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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit Lbernommen. — Anschlag der Jnscrate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagftellen. Fernsprecher 82.

»» >' .......... >>MM!

Deutsches Reich.

-— Der „Allg. Ztg." wird aus Berlin tslegraphiert:
'Der „Daily Telcgraph" tischt wiederum das Märchen
don ciner ' beabsichtigteu Heirat des deutsche >r
Kroupriuzen mit der Prinzessin Alexan-
dra vou Cumberland auf. Es bedarf wohl kei-
ner ausdrücklichen Versicherung, daß dcr Besuch des Kai-
sers in Kopenhageu mit derlei Plänen oder gar mit der
Regeluug der Beziehungen zum Herzog pon Cumberland
tn keinem Zusammenhang steht.

— kleber die Verhastuug der a m erikani -
schen M i s s i o u s s ch ü l e r auf den Karolinen
wird halbamtlich mitgeteilt: Es entspricht den Tatsachen,
daß 4 Mfsionsschüler vom Kommandanten des Cornioran
sistiert und in Ponape in Haft gegeben wurden. Bei
Eingang dieser Nachricht ist vou deutscher Seite sofort die
Bntersuchung des Falls angeordnet und ausführlicher
Bericht gefordert wordeu. Vei der weiten Entfernung
der Karolinen ist dieser Bericht indessen bis jetzt noch nicht
eingetroffen, ein abschließendes Urteil kann also noch nicht
gegebcn werden. . Wenn weiter mitgeteilt wird,. der ame-
rikanische Botschafter Tower sei beauftragt wordeu, ii;
dieser Sache bei der deutschen Regierung vorstellig zik
werden. so kann dies möglich sein, bisher hat jedoch der
Botschaster keine Schritte getan.

Badrn.

— Das Fangballspiel mit der V e r a n t w o r t u n g
sür den g e g e n w ä r t i g e n z e r f a h r e n e n Zu-
stand im bürgerIichen Lager dauert fort. Eine be^
kannte Feder bemüht sich im „Bad. Beob." darzutun, daß
. dic Nat.-Lib. allein schuld seien, ist aber doch vorsichtig
genug, hinzuzufügen: die Jungliberalen, bezw. die KIoster-
gegner. „Durch Stadt nnd Land sah man sie jagen, cin
Niörderisches Geheul verfllhreu, Ministerpalais anknurren,
selbst gegen Köuigstrone Feuer speien, und bei all dem
schleppten sie einen alten Kulturkampfknochen nüt sich,
an dem sie sich heute noch, zu ihrem Verderben, festgebis-
sen." - Diese aumutige Stilprobe zielt auf die bad. Klo-
stergegner, während sie eigentlich besser auf das bayrische
Zc-ntrum passen würde. Jnimer und immer wieder müs-
sen derarkige Versuche, die Sachlage zu verdrehen, zurück-
gewicsen werden. Die Liberalen verlangen gar nichts,
als die u s r e cht e r h a l t u n g des iin Baden seit 40
wid im Reich seit bald 30 Jahren bestehenden Z u-
standeS. Das Zentrum fordert eiue Aenderung, und
dies ist an dem ganzen Wirrwarr schuld. Das Zentrum
sollte sich auch über den Widerstand nicht so erstaunt zei-
gen. Daß er kommen würde, mußte das Zentrum wis -
s e n, freilich, daß er so bald und, so stark einsetzen würde,
das war eine kleine Ueberraschung. Durch mehr als 2
xiahrzehnte war das Zentrum verwöhnt worden; der Ue-
dermut des Siegers hatte ihm den Kopf so verdreht, daß
es sich einbildete, mit seiucn. liberalen Gegnern durch
Spolt und Hohn „vollends" fertig zu wsrden. Wirklich
Elugs Leute würden sich in solcher Lage gesagt haben:
Epannet den Bogen nicht zu straff, es gibt eiu „Ms hier-

Kltine Zeitung.

L — Paris, 16. April. Der F r o st hat in den W e i n-
d e rgen des Loiretales großen Schaden angs-
richtet.

^ — Pfarrcr als Wirte. Zu der Tatsache, daß der

Bfarrherr von Ufhusen (Luzern) der Wirt zum „Kreuz"
Teworden ist, schreibt man dem „Bund": „Jn den Kan-
kvnen Uri und Unterwalden betreiben eine ganze Anzahl
^teistlickie Wirtschaften und zwar aus dem einfachen
kftriiude, weil die Pfründen so uiedrig find, daß auch der
wispruchloseste Kaplan nicht davou leben kann. Viele
«ieser Pfründen.bringen jährlich nur 300 bis 400 Fr.
An, und so sind die Jnhaber genötigt, sich nach einem
Rebmerwerb umzusehen. Unter andern wird auch die
Eirtschaft beim Flüeli, dem Heimatsorte Mklaus von
Flüh, von einem Kaplan betrieben, und ich erinnere
wich noch gut jenes leutseligen Herrn mit silberweißen
Iaareu, der uns, als wir vor einigen J-ahren unser etwa
tzO—80 Personen bei ihm einkehrten, eigenhändig, keu-
Rend seinen vorzüglichen Tiroler kredenzte, bis er — kei-
mehr hatte."

— Ncber ostafrikanischc Giftschlangcn schreibt man der
kTeutsch-Ostafrikanischen Ztg." aus Mohorro: Jn eiuer
letzten Numinern teilten Sie ernm Fall mit, daß
Schlange auf Kurasini einen Hund angespuckt habe,
dann erblindet sei. Jch kann Jhnen einigen Aufschluß
^evüber geben. Dis fraglichü Schlange gehört zu den ge°
chhrlichstew unserer Kolonie; ihr Biß ist tötlich und, wie
^Ner Herr an seinem Hunde erfahren, der Speichel gifstg,

her und istcht weiter!" So ist die wahre Sachlage, unü
daran läßt sich nichts umdeuten, mit der größten Kunst
gelingt es nicht.

L. O. K arls r u h e, 16. April. Nnter der Neber-
schrift „W o r u m es si ch h a n d e l t", macht ein Lei-
arstkel die Runde durch die Zentrumspre s s e, in
welchem die „Verteidigung der christlichsn Weltanschau-
ung" für die katholischen Wähler als Parole ausgegeben
und die ultramotane Partei über alle Maßen herausge-
strichen wird. Das Zeutrum, heißt es da, ist die mäch-
tigste und kraftvollste Vertreterin der christlichen Grund-
sätze im staatlicheii und wirtschaftlichen Leben, eine wahre
Volkspartei! Zur Verteidigung christlicher Grundsätze
wird sich in der nächsten Session für das Zentrum kaum
Gelegenheit bieten, deiiu der Reichstag setzt sich zum weit-
aus größten Teil aus Christen zusammen uud die wenigen
Juden und Atheisten, die dort sitzeu, haben unseres Wrs-
sens nicht die Absicht, gegen die „christlichen Grundsätze"
Sturm zu laufen. - Me neueste Zentrumsparole ist also
nur für Leute berechnet, die nicht wisseu, welche Auf-
gaben der Deutscheu Bolksvertretung bevorstehen.
Ueber den wahreu Charakter der sog. „christlichen Volks-
partei", wie sich das Zentrum zu nennen beliebt, kün-nen
auch die schönsten Loblisder nicht hinwegtäuschen. Das
Zentrum ist der eisrigste Vorkämpfer des Ultramontanis-
mus, der sich heute zu einer Gefahr fiir das Deutsche Reich
ausgewachsen hat. Die Ereiguisse jedes iieuen Tages
beweisen uns mit immer größerer Klarheit, daß jene
Mächte, die bereits das 18. Jahrhundert überwunden
glaubte, sich uudgetrüüteu Wohlbefindeus erfreueu und
nun abermals das Haupt erhoben haben, so herrschsüchtig,
so gewalttätig, so vücksichtslos, wie ehedem. Nicht die
Verteidigung chriftlicher Grundsätze gilt es daher, sondern
die Abwehr des Ultramontanismus, der, wie im Fall
Korum, 'seine Polypenarme für einige Zeit vorsichstger
eiuziehen mag, aber sein fettes Beuteziel, die Schule, nicht
aus dem lüsternen Auge läßt. Das mögen sich die frei-
gesinnten Wähler gesagt sein lassen.

D o ii a u e s ch i u g e n, 16. April. Der Kaiser
wird etwa am 10., Mäi zum Besuche des Fürsten zu Für-
stenberg hier eintreffen.

Aus dcr Kar?sruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Konsul der französischen Republik in Mannheim, Generalkon-
sul Grafen Chappedelaine, das Ritterkreuz erster
Klasse mit Eichenlaub Höchstihres Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen.

— Mit Entschließung des Evangelischen Oberkirchenrats
ist der bei dieser Behörde zu aushilfsweiser Dienstleistung
berwendete Finanzassistent Heinrich Keller zum Buchhalter
ernannt worden.

KarIsruhe, 16. April. Der Großherzog
«ahm heute vormittag von 11 bis 1 Uhr den Vortrag des
Ministers Dr. Schenkel entgegsu. Jm Laufe des nach-
mittags und abends empsing Seiue Köuigliche Hoheit
den Präsidenteu Dr. Picolai zu längerer Vortragser-
stattung.

j so daß er selbst ciuf der Haut des Leibes eine brennende
j Entzündung verursacht. Sie hat mit der Brillensckstange
^ bas gemein, däß sie imstande ist, ihre Halsrippeu, ähnlich
der Brilleuschlange, auszudehnen. Doch fehlt ihr die Bril-
lenzeichnung auf dem Halse. Ubweichend von der Gattung
der Brillenschlange hat sie jedoch wie die Ostern einen
hohlep -Giftzahn, während die Familie, zu der die Brilleu-
schlange gehört, Furchenzähne hat. Vielleicht ist sie mit der
„Schlange der Kleopatra" Naja Haje verwandt. Der Kopf
ist nicht wie bei ben Ottern schars vom Halse abgesetzt,
sondern geht unöermittelt in ihu über. Die gewöhnlichste
dieser Art ist braun uiid schwarz. Die eiuzelneu Schildek
an der Oberseite sind au deu Räuderii braun, im Jnnern
gehen sie ins Schwarze über. Der Bauch ist weiß mit
schwarzen Streifeubändern. Estva 10 Ztm. hinter dem
Kopfeude zeigt der Hals an der Unterseite ein etwa
2 Ztm. starkes schwarzes Baud. Die Schlange erreicht eine
Länge von 21/2 Meter. Jch sekbst habe seinerzeit ein sol-
ches Tier, das mich angrifs, geschsssen. Die Schlcmge lag
auf einem alten Baum am Wege uüd- ließ sich, als der erste
Mauu vorüberging, ganz herabfallen und ging auf öem
Wege angreifeud vor. Selteuer ist eine ganz schwarze
Schlange dieser Art. Jch habe sie vor einigeu Tagen auf
eiuem Busch vor dem Hause gefangen. Sie ist 1,7 Meter
kang, oben und imten ganz schwarz. Diese Art der
Schlangeu greift auch, ohne daß sie eigentlich gereizt wird,
an. Sie stellt sich dann zu einem Dristel ihrer Körper-
länge aufrecht, bläst die Halsrippeu breit auf und gbht
«uf ihren Feiiid los. Ju geeigneter Entseriiung speit

— Unter den Personen, welche freien Zutritt zu deu
i t a l i e u i s ch e u Kunststätteu erbitteu, befiuben
sich viele K ü n st I e r i n n e n. Dieselben habeu ebeusv
wie die Künstler zur Erlangung unentgeltlichen Zutrists
durch Vorlegung der von italienischer Seite geforderten
akademischen Urkunden den Nachweis ihrer Künstlerschaft
zu führen. Für die im Großherzogtum Baden wohnen-
den Künstlerinneu werdei: diese Urkunden vou der Großls.
Direktion der Akademie der bildenden Künste ausgestellt.
Die Ausstellung erfolgt jedoch nur dann, wenn die Nach-
suchende der Direktion d-er Akademie als Künstlerin von
Beruf bekannt ist oder sich äls solche durch Vorlage künst-
lerischer Leisstmgen besonders ausweist.

AuslanL.

Frankrcich.

Paris, 16. April. Der K a r t h ä u s e r p a t e r
Rey hat eiuem Mitarbeiter des „Gautois" mitgeteilt,
eine mit zahlreichen Senatoren und Abgeordneten in Ver-
brndung steh-ende- Persönlichkeit habe Ende Februar dem
Prior des Kartstäuserordens im N-a m e n
einer parlam e n tarischen GrupPe folgeiiden
Handel vorgeschlagen: Der Karthäuserorden möge 300 000
Frankeu sofort b-ezahlen, um die -Mtglieder der parlamen-
tarischen Gruppe zu verpflichten, sür die 'Genehmigung des
-Gesuches der Karthäuser iu der Deputiertenkammer zu
stimmeu; sodanu sollen die Karthäuser 2 Millionen Frau-
ken für den Wahlkreis der ermähuten Gruppe zahleu.
Der Nnterhändler habe erklärt, daß er insbesoudere im
Auftrage-von drei dem „repub'Iikanischen Mock" ange-
hörigen einflußreichen Parlamentariexn verhandle. Der
Prior habe diesöu Vorschlag abgelehnt. Dec „Gau-
lois" sügt hinzu, der Name des U n t e r h ä n d-1 e r s
werde demnächst veröffentlicht werden.

Zur Wahlbewegung.

— Der polnisch-e Reichstagsabgeordnete Graf Hektor
Kwilecki, bisher Vertreter für den 'Wahlkreis Samter-
Obornik, hat in einem Schreiben das polu-ische Provinzial-
Wahlkomitee beuachrichstgt, daß syin Maudat ernstlich vou
den deutschen Katholiken bedroht sei. Es gebe nur einen
Ausweg, das Mandat zu retten, wenn man ihm gestatte,
nicht mehr als Pole, sonderu als Zentrumskandidat sich
imi d-as Mandat zu bewerben, da ihm dann die Stimmen
der deutschen wie der polnischeu Katholiken sicher seien. Das
Wahlkomitee hat d-as Schreiben ablehnend beantwortet
und betont, daß es nur zu dem Zwecke eingesetzt sei, um
die Wahl polnischer Abgeordneter herbeizuführen. Wolle
Graf Kwilecki als Zentrumskandidat stch um das Mandat
bewerben, dann müsse er sich darauf gefaßt macheu, datz
man ihm eiueiiPolenalsGegenkandidaten
entgegeustelle.

L ö r r a ch, 16. April. Am Sonntag, deu 26. April.
findet eine Vertrauensmänuerversammlung der uationab
liberalen Partei statt, in welcher u. a. auch zur Kandi-
dateufrage Stellung genommen werden soll.

sie danu zuerst jenen giftigeu Speichel aus. Die Einge-
bormen fürchteu sie sehr. Jhr Sua'heli-Name ist für dis
brauns Art „Kiiüngwa", für die schwarze „Mgumbu".
Die „Tägliche Rundschau" fügt hirtzu, daß diese afrika-
nische Speischlange deu Zoologen wohlbekannt ist; auch
verschiedene deutsche Reisende sind schsn mit ihr zusammen-
getroffen, so Leutnant v. Tie'demann, der Dr. Peters be-
gleitete, in der Gegend des Viktoriasees. Sie spie seinem
Diener gerade in die Angen, als dieser e!iicr Kiste, hinter
oder in der sie lag, -etwas enstiehmen wolite. Me Schlange
spritzt Speichel mit großer Treffsicherheit mehrere Fnß
weit ihrem Opfer gerade in die Angen. so datz es geblen-
det wird imd ihr hiernach leicht zur Bente sällt.

Theater- und Knnftnachrichten.

Heidelberg, 17. Apeil. (Stadttheater.) Nächsten
Sonntag gelangt im Stadttheater als letzte Vorstetlung in die-
ser Saison der cschwank „D i e goldene Spinne" von
Franz von Schönthan zur Aufführung, mit den Damen
Fischer, Hartmann, Mathilde Bauer, Olden, Vogel und dcn
Herren Brandt, Eckhof, Feldner, Grotzmann, Holstein, Krones,
Noval, Reih und Schneider in den Hauptrollen. Die Herren
Brandt, Feldner, Grotzmann und Krones, die sich durch ihre
mehrjährige Tätigkeit die Beliebtheit des Publikums in hohern
Matze errungen, verabschieden sich bei dieser Gelegenheü,
ebenso die Damen Fischer, Bauer, Olden und Vogel.

Mannheim, 16. April. Der Korrzertsaal der Fest -
halle wird kürrstighirr zu Schauspielaufführungen durch das
Personal des Grotzh. Hoftheaters benützt werdcn. Die Leitung
des „Neuen Theaters" liegt in den Händen des Hoftheater-
intendanten. Als Zeitpunkt der Eröffnung ist der 1. Mar in
Aussrcht genommen.
 
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