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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0382

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^ Aie Mannheimer AesthaLe.

Dic Maimheimer Festhallc wurde gestern Nachmiltag vou
einer Nnzahl Ntannheimer.und ausivärttger Journalisten unter
dcr liebensivürdigcn Mhrung des Herrn Bürgermeisters Rittcr
und eincs Architektcn cincr gründlichen Besichtignng unter-
zogciu

Wcr in lctztcr Zeir in Mannheim war, wird beftätigen,
dasz die Halle äuszerlich weder einen imposanten, noch einen
schönen Eindriick macht. Wenn man, bom Bahnhof kommend,
den nicderen Bau mit dem grünen Dach zuerst erülickt, dann
wird man in ihm schwerlich die teure Festhalle vermuten.
Der Eindruck wird auch nicht besscr, wenn man dic Front ab-
schrcirct. Man glaubt zwci Gebäüde vor sich zu haben, die
mühsam mit cinander vcrbundcn worden sind. Es fehlt dem
Gcbäudc dcr monumcntale Zug, den man auch von einem
solchen Zwcckbau erwartct. Bcdcutend dagegcn wirkt das
Jnncre. Der crste Ranm, den wir bctraten, war das Foyer
odcr V c st i b n l, das zuglcich als Garderobe dient. Bei
60 Melern Längc und 30 Metern Breite, von vier Rcihcn vier-
eckiger Maimorsäulen durchzogen, macht dieser Raum schon
durch seinc Gröstc einen imposantcn Eindruck. Die Garde-
robenfrage ist in geradczu idcaler Wetse gelöst. Die Gardero-
ben befindcn sich unter den vier Haupt- und zwei Neben-
trcppen, die von dort aus zu dcn Galerien dcs Hauptsaales
führen. Dic Gardcxobe von 3600 Besuchern kann in ihnen un-
tergebracht Ivcrden. Die lange Front der Garderobcnausgaben
ermöglicht dic glcichzeitge Zsbfertigung von hundertcn von Gä-
ften. Das ominöse Drängcn imd Stotzen am Ein- und Aus-
gang dcr Gardcrobcn fällt weg, dcnn das riesigc Vestibül bie-
tet Platz für Tanscndc und ürcitc Doppeltüren führen von dort
durch zwci weitere Vorräumc ins Freie.

An das Foyer stotzt die Ta g e s r e st a u r a t i o n an,
die verhältnismätzig klein ist, da sic nur Platz für 132 Gäste
bietet. Auf einc besonders grohe Frequenz der Wirtschaft an
gewöhnlichen Tagen wird älso nicht gerechnet. Ilnd das wohl
mir Reckit. Dagcgen werdcn an dic Wirtschafr an Festtagcn
die grötztcn Anfordcrungcn gestcllt. Es sind aueh alle Ein-
richtungcn gerroffen, die sie zu grotzen Leistungen bcfähigen.
Uiitcr dem Foyer und der Wirtschaft liegt im Souterrain der
grotze K ü ch e n r a ii m mit zwei riesigen Herdcn, die auch
teilweise benuht werden könncn. Dazu cin klcincr Herd, ein
Konditorschrank, ein riesiger Bouillonkessel, daneben cinerscits
Vorraisraum und Speisenaiifbcwahrungsraum, andererseits
dic Spülküchc. Elektrischc Aufzüge führen aus der Küche nach
allen Stellcn, dic für Speiscausgabe in Betracht kommcn, und
cbenso kann mit einem zweiten Aufzug das Gcschirr von allen
Speiscräumen zum Spülraum befördcrt werdcn.

Machten diese Kcllerräumlichkeiten, die nur zum kleinen
Tcil für die Küchc und ihrc Zwcckc in Anspruch gcuommcn sind,
schon eiiicn mächtigen Eindruck, so waren wir geradczu
frappiert, als wir in dcn Keller traten, der sich
unter Lcm grohen Saal befindet. Das ist grandios. Das
transportable Gaslicht, das uns den Weg erhelltc, war gar
nicht imstandc, bis zu den Grcnzen des Kellers vorzudringen.
Als dann dcr Man» mit dem Licht sich an das eine Ende des
Raumcs stellrc, währcnd dic Bcsichtigendcn am aiidercn bliebcn,
da überflog dcr Blick die gigantischcn Mmessungcn des Kellers.
Man darf sagcn, was von dicscr Festhalle in der Erde steckt, ist
grotzartig, übcriuältigend.

Wicdcr ans Tagcslicht zurückgckehrt, mustertcn wir dann
eingehend dcn K onzertsaal, dcr das Prunk- und Pracht-
stllck dcr Gcsamtanlagc vorstcllt. Er ist 60 Mcter lang und
19 Mctcr breit; auf jcdcr Längsseite zieht sich eine Galerie
hin und bietet wciteren Gästen Raum. Der Saäl ist in
Wcitz u»d Gelb gehaltcn, die gcwölbte Deckc hübsch ausge-
schmückt. Von dc» Bclciichtuiigskörpcrn an der Dcckc stcllcn
cinige gemalte Fensterchen dar, -ie vvn oben her be-
leuchtct wcrdcn, ivodurch cin hübscher Effekt erziclt ivcrden
ivird. Dancbcn sind zahlreichc clcktrischc Bclcuchtungskörpcr
übcr den ganzen Raum vcrtcilt. An cinem Endc des Saales
bcfinder sich cinc Bühne, am andercn eine Orgcl mit Raum
für Sänger. Dic Sitze im Saal werden so beschaffen sein,
datz man sie nach Belieben nach dcr einen oder nach der ent-
gegcngesctztcn Scite umklappcn kann. Ob indcsscn bci Thcater-
aiifführungcil dic hintcrsten Rcihcn dcr Zuhörcr bci dcr grotzcn
Länge des Raumcs, ctwas hörcn werden, ist zweifelhaft nnd
mutz dcr Erfahrung überlasscn 'bleiben. Die ornamentale
Ausschmückung des Saales ist gediegen und keincswegs über-
ladcn. Man könntc eher noch von cincm Zuwcnig, als von
cinem Zuvicl sprecheu. Hintcr dcr Bühnc bcfindct stch ein
klcincs Foycr, das bei Konzertcn bcnutzt werdcn kann.

Ein ivcitcrcr mittelgrotzcr Saal führt die Bezcichnung
V c r s a m m l u n g s s a a k. Aks solcher ist er für das bei
den Aufführiingen mitwirkendc Personal bestimmt, kann abcr
auch zu andcrcn Zwcckeu, klcineren Veranstaltungen, Bällen
usw. benutzt werden. Zu diesem Behufe ist ihm ein besonderer
Zugang gegebeu. Den Hauptsaal, der 1200 Ouadrat-
meter fatzt, haben manche währcnd des Katholikentages schon
gcschcn. Bei 17stc Metcr Höhe präsentieri er sich als cin

verkörpert wurden. Die Prinzenrolle Dhrte Fngcnieur
Kraus in glanzvoller Weise dnrch.

- Posen, 23. Febr. Gelegentlich eines Brandes in
der Borstadt Iersitz kain es gestern dcachinittag zn gro-
ben AuSschreitnngen, die ein starkcs Anfgebot von
Schutzmännern nnd einer starken Militärpatrouille not-
wendig machten. Die Beamten wurden tätlich angegrif-
fen uild mehrcre verletzt, 'so das; sie von der Waffe Ge-
brauch machen mnßten. Ein Ruhestörer wurdc schwer
verletzt. tstachdein zahlreiche Berhastnngen vorgenom-
men worden waren, gelaiig es, die Menge zu zcrstreuen.

— Wicn, 23. Febr. Der Tondichtcr Hngo Wolf
ist gestern in dcr Wiener Jrrenanstalt gestorben.

— Glcim als Korporal. Der alte Tessaner, der so
undeutlich schrieb, datz er oft seine eigene Schrift nicht
lcsen konnte, suchte einen Sekretär. Als solcher stellte
sich ihm dcr Dichter Gleim vor. Fürst Leopold lehnte
im Hemd'e am warmen Ofen und rauchte eine Pfeife.
Uebelgelaunt fnhr er Meim an: „Jst Er der Kerl?"
Gleim antwortete 'bcherzt: „Zu Befchl, Durchlaucht, ich
bin der Kerl, dcr es wagen will, auch unter schwierigen
Vechältnrssen zu schreöben. Hier stnd nieine Empseh-
lungsbriefe n. Zeugnisse." „Bleib' er mir mit seinem Pa-
Piernen Krimskrams vom Lei'be, Er Feder'fuchser, und
scher' Er sich znm Tellfel." „Gewiß, Durchlaucht, zum
Tenfel und seiner Großmutter, aber nicht eher, äls bis
Die mir mein Abgangszeugiiis ausgefertigt haben, dann
mag ein Himmelkreuzdonnerwetter Uhre sakramentische
Stelle holen!" Der alte Dessauer tat ein Paar Züge aus
seiner Pfeife, dann sagte er: „Gleim, Er gefällt mir, Er
wird mein Sekretär!" Gleim wollte ihm seinen unter-
tänigsten Dank abstatten, aber der Fürst imtevbrach ihn
mit einem bar'schen: „Maul gehalten!" Zu seinem Ad-
sutanten meinte er: „Bkein Sekretär 'hat Haare auf deii
Zähnen, Schade um ihn, datz er ein Federfuch'ser ist, er
hätte einen guten Korparal äbgegehen, das Zeug hat er
dazu!"

imposantcr Raum. Die weir vorgebauien Galcrien lassen ihn
kleiner crscheincn, als er in Wirklichkeit ist. Er bietet etwa
2800 Sitzplatze und 1400 'Stehplätze, dancben Raum für 1000
Sänger. Der Saal ist in seiner Ausschmückung bis aüf geringe
Kleinigkeiten bollendet. Seine Form ist elliptisch; den schön-
stcn Ueberblick hat man von dcm Teil der Galerie am Ende des
Saales, der sich gcgcnüber dcm Podium besindet. Die Deko-
ratiou ist eigcnartig; cgyptische und babylonische, kurz ältest-
zeitliche Motivc sind besonders verwcndet worden. Anderer-
seits fallen zwei Friese mit Motiven aus der Nibelungensage
angenehm in die Augen. Der eingegitterte Raum vor der
Halle wird als Garten hergertchtet und soll gleichfalls zu
Zwcckcn der Fcsthallc, für Konzertc im Sommer usw. hcran-
gezogen werdcn.

Was die Nutzbarmachung des Baues anbetrisft, so
hat man vor allcm populäre Konzerte an den Sonntagen ink
Augc gefatzt. Autzerdem rechnct man auf allcrlci grötzcrc Fcste.
Tie Feuerivehr, die Radler und andere mehr habcn sich schon
angemeldet. Jede Person, welche die Fefthalle, äbgesehen von
der öffentlichcn Wirtschaft, betritt, wird 10 Pfg. zu zählen
haben. Durch diese Personalsteuer in Verbindung mit den
Mictscrträgnisscn bei Fcstlichkciteii und dcr Pachrciiuiahme aus
der Wirtschaft hofft man die ricsigc Summc, welche die Halle
gekostct hat, zu vcrzinscii.

Zum Schlutz sei noch bcmerkt, datz auch der grotzc Platz vor
dcr Halle, nach dem Wasserturm zu, gärtnerisch augelegt ist.
Sclbst dic Bebaiinng dieses Platzes mutz sich der Festhalle fü-
gcn. Es mutz dabei dcr Stil innegehälten werden, der der
Hallc cigcn ist. Ein Haus in diescm Stil ist scho» crrichtet.
Es ist höher als die Fcsthalle und man 'weitz uoch nicht, wie
sich das Gesamtbild gestalten, ob cs der Halle zum Vortcil
dicncn, odcr auf sic drückcn wird.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 24. Februar.

-j- Diirchgcrcist. Fürst von F ü r st e n b c r g und Ge-
mahlin trafen gcstcrn Abend 0.50 Uhr hier ein und reistcn bald
darauf nach Frankfurt a. M. weiter.

-p Aus dem Stadtrat. Herr Verlagsbuchhändler F. Wolff,
dessen Dienstzeit als Stadtrat noch bis zum Frühjahr 1906
reicht, hat sich aus Gesundheitsrücksichten veranlatzt gesehen,
aus dem Stadtrats-Kollegium auszutreten. Der Genannte
ist eines der ältesten und erfahrensten Mttglieder des Stadt-
rats, dcm er seit November 1878 angehört. Mit aufrichtigem
Bcdauern sicht der Stadtrat diesen um die hiesige Gemeinde-
verwaltung in hohcm Matze verdienten Maim aus sciuer Mitte
scheiden. Die Ersatzwahl findet am 6. k. M. statt.

--- Voii dcr lievorstelienden Uiiiversitätsseier. Aus dem
Programm der Feicr erfahren wir, datz am Dienstag, den 28.
Juln die offizielle Feier und Festrede tn der Universttät statt-
ftndet und am Freiiag, den 81. die Feier der Stadt auf Lem
erleuchteten Schlotz mit anschlietzcnder Reunion im ncuen
Saalbau.

X Bercin Franenliildung - F-rauenstudium. Auf Wunsch
ciner Anzähl seiner Mitglieder hat sich der Verein Frauenbil-
düiig-Frauenstildiiim entschlossen, am Mütwoch, den 26. Febr.,
abends 8 Uhr, im kleinen Harmoniesaale eincn Vortrag hal-
ten zu lassen, dcr die wichtige Frage der Jugendbclehrung
über das Geschlechtslcben behandeln soll. Derselbe ist Frau
Fürth aus Franffurt a. M. übertragcn worden, die übcr den
glcichcn Gegcnstand in Wiesbaden bei Gelegenheit der Ver-
sammlung des Bundes deutscher Frauettvereine mit grotzem
Erfolge gesprochcn hat. Dic Versammlung ivird nur Ange-
hörigen des weiblicbcn Geschlechts zugänglich scin uud es ift
zu hoffen, datz das aktuelle Thcma zu lebhafter Diskussion Ver-
aiilassuiig gcbcn wird, die dazu beitragen soll, die so schwierige
Fragc zü crhellcn, und ciner befriedigenden Lösimg cntgegen-
znführeii.

Das hicsige OlcwcrkschnftSkartell hielt, laut Mannheimer
„Volksstimme" am Nlittwoch Abend in „Schiffwirts Bier-
kellcr" seine diesjährige 'Generalversammlung ab. Die Zahl
dcr im Kartell bertretenen Gcwcrkschaften beträgt 18 gegen
16 im Vorjahrc. Eingegangen sind die Organisationen öer
Tabakarbeitcr und dcr Fäbrik- und Hilfsarbeiter.. Nach ciner
im Oktober aufgeliommciien Slatistik betrug die Gcsamtzahl
der dem Kartell angeschlossenen organisierten Ar'beiter 650
bis 700. Bei den nun folgenden N'euwahlen wurde der erste
Vorsitzcnde, Genosse Danner, einstimmig wiedergewählt. Die
übrigen Wahlen hattcn folgendcs Ergebnis: 2. Vorsitzender
Fabrikarbeiter ^ Ohlinger, Kassier Metallarbeiter Walther,
Schriftführcr Zimmerer Stoffel, Rcvisoren Schmied Fcil und
Bierbraucr Schcnk. Der seitherige Bibliothekar Vogr wurdc
cbciifalls ciiisrimmig ivicdcrgewähtr. Als Vcrtrctcr der Ge-
iverkschafren in die Vercinigung für Bolks- und Arbeiterbil-
dmig wnrden die Herren Darmer und Walther gewählt.

X Hebbel-Berein. Der nächste literarische Abcnd der Ge-
sellschaft findct Doimerstag, den 26. Februar, halb 8 Uhr
abends, im tleinen Saale der „Harmonie" statt. Das Pro-
qramm umfaht Rezitationen aus den Wcrken von Hugo von
Hofmannsthal durch Frl. Luise Hoff - Mannheim und Herrn
Franz Ludwig H ö r t h - Frankfurt a. M. Eintrittskarten
h 1.20 Mk. lStudcitten 60 Pfg.), sowie Programmc sind zu
habe» bei Eugcn Pfeiffer und C. Winter (Rochow).

Vom Neckar. Jn der „Frankf. Ztg." widmet Pcof. Osthoff
der Frage: „Was bedentei ocr Name Neckar?" ein Fenilletoii.
Die lateiiiische Forni !st dliesr, Genittv: dliori, doch uennen
ihn zwei alte Auloren diigsr ---- Schwarz, Duittelfarbig- Ver-
mittlich isi der Neckar nichls ais cin deittscher Rio Negro, ein
Schwarzflnß, wie sich ja viele Schwarzach, Schwarzbach nnd
Schwarzwasser in Deutschland besinden.

-s- Elekirische Straßcnbahn. Der Bctrieb ist für heute von
2 Uhr ab aiif s ä m t l i ch e n Liitten eingestellt.

X Polizeibericht. Verhaftet wurden zwei Personen wegen
fortgesetztcr Nilhcstörmig, zwci Pcrsonen ivegen nnehelichen
Zusammenlebens und cine Person ivegcii Bettelns. Zur An-
zeige kamen 6 Pcrsonen wegen Ruhestörung, bczw. Unfugs
imd cin Zimmermann wegen Körperverletzimg.

-i- Reckargemünd, 28. Febr. (Ergebnislosc Bür-
g c rmei st erwa h l.) Bei der hcute vorgenommenen Bür-
germcistcrwahl crhiclt Hcrr Gerbcrmcister Ph. Gerich 30 Stim-
men, während dcr Gegcnkaudidat, Herr Konsul Menzer, 34
Stimmen, eine Stimme weuiger als dte absolute Mehrheit
auf sich vereiittgte. Die Ausschutzmitglieder werden also in
dcn nächsten Tagen wieder zur.Wählurne treten müssen. Da
schon diesmal der Wahlkampf cin heftiger war, so steht ein
noch heitzerer bevor.

Knrlsruhc, 28. Febr. (L e i ch e u f u n d.) Jm Rhein-
hafe» ivurde gestcrn Nachnttttag von zlvei Fischcrn einc voll-
ständig verschlammte Leichc ciner iMilttärperson gcfnnden.
Die'selbe hat bereiis Monate lang im Wasser gelegen. Die
Achselklappcn schiencn weih ohnc Nummer zu sein. Die Leiche
wurde nach Karlsrühe gebracht.

Ottenheim, 23. Febr. (B r a n d.) Gestern brach in dem
Anwesen des Karl Weinacker in Mählberg Feuer aus, das sich
auf dte üenachbarten Gebäulichkeiten des Briefträgers Krämer
und des Leopold Föhrenbach, sowie auf die Scheune des Land-
wirts Jenger ausbreitete. Drei Häuser und bier Scheunen
wurdcn ein Raub der Flammcn. Einc Frau konitte nur mit
dcm Hemd bekleidet das Freie erreichen, während dre Kinder
durch das Fenster gerettet werden mutzten. Awei Kühe, ein

Schwein und vicl Gcflügcl sind in dcn Flammcn umgckomrneN-
Die Ursache des Brandcs ist noch unbekannt.

Aus Baden. Letzten Dvnncrstag feierte Herr BLrgev'
meister Brumi in U g l a st e r h a u s c n seinen 70. Geburts-
tag und mit ihm die ganze Gemeinde, deren fürsorgendeE
Oberhaupt dcr Jubilar nunmohr 88 Jahre ist. Vormittag»
fand cin fcicrlicher Akt aus dcm Rathause statt, ivobci u.
ein Gcschcnk dcs Grotzherzogs in Begleitung cines HandschrcP
bens dem Jubilar Lberreicht wurde. Am Abend war Fest'
bankctt.

Heiöetvcrgcr Berelnöangelegcnveiten.

-8. Hcidelbcrger Liedcrkranz. Zur Freude -vielcr sciner
tanzlustigen Mitglieder hatte der „Liederkranz" von einer
gröhercn tcirnevalistischcn Aiifführimg in diesem Jahrc abge'
sehen und sich darauf beschränkt, seinem Maskenballe ein eiu'
heitliches Geprägc zu gcben, indem er ihn als Gesindebalj
abhielt. Datz die Anregung dcs Vergnügungsausschuffes aR
frucht'baren Boden gefallen war, bewies der gestrige Abend-
Alles, ivas irgend zum -Gesinde in Haus und Hof gehört, wffk
vertrcten und gab sich ausgelassen und lustig ein StclldicheiW
Köche und Köchiimen, Zimmermädchen, Kindermädchen, fes^
Kammcrkätzchen, ittcdliche Waschcrmadl'n, dazu gehörigc Sol-
daken der verschiedensten Waffeiigattiingeii, Kutschcr, Pförtnek-
Briefträger, Bäckcr, Metzger, ein mit allen Attributen seines
Standcs vcrschcner Weihputzer, der Maim der öffentlichejk
Ordn-iiiig, ein Erbainmgsblättcr verteilender Zettclträger, die
sehr originelle Gänseliescl, allcs schwirrte froh durcheinandek-
crn herzerfrcuendcr Anblick vcm erquickcndcr Frische. Der ZU
der „Wäschküch" vcrschenkte „absiiiiderlich gutc" Saft — „Seefs'
brüh" geheißcn — tat scine Schuldigtcit und half mil -ie
Stimmiliig hcrvorbriiigen, von dcr cs in -lbsatz 12 dcr ausge'
gebencu Diciistbiichcr hietz, „datz sclbsteii dcr gar schlimnie
Gricsgram, so smift ittt zu besserii, mir uuserm jungen närrst
schen Völklein laut crhebe seny Stimm imd riifc: Es lebe -ie
Fastnacht, es lebe dcr Liederkrantz"..

X Grosic Knrneval-Gesellschaft. Gcsterii erlietz Prinz
Karncval cinen Tagesbcfchl, wonach die Rckrittcn seincr Prin"
zcngavdc abzuholen seicn, Ivclcher Befehl natürlich strikte be-'
folgt wurdc. tlitter kliiigcndcm Spicl zog dcr 11er Rat und dü
Gardc nach dcm Bahuhof, wo die Rckriitcii 6.28 Uhr eintrafeN-
Nachdem sie sich im Wartesaal 8. Gütc etwas gcstärkt hatten-
wiirdcn sie uiitcr Eskortc nach dcm Palais dcs Prinzen gclciict-
An dcm Zuge beteiligten sich viele Karnevalsfrcuude mit Law'
piotts, was cineii sehr hübschcn Aiwlick bot und sehr viele Neü-
gierigc herbeilockte. Heutc früh zog die Prinzengarde KUl
Rebeille durch die Stadt. Heute Mittag 2.11 Nhr wird der
grotze Karnevalzug vom Stapel gehen. .

-ff Dic Gemeindc Steingaffe, die ihre Bürgermeisterwach
sonst am Fastttachtsdienstag vorzimchmeii pflcgt, Ivird -r't
fcicrlichcn imd wichtigen Akt in diescni Jahrc etwas spätcr av-
haltcii, da einigc Bürgcr krank und andcre heute verhtnderr
sind.

st- Ter Siingcrlinnd Schlierbnch brachte gcstern Abend sett
ncm Ehrenmitglicd, dcm Schreiner Louis Fischer,
dcssen sikbcrner Hochzeit cin Ständchen dar. Der Gcfcicrle
daitttc iu hcrzlichcn Wortcn für die ihm dargcbrachte Ovation-

-t- Hcidclberg, 28. Febr. (P u r t l a n d - C e m e n t iv e r k
H e i d c l b e rg n n d M a n n h c i m, Akt. - Ges., Hci'
delberg.) Jn der heutc abgehalteueii AufsichtsratssitznE
wurde die Bilanz pro 1901-02 vorgelcgt. Dieselbe ergibr
inkliisive 169 350 Mk. Vortrag einen Gewinn von 1 158 701-
Mark. Hiervon werdcn für Abschreibungcii 888 636 Mk. ab-'
gesetzt und der Rescrvefond erhält 30 285 Mk. Der auf dett
24. Mnrz cinbcrilfeiieii Gcncralversammlung wird die Vcrtei'
lung eincr D i v i d c n d c vou 4 Prozent vorgeschlagcn; die
Tantiemen crfordern 97 829 Mk. Auf neue Rcchnung werdeN
207 450 Mk. vorgctragcn.

Ara»«yetm, 2i. Hcvr>rar. l»icn.) Ode»th.^da„: 97.L0 V-

-B., Rhetn. Creditbank 138.50 G. —B-, Rhetittsch/

Hypoth -Bank 185.10 G. —B, Brauerei Kleinlein, Heidel'
bcrg 173.— G. —B., Schroedl'sche Brauerei.Aktien 186.-— G'

—B, Portland-Cement Heidelberg 110 - B.-G.

Fronkfurt, 23. Februar. Efsektensozietät. AbendS 6'/. E'
Kreditaktien 217 20 b., Diskonto-Kommandit 196.60 b. G., Dres'
dener Bank 150 b. G., Berlincr Handelsgesellschaft 160.20 b'
Barque Ottomane 118.90-80 b., Mitieldeutsche Kreditballl
1lS.40 b. G., Staalsbahn 148.90 b., Lombarden 15 50 b.. Gon'
hard 18180 B. 70 G„ Henri 107 o., 3proz. Pceuß. Consolb

93.20 b. G. uit.. 3proz. Mexika rer 25 90 B. 80 G„ 5proz. awort-
Mexikaner 39.20 b. G„ 3proz. Portugiesen 32.40 b. cpt„ 4Vzpr0b
Chtnesen 92.90 b„ Türk. Lose 131 b„ 5proz. Bulgaren 92.40 B-
30 G„ Laura 219.50 b„ Bochumer 186.20 b„ Gelsenktrchell

177.20 B. 10 G„ Harpener 175 10 b. G , Hibernta 175—174.50 b-
Concordia 278 b. G„ Eschweiler 22l b„ Wittener Stahlwerr

62.50 b. G., Friedrichshütte 151.90 b. G„ Badische Zuckerfabrn
?8 75 b. G., Eleklr. Schackert 99.90 b. G.

6'/. bis 6'/z Uhr: 3proz. Reichsanleihe 93.25 nlt. Kredit'
aktien 217.

Ungeachtet etwas schwächerer Pariser Notierungen zeigte der
Äbendverkehr gut bel auptete Haltung, nur türkische Werte warell
etwas niedriger.

Mannheim, 23. Febr. (Produktenbörse.) Ver 100 Kil§-
Weizen hterländ. 17.'/z biS —.—, Rheinischer 16 80 bis 17-""'
Aztma 17.75 bis 18.—, Theodosia 17.75 bis 18.25, Saxonsk-

17. — bis 17.50, Ulka 17.50 bis 18.-, Taganrog 17.25 bi»

18. —, rumänischer 17.75 bts 18.50, amerikanische Winter U 17.7-
bts —. amerik. Spring 17.25 bts 18.—, K insas II neu 17.75 bis
17.65, Kalifornier 17.50 bts —.—, Kernen 17.00 bis —.—, Rogg-b
Pfälzer neu 15.00 btS 15.15, Rasstscher 15.— bts —Gerste
hiesiger Gegend 16.50 bis 16.75, Pfälzer 16.50 bis 17.25
Futtergerste 12.75 bis 13—, Hafer Badischer 15.— bis 15.2b-
Norddeutscher 15.— bts 15.25, Russischer 14.60 bis 15.25, Mat»
Amerik. mixed. 13.50 bis —, La Plata 14.— bis — —, Dona-
14.— biS —KohlrepS Deutscher 24. - bis —, Wicke»

20.50 bis —, Kleesamcn deutscher I 120 bts 122, Dentscher U
105 bis 110, Lucerne 110 bis 115, Prooence 110 — biz 130.-^-
Esparsette 30 bis 32, Leinöl mit Faß 55.— bts —, bei Wag'
gon 54.00 bis —, Rüböl mit Fatz 59.00 bis —. Rüb/l
bei Waggon 5600 bis —.—, Petroleum Amerikany 18.70 bi»
—, bei Waggon 22.10 bis —. in Fässern 23.25 bi»
—, Russisches 16.50 bts —, bei Waggon 19.90 bis —

iu Fässern 22.25 bts —, 70er Rohsprit 49.50, 90er Roh'
sprit 34 00, Rohsprit versreucrt 117.00.

Weizenmehl 00 0 1 2 3 4

27.75 25.75 23.75 22 75 L0.75 19.75

Roggenmehl 00: 23.75, 01: 20.75.

Tendenz: Wetzen eher etwas fester, Roggen knappeS Angebo'
Braugerste wentg Geschäft, Futtergerste wentg veräavert. H-feO
ruhtg, Mais gretsbaie Ware gnt gefragt. Rüvöl, Petioleum ull§
Letnol unveiändert. SptrituS in allen Sorten 50 Pfg. höher-

'Diissi

116 — Islspkoa 8.

smpLsIilt ssinon ckirslct bvrogsnso

E^I»iLL«8L8«I»«IL VI»««^

oonostor Lrnto, voo vorrö«lioll rsiosm Sssoturmok.
 
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