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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0455

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Freitag, 6. März 1903. Erstes Blatt. 45. Jahrgang. — 55

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit FamilienLlättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und dcn Zlveiganstalten abgcholt 40 Pfg. Durch

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an bestimmten Tagen -vird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlagder Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Don der Amsterdamer Streiköewegung.

S. R. Die A m st e r d a »i e r Streikb e w e -
8 ung begimit durch die iinisasseiiden Vorbereitiingeii
oeider Parteien immer bedrohlichere Formen anznneh-
st>en. Während die Regierung in den großen Städten
bnrke Lrnppenaufgebote znsammenzieht, die gefährdeten
Punkte der Bahnlinie besetzt, eine eigene Eisenbahntom-
Uanie ansbildet, nm bei einem eventneUen Ausbrnch des
Etreikes den Verkehr wcnigstens anf einigen Hanptlinien
aufrecht erhalten zn tönnen, entfalten die hvlländischen
Arbeiter eine ganz ungewöhnliche Regsamkeit, nm mil
8usreichenden Mitteln sür einen Kamps gerüstet zn sein,
^on dessen Ausgang für sie auf lange Jahre hinaus die
^estaltung ihrer Ldhn- und Arbeitsbedfingnngen ab-
8ängen wird. BemerkenÄvert ist vor allein das ener-
Lische Bestreben, dnrch festen, einheitlichen Znsammen-
schlutz der Bewegnng die nötige Wncht geben zn künnen
sbr den Fall, datz es wirklich znm AnSbruch kommen
Mte. So haben die verschiedenen Eisenbahnvereinigun-
8en, die znsammen etwa 12 000 Mtglieder zählen,
^Uter dem Einslntz der augenblicklichen Lage die Grün-
WNg eines einzigen einheitlichen Verbandes beschlossen.
-iuch die Versammlung Ler niederländischen Arbeiteror-
8onisationen, die am 20. Februar in Amsterdam tagte,
Und bei welcher 40 Delegierte als Vertreter von 90 000
?rbeitern anwesend waren, ist ein bedeutsamer schritt
dieser Richtnng. Trotzdem darf nicht übersehen wer-
°^u, dah innerhalb der Arbeiterschaft anch Gegenströmun-
8^u, die namentlich von den katholischen Arbeitervereini-
8"ngen ausgehen nnd die einem -streik Ltirchaus ab-
"hnend gegenüberstehen, vorhanden sind. Dieser Tat-
Me, die von vornherein eine gewisse Schwäche in die
Eusstandsbeivegnng hineinträgt, sind sich die mahgeben-
en Avbeitersührer wohl bewutzt; es gewinnt den Ein-
^uck, als ob sie mehr der Not gehorchend, als dem eige-
A'" Triebe, in die leidenschaftliche Belvegung der letzten
^uge hineingerissen worden und nicht abgeueigt sind,
hren Einflutz für eine friedliche Lösnng des Konfliktes
!zUtzubieten, uni die unter ihrer Führung stehenden Scha-
A" nock> einheitlicher ziiammenzufassen. Allerdings sind
s? Anssichten für friedliche Lösnng zur Zeit wenig
8Unstige, Ter Streikgesetzentwnrf, den der Mnister-
Msident am 25. Februar der Kammer vorlegte, hat die
^uuation auf dle Messerschueide gestellt, kommt er zur
^uuahme, nnd dies scheint angesichts des Unistandes,
^Utz die Kammer mit 50 gegen 35 Stimmeu beschloß.

len

Cutwurf am nächsten Dienstag in den Büreaux prü-
lu lassen, nicht unmöglich, so dürfte der Ausbrnch
r u^s Streikes, dessen Ausdehnung sich allerdings bis
> ht noch „jchj ilberselwn lätzt, nicht mehr zu verlsindern
M. Der Streikgesetzentwurf übertrifst an Schärfe jeds
^rwartung, seine Annahme würde einer vollständigen
^rnichtnng des Koalitionsrechtes gleichkommen, da die
, "ktische Nnivendung desselben dnrch die Arbeitsnieder-
L8ung mit erheblichen Gefängnissträfen bedroht wird.
, Entivnrf bedroht den Einzelnen, der einen anderen
^^.Piederlegung der Arbeit zu überreden sncht, nsit einer
rx^ungnisstrafe bis zn 3 Monaten, vereinigen sich meh-
n ^ Personen zn diesem Zweck, so erhöht sich die Höchst-
auf 6 Monate. Ganz besonders scharf sind dis
o,^. uuingen gegen Arbeiter im öfsentlichen Dienste
»chr Beamte: weigern sich solche zur Ansführnng ihrer

dienstlichen Obliegenheiten, unr dadurch eine Stockung des
Verkehrs herbeizuführen, so trifft sie im Einzelfalle eine
Gefängnisstrafe bis zu 6 Monateiit handelt es sich
nm 2 oder mehr Personen, die „infolge von Verschwö-
rung" die Verkehrsstockung herbeiführen wollen, so kann
sie eine Gefängnisstrafe bis zu 6 Jahren treffen. Jn
allen Fällen kann der Richter antzerdem auf Entziehnng
des aktiven nnd passiven Wahlrechts erkennen. Der ganze
Entwurf richtet sich in seiner Teirdenz offenbar in der
Hauptsache gegen die Führer der Arbeiter. Da man
unmöglich jedem streikenden Arbeiter den Prozeß machen
kann, so plant man, die Führer auf Grnnd der ange-
führten Bestimmungen anf längere Zeit nnschädlich zu
machen und dadnrch der Bewegung ihre Spitze abzu-
brechen. Ob der eingeschlagene Weg der richtige ist,
erscheint zum mindesten sehr zweifelhaft. Die Wirtung
der Ausnahmegesetze ist bekannt, sie erfüllen niemals den
Zweck, dem sie dienen sollen, und führen der Sache,
die sie unterdrücken sollen, nur neue .Kräste zu. Dies
würde in verstärktem Matze auch für das geplante Streik-
gesetz gelten nnd es lätzt sich schon heute mit ziemlicher
Bestimmtheit voraussagen, datz die Regiernng im Falle
seiner Annahme wvhl nicht im stande sein würde, es
auch nur einige Jahre anfrecht zu erhalten. Die öffent-
liche Meinung, die die Ungerechtigkeit eines solchen Ge-
setzes sehr lebhaft empfindet, würde es hinwegschwem-
men.

Deutsches Neich.

— Prinz Heinrich XIX. Renß. Gen.-Leutn.
nnd Kommandeur der 34. Division stbAtz), srüher Kom-
mandeur der 26. Kavallerie-Brigade in Stuttgart, wurde
in Genehmigung feines Abschiedsgesuches, unter Be-
lassung ä lu 8uit6 des 2. Garde-Drag.-Rcg. Kaiserin
Alexandra von Rutzland, mit der gesetzlichen Pension zur
Disposition gestellt; derselbe wird in der Rangliste auch
'bei den Offizieren ä In snike der Arniee und in dei:
Dienstaltersliste der Generale geführt. — Generalmajor
v. Hochwächter, Komniandenr Ler 43. Hnf.-Brig. (Kassel)
wnrde nnter Befördernng zum Generallentnant zum
Kommandenr der 34. Division ernannt..

— Der neue d e n t s ch e Zolltarif ist in der
Reichsdruckerei in Berlin hergestellt und von da ans auf
Veranlassnng der Zentralfinanzbehörden der dentschen
Bundesstaaten kürzlich an die sämtlichen dentschen Zoll-
behörden zum Studium desselbeu abgegeben worden.
Dabei sind jeder Zollstelle etwa 2—3 Exemplare zuge-
stellt. Nach den Anforderungen des Tarifs müssen zu-
folge der übereinstimmenden Urteile von Praktischen Zoll-
beamten bei der Jnkraftsetzung Les Tarifs auf jeden Fall
mehr Oberbeamtenstellen geschaffen werden als gegen-
wärtig bestehen. Da der Zolltarif schon jetzt den Zoll-
abfertigiingsstellen zum Stndinm zugefertigt ist, so
nimmt man an, datz dersetbe s p ä t e st e n s a m 1. I a -
n u a r 1904 in Krast treten wird. Eine frühere Wirk-
samkeit desselben ist aber unseres Erachtens ausgeschlos-
sen, weil die jetzigen Zollsätze nach den bestehenden Han-
delsverträgen mit den fremden Staaten noch bis zn Ende
dieses Jahres in Lkraft bleiben müssen.

— Es gibt jetzt bereits in Deutschland iiicht lveniger
als 1s/2 Millionen A r b e i t e r v e r s i ch e r n n g s -
Rent em emPfänge r.

Aeutscher Weichstag.

Berlin, ö. März.

Etat des R e i ch s j u st i z a m t s.

Abg. Lenzma n n (fr. Vp.): Die reichsgesetzlichc Rege-
lung der bediugteu Bcguadigung, bezw. der bedingtcu Verur-
teilung sei durch deu ueuesten Erlaß vom September 1892
in falsche Bahnen geraten. Hierdurch bleibe der Straferlatz
uoch immer ein Guadenerlatz. Rsdner wüuscht em neues
«trafvollzugsgesetz noch vor der Reform des Strafgesetzbuches,
ferner eine Aenderung in der Vollstreckungsart der Todesstrafe
uud eine rcichsgesetzlichc Rcgelung der Gefangcneuarbeit.

Staatssekretär Dr. Nieberding geht auf die Be-
hauptung des Vorredners ein, datz die Richter im Westen
Dcutschland besscr qualifiziert seien, als anderswo. Das
müsse er zurückweisen. Wenn er auf alle von Lenzmann an-
gcregtcn Themata eingeheu sollte, mühte er deu ganzen Nach-
mittag sprechen, aber solche rein akademischen Unterhaltungeir
würden die Arbeit nicht fördcrn. Bezüglich des bedingten
Strafaufschubes scheine cs nicht richtig,, über die Methode des-
selben zu debattieren, ehe die eiuzeluen Regierungen über die
Frage einig sind. Er hoffe, dah man bald zur Regelung des
Strafvollzuges komme. Eine reichsgefetzliche Regelung vor
der Reform des neuen Strasgesetzbuches sei nicht angebracht;
man miisse sich einige Zeit noch so behelfen. Ueber eine
Reihe von Bestimmungen haben sich die verbündeten Regie-
rungen bereits verständigt.

Abg. Dr. Spahn (Ztr.) wünscht einc Reform des Ge-
setzes über den unlautercn Wettbewerb und der Konkursord-
nung und tritt für eine Vermehrung der Senate beim Reichs-
gericht ein.

Abg. Esche (natl.) tritt für eine Heraufsehung des Straf-
mlliwigkeitsalters auf 14 Jahre ein.

Staatssekretär Dr. N i e b e r d i n g verwcist demgegen-
über auf die hohe Zahl der jugendlichen, zum grohen Teil rück-
fälligen Verbrecher. Aussichten aus eine gesetzgeberische Reform
beständen nicht; eine Vcrmehruug der Nichter oder gar der
Seuate des Reichsgerichts sei ausgeschlossen.

Abg. Heine (Soz.) spricht über die willkürlichen Vcr-
haftungen und wünscht die gesetzliche Regelung der staatlichen
Entschädigungspflicht mit Regretz auf die bcteiligten Beamten.

Eingegangen ist ein Antrag des Wg. v. Dtziembowski-Po-
mian (Pole) auf Bercchtigung polnischer Frauen und Midchea,
ihren Vatersnamen auf A zu führen.

Staatssekretär Dr. Nieberding protestiert gegen die
Verdächtigung, dah die dcutsckun Richter gegenüber den Po-
len parteiisch scien.

Wg. Dr, M ü ll e r - Meiningen (fr. Vp.) sührt Klage
über die Zunahme der jugendlichen Verbrecher und deu hohen
Prozeutsatz der Rückfülligen. Der Kautschukparagraph iiber
die Wotteslästerung sollte aufgehoben oder wenigstenS einge-
schränkt werdeu.

Staatssekretär Dr. Nieberding teilt auf eine Anre-
gung des Vorredners mit, dah seiteus Preuhens die bon ihm
aufgestellten Grimdsätze für die Fesfelung bon Gefaugeuen den
auderen Bundesstaaten mitgeteilt worden seien. Die Antwor-
teu einiger ständeu uoch aus. Es sei zu hoffen, dah bald ein
gleichmühiger befriedigeuder Zustaiid geschaffen werde.

Abg. Beckh - Koburg (fr. Vp.) wüuscht Slbfchaffuug dcs
Zeugniszwangs für Redakteure.

Der Etat dcr Rcichsjustizverwaltimg wtrd genehmigt; Mor-
gcu Etat dcs Rcichsschatzamtcs und des Rechnungshofes.

Bnden.

Karlsruhe, 6. März. Die heute hier abgehaltene
Protestversauimlung gegeu die Zulassuug der
Jesuiteu im große'n Eintrachtsaal war vvu etwa
2000 Persouen, darunter einem stattlicheu Koutiugent
Damen, besucht. Geh. Hofrat Haid eröffnete, Rechts-
anwalt Dr. Süpfle leitetc die Versammluug. Professor

^^ükerauffnyrung des Keidelöetger Konser-
vatoriums.

^ ^ 2Heidelbcrg,0. März.

der gestrigeu Schüleraufführuug dcs Hcidelüerger Kou-
sijh "^riums im Saalüau, welche stärker als die lctzte Auf-
"8 besucht war, war Johann S t a m i tz' Orchestertrio
für 2 Vwliueu, Viouliuccllo uud Basso coutiuuo (Kla-
Hxw sp> 1, Nr> 2, durch die Orchesterklaffe ausgeführt, für
bjz'j üerg ei„e Novität. Die Orchestertrios vou Stamitz (1717
ieit s ^7), dcssen Werke gauz verschwuudeu wareu imd erst
ipch Pöem in dem vou Ricmau rcdigiertcu 4. Bande der „Deuk-
dx„ ^ der Toukuust iu Baycrn" wicder zugänglich gemacht wur-
Sesst Ükhoreu zu dcn hervorrageudsteu Schöpfuiigeu dieses ver-
bnd nst'.dkeisters. Es sind kleine Spmphonieu, welche iu Stil
zqrr'Zuibau schon vollständig Haydn'scheu und bcsoudcrs Mo-
^stter) >" Charaktcr habcu. Die flotte Darstclluug dcs Or-
^tios und seiue Klangfülle sprachen schr au. Die 1.
dix ^ ?>Pfte sich eiu etwas leichteres Haudgelcuk augewöhucu,
dirxsj uihrte ihre Aufgabe angemcssen durch. Clemeuti's Kla
stq,, 7?^ »Didoue abbaudonata" (1. Satz) wurde vou Mis

satz) wurde von Mih
(Klasse Neal) gut vorgetragen, ebenso
(2'^ku's Sonate D-dur für Violine uud Klavicr op. 12 Nr.
Nig„' "ttd g. Satz) von Hrn. Sicgert unb Frl. Wass-
TqZ (Klasse Bartelt), besouders im 2. Teil.

lv„Z , " srhx markante Spiel dcr Geige klang nebeu dem et-
'Uvu Klavier zu feiu. Frl. A m a u u (Klasse Neal)
8nr d„hVU^Pi,ps Sonatiue A-moll für Klavier (1. Satz) auch
lkhvkj Herr Reyuolds (Klasse Seelig) bcwältigte iu
^r^lluriio op. 32 Nr. 1 und im Mciidelssohn-Bar-
t!>Agab'- aus op. 38, A-moll (beides für Klävier) scme
^ch^A'Uit gurem Vcrständuis uud guter Tcchuik. Fräul.
^vldv'-7,5? (Klasse Ziemsseu) zeigte im Mcudclssohu-Bar-

° ll « nder

«Nsp

h's Arie
^chendc i

„Latzt uns singen" aus Paulus eine angenehme,
:timme, leider schieu sie etwas mdispcmiert. Hen-

selt's Romanze B-moll op. 10 und Grieg's „Schmciterliiig"
(aus op. 43), beidcs für Klavier, trug Frl. Gröbe (Klasse
Seelig) gcfühlvoll und mit Verstäu'dnis vor. Frl. T r i t s ch-
ler aus Heidelberg (Klasse Neal) überraschte in Liszt's Ri-
goletto-Konzertparaphrase für Klavier durch hervorragende
Fingerfertigkeit und schimcs flottes Spiel, wofür ihr reicher
Applaus daukte. Neben dcn beidcu Trios — das 2. war Men-
delssohn-Bartholdy's op. 49 für Klavier, Violine und Cello
D-moll (1. Satz), vorgetragen vou der Kammermusikklasse
Seelig (Frl. v. Kö u i tz, Herreu A. Iurasz u. Rittner)
— war dies die beste Leistuug dcs Abeuds.

Kleine Zeitung.

— Wirdcr eine Hof-Affäre? Aus M ü nchen wird
der Wiener „Zeit" geschrieben: „Mit großem Erstaunen
wird hier eine Meldnng der „Tägl. Rundsch." aufge-
nommen. Das Bertiner Blatt erfä'hrt, datz Lje Prin-
zessin Gabriele von Bayern, die sich mit ihrem
Gemahl, dem Prinzen Rupprecht, auf einer
Reise nach Jndien befindet, unterwegs erkrankte imd in
Bandong znrückbtieb. Sie habe bei Poentjek eine An-
höhe erllettern wollen, und sei dabei von einer Unmenge
„Landblutegel" angefallen worden, deren Bisse bei ihr
einen Fieberanfall verursachten. — Falls d'iefe Darftel-
lung richtig ist, das heißt, wenn Prinz NnPPrecht, der
gar nichts zn versünmen yat, wirklich ohnc seine Gattin
weiterreiste, so ist es begreiflich, daß dieser Vorgang in
München zn allerhand Kombinationen Anlatz gibt, die
wir nur mit grötzter Reserve wiederge'ben können. Prinz
Rupprecht re'sidierte mrt seiner Gemahlin in Bamberg,
und es fiel schon allgemein auf, daß Prinzessin Gabriele
vor einiger Zeit wiedcrholt allein nach Müncheii kam.

Es ging damals das Gerücht nm, die Dame könne sich
in die Bamberger Verhältnisse nicht einleben und sehne
sich nach München zur-ück. Tatsä-chlich hatte die Unznfrie-
dcnheit der Prinzessin aber, wie man jetzt in Münchm er-
zählt, wesentlich andere Gründe, die sich auf den Prinzen
Rnppreckit und seine Lebensweise beziehen. Aus Rück-
sicht anf diese Verhältnisse war der Prinz auch veranlaßt
worden, einen längeren llrlaub zu nehnren nnd eine über-
seeische Reise anzutreten, nach deren Beendigung er nicht
wieder in seine frühere Garnison Bamberg zurückkehren
soll. Prinz Rupprecht ist der älteste Sohn des Prinzen
Ludwig von Bayern und sonnt dereinstiger Thronfolger.
Seine Gemahlin rst eine Tochter des Herzogs Karl Theo-
dor, des bekannten Augenarztes. Die prinzliche Ehe
wurde erst vor etwa zwei Jahren geschlossen.

— Leipzig, 6. März. Jn dem seit eiiiiger Zeit sich lsiuzie-
heudeu Prozetz gegeu deu Direktor der Lcipziger Bauk, Ex -
n e r, wurde heute die Beweisaufnahme geschlosseu. Morgeu
beginuen die Plaidoyers. Das Urteil ist Samstgg zu er-
warten.

— Dresden, 4. März. Ju deu lctztcu Tagen sind vcr-
schiedene Mitteiluiigeu durch die Mätter gegangen über die
schnelle Abreise eines amerikauischen Zahnarztes Dr. Louis A.
O ' B r i a u aus Dresdeu, die auf frühere Beziehuugen des-
selben zur ehemaligeu K r o n p r i n z e s s i n Luise zurück-
geführt wurdeu. Der „New-Dork Herald" bringt jetzt nähere
Mitteilungeu darüber, deren Richtigkeit allerdings dahingestellt
blcibcu mutz. Darnach sei dem Zahuarzt am 20. Februar vou
dcr Polizei bedeutet worden, datz seiue Aickvcsenheit in Dres-
den nicht über deu 6. März hiiiaus' dauern solle. Es sei kürz-
lich ein Briefwechsel kompromittiercuder Natur zwischeu dem
Zahnarzt und der Kronpriuzeffin entdeckt und iu die Hände dcs
Königs gelegt worden, worauflsin die erwähnte Weiscmg au
dcn Zahnarzt ergangeu sei. Diese Körrespondeuz habc erge-
 
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