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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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DomieMak f» Mrnor 1W3.


Jahroang. -- .W 30

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Kyronik.

(Vom 18. bis 61. Januar.)

Ja». 18. Mahmuö Pasch a, dcr in Brüssel lebende Iung-
iürke und Schwager dcs Sultans stirbt.

„ 19. Jm preußischen Abgeordnetenhaus bezeichnet Graf

Bülow die O st m a r k e n f r a g e als die wichtigfte
Frage der preutzischen Politik. Für jede der öst-
lichen Provinzen soll eine besondere Ansiedlungs-
kommission gcbildet werden.

„ 20. Jm Rcichstag will der Abg. v. Vollmar die

kaiserlichen Kundgebungen anlätzlich des Falles
Krupp besprechen. Der Prälsident duldet dies je-
doch nicht, was allgemeines Bcfremden erregt.

., 22. Jm Rcichstag spricht Bebcl leidenfchaftlich

über kaiserliche Kundgebungen. Graf Bülow er-
widert, datz eine Partei, die programmäßig ben Um-
sturz betreibe, sich nicht wundern dürfe, wenn der
Träger der Krone sich mit Entschiedenheit zur Wehr
setzc.

„ 23. Dic deutschen Kriegsschiffe haben das

vcnczolanische Fort San Carlos, von dem aus
auf den „Panther" geschossen wurde, zerstört.

„ 23. Der Reichstagspräsident Graf Balle-

strem legt sein Amt nieder.

" 23. Jn der französifchen Deputiertcn-

kammer spricht der Abgeordnete I a ur e s dafür,
unter die Rechnung von 70—71 einen Strich zu
machen. Die Linke beglückwünscht ihn zu seiner
Redc.

„ 25. Jn einer Rede in Stuttgart stellt der badische Zen-

trumsführer Wacker das eventuelle Zusammenge-
hen aller bürgerlichen Parteien gegen die Sozialde-
mokraten bei den nächsten Reichstagswahlen in
Aussichi.

„ 26. Tcr Kronpr in z kehrt von scincr Petersburger

Reise nach Berlin zurück.

„ 27u Die Berhandlung im /E h e s ch eidungspro -

zetz der K r o n p r i n z e s s i n v o n S a ch s e n
wird nach mehrstündiger Sitzung auf den 14. Febr.
v e r t a g t.

„ 29. Die Krupp ' schen Wcrkc werden formell in

eine Aktiengesellschaft umgcwandelt.

„ 29. Graf Ballestrcm wird zum Reichstagsprnsi-

dentcn w i e d e r g c w ä h l t.

„ 30. Jn A m st e r d a m strcikcn dic Hafcnarbciter, wo-

durch eine bedeutende Vcrkehrsstockung cntsteht.

Deutsckes Neich.

Berlin, 4. Febr. Die „Nationalzeitung" berichtet:
„Der sozialdemokratische Abgeordnete für Pforzheim, A g ster, ,
Machte in einem Anfall von Geistesstörung heute mittag
im Reichstagsgebäude einen S elbstm o rd v er snch. Er
hatte seinem Logiswirt brieslich mitgcteilt, daß er sich am
4. Febr. im Reichstagsgebäude das Leben nehmen werde
und hatte von dieser Absicht auch einer Anzahl Reichstags-
abgeordneter brieflich Kenntnis gegebcn. Der Wirt über-
sandte den Brief sofort dem Direktor des Reichstages.
Bevor aber noch Maßnahmen getroffen werden konnten,
hatte Agster seine Absicht auszuführen versucht. Man hörte
aus einem Ankleidezimmer heraus einen Schuß, eilte herbei
und fand Agstcr bewußtlos am Boden. Ter uatiouallibcrale
Abgeordnete Sanitätsrat Dr. Endeinann, der mit dem
Abgeordneten Singer sofort herbeigerufen wurde, kouute
seftstellen, daß keine Verletzung erfolgt war. Agster hatte,
bevor er den Schust abgab, die Kugel aus der Patrone

entfernt, so daß blos scine Wcste in der Gegend des
Herzens von Pulvcr verbrannt war. Agster ist vorläufig in die
Charite verbracht worden. Das seltsame Gebahren des
Abg. Agster hat schon oft die Aufmerksainkeit der Mitglieder
und Besucher des Reichstages auf sich gclenkt. Er ging
stets wie geistesabwesend und traumverloren uinher, oft
lächelnd, oder ein Liedchen vor sich hiusiugeud. Jn den
Badezellen des Reichstages soll er sogar ost laut gesungen
und durch den Jnhalt seiner Gesänge die Benutzer der
anderen Zellen verletzt haben. Wie in sozialdemokratischen
R-ichstagskreisen erzählt wird, trägt er sich mit verschiedenen
Wahnideen , so hält er stch für den König von Württem-
berg. Von der sozialdemokratischen Partei ist Agster schon
längere Zeit im Hintergrund gehalten worden. Die von
der Partei gestellten Anträge, die sonst iminer den Nimen
des Abg. Agster tragen, der dem Alphabet nach der erste
ist, sind schon längere Zeit nicht mehr von Agster, sondern
von Albrecht unterzeichnet worden."

— Aehnlich wie die tschechischen Reservisten in Oester-
reich hat auch ein polnischer Reservist bei der
letzten Kontrollversammlung in Tremessen bei seinem
Namensaufruf statt mit „Hier" mit „Jestem" ge-
antwortet; er wurde durch kriegsgerichtliches Erkenntnis
mit drei Wochen Gefängnis bestraft. Diese Bestrafung
wird hoffentlich ausreichen, um die Wiederkehr ähnlicher
Kindereien zn verhüten.

Deutscher Hteichstag.

Berlin, 4. Fcbr. Etat des Reichska uzlcr s.
Abg. De. Oertel (kons.): Die Mehvheit seiner Partei
sci mir dcr Aushebung des Jesuitengesetzes einverstanden. Da,
gegcn seien sie durch die angekündigte Aeüderung des Wahl-
reglements überrascht worden. Die Neuein-teilung der Wählkreise
lchne sie ab. Anwescnheitsgelder halte sie für nötig. Rcdner
-vcrbreiret sich dann über die Zollfrage.

Abg. Hoffmann - Hall (südd. Bolksp.) verbreitet sich
- über das Haager Schiedsgericht und die Geschichte der sried-
lichen Bestrebungen.

Präsident Graf B a l l c st r c m unrcrbricht dcn Rcdner
nach etwa einer halben Stunde mit der Bitte, seinen Vortrag
ctwas abzukürzen.

Hoffmann setzt unter Heiterkeit des Hauses seine Rede
fort und äutzert die Absicht, die Aeußerungen des Kaisers zur
Friedcnsfrage zu vcrlcsen.

Vizepräsident Graf Stollberg bittet den Redner, sich
kurz zu fasscn.

Rcdner erklärt, er bedaure, wenn er dicse nicht verlesen
dürfe, da sie dem Kaiser zur Ehre gereichen. Hierauf uimmt
Redner untcr Hcitcrkcit dcs Hauses Aktenftückc hervor und
fährt fort: Jch bitte mich nicht zu uuterbrechen, sonst könnte der
Präsident mich verhindern, weiter zu sprechen. (Schallende Hei-
terkeit.) Redner gibt hierauf einen geschichtlicheu Rückblick über
das Haager Schiedsgericht, wiederholt unterbrochen durch die
Heiterkeit des Hauses sowie durch die Aufforderung des Vize-
präsidenten, stch kürzer zu fassen.

Abg. Groeber (Zentr.): Das Jesuitengesetz mutz ganz
aufgehoben wcrden, daran halten wir nach wie vor fest. Es
mnß gleiches Recht für alle herrschen. Wir nehmen, was wir
bekommen können; es wäre Torheit, das Anerbieten der Re-
gierung zurückzuweisen. Notwendig ist ein besserer Schutz des
Wählgeheimnisses, vor allen Dingen ist der Jsolierraum uötig.
Redner zeigt dem Hause unter Heiterkeit einige besonders auf-
fällige Exemplare von Wahlzetteln vor, solche von der Klein-
hert einer Zehnpfennigmarke bis zur Grötze eines Foliobogens.
Redner betont weiter, die Neueintcilung der Wählkreise sei le

Stadrtheater.

Hetdelberg, 5. Febr.

„F crreo l", Schauspiel von 'Sardou.

Der Forsthüter Martial ermordet im Zorn und in der
Eifersucht einen übelbeleumdeten Wucherer auf der Chaussee
in der Nähe des Landhauses des Gerichtsprästdenten Marquis
Boismartcl. Er reitzt dem Getöteteu ein Notizbuch aus der
Tiffche, um einen Brief zu finden, der für ihn von Jnteresse ist.
Tie autzerdem vorgefundenen Wechsel des jungen Barons Egre-
wont verbrennt er. Egremont, dem nachgewiesen wird, datz er
öen Wucherer am Mordtage aufgesucht hat und mit ihm über
Rerlängerung der Wechselfrist in Streit gerateu ist, wird des
Atordes angeklagt un-d verurteilt. Martial wird lediglich als
«euge vernommen. Dem eigentlichen Zeugen der Tat, der lange
entfcrnt -war und crst im cntscheidcnden Augenblick der Ver-
handlung zurückkehrt, legt die Rücksicht auf die Ehre einer
ftrau Schweigen auf. Die Marquise Octavie Boismartel, von
strem Mann, der mit Berufsgeschäftcn überlastet ist, vernach-
msstgt, iraf in einer Gesellschaft den Kapitän Ferreol, den sie
Ns juuges Mädchen geliebt hat, und gewährte thm auf sein
ääängen ein Stclldichcin in ihrcm Schlotz. Doch es kam nicht
^azu. Da ihr Töchterchcn inzwffchen auf dcn Tod erkrankt war,
"at die geängstete Mutter den Liebhaber, zu fliehen. Diese
^chtliche Flucht aus dem -Schlotz machte ihn zum Zeugen von
Martials Totschlag. Nachdem Egremont verurteilt ist, bezich-
ägt stch Ferreol selbst des Mordes, um den Unschuldigen zu
^etten. Er wird verhört und mit -dem Feldhüter Martial con-
liontiert. Dabei verwickelt sich dieser in Widersprüche, vom
Aäaatsunwalt wird er dazu gebracht, ein Geständnis abzulegen.
-äetzt bleibt die Frag-e offen: warum klagte Ferreol stch selbst
an? Der Staatsanwalt und der Präsident erklären: da steckt

Frau dahinter, die man suchen mutz. — Das ist die Ge-
Ichichte, die Sardou nicht ungeschickt gruppiert, komponiert und
surecht gemacht hat. Ein paar Szenen tm Salon, zwei Akte in
oem Sprechzimmer eines Schwurgerichts, eine grotze Verhörs-

und Bersöhnungsszene im Arbeitszimmer des Präsidenten, ein
paar Typen aus dcr Gesellschaft, eine Karikatur cincs Ge-
schworcneii, die sich vergebens bemüht, die Jnstitution dcr
Schwurgerichte zu verulken: das ist alles, — Die Darstellung
war im ganzcn recht gut abgerundct. Gelegenheit, Gestalten
mit vertiefter Psychologie zu schaffen, bietet das Stück dem
Schauspielcr nicht. Selbst die Figur des alten eifcrsüchtigen
jähzornigett Martial ist etwas blatz. Herr Direktor Hein-
rich gab sie mit viel feincr Zurückhaltung schars und klar.
Herr Eckhos hatte Gele-genheit, älle Töne der Verzweiflung
anzuschlagen, er gab deM jungen Kapitän Schärfe, Geschmeidig-
keit, Verve. Die vorzüglichen Darstellungen des Präsideuten
durch Hcrrn Sigl und des Staatsanwalts durch Herrn
Brandt machten den A-bend recht interessant, Jn d-er komi-
schen Rolle des Äesch-w-orenen wider Willen excellierte Herr
G r o tz m a n n. Die Damen Vogel, Hartmann ünd
Hoh e n a u fügtcn sich dsr Gesamtdarstellung mit Glück ein.

K. IV.

Aranzoserr nnd Deutsche

Der bekamite Pariser Feuillietouist Karl 'Eugeii
Schmidt schreibt in den „Basler Nachr.": <seit ich das
Glück häbe, Frankreich zu bewohnen, ist es eines meiner
Steckenpferde, den Franzosen die irrige Anst-cht auszu-
reden, ste seien Lateiner und Rom-anen. Ganz Ostfrank-
reich ist besonders in seiner nördlichen Hälfte von Wafch-
echten Germanen bewohnt, die viel echter sind, als z. B.
die G-ermänen in Altpreußen, die gar keine 'Germanen,
sondern Slaven sind. Die Franzofen aber und auch viele
Dentsche glauben wahrhaftig, die Bewohner Frank-
reichs seien lateinischer Rasse, weil sie einen lateinischen
Dialekt sprechen, nnd ste haben die Gewo'hnheit, von der
hellen Sonne der lateinischen VöKer, worunter sie sich

diglich auf eine Verkümmerung des 'Wählrechts der ländlichen
^ Bevölkerung gerichtet. Redner tritt für die Diäten ein.
j Wg. Wiemer (fr. Ber.) betont, der Antrag Barth betr.
Reueintei-lung der Wahlkreise wolle nur osfenbare Ungerechtig-
keiten beseitigen; agitatorische Zwecke verfolge er nicht. Dte
ländlichen Wahlkreise würden auch bei dcr Neucinteilunq ihren
< ganzeu Einslutz behalten.

Hierauf wird die weitere Beratung auf morgen 1 Uhr
vertagt, _

Württembcrg.

Siuttgart, 4. Febr. Tie Kainmer nahm gestern
die Volksschulnovelle nach Ablehnung der sozial-
demokratischen und demokratischen Anträge einstimmig nach
dem Regierungseutwurf an, welcher an der geistlichen Orts-
schulanfsicht festhält.

Sachscn.

Dresden, 4. Febr. Der heute ausgegebene Bericht
über das Bestnden des Prinzen Friedrich
Christian, zweiten Sohnes des Kronprinzen, lautet:
Der gestrige Tag verlief ziemlich ruhig, obwohl das-
Fieber keine wesentliche Veränderung zeigte. Jn
der vergangenen Nacht hat der Prinz mehrere
Stunden ruhig geschlafen. Eine Verschlimmerung
der Krankheit ist nach keiner Richtung hin eingetretest.

Aus der Karlsrnher Zeitung

Karlsruhe, 4. Febr. Dcr Großherzog widmete
den ganzen heutigen Vormittag der Arbeit. Die Prinzessin
Wilhelm nahm an der Füihstückstafel dcr höchsten Herrschafteir
teil. Nachmittags empfing der Großherzog den General-
lentnant und Generaladjutanteii von Müller zur Vortrags-
erstattung und hörte danach die Vorträgc des Gehelinerats
Dr. Freiherrn von Babo und des LcgationSrats Dr. Seyb.
Die Großherzogüi besucht heute abend mit 'cm Erbgroßherzog
di: Wohltätigkeitsauffnhrung im großen Saale der Festhalle.

Arrstand.

Frankrcich.

Paris, 4. Febr. „Petite Rspiiblique", deren hervor-
ragendster Mitarbeiter der Abgeordnete Jaures ist, be-
richtet: Jaurös nnd de Pressenss legten den Vertretern
der Linken den Sinn ihres geplanten Feldzugs sür
DreyfnS dar. Sie wollen durch eine nachdrückliche
Offensive anf die heinitnckischen und frechen Machenschaften
der Reaktion antworten, welche durch dic auf öffentlichen
Anschlagen vcrbreiteten Schmähnugen LemaitreS vom
„Ministerinm des Auslandes" und durch die Erfiiidnngen
du Paty de Clams (der bekanntlich den Hnmbertschivindel
den Frcmiden DreyfuS' anzuhängen sich bemüht) die Re-
plublik und die Republikaner zu verlenmden sucht. Sie
haben schwerwiegende Tatsachen zu enthüllen.
Sie fordern von der republikanischen Partei nicht, daß sie
ihre Verantwortlichkeit im voraus festlegt. Sie verlangen
von ihr nicht, sich dnrch cine sofortige überstürztc Abstiminmig
anszusprechen mid Stellung zn nchmen. Aber ste werden
dem Gewissen des Landes ihnen bekannte Tatsachen vou
durchschlagender Bcdentung unterbreite». Sie sind stcher,
daß dns bekannte repnblikanische Land, sobald es diese

verstehen, und von dem nebligen Norden der Teutonen,
Womit sie die Deuts-chpn meinen, zu sprechen. Jetzt habe
ich einen waschechten Franzosen als Eideshelfer gesun-
den, nämlich den Abgeordneten Jonnart, der neulich in
einer Tabakdebatte in der Deputiertenkammer sagte:
„Jm nördlichen Frcmkreich gibt es, wie in allen nor-
dischen Gegenden, wo der Winter lang ist, Gewohnheiten,
auf welche der Gesetzgeber Rücksicht nehmen muß. Der
Baucr unseres Landes, der Arbeiter unserer Städte
iennt die Zigar-ette nicht, sondern raucht die Pfeife, die
gute große Pseife. Meinen Sie, man könne eine sokche
Pfeife mit Tabak stopfen, der 12,60 Franken das Kilo
kostet? Die Lcute müssen grobgeschnittenen Tabak ha-
ben, der billig ist, denn wir können ni-cht die Pfeife unter-
drücken und die Zigarette an ihre Stelle setzen. Die
Pseife paßt für unser Klima und für unseren Charakter.
Wir haben im Norden lange Tage mit Schnee und Re-
gen, und es fehlt uns die schöne Sonnenglut des süd-
lichen Frankreichs. Wir stecken die Nase nich-t zum ^ Fen-
ster hinaus, wenn der Sturmwind heult. Wir können
nicht das ganze^Jahr auf der Haustreppe sttzen un-d mit
den Nachbaren plaudern, sondern lange Monate hindurch
mnssen wir unsere Mußestunden am Herde verbringen.
Da d-enken wir und' rauchen. Me Pfeise ist nötig für uns,
denn ste ist die treue Begleiterin unserer Gedanken und
unserer Melancho'lie. Ein kleines Röllchen feingeschnitte-
nen Tabaks ist gut für die Güdländer. Für sie ist die
Zigarette uur die Gelegenheit zu einer hübschen Gefte,
eiii bis-chen Rauch in Bewegung und Sonne. Bei uns
aber raucht man die Pfeife langsam, schw-eigend nach-
denklich, liebevoll. Uns unsere liebe Pfeife wegzunehmen,
d-as ist, als wenn Sie dem Araber sein Pferd nehmen
 
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