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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Donnerstag, 22. Jannar 1903.

Grstes Blatt.

45.Jahrgang. — .N 18



Trscheint täxlich, Sonrüag» «msgenovarn. Prei» mit F«mlilierit»lättern monatlich 50 Psg. in'» -au» geLvacht» bei der Expedition und Len Zweiganftalten a-geholt 40 Pfg. Durch

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«n bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernonmien. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Hngtisches ur d »lmerikanisches Lü,>engeschwäh.

Was iu diesen Lagen dncch die iiöeiwüllr'nde eng -
' i! ch r nnd die nach Lenjalionen haschende amerika -
^lfche Presse gegen Tontschland gesündigl worden ist,
darnbrc ließen sich Teiten und Seiten voll schreiben.
^>e loyal auch Dentschlands Berhalten ist, man wittert
huiler ihm immer ööse, hinterlistige Adsichten; man
ichreiöt ihm die schwäczesten Anschläge zri. Dabei schent
Ban auch vor ofsenbaren Unmöglichteiten nicht znrück,
^fnn sie sich ,nnr rechr.verhetzend öoirtragen lassen.
'Lin und wieder ersolgt dann von Berlin auS eine Znrück-
^iying. die wenigslens sür einen Augenölick Rnhe
ichafft, indem sie die ganze windige Mache enthüllt.

To bringt die nenesre Nummer der „Uöln. Zrg." eine
^uslckssnng, die sich gegen die nenen Unwahrheiten eng-
"Icher iind aim'rikanischer Blätter ivendet. Nach dec
"Dasty N'ews" soll öer ameritanische Botschafter in Ber-
stn anf Ansfordernng seiner Regiernng die dentsck>e Re-
Berung darüber znr Rede geslellt haben, ob Tentschland
sranzösischeii Rechte auf dern Panamakanal erwerben
Tenlschland habe verneint. Nach der „TimeS"
u>uhlx Deutschland in Columbia gegen die Unterzeichnung
PanamakanalvertrageS mit Amerika seitenS Co°
Buibia nnd strebe eine Marinestation an. „S olche
>oxheiten," sagt die „Köln. Ztg.", „sind höchst
" eleidigend fi!r die amerikanische Diplo -
^alie, da man ihr eine so unglaubliche Unwissenheit
Und eine solche UnkenntniL der politischen Lage zntraut.

dersekben Höhe steht die ameritanische Meldmrg,
brüsidenl Castro habe schon vor einer Woche geivußt, datz
deutsck)e Regiernng ihre Marine angewiesen habe, vor
aeir, Eintresfen des Gesandten B o w e n in Washington
^ enxz o l a ti i s ches Gebiet anzugrei ^e n. Die
heutsche Regierung dentt nicht darait, die Operationen
su Veneznela von Berlin ans zn leiten. Wenn man nns
MU, dast man nns alle möglichen schwarzen Pläne zn-
"uue, spllte man doch bedenten, das; die deutsche Regie-
sffrig lüchr so hirnverbrannt ist, absichtlich Len Gang der
'^U'dlichrii Vnchandlimgen zu stören."

Deutsches Reim.

i, ...7"" Zu dem aufsallenden Verhalten des Reichstags-
^ustdenten Grasen Ba! lestreni gegenüber dem Äb-
öiördiunen von Vollmar in der vorgestrigen Sitz-
des Reichstages schreibt die „N alionallibe-
. ule Korr.": Die Weigerung des Präfidenten schien
^ ganzen Hanse das äußerste Befremden zu
^egen. Am Tage vorher konnte die Swinemünder
Tst'besche, welckw nicht im Zsteichsanzeiger" veröffentlicht
lvorden war, in aller Breite diskutiert werden. Weshalb
Un nichl diese taiserlich' Knndgebung, die einen offiziel-.
^ Ehnrakter trug? Wir halten nns davon überzengt,
öer Reichskanzler auch die Anfrage des Ab-
? ordneten von Vollmar ebenso ausglebig beantwortet
Wden tüürde, wie Tags zuvor die des Abgeordneten
wadler nnd lwben leider alllm Grund zu der Befürch-
l'dg, hgst per heniige Vorgang lediglich der Sozialdemv-
ot>e neues Agilationsmaterial zusülxrt.

> Aus den Reihen der n a t i o n a l l i b e r g l ß n
-fdgend geht der Reichstagsfrakfion adermals eine
.^udige unbedingte Anerkenn u n g zu. Am Schluf;
Z^r Adrechnuna mit dem „Kladderadatsch" scksteibt das

Verbandsorgan „Die nationalliberale Jngend" über die
Mtglieder der Reichstagsfraktion: Mit Hintanfetznng
dr'r eigenen Person nnd der Partei haben sie sich ge-
schlossen gestellt, ohne eine einzige Ausnahine, anf dick
Seite des Vaterlandes, und jeder eckste deutsche Mann
mns; ichnen hierfür hohen Dant wissen. Und wir, die
Jügen'd, wolleir die ersten sein, ichn auszudrücken. Wir
sind nns ohne Weiteres klar darüber, daß stch die Jugend-
bewegung viele dlnhänger schafien ivürde dnrch energi-
schen Protest gegen das Verhalten der Führer. Aber
wir überlassen es andr'ren, im Trüben zu fijchen. Wir
haben erkannt, dasz unsere Führer nicht anders handeln
konnten. Darnm stehen wir fest nnd tren zn ihnen. Un-
sere Änfgabe soll es sein, iintziiwirten an der Anftlärung
der großen Massen in diesem Sinne, die Sozialdemo-
kraten zn stören in ihrer unterminierenden Arbeit des
Anfhetzens und den Barth-Genossen bei den nächsten
Wa'hlen den wohlberdienten Indas-Lohn zn verschckfien.

— Der verhaftete K o rv et t e n ka P i t ä n
z. D. Kayfer war nicht zur Nordseestation, sondern
zum Admiralstab koinmandiert. Er galt als tüchtiger
Artillerist und ivurde vor zwei Jahren dem Admiralstab
für eine nen geschafene Stelle nnter Befördernng zum
Korvettenkapilän znr Disposition zngeteilt. Er war der
einzige zur Drsposition stehende Offizier, der dem Admi-
ralstabe angehörte. Kayser war für die Seefahrt nicht
geeignet. Er hat nur crls Seekadett an Bord der „Elisa-
beth" eine große Seereise nach Ostafrika mitgemacht.
Kahser hat sast 20 Iahre lang nnnnterbrochen der Ar-
tillerie angehört. Man n-immt an, daß er im Admirals-
stab Armienuigen bearbeitete.

—- Die '„'Staatsbürgerzeitung" berichtet von einer
Rede, die der Llommandeur der 6. Dstnsion in Branden-
bnrg, Generalleiitnant v. Liebert, dcr srüherx Gon-
vernenr von Tentsch-Oftnfnta, am letzten Areitag im
Verein deutscher Stndenten" zu Berlin gehglten habe.
Darnach habe der General erklärt, der jetzige lange Friede
sei ihm nicht,gerade sympathisch, denn es sei ein fauler
Friede. „Jch wäre nicht Soldat geblieben, wenn man
m!r damals gesagt hätte, daß wir einen Frieden von
dreißig Iahren huben tvürden." Der anwesende Rettor
der Berliner Universität, Profefsor Gierke, trat dem
General entgegen, inLem er bemerkte: „Jch habe auch
mitgekämpft in Vöbmen nnd in Frankreich; aber ich be-
dauere gar nicht, daß wir seitdem in Frieden leben dür-
fen. Immer werde ich es als enies der höckststen Güter
Preisen, daß ich als alter Kämpfer an diesem langen
Friöden teilnehmen dnrste." Wie mitgeteilt, beabsichtigt
General v. Lieberst demnächst in den Ruhestand zn tre-
ten.

Kiel, 20. Janüar. Das Kriegsgericht hat
den Navigationsoffizier-bes Schrllfchrffes „Freya", Ober-
lentnant b. K o ch, wegen fahrlässiger Herbeifrchrnng
einer erheblickien Beschüdigung des Schülfchiffs „Brum-
mer" dnrch einen Znsammenftoß zn dreitägigem Stnben-
arrest vernrteilt.

Dentscher Weichslag

Berlin, 2l. Jan.
Fortsetzung der Etatberatnng.

Mg. Richter (fr. Bp.) hebt einerseits den hohen An-
leihebetrcrg, den der Ctai erfordert, hervor, anbererseits dic Er-

höhung der Matrikularbeiträge. Besonders scharf kritisierr er
die Steigernng des Marineetats. Die ostasiatische Besatzung
wür'de besser ausgegeben. Die Gesandrschaftswache müsse aller-
dings noch eine Weile bleiben. Jn Kiantschon seie» die Aus-
sichten für Handel und Getverbe nur sehr gering. Mrt Ern-
schluß der Kanonenbo.ote und der Dampfersubventronen wevöen
sür Krautschou 40 Millionen Mark gefordert. Jn dem neuen
Kolonialetat befinden sich 5 Millionen Defizit aus dem Bor-
jahre. Redner bespricht dann 'die einzelnen Kolonraletats:
man solle von afrikanischen Dahnprojekten in Zukmrft ab-
sehen. Der Vertrag mit der ostafrikänischen Gefellschast sei
ungrltig, da er unter Umgehuntz des Rerchstages zustande ge-
kommen sei. Dem Wünfche nach Vermehrrmg der Kavallerre
steht Redner ablehnend gegenüber, da die Kavallerie gegen-
über den heirrrge» Schutzwaffen nicht mehr dic srühere Bedeu-
timg habe. Unverstäiidlich sei es, wie aus dem Harrse ein
Aiitrag aus Crhöhnng der Militärpenstonen kommen könne.
Wen-n der Reichskanzler vor Absendung des Swinemünder
Karsertelegramms befragt worden wäre, hätte er sicherlich ab-
geraten. Jn keiner Zeit wäre es so schtoer gewefen, Minister
zn sern als gcgenwürtig: die Herren seien nicht in beneidens-
werter Stellung.

Abg. v. Kardorff (Reichsp.) eröistert zimächst den
niedrigeu Kursstand der staatlichen Anleihepapiere, empfiehlt
Nlatziiahmen gegen die lleberschlvemm-ung bes Marktes mit
Zndustriepapieren und hebt weiterhin hervor, datz Jndustrie
imd Landwirtschaft die schweren Lasten der sozialen Gesetz-
gebimg völlig tragen. Reüner bedauert schlieh'lich, datz das
'sozialistengesetz nicht mehr besteht.

Mg. Schrader (freis. Vg.) empfiehlt die gröhtmög-
liche Sparsamkeit in den Rerchsausgaben, damit man um dre
Zuschutzanleihe herum komme. Eiue Reichseinkommensteu«^
lvnrde die Einzclstaateii viel weniger uiiaiigenehm trefien, als
die jetzigen Justände. Die wirtschaftliche Depressio» sei auf
falsclie wirtscheiftliche Politik zurückzüführen, bcsonders auf das
grimdvcrkehrte Bvrsengesetz. Der Sozialdemokratie trete man
am besten durch die BerücksichtigiMjZ der Jnteressen der Arbeiter
entgegen.

Abg. L i e b e r m an n v. S on ne nbe rg (Refonnp.)
sindet eS erfreulich, dah der ReichStag jetzt nicht mehr mrt we.it
ausschauenden gesetzgeberischen Aufgaben befäßt werde, betont
die Einigkeit der Ländwirtschaft mid verlangt Ersparnisse, be-
son'ders im Marineetat. Von uiiserenr VerhältniS zn England
habe imr letzteres Vorteile. Wävum seien die Burengenerale
nicht vom Kaiser empsangen worden?

Reichskanzler Graf Bülow geht anf die Reden der Bor-
redner ein. Bci Richter sei, wie gewöhnlich, das dicke Ende
nachgekommen. Jn einem konstitutionellen Staate mntz der lei-
tende Staatsmänn mit der Jndiviidualität deS Monarchen rech-
nen. Je stürker die Jndividualität des Fürsten ist, um so
mehr wird er geneigt sein, Emflntz zu gewiimen mif den Gang
der Staatsgeschäfte, ivas dem lcitenden StaatKmami sein Amt
nicht immcr erleichtert. Aber eine start ansgeprägte Jndi-
vidnalität des Fürsten ist für ein Volk von nicht zu unter-
schätzendem grotzen Borieil. Jm AuSlande sehnten sich viele
nach cinem stärker akzentuierten Mvnarchen, und niemand solle
sich verschlietzen dem grohen Zuge im Wesen des Kaisers, der
einen freien, vorurteilslosen Sinn hat — rch sage dies ohne
stden ByzäntiniSmuS — an dem nichtS kleinlich ist. Was man
ihm auch vorwersen mag, ein Philister ist er nicht. (Heiter-
Icit.) Wenn Sie Angrifie erheben wollen, richteu Sie sie gegen
mich. Den Empfang der Bnrengcnerale schlug ich dem Kaffer
imter der Bedingung vor, datz sie sich in Dcutschland anri-
engltscher Agitationen enthielten imd als englische Staats-
bürger durch den englischen- Botschafter die Audieiiz nach-
suchten. General de Wet äahm diese Bedingüngen für drs
Generale an. Fch kann meinen Millelsmann nicht nermeii, aber
er ist cine vertrauenswürdige achtbare Persönlichkeit. Dieser
Herr teilte nach einiger Zeit mit, datz die Brirengenerale Plötz-
lich ihren Sinn geündert hätten, datz sie nicht mehr die Audieüz
nachsuchen wollten, svndern es richtiger fänden, weim der

Stadttheater.

Heidelberg, 21. Januar.

^ ^ W a fs e n s chm i e d." Komische Oper von Lortzing.
- "U'Bz für Herrn Feldner.)

dtese Oper erst ixn Vorjahre und so zienilich mit der
io uM" Pesetzung gegeben worden, hat sich ihre Physiognomie
ieisli, llar nicht verändert, besvnders da auch die Einzel-
I x x'isten wenig anders geworden sind. Nen war Herr M e ch-
Grafen Liebenau, der, wie man erlvarten -urfte, diese
Vorn-E öur schönsten Geltung brachte und besonders i sllmmlich
Älln disponiert war. Fräulein Kaltenbach als
ejk^^'llaud widmete sich ihrer Aufgabe mü gewohntem Feuer-
und fand sich mit der „komischen Alten" ziemlich gut all,
dWt N dic letztere Ligenschaft noch recht wenig zu-

nräul,- " den vom vorigen Jahre Bekannten zeichnete ssth
dcirsi?^" K oppenhöfer wieder durch die musikalffch wie
S g ^"ffch gleich gute Wiedergabe der Marie, ebenso Herr
or» h durch seine liebenswürdige Verkörpernng des Ge-
^stier N k Walter gab sich wiederum redlich Mühe,
^riten , /llabe gerecht zu werden. Doch reichen seme Fähig-
als Sänger noch als Schauspieler hin, den alten
so darzustellen, wie er Meister Lortzing wohl
Herrifi^^ haben mag. Den Benefizianten des Abends,
Orien ck ' - n e r, hat das Pudliknm seit zwei Jahren als
gissx„ xZfisen, verwendbaren Darsteller und umsichtigen Re-
such >">atzen gelernt nnd ihn gestern durch zahlreichen Be-
'u Beifall und Kranzspenden geseiert. Er hatte

deg rlA^urr Weise die verhältnismähig imtergeordnete Rglle
jpixl^^udffcheri Ritters für seinen Ebrenabend gewählt und
ffE nur schon srüher mit drolligem Humor. Fatal

lich -r den Dialekt nicht beherrschi, wodurch das eigent-

siellunn n stk'. Figur sehr abgeschwächt wird. Der Vor-
Und "fi'tzrece irin glücklicher Stern; es mihglückte manches
> udws rer Dialog war oft ganz ans dem Geleise.

0 8.

Heidelberg, 22. Jaimar.

„D i e goldene Eva." Lustspiel in drei Äkten von
Franz von Schönrhaii u»- Franz Koppel-Ellfeld.

Es ist hübsch von den Dichtern, dah sie ims dic neue
Herzensgeschichte der jungen ünd schönen Augsburger Gold-
schmiedswllwe in Versen er-zählen. Wohl schlagt der Reim
inanchmal, wie bei Max und Moritz, ettvas sta'rk durch; wohl
glaubt man da uiid dort einen Klapphornvers zu hören, allein
der Gesamteindruck des Versspiels ist doch ein recht günstiger,
freundlicher und anregender. Der Borgang auf der Bühne
wird durch den flotten Schrill der Jamben belebt, die Szenen
ireten in eine eigenartige Beleuchllmg. Dabei sind die Per-
sonen des Spiels nicht übel chamüerisiert. Die beiden abge-
'brannten Adeligen, den Ritter von Schwetzingen und den Gva-
fen Zeck, haben wir steilich schon irgenwo gesehen — damals
Ivaren sie, wemi wir nicht irren, als ein gewrsser Ritter Fal-
ftaff und als ein Junker Sperlich inkarniert — alletn die
Theosophen versichern doch ganz bestimmt, datz ein jeder lvieder-
kehren mutz, so lange er nicht durch erpvobte volle Selbstlosig-
keit für das Nirvana reff geworden ist. Weshalb nicht auch
jenc Bekden?

llnd die goldene Eva, die, im Bewutztsein bon Jugend,
Schünheit und Reichtnm gern hoch hinaus möchte, ste war in
anderer Gestalt, wenn wir sie genau betrachten, auch schon so
oft da, dah wir sie erkcnnen und mit ihr empfinden können,
aber das gerade ist das Verdienst der Dichter, dah sie sie unS
in neuer Erscheiimng vofiühren. Zu der ausgefrischten Puppe
von vorigen Weihnachten, die uns so vertraut und so fremd
zngleich anschaut, zieht es uns mit bcsonderer Zärtlichkeit.

Die Hanptrolle hat, wie billig, der Goll der Liebe, der
die schöne Eva schlietzlich trotz Gras und Uhnenschloh dem rech-
ten Mann, ihrem künstlcrffch veranlagten tüchtigxn Gesellen
Peter in die Arme sührt.

Wir haben hier in früheren J-ahren eine besonders quali-
fizierte Vertreterin der Eva gehabt. Gestern spielte Fräulein
Vvgel die Rolle. Jn dcr Tat, als sie im Prachtkostnm

vom Käiserfest kommend, in ihre gute Stübe hereinrauschte und
auch nachher im kleidsamen Haussrauenkleid aus dem 16. Fahr-
himdert, erfüllte Frl. Vogel vollaus die schwierigen äutzerlichen
Anforderungen, welche die Dichter an die Darstellerin dieser
Rolle stellen. Däs Sprel war recht lebendig nnd ivieS, nament-
lich in den Hauptszenen mit Peter, manchen hübschen^Zug auf.

Den Peter, der bei aller Tüchtigkeit ein loser Schall ist,
spielte Herr Eckho f. Mcm konnte tm ersten Anftrng daran
zweifeln, ob er Ma»» sein würde, um das Herz der schönen
Wittve zu erobern, der Petruchio, der das wilde Kätchen over
vielmehr das wilde Evchen zähmt, aber er wuchs mit seiner
Ansgabe imd wuhre schöne, kraftvolle. Herzenstöne anznschlagen,
die sein Glück machen nmhten. Jn der scherzhaften Szene mit
dem Ritrec und der Wirtschafterin ritz er mit prächllgem
Humor den Ritter aus der bedrängten Lage des Liebhabers
wider Willen herans, so dah die Szcne hübsch zur Geltung
kam.

Den Saufaus von Ritter gab Herr Schneider laut, pol-
ternd, biedermämnsch verschlageu, wie diese Gestalt es verlangt.
Auch Herr B r a n d t hatte deu Grundcharakter seiner Rolle
sehr Ivohl erfatzt und baute den Grafeu Zeck mit Erfolg zu
einer komischen Charakterfigur auf. Ein flmker Lehrjunge war
Fränlein M i l d c. Früulein R. Fischer gab dic Wirt-
schafterin, eine jener augejahrten Jungsraiien, die den Männern
so lcicht aufs Eis gehen. Der komische Grundzug iu dieser
Rolle hätte in der äuheren Erscheiii-nng stärkcr betont IveA-en
dürfen.

Für den Fall einer Wiederholung des Sllickes sei dem
Publillim die „Eva" bestens anempsohlen. k'. U.

— Bon der Kirchweih'. Bauer (nach dem Verbinden):
„Aber Herr Doktor, mir sehlt ja noch cin Ohr!" — Bader:
„So? Da schaut mal alle nach.. Hat vielleicht eiuer drei??

— Die trene Gatllu. „ .. . Wie, Frau Bissig, Sie lassen
jetzt Jhren Mann auf die Jagd gehen?" — „Fa — aber ich
geh' immer mit, damit ihm nix passieren kanul"
 
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