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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0364

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durch siüne liberalen Jnskitutionen Freiheit dcr Forschung und
Äehre auf unsere Fahne geschriebcn und untcr diesem Zeichen
hat die Ukkiversität Heidelberg im vergangcnen Jahrhrmdert
glänzcnde Sicge dcs Geistes errungen und wird, so Gokt will,
auch fernerhin ihre weithin strahlcnde Macht als unbezwingliche
Feste dcs frcicn Gedankcns und bcsonncncn Fortschritts fiir
larige Jahrhundcrte bewahre».

Jhren blitzenden Augen und hcllleuchtenden Gesichtern sehe
ich es an, das; Sic sich mit mir freucn, einer der herrlichstcn
Werkstätten mcnschlicher Kultur Jhre Ausbildung zu verdanken
und an ihr die einzig schöne Jugendzeit Jhres Werdens und
Wollcns verbringen zn können. Mögc der Abglnnz von Hei-
dclbcrgs lcnchtendcr Frklhlingssonne Jhnen, wic viclcn Tan-
scnden bor Jhnen, die spätcstcn Abendc Fhres Dascins vcrgol-
den. Jch bittc Sic, mit mir einznstimmcn in dcn Rufr Alt-
Hcidclbcrg nnd dic Rupcrro-Carola 'hoch!

Begeistert von dcr schöncn Ansprachc stimmtcn die Stnden-
ten in das Hoch cin. Der Zug setzt sich dann nach dem Lud-
wigsplahc in Bewcgnng, wo in dcr üblichcn Wcise die Fackcln
zusammcn geworfcn wnrden.

* Von der Uikiversitiit. Der „Frkf. Ztg." wird von hier
gcschricdcn: Die Parität in dcr gegenseitigcn. gesellschaftlichcn
nnd in dcr amtlichen Behandlnng dcr studiccenden Jngcnd
bcidcrlci Geschlechts an unsercr Hochschule rnacht Fortschrittc.
Das akadcmischc Disziplinaramt bcschästigt gcgcnwärtig der
noch nie dageivescnc interessantc Fall, das; es in dic Lage kom-
men diirftc, iiber eine dcr hier immatriknlicrtcn Daincn dem-
nächst cinc K a r z c r st r a f c zu vcrhängen. Die Delingncn-
tin hatte, tvie man erfährt, sich erlaubt, bci eincm im Voc-
lesungshörsaäl sich crhcbenden Wortstrcit mit cinem männ-
lichcn Kommilitioncn diesem mit „Sie Escl" zu titulieren, wö-
rauf der Bcschimpftc, dcr dics Prädikät aus zartem Damen-
mnndc nicht anf sich sitzen lasscn ivolltc, dcn Fall zur Anzeige
brachtc.

(N Vcrein Frnucnbildunci-Frnncnstiidium. Am Biontag,
den 23. Fcbruar, um halb 5 Nhr, findet in dcr Restanration
des Mnscums z tv a n g l o s e Z n s a m m cnkunft dcs
Vereins Fraucnbildnng-Frallenstudium statt. Das -Thcma der
Disknssion ivird seini Reform dcr M ä d ch e n s ch u l c.
Auch Gästc sind tvillkommcn.

'' Thcntcr. Gestcrn gingcn „D ie l u st i g c n Wei -
bcr ", ncu einstudicrt, in Szenc. Da unscr Berichterstatter
durch tlnwohlscin verhindcrt war, die Bcsprcchung der Vor-
stellung zn übcrnchmcn, bchaltcn wir uns vor, cine solchc dcr
ziveiten Aufführung zu ividmcn, die, ivie ivir hören, am 10.
März znm Bencfiz fiir Herrn Hnnliadli stattfindet, der vom
nächsten Herbst ab fiir drci Jahrc an das Magdcbnrger Stadt-
theatcr als erstcr Bafsist cngagicrt ist.

-i- Zur Fastnncht. Am Nächmittag des Fastnachtsdicns-
tags wird währcnd dcs Haupttruüels Vvn 2 tlhr die elektrische
Strastenbahn nicht verkchrcn. Das ist ii» Jntcresse der Sicher-
heit der Passantcn, dic in dicscn Stundc» keine Aufmerksamkeii
für die Elektrische übrig habcn, nnd im Jntcrcssc dcs nngestör-
tcn Äblanfs des Fasknachtszugs dnrchaus zu billigcn.

-s- Jm Kaiscr-Panornnia ist die hcrrliche Wanderung durch
den Schwarzwald nnr noch hcute ausgestellt, dagcgcn kann man
von Svnntag an die nordamcrilänischcn Grotzftädte Phila-
dclphia, Baltimore nnd Washington kcnnen lerncn.

, (!i Jm Kostiim Adams lief gcstern Abend auf dcm Feld

zwischcn Hcidelbcrg und Rohrbach der 29jährigc Spengler
H einr. Eil von M ü hlen , Amt St. Goarshausen, nmhcr.
Äm Fricdhof wnrde er von Schutzleutcn aufgcgriffcn und nach
dcr Jrrcnzellc dcs Pfründncrhauscs I. gebracht. Man glanbt
es mit einem Jrrsinnigen zn tun zu haben.

X Poüzcibcricht. Vcrhaftet wnrde cin Taglöhncr,
ivelchcr von cincr auswärtigcn Behörde vcrfolgt wird, ein Ma-
ler ivegcn Landstreicherei nnd ei» Taglöhner wegen Bettelns.
Zur Anzeig e kamen 6 Pcrsoncn wcge» Ruhestörung bczw.
Ilnfngs.

lli. Kirchhcim, 20. Fcbr. (B ü r g e r m e i st c r w a h l.)
Bci der hcute vormitkag dnrch Herrn Gch. Regierungsrat
Beckcr gclcitcten Biirgcrmeistcrwahl ivurdc der scitherige
Vürgcrmcister, Herr Gg. Kaltschmitt III. nahezu ein-
skimmig w iedc r g e iv ä h l t, cin Bciveis, Ivic schr cs Herr
Knltschmitt vcrskandcn hat, sich das Vertranen dcr ganzen Ein-
ivohncrschaft zu erlvcrbcn u. zu crhalten. Mögc cs ihm vcrgönnt
sein, noeh recht lange scincs Amtes zu ivaltcn zum Segcn dcr
Gcmeinde! Am Abcnd brachtcii ihm die Feucrwchr und die
Gcsangvcrcinc ein Ständcheu, ivobci Herr Hauptlchrer Grieser
eine knrze Ansprache hielt.

Z Aus Vndc». Jn G ö r « i h l brannte das Wohnhaus
des Schrcincrs imd Gcmeindcrats Baptist Hubcr nicder. Dic
Fährnissc konntcn znm grötztcn Teil gcrettet ivcrden. Der Ge-
samtschaden belänft sich auf ca. 11 000 Mark. Der Brandbe-

schädigte isk jcdoch znm grötzkcn Tcil durch Vcrsichcrung
dcckt. Tcr Brand wurdc vcrmutlich durch cin schadhaftes K»'
min verursacht. — Anf dcr Säge in Remet s ch w i c l ereig^
netc sich cin bedaucrlicher tlnglücksfall. Dcr Besitzcr Dkathi^
Jchlc wnr damik bcschäftigt, cincn Banm anf die Sägc
schaffcn. Tabei täm cr so nngliicklich initer dcnselbcn, daß
ihm ein Fntz aügcdrnckt ivurdc.

Weater- und Kunünachrichten.

— Hcidclbcrg, 21. Febr. S t a d t th e a t e r.) Am Mo»'
tag gelangt zum letztcn Male in diescr Saison dic kornischk
Oper „D c r Wildschü tz" von Lortzing zur Anfführimg i»
dcr bercits bckannten Bcsetznng dcr Hanptpartien. . -

— Für die Mikgliedcr nnscrcs skädt. O r ch c st e r s w
nachfotgcndcs Tchreibcn cingcgangcn:

An die Hcrrcn dcs Heidclbcrger Ttadtorchcskcrs, z. H. dc-
Konzertmeistcrs Hcrrn Granl

Wertgcschätzker Herr Konzcrtmcistcr!

Jch nehme mit Vergnügcn die Gelegcnhcir wahr, Jh»c"
und den übrigen Herren des Hcidelbcrgcr Stadkorchesters noclst
»inls schriftlich meinen ivärmstcn Tank sür dte ansgczeichne^
Orchestcrleistung niisznsvrcchen, dic Sie bci Wiedcrgabe mcin^
Kompositioncn am 29. Jannar d. I. an dcn Tag tcgtcn. Jcde»
Dirigenten mntz es ans das Angenchmstc iiberraschcn, in ci»^
Siadt vo» der Grötze Hcidclbcrgs cin so vortrcfflich gcschulä-
nnd von eriistem, kiinstlerischcm Geistc ersiilltes Orchcster anZ»^
trcffen. Es war mir cine anfrichtige nnd hcrzliche FreudO
mcine Wcrtc von Fhncn sv vorziiglich interprckicrt zn hörei»
Mit nvchmaligcm Tante Hochachtnngspoll

Siegmund vonHanseggc r.

G raz , Fcbrnnr 1903.

Dem Komponiste» Mnr: Schiltings in Münche» wnrde det
Tirel cincs Königlichen Professors verliehen. ^

Kanvel unv WerLeyr.

Mannheim, 20. Februar. (Aktte n.) Oberrh. Bank 97.—

-B.. Rhein. Creditbank 138 50 G. —B.. Rheinis4.r

Hyvotb -Bank 185.— G. —.— B , Brauerei Kleinlcin, Heidel'
oerg 173 — G. —B., Schroedl'sche Branerei-Akticn 186.—

—.— B, Portland-Cement Heidelberg 110 - B.-- G.

öeidelberg. 2l. Februar. (Marktpreise.) Heu der Zentner
*. 3.20—3.50, Korn-Stroh der Ztr. 2.20 - 2.50, gem. d- E

2 00—2.20, gelbe Kartoffeln der Zentner 2.50—2.60»

Salatkartoffeln 4.50—1.30 Butter in Ballen 0.95—1.00

in Pfd. 1.10 -1.20, Zwiebeln d. Psd. 5—8 Knoblauch 35
Gebund Gelbrüben 2—3 Rosenkohl das Pfund 12—15 -S'
Schwarzwurzeln d. Pfd., 45-50 Eter d. Stück 6-7 ^ d-/
Hundert 6.20—6 50 Blumenkohl das Slück 20—25 Rot'
kriut 20 - 25 ^. Wetbkraut 10—l5 Wtrsing 3-10 A

Boden-Kohliabi 8-10 Selleite 5-6 ^ Lauch 2—3 -S
Rcttich 3—4 Mecrrettich 20—2ö Weige Rüben 2—3 -S-
Aote Nüben 6—8 Kopssalat 15—18 Endivien das W

30—35 Aepfel d. St 3-5 d. Pfd. 18—20^ B'rnen V-

Lt. 3-6 d. Pfd. 20-25 Geb. Peteisiitc 1-2 G«"'

schntttloum 1—2 RadieSchen 3—4 _,

Wasserstandsnachrichten
N e ck a r.

öeidelberg. 21, 1.29, g-st.Ochlm
Heilbronn 20.. 0.65, gef. 0.04w
Mannheim. 20, 2.57, gef 0.14m

Qe Serütr Zchssl sk Languager

Nanptgtrassv 120, 2 Vreppv».

Jnstitut ,um Zwecke de» Stu-
diumS frcmder Spracheu, sür
Ervachsene, Herren u. Damen,
uiMr Oberleitung deS Herrn
ProfessorS

Ll. v. Lkrlltr.

ILnvi <>«!»« Akckaill«» »ak ckvr varissr 17vI1»us»1eHaa^'
Französtsch, «nglisch, Jtalienisch, Russtsch. Spanisch,
Deutsch fiir Ausländcr: nnr Lehrer der betreffendr« Natioi»
K onver sati on 9):- Korrespondenz Litteratuk-
Nedcr 180 Zweigschulen. stl Prospekte gratis u. franko.

Neuefte NachrichLe«.

Mii>icheii,20. Febr. Frhr. v. Crailshcim wird heu^
vvm Negcntcn empsangen Der Rücktritt Crailsheiw^

Rhein.
Lanterburg. 20.. 3.14. ges. O.Oi^
Maxau 29., 215. gef. ».OO^
Mannheim, 20., 2.45, gef. O.lv'"

krankimg; infolge entzündlicher Reizung ist eine große Em-
pfindlichkcit in der Gegend der Gallenblase und des rechten
Leberlappens vorhanden. Die krankhaften Erscheinungen
sind s üntlich in der Abnahme begriffen; die Temperatnr,
welche bis an die untere Fiebergrenze gegangen war, ist
wicder anf die Norm (36,8" 0) gesunken. Der Puls be-
trägt 60 bis 64 Schlägc in der Minute. gez. Dr. Batt-
lehner, Gcheimerat. gez. Dr. Battlehner, Chefarzt am
städtischcn Krankenhans.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 21. Februar.

Ltudcntischer Farkclzug. Anlätzlich dcs Prorektorats-
ivechscls vcranstaltcte gestcrn Abcnd die hicsigc Stndcntenschaft
ihrcm schcidcnden Prorcktor Hofr. Prof. Dr. B u h l und dem
ncucn Prorektor Gcheimrat Pcof. Dr. C z e r n y zu Ehren
eincn Fackelzug. Gegen 6 Uhr bcrsammclten sich dic Korpo-
rationcn mit ihren Fahncn unter Führung der Chargierten
in Wichs anf dem Lndwigsplatz nnd dann setztc sich dcr Zng,
in dcm sich 3 Musikkorps bcfandcn, die Hauptstr. cntlang zum
Karlsthor hin nach dcr Wohnnng dcs Prorcktors Dr. Buhl in
Bewcgung. Der Ausschntz dcr Studentcnschaft bcgab sich in
die Wohnnng dcs Prorckrors. Als dcr Vorsitzcndc dcs Ans-
schusscs dcr Skndentenschaft vom Fcnster hcrab dic Kommili-
toucn aufgcfvrdcrt hatte, nnf dcn Hcrrn Prorcktor cin Hoch
auszubringen, crwidcrtc dcr Prorektor auf dicsc Ovation von
der Frcitrcppe seines Hauscs hcrab in längcrcr Ansprache.
Er danktc znnächst hcrzlichst für dic so freundlichc Bcwillkomm-
nung, die stcts mit zu dcn schönsten Erinnerungcn scincr Pro-
rckkoratszcit gehörcn wcrdc. Hcrzlichst frene er sich anch üücr
das patrioiischc Empfindcn dcr Studcntcnschaft, dic mchrmals
Gclcgcnhcit hattc, sich knndzntun. Den dcutschcn Studentcn
zeichnc ja von andercn scin fröhliches, frcies Lcbcn, scin lcb-
haftcS Vakcrtandsgcfühl und scin Sinn sür Wisscnschastlichkcii
ans. Währcnd dcr Dancr scincs Prorektoratcs hättcn dic
Kommilikonen anlätztich dcr Fnbiläkimsscicr nnscres, viclgciicb-
tcn Grotzherzogs cinmütig mit dcr Frciburgcr nnd Karlsruhcr
Studcnkcnschafr in ticspatriotischcm Empfindcn ihrc. Hnidigun-
gcn dargcbracht und ihre Einmütigkcit auch bci dcr Einwcihnng
dcr Bisinarcksänlc bcwicscn, dcrcn Flamnicn noch oft an va-
tcrländischcn Gcdcnktagen lodcr» ivürdcn. Was nnscrc Hoch-
sckmlc bctrcffc, so sci gcradc sic cinc von dcncn, wo sich dic jn-
gcndlichc Pcrson des'Studcntcn in allcrschönstcm Matzc ent-
Ivickcln könne. Aiöchkc jedcr an dic -kotäkte srohcr Burschcnzeit
znriickdcnkcii! Wic sich das Einigkcitsgcfiihl mächtig in dcm
Vcrbandc dcr Hochschulc gezcigt habc, so iveise cr auf das dnrch
Einigkcit mächtig crstarktc Reich nud dcn cngcrcn Vcrband nn-
sercö Landcs Baden hin nnd fordcrc dic Kommilitoncn anf,
cinznstimmcn in das Hoch anf dic Führcr dcs Rciches iind un-
scrcs Heimatlandes. auf S. M. de» Kaiser uud Seinc Kgl. Hoh.
dcn Grotzhcrzog. Bcgcistcrt stimmte die bon den Fackcln ma-
gisch bclcnchtete Koroiia in das Hoch cin. Darauf sctzte sich dcr
Zug uncdcr in Bcivcgnng, wcndctc am Karlsthor n. ging durch
dic »daiiptstrahe hin znr Wohnung des ncucn Prorcktors, Geh.
Nats Prof. Dr. Czcrn ti. Nachdcm der stiidcntischc Ausschutz
'den ncncu Prorcktor in dcssc» Wohnung begrützt hattc, hielt
dicscr an dic Stndcntcnschast folgcndc Ansprachc:

Licbc Kommilitoncn!

Kaum vor cincr Mondcswcndc zogcn ^ic hinauf anf dic
dunklcn Höhen des Hciligcnbcrgcs, nm dcm Hcros dcs dcntschcn
Volkcs in flammcndcr Bcgcistcrnng U,rc.Huldigung dar-
zübringcn. Mil janchzcndcm Jubcl gclobtcn Sie, ans allcn
Kräfteii Fhres Scins mitzuwirken an der Fcstignng dcr »a-
tionakc» Einhcit, wclchc imscrc Brndcr nnd Vätcr^nnch langen
Kämpfcn nnd viclcm Ringcn cndlich im Jahrc 187li crstrittcn
habcn.

Jn cmsigcr Arbcit iibcn Sic Zhrc gcistigcii Waffcn, um
hcutc noch Schüler unscrcr Hochschulc, morgcn als dic bcrnfc-
nen Fnhrer nnscrcm Polkc dic Fackcl dcr Erlcuchinng Voran-
ziitragcn. Das wollcn sic nnsdriickcn, ivcnn sic hcnte das Wic-
gcnfcst nnscrcr Nnpcrto-Carola, ivclchc dnrch den rcgclmätzigen
ÄmtSwcchscl ihres Prorcktors eincn persöiMhcn Ansdrnck fin-
dct, fcstlich begchen. Jm Nnmcn der Nnivcrsität sagc ich Jh-
nc» hcrzkichcn', anfrichtigcn Dank fiir Jhrc jngcndlichc Bcgei-
stcrnng, wclchc nnscrc chrwürdigc Alma mater trotz ihrcr 1034
Scmcstcr akljährkich in cinen sröhkichcn Zungbrunncn taucht
und ihr dic Rcizc ncncr nnd cwigblühcndcr Zugcnd vcrlciht.

Ende dcs kommcndcn Scmcstcrs freucn wir uns nn», dic
Säknlarfcicr ihrcr Wicdcrgcburt aus jcsuitischcr Vcrsnmpfung
feiern zu dnrfcn. Jch hofsc, Sic allc dabci frcndig bcgrntzcn
zu könncn. Dcr gkorrcichc Grotzhcrzog Kark Fricdrich hak

Steinbeil hervorzuheben. Einige Hundcrt Mctcr neckarabwärts
wurdcn iveitere gleichartige Gruben festgestellt.

Abcr auch i ni S 't a d r t c i l N e u e n h e i m sclü st krat
Steinzcit zntagc, und ztvar jüngcre Bogenbandkcramik, a»f dcn
Gruiidstückcn dcr Hcrrcn Adelhctm nnd Vvgcl in dcr Ladcn-
bnrgcrstratzc.

Dic Ncolithikcr ivohntcn uicht nur in dcr fruchrbaren
Rhcincbenc: Ein Fnnd dcs Hcrrn Dr. med. G. Waltz (schönes
Feucrstcinmcsscr) fiihrtc znr Grabnng nnd Fcststellnng eincr
st e i » z e i t l i ch e n S i c d l n n g anf dem fruchtbarcn Lötz-
hang zwischcn Drei E i ch c n und Possclsl n st, (jüngere
Winkclbandkcrainik mik Füllornamcnt, glcich dcr der Mönch-
hofstratzc in Aencnhcim). Damit crhaltcn auch dic 3 Stein-
bcile, die vor ctiva 20 Jahrcn "am Abhang des Königsstuhls"
gcfundcn wordcn nnd ohnc gcnancrc Fiindangabe in die städt.
Kunst- nnd Altcrtümersammlnng gclangt sind, wisscnschaftliche
Bcdenrimg, cbenso cin vicrtcs, das der vcrstorbcnc Professor
Map Wols cinst im Nikolansschlag gcfnnden.

Ein Fund dcs Herrn Schrcinermeistcps Jordan (Steinbeil,
Auglljt 1902) zwischcn R o m ü a ch q u e l l e und K l i n g c l-
h ü t t c lätzt anch dort (wie auf den gcgenüberliegendcn Lötz-
hängcn dcs Stiftcs Ncubnrg und des Dorfcs Ziegelhauscn, in
dcssen Tongrnbcn schon Fenerstcinspitzen gefunden worden)
steinzcitlichc Ansicdlung Pccmutcn.

Zcngnisse für die B r o n z e z e i t tratcn u. a. jüngst ivic-
dcr HE.ndc 1902) in Wicsloch zutage: cinc spätbronzezeit-
liche Brandbcstaitnng, nähe der Gemeindesandgrube, auf cinem
Griindsrück der Hcrren Men'gesdvrf, unmittelbar nördlich der
bcrühmten Fnndstätte dcr Jahrc 1900 und 1901.

Für dic Lokalgeschichte Hetdclbcrgs ist besonders wichtig,
datz (1901) anf dem Bodcn dcr Frauenklinik dahier eine Ske-
lettbestaktiing dcr mittlercn Hatlstattzeit (crsten Ersen-
zeit) fcstgcstellt nnd damit endgiltig der Bciveis für die
n n n n t e r b r o ch e n e Besiedlung der Heidelber-
g c r G c m a r t n n g von dcr jnngstcn Steinzcit bis auf dic
Gegcnwnrt crbracht ist.

Auch tzür die Besiedlung der Heidclberger Gcgettd in der
jüngcren Eisenzeit, der La Tene-Periode, wnrdcn
weitcre Belege erbracht, nnd zwar durch Nussindnng von 6
(keltischen) Wohnungen der Früh-La-Tene-Zeit zu Rcilin-
gen, auf Aeckern der Herren M. Kraemer und Zähn, im
Spitzgewann und von Wohngruben der Mittel-La-Tene-Zeit
zu Roth (Geivann Rösselsberg alias Hühnerweg ssicls), 1908.

Erfreuliche Bereicherung erftlhr unser Wissen bon der
Römerzeit Herdelbergs. Die zählreichen Einzel-
funde an Schcrben und Münzen hier aufzuzählen, wüvde zu
wcit führen. Gcdacht sei etn'cü p r o v i n z i a l r ö m i s ch e n

W o h n grnb c, die auf dem Tcrrain dcr F r a n e n k l i n i k
gclcgcntlich dcs Erwcitcrungsbaiies im Jahrc 1901 hcrvortrat,
und aus dercn Schcrben 17 Gefätze hergestellt werdcn konnten,
gcdacht cincr römischen W a s s e r l c i t u n g, die 1901
beim Neuban dcs Hcrrn Bach an der K u s; m a u I st r a s; c
ans Tagcslicht kam, cndlich zwcicr w o h l e r h a l t c n e r
r ö m i s ch e r T ö p f e r ö f e n, die Ladcnburgerstrahe Nr. 41.
entdcckt Ivnrden und durch das frenndlichc Entgcgcnkommen dcs
Herrn Baumeisters Adclhclm rcgclrccht fccigelegt und er-
schöpfend niifgcnommcn, ja in eincm Tonmodcll nachgebildet
ivcrdcn konntcn (nbrigcns bis Ende März d. Js. noch erhaltcn
bleiben nnd besichtigt wcrden tönncn). Ans den aus dcn Ocfcn
hcransgcfördcrtcn Scher'bcn liehen sich 27 Gefätzc gcwinnen,
alles trcffliche Stcingutwarcn, zumteil La-Tene-Formen nähe-
stchcnd; antzcrdcm wnrdcn rings um dicsc Töpfcröfcn 13 wcitcic
röinistbe Gcfätzc gcfundcn.

Wichtig war auch die regelrcchte Aufdcckling und phoiö-
graphische nnd tcchnischc Äufnahmc (durch das städt. Ver-
messungsamt, das für alle diese Ansgrabungen Siiuations-
pläne hcrgcstellt hat) cincs klcinen Abschnitkes dcr bom Römer-
kastell zn Ncncnhcim nach Ladenburg führenden römischen
H c c r st r a s; c, ctwn 10 Minntcn nordwcstlich der 'Gabelnng
der Ladcnburgcrstratze, znglcich cincs Teiles der Gräbcr -
st r n s; c dcs rö m ischc n I< c n c n h c i ni. Denn cbcn an
diescr Stclle lag zu beidcn Seitcn dcr Römerstratze der Fried-
hof dcr Bcsatznng der Römeriästclle, späier dcs Lagerdorfes,
wie frühcrc Funde von Brandbestatrnngen nnd ein neue r
Fund, Brnchstückc des Grabsteines cines Soldatcn dcr
im Rcncnhcimcr Kastell einst stehenden 24. Cohortc. (Diese
Bruchstiickc wnrden bci dcr Frcilegung genannten Wschnittes
der Römcrstrahe auf dem Stratzcnkörper gefunden). Dieser
Grabstein, bor dcm Jahre 70 n. Chr. errichtet, hat nach Fest-
stcllnngcn bon Domaszewskis für dic Gcschichtc nnscrcr Gc-
gend vom 1.-—3. Jahrhundcrt gleiche Wichtigkeit, wie der 1901
auf dem (christlichen) Bergheiiner Friedhof anfgedcckte Grab-
stein cines römischen Explorators.

Von eincm zweiten römischen Friedhof aus
späterer Zeit (Skelettbestattungenl) auf Heidelberger
Gemarkung, an der S p e y e r e r st r a tz e, nahe dem Güter-
bahnhof, traten gelegentlich eines Neubaues des Herrn Nollert
drci weitere Skelettgräber zutagc. Leider konnte aus den
zerstörten Beigabcn nur cin Glasgefäh (Flaschc) wiederherge-
stellt werden.

Anch rn dcr Umgegend fandcn sich Zeugnisse der Rö -
m e r z e i t, so intercssante Wohngruben, wohl aus dem
1. Jahrhklndert der Kaiscrzeit, bei dcn' Sandgruben der Herren
Lüll u. Tentsch zu K i r ch h e i m, eine H ü t t e n st e l l e zu

Wieblingen (Ncnbau Engcl), cinc Billa aus Geinals
knng Edinge n, ein tcider dnrch Sandabban der lchten M
Jahrc bis ans Ivenigc Rcstc zcrstörtcr Urnensricd h o s 5^
St. L c o n, Gcwnnn Harrcs.

Dic gcrmanische Welt trat uns wiedcr tn Nene »^
h e i m cntgcgcn, indem Ladenbnrgerstratze Nr. 54-56 getegc»^
lich dcs NcnbaucS dcs Hcrrn Bogel, ein alamannisch-fränkischx ,
Gräb mii Sax und Scramasax gefunden ward. (Uiäveit,
der Wcrderstratze, fa»d sich 1900 einc zerbogcne Dparha.)
tin Oiewann Damnrseld zn Eppelheim ein Frredhos a»k
heidnisch-gcrman.isckicr.pder aus chrtstlichcr Zeit vorliegt, i»»^
wcitcre Unrcrsnchimg lchrcn.

Da ivenigc Mcter von obigcm Germancngrab in dcr Ladc»^
bnrgcrstratze cntfcrnt stcinzcitlichc nnd römische Schcrben z»^
Vorschci» kamcn, bickek anch dicsc Stäktc, Griindstnck Vog^'
(ähnlich dcm Bcrghcimcr Kirchplatz anf dcm linken Necka^
nfcr) cin klassischcs Bcispicl für K o n t i n u i t ä t d c r S i r ^
l n n g anf kleinstem Ranm.

Künstige Ausgrabnngcn dürfcn mic dcr Zeit dcn Nachwi»^
crbringcn, das; dic ganze pfälzische Nhcincbcnc (wie das a»1 I
stohcnde Neckarhiigclland) von dcr ültcren Stcinzcir an dE
besicdelt gcivcscn nnd datz dic meistcn hcutigcn Städte »»"
Dörfcr a»f Sicdlnngcn mindcstcns dcS 3. Jahrtanscnds v. Clst'
znrückgchcn. -

Schlietzlich mag noch dcr „A n s g r a b u n g e n" gedaä^
werdc», dic die Stadt Hcidctbcrg im Vercin mit dcr Großh'
Rcgicrnng Sommcr 1902 anf dcr B u r g r n i n e Schaue »^
b nrg bci Dosscnhcim an dcr Bergstratze nntcrnonuncn und d>^
Ivohl wcitcr fortgcsctzt ivcrdcn. Dic Fiinde aus romanisch^
bezw. frühgotischcr. Zeit legcn den Gcdankcn nahe, datz a»"
cincm verglcichcndcn Stndium dcr noch kaum crforschten Burg^
rninen dcr Bergstratze nnd des Ncckartalcs anch interessaiw
Anfschlüsse für dic äticstc Bangcschichte des Hcidelbcrg^
Schlosscs (dcr „untcrcn" Bnrg) gcivonncn werdcn könntcn. i

'Ermöglichte wcitgehcndc Opserwilligkett dcr st ä d t. V c ^
w a l t u n g Hcidclbcrgs diesc AiiSgrabungcn, so ist es den i»s
crmitdlichcn Bcmnhungcn dcs Grotzh. Konserbators, Hcrrn G»»'
Rats Dr. W agncr in Karlsruhc, zu danken, datz alle Fu»^
in gchörigcn Stand gcscht, insüesondere anS den Scherben ei»
rccht stattliche Anzahl wcrtvollcr Gefähe gewonnen und Ä
wiederlim dic städt. Knnst- nnd Altcrtümersammlnng erfre»'
lrch bcreichcrt werdcn konntc. Autzer Herrn Geh. Rat
Wagncr har namcntlich Hcrr Museumsdirektor Dr. Sch»,
m a ch c r in Mainz den Lciter dicser Ausgrabnngcn mit seiuc>»
ersprietzlichen Rate untersiiitzt.
 
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