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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0142

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getrost vor die Wähler hintrcteu. da jie im Interesse der
Gesauttlieit und des VaterlandeS gohandelt habc. Tcr
Vortragende ging sodann dazn über, mit jchneidender
Jronie das scheinheilige Lamento der Minderheit über
Bcschränkiing der Redefreil>eit nnd ungcnügende Durch-
arbeilung der ^lltarifvorlage zn tennzeichnen nnd das
Verlialtcn der ReichstagSmehrheit zn rechtfertigen. vor
allem dcn Anlrag >rardorff, dcr das Prinzip des Parla-
mettrarismiis gcrcttet habe. Ter Sieg über die tyranni-
sierende Minderheit sei ein groszer moralischer Sieg gc-
mcjen. Äll'it einer Ptahnnng zn gemeinsamem Kampf
geiten dcn geineinsamen Gcgner, die Sozialdeinotratie,
schlos; der Redner scinen von fabclhaster Beherrschnng dcs
Materials zeugenden, lichtvollen Vortrag, der über ^
Stunden danerte. Bcgeistertcr Beifall lohnte dcn Rcd-
ner. Nach dem Schnbwort des Professors Goldschmit
endete dic Versaminlimg.

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Aus Stadt und Land.

Tcr Unterbadische Pferdezuchtvcrdand hielt am Sonn-
rag, dcn 18. ds. M-, halb 8 llhr iin „Prinz Max" hierselbst
seine diesjährige G e n e r a l v e r s a m m l u n g ab, wclcher
am Vvrmrttag desselben Tages cine Beratnng der Obmänner
des Berbandes über interne Vcrbandsangclegenheiten boraus-
gegangen ivar. Der Vcrbandspräsidcnt, Dc. Durchlaucht
Prinz Alfred zu L ö tv e n st e i n, begrützte die Er-
schienenen, insbesvndcre die Herren Geh. Oberiegierungsrat
'Dr. Krems von Karlsruhe und Graf A. von Bismaxck, Lilien-
hof, ivelche als Vcrtreter des Grotzh. Ministeriums des Jnnern
anwesend waren und gab damr den Geschäftsbericht über die
Lätigkeit dcs Verbandes im abgelaufenen Berichtsjahre bekannt,
welcher die umfassende Nkitwirtimg dcs Verbandes auf allen
Gebieren der Unterbadischen Pferdezncht bekundete. Hieran
anschlietzend verlas der Verbandsrechner Herrr Verwalter
Tahmen, Langenzell, den umfangreichen Rechcnschaftsbe-
riclst, für welchen er nach Prüfung entlastet wnvde. Uebcr die
Fvhlenweide Eichhof bcrichtete sodann der Schriftführer des
Vevbandcs, Herr Zuchtinspektor Lehendecker, Heidelberg. Nach-
dem sodann dcr Herr Verbandspräsident über die in Aussichr
genommene Abänderung der Statuten rcferiert hcstkc und dicse
Frage cincr Aommission zur weitercu Vcrfolgung übertragen
wordeu war, bcrichtcte Herr Zuchtinfpektor Lehendecker
auch über die wcllercu Puukte der Tagcsordnung, uämlich dic
Dlannhcimer Ausstelluug, den Berbairds-Fohlenmarkt lli Sins-
'heim, den Jmport von üclgischen Stutfohlen nnd über öte staat-
liche Pferdeorämtterung. An alle diese Rcferate^Lnüpfte sich
einc mehr oder weniger cingehende Debattc, an welcher antzer
dem Herrn VerbMidspräiidentcn u. a. auch die Herren Ver-
treter des Grotzh. Ministeriums des Jnnern lcbhaft teilnahmen.
Zum Sehlutz daukte Herr Geh. Oberregieruugsrat Dr. Krems
für die frcundlrche Eiuladung und Begrützung und erwähnie
mit Recht die groheu Verdicuste dcs laugjährigeu Herrn Ver-
bandSpräsidcillen um dic Förderung und Hebung des Verügndes
und crmahille dic Niitglieder des Berbandes zum Festhalten an
den Bestrebnngen des Pcrbandes und zur trcucn Weiterarbeit.
Dcr darauf folgende Dank dcs Verbaudspräsidcnten, Seiner
Durchlaucht dcs Priuzen Löwcustein, mit welchem die Vcr-
sammlnng geschlosscn wnrdc, gipfelte in eincm Hoch anf Seine
Königliche Hoheit unscrcn hochverehrteu Grotzherzog Fricdrich.

? Ncikarbischofsheim, 19. Jan. (Zur Erinnerung
an dieTagc bei derLisaine.) Vor cinem sehr zähl-
reicbeu Publllum hielt gcslern Mitlag in dcn Lokalitäten dcs
Kriegervereins Herr Professor Rohrhurst - Heidelebrg einen
zweistllndigen Vortrag über die Ereignisse an der Lisaine im
Jahrc 1870-71, gewöhnlich Schlacht bei Belfort genannt. Klar
und verständlich zeichnetc der Hcrr Rcdner die Verhältnisse,
die zur Schlacht geradc an jener Stcllc führten uud schilderte
im Anschlutz daran die drcitägige Schlacht iu ihren Eiuzel-
heitcn. Manchem alteu Krieger sah mau die tiefe Bewegung
an, als der verehrte Rcdner auf die Taten einzelner Truppen-
teile zu sprechen kmn, bei dencn einer und der andere die
schwcren Tage mitgcmacht hat. Manch' einer durchlebte wieder
in Gedanken die furchtbarcn Leiden, die Kälte, Hunger und
cin vielfach überlcgencr Gegner hervorgerufen hatten. Reicher
Dank lohnte Hcrrn Professor Rohrhurst für seinen Vortrag.

RE Karlsruhe, 19. Jaimar. (S e l b st m o r d,) beging
heute Vormlltag der 48 Iähre alte Kausmann Rudolf' Schmidt
aus Ludwigshafen a. Rh. iu einem Frcmdenzimmer eines hie-
sigen Gasthauses. Mit eiuem Revolvsr brachte er sich zwei
Schüstc iu dic rechte Säiläfc bei. Schmidt war äosort tot.
Der Bewcggrund zn der Tat ift nnbekannt.

VL Urloffcn, 19. Jan. (Verhütet.) Durcki die
Geistesgcgenwart und Energie des hiosigcn Bahnwarts Egidius
Sauer wurde dicse Wochc eiu Eiseubahnuuglück verhütet. Eben
hatte der Nachtschnellzug 'Stuttgart-Avricourt abgeschlagen, als
ein grotzer Heuwagen dem Uebergang sich näherte. Der Bahn-
wart scklos; die Barriere und lieh dcn Heuwagen halten, der
Zug sauste vorbei uud dcr Heulvagen fuhr an. Ohuehin ctwas
sckstef gcladen, wurde der Wagen durch das Stotzen auf den
Sckstenen noch mehr erschüttert, dazn fuhr der styrke Nordwind
in die übcrgespaimte Decke uud plöhlich lag die ganze Ladung
auf den beiden Geleisen. Jetzt galt es für Sauer, die beiden
nachfolgenden Züge, einen vou Renchen kommenden Güterzug
und einen von Appenivcier sälligen Eilgüterzug rechtzeitig an-
znhalten. Die SitUation sofort überschaueud, eilte Sauer im
Gälopp auf das beträchtlich entfernte Stellwerk zu und es
gelaug ihm, beide Züge uoch rechtzeitig zum Steheu zu bringen.

ben, deuii Sodhen, der allen diesen Unsinn in einer Fenster-
nischc, wohin sich die Freundc auf einen Augenblick zurückge-
zogen, herpopgesprndelt hatte, war in seinem Uebermute nicht
uiehr zu halten, wenn letzterer nicht plötzlich mitten in dem
neu eiugeschlagenen Kurse stehen geblieben wäre und halblaut
zu Paul gesagt hätte: „Da ist siel Dort die Kleine, Zierliche
m dcm Rosaklcid mit deu Brillantenl" — Und richtig, do;>t iu
einer Gruppe junger Damen stand ein kleines, zierliches Ding,
den graziösen — allerdings auch für das jugendliche Alter von
kaum neunzehn Jahren fast zu schmächtigen Leib —- in ein
'kosibares, schwcres SeidengÄvand gohüllt, in dem schwarzen,
stark gcwcllten Haare einc Diamantagraffe, Brosche und Arm-
ringc von deimelben kostbaren Gestein, in einem Regenbögen
farlstger Stralilenbrechungcn schillernd — Gisela Frtedtandl
Das Gesicht der jnngen Dame hatte jene gclbliche, gleich-
mätztge Wachsfarbc, wie man sie in Jtalien so oft findet. Nase
und Mund zeigten nichts Charaktcristischcs. Dte Airaen dagegey
unter ciner mähig hohen Stirn, waren ganz im Gegensatz zu
dcu Fuuo-Augeu der älteren Schwester von jenem unruhig
suchenden, rasch von einem Gegenstand zum anderu gleitendeu
Bück, dcr zwar auf ein hohes Maß von Jntelligenz schlietzen
lietz, dem Ganzen aber einen riickst gerade gewimieuden Aus-
druck verlieh. Hatten die Augeu dagegeu einen festen Ziclpunkt
trste jctzt, ivo die beiden Freunde stch näherten und Sodhen mit
einer rcspektvollen Verbeugung seinen Freund, den Freiherrn
von Steinbergk, vorstellte, nnd trat dazu noch ein freundliches
Lächeln, d«nn verschönte sich das Gesicht in ungeahnter Weise.
Itach den ersten gewechsclten Höflichkeitsphrasen halle Paul voll-
auf Gelegeuheit, diese Beobachtungen zu machsn, da Sodhen
in seiner bekanntcn Manier, lli einem beinahe vertraulich
neckenden Tone die Unterhaltung sofort an sich ritz und Fxäu-
lein Gisela mit einer Flut schnurriger Bcmerkuugen über-

Nach einer halbcn -stunde waren die 65 Aenrner Hcu vom Ge-
leisc getragen, dre Züge fuhren vorbei und bald war der L,eu-
wagen neu gcladcn und znr Fortführung bcrcit.

Aur ApoLyekerinnenfrage

mird dein, „Schwäbisck)en Merknr" von cinem Landapo-
theter geschrieben: Es herrscht nnier den Eliern junger
l'Radchen iimner noch eine gewisse Znrück'haltung, sie in
einer Apothotc als Lchrling eintreten ,;u lassen, nnd doch
mare gerade jetzt noch ein günstiger Zcitpunt't, bevor
Priiiiareife zuni Eintritt als Vorbedingnng vcrlangt
-Ltellung der Upothekenvorständc gegenüber
der Anjnahine imd Einstellnng von Dainen ist in Stäü-
ten mehr abgeneigt, auf deni Land geteilt. Der Schrei-
bei diesei Zeilen begrüstt die Znlassnng von Daman und
^llstcht auf die Ersahrimgcn mit Lehrtinqen,
Gehilmii nnd Pc'itarbeitern. Es ist für den Landapotheter
zuc 7>eit anßerst schwer, eineiii brauchbaren 'Giehilfen
langere Zeit zn halten; die Gehaltsansprüche stehcn auf
einer )olchcii Höhe, daß man sich lieber niii Lchrlingen
behelfen wurde, rvenn nur solche zu bekommen wären.
Der BUstang zmn Fach enkspricht der Rachfrage nach
branchbaren Hilfskrasken keincswcgs. Die Taxansprüche
werden von iFahr ,>« >>ahr niedriger gestellt, dic Bedürs-
niste nnd Ansprüche von Fiiln' zn Iahr größer, die Ren
tabilttat der ?lvolhet'en sint't mii dem ?lnsprüchen der
Hilisträfte dnrch immer einfachcr werdende Rezeptnr mid
des ^pezialttatemi'esens, nnd nicht am wcnigsten dnrch
die Praris victer Krankenkassen. Es giebt Landstreckcn
zmn Beistnel im badischen Oberland, dic mit
.lpotheken goradezn übcrsät sind, so daß die Vermehrimg
der Apothcken keineswegs im Verhälkiiis znr Bevölke-
Ter Slpotheker arbcitet dort ohne
Gehilsen, die Lehrlingc ziehen der Stadt zn, nnd t'einem
Menichen fallt es ein, dem Apotheter, der Tag nnd Nacht
zmn Wohl der leidendcn Menschheit bereit'steht, Hilfe
,zu schafscn. In größeren Orten mit einer Apotheke
schmalern die Trogerie-Geschäste deni ?lpothet'er 'den
Berdienst an Handverkauf nnd zum Teil an einfa-cher
Rezeptur. Tas Einkommen der Slpokheker leidet dadurch
gaiiz crheblich, und sie sind kaum mehr im Stand, die
hähon Gehilfengehältcr ausznbringen. So muß sich auch
der Slpolheker mittlerer Ortc — ohne Hilse — jahraus
sahrein. Tag und Nachl an die Scholle bindcn lassen.
Lpeziell siir solche Plätze sind wcibliche Hilsen sehr an-
gemessen. Die sunge Elevin nnd Gehilsin wird sich auch
nnr in Slpokhekcn kleineren und mittleren llmfanges
ersolgreich verwenden lassen. Sie genießt vollständigeii
Familicnattschluß während der Lehr- uiid Gehilfcnzeit,
nnd ihre soziale, gesellschaftliche Stellung wird jeden-
falls an sol-chen Plätzcii eine schr geachtete'und bei guter
Führimg nnd Tüchtigkeit anch eine dauernde, gulbezahlte
scin. Tas Lehrgeld wird kaum irgendwo 600 Mark
für drci Fahre Lchrzeit bei frcier Station übersteigen,
dann nach bestandenem Gehilfenexamen wird das Gehalt
60 bis 90 Mark ini Monat erreichen bei freier Berpfle-
gung »nd auf diese Weise kaim sich die junge Dame einen
großcn. Teil des zum Stiidium nötigen Geldes ersparen.
Ist cine Tame approbiert, warum soll sic dann einer t'lei-
nen Landapothel'e nicht ebenso gut vorstehen können wie
ein an große Ansprüche gewöhnter approbierter Gchilfe?
Die Gchilfen werden freilich dagegen zunächst zähen
Widersprnch erheben, aber in äbsehbarer Zeit werden sie
nach Erhöhnng der Slnforderung an unsere wissenschast-
lickw Ilusbildung zur Einsicht kommen, daß es der Ver-
fasser mit ihrem Los beim Konzessionswesen nicht weniger
gut meint, als mit den zukiliiftigen weiblichcn Kollegin-
nen. l ' '

Hrldelbeeger Vereittslmgelegenheiten.

X Dcr Verein baycrischcr Staatsangebiirigcr hielt am
Sonntag Nachmittag seine statutengcmätze Generalver-
s a m m lung ab, wclche sehr gut besucht war, Dcn Mir-
g'licdcrn wurde vom Vorstand Herrn Dietrich über die ab-
gchaltencn Bereinsfestlichkeiten, über die Kassenverhältnisse und
dcn Nlitgliederstand Mitteilnng gemacht, ferner über das
Vereinsvermögen und das Jnventar, ivelches durch die Ver-
leihung zweicr wertvoller Bildcr von Sellen S, K. Hoheit des
Prinzrcgenten Luitpold und des Prllrzen Ludwig eine bedeu-
tende Bcreicherung gefunden hat. Der Kassenabschluh ist trotz
divcrscr Anschasfungcn ein günstiger. Mit Stimmenmehrheit
ivurden einige Anträge crlcdigt, u. a. die Gründung einer
Unterstützungskasse für in Not geratene Mitglieder mit grotzer
Majorität bcschlossen. Mit Begeisterung wurde die Berlesung
des Briefes aufgenommen, worin sich S. K. H. Prinz AIfons
von Bähern zur Annahme des Protektorats über den
Vercin bereit erklärt. Ein vom Vorstand auf den neuen Pro-
tektor ausgcbrachtes Hoch fand bcgeisterten Widerhall. Jn der
darauffolgenden Neuwahl dcs Gesamtvorstandes, die einen sehr
animierten Verlanf nahm, wurde fokgendcs Resultat erzielt:

schüttcte. Steinbergk; dcr sich, wenn auch ernsteren Charakters
wie sein Frcund, sonst wohl auch an der in allerhand Sprüngen
ergehenden Unterhaltung derselben beteiligt.hgtte, fühlte sich
wic untcr einem Banne, der ihm seine sonstigc Unbefangenheit
raubte. Gisela, dic auf den von Sodhen angeschlagenen Ton
insofern eingeoangen war, datz sie scheinbar amüsiert, deni gei-
stigen Koboldschießen desselben zuhörte, warf hlli und wieder
einen Blick auf den beinähe stummen, wcnn auch nicht teilnahms-
los dastehenden zweiten Kavalier.

Als >Sodhen es endlich in richtiger Taktik an der Zeit fmid,
die Beiden allein zu lassen und sich nach anderen Opfern seiner
Bercdsamkeit umzuse'hen, wandte sich Gisela an Paul, indem
sie ihm offen in die Augcn sah, wobei er bemerkte, datz diese
Augen anch ganz groß und voll blicken tönnten, „Sie haben
einen sehr witzigen Freuyd, Herr von Steinbergkl Jch unter-
haltc mich sehr gerne mit ihm, nur habe ich im Stillen den
Vcrdachk, datz er sich bei Drittcn ebenso luskig über Einen
machen könne, wie er es bei mir über andere tut." — „Gnädi-
gcs Fräulein verkennen meinen Freund vollständig," konnte ^jch
Steinüergk nicht enthalten, mit einem Gefühl von Wärme für
dcn Abivesenden einzutreten, „Herr vön Sohden ist manchmal
viekleicht etwas spöttisch, ja scharf in seinen Bemerkungen;
aüer das ist nie so böse gemeint, wie es vielleicht klrngen mag,
denn im Grunde ist er ein herzensgiller Mensch und vor allem
ein treu ergebener Freund. Und speziell von Jhnen mein
gnädiges Fränlein, hat er stets nur mit der grötzten Hochachtung
nnd Verchrung gesprochcn."

Da das Eis nun gebrochen, flotz die Unterhaltung der beiden
jungen Leute ruhig weller, wobei sich herausstellte, datz es auf
geistigem, namentlich auf litterarischem Gebiete so mancherlei
BerührungspunLe gab, die beide bald in ein so lebhaftes
Gespräch verwickelten. datz Steinbergk es geradezu rmangenehm >

Tierrich wurde zum 1. Vorsland wieder-
gcwahlt. -yerr Coisseur Pslüger zum 2. Vorsitzcndcn neu-
gewahlt, Hcrr Malermcistcr Hesselbach zum Schrisfführer
ncugewahtt, Herr Graf als 5kaffier und Herr Fetzer als
Weihnachisfparkasscnkassier wicdcrgewählt, sowie die HerreN
'sach s und Semelmaier zu Revisoren, und Geitzler
zuin Bibliothekar crnannt. Fn dic Vcrgnügungskvinmiffion
wurden die Hcrren: S ch c i t l e r, Heidenrcich und
P r e tschock gewahlk. Nach dcr Wahl blicben die Landsleills
nmh langcrc Zcri vcrgnügt bcisammcn. Im ncuen Bereins-
lokal „Friedrichshof", wosclbst stcts baherische Zeitungcn anf-
liegcn, sind Landsleute stets herzlich tvillkommcn.

Oz Vcrcin chemaligcr ltttcr hiclt am vcrflosscnen
«amstag im Lokal „Gold. Römcr" untcr regcr Betciligung dec
Kamcraden scine ordentliche Hauptversammlung mit Rech-
nungsablagc und Reuivahl ab. Nach'dem der Schristführer
icinen ^ahrcs- nnd der Kassier seinen Rcchenschaftsbcricht ver-
Ie,en hatlen, wurde Entlastung erteilt und denselüen für ihre
:.cuhc und Arbcll gcdantt. — Bei der hierauf vorgeiiommenc»
Wahl wurden gcwähtt: Alb. Bürkle 1. Vorskaiid, B. Hor-
millh 2. Varstand, K. Gcrbert Schrifrsührer, A. Schreckcnbergcr
Kassicr, die Kamcradcn Baas, Hebcrt, Höckel, Jägcr, La-
made. Mullcr, Sä'wcd und Wcidner zu Verwattungsrälcn;
letzterer an Slclle dcs freiwillig znrückgetretenen Kamerade»
Wllh. Gramlich. Dcr 1. Vorstand Kamerad Bürt'le dankrc dcn
Kamcradcn für ihr Vcrkrancii und Ausdcmer und gab die Ver-
sicherung, datz der Vcrwalniiigsrat auch im ncucii Iahr sich nllr
glcichcr^ Sargsalt dcm Vcrcin widmcn werde und schlotz mit
einem Hoch auf unseren crhabenen Rcgimcntschcf S. M. Kaiser
Wilhelm, imd auf nnscren geliebten Landessürsten, S. K. H-
den Grotzherzog.

-i- Bismarck- nnd Pclfurtscicr im Militärvercin. NachdeM
iich dic Mitgliedcr der vcrschiedcncn milirärischen Bcrcine aM
Montag an dcrn Gebäude der iicucn Stadthalle gcsaininclt und
dcn Fackelzug der Studcnten'schaft nnd das Flamnicnzcichen
der Bismarcksäiilc vom Ncckaruser aus augcschen hattcu, be-
gab sich eine grohe Anzahl in das Vereinslotäl „zum saulc»
Pclz", nm jctzt noch dcn Gcdcnktag von Belfort zn seicrn.
Dcr Vorsitzcndc Dr. B a u c r cröffnere, antnüpfend an die Ei»-
wcihung der Msmarcksäule, dcn Vcrcinsapcnd und begrützre
besondcrs dic Nenheidclbcrgcr, den Handschuhsheimer Nlilirär-
vercin (Gesamlstärke über 200 Mann), dcr sich zum erstenmale
und zahlreich unter der bewährtcn Führung seincs langjährige»
VoiPtzcndcn, dcs Schmicdemcisters Thurecht, eriigesuirdcn hatte.
Nachdcm der Borsitz an Herrn Dr. Karlowa übcrgcgangen
war und Landwirt L. B a n e r über die Äänwsc um Bclsort
gesprochcn uud dcr Bclforttämpfer gcdacht hattc, trug ciner der
Neuheidelbcrgcr Kameradcii uillcr allgemciiicn Beifall ein a»i
Werder und den 15.—17. Jannar bczügliches Gedicht vor.
Danach crgriss Herr Kes; ler das Wort, um in Verfolg eines
srühcr gehaltenen Vortragcs kurz und klar die gcschiüstliche»
Ereignisse und Beziehungen zwischen Deutschland und Fran'k-
reich in dcm Zcllraum von 1786—1866 zu schildcrn. Schmie-
demeistcr Thurecht feierte in schöner, wohlgesetzter Rcdc unscrc»
Hcldenkaiscr Wilhclm den Grvhen und Bismarck als dc»
Schmied des Rciches. Er erntete dröhnenden Beifäll. Hecrn
Frischs Grntz galr dcn Toten, die das Rcich initertäinpsk, und
den über'lebenden Mllkämpfern uiid den mutigen Fraucn nnd
Töchtcrn, die so getreulich die Verwundetcn pflcgrcn. Er
wünschte dem Vaterland gcgcbencnfalls wieder einen solchc»
aufopferiingssähigen nnd iniirigen Nachwuchs. Hcrr Stei »
aus Handschuhsheim schlotz sich diesem Wunsche lebhaft a»-
Die Schule sei in erster Linie dazu berufen, diesen Nachwuchö
heranzuzichen. Herrn Wagners Hoch galt Moltke, dew
gcnialen Schlachtendcnker. Herr T h u r e ch t bctonte, sei»
Verein würdc in Zukunft noch viel zählreicher zu den Bersaiw»-
lungon erschcincn, wenn die Einladungen an jcdcs Mllglied
gesvndert crgingcn. Für das zahlrciche Erscheinen dcs Hand-
schuhshcimcr Vereius dankte dcr Vorsitzende noch bcsonders-
Hcrr Kinzcr gcdachte des Grafen Waldcrsee nnd scincs schwie-
rigcn Aintes und der tapscren Bcsatzung des „Jlris" und ihres
KaprtänS LanS nnd bcsonderS dcr in China Gefallenen. Dara»
anschlichend erzäh'lte dcr Chinakämpser Graf untcr allgemciner
Spannung der Zuhörer seine Kricgserlebnisse am Tage seinec
Vcrwundiing nnd gedachte wehmütig seines totcn Kamerade»
Wißmeycr. Znm Schlntz sprach Herr Bürkle dem Vorsitzendc»
Tant für die schncidige Lcllnng dcr Vcrsammlung, von dcr alle
hochüefriedigl heimwandertcn. Dic Milllärkapelle hatte die
Mnsik gestcllr nnd trotz ihrcr oielen iugendlrchen Kräste exakt
und flatr gespie'lt.

X Konkordia-Kranken- und Stcrbekasse. Jn der Montag
Abend >im Pari>errö-Saal 'des i „Reichsapisel" 'äbgehalteojc»
Gcncralversamrnlung crstallcte der Kassierer, Herr P f e i f e r,
den Rcchcnsck-astsbericht übcr das verflosscne Halbjahr. Au^
demselben sei Folgendes hcrvorgehoben: An Krankengeld tourde»
währcnd dieser Zeit vermisgabt 747 Mk; das Bcrmögen des
Vereins hat eine kleine Zunahme erfähren und beträgt jetzt
8668 Mk., wovon ckwa 8400 Mk. auf der skädtiscben Sparkasst
zinStragcnd angclcgt sind. Bei der vorgenommenen Wahl des
Vcrwaltimgsrats wurden gewählt die Herren: C. Volk al^

1. Porsitzendcr, L. Seclig als 2. Borsitzender. F. Kuht
als Schriftfuhrer, L. Pfeifer als Kassier, Herrman»-
Lupberger u. Schmahl als Beisitzer. Nach Erle5ign»g
weiterer Vercinsangelegenhcitcu wurde dem Verwaltungsrat
für scine iimsichtigc Geschästsführung dcr Dank ausgesproche»
und sodann in ehrenden Worten der Verdienste gedacht, die sim
der seitherigc nim erkranktc crste Borsitzende Herr Hummel
um dcu Vercin während einer langen Reihc von Jahren er-
worben und erhoben sich die Anwesendcn znm Zeichen des
Dankes von den Sitzen.

empfand, als sie durch dritte, die zur Begrützung Giselas

herantratcn, imterbrochen tvurdcn. Nachdem cr sich noch des
ersten nnd des Tischwalzers vcrsichert, stürzte ep sich, tiefauf'
atinend, Une im Gcsühle, ein gefürchtetcs schwercs Exame»
über allcs Erwarten glücklich bestanden zn haben, in dcn Stru-
bel dcr anderen Gäste.

Sodhen hatte die lange llnterhaltung seiner beiden Schütz-
llligc, wie cr sic nannte, mit cincr Art väterlicher Genugtuuirg
beobachtet, drückte Paul mm versto'hlen die Hand, indem er
ihm vcrgnügt zirrannre: „So ists rcchk, Alterchen — nun noch
der ätteren Schwcster erwas den Hof gemacht; gegen Onkel
Jsi cinige Aufmcrt'sanlleiten; dem schönen Odo gegenüber tziwas
christliche Schonung, und die Sache wird sich schon machenl'

Herr Fricdland sen., zu tvelchcm Sodhen als getreuer Ekke-
hard scincn Freimd währcnd ciner Tanzpause uun beglcitete-
satz in seincin Rollstuhle in cinem der Ncbenzllnmer, umgebe»
von cinigen ältcren Hcrren, wo nebcn politischen Neuigkeite»
auch die Tagcskurse ihre Besprechung fauden. Der alt« Herr,
cin angehender Sechzigcr, crhob sich, soweit sein gelähmter Zu-
siand cs crlaubte, und richtetc lli gewmidter, weltmännischer
Form einige sreundliche Worte an Paul, dem es nicht schtvek
w-urdc, dcm in scincr Art würdig, ja vornehm aussehende»-
tadellos get'lcideten Herrn, mit dem dem Alter schuldigen Re-
spekt in achtimgsvoller Weise Rcde und Antwort zu stehen.

Nach summarischer Vorstellung bei den übrigen Herren rie-
sen die Töne dcr Musit' die bcidcn jungen Offiziere imcder ch
ihrer Pslicht in den Ballsaal zurück. Steinbergk hatte al-
Tänzerin die Tochter eincs höheren Beamten aus dcm Fincms'
ministerium. während sich Sodhcn mit Gisela nach dcm Täktc
cineS flotten Rheinländers drehte.

(Fortsetzung folgt.)
 
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