer Löwen, dem Geheimen Oberregierungsrat Dr.
Krems im Ministerium des Jnnern das Ritterkreuz
Ordens Berthold des Ersten, ferner den Landwirtschafts-
riiE^toren Jakob Friedrich Huber in Offenburg und Fried-
^ Stengele in Bühl, sowie dem Negistrator Heinrich
K?ckler beim Ministerium des Jnnern das Ritterkreuz 2.
L ?>1e des Ordens vom Zähringer Löwen, dem Fürstlich
tzMumburg-Lippeschen Polizeiaufseher K. Honebein in
urkeburg die silberne Verdicnstmedaille verliehen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog habcn dem
iPUlsterialrat Dr. Friedrich Nicolai in Karlsruhe die Er-
»^°uis zur Annahme und zum Tragen des ihm von dem

Kleine Zcitung.

Mainz, 18. Juni. Der 18jährige Majchinenschrei-
Änton Detrois, welcher in Sponsheim seine Tante
Ni o rd ete und beraubte, wurde voni Schwnrgericht

tlkx

er

Tode verurteilt.

Allcnstkin (Ostpreußen), 18. Inni. Vor dem
ch ^urgericht begann hentc der Prozeß gegen Lie Eigen-
tz ^rsfrau Przygoda, die beschuldigt ist, ihre vier
e vi ä n n e r oergiftet und den fünften zu ver >

-chuid

e n versucht zu haben. Die Angeklagte bestreitet ihre

^ Wicn, 16. Juni. Einem Geschäftsmann in der
l7 ^?^stadt ist von seiner Bedienerin Julie Vaverka ein
"^nate alter S o h n geranbt worden. Die Be-
ly ^un ^utte lstb)vn wiederholt erklärt, daß sie den kleinen
Fxjtz, tzor ihrem aus unerklärliche Weise verschwun-
Kinde ähnlich sehe, ani liebsten völlig an sich nchmen

Großherzog von Hessen verliehenen Komturkreuzes 2. Klasse
des Verdienstordens Philipps des Großmütigen und dem Rech-
nungsrat Karl Laub daselbst die gleiche Erlaubnis für das
Ritterkreuz 2. Klasse desselben Ordens erteilt.

— Seine Königliche Hoheit der Grckßherzog haben den
Amtsvorstand, Geheimen Regierungsrat Hermann Nebe in
Pforzheim zum Ministerialrat im Ministerium des Jnnern
ernannt; in gleicher Eigenschaft verseht: den Amtsvorstand,
Oberamtmann Karl Philipp Iollh in Weinheim nach Pforz-
heim, dcn Amtsvorstand, Oberamtmann Karl Anton Stei-
n e r in Oberkirch nach Weinheim und den Amtsvorstand, Ober-
amtmann Dr. Karl Max Renner in Mehkirch nach Ober-
kirch; ernannt: den Amtmann Otto Sternberg in Etten-
heim zum Oberamtmann und Amtsvorstand daselbst und den
Amtmann Karl Giehne in Pforzheim zum Oberamtmann
und Amtsvorstcmd in Meßkirch, den Amtmann Karl v. Witz -
leben in Karlsruhe in gleicher Eigenschaft nach Schopfheim
versetzt; die Amtmänner Alfred Tritscheller, Sekretär
bei der Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues, und
Rudolf Dürr, Sekretär beim Ministerium des Jnnern, er-
steren dem Bezirksamt Pforzheim, letzteren dem Bezirksamt
Karlsruhe als Beamte beigegeben; ferner die Referendäre Dr.
Ernst Klotz aus Helmlingen und Dr. Karl Cadenbach aus
Aachen-Burtscheid unter Verleihung des Titels als „Amt-
mann", ersteren zum Sekretär beim Ministerium des Jnnern,
letzteren zum Sekretär bei der Oberdirektion des Wasser- und
Straßenbaues ernannt.

K arl 2 r uhc, 18. Juni. Heute Vormittag traf Ler
Königlich Bayerische Staatsminister des Königl. Hauses
nnd des Aeußern, Freiherr v. Podewils-Dürniz, in Bäden
ein und stieg, der Einlädmig des Großherzogs folgend,
im Schlosse ab. Freiherr v. Podewils wurde um 12 Uhr
von dem Grotzherzog und um halb 1 Uhr von der Groß-
herzogin empfangen. Um 1 Uhr'fand zu Ehren des Mi-
nisters eine größere Frühstückstafel statt, an welcher die
Prinzessin Amelie zu Für'stenberg teilnahm. Von Karls-
ruhe waren geladen: Staatsminister von Brauer und
Gemahin, Obersthofmeister Freiherr vou Edelsheim, Vize-
oberzeremonienmeister Graf von Berckheim und Gemahlin,
Gcheimrat Dr. Freiherr v. Babo und Präsident Dc. Ni-
colai. AußerLem waren der Amtsvorstand, Geheimer Re-
gierungstat Haape, Bürgermeister Fieser und andejre
Personen anwesend. Staatsminister Freiherr von Pode-
wils reistc nachmittags nach Karlsruhe nnd nahm dort
am Abend an einem Diner bei Staatsminister von Brauer
uud Frau von Brauer teil. Der Großherzog empfing um
halb 4 Uhr nachmittags auf Schloß Baden den englifchen
Bischof Wilkinfon mit ciner Nbordnung englischer Geist-
licher.

Ausland.

Bnlgaricn.

Sofia, 18. Juni. Ter S t a a t s g e r i ch t s h o f
hat im Prozeß gegen mehrere Mini st e r des Kabi-
netts I b a n t s ch o w gestern Las Urteil gefällt. Der
frühere Ministerpräsident Fvantfchow nnd der frühere Mi-
nister der öffentlichen Arbeiten Tontschew wurden wegen
Außerachtlassung der Bestimmungen des Gesetzes über die
Vergebung der öffentlichen Arbeiten und wegen Gewäh-
riing einer Unterstützung der Levantelinie ohne Ermächti-
gung der Sobranjs zu je 8 Monaten Zwangsarbeit
verurteilt. Der ehemalige Minister des Jnnern
Radoslawow wnrde wegen politischer Vergehen zu 8 M o -
naten Kcrkcr vernrteilt. Der ehemalige Finanz-
minister Tenew wurLe freigesprochen. »

Die Reichstaqswahlen.

0 Bcrlin, 18. Juni. Nuiimehr liegen sämtliche 397
W a h l e r g e b n i s s e vor. 184 Stichwahlen find er-
forderlich. Gewählt sind 31 Konfervative, 88 Zentrum,

würde. Eines Tages war sie denn auch mit verfchwunden
i'md hat anch noch nicht wieder aufgefunden werden können.

— London, 16. Juni. Ein Theaterim Freien
ist foeben in Port Sunlight in der Grafschaft Cheshire —
berühmt wegen der dortigen Seifen- unL Käfefabrikation
— eröffnet worden. Die Kosten stnd durch die Jnhaber
der bek'annten Sunlight-Seifenfabrik, den Gebrüder Lever,
be'strittßn worden. Die Brüder sind die Söhne eines länd-
lichen Materialwarenhändlers in Bolton, und ihrein Fleiße
unL Unternehmungsgeiste verdanken tausende von Be-
wohnern jener Grafschaft hente eine gesicherte Anstellnng.
Port Sunlight ist heute ein Musterdorf von 2000 Ein-
wohnern. Das Dorf hat eine Kirche, mehrere S-chnlen,
ein Museum, eine Turnhalle, ein Schwimmbad, Klub-
häufer, eine Versammlungshalle, ein technisches Jnstitut
und gutc Spielplätze. Nun haben die Firmenbesitzer ihren
Angestellten auch eiu Theater bejchert, in dem sowohl
Stiicke als auch Kcmzerte gegeben werden sollen. Den Zu-
schanern, für die 3000 Sitzplätze gefchaffen werden follem

14 Polen, 16 Reichspartei, 64 Sozialdemokraten, 4 Wil'de,
6 Elsäsfer, 6 Nationalliberale, 1 Däne, 1 Reformpartei^

3 Bauernbund. An den Stichwählen nehmen teil: 37
Konservative, 122 Sozialdemokraten, 24 freisinnige Volks-
partei, 65 Nationalliberale, 11 freisinnige Vereinigung,

4 Elfüsser, 8 Polen, 16 Reichspartei, 1 Bund der Land-
wirte, 6 Antisemiten, 35 Zentcum, 10 Wilde, 6 Bauern-
bund, 8 deutfche Volkspartei, 8 Welfen, 8 Reformpartei.

— Zum Vergleiche mögen folgende Zahlen von der
letzten Reichstagswahl dienen: Jm Iahre 1898 waren im
ersten Wahlgange nnr 205 Wahlen endgiltig, Lie Zahl der
vorznnehmenden Stichwahlen chetrug 192, war also noch
,um 8 größer als diesmal. Nach dem ersten Wahlgang
waren gewählt 82 vom Zentrum, 42 Konservative, 32
' Sozralisten, 12 von der Reichspartei, 7 Nationalliberalm
je 1 von der freisinnigen Vereinigung und von der frei-
sinnigen Volkspartei. Nach den Stichwahlen ergaben sich
für diese Parteien folgende Ziffern: 100 Zentrum, 63
Konservative, 56 Sozialisten, 48 Nationalliberale, 32 frei-
sinnige Volkspartei, 13 freistnnige Vereinigung und 24
von der Reichspartei.

— Jn der Hauptwahl wurden fokgenLe nationaI -
libsrale Kandidaten gewählt: Boltz, Hosang, Dr.
Semler, Bahn, Wessel und Günther.

— Der „Vorwärts" veröffentlicht unter der
lleberschrift: „Das internationale Prole-
tariat zu unserem Wahlsiege" Glückwunsch-
telegramme der dänischen, schwedischen, österrelchischen, un-
garifchen, galizischen, belgifchen und schweizerischen Sozial-
demokratie und auch der Newyorker Genossen. Jn einem
politischen Artikel deutet der „Vorwärts" an, daß er zwar
auf die Hütfe des F r e i f i n n s in den Stichwahlen nicht
rechne, daß aber auch dieses Verhalten der freisinnigen
WLHler das Jnteresse der Sozialdemokratie an der Exi-
stenz der Freisinnigen abschwäche, die in einer An-zahl von
Wahlkreisen von der Unterstützung Ler Sozialdemokratie
abhängig seien. Die Sozialdemokratie werde aber in den
Stichwahlen alle Kräfte einsetzen, die agrarischen reaktio-
nären Parteien zu schwächen. Das würde, so läßt
der „Vorwärts" durchblicken, natürlich am besten geltngen,
wenn die F r e i s i n n i g e n sich bei der Stichwahl ihrer
Aufgabe bewußt werden.

Straßburg, 18. Juni. Jm Rcichsland ist
die Wahlbeteiligung recht Iebhaft gewesen. WährenL
bei den Reichstagswahlen im Jahre 1898 in Elsaß-
Lothringen ca. 190 000 Stimmen abgegebcn wurden, be-
trug die Zahl der abgegebenen Stinimen gestern ungefähr
270 000. Die antiklerikale Stimmung hat zugenommen^
sie kommt teils den Liberalen, noch mehr aber der Sozial-
demokraste zu gut. Als weiteres Moment von Bedeutung
verLient die Tatsache hervorgehoben zu werden, daß die
zahlrei-chen altdeutschen Kandidaten sehr betrüchtliche
Simmenzahlen auf stch vereinigten. Der Gegensatz zwischen
Altdeutschen und 'Eingeborenen beginnt auch in der Kan-
didaten-Region mehr nnd mehr nachzulassen. Jn H a -
g e n a u - W e i ß e n b u r g gelang es dem Prinzen
dllexandcr v o n Hohenlohe - Tchillingsfürst, sich Lem
klerikalen Angriff gegenüber, welcher mit unerhörtem
Hochdruck ausgeführt wurde, zu behaupten. Hohenlohe
gelangt mit 12 060 Stimmen mit dem klerikalen Notar
Wiltberger, welcher 11 686 Stimmen auf sich vereinigte,
in die Stichwahl, in welcher er voraussichtlich Siegec
bleiben wird. Hohenlohe hatte bckanntlich geäußert, daß
der Reichskanzler lieber mit den Liberalen als mit dem

ist freigestellt, während der Vorstellnng nach Belieben zu
verfahren. Die Damen können ftricken, häkeln und nähen,
die Männer rauchen. Als Eintrittsgeld weroen 20 bezw.
40 Pfg. crhoben werden, um die einfachsten Kosten zu
bestreiten. Die Vorstellungen werd-en mit Rücksicht auf
die Jahreszeiten auf vier bis fünf Monate ausgedehnt
werden. Tas Theater liegt inmitten eines reizenden
Wäldchens, und an der einen Seite fließt ein stlberklares
Müßchen vorbei. Die Bühne ist 50 Fuß breit und 35
Fuß tief und mit mehreren Garderobcn versehen.

— London, 18. Juni. E x p l o s i v n i m A r s e n a I
von Woolwich. Jm Arsenal von Woolwich erfolgts
heute friih kurz vor 9 Uhr eine f n r ch t b a r e ExpIo -
sion, und zwar in der LyLditfabrik, die völlig zerstört
scheint. Das Platzen einer Bombe soll die Ursache des
Unglücks sein. Im ganzen sind 14 Personen getötet und
13 verletzt, einer davon fehr fchwer, eincr schwer. Das
Da-ch des Gebäudes wurde in die Luft gesprengt, das
Jnnere ftürzte dann zusammen.
 
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