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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Rreitaa. 20 Miirz 1908. Crftes Vlatt. 45. IMaan^ — .G' ^7.

Erscheint täglich, Sonritags ausgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich 1.36 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommeu. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt^nschlagstellem^

Ier Weichskanzler üöer Denezueta, denDrel-
^jöund und Mazedonien.

Jn der gestrigen Reichstagssitzung lietz sich Graf Bulow
^uf eine Anfrage des Abg. v. Hertling über mehrere Fragen
öer auswärligen Polirik, wie folgt vernehmen:

Reichskanzler Graf Bülow: Jn der V e n e z u e l a -
^ n g e l e g e n h e i r haii-delie es fich für uns von Anfaiig an
^diglich um die Abwickluiig eines durch die Unzuverlasfigkeit
des Schnldners ungewöhnlich schwierigen Geschäfts mit unge-
ivohnlickxii Miiteln. Eine Melhode, den Pelz zu waschen,
?hne ihn natz zu machen, ist noch nicht erfunden worderi. Es
handelte sich um eine in die Zukunft reichende Warnung. Wir
^Uutzren mit befonderer Nüchternheit und Kesoiinenheit han-
dainit nichl aus diescr verhälrnismätzig untergeordiieten
^lreirfrage Livrungeii in unseren Beziehuiigeii zu anderen
Müchten hervorgehcn. An Versuchen dazu hat es in einerri
^eite der ausländischen Presse nicht gefehlt, besonders der
j-New-Dork Herald" hat fich darin hecvorgetan. Die Versuche
Und gescheirerl an der Loyalitäi der fremden
ächre u»d der Ehrli ch keit u nserer Politi k.
Nach dem Prorokoll sind die in dem deutschen Ultimatum auf-
Sestellten Forderungen als angenommen zu betrachter Die
deiiischen Reklamationen zerfallen in drei Klassen. Die der
El>ten Klasse sind von der vcnezolanisckseii Regierung anerkannt
ssud in Bar oder Wechseln bezahlt worden. Der erste Wechsel
'st bereits eingelöst. Für die Einlösung der weiteren Wechsel
daften die Zolleinkünfre, Lie im Falle dec Nichtinnehaltuiig der
Efhlungen durch belgische Zollbeamte erhoben werden sollen.
^Ze Forderungen der zweiten Klasse find einier Prüfung noch
"uht unierzogen worden; die venezolanische Regierung ist be-
zuc Festftelluiig und Klürung derselben in einer gemisch-
leu Kvmmission in Caracas mitzüwirken. Auch die Forderun-
3en der drirten Klasse werden ihre Erledigung finden. Die
. sten der Blockade lassen sich noch nicht übersehcn; sie stnd ge-
^"g. Vow einer Forderung der Erstattung derselbeu haben
angefichts der ziemlich trostlosen Finanzlage Venezuelas
^°!lesehen. Wir haben crreicht, was wir angestrcbt hatten
sil^. nach der Lage der Verhältuisse erveichbar ivar. Die
' uion ist ohne Fanfaren, aber mit dem nötigen Nachdruck ein-
geleitrt, zweckmätzig abgegreuzt und ohne ^Sckyväche durchgc-
l"hrt worden.

. Der Reichskanzlec kommt dann auf den D r e i b u n d zu
drechoin Datz die Erneuerung des Dreibundes rechtzeirig er-
.fmste, ift rin Beweis dafür, datz der Dreibund nicht auf zufäl-
^gen', vorübergehenden und künsrlichen politischen Konstellatio-
sondern auf dauerndem, in der Natur der Verhältnisse
^gründetem und bei allen drci Mächten glcichmätzig vorhan-
rnem J-ntercsse üeruht, Der Dreiüund legt der iiinereii und
Zstzeren Entwicklung der verbündeten Mächte keine andcren
^chranken auf als die, welche dic Ausrechterhaltmig dcs
,-^nz ^iio iiiid somit des Friedeus gebieten. Er unterscheidet
, dadurch von der langen Reihe dcr früheren Allianzen, ins-
^wndere Ler „Heilgen Allianz!" Die Ernenernng i st
cht a n st a n d s l o s und uicht o h n e Schwierig -
t z u st a n d e g e k o m m e u. Fn O e st e r r e i ch imd in
^^alien gibt cs Gegner des Bundes; meistens sind es auch
h^M'er der Verfassung jener Staaten. Sie wurden von drei-
^'wfeindlichen Gegnern von auherhalb uwterstützt. Demgcgdn-
,,g ^ wurde bei Erueuerung des Bundes an dem dcfensi -
s z " Charakler desselben festgehalten o h n e E i n -
^',rcinkung und ohne Abs ch w ä ch u n g. (Beifall.)

^ ' r halten am Bunde mit aller Treue f e st u.

habeu auch alle Garantien dafür, datz die
anderen Mächte treu z u u n s st e h e u w e r d e u.
Der Dreibund hat nichts mit zoll- nnd handelspolitischen Fra-
gen zu tnn. Die Erneuerung ist auch nicht mil zollpolitischen
Zugeständnissen erkauft worden. (Beifall.) Wenn ich vor
einem Jahre gesagt habe, der Dreibuud sei keine absolute Not-
ivendigkeit, so hiibe ich damit nicht uuwesentlich zur unverän-
derten Erneuerung beigetragen. Gerade gegoimber den aus-
ländischcn Elementen, die nns einredcn ivollen, es wäre dic
Erneuerimg des Dreibunds für uns eine gröhere NoÄvendig-
keii als die anderen Mächtel Wir haben kein geringercs, aber
auch kein grötzeres Juteresfe an dem Bunde, als die anderen
Mächte. Die Behauptung, der Drcibund habe seine Bedeu-
tung verlorei», ist ein harmloses Vergnügen, das wir als Trost
für-'die erlittene Enttäuschuiig denjenigen gönnen, die auf die
Nichterneuerimg spekulierten. Der Dreibuiid hat weder seineu
Charakter, noch seine Bedcntnng verändert. Er wird dasselbe
internationale <ÄHwergewicht beibehalten, wie bisher. Herr
Delcasse hät nstt seinem Ausdruck doch wohl nur sagen wollen,
dah der Dreibund nur ein FriedensbündniS ist.

Was M a z e d o n i e n anlangt, so haben wir in Konstan-
tiuopel keinen besonderen und keinen ausschlietzlichcn Einflutz
angestrebt und das toäre auch falsch. Wlr treiben keine aktive
Ocientpolilik und holen auf dem Balkan für niemand Kasta-
isten aus dcm Feucr. Gerade deshalb ruht unser Verhältnis
zue Türkei anf einer soliden Basis des VertranenZ. Deulsch-
land steht denjeistge» Mahnahmen in Mazedoisten sympalhisch
gegenüber, die »eeignet sind, die Verhältnisse zu bessern, ohne
den Besitzstand der Türlei zu gefährden. Der russisch-öster-
reichksche Reformvoiychlag scheint mir sehr glücklich zu sein.
Deutschland stilnint, in dem anfrichtige» Bestreben, anf dem
Boden dcr bestehenden politischen Machtverhältnisse, fnr Ord-
nimg, Ruhe iind Sicherheit im Oricnt zu sorgen, dnrchaus mit
Oesterreich und Rutzlciud überein, die diese Frage in dantens-
wertcr Weise in die Hand genommen haben.

Deutsches Reich.

— Der Kaiser und die Kaiseri ir werden am
28, April an den.Vermählungsfeierlichkeiten des Groß-
herzogs von «achsen-Weimar teilnehmen und sich damt
immittelbar nach Ztalien begeben.

— Der Reichstag gedenkt endlich eine Ehrenschntd
an nnser o st a f r i k a n i s ch e s K o l o n i a l g e b i e t
abzntragen. Die BewiUignng einer Snmme von 750 000
Mark dnrch die Bndgetkommission znr Fortsetznng
des Schiene n w e g e 8 T a nga - K orog w e bis
Dt o m b o in West-Usambara sichert für später der .Kolo-
nie die lange erstrebte Verbindnng der K'iiste mit den
iveiten Seedistrikten, zimächst mit dem Viktoriasee, nnd
dars nnzweifelhaft als ein Präzedenzfall von größter
Tragweite angesehen werden. Es hat lange gedanert,
ehe dieser Gedanke im Reichstag zu Reife gelcmgte, ob-
wohl der schtichle Menschenverstand es nie begnfsen haß
daß man piattische Kolonialpolitik in einem ostafrikani-
jchen Schutzgeüiet von der doppelten Größe Dentschlands
treiben wollte, ohne die notwendtgen 5lommunikation.s-
wege fnr dir Ersthließung der Kolonie zn schaffen.

- Tie v e r s i n i g t e n I n n n n g s v e r b ä n d e
D e n t s ch l a ii d s haben beschlossen, gegen die Mehr-
betastimg dcr Arbeitgeber, durch die Erhöhung d-es Re-
servesonds der Bi rnfsgenosscnschaften eine Einsprnchs-
bewegnng zn vcranitalten.

— Die A n t i - I e s n i t e n - B e w e g u n g nimmt
sortwährend zu. Protestversainmliingen gegen die Auf-
hebnng des Paragraph 2 des Fesnitengosetzes sind dieser
Tage äbgehalten worden in Potsüam, Chemnitz, Plauen,
Nördlingen.

— Der Rückgang der S ch w e i n e p r e i s e
beträgt na-ch amtlichen Mttteilungen auf den Schweine-
märkten in Berlin nnd Hambnrg bereits 10—12 Mk.
für den Zentner Schlachtgewtcht. Selbst von den Schtäch-
termeistern wird ein erhebliches «inken der Preise für
Schweine zngegeben. Während aber die Schlächtermei-
ster es verstanden haben, die Preiserhöhung sür sich so-
fort anszunntzen, zögert ein großer Teil von ihnen noch
iinmer, setzt für S-chweinesleisch den Preis herabznsetzen.

— Die Rentabilität der Gro ßi ndustri e ist
zwar ün Jahre 1902 auch zurückgegangen, aber doch
nicht so stark, wie im Jahre zuvor, Än den Dividenden
gemessen ergiebt sich ein Rückgang von 1,29 Prozenk
gegen 0,02 Prozent tm Jahre 1901.

Aeutscher Weichstag.

B e r l i n, tN, März.

Weirerberatung des Erats: Etat des Auswürti-
g e n.

Abg. Dr. Frhr. v. H e r r t i n g (Ztr.) wünscht in den
Fragen der auswärtigen Politik eimge Orientierungen von denr
Reichskanzler. Bezüglich Benezuelas sei behauptet wor-
den, Deutschland sei zu energisch vorgegangen. Er halte dasür,
datz Deutschland mit dem Nachdruck uird der Vorsicht vorgegan-
gen sei, die der Fall erforderte. Gie letzten Aeutzerungen des
Reichskanzlers über den Dreibund hätten in der austän-
dischen Presse lebhaften Nachhalt gefuiiden; Redner fragt, ob
der Dreibnnd noch dieselbe Bedeutnng habc, wie früher. Sodann
geht er auf die mazedo n i s ch e Frage ein, die eine Frage
dcr Humanität nnd dcr christlicheii Zivilisation sci.

Reichskanzler Graf Bülow gab bereitwillig med nstt
großer Offenheit Anskunst. Den Jnhalt seiner Rede findet der
Leser an der Spitze des Blattes wiedergegeben,

Abg. Dr. Hasse (natl.) hält die Zwangsvollstreckung
gegen Benezuela für gerechtfertigt; fraglich sei es, ob es uicht
besser gewesen wäre, dies allein zu tun, als gemeinsam mit an-
deren Müchten. Die Wünsche Deutschlands gegenüber Bene-
ziiela seien nichr alle ersüllt.

Abg. Dr. L)ertel (kons.) begrüht mit Genugtuung, datz
der Drcibund mwerändert erneuert worden sei. Redner ist
mit dem Verhalten des deutschen diplomatischen Vertceters
in Washliigton, Frhru, Speck von -Sternburg, gegenüber den
Fonriialiften in Amerika, nicht zufrieden.

Der R e i ch s k a n z l e rfragt gegenüber dcm Wg. Dr.
Hasse, der gröhere Maßnahmen gegen Benezuela verlangtc, an,
welche Sühne ihm vorgeschwebt habe, ob etwa ein Sühneprmz
kommen sollte? Er häste an dem chinesischen genug gehaül.
(Grotze Heiterkeit.) Beim Zusammengehen mit England waren
Lichr und Schatten gleichmätzig verteilt. Me'hr von Venezueta
zu verlangen, wäre nicht richtig gewescn. Jn Vcrteidigung
des Gescmdten Frhrn. Speck v. Sternburg führt der Reichs-
kanzler auS, datz dieser nur entschieden betont habe, Deutsch-
land habe in der Venezuelasrage istcht die Absicht gehabt,
Landbesitz zn erwerben; Deutschtand gehe, wie in anderen Fra-
gen, auch hier offen und ehrlich vor; im übrigen sei der Ge-
sandte mißverstanden wordcn. Der Reichskanzler bedauert die
Art und Weise, wie der Abg. Dr. Hasse über Ungarn sich ge-
äutzcrt hat, nnd schlietzt, dem Lande fromme allein Realpoliiik,
woran er festhatten werde. (Beifall.)

Abg. Dr. Gradnauer (Soz.) tadelt das Vorgehen gc-
gen Benezuela und die Beschietznng der dortigei« FortS. Er
bringt sodann Ucbergriffe russischer Kriminalkommissare auf

Stadttheater.

Heidelberg, 20. März.

e s T c u f e l s Anrei l". Äomische Opcr von Auüer.
liebenswürdige Muse des französischen Altmeisters
stinen zahlrcichen Werken heitercn Charakters eine
ivie^ -Eb Anmut und Reiz gespendet, dah es immer
stch lohnt, die hervorragenderen derselbcn herllorzuholen.
ift ll^st'''-" hier „N-ovirät" gebrachte „Anteil des Teufels"
ststiu " dem „Schwarzen Domino" wohl die fciiistc und must-
Zvecrvollsre seincr komischen Opern. Das Textbuch
0>ie, - ^ 'ststst ^hne Humor und mit einer gewissen Anmut

sterm l^uer Znrriguenftoffc behandelt, die dieser nur so aus dcm
ichürtelte, kommt der natürlichen Eigenact des Kom-
dxx güiiftjg entgegen und dcr einstige Revolutionssänger,
^'rfl ^ st"'kr „stummen" die Freiheitsgefühle der Volksmassen
ZchiVumte, schildert hier mit behaglich lächelnder Grazie die
des treuen Geschtvisterpaares Carlo und Casitda.
Vvg ^berk. ersreute sich einer bis ins kleinste gehenden liebe-
dj ' ^iiistudierung seitens des Dirigenten Musikdirektor R a-
sich^' un der alle Mitwirkenden, besonders auch das Orchester,
Ung^.destem Erfolg bcteiligt haben. 'Die Oper machte einen
sthr s einheitlichen Eindruck, von der Ouvertüre an, die

Tey,.sbUi ausgearbeitet war, bis zum letzten Finale. Einige
NUZO! Ulogeii wohl in Rücksichi auf die nicht immer gleichmähig
stord/' - e Kchlferiigkeit der Sänger so langsam genommen
cts.u Kin?

tich Hauptpartic, von welcher der Erfolg dcr Oper so ziem-
>N HjD^ist- den Carlo Broschi, hatte Frl. Koppenhöfer
sv» Wenn es, wie man hört, wirklich die tetzte Sai-

Niii z,' suelche die junge Künstlerin bei uns bleibt, so hat sie
daL 0er »euen Partie wieder neuerdings dasür gesorgt,

ch ,,, ueuen

Tie -gs Verlust für unserc Bühne ein unersetzkicher sein wird.
^unljs,-^ ^Ost schauspielerisch söhr komplizierte Figur mit er-
cher Gewandthcit durch und die nicht weniger schwierige

Gesangspactie gelang ihr so glücklich, datz man von Herzen gra-
tulieren kann. Besvnders rühmen'd ist, wie immer ihre inusi-
kalische Sichcrheit hervorzüheben und die Leichtigkeit, mit der
sie die bedeutendsten Ausgaben so durchführt, datz deren Schwie-
rigkeiten dem Hörer gar nicht zum Bewutztsein kommen. Als
Casilda stand ihr Frl. Tollar zur Seite, deren schüchternes
Wesen das rührende dieser Mädchenfigur wirksam hervortreten
lätzt. Darstellerisch noch immer sehr besangen löste sie ihre ge-
sangliche Anfgabe gut und kam ihre Stimme besonders in den
Duetten mit Cürlo schön zur Gettung. Herrn Mark gelang
es vortrefflich, den braven Jungen Rafael liebenswürdig zu ge-
stalten. Die stimmliche Leichtigkeit für diese echt sranzösische
Tenorpartie ist ja allerdings noch nicht gantz vorhanden. Anch
er erfreute durch scin sicheres Auftreten. Herr Mechler
brachte den König würdig und interessant zur DarsteÜung;
sein edles Spiel und das vornchme Aeutzere eigncn sich be-
sonders gut sür diese Rolle. Als Känigin tragiert Fr. Kal -
tenbach noch etwas unruhig, so datz das Hoheitsvolle,, was
da unerlätzlich ist, zu sehr fehkt. Jm übrigen führte sie die
Partie musikalisch, namentlich im Ensemble, zu gutem Cnde.
Aus der drolligen Figur des spitzbübischen <Gil Vargas konnte
Herr Walte 'r nichts rechtes machen, obwohl für einen feinen
Darsteller hier hinreichend Gelegenheit wäre, eine originellö
Figur zu schaffen. Den Groh-Jnquisitor gab Herr v. H u n y-
ady mit entsprechender Charakteristik.

Das Theater war gestern kaum zur Hälfte gefüllt. Es
wäre zu üedauern, wcnn die hübsche Spieloper Anber'Z auch
bei den Wiederholungen nicht mehr Anziehungskraft ausüben
würde. Sie selbst, wie auch ihre wirklich treffliche Wiedergabe
auf unserer Bühne verdient es in hohem Grade. Freilich,
wer die grobe Kost eines „Trompeter von Säkkingen" oder dcs
„Tronbadours" mit Vorliebc genietzt, dcr wird bei „Teufcls
Anteil" nicht auf seine Kosten kommen. O. 8.

Kleine Zeitung.

- Die rätselhafte Jnschrift. Me „Thurganer Ztg."
berichtet: Man findet diese Jnschrist auf einer Baracke,
die bei Frauenseld fiir die bei den Arbeiten an der Murg
beschäftigten Jtatiener errichtet worden ist. „Lunedi
Plao" lautet die Jnschrift, üie niit ungelenken Buchstaben
an die Barackenwand htngeworsen rst. „Lnnedi" heißt
Montag — aber „Plao"? Was hertzt „Plao" ? Fragen
wir einen >der Arbeiter: „Cosa vont dire Plao?" Ant-
wort: „„Ptao" — das ts nix italienisch,, is sich daitsch,
heißt niente lavoro, nix schasfe-" „Lunedi Ptao" heißt
also: „Blauer Montag". Einfacher und dentlicher kann
nwn das auch nicht ausdrncken.

— Einc eigcnartige Duellart hat inan, wie ein russi-
sches Blatt erzählt, in der Mandschnrei gesunden. Da
dort keine Dnellptstolen vorhanden find, aus gewöhn-
lichen zu schießen aber nnpassend wäre, haben die Offi-
ziere der Garnison Zizikac folgendes ersonnen: Die
Dnellgegner lassen das Los entscheiden; wer „den Tod"
zieht, muß auf de-r Ostchinesischen Bahn von Zizikar nach
Charbin reisen. Kehrt er unversehrt zurück, ohne bei
einer Katastrophe seiir Leben gelassen zu haben, so ist
er frei.

— Ein Landbürgermeister berichtete folgendes an den Be-
zirksarzt seiner Amtsstadt: „Unterfertigtes Bürgermeisteramt
erlaubt sich, grotzherzogl. Herrn Bezirksarzt mitzuteilen, datz
dahier heute ein wütiger Hund eingefangen wurde, und frägt
hierdurch an, ob man denselben etwa töten oder über
die benachbarte w ü r t. t e m b e v g i s ch e Grenze
jagen sol l."
 
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