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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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MiLlwotz, 14 Januar 1903.

45. Jahrgang.

Gvftes Blatt.

N

Orscheint täglich, SonntagS ausgenoimnen. Prei» mit Fcrmilienblättern monatlich 60 Pfg. in's HauZ gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.

»nzergenprcisrLO Pfg. fur die Ispalrige Peritzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an destünmten Tagen wird teine Veraittwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Kronprinzesstn Luise von Sachsen.

Die Stimmung in Dresdcn.

Ätus Tresden wird den „Leipz. Neuesten Nachr."
Seschrieüen: Non Woche zu Woche ist die Stimmung hier
Sedrückler geworden und es ist noch gar nicht abzusehen,
v)ie weite Äreije der Fall der Kronprinzessin im Dr e s-
o e n er G e s e I l s -ch a f t s-, Kunst- n. Geschäft s-
t eb e n noch ziehen wird. Schon in den Straßen wird
alles Mögliche getan, ungünstige Bcwegnngen und auf-
geregte «timmungen zu erzeugen. Fortgesetzt wird man
bpn Postkartenvertaufern, meist Schuljungen, in den
Straßen angehalten, die mehr oder weniger gut ausge-
kührte Änsichtskarten mit den Bildnissen der Lbronprin-
Mssin und Girons zum Kauf anbieten, und sich ausdring-
llch machen; Zeitungsverkäufer langen anS Hausfluren
Zeitungen entgegen, nnd preisen dies nnd jenes Journal
an, Schausenster legen Zeitungen mit farbig angezeichne-
ten Artikeln, illustrierte Blätter mit den Bildern Beider^
humoristische Witzblätter mit bezüglichen häßlichen Scher-
Sen aus. und Menschennwngen grnppieren sich um die
Fenster, um zu lesen und zu schauen. Alles das wirkt un-
angenehm, ja abstoßend! Me Depression reflektiert nicht
winder anf das Gesellschafts- nnd Kunstleben. Tem
Beispiel deS Hofes, der alle geplanten Festlichkeiten ab-
Sesagt hat, ist rasch der Adel gefolgt; denn anch die
Aristokratie, die sanst im Januar mitten in der Diner-
und Ballsaison war, leistet auf alle gssellschaftlichen Ver-
uustaltungen Verzicht und beschränkt stch auf die ein-
lachsten Familientafeln. Der sächsische Adel, der über-
oaupt spart, wo er nur kann, greift die Gelegenheit frag-
los umso lieber auf, weil alle Zurückgezogenheit damit
genügend motiviert erscheint. Die Verluste für Handel
und Gewerbe, namentlich sür nnsere ersten ,Konfektions-
oäuser, sind ganz bedeutend. Viele Firmen haben ihre
ueuengagierten Schneiderinnen eUtlassen miissen, weil
alle Aufträge der vornehnien Welt zurückgezogen wur-
oen. Jst doch einer einzigen Dresdenor Firma, die als
eine der ersten am Platze gilt, bei Absage der Neujahrs-
kuren im Residenzschloß nachweislich ein Schaden von
29 000 Mark zugefügt worden. Hunderte von Firmen,
oie schon die lange Trauer um König Albert geschäftlich
ichwer empfunden haben, stehen vor erneuten Verlnsten.
lind das fängt beim Handschuhmacher an und hört beim ^
->;uwelier und Toilettenkünstler aus. Anch im Theater !
und in Konzertsälen macht sich der Druck geltend. Kon- j
A^rte, die sonst ausverkauft waren, zeigen jetzt leere
Stuhlreihen, wie am Donnerstag der Vereinshaussaal,
als Sarasate sein Konzert gab, bei dem früher nicht ein
Ituhl srei blieb; andere müssen ganz abgesagt werden.

Theater ist es nicht anders, nnd nnr wo der Abon-
Uentenzwang vorhanden ist, kann von einein regeren Be-
>uch die Rede sein.

Deutsches Keich.

- Der Reichszuschuß zur I n v a I i d i t ä t s-
Und AItersversicherung ist im Etat für 1903
auf 40,9 Millionen Mark oder um 2,7 Millionen höher
oemessen worden, als im Etat für 1902. Jn deni letzten
^ahren hat die Steiqernng der Zuschüsse im Etat stets
Swischen 3 nnd 4 Millionen Mark betragen, ist also jetzt
^twas hernntergegangen. Ob die Minderung lange an-

halten wird, ist nichl gewiß. Für die 40,9 Alillionen
' Mark des Etats für 1903 war der Umstand in erster
Reihe maßgebend, daß am 1. Januar 1903 ein Bestand
von rund 715 110 Jnvaliden- und- Altersrenten vor-
handen sein sollten, von denen in Laufe der Jahres rund
77 80 in Wegfall tömmen werdpn. Der Zugang an
Renten wird auf 147 000 geschätzt, von denen 13 900 im
Laufe des Jahres wieder wegfallen werden.

— Es wird beabsichtigt, von Nizza und der Riviera
! einen Spezialzug nach Bestlin mit besonders
' großer Fahrgeschwindigkeit für den Transport von Wein-
! trauben, Obst, Frühgemüsen und srisch geschnittenen Bln-
men abzulassen. Der große Umweg über Paris soll
vcrmieden werden und der neue Zug über Lyon und
Belfort nach Berlm geleitet werden. Die Fahrzeit soll
auf 27 Stnnden herabgemindert werden.

Deutscher Meichstog

Berlin, 13. Jan.

Präsident Graf Ballestrcm eröffnet die Sitzung mn
2.20 Uhr, begrüßt die Abgeordneten nach den Weihnachts-
ferien auf herzlichfte und wünscht ihnen nochmals ein
glückliches neues Jahr. Beschlußfähig. war das Haus
nicht.

Eingegangen sind außer dem Etat noch Rechnungs-
sachcn.

Das Haus beginnt die Beratung der Resolu-
tionenu. Pctitionen zuni Zolltarif, znnächst
der Resolution der Kommission, mit möglichster
Beschleunigung unter Hinzuziehuna von Vertretern des
inländischen Tabakbaues in eine Prüfung darüber ein-
zutreten, in welcher Beziehung die Vorschriften der B e-
steuerung dcs Tabaks im Jnteresse der kleinen
Tabakbaucrn bereinfacht werden könnten.

Wg. Frhr. Heyl zu Herrnsheim (ntl.) spricht im
Smue der Kommission. Wcnn eine Zollerhöhung ausgeschlossen
sei, so müsse wenigstens eine Verbesserung der bestehenden Sten-
ern herbeigesnhrt werden.

Abg. E 'hrhart (Soz.): Das bestehende Gesetz habe eine
Menge Plackereien un'd Scherereien im Gefolge. Die Regie-
rung erschwere den Tabakbau, da die Verzwicktheit der heutigen
Steuererhebung eme fortwährende Beunrnhigung der Tabak-
bauern einschlietze, wie Redner an den Verhältnissen der kleinen
pfälzischen Tabakbanern nachweist. Die Steuerkontrolle werde
so schikanös ausgeübt, als ob der Tabak Gold und die Tckbak-
bauern Spitzbuben seien. Man sollte die ganze Jnlandsteuer >
abschaffen. Die Sozialdemokraten würden aber der Refolutton
zustnnmen.

Abg. Frese ffreis. Ver.): Abg. Frhr. v. Heyl habe über
die schlechtcn Preise für Jnlandtabak geklagt und die Ver-
'hältnissc der Tabakbauern als außerordentlich ungünstig hin-
gestellt Tatfächlich aber sei eine Verschiebung zu Gunsten des
heimischen Tabakbaues eingetreten. Jm Jahre 1901 habe der !
Ertrag, der sich im vorherge'henden Fahre auf 18 Millionen !
belief, 2114 Millionen Mark betragen. Die Ciniühr fremder !
Tabckke lieg doch auch im Jnteresse der Tabakbauern, da min- !
destens zum Deckblatt ansländischer Tabak genommen werden l
müsse. !

Unterstaatssekretär v. Fischer verteidigt die bestehenden !
gesetzlichen Einrichtungen gegen die Angriffe der Vorredner,
verspricht aber, daß alles Mögliche geschehen solle, um den
Wünschen des Hauses, was Vermeidung der Schikanen betrifst, .
entgegenzukommen. '

Abg. Dr. De.n h ar d lnml.): Lre zwischen

Jnlandsteuer nnd Anslandszoll müsse aufgehoben und damit
cine Eühöhung des Zolls vermieden werden.

Jn der weiteren Debatte führt Abg. Geyer (Soz.) aus,
datz neben tem Tavaiban auch die Arbeitcr der Tabakmdnsirie
uicht vergesse» werden dürften. Charakteristisch sei, datz Frhr.
v. Hehl nach der Durchpeitschung des Zolltarifs grotze Strecken
Landes ankaufte und seinen Rebbach gemacht yabe.

Dbg. R o e s i ck e - Kaiserslautern (B. d. L.) bedauert, datz
keine weiteren Zollerhöhungen möglich gewesen seien. Man
dürfe kcinesfalls diejenigen Arbeiter vcrgessen, die anf der
Scholle im Tabakbau nötig sind.

Abg. Führ. v. Heyl zu Herrnsheim (natl.): Er
habe seit Jnkrafttreten des Zolltarifs nicht einen Morgen Land
gekanft.

Die Resolution wird schtietzlich mit grotzer Mehrheit ange-
nommen und ihre zweite Beratung auf morgen 1 Uhr vertagt.

Baden.

LO Karlsruhe, 12. Jan. Gesterir fanö hier
eine Vertrauensmännerversammlung des Alldeut-
scheu Verbaiides statt, an der alle Ortsgruppen
des Gaus mit Ausnahme der Freiburger, vertreten wä«
ren. Letzteve entschnldigte sich nnd sprach telegraphisch
ihr Einverständnis ans niit der beantragten Resolution
über Lie Otavibahn. Der Gauvorsitzende Direktor Fick«
Mannheim crstattete über die Verhältnisse in Deutsch-
Südwestafrika einen eingehenden inhaltsreichen, in-
teressanten Bericht nnd erklärte im Anschluß jdaran,
warnm es gefährlich erfckMnt, die Otavibahn auf Portu»
Iiestschem Gebiet in den Hafen von Port Alexandro mün-
den zu lassen. Die betr. Resolution wurde einsümmig
gesaßt. In der Disknssion wurde beklagt, daß daS
deutsche Volk einer so wichtigen Frage nicht mehr Jn»
teresse entgegenbringt. Sodann berichtete Schriftführev
Müßig-Mannheim über Organisationsfragen des Ver-
bandes und machte Vorschläge, die eine weitere Aus»
breitung und innere Belebung bezwecken. Dieser Gegen-
stand wird zu reiflicher Erörterimg anf die Tagesordnung
der nächsten Zusammenkunft gesetzt werden, dis am
Sonntag, den 8. März, in Bruchsal stattfindet. Jn dieser
Versammlung soll auch die Polenfrage erörtert werd>en«
Ein Teil der Anwesenden vereinigte stch noch zu einem
gemeinsamen Abendessen, während andere von den Bahn-
zügen entführt wnrden.

Sachsen.

Leipzig, 13. Ian. Dem „Leipziger Tageblatt" wird
aus Dresden geschrieben: Die Geruchte, die sich hier neuer-
doigs über den unmittelbaren Aulaß zurFluchtder
Kro npriuzessin gebildct habeu, stud, wie wir ziwer-
lässig erfahren, unzutreffend. Die Obcrhofmeisterin hat nicht,
wie erklärt wurdc, die Krouprinzessiii und Giron bei einer
„stürmischeu Liebkosung" übcrrascht, soudern aus auderen
Tatsachen den Verdacht geschöpst, daß zwischen der Kron-
priiizessin uud Giron ein imlauterer Verkehr bcstand. Sie
hat dann eine Aussprache mit der Kronprinzessin herbeige-
führt und von dieser weitere Zugeständnisse erhalten. Hätte
nun die Oberhofmeisteriii, was sie m Erfahrung gebrachü
für stch behalten wollen, so hätte ste inkorrekt gehandelt. Es
war ihre Pflicht, und das wußte natürlich auch die Kron-
prinzessin, dem Könige llon dem Vorgefallenen sofort Mit-
teilimg zu muchen, was deim auch geschehen ist Daß die
Kronprinzessin nach der Eutdeckunz deS Liebesverhältnisses
„in stcter Sorge llor Kloster nnd Jrrenhaus" gewesen sei,
ist nicht aiizunehmen, da sie nach früheren Vorgängen ganz
genau wissen mußte, daß man sie mit der größten Rückstchp

Siadllhealer.

Heidelberg, 14. Januar.

^ -,D e r arme Heinrich". Drama ans der deukschen
^ge von Gerhart Hauptmann.

„Der arme Heinrich", ein altdeutschcs Gedicht des Hart-
von Aue, ist einer alten schwäbischen Vol.kslegcnde ent-
'Ant. „Herr Heinrich wurde siech und aussätzig, zog nach
-Roiüpellier und dann nach Salerno, wo ihm aber die berühm-
^sten Aerzte nicht helfcn konnten. Da erfuhr er in Salerno,
das Blut einer reinen Jungfrau köiine ihu heilen,
Äjd xw jnnges, zwölfjährigcs Mädchen, die Tochter eines
MeierZ, bei dem er wohnte, enst'chlotz sich freiwillig, aus rei-
nern Mitleid, sich für ihn zu opfern und lieh sich zu dem Arzte
vingen, der sie entblötzte und festband, um thr das Herz aus-
Astchneiden. Hemrich aber sah durch einen Ring in der Türe,
üste schöir und geduldig sie war, konnte cs nicht ü'bcrs Herz
^'ngen, datz sie sterben sollte, und hielt 'den Arzt ab. Nun
noer wurde er von selbst gesund und nahm das treue Mädchen
sur Chx,"

K n^brhart Hauptmann kam es wesentlich darauf an, darzu-
1?llen, ime mit einem leidenden Weltkind durch cin Opfer, das
Liebe ihm zu Lringeu entschlossen ist, eine tiefe Umwandlung
sich geht; der gemarterte, verzweifelte, um seiu Leben
Bt'üenide Heinrich wird heil und gesund in dem Augenülick,
is Liebe und Mitleid in ihm für die erwachen, die ihr Leben
hingeben will. Er wird geheilt, indem er nicht zu-
st» sie st'ch für ihn töten lasse. Es zerschmilzt, so längst

gsi' ersig starr gehalten, der Selbstsinn tief in winterlichen
^usteT,, Eigermutz, kein Eigenwille dauert. Jn diesem
geht ihm der Friede GotteS auf. welcher un» hie-
'eüki, mehr als Vernunft beseeligt; er ist in der Liebe in
^rahrheit genesen.

I-»«pstnann führt uns auf den Meierhof deS PächterS Gott-

fried, hoch dvoben im Waldtal; soweit man fieht vom Hozzen-
wald Lis zum Raumrmzachtql, vom Kjaiiserstuhl bis zum
schwäbifchen Meere gehören die Forste der Berge und die
Saaten dcr Täler Heinrich von Aue. Er, der lange im Mor-
genland geweilt, hat fich, vom Aussatz befallen, hierher unter
dte alten Schwarzwaldtannen seiner Kindheit zurückgezogen.
Bald ift ihm der Verkehr selbst mit den einfachen Leuten
drückend; er flieht m die Wildnis, wo er eine Höhle bswohnt
und sein eigenes Grab gräbt. Hier macht er alle Qualen durch,
bie cs für den Menschen gcben kann. Es geht ihm wie dem
Kleistschen Prinzen von Homburg: „Seit ich mein Grab fah,
will ich nichts als leben und frage nicht mehr, ob es rühmltch
sei." Diese Wehklagen Heinrichs hat der Dichter mit eineni
starken poetischen Zauber durchtränkt. Wre Hiob tut Heinrich
semen Mund auf und verflucht semen Tag: „Der Tag müsse
vcrloren sein, darin ich geboren bin, und die Nacht". Und wie
Hiob von Eliphas, Bildad und Zophar besucht wird, so nahen
jich Heinrich der Pater Benedict, der Meier und der Knecht.
'Las Anliegen „herlt Euch wie 'dre anidern, taucht Eure Händ'
in eines Kindes Blut" weist er anfangs zurück: keine Macht
der Erde könne ihn rern waschen. Der Plan der Heilung geht
von Ottegebe aus, Meier Gottfrieds Töchterlein. Endlich macht
sich Hemrich auf, imrschleicht des Pächters Haus und sucht
Ottegebens Nähe, die er, ihrer Hingabe und ihres Opfernnites
gewitz, zum Mittel seiner Heilung ernicdrrgen wrll. Ottegcben,
einem Mädchen in den erstcn Jahren der Enffaltung, rein und
gut, von grotzen und doch zarten Gefühlen effüllt, ist im Ver-
kehr mit Pater Benedikt, der sich in serner Zelle zu geitzeln
pflegt und ihr von den Kreuzzügen mtd den Geschichten der
-Zeit erzählt hat, des Heilands Opfertod besonders lebendrg
geworden. Wenn rn solchem Kinde dre Liebe erwacht, wer
mag ihm daS Opfer, das es brmgen will, nicht zutrauen?
Dazu letdet sis an Ohnmachten und liegt lange wle verzückt.
Wenn ste von ihren Visionen erzählt, rst es, als habe eine uir-
bekannte Macht ihr die Zunge gelöst: „Ju allcm Streii und
Aufruhr hielt mein reinec Wille sich standhaft und Gott er-

karmt-e rhn und gab Gewährung: und er blies den Spuk der
Nacht mit einem Hauch der Gnade bön der Erde."

An Stellen von grotzer lyrischer Kraft rst das Werk reich.-
Hervorgehoben sei mir Heinrichs erster Auftritt: „Noch ganz
in Blättern steht die Ulme" u. s. f. Der Darstellung bieten
die Gestalten übergroße Schwrerigkeiten. Heinrichs Monologs
schmerzvollsten Rürgens, die Angstriste dcs gebrochenen, ge--
hetzten Mannes, dre Ausbrüche einer dem Wahnsinn verwand-
ten Verzweiflnng („der mörderische Dunst der kaliM Seele") t
wer soll sre sprechen und sprelen? Und Oüegebe, dre bald eini
tändelndes Kind, bäld wre eine von Vrsionen erschütterte Nlonrre,
bald ein liebendes Jüngferlein ist, wer will all diese Nüanceiz
in einer Darstellung kraftvoll verernigen?

Frl. Hartmann und Herr Eckhof überraschten mit
ihren Leistungen. Berde zeichneten die Gestalten mrt einigen
ficheren Zügen, hie und da sprühte eigentümliches Leben auf,
nrmrches besondkrs in Heinrrchs Monologen, dre merkivürdig
rmzweckmäszig jedenfalls -durch den Rotstift des Regisscurs ge-
kürzt waren, ging verloren. Die Ausbrüche der Verzweiflung
im zweiten nnd vierten Akt gelangen Herru Eckhof befondcrs
gut. Der Ottegcbe, die gewisse Züge des Käthchen von Heil-
bronn zcigt, gab Frl. Hartmann viel Anmut, sehr viel
rührende Ergebnng und stellenweise die erforderliche vistonäre
Klarheit. Die Maske erschien nrcht glücklich gewählt. Auch die
Dafftellnng der übrigen Gestalten durch Frl. Hohenau und
die Herren Sigl, Holstein, Brandt und Wagne»
ivar dnrchauS §cm Zweck der Dichtrmg entsprechend und ihrer
würdig. Das Publikum nahm Lesonders den zweiten und
vierten Akt fehr warm auf. U. IV.

— Gravierend. Rrchter: „Sie stehen unter der Anklag»,
Jhrer Gaitin nach dem Leben getrachtet zu haben. Unter a»>
dcrm sollen Sie ihr in tückischer Weise sogar ein AutomobV
zum «ebrauch «ngeboten habenl"
 
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