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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0188

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(dem friiheren Erzieher des Kaisers), der Titel Magnifi-
zenz den Rektoien der technischen Hochschulen in Hannover
und Aachen.

Badeu.

— An Grundsteuer ist im Jahre 1M2 wegen
«ußerordentlicher Unglückssälle der Betrag von 1156 Mk.
69 Pfg. nachgelassen worden. Dieser Betrag verteilt sich
aus die Amtsbezirke Engen, Konstanz, Meßkirch und
Waldshut, in denen insolge Hagelschlags aus rund
1021 Hektar Knlturfläche ein Drittel oder mehr der
Ernte beschädigt worden sind. Jn den Jahren 19M
und 1901 berechnete sich dieser Steuernachlaß anf
71 Mk. 07 Pfg. und 806 Mk. 11 Psg.

— Zur Stuttgarter StichwahlredeWackers
schreibt die „Frks. Ztg.":

„Cs solle, so meinte Herr Wacker, „mit Bedacht" die
Möglichkeit geschassen werden, daß die bürgerlichen Par-
teien in den Stichwahlen zusammengehen. Bisher habe
man es dem Zentrum nicht überall möglich gemacht.
Man solle daher die Hindernisse beseitigen. Diese For-
Lerung richte sich nicht nur an die verschiedenen Parteien,
sondern auch an die Regierungen. Herr Wacker, der sich
sonst wohl auf seine demokratische Gesinnung etwas zu
Gute tat, verlangt also hier implizite nichts mehv und
nichts weniger, als daß zum mindesten indirekt Lie Re-
gierungen das Jhre zum „guten" Ausfall der nächsten
Reichstagswahlen tun sollen, indem sie durch ausrei-
chende Konzessionen an den Klerikalismus dem Zentrum
Lie Möglichkeit für ein Zusammengehen mit den übrigen
bürgerlichen Parteien eröffnen. Herr Wacker hat augen-
scheinlich aus den Gefühlen herausgesprochen, die die'
Situation seiner Partei in seinem engeren Vaterlande
Baden in ihm erweckte. Er würde also nur dann in den
Stichwahlen nsit den nationalliberalen Todfeinden (nur
um diese handelt es sich ini Grnnde in Baden) zusammen-
gehen, weyn sie der Regierung zumal in der Entscheidung
der Klosterfrage zn Gunsten des Zentrnms keine Oppo-
sition mehr machen. Das wäre ein echter rechter Kuh-
handel, der allerdings den politischen Gepflogenheitsn der
Zentrumspartei ganz entspxechen dürfte."

Aus der Karlsruher Zeitung

— Seine Köiiigliche Hoheit der Grotzherzog haben
den Oberförster Weidenbach in Neckarschwarzach auf sein
Ansuchen wegen leidender Gesundheit in den Ruhestand ver-
setzt.

— Aktuar August Strickfaden beim Bezirksamt Dur-
lach wurde zum Amtsrevidenteu ernannt.

— Forstassessor Löffel in Gerlachsheim wurde nach
Neckarschwarzach versetzt und mit dcr Leitung des Forstamts-
dienstes daselbst betraut.

Ausland.

Holland.

— Auf letzthin verbrutete Meldungen, der Spruch des
HaagerSchiedsgerichtiu der Streitfrage zwischen
dcn Vcreiuigteu Staateu imd Alexiko habe 2 Millioneu
Franken Kosten ausgcmacht, erklürt das Riitglied des
internationalen Schiedsgerichtes in Haag, Professor
Lammasch, in eiuer Zuschrift au die „Neue Freie Presse"
auf Grund ihm zur Verfügung stehender ganz zweifelloser
Quellen, daß der Schiedsspruch bloß 130 000 Franken uud
die Speseu für die beiderseitigeu Advokateu gekostet habe.

England.

— Ueber den Umsang des letztjährigen englischen
Schifsbaues ist'„Daily Mail" in der Lage, einigen Auf-
schluß zu geben. Der Tonnengehalt der gebauten Dam-
pfer bezifsert sich aus 1 378 206, derjenige der Segel-
schiffe auf 49 362. Ueber die Kriegsschifse stehen die
endgiltige Zisserni noch arch. Gegenüber dem Vor-
jahre ist die Tonnage gesunken, nder es darf nicht ver-
gessen werden, daß das Iahr 1901 einen Rekord im eng-
lischen Schiffsbau darstellte. Der Prozentsatz der sür
das Ausland gebauten Schiffe ist während der letzten
sünf Jahre gesunken. Wie bedeutend die obigen Zif-
sern sind, geht daraus hervor, daß der gesamte Schisss-
bau der Welt nur 1 075 197 während des verflossenen
Jahres erreichte (atso mehr als 300 000 Tonnen wenigek
als der Großbritanniens allein), wovon 327 000 Tonnen
Segelschifse sind. Glasgow allein ist mit 323 271 Ton-
nen beteiligt.

Kaisers Oevurtstag.

Heidelberg, 28. Jarmar.

-Die gestrige Parade der hiesigen Garnison wurde vom
ältesten Hauptmann, Herrn Hauptmann v. W a h len komman-
diert. Um 12 Uhr erschien Major Hildebrand und hielt eine
kernige Ansprache an die Grenadiere, die mit einem dreifachcn
Hurrah auf den Kaiser schlotz. Der Parade wohnten u. a.
auch Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar, Exzellenz General-
leutnant v. Winning, die Spitzen der Behörden, sowie eine
grotze Anzahl Reserveoffiziere bei, die durch ihre verschieden-
artigen Uniformen die Augen des Publikums besonders auf sich
zogen. Daraus fand ein einmckliger Paradcmarsch des Ba-
taillons iu Zügen statt, woran sich die Paroleausgabe schlotz.

An dem gestern Nachmittag im städtischen Saalbau ab-
gehaltenen Festessen nahmen 108 PLrsonen teil. Den Toast
auf Kaiser Wilhelm brachte Geh. Reg.-Rat Bccker aus. Das
Festmahl nahm einen sehr animierten Verlauf und endigte
abends gegen 6 Uhr. Abends fanden in den verschiedenen hie-
sigen Wirtschaften die üblichen Kompaniebälle statt.

Zur Feier des Geburtsfestes feines Regimentschefs, Seiner
Majestät Kaiser Wilhelm II.. hielt der Verein chemaliger 110er
hier mn Sonntag, den 28. ds. M. in den Räumen des Bürger-
kasinos („Prinz Max") seinen Kaiserball ab. Der Saal war
sehr reichlich nnd geschmackvoll dekoriert und machte auf jeden
Besucher einen feierlichen Eindruck. Der erste Vorstand Herr
Albert Bürkle hietz die zahlreich erschienenen Gäste, Kameraden
und deren Angehörige willkommen und toastete mit kernigen
Worten auf Seine Majestät. Anschlietzend hieran wurde von
Fräulein Weidner ein Prolog schön zum Vortrag gebracht. Alt
wie Fung huldigte dem Tanze und die mnnteren Weisen der
hiesigen Militärmusik hielten die Festteilnehmer bis zur frühen
Morgenstunde beisammen.

Jm Gasthaus „Zum Schiff" feierte am Sonutag Äbend
der Militärverein Neuenheim den Geburtstag des Kaisers.
Nachdem der Vorstand des Veretns Herr Bogel die Fest-
teilnehmer begrützt und willkommen geheihen hatte, feierte in
beredten Worten Stadtpfarrer Schneider das Geburts-
kind und brachre ein begeiftert aufgenommenes Hoch auf Seine
Majestät aus. Professor Rohrhurst ermahnte alle Teil-

nehmer, sest zu Kaiser urrd Reich zu halten. Sein Hoch galt
dem deurschen Vaterland. Seine Weihe erhielt das Bankett
durch die Mitwirkrmg des Sängerbundes, welcher unter öer
neuen Leitting von Hauptlehrer Jullier aus Mannheim Chöre
mit grotzer Wrrkung vortrug. Auch die Solis des Herrn
Walther, sowie ein von Herrn Hartmann selbst verfahter
Prolog anf den Kaiser fanden reichen Beifall. Jn animierter
Stimmung blieben die Kameraden bis lange nach Mitternacht
beisammen.

r. Kirchheim, 26. Januar. Das G e ü u r t s f e st S r.
Alajestät des deurschen Kaisers wnrde auch hier fest-
lich begangen. Während der Militärverein dasselbe schon vor
acht Tagen dnrch einen gut besuchten Ball im „Badischen Hof"
fcierke, hieli der Kriegcwerein gestern im Gasthaus „Zum
Ochsen" ein Bankctt mit nachfolgendem Tanze ab. Heute
fand Kltchenparade statr, an welcher sich die Ortsbehörden, die
beiden militärischen Vereine, die Feuerwehr, der Gesangverein,
Sängerburrd und der Turnverein beteiligten.

st- Schwetzrngen, 27. Jan. Das Geburtsfest S. M.
des deutschen Kaisers wurde auch cheuter wieder in schöner
Weise festlich begangen. Schon am Sonntag wurde dasselbe
eingeleitet dnrch die Feier einiger Vereine. Gestern war
Schulferer in der Höheren Bürgerschule und den Bolksschulen.
Äbends ertönten Glockengeläute nnd Böllerschiehen mit Zapfen-
streich durch die stadtische Kapelle. Am Festmorgen war Gottes-
dicnst in beiden Kirchen. Daranf erfolgte Paradc der Es-
kadron und um 1 Uhr fand em gut besuchtes Festessen im
„Goldenen Hirsch" statt. Abends wurde für die Dragoner
eine Feier im Colosseum veranstaltet. Endlich wird nächsten
Samstag der Kriegerverein noch eine Nachferer begehen.

X Eppingen, 27. Jan. Das G e b u r t s f eL des deut-
schen K aisers Wilhelm wurde durch einleitende Kanonen-
schüsse und Glockengeläute am Vorabend und arn früheri Mor-
gen, durch Festgottesdienste in der evangelischen und katholischcn
Kirche und Synagoge, durch einen mit Musik beglerteten Fest-
zug, ein Bankett am Montag Abend im Saale des Gasthauses
zum „Engel", eine Schülerfeier (RealschuleF im tzleichen
Saale, bestehenb aus einem Vorirage (Festrede) des Herrn
Reallehrer Rusch, Chorgesänge, in erner Schüleraufführung:
„Theodor Körners letzte Tage" von Büchle, gefeieri. Heute
Abend rst allgemeine Tanzbelustigung im „Engel"-Saale.

Karlsrnhe, 27. Jan. (Des Kaisers Geburistag)
Von 9—11 Uhr wurden in den Kirchen der Residenz Festgot-
tesdienste abgehalten, denen die Vertr/ter hoher und höchster
Behörden, sowie hohe Militärs anwohnten. Bei demjenigen
in der evangelstchen Stadtkirche ivaren die Grohherzogin, der
Erbgrotzhcrzog und die Erbgrohherzogin anwesend. Um halb
12 Uhr begann die Abgäbe von 101 Ehrenschüssen anf dem
Engländerplatze und die grohe Parade der Garnison auf dem
Schlohplatz. Der Erbgrotzherzog, m dessen Gefolge sich der
Generaladjutant, die Flügeladjutanten und der Ordonncmz-
offizier Sr. Kgl. Hoh. deZ Grotzherzogs befanden, wohnte der-
selben an' und nahm nach Abschreiten der Front §en Vorbei-
marsch entgegen. Nachmittags um 1 Uhr folgten das Bürger-
cssen im „Hotek Germania", um 2 Uhr das Festesfen im Mu-
seum. Jm Vcrlaufc desselben brachte Finanzminister Dr.
Buchenbergcr das Hoch anf den Kaiser aus und der
kcmmandierendc General bon Bock ünd Polach toastete auf den
Grotzherzog.

v«r ZerugZpreir

für die

^kiöklöevgkv


Uuabhängige Tageszeitung,

Kreis «nd Amtsverkündiger,

für

sebnm "d miirr

beträgt mit Heidelberger Familienblättern

in der Stadt Heidelberg und sämtlichen
Ortschaften der engeren und weiteren
Umgebung, in denen sich eigene Träger
befindeii,

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frei ins Haus gebracht.

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Neunzig Pfennig.

Dnrch die Post ins Haus aebracht
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werdeu sortwähreud oon allen Brief-
trägeru und uuseren Agenten
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Aus Lladt und Land.

Heidelberg, 28. Januar.

x Bon der Universitiit. Dem Hilfsarbeiter an der Univer-
sitätsbibliothek Dr. Finke wnrde der Titel Custos verliehen.

Bon der, Stadthalle. Auf das Ausschrerben der zwei
Lose von Parkettböden für die hiesige Stadthalle sind 68 be-
mnsterte Angebote eingelaufen. Die Preise sind den Zeit-
verhältnissen entsprechend antzerordenüich verschieden. Das
brlligste Angebot für Asphaltparketten beträgt 7562 Mark, das
höchste 11 878 Mark. Das billigste Angebot sür Pärketten auf
Blindboden beträgt 4250 Mark, das höchste 7150 Mark.

si- Karneval. Ein äutzerst närrisch bemalter Waghn/der
Grotzen Karneval-Gesellschaft fährt seit HLute
früh durch die Stadt und macht die Heidelberger auf die grotze
Herrenfremdensitzung, ivelche morgen Abend stättfindet, auf-
mcrksam.

-r- Stnrz. Beim BLumeputzen stürzte der 29 Fahre alte
Jakob Lersch von H a n d s ch nhshei m von einem
Baum und trug dabei solche innere Verletzungen dabon, dätz
er nach seiner Wohnung gesahren werden mutzte.

— Polizeivericht. Verhastet Ivurde ein Zimmermeister
wegen Betrug und 4 Arbeiter wegen Bettel. Zur Anzeige
kamen 8 Pe'rsonen wegen Ruhestörung bezw. Unfug und' 2
Personen wegen Hausfrredensbruch.

X Der verunglllckte Student Wolpers. Wie wir hören,
besteht Aussicht, den vernnglückten Studenten Wolpers am Le-
de» zn erhalten. Ucber seincn Zustand soll sich W. noch im
llnklaren befinden. Vgter und Mnrter des Verunglückten sind
hier eingetroffen. Man kann niir ihnen fühlen, wclchen
Schmerz ihnen das traurigc «chjcksal ihres einzigen Sohnes
bcreitet.

-i- Schwcuingc,,, 27. Jan. (Z u r Vertilgnng der
Schnakenbru t) wnrdeu vergangene Woche 'die Decken und
Wänüe sämtlicher Kellcrränme bcspritzt.

Ntannheim, 27. Januar. (A r b e i t s l o s e n - V e r -
s a m m l u n g.) Henle Nachmirtag sand in der Zentralhalle
eine von 400 Personen besnchte Arbeitslosen-Vcrsammlnng
sratt. Stadtrat Borber berichtete in derselben, datz sich bis
einschlietzlich 24. Januar 1036 Arbettslose in die Liste ein-
getragen hätten. Davon haben Kärten zum Beginn der Be-
schäftigung erhalten 481 Marm, erfolglos ausgefordert wurden
zum Beginn der Beschäftigrmg 169 Mann, die Bedingungcn vor
Einstellung nicht erfüllt haben 75 Mann, es sind also anzustel-
len 311 Mann. Es ware vis jetzt beschäftigt 219 Mann
beim Steinschlagen, bei städtischen Erdarbeiten 140 Mann, bei
sraatlichen Arbeitcn 25 Mann. Ausgetreten sind inzwischerr
153 Mann, es arbeiteten noch zuletzt 179 Mann. Jn einer
Resolution, die zum Schluh einstimmig Annahme fano, wer-
den die Staats- und Gemeindebehörden anfgefordert, ihre
Bauten so energisch zu betreiben, dah auch noch die bis jetzt
Beschäftigungslosen angestellt werden können.

z- Mörlenlmch, 27. Jan. (Neue Lokomotibe.) Eine
zweite neue, eigens für die Gebirgsbahn nach Waldmichelüach
erbaute Lokomotive wurde nun in Dienst gestellt. Auch diese
bewährt sich sehr gut, so dah nun in der Folge der Dienst
flott und ohne jede Störnng bewältigt werden kann. Die alten
Maschincn konntcn häufig die steilsten Stellcn der Bahn nicht
immer glatt passicren, wodurch öfter Störungen enrsranden,
was nun nicht mehr vorkommen wird.

Karlsruhe, 27. Januar. (T r u p p e n ü b u n g s p l a tz.)
Die „Karlsruhcr Zeitnng" schreibt: Durch mehrere Zeitnngen
ist ncnerdings eine Nachricht gelaufen, die mihverständlich
so aufgefaht werden konnte, als im Amtsbezirke Buchen V e r'
handlungen wegen Erwerbung von Flächen rn mehreren
Gemarkungen für einen Truppenübungsplatz im Gange seien.
Dah ein solchcr Truppenübnngsplatz, wie cr für die Mehrzahl
der deutschen Armeekorps bereits eingerichtet stt, auch für den
Bczirk des 14. Armeekorps wünschenswert wäre, ins-üesondere
im Jnteresse eincr Erleichternng der der Bevölkerung oblicgen-
den Einquartierungslasten, ist anf dem letzten Landtage von
verschiedenen Seiten hervorgehoben worden. Diese Frage be-
findet sich übrigens in Baden noch in den vorbereitenden An-
fangsstadien; es wurden durch Vertreter des Mlnisteriums des
Jnnern in einigen für einen solchen Platz in Betracht
kommenden Landesteilen im Benehmen mit den örtlichen Or-
ganen Ermittlungen darüber vorgenommen, ob die Flächen be-
stimmter Gemarkungen nach Lage der Verhältnisse, wobei ms-
besondere auch bie wirtschaftlichen Vor- und Nachteile, die Höhe
öer Geländepreise, die Stimmung der Bebölkerung in Frage
zu ziehen waren, für cinen solchen Uebungsplah in betracht
kommen können. Eine derarnge Ermittlung hat rm Dezember
1901 im Amtsbezirk Billingen nnd neuerdings rm Amtsbezirk
Buchen stattgefunden. Nach der Natur dieser Ermittlungen
konnte ihre Vornahme der Oeffentlichkeit nicht verborgen blei-
ben. Natürlich sollte dadurch nur die vorbereitende Grund-
lage für weitere' Erwägungen und Entschliehungen
geschaffen iverden; und es wäre eine vollständige Verkennung
'der Sachlage, ivcnn in betciligten Kreisen dre Auffassung ent-
stünde, es sei schon Bestimmung darüber getroffen, dah und wo
ein Truppcnübnngsplatz eingerichtet werden soll, und wenn gac
aus dieser durchaus irrigen Auffassung für Betrieb und Ge-
schäft praktische, Folgerungen gegeben würden.

BL Karlsruhe, 27. Jan. (B e i den Bürgeraus-
s chuhwaH7 en inBeiert h e i m) wurden in der dritten
Klasse die Won'sozialdemokratischer Seite vorgcschlagenen 10
Kandidaten ohne Gegenvorschlag mit 90—100 ^simmen ge-
ivählt. Jn der zweiten Klasse wurden 6, in der ersten 4 So-
zialdemoiraten gewählt.

Aus Badern Pofrat Profesfor Dr. Meiding er
!n Karls r u he hat mit Bcginn dieses Jähres die Rcdaktion
dcr von ihm im Jahre 1867 gcgründeten „Bad. Gewcrbcztg."
niedergclegt. — Am Sonntag Morgen fand man in Kon-
stanz in der Nähe des Schlachihauses die Leiche eines unbe-
kannten Arbeiters anf, welcker seinem Leben durck Ersckietzen
ein Ende gemacht hat. Jn seincm Besitz befcmden sich 100 Mk.
Bargcld. __

Heidelberger Bereinsangele^enheiten

Vo. Der Marineverein hielt am Samstag Abend seine
Generalversammlung ab. Nach Ablegung des Rechenschafts-
berichts schritt man zur Wahl des VorstandeZ. Wiedergewählt
wurden zum 1. Vorstand I. K u n st, Elekrrotechmker, zum
2. Vorstand H. Müller, Lokomotivführer, zum Schriftführer
Ph. Becker. Neugewählt wnvden zum Kassier Ferd. Fick -
e i s e n, da. der seitherige Kassier eine Wiederwahl abgelehnt
hatte. Zu Kontrolleuren wurden dle Herren Fehrenbach und
Hartnagel, zu Beisitzern die Herren Nesf und Fehringer be-
stellt. Nach Er'ledigung sonstiger Vereinsangelegenherten wurde
die in allen Teilen ruhig nnd sachlich berlaufene Sitzung ge-
schlossen.

Hyeater- und Kunstnachrichten.

Heidelberg, 26. Januar. Unser junger Mttbürger R i ch-
v. Schenk, der seit Beginn dieser Winterspielzeit dem Ver-
bande des Stadttheaters in Kaiserslantern angehört,
erzielt dort schöne Erfolge. Ueber sein gestriges Auftreten
im „Wildschütz" schreibt die „Pfälzische Presse": Ganz bis
zuletzt haben wrr uns mit Absicht dre Besprechung von R. voä
Schenks Baculus gespart. Diese — wenn's nicht so komisch
war, konnte man sagen grandiose — Leistung verdient auch
ganz eigens hervorgehoben zu werden. Wir stehen nicht an,
zu sagen, datz bei aLrr Achtung vor seinen schönen früheren
Darbietungen — der Baculus doch das Beste ist, Ivas uns der
junge, aufstrebende Künstler bis zum gestrigen Tage geboten
hat. Gesanglich nnd darstellerisch schlechterdings nichts auszn-
setzen! 'Gerade das wundervoll weiche Timbre von Schenks
Strmme erscheint wie geschaffen für die Erfordernisse namertt-
lich unscrer Spieloperpartien. Und gestenr dazu noch die präch-
tige Maske nnd ein Spiel, so bis ins Kleinste überlegt urrd
abgewogen, so abtvechslungsboll, datz sich's mit keiner Pose
wiederholte. Nach der gefäNMchen Seite bedeuten natürlich
das ADC-Lied nnd die 6000 Tcrler-Arie — nach der mit ihv
auch äußerlich viele Vergleichspurckte bietenden Bürgermeister-
Arie aus „Zar und Zimmerrnann" ettvas vom Schönsten, was
Lortzing geschcrffen — den Höhepunkt. Der Vortrag der zweiten
Arie trug dem Sänger nacheinander drei Kränze ein, einen in
Lvraform.' Alles in allem, der Bacnlus von- gestern war cine
Leistung, die weit über den Rahmen dessen hnrausgeht, ivas wir
in nnserern Siadttheater und bei nnseren VerhMmssen billiger-
weise fordern konnen.
 
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