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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0298

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Äbg. Schrabcr (frcis. Vcr.) crtlärt sich gcge» dc» A»-
trag bezitglich des Zeh»stu»den-Normalarbeitstages.

Morgen 1 Ilhr Fortsctzung.

Baden.

— Jn der Bttdgt.'tkoim»ission des pretttzischm Äbge-
ordttetettbaiises ertlärte der Eisettbahttmittister vorgesteril
bei Beratung des Eisenbahnetnts u. a.: Die Eingliede-
ruiig der M ain - tst eckar b a h n habe sich fehr gnt ge-
macht. Die stostenersparuisse seieu über die peranschlagte
Suimne hiiiausgegattgen. Man merde dort auch bald
die vierte Klasse einsühreu.

L 0. Karlö riihc I I Fcbr. Die sahlreichc» llnglücks
fälle, von deneii in dcr letztcn Zeit Eisendahn-
bedienstctc bctroffen wurden, habcn dic Großh. General-
direktion vermilaßt, c nc strengc Vcrordiiung betr.
das Ueberschrciteii der Glcisc zi, erlassen. Darnach ist dcin
gesamteu Eiscnbahnpcrsonal das Gchen nnd Verwcilen
innerhalb der Gleise oder nnmittelbar daneben, sowie das
Ucberschreiten der Gleise ans der sreicn Streckc nnd iuncc-
halb d r StationeN an andern als den deni Pubiikuni zn-
gänglichcn oder vorgeschriebenen Löegen nnd Stellen ver-
boten, sofe n dics nicht dnrch dienstlichc Verrichtnngen cr
fordcrt wird.

L.O. Karisrnhe, II.Febr. Die Nie: badischen Hand-
werkskaimncrn richten an die st atlichen Behörden eine Ein-
gabe, in der sie eine Neuregelnn g des Snbn, ission s-
wesens erbitten. Zn dicsem Zwecke wird eine Reihc von
GesichtLpunktcn zusamnieii'estellt, dic bci der Vergebnng
öffentlicher Slrbeiten in Betracht gezogen wcrden sollen.
Verlangt weiden die organische Mitwirkiing der Handwcrker
bei Aiifstellnug dcr Preisvcrzeichnisse für Unterhaltnugs-
arbeiteu. Kleincrc Slrbcitcn (bis 500 Mk.) sollcn frei-
hündig vergcbcn wcrden und z var aa solche Hnndwerker,
dic berechtigt sind, den Meisteriitet zn führen. Um den
Unterbietungen zn steuern sollen dic Behörden gebeten
werden, nnnatürliche Slngebote ziirückzuwcisen, vor allein aber
das Mittelpreisvcrfahren einzuführen.

8. 6. Bruchsal. N. Fcbr. WU- der „Br. Bote"
hört, solt in Uiitcrgrombach kürzlich eine sozial-
demokratischc uiid am letzten Somitag auch eine frei-
sinnige Versammlung stattgefmiden haben. Jn der
ketzten Persamniliing sci st' stark g e g e n d a s Zc n t r n m
vorgegangen worden, daß die Vcrsamnilung sich vorzeitig
auflöste.

Elsaü-hathringeii.

Sk i e d e i b r o ii n, 11. Febr. Der chemalige Reichs-
kagsabgeordnete Superior Dr. S i m o n i s in Ober-
bronn ist diese S.acht im Sllter 0on 72 Iahren gestor'ben.

Bahcrn.

M ü n ch e n, >i. Febr. Gestern Slbend srarb hier
Geh. Rat Pros. C o r ne I i u s. Der Verstorbene war
eines der wenigen noch überlebeUden Mitglieder der
dentfchen konstituierenden dt ationatversa in m -
I n n g in Fraiikfnrt, der er i8t,8-1!> angehörte. .Karl
Sldols Cornelins, am 12. Miirz td!i!> zu Bomi geboren,
wurde 1881 daselbst - ordentiicher Professor der Ge-
schichte und folgte >886 in derselben Eigenschaft einem
Rus nach SNünchen. Eine groste Reihe historischer Ar-
beiten, inSbesondere über Evscheinnngen der Reforma-
tionszeit, trägt seinen Namen.

Prciiße».

— Die Sleiisterungen des Eisenbahmniiiisters Bitdde
in der Sitznng der Biidgettoniinission des Abgeordnete»-
hauses über die zt a n a I v o r l a g e lauten nach den
Berichtcn einzelner Btätter dahin: „Die Vorarbeiten f>ür
die wasserwirtschaftli-ckse Vorlage seien im bollen Gange,
Die Wege, die nian früher gewählt habe, seien n i ch t
niehr alle gangbar, deshalb sei die Vorlctge noch nicht
abgeschtossen. tieber den Zeitpu n k t, wann die neuen
Arbeiten abgeschlossen sein iverden, und die Vorlage
wiederkehren soli, hat sich der Minister nicht geänstert.

Aus der Karisruher Zeitnng

— Seine Königtiche Hoheit der Grotzherzog haben
deni evangelischc» Pfarrer Richard B r e n n e r in Künhcim,
beanftragr mit der Militär-Scelsorgc der Garnison Neubrei-
sach, das Rittcrkrenz crster Klassc und dem -Oberza'hlmeister
Friedrich Hancnschitd im Jnf.-Rcg. Mavkgraf Lndwig
Withelm (3. Bad.) Nr. 11 das Rittcrkreuz zwciter Klasse des
Ordens vom Zähringcr Löiocn vcrlichcn.

schr im Vorteil. Es crging atso eine zweite Herausfor-
äernng: 'die Frauen legten aber nicht etioa die gleiche
Kleidung an, wie die Männer, sondern stellten zur Be-
diiigung, dast diese ebmfalls in — F r a u e n r ö ck e n
erscheinen müstten, Auch darauf gingen die galanten
Gegner ein. Für die nach Taiisenden zählenden Zuschauer
soll es cin wahchaft „hinreistender" Anbtick gewesen sein.
Uüd wieder untertagen die Dainen! Ein dritter Wett-
kampf soll stattfiirden — Kostüm noch unbestimmt.

Theater- und Kunstnachrichten.

-s- Ernst von Wolzogcn wird mit cinem aus ersttlassigen
Krästcn auf dcm 'Gebiete des Gesanges, der Rezitation imd
Jnstrumentalmusik bestchenden Ensemble hierselbst am 18.
Februar im „Harmo»ie"-Saale ei» auherordcntliches Konzert
veranstalten. Der geniale Schöpfer des Ueberbrettls hat eincn
neuen Konzert-Genrc ge'schaffen, übcr dessen 'Eigenart und
tünstlcrischen Ziclc bcrcits an dieser Stellc berichtet worden
ist. ^sisen hcnte nochmals davanf hin, datz infolgc der

wirklich hcrvorragcnden künstlerischcii Leistungen dieses nene
Enfemble, wclches unter der DireUion des bekannten Hambürger
Jmpresarios Hcrrn Martin Stein schon in Berlin, Hamburg,
Leipzig mit grotzem Erfolge die Feucrprobe bestanden hat, nür
aus solchen Künstlcrn bestcht, welche dem Prinzip Wolzogens,
das gesprochene und gesungene Wort dnrch deutliche Aussprache
und wohldurchdachte mimische Bewegung zur richtigen Geltung
zu bringen, voll und ganz entsprechen. Jn Änbetracht des uns
bovorstehenden grohen Kunstgenusses dürfte die Teilnahme un-
scres Publiknms am „Wolzogen-Konzert" eine üutzerst rege
scin, daher es ratsam ist, sich bei Zeiten mit Billets zu versor-
gen. Der Borvevkaiif bcfindet fich in Händen der Firma Karl
Hochstcin.

München, 11. Febr. Die lyrische Volksoper Karl b. Kas-
kels „D usle und Babeli" fand bei ihrer heutigen Erst-
anfführung fchr ivarmcn Bcifall.

— Scinc 5tönigliche Hohcit dcr Grotzherzog haben
dcn nachgenannten Beamten des Reichspostdienstes die Er-
laubnis zur Annahme und zum Tragen der ihnen verliehenen
Auszeichnungen erteilt nnd zwar: dem Kaiserlichen Postrat
O st e r in Konstanz für den Roten Adlerorden vierter Klasse,
dem Bricfträger Riedel in Villingen und dcm Postschaffner
Stulz in Karlsruhe für das Königlich Preutzische Allge-
meine Ehrenzcichen.

— Scine Mnigliche Hoheii der Grotzherzog haben
den Professor Dr. Karl H a m p c an der Universität Bonn znm
ordentlichcn Professor fiir miltelalterliche Geschichte und ge-
schichtliche .Hilfslvissenschaft an der llniversität Hcidclbcrg, den
Rcbisvr Friedrich Wolfgang B e n d e r beim Bezirksamt Dnr-
lach znm Revisor beim Verivalinngsstof crnannt, den Notar
Emil Kiefcr in Ettlingcn in den Amtsgcrichtsbczirk Villin-
gen versetzt und den ord»>tlichen Professor der klassischen Phi-
lologie an der Universität Heidelberg und aiitzcrordcntliches
Mitglicd des Oberschulrats, Geh. Hofrat Dr. Otto Crusius,
auf sein Ansuche» aus detn staatlichen Dienst entlassen.

— Dem Rotar K.iefer wurde das Notariat Villingen I
zugcwiesen.

Karlsruhe, il Febr. Gestcm abcnd fand bci dcn
Großherzoglichen Herrschasten ci»c grötzere Hvstafei statt zn
welcher der Generaliciitnant Vvn Beneckendorff nnd von
Hindenburg und Gemahlin znr Vcrabschiednng voc ihrer
Uebersicdclung nach Magdebnrg cingeladen wa-cn. Lcr Erb-
großhcrzog mid dic Erbgrotzhcrzogin waren edensalls an-
wcsend. Heutc vormittag cmpfing dcr Grotzherzog den General-
lentnant nnd Generaladj ianten von SNülier zmn Vortrag
nnd von 1 i Uhr an bis 1 Uhr hörie seine Königliche Hoheit
die Vort"äge dcS Präsidcnten Dr. Nicolvi. Znr Frühstücks-
t ffel crschicn die Prinzessin Wiihelm. Dielelbc begab sich
heute nachnnitag »ür cinige Tage nach Baden-Baden. Später
hörte dcr G otzhcrzvg dic Vorträge ees G hcinierats Dr.
Freiherr» von Babo nnd dcs Lcgationsrati-Dr. Seyd.

AusLand.

Oesterreich-Unq-irn.

Wicn, l ! Febr. Erzherwgin Eiisabcth sgeb. 7. Fznli
1878, jüngste Schwester dcS Thronfoigers Erzheczogs Franz
Ferdinand) ist an einer rechtsseitigen Lnnge»enlz ü n dung
erkrankt. Gcfährlichc KrankhcitSerscheinnngen sind nicht
vorhanden.

Tnrkri.

K' o n st n n t i ii o p o l , 10. Febr. Die türtischi- Ne-
gienmg perfügt in den mazedonischen Vilajets
über 60 000 Mmin, darunter bisher II Bataillone Land-
wehst Einige weitere Redifbataillone sind- in den tetzten
Tagen einbcrufen wordcn, ferner ga'b die Regierung den
Besehl, die von llesküb, Serres und Adrianopel nach
der Grenze sührenden Straßen in Stand zu setzen.

Sl mrrika.

— In Anüerita herrscht das Bestreben, sooiel
B a ii m w olIc zu v e r a r b eite n, wie iin Lande er-
zeugt wird. In der Tat wurden von der anierikanischen
Ernte von i8!)i>, die 7,i> Millioiien Ballen betrug, 32
Prozent in den Vereinigten Staaten und 38 Prozent in
England verarbeitet, ivogegen von den 10,7 Millionen
'Balien des vergangenen Fahres 37 Prozent im Lande
blieben nnd 28 Prozent nach England gingcn. Jn den
Vereinigten Staaten selbst macht si-ch däs Bestreben,
die Ernte in destn Prodnktionsgebiet selbst aufzuarbeiten,
i» der Weise geitcnd, das; von der in Nordamerika ver-
arbeiteten Menge die Nordstaaten 1890 noch 76,7 Proz.,
1902 nnr mebrZii.I i Prozent aufnahmen, während der
Verbranch der Südstaaien von 23,3 ans 48,89 Prozent
stieg.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 12. Februar.

Rezitntion Wnikotte. Anf Veranlassung der hiesigen
Vcreinigten Gcwerkschcifien hälr am kommenden Samstag, dcn
11. d. M., abends balv !> Ilyr, im Saale des „Neckartal"
lUntere Ncckarstvatze 16) Schan'spieler Emil Wakkotte aus
Berlin cincn Nczitatioiis-Vortrag über Gerhart Hauptmanns
L-chanspicl „Die Wcber". Eintrittskarten zu 20 Pfg. pro
Pcrson sind in dcr Bnchhandlung des Herrn A. Wolff
lHanptstratze 8) nnd abends an der Kasse zu haben.

Grotze Dnmcn »nd Hcrrcn Fremdensitzunn dcr „Grotzcn
Kanievnl INcscllschaft". Wir Ivollen nicht versänme», nochmals
cmpfchlcnd anf die heutigc Grotze Damen- und Herren-Frem-
densitznng hinzMveise». Nach dcn getroffencn Vorbereitungen
verspricht die Sitzuüg sehr unterhaltend zu werden.

X GcistcSkrnnk. Der 20jährige Peter Jachem aus
Affolterbach hat sich am 2. Februar von seinen Ange'hörigcn
cntfernt nnd ist bis heute nicht dähin znrückgekehrt. Das Ver-
haltcn des Entwichenen in letzter Zeit lätzt auf Geisteskrank-
heit schlictzcn. Jachem trägt einen Arbeitsanzug und hatte
eine Mütze anf; er ist von kräftigcm Körperüau nnd hal cinen
Anflug von iSchnnrrbart. Besondere Kennzeichen sind zwei
Opcratiousnarben hinter bciden Ohren. Zum letztenmal wurde
Jachem in Eüerba ch gesehcn. Etwatge Anskünftc übcr
den Berbleib desselbcn wollen an diä Bürgermeisterei Afföl-
terbach oder an das Bezirksamt Heidclberg gemacht werden.

— Polizcibcricht. Berhaftct wurden 0 Personcn wegen
Bcttelei. Zur Anzcige kamcn 3 Personen wegen Ruhestörung.

Brctten, II. Fcbr. (Einweihung dcs Mcla n ch -
t h o n haus e s.) Die Stadtverwaltung und der Vorstcmd des
Mclaiicht'honhausvereins hattcn den Großherzog gebeten, den
Kaiser.zn der auf 25. Juni d. I. festgesetzten Einweihnngsfeier
des Melanchthonhauses und -Müseums im Namen der Stadt
nnd des Dcnkmalvereins einznladcn. Den Gcnannten ging
nun heute eine Mitteilung des Grotzherzogs zu, aus der her-
borzeht. .daß der Kaiser warmes Jnteresse für das mm voll-
endetc Wcrk bckimdet imd für die Einladniig dankt. Zn seinem
lebhaften Bedauern ist derselbe durch anderweit bereits getrof-
'ene Dispösitionen behindert, der Feier persönlich beiziiwohnen,
wird sich aber vertreten lasscn.

80. Pforzheim ,11. Febr. (D a s KurhoteI W ü r m-
t a l) wnrde bei der Zwangsversteigerung um den Preis von
134 800 Mark von dem Erbaner nnd frühercn Bcsitzer, Hch.
Mayer, wieder erworben. Das ganze Anwesen soll zu einem
Sanatorium eingeriehtet nnd in eine Aktiengesellschaft umge-
wandekt werdc».

VimI'Uch (Amt Bühl), 11. Febr. (Verhaftet.) Unter
dem Berdachte, den letzte Woche hiep ausgebrochenen Brand,
dem ein grotzes Wöhnhaus zum Opfer fiel, angelegt zn haben,
wurde der ledige Anton Gerber von hier 'verhaftet und in das
Amtsgefängnis nach Bühl abgefü'hrt.

Frciburg, 11. Febr. (V o n der U n i v e r f i i ä t.)
Der Professor der Philofophie an unferer Hochschule, Herr Dr.
Dyroff, hat einen chrenbollen Rnf an die Untversität Bonn
erhalteii.

Heidelbergcr Äereilrsangelegenkieitett.

-i- Der Heidclbcrger Kellncr-Bcrcin hie-lt vorgeftern Abeü^
in den Ränmen dcs „Prinz Max" scinen diesjährigen Mas-kew
ball ab. Schon nm 10 Uhr warcn sämtliche oberen Räunsimsi
keitcn bis anf den letztcn Platz gefüllt; insbefonidere hatte dek
Verein das Vcrgnügcn, eine ganze Auzahl von den Hcidti^
bergcr Stndcnten-Korporationen bei feincr Festlichkcit zu
grntzcn. Es ivarcn schr originclle Damen- nnd Herre»"
Maskcn da. Die Hcidclbergcr Militärkapclle unter LcitiwS
thrcs Tirigenten Herrn Schulze tat i-hr möglichstes, das 0'^
zu verschönern. So vcrlicf dic Feicr aufs schönste und wau
trennie sich erst, als die Soiine schon am Horizont erschienM
war. Es sei anch noch dcs Wirtcs Herrn Gambcr gcdacht, de-
mii Kiichc nnd Kcllcr dic Fcsttcilnchmer anfs äutzcrste znfricden
stcllte.

-—

Klttgesavdt.

Heidclbcrg, 12. Fcvr- „
Jn Anschlntz nn die Tistnssivn in dcr „Hetdclb. ZcitnnT
nbcr eine hier zn bildcnde Orisgrnppe der dcnlschcn Gesellschast
znr Bckämpfnng der Geschlechiskrankheiten sei bemerkt, das
hier wöhl schon die für eine solchc Grnppe nötige Mttglicder-

zahl vorhanden sein diirfte.

Dcr Anfrnf znr Bildnng dcr Dentschen Gcscllschasr ivat
von zwei hiesigcn Prvscssorcn dcr Mcdizin nntcrzeichnct nnd rs
schlosscn sich sofvrt Mitglieder an.

Wcr die Bildnng der Ortsgrnppe ntchr crst abwarten
nnd alsbald dcr Gesellschaft beizntreten gcdenkt, mögc sich
beim Gencralsekretär Dr. A. Blaschto in Bcrlin durch Post"
kartc nnmclde» nnd wird dann so'fvrt Trucksachen empfangeü-

Der hiesige Stadtrat ist ja auch ncbcn den Einzelpcrsoneü
bcrcits Milglicd dcr Dcntschcn 6-cscllschaft gcwordcn und m
nc'bcn dcn Stadtratskollcgicn von Aachcn, Altcnbnrg, BcrM
bnrg, Brcslan, Frcibnrg i. B., Äöln nnd Münchcn anderell
Städlen vorangegangen.

Die Adrcsse dcr Gcscllschaft in Berlin ist W. Potsdame»--
stratzc 20. X. ä.

Die Angetegenheit der sächstschenKronprinzessin.

6 Drcsdcn, 11. Fcbr. Das Urteil im Ehcprozetz lnutet:
Die Ehc dcr Partcicn wird wegen Ehebruchs der Beklagretk
usit dcm Sprachlehrcr Giron geschicden. Bcklagtc trägt drk
Schuld an der Schcidnng. Dic Kostcn des Verfahrcns wcrde»

der Bcklagten aufcrlcgt.

(Wir haben die vorstchcnde Nachricht gestern hier durÄ
Extrablatt vcrbrcitct. Red.)

Ueber den äntzcrcn Verlans dcr 'Sitznng wird berichtci:

ObcrlandeSgerichtSpräsidenc Dr. Lotznitzer erösfncte 10
die Sitzung des E'hcprozetzgerichts, dic als Fortsetzung dcr avt
28. J-anuar abgeürochencn Tagnng fogleich geheim begonneü
und foctge'setzt wurde. Slls Zeugen war nur Hofmarschsw
von Timpling, die Oberhofmcisterin Freifran von Fritz'ch
nnd dcr frühere Kammerdicncr Ranisch geladcn, dagegen
wicder dcr prinizliche Kindcrerzichcr Hauptmann o'Byvn.
Zengen wnrdcn aber bis NUttag nicht vernommcn. llm 12 Um
zog sich der Gerichtshof zurück, um über cincn von den Anivälteü
der Kronprinzessin gestellten V e r t a g n n g s a n t r a g Be-
schlntz zn fasscn. Die Beratnng dancrie N Stnn'den. Danst
wnrde eine Pausc gcmacht nnd gcgen 2 Uhr von nenem dre
Vcrhandlnng anfgcnommen. Vovher tclephonierte der Rechts^
aMvakt dcs Kronprinzcn, Dr. Körncr, in dic Stadt, woranf aw
ärztlichc Sachvcrständige 'dcr frühcre Lcibarzt König Albccts»
Geh. Rat Dr. Fied'lcr nn-d Geh. Rat Dr. Leopold, der Leite»
der königl. Franenklinik, erschiencn und vernommcn wurdc»-

Durch das Urtcil, gege» welches es teine Nppcllation gsibf,'
isl nnn eincr nnhalibarcn Sitnarion ein Endc genmchr. Oa-
Band zwischen dcm Kronprinzen nnd der bisherigen Kron^
prinzcssin ist zerschnitkcn. -Ob die Kronprinzcssin die Absimi
hattc, das Urkcil hiiians-znzögcrn, und ob sie sich zn dieseM
Ziveck von Giron vorübcrgchend trenntc nnd eine HeilanstaU
nnfsnchte, mntz dahingcstcllt blciben. Jn> ihrcm cigcnen pci'''
sönlirhen Jnteresse lag cinc Hinansschicbnng dcr ScheidnnS
keineslvegs. Viclleicht, datz sie in der Hofsnung, ihre Kindct
schcn zn dürfen, so handelke, vielleicht, datz ein Arrangemeni
mir ihrcr Familic dadiirch angebähnt wevden sollte.

Kanm abcr mag die Prinzessin dnrch ihre Anivälte erfähreü
haben, datz der Prozeh nicht vevtagt werde, vielmeihr der '
tcilsspruch am Dicnstag zn erlvartc» sei, als sich auch schoN
Giron auf den Weg zur Prinzessin machte. Er wolle, so eft
klärre cr, mit Rcchtsanwalt Lachenäl darüüer bcratcn,
am bcstcn ciner Jntcrnicrnng der Prinzessin Luisc in dem Sa-°
natorium La Mctairie bei Nhon vorzubeilgen sei; denn er argk
jvöhnt, daß man dort die Prin-zessin für geistess ch w a m
erklärcn »nd ihr dann dasselbe Schicksal bereiten werde, wte det
Prinzessin Luise von Belgicn. Die Prinzessin habe sich, so crklärt
ein Brüsseler Blatt, Giron gegenüber in einem Pri'vatbrits
ü e ii n r nhig e n d geäntzcrt nnd darauf hingcwiescn, datz dec
Anfenthalt in der H-eilanstalt, in der zahlreiche Nervenkranke
wäre.n, ihrcn Znstand ehcr verschlimmern als bessern werde. .

Dagegen erzä-hlt Anwalt Dr. Z e h m c, datz die PrinzessG
Lnisc nach Eingang des äblehncndcn Bcscheidcs des Dresdenek
Hofes ohnc fremden Einflnß crklärt habc, sie !voll.c eincn O»:
aiifsiichen, lov sic in Rnhe nnd Znrückgezogenheit lcben kön»e>
nnd datz die Wahl der Anstalt Le Metairic auf dcn VorschloI
Lachenals erfolgt sei. .Wie Dr. Zehmc sagt, lebt die Prin^
zcssin dort in dcr grötzten Ruhc nnd so gcfatzt, wtc cs nackj deV
Sachlage der gcgenwärtigen Verhältnisse möglich ist. Dis
Prinzcssin kann Ansflügc nnd Spazicrgänge unternehmen nacy
freiem Ermessen nnd völlig ihrer Neignng lcben.

Dr. Z e h mc erzählte noch, daß die Prinzessin tatsächlich dre
Aüsicht hattc, nach Dresden zn reisen. Dic 'vom KrankenbettS
eingetroffcnen schkechten Nachrichten hätten die Prinzessin w
hochgradige Anfregnng vcrsetzt. Unbekiimmcrt um die Folgen-
sci sie cntschlossen gcivescn, cinen Versuch zu nnternehmen,
zn ihrcm Kinde zn gclangen. Dic Prinzcssin traf auch Vor-
bereitungen zur Rcisc, als mn Freitag Dr. Zehme in Genf ein^
traf nnd von den Plänen der Prinzessin Kenntnis erhiclt.
bedurfte des ganzen Einflussts Lachcnals nnd Zehmes, um dw
Verzwcifelte von ihrcm Vovhabcn äbznbringen, die ihren PlaN
crst aufgäb, äls die Anivälte das Aussichtslose eincs solcheN
Schrittes ihr vorhicltcn. -

Der Urteilssprnch wnrde der Prinzessin, da Anwalt Lachcnm
verhindert 'war, durch ihrcn Bruder Lcopold Wölfli n I
übermittekt, den Giro n bcgleitete. Die Prinzessin hat,
Ivic der Gelvährsmann dcr „Frkf. Ztg." crfährt, Giron tele-
graphisch zu sich bcrnfen ans Errcgnng darüber, datz das Vev-
langcn der Direktion der Anstalt nm Uebevsendung der fG'
dcn Aufenthält dcr Prinzcssin nötigen Papiere von Wien a»-
äügewiesen wurde. Die Prinzessin, die ihre Niederkurrft G
La Metairie abivarte» Ivill, soll den Urteilssprnch gefatz ^
entgcgengenommen haben.

Laut „Gazette de Lausanne" hat sich die Prinzessin insolge
günstigercr Nachrichten iiber ihrcn Sohn ziemlich erholt. Hw"
sichtlich des wcitercn Schicksals der Prinzessin rst zu beachteN-
datz das deutsche Bürgcrliche Gesetzbuch folgenden Paragmpo
1312 enthält:

„Eine Ehc darf nstht geschlosse» werdcn zwischen einem
 
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