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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Donnerstag, 26. Fkbruar 1903. Grstes Blatt. 45. Jahraaua. — 48

Erscheint t ä g l i ch, Sonntags ausgenommen. Preis mit Fmnilienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei dcr Expedition und den Zlveiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

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Die russtsche^Wegierung üöer die^mazedonische
Arage.

Pete r s b nrg , 25. Aebr. Drr „R egie r u n g s-
ü o t s" verösfentkicht folgonde A nsla ff s ung der
Negierung: Das politische Leben glaubensverwanü-
ter Völlerschasten unermüdlich verfolgend, hat die kaiser-
liche Regierung, dürch ihre Agent-en über döe wahre Sach-
lage rechtzeitig nnterrichtet, nicht aufgehört, die Aufmerk-
iamkeit der Pforte anf die nnaufschieöbare Notivendigkeit
derVerbesser u n g der Lage der Christe n in den
Vilajets Salonik, !>!' o s sowo nnd M o n a st i r zu
richten. Dein iin Oktober 1902 nach ^älta berufenen
Botschafter in Konstantinopel wnrde die Ansarbeitung
eines Projektes der w e s e n t l i ch st e n Reformen
aufgetragen mit Ler Anweisung, die Pforte anf das
d r i n g e n d st e B e d ii r f n i s ihrer schnellsten
A n wend u n g hinzuweisen zu grnndlicher Beseitignng
der Ursachen drr Unzufriodenheit. Eine Mitteilnng glei-
cheu Inhalts eibiUi anch der türkisckP Gesandte, der den
Kaiser in Livadia begiüßte. Die türkische Regiernng
erklärte sich bereit, die freundschaftlichen Ratschläge zu
befolgen. Tas im Rovember 1902 veröffentlichte Re-
sorm sdrade enthielr aber keine genügend'e Gewähr für
die Verbesserung der Lage der Christen, diente daher auch
»icht znr vellsiändigen Bernhigung. Trotz der den Bal-
kanstaaten erteilten Ratschläge dauerte dieBeweg u n g
der r e v o l n t i o n ä r e n K omit e e s zur A u f -
h e tz n n g der Bevö.'t'ernng gegen die Pfarte fort. An-
gesjchts der ansterordentlich beunruhigenden Lnge beanf-
tragte der .Kaii'er den ZRinister des Aus-Wärtigen, Anfang
September Belgrad und Safia zu besnchen nnd dort im
^umen dr's U'aisers eine Mitteilung folgenden Jnhalts
Ki machen:

„Nach wie vor sind Rutzlands De m ü h u n -
g e n daranf gerichtet, die Pforte zn den s ch n e l I -
st enRefo r m e n iu den drei Vilajets zn veranlas-
sen. Es ist daher unerläßlich, daß die slavischen Staa-
ten ihrerseits die möglichen Maßna'hmen zur Wahrnng
der R u h e auf dem Balkan treffen und den Revo-
lutionären Widerstand entgegensetA'n. Nnr so können
sie auf Rußland rechnen."

Der .st'önig von Serbien nitd der Uirst von B n I -
garien beeilten sich, dem Miiiister Grafen Lamsdorff
M verfickprn, daß ihre Regierungen b'emüht sein werden,
we fernere Agitation zn unterdrücken. Sie würden das
Ergebnis des Wirkens Rußlands fiir die Christen ab-
ivarten.

Nachdem didse Versprechungen erfüllt waren, sprach
ßie kaiserliche Regierung der bnlgarischen Regierung
wr die in der jiingsten Zeit ergriffenen Maßregeln ihre
bolle Bi l l i g u n g aus. Graf Lamsdorff reiste
don Belgrad nach Wren, wo zwischen den beiden Ministern
oes Answärtigen geniäß dem Abkommen von 1897 Be-
wtungen stattfanden. Diese eUdeten mit der Feststellung
oer Hauptgrundlage der geplanten Reformen in den Vi-
i.ajets. Anfangs Januar w'urde das Program den Bot-
jchaftern Rußlands und Oesterreichs-Ilngarns in Kon-
llaiitinopel mitgeteilt: nach Beratung der örtlichen Ver-
baltnisse sollten diese ein ausführliches Reformprojekt
lür ßje drei Vilajets ausarbeiten. Nach desseir Geneh-
Mgiing durch beide Regierungen wurde das Projekt am
' Januar den Signatarmächten (des Berliner Vertrags

z von 1878. D. Red.) vertraulich mitgeteilt mit dem Er-
i suchen, ini Falle der Billigung sttußland und Oesterreich-
llngarn bei der Pforte zu unterstützen. Deutsch-
land, Frant'reich, Jtalien und England drückten ihre
volle B e r e i t w i l I i g k e i t hierzn ans. Die Bot-
schafter Nußlands und Oesterreich-Ungarns wurden so-
dann beauftragt, daS Reformprojekt dem «nltan vorzn-
k'gen.

Nach einer zusammenfassenden Darstellttng der Re-
formvorschläge heißt es im „Regierungsboten" dann
weiter: „Diese Maßnahmen, welche eine weitere
Ent w i ck l u n g in der Z n k u n ft finden kön -
nen , erscheinen genüge n d, eine wesentliche Verbes-
serung des Lebens der Christen zu sichern. Außerdem
soll in einigen 'Gegenden — unter Leitung der Botschafter
in Konstantinopel — eine sorgfältige Ueberwachung dnrch
die Konsnln über die Anivend'iing der Reformen organi-
siert werdLn. Die dnrch das Opfer Rußlan'ds zu einem
selLstündigen Leben berufenen Bälkanstaaten dürfen zu-
veisichtlich auf die beständige Fiirsorge der Regierung für
die tatsächlichen Bedi'irfnisse, sowie anf den mächtigen
Schntz der gegenseitigen nnd inaterü'llen Fnteressen der
Christen rechneii: sie dürfen dabei aber nicht aus dem
Ange verlieren, daß Rnßland nicht einen Tropfen Blut
seiner Söhne nnd nicht den kleinsten Teil des Erbes des
russischen Volkes opfern wird, wt'nn die slavischen Staa-
ten e n t g e g e n dem rechtzeitig erteilten nnd besonne-
nen Ratschlag dtirch revolutionäre und geivaltsame Mit-
tel eine Vorändernng der bestehenden Ordnnng auf der
Balkanhalbiiisel aiizustreben sich entschließen sollten."

Dirse im russischen Regierungsorgan veröffentlichte
Anslassnng ist bem'erkenswert dnrch die Entschiedenheit,
mit der den Balkanvölkern zugernfen wird, Ruhe zu hal-
ten. Wenn Rußland energisch für Rühe spricht imd die
Tiirkei in Mazedonirn sich für atle Fälle vorbereitet hält,
dann wird der znm Frühjahr angekündigte Nufstand viel-
leicht doch nicht ziim Ansbrnch konimen.

Anch die ö st e r r e i ch i s ch e R e g i e r u n g spricht
sich in einem Artikel im „Fremdenblatt" zn der Angele-
genheit ans. Er bernht anf dem gleichen Ged'ankengang
'tvie der rnssische, nnr ist die Verwarnung an die kleinen
Balkanstaaten in eine vibl schärfere Form gekleidet.

M So heißt es da : Politische Umivälzungen nnd Unter-
iiehnningen, welche anf revolutionäre Ilnigestaltuiig der
Dinge gerichtet sind, konnten auf die Unterstützung der
Mäihte von vorneherein nicht rechnen. Wenn die Be-
völkerung trotz iviederholter Abmahmingen sich außer-
halb des Gesetzes stellt und von den revolutionären
Komitees sich hinreißen läßt, den Kampf uin ihre
Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, so handelt sie
auf ihre eigene Verantwortung und Gefahr. Nienrand
wird der Türkei in den Arm fallen, wenn in
Ausübung gerechter Notwehr eine anfständis ch e
Bewegung gewaltsmn unterdrnckt wird. Die Völker-
schaften jener Gegenden mögen aus den unternommenen
Schritten die Ueberzeugung schöpfen, daß dic Mächte
für ihre Leiden ein Herz häben. Die Maßregeln, welchen
die Tnrkei ihre Zustimmung erteilte, sind Positive
Errungenschasten, für deren gewissenhafte Durchführnng
die Mächte sorgen wcrdenB Es ist die. Anordnung
getroffen ivorden, die Tätigkeit der tiirkischen Bchörden
durch die fremden Vertretungen sorgfältig zu überwachen.
Das solidarische Vorgehen^der Mächte bietet der

Sladtlheater.

Heidelberg, 26. Februar.
„D on Carlu s". Von Friedrich S ch i l l e r. -
. Es mutz nur ein Mensch kommen von gutem Geschmack,
imrker Jntelligcnz und der grotzeu Energie, die sich sagt: die
Aelt ist noch auf einen Abend mein, auf diescn Abend, da
jch den Leuten zeigcn, was in diescm Schiller siht, was ich
'dem machen kann, was dieser König unter mcinen Händen
es muß nur ein solcher Darsteller wie Hcrr Sigl kom-
und der Zuschauer, der wohl ein weuig gleichgiltig, ein
süenig ermüdet gekommen, wird gefangen, gepackt, mitgeführt
ü eine Welt, wo nicht der Zufall und die Wirrnis der Farben
züd Lichter mehr herrscht, sondern der einheitliche Wille eines
Adnstlexs, der Aweck, der eine künstlerische Wclt ins Leben ruft.

zwei Jahren zum Benefiz des Herrn Rudolph, hatte der

^arquis Posa das ganze Jniercsse, heuer, da Herr H o l st c ! n
Pbosa) sich seine Aufgabe gar zu leicht gemacht hatte, (seiue
Pürstellung war stellenwcise farblos), fatzte Sigl nach den
^rzen und führte sie, wie er wollte, wohin er wollte. Sein
9tes Erscheinen im Garten, wie befremdend, wie wird das
^henl Dann aber im Gespräch zwischen Vater und Sohn,
- ns wurde aus dem Kopf! Es giebt einc Büste des Philo-
^hheu Seneca, !hr glich der Kopf dieses Königs, wenn cr über
L">eru Geschick brütet, das ihn einsam lietz auf seincm Thron.
„!!ch in dieser Seele voll von Mitztrauen, ein begrabcner Tem-
ei„ hciliges Leben, das sich regt in selicnen Augenblicken.

L rr grotze Handelsmann im Südon, der kalte Menschenveräch-
bermag Posa anzuhören, und scin Unglück lätzt ihm die
ynuüg ein^Z höheren Dascins ausgehen, in dcm der Mensch
zP glücklich wird, wcnn er frci dcnken darf. Posa ist der Ue-
r.btvinser; der Gedanke, dem er, sich opfernd, sein Leben da-
UNgegeben, wird jiegend weitergehen. Philipp und Carl, von
x "tNPteilen und Leidenschasten verdüstert, steheii auf dcr dunk-
n.! ^eite. Carlos, dessen Blut so heitz, dessen Blick' so kalt
ü kann, ward gespielt von Hcrrn E ck h o f. Die vorzügliche

Leistiing litt etwas unter einem Zuviel der Geste; wieviel liegt
i-n der Be'wegung, fast mehr noch als in der Mimik und der
'Stimmel An der S>'rache war wenig zu erinnern. Das
meistc erschien wohldurchdacht. Dazu die prachtvolle Jugend
und Kraft der Leidenschaft. Gut mutzte die Königin des Frl.
Hartmann gefalleu, in der Sprache wie der Haltuug fein
und vornehm, war sie in den SAenen mit Carlos wie mit Phi-
lipp gleich glücklich. Dem Spiel und dem Ausdruck nach war
auch an der Eboli des Frl. Vogel wenig auszusehen, aber
das Organ wollte nichts Klares mehr hergeben, Ivas einiger-
matzen verstimmlich wirkte. Herr Feldner, der vorzügliche
Sprecher, lieh seine Kraft dem Dommgo. Herr Brandt war
als Alba ein guter Gegenspieler des Priuzen wie des Königs.
So haben wir denn in kurzer Zeit zwei Tragödien zwischen
Vater und Sohn vor uns gesehen. Diese und die Hauptmann-
sche. „Jch gebe nichts verloren als die Toten". Wirklich?
Soll nur der Lebende recht haben, ivenn aus den Seelen der
Geivesenen solche Kraft fortwirkt auf ferne Geschlechter, unver-
gleichlich allem Gegenwärtigen, wie dies Wahrheitsfeuer des
Schillerschen Ge-nius? Es war ein guter Abend. Das Publi-
kum war nicht nur unterhalten, es war bewegt. K. IV.

Kleine Zeitung.

— Köln, 25. Febr. Die tollen Tage des Faschings
sind leider nicht ohne einen traurigen Mißton ausgeklmigen.
Ein schweres Verbrechen ist gestern in dem tollen Trubel
ausgefüyri worden. Der Kanouier Mende der ersten
Konipagme des SchleSwig-Holsteinschen FnßartillerieRe-
giments Nr. 9, der gestern Mittag ansgegarigen war, mii
sich das Karnevalstreibcu aiizusehen, ist Abeuds nicht in
sein Kaserncmerit anf Fort Deckstein zurückgekehit. Heute
früh gegen 7'/, Uhr wurde auf der Teutzer Seite miweit

Bevölkerung eine weitere Bürgschaft für den Ernst, mit
dem Europn die Sitiration auffaht."

Deutsches Reich.

— Z w ei u n d s i e b z i g Zeitungen in po l-
nischer Sprache erscheinen nach dem jetzigen Stand
der Postzeitungsliste im deutschen Reiche.

Deutscher Weichstag.

,B erlin, 25. Febrnar.

Die Beratmig des Etats des Reichsamtes des Jnnern
wird bei Kapitel „R eichsge s n n d heitsam t"
foi'tgesetzt.

Abg. Zwick (frs. Bp.) bespricht das Verbot der Anwen-
dung vou Borsüure zur Kouservierung bon Fleisch; dasselbe sei
ungerechtfertigt.

Mg. Dr. Oertel (Kons.) hebt die Tätigkeit des Reichs-
gesnnd'heiisamtes hervor. Dic Praxis haite genügend Gelegen-
heit, sich auf das Berbot vorzubereiten. Zahlreiche Autori'täteu
kameii zu dcm Ergebnis, datz Borsäure ein sehr bedenkliches
Zellengift sei. Der Bundcsrat mntzte daher das Berbot er-
lassen. Redner bittet, das Borsäurevcrbot in vollem Umfange
aufrecht zu erhalteu, auch gegen das Auskand.

Abg. Dr. Deinhard (natl.) hält das Verbvt gleichfalls
für gerechtfertigt.

Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowskh: D!e Ent-
scheidung dcs Reichsgesundheitsamtes müsse für die Regierung
matzgebe-nd sein, solange nicht nachgewiescn werde, datz sie
anf falscher wissenschaftlicher Grundlage erfolgt sei. Eine
Reihe von Gelehrten trat der Auffassung des Reichsgesnn-d-
heitsamies bei. Auch im amerikanischen Repräsentantenhaus
sel der Antrag, die Borsäure als uuschädlich zu erklärcn, abge-
lehnt Worden. Die Regierung werde das Verbot unter allen
Umständen anfrecht erhalten.

Abg. Dr. Langerhans (fr. Vp.) meint, man würde
den Mangel der Borfäure sehr schwer empfiuden, da ein Er-
sah fehle.

Abg. M ü l l e r - M e i n i n g en (fr. Vp.) beklagt sich
über die Handhabung der Berordming betreffend die Geheim-
mittcl.

Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowskh sührt aus:
Die Liste der Geheimmittel sci uoch nicht veröffentlicht; es
sollen noch Verhandlungen statkfinden. Sobald die Geheim-
mittcl festgcstellt sind, werdcn Schwierigkeiten für die Presse
nicht mehr vorhandcn sein. Auf eine Anfrage des Abg.
Schmidt-Frankfurt (Soz.) erklärt der Staatssekretär, es sei
ein Ausschutz gebildet, der die Aufgabe habe, dic Frage der
Wv'hnuiigshhgiene zu stndiercn. Jn Preutzen werde ein Woh-
nungsgesetz vorbereitet, das für den Reichsgesundheitsrat die
Grundlage gebon wird.

DaS Kapitel „Rcichsgesiindheitsamt" Ivird hierauf geneh-
migt.

Bcr Titel Patentamt spricht Abg. Dr. Paasche (natl.)
dic Hoffnung aus, datz bci der Vermehrung des Personals
künftig cine schnellere Erledigung der Arbeiten erfolge und
wünscht eine Bermehrung der höheren Stellen.

Bei Titel Reichsvcrsicherungsamt bittet Graf Balle-
st rem , von nun an sich nur auf spezielle Themata zu be-
schränken.

Auf ei-ne Anfrage betreffeu-d die Anlage von Kapitalien
durch die Bersicherungsanstalt erklärt Staatssekretär Dr. Graf
v. Posadowskh, er habe bereits eine neue Anweisung
verankatzt. Ueber die Verschiedenheit der Prozentsätzc könne
er keine Ausku-nft geben.

Abg. Rösicke - Dessau (fr. Ver.) verbreitet sich über all-
gemeine poliüsche Fragen, z. B. die Arbcitergesetzgebnng, gegen
dic die Rechte gestimmt hätte.

der Pferdchensgasse seine Leiche mit d urch s ch n i t t en em
Halse aelaridet. Es scheint daher eist Mord vorznliegeii.

— Ein köstlicher Satz befindet sich in eiiier kürzlich
ergangeiien Entscheidmig des Oberlandesgerichts iu Eelle.
Das Gericht hatte über eine Beschwerde wegen eiues gcpfändeten
Schweines zn eiitscheidcn. Jn dem Erkemitnis heißt es:
„Das Beschwerdegericht hat die Jdeiitität des ge-
pfändeten Schweines mit dem Richter erster
Jnstanz als erwiese > angenommeii."

— Einc Gescllschaft znr Fördrrnng der Iveiblichen
Gleichgiltigkcit gcgcn Männcr so lantet ihr recht lan-
gcr Name — ist in Gnilford in England gegründet wor-
den. Nur Jungfrauen von mehr als 17 Lmzen Lürfen
in die sonderbare Vereinigung eiistreten, deren Zweck ist,
i'hre Mitglied'er vor den Gefahren der Ehe zu bestiahren.
Die Gesellschaft hat merkwürdigerweise gleich großen An-
klang gefunden und ist dadurch in den Stand gesetzt wor-
den, sich ein eigenes Quartier zn beschaffen, das den Na-
inen „Spinsters Ritreal!" (Heim der alten Jnngfern)
trägt. Vorschrift ist, lange LAeider und eine einfache,
aber gefällige Häartracht zn trggeN. Alle Mitglieder
niüssen gesund und kräftig sein nnd' ihren Ilnterhalt sich
selbst verdienen, mn gegen die Gefahr gefeit zu sein, dis
Ehe als einen Nothafen zu betrachten. Sie müsseii ferner
gegen die Verlockungen der Männer gewappnet sein,
einen Abscheu gegen dis Liebe be'sitzen nnd die Ehe ver-
achten. Wenn ein Mitglied sich verliebt, soll es die Prä-
sidentin müttei'lich veiivarnen; wenn es aber beiratet,
wird es ausgestoßen.

— Ein Dichter auf dem Kntscherbock. „Wenn ich, sö
erzählt ein Haiiibnrger im „Hamb. Korr.", an den
 
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