Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0166

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
'Licim wir uuu d«S Ergcbuis bcirachlcu, ivelches die Frage-
slcüuug und ihrc Bcantworluug durch die Sachvcrstandigen
für die Bcurteilung dcr ganzcn Frage gcübr, so erkennen wir
zunächst, das; die Fragen dahin gingen, zu erfahren, einmal
wic dcr jctzige Znstand dcr Fassadc nnd das voraussichtliche
SchiFsal dcrsclben dcn L-achvcrsländigcn sich darstellt, und zum
andcru, wcnn dcr Zustand sich als ein gefähtlicher ergicbt, welche
Mitrel anzinvcndcn ivärcn, nm die Fassade daucrnd zu er-
haltciu

Ganz zwcifcllos ergicbt sich aus der Beantwortung der
Fragcn lcidcr, datz die Gcfahr des plötzlichen Einsturzcs dcr
F-asiade vorhandcu ist lcin Mitglicd, Eggert, wundert sich sogar,
dah dieselbe noch stcht. 2. 21), und dah diese Gefahr Von
Tag zu Tag grötzcr wird (Frage 1, 2, S,). Ferner ergiebt sich,
dah dic fortschrcitende Verwittcrung sclbst dann, wcnu man
von dem Einsturz absiehr, fiir sich allein genommcn, die künst-
lerisch wcrtvollcn Teile der Fassade vcrnichtet, datz aber auch
Lic Ncrwittcrung allcin dic Standfähigkeit der Fassade ge-
fähvdet. (Frage 7.) Dic Bcratung über die möglichen Mit-
rel zur Erhalrung dcs noch Bestehenden ergab, datz es keine
Niitrcl gicbt, welchc angewendct werdcn könnten, ohnc datz
dadurä, dcr jetzige Zustand uud dic Erscheinung dcr Ruine

vcrändcrt wird; dahiu wäre ctwa Träntung mit Chcmikalicn
und dcrglcichcn zu rechnen. (Frage 9.)

Wcnn man von dem Vcrlangen abgeht, die jetzige Erschei-
nung der Ruine unvcrsehrt zu crhalten, so käme zunächst in
Betracht, zu erfahren, wie mau ohne Bedachung imstande sei,
dic Fassade daucrnd zu schützcn. Das Wort dauernd wurde
in der Bcrsmiimli.iiig dahiu ausgelegr, dah'die Erhaltung wenig-
stens für cine Rcihe v o n Gencrationen zu er
srrcbcn, cinc Taucr von 50 Jahrcn abcr zu gering sci.

Die Bersammlung sprach aus, datz mit Hilfskonstruktionen
irgcnd wclchcr Art die daucrnde Erhaltung nicht zu crreichen
sei. Eine Anzahl von Mahrcgeln wurdc empfohlen, um den
Vcrfall möglichst zu vcrlangsamcn (Frage 21); darunter waren
Sircbcpfcilcr, Vcrputz und »och mchr solcher schon frühcr gc-
nannicn Konstruktioncn bczcichnct. Zu demsclben Zweck wurde
von dem Vertretcr dcs Schlotzvcrcins Eppert cine Konstruktion
von Eiscn mil Beton vorgeschlagen, dcrcu genauerc Aufzeich-
nung uud Bcrcchnuug dic (llcgicrung zur Prüfung einzureichen
Zusagrc. Von Jasfoy wurden noch Ergänzungen hierzu gegebcu,
währcnd die Mchrheir der Kommission erhebliche Bedcnken gc-
gcn dic Anwcndung von Eiscn und Bcton aussprach. (S. 18.)
Lhnc Bcdachung ist insbcsondcrc cin vollständiges Durchfriercn
dcr Mauer nicht zu vcrmcidcn (Frg. 10)."

Die Frage 17 gcht am wcitcsten, sic ivird von fünf Mit-
glicdern dcr Kommission dahin beantwortet, dah ein Dach,

, .. -- — - - " "" -—also

Hofmauer
Anschau-

»ng uicht, lvolten abcr dic Fragc nicht, ohnc vorher cin gc
naucs Projckr zu sehcn, bcantworten. Die dahin cinschlägigc
Frage 17, ob dcr Fenstcrschlutz und die Bedachung auch gc
cignct seien, dcr Vcrwitterung zu stcuern, wird unter der Vor
aussetzung dcr Heizbarkeit bejaht. Ob die Mauer imstande
sei, die Dachlan Zu tragcn, wollcn vier Sachverständige ohnc
das einschlägige Projekt zu kenncn, nicht entscheiden, drei sind
davon übcrzcugr, sctzcn abcr voraus, dah der mögliche Last-
anteil durch Rechnung festgestellt lvird (Frage 19). Dagcgcn
sind alle Sachvcrständige darin eiuig, dah bei weitercm Fort-
schreiicn der Vcrwitterung und der Bcwegungen em Zcitpunkr
eintriil, wo das Aufbringen von Lastcn ausgeschlosten erschcint
;Fragc 20). ^

Man wird nicht fehlgehcn, lvenn man annimmt, datz die
Rcgicrung cincm Bauprojckt, sci es wie das Ctzgertsche, zum
Zweck dcs verlaugsamteu Vcrfalls odcr sci es zum Ausbau nur
dann ihre Zustimmung giebt, wcnn sie von Sachverständigen die
Zusicheruug crhälr, datz dasselbe deu durch den Zustand der
Fassade gcgcbcnen Verhältiiisscn entspricht; dah das Gcbäudc

haltspunkte in dieser Bdzil>hung geben. Würden die
Polen aü ihrer Kandidatur festhalten, dann würden bei
der Rcichstagswahl nur die Nationalliberalen und So-
zialdemokraten in Betracht konnnen und die Polen nnd
das Zentrum ausschlaggebend sein. Es würde dann
dem Zentrum Gelegenheit gegcben, zwischen dem Kan-
didaten einer staatserljaltenden und staatsfeindlichen
Partei zn wählen, und sich als der krästige Damm gegen
die Sozialdemokratie zn bewähren, dcr zu sein es bisher
mit heuchlerischer Micne sich gerühmt hat.

— ?luf Anregu.ng des .it ö u i g s oou Sachscn
siud die Dispositionen sür die K aisermanöver
mit Rücksicht aus die Königsfamilie iu Dresden dahin
geändert worden, dasi sich das 12. Armeekorps nicht
an den Manövern beteiligcn wird. ?ln seiner Stelle
wird den „Leipziger Nachrichten" znfolge das 1. Armee-
korps mit dcm 19. ?lrmcekorps unter dem Oberkom-
mando des Generals von Hansen gegen das 10. und 11.
nnter General von Wittich manövrieren. Zlls Terrain
ist dic Gegcnd zwis-chen Merseburg und- Kassel gewählt.
Tas Haupttrcffen findet in dcr Nähe ivon Ohrdruf
statt, womit gleichzeitig der dortige nene TruPPennbnngs-
platz fnr das II. Korps ausgeprobt iverdcn soll. Das
Kaisermanöver beginnt Ende August. Jnnerhalb dcs
11. Ilrmeekorps werdon beröits Vorkehrnngen d'azn ge-
trofsen. Jn Mersebnrg ist dic Nachricht eingelaufen, dasi
der Kaiser am 1 1. September zu den Manövern eintrifft
nnd cinen viertägigcn Anfenthalt iin dortigen Schlosse
nimmt. Mit der Renovation der Ilufenthaltsräume ist
bcreits begonnen worden.

— Ter Dent s ch e V ercin f ü r G a st h a n s-
Rcfo r m , der in voriger Woche iu Berliu begrüudet
ist, wird seiucu Sitz in Weimar Haben, wo sein Vereins-
auwalt, Tr. W. Bodc. wohut; den engeren Vorstand- bil-
dcn Ffreiherr T. v. Tiergardt auf Mojawola, Verwal-
tuugsgerichtsdircktor Germershauseu in Arusberg uud
Rechksauwalt Dr. Eggcrs in Bremcu.

rvadeu.

— Zmu Neuj ahrsf estc hat das Z eu tra l-
kvmitee des Badi sch eu Z-rauenv eretu s iu eiuer
Adresse die Glückwünschc des Bereins ausgesprochen uud
daraus, deu „Blättcrn oes Bad. Fraueuverenis" zusolge,
das nachsteheude huldvollc Antwortschccibeu erhaiteu :

Zn dcm mir am gcstrigeu Tagc übcrmittclken Glückwunsch-
schrcweu des Zeutralkomuecs d'cs Badischen Frauenvcreins,
dcsscu warme uud hcrzlichc Wünschc, in bcredlen Worten aus
gedrückt, meincin Herzen wicder sehr wohl getun habcn, betouen
Sic zwei Punkte, aip welchc mcin Dank stcy in gauz bejouderer

i-ius-.hc'ii IXnbiliimn des

Minister gowusit, dasi es sich um die Tochterwiues Sub'
alternbeamteu handelte. Es verbleibt dabei, datz kauM
acht Tage uach meiuer Verlobuug der Komniissär des
Ministers mir wegeu meiner Verlobuug die Pensionie-
ruug anheimstellte, datz er sagte, der Miuister ser über
meine Verlobung erzürut, es seien verschiedene anonywe
Denuuziationen dem Minister zugegangen, dicser wolle,
d-aß ich meine Pcusiouierung nachsuche uud dasi der
Kommissar dabei aus ähnliche Fälle hingewieseu hat. Es
verbleibt dabei, daß mir der Oberpräsident vou Bitter
uach wiederholter Rücksprache mit demselbeu Kommissar
des Ministers erklärte, daß ich durch meiue nicht standes-
gemäße Verlobuug mi-ch als Proviuzialsteuerdirektor iü
Poseu unmöglich gemacht habe, wogegen die mir vorge-
worseneu Sleusieriiugeu zur Poleupolitik den Hals M'k
nicht brecheu 7oiinten.

AuSland.

Fassade gegcbcncn Verhälrniss
auili heizbar werden mutz, so datz die Temperatur in demselben
uber dcm Gefrierpunkr blcibr, ist eigeutlich sclbswerstäudlich.

Fm gauzcu wivd cs unrcr dcn Frcunden dcs Otto Hei»
richbaucs kcliicn gebcn, dcr au dcu Rcsultakcn -dcr tlntcr
snckiung sciucs bau'lichcu Zustaudes ungctrübte Frcude hat. Dic
eiucn.'ivckchc dic Ruine dcm Verfall anheimgeben wollen, um
sich dcu gewohnten Aublick nicht scliädigeu zu lassen, werden mrt
Baugen an den möglicherwcisc in gar uicht grotzer Fernc lie-
gcuden Momenl denken, in dcm sic nur uoch an der Erinne-
rung zehrcu könneu: die andcru, die schon scit Jahrzehntcu dcu
Ausbau als ciuziges Erhaltungsmittel anstrebten, werden
bedauern, dasz durcb das Zuwartcn immcr grötzere Teile des
Bauwcrks zugruudc gchcu; dic Triticu endlich, die mit klcinen
Miüeln den llntcrgang hinauszuschicben gedenken, werden,
wcnn sic auch jetzt die teitwcisc Aufopferuug der sogenLlinteu
malerischeu Schonheit zugc-bcn könntcn, sich doch sagcn müssen,
dasz möglicherweise wohl die ueu zugcfügtcn Hilfskonstruktio-
ncn, nicht äbcr die Fassade des Otto Heinrichsbaues dauerud
erhalreu wird. Wohl mauchcr Lcser der „Heidelberger Zei-
rung" hat in seiuer Jugend Schmctterlinge gesammelt. Die
schöuen Falter wurdeu sorgfältig ausgespanut mit schlanken
Nadelir iu cinem Ivohlverwahrtcu Kasten angesteckt. Nach Jah-
rcu, als cr dcu Schme.tterlingskasten wieder ansah, war der
Kastcn noch gut uud gauz, die Nadcln siacken noch sicher in
scincr Rückenwand, dic Schmcttcrlingc aber waren als Staub
zu Bodcn gefalleu. Hier thateu es dic Motten, am Otto Hein-
richsbau tut es die Verwittcruug. Die nackte Wahrheit über
dcu Zustaud dcs Baulverkes hat abcr auch ihre guten Seiten.
Jn dem verflossenen Kampf um dcu Otto Heinrichsbau habeu
sich sowohl auf technischem als auch auf künstlerischem Gebiete
hic vcrschiedensten Ausichteu Geltung zu verschaffen gesucht.
^auptsächlich zwer grundsätzlich ganz cntgegengesetzte Meinun-
gen, wie alic Kuustdenkmale M behandeln seieu, lagen im
persöulichc Konfliktc wurdeu lcider in diesen

Strcii.

hiucingetragen. Wir sind durchaus uicht der Meiuung, datz
dic cküusilerischc Teite gcring anzuschlageu sei. Das ganze
Vorgehen der mahgebenden Regierung zeugt aber dafür, das;
dicselbc nicht die Absicht hat, ungeprüft uur cinseitige Ratschläge
aitzunehnieiu sie wird einen Weg findeu, um auch künstlerisch die
Frage so erschöpfend als möglich zu bchandeln und zum guten
Ende zu führcn.

Lchrmeinungen bcdeuten angcsichts dcr drohenden Gcfahr
nichk vlel, namentlich aber nützen sie nicht; nur die entschlossene
Tat kanu helfcu. Das ist das Ergebnis der Bcratungen der
Bansackiverständigen. X.

Deutsches Reich.

— Zkuf den Wählkreis Boch u m wird man bei der
nächston Reichstagswahl besonders die Aufmerksamkeit
lenken dürfen. Ein Beschluß der Polen, dort eigene
Kandidaten aufzustellen, hat die Aussichten d-es Zentrüms
durch Slllfstellung etner Slrberterkandidatur in sehr nebel-
artige Fernc gerückt. Man ist sich in maßgebenden Krei-
sen- bewnsit, schreibt die „Rhein.-Westf. Ztg.", dosi bet
Durchfichrnng des Polnis-ckdM Beschlnsses das Zentrnni
lo geschädigt wird, d-asi es nicht einmal Anssicht hat, in
die Stichwahl zn kommcn. Jmmerhin tvird das Zentrum
alle Hebel in Bewegung setzen, die Polen durch Ver-
sprechungen und auch durch Drohungen für stch zn ge-
winnen. Die nächste Zentrums-Versammlung, die im
Kreise Gelsenlirchen statkfinden wird, wird schon Zln-

Weise richten möchrc. Es isc zunächsr das Fubilaum dcs Grotz
herzogs, dcni Sie Worre widmcu, welche iu mir eiucn um so
tiescreu Widerhall fiudeu mutzien, als Sie wohl ermcsseu kön-
neu, wie dic lichreu Höhcu ;ener uuverglcichlrchen Feier auf
immcr für mich umstrahlt bleivcii werden oon dcm Glanze des
Gesühls unauslöschlicher Daukvarkcit gcgeu Gotr, dchscu gnä-
digc Führung uns d,e Bcgehuug diescs scltenen Festes gc-
wiihrtc uud 'gegeu die Meu,chen, melche jeuen Tagen m me
crsahrener Wcise die Fülle der Liebe enigcgenbrachteii. Möge
das Gcdächrnis >cncr Zeit unö allcu die wir den Vorzug hat-
reu, sie zu crlebcu, gclp-iligt blciben!

Sie crivähncir scruer die Anertennuiig, welche dcr Grotz
herzog bei jeiiem Aulas; der Tütigkeir deS Badischen Fraucu
vereiüs zuteil wcrdeu lietz. Gern sprcchc ich cS hier nochmals
aus, wic schr diese Anerkennuug mich bcglücki hat, da sie dem
Verein und scincn so unermüdlich rätigeu Mitarbeitern zur
höchsteu Ehre gereichen mutztc und mir selbsr cin rühmeuder
Beweis der lattvcsvätcrlicheu Gütc und Teilnahme des Grotz-
herzogs gcwescn ist. Jhnen allcn dankc ich nochmals für die
mir gewidmcten und mir so wohk bckannten, aber dennoch nic
altcrnden K'imdgebungen eines Vertrauens imd einer Bereit-
willigtcit zu wc'iterer Arbcit, dic ich, Sie wisscn eS wohl, zu
dcu höchstcu Vorzügeu mciues vou Gott so rcich gcsegneten Le-
bens zählc. Datz wir auch in dcr Zukunft rm Aufblick zu Jhm
uud ru der festeu Absrcht, Jhm zu dienen, in der Lrebe zu unse-
rcn Mttmcnschen, auf allcn Gcbieten, die sich unserer Tätigkeit
erschlosscn habcn, wcilcr unermüdlich arbeiten wollen: das sei
dcr zuvct-sichrlichc und dailtcrfüllie Segenswunsch, dcn ich Jhucu
alleu in dcu crstcn Tägen des ucu bcgonneneii Jahrcs cnt-
gcgcnbriitgc.

Karlsruhc, den 2. Jan. 1003. Luise,

iGrotzherzogin von Badeu,
Prinzessin von Prcutzen.
Zii dein in Eltliii g-cn crsckst'iiieiid-eii „B o ö.
Landsmann" erschcint heutc ein längerer Ilrlikel,
worin es als „eitle Hoffnnng" bezeichnet wirch datz die
N a t i o n a l l i b e r a l e n i ni 10. W a h l 1 r e i s,
wenn der Zentrumskandidat in die Stichwahl käme, den-
selben untcrstützen würden. Tazn seien die „Vornrteilc"
gegen das Zentrum in den liberalen Kreisen zu mächtig.
Ter Verfasser scheint nicht zn wissen, dnß 1898 die Zen-
tralausschnsse der beiden Parteien in Berlin die gegen-
seitige Nnterstütznng bei dcn Stickstvählen gegen die So-
zialdemokraten beschlossen. Die No.tionalliberalen soll-
ten den ZentrumSkandidaten Schmitt tn Mainz unter-
stützen, die Zcntrnmswähler dcn nationalliberalen Dr.

chneider in Karlsru'he. Die Nationalliberalen taten
auch, was verlangt wnrde. Sie stimmten sür Schmitt,
dem sie zum Sieg verhalfen. Das bäd-ische Zentrum gab
jeddch cigcnmächtig die öffentliche Losnng aus, den na-
tionalliberalen Kandidaten in Karlsrnhe nicht zn nnter-
stützen, der mit Hilfe von wenigen hnndert Stimmen
gesiegt haben würde, so abcr dem Sozialdemokratsn un-
terlag. Wo war denn da das „Vornrteil" und- wo die
größere Znverlässigkeit? Die Verdächtigung der badi-
schen Nationalliberalen, scheint ganz nnhaitbar; das Zen-
trum hat bei ihnen jenc Ehrenschnld von 1898 noch nicht
getilgt. Von besonderem Jnteresse ist die Ausfnhrnng
des Verfassers, dasi die Nationalliberalen viel gün-
stigere W a h l au s s i ch t e n -hätten, wenn sie sich
mit den Sozialdemvkraten verbünden würden. Jm badi-
schen Obcrland tönnten sie den Zentrum mil sozialdemo-
kratischer Hilfe 3—4 Wahlkreise abnehmen: Konstanz,
Freiburg. Lahr nnd -Offenbnrg.

Orsterreich-Ungar«.

W ien, 22. Fanuar. Ter gestrige Gedenttag des
p olni s ch o n A ii f st ande s von 1803 wnrde bcsow
ders in Lemberg grosiartig geseiert. Morgens zogeä
alle Vereine znm Rakhans, in dessen Sitznngssaal 37V
Greisc, Mitt'ämpser ans ganz Poten, d-ie tei'tweise naä
Silnrien nerbannt gewesen waren, sich persammelt hai"
ten. Vom Rathaus ging der Festzug zur Kathedrale, wo
Prälat Gratowst'i die polnische Zngend anfenertc. Weito^
ging cs zinn Na'tionaltheater, wo anf der Bühne ein^
Allegorie Polens dargestellt wurde. ?llle sangen steheno-
„Noch ist Palen nicht vertvren". worauf der Bürgei'
mrister R,'alnchawst'i schilderte, wie das pvlnische Volsi
durch Gewalttaten zur Verzweislung getrtebcn, dcn Fi^
hcitstamps uiiternvmmen habe. Lldel, Bürgcr »nk
Bauern hätten sich beteiligt. Nach der „Nenen Freieä
Presse" fuhr der BürgermeistcrZort: Darin liege dic W"
deutung des Gcdnntens von 1863, dasi im Valt'e da-
Beivnßtsein sciner Rechte iind Pslichten gemeckt wnrde-
Tie Lagc habe sich seither nicht geändert, dic Poü'i
seien gerade Ivie vvr vierzig Iähren überall van FrerN'
den iimringt, welche pan den höchsten Kreisen zu eineln
Vernichtiingsl'ampfe gegen die Pvlen angefenert wiu'
dcn. In dem schrecklichen Ikilsrattungstampfe in PreU'
ßen Merde aber das nationale Selbstbennisitsein die pe^
nischen Baucrn in ihrer Ilnhänglichteit an den heiwo.
lichen Baden stärten. Tarin licge ein Schntzwall ge(m
dic Ililsiiahmegcsetze nnd die Ansiedlnngsmissioncn.

W i e n, 22. Ian. Nach der M-eldnng tschcchii^'.
Blätter hat das Gerücht, dasi der Olmützer Tonrhe^
Prinz H o h enlo h e zmn Bischvs von K önig?
g r ä tz ernannt werden soll, in tschocknschon Prie'ster- i>li(
Laienkreisen gro ß e Ausre g n n g hervorgernfen!
wird gedroht, daß ganze Gemeinden samt ihren
sorgern zum belvetischen Bekcnntnis übertretcn, falls n"
das Gerücht bewahrheiten svllte.

England.

r. Das Parlamentarischc Komitee des D'w
Univns-Kongresses hat in Gcmcinschast mit dem AW,
ordnetcn Sir Eliarles Bille eine Itovelle ziim engli>M,
Gewcrkschaftsgesetz (Tradc Union Law) ausgoarbcw(
Von beianderer Wickstigkeit hierin sind die BostiniwU^

gen über das « trei k p o st c n st chcn . ivelche ^^

zwecken, dieses in jedem F-all als gesetzlich z u lä I >'.
zu erklären, ivenn dabci nicht (stowalt znr AmvondB -
golangt. Tieser Enttvnrf wird vorlänfig noch oi".
Kon'sorcnz der Trade Unioiis Fcderation, des LablA '
Representation Comitee und des Parlamentarischen
mitees vorgelegt, nm hicrans dem Parlament überre^
zn merden.

Amerika. z

— Im Hinbtick anf die Mitteilnng, dasi der Verst"',
zwischen den Pcreinigten staatcn nnd E

l u m b i a. nach lvelcheni der Panamakanal erbaut
den wird, u n t c r z e i ch n e t worden ist, sei daraü,

mnert, dasi der Kongresi dcr Vereinigten Staaten ^

Präsidenten sstoosevelt die Ermächtigung crteiltc,
Rechte und das Eigentmn der N e n e n P a n a R
k a n a l - G e s e I l s ch n f t sür höchstens 40 Milli^!,,,
Dollars anznkaufeii nnd init Colnmbia, in dep..

. rn. ,

Gobiet dcr Kanal^sällt, eincn Vertrag äbzuschliesioN'
den Vereinigten Staaten die ausschliesiliche nnd daneOZ;
Kontrolle über oinen Landstroisen von mindosten- .
Vceilen Breite zn beiden Seiten des Kanals nnd d'c-

chntzrecht über diescn sichern würde, Solltc der

sident nicht im Stande sein, mit der Panamakanal^.,,
sellschaft nnd Columbia ein derartiges Abkomnieü ^
tresfen, so mögc er eincn Vertrag mit Niearagua,,! ^.
Costa Rica wegen Erbammg dos -Kanals aus dcr dclsjj
ragna-Ronte äbschliesien. Der Isbschlnsi des Vertrags'ch
Columbia hnt sich mider Erwarten sehr lange Perö5v,jp
und man hat dafiir sogar Jntriguen dcr fremden
insbesondere Dentschlands, verantwvrtlich gemacht. Z
Wirklichkoit hat dic coliimbianische Rogierimg sicb ^,>
schoiil, ihro Bosihrock,te ans dcm Kanal a'n oineii frepC,,
Staat abzntreten. Wclche Ziigestandnisse die DereU^.,
ten Staaten an Colunrbia gemacht haben, ist, na-ch Zi
„Frkf. Ztg.". noch nicht bekannt. in jedem Falle

kann die Nachncht^dasi der mitteIa m erika n ' ^,>

Kanal in absehbarer Zcit crbaut werden wird,
allen handeltreibenden Vationen nur mit Genugt'"
aufgenommen werden.

Pre«ße«.

— Der frühere Provinzialstenerdiret'tar Löhning
veröffentlicht in Berliner Blättern folgende Erklä-
rungi^Der Finanzminister Frhr. von Rheinbaben hat
in der Sitzung des Slbgeordnetenhauses vom 20. ds. M.
erklärt, dasi er gar nicht gownsit habe, dasi es si-ch nm
die Tochter eines Feldwebels handelte. Die Behaup-
tung ist für die Beurtsilung meiner Pensionierungs-
angelegenheit von keiner Bebontimg. Fedenfalls hat der

Aus der Karlsruher Leitung.

Karlsrnhc, 23. Jan. Der Großherzog hörtc
und hente m,r die Vorträge des Geheimeräts Dr. Frei",,.;
von Babo, des Präsideiiten Dr. Nicolai und des Legatl5>>>
rats Dr. Seyb. Die Besprechungen mit den
konnteu wegcn des noch immer andauellidcn Katarrhs
stattfinden. Das UnMohlsein vcrläuft zwar ohnc
nimint aber doch die Kräfte sehr in Anspruch- ^

Großherzogin und die Krouprinzessin Viktoria habc^

heute früh uach Wiesbaden begeben und gedenken

abend hier mieder einzutreffen. Die ErbgroßherzoO^

Herrschaften folgten heute abend dcr Einladunc! ^>
Kommaiidiercnden Generals, Generals der Infanterie
Bock nnd Pollach, zum Ball.
 
Annotationen