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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0414

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miuijwl'c' Tr, Buchenbergrr entgegen inrd erleiltc sedann
den folgenden Personen Privataudienz: dem Leibarzt
Seiner Königlichen Hoheil des Fürstcn von Bulgarien
Tr, Graetzer nnd dem Prosessor a, D, Stoeszer in Baden.
Nachmittags erhielten dic Höclfsten Herrschaften den Be-
sn-ch der Fürstin zur Lippe mit einigen ihrer Verwandten
des Leiningenschen und Hohenzollernschen Fürstenhauses.

Nach einem Besrich bci seinem Bruder hörte der Groß-
herzog noch üie Vorträge des Geheimrats Dr. Freiherrn
von Bado und des Legationsrats Dr. sehb.

Von gestern Ubend bis heute Morgen sank die 5kör-
pertemperatur Seiner Großherzoglichen Hoheit des Prin-
zen Karl langsam zur dcorm, Temperatur heute früh
36H; Puls 64 bis 68,

Das Allgemeinbesinden besscrte fich im Laufe des
gestrigen Tages: doch trat in der Nacht plötzlich ein hef-
tigsr asthrnatischer Anfall auf, der jsdoch alsbald wieder
nachließ. Es stellte si-ch dann mehrmals ruhiger Schlaf ein.

Die Lungenerscheinungen sind weiterhin in Abnahme
begriffen, Ter Kräftezuftand des Hohen Kranken ist be-
friedigend.

gez. Professor Dr. Hoffmann,
gez. Dr. Battlehner.

Ausland.

Schwcdcn.

- Prüiz Gnstav Avolph, dcr ülteste Sohn des
schwedischen 5troiipriiizen isl an S ch a r lach fic b c r be-
denklich erkranlt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 28. Februar.

^ Zu den bevorstchcndcn Stadtratswahlcn. Jn ciner
gester» abgehaltenen Versammlung der Stadtverordneten wur-
den für die ausscheidendeu u. zurückgetretenen Stadträte Wolff,
Ueberle (Weinhändler) nnd Dilg >die Herren Roesler, Goos
und Fifcher (früher Bürgermcister von Handschuhshelm) in
Vorschlag gcbracht. Ferner wurde vorgeschlagcn, die andcrcn
Skadirärc, deren Tienstzcil abgclaufe» ift, wiedcr zu ivählcn,
nämlich die Hcrten: Eisenlohr. Ellndri'KnchS, KraN, Lchmann,
Rodrian und llcbcrle (HoMüidler).

— Eiirnng. Gcsicni »achmiriag brachrcn dcm von hicr
lchcidcndon Geh. Nat Schackcr seine Zuhörcr und Sckmler in
dem mir Guirlanden nnd Blumen gcschmnckten Auditorinm
cine Lvatiou dar. Der Leuior dcs hist. Seminars brachte
auf den Lcherdendcn ein Hoch aus. Gch. Rat Schacfer dan'kte
rn tangerer Ansprache für Lic .Kundgebung, die ihm voll-
standig überraschend getommen sei, betonte, wie schwer cs ihm
falle, von Heidelberg zu scheiden, nnd crtlärte, dazn habc ihn
liur die Hofsnung veranlaßt, i» Bcrün vur einem größeren
Hvrert'rcis dafür cintrclein zn kö-ntten, das; die goschickitlichen
iLtndien iii Fnsammen-Haicg mit ücm prakiischen Lchcn dcr
Nanon bleibcüffiüo iL-frstüp Da'ust gcstcllt tucrdcn.

-4- Wasscrlcitung unlcr dcin Rcckar. --ÄrrEkKi dcr Dücker
uinerbalb der'ncncn Vrücke ferkiggeftcllt. wurdc dic Wasscrlci
tiing gcstcrn Rachmitlag balb 3 llhr in Vctricb geseüt niid da-
mit eine ncuc nntcrirdische Verüindnng Alt- nnd Renhcidel-
bergs cröffnei.

st- Kaiserpanorama. Nur noch heurc fieht man im Kaiser-
panorama drc intcressanten Städte Nordamerikas, wülfrend von
Sonntag ab hochintercssantc Szenen und Episodcn aus dcm
glorreichen Kriege Pon 1870-71 ausgestellt sind.

-r- Straflämmcrsitzung vom 27. Febr. Der wegen Belei-
digung dcs Altbürgermeisters K. Wit t m a n n in Neckarge-
münd und wcgen Vcrbrcitung unzüchtiger Schriften angeklagte
Weinhändler Julius M e n z c r stn Rcckargemünd wurde von
dcr erhobenen Anklage kostcnlos freigesprochen. (Nähcrer Be-
richt folgt.)

x> Frcircligiösc Gemeindc. Jn der freireligiösen Gemeinde
wird am Sonntag Rachmittag 0 Uhr im Prüfungssaale des
Schulhauses in der Plöck Prediger S ch n e i d e r deu schon
srüher angekündigten Vortrag über das Thema: „D i e Re-
Irgipn im altcn Babel" haltcn. Der Vortrag mußte
damals wegen anderiveitiger Benutzung des Lokals verschoben
wcrdcn. Der stutritr ist für jcdcrmann frci.

Schöffengerichtssitznng vom 26. Februar. Karl Witt-
mann von Eppelhctm erhielt wegen Vergehens gegcn Z 304
St.-G.-B. 20 Mk. Geldstrafe öder 5 Tage Gefängnis; Karl
Ludwig Juber von Nuhloch wegen Vcrgehens gegen tz 137
St.-G.-Bi 5 Tage Gefängnis; Philipp Pistorius von Kirch-
bcim wcgcn tBergehens gegcn -8 303, 74, 367 Ziff. 8,
«i.-G.-Bs 15 Mk.. Gekdstrafc oder 3 Tage' Gcfängnis und
10 Mk, Geldstrafe odcr 2 Tage Gefängnis; Karl Zimmcrmann
von Rauenbcrg wcgcn Bcrgchcns gcgcn 8 303 St,-G,-V,
20 Mk, Gcldskrafe oder 5 Tage Gefüngnis; Johann Granzer
bon Reckargemünd Ivcgen Vergchens gegen 88 123, 361, 547
St.-G.-B. 1 Woche Hafr, die mitangeklckgte Mina Hartmann
2 Wochen Haft; Pcter Fecht, Friedrich Fehringcr, Karl Blei-
holdcr pnd Adam Siefert von Nutzloch sind wegen Bergehens
gcgen 8 266 Ziff. 10, §§ 185, 223, 223a, 203, 73, 47, 74
angeklagt, es erbieltcn: Fccht 14 Tage Haft und 6 Wochen Ge-
fängnis, FchrinHer'14 Tage Haft und 2 Monate Gefängnis,
Bleiholder 14 Tage Haft, 2 Moncitc und 14 Tage GefängniA.
Adam Siefert 14 Tage Haft und 5 Wochcn Gefängnis; Johann
Zimmermann von Eppelheim erhielt wegen Bergehens gegep
8 228a 6 Wochen Gefängnis.

Mannlseim, 27. Febr. (Zur Verhaft » ng zweier
gefährlicher Einbrecher in Mainz) erfährt der
„Gcn.-Anz." nachträglich, datz cs sich nicht um zwei, soikdern
um drei Brüder Eulenburg, mit den Vornamen Otto, Wil-
helm, Friedrich handelt. Wilhelm Eulenburg ist derjenige, der
sich bei seiner Berhaftnng einen Schnitt in den Hals beigcbracht
hat. Er wnrde von Mainz hichcr transportiert und bcfindct
sich im hicsigen Nllg. K'rankenhaus. Oito und Friedrich En-
lenburg sind flüchtig und konnten bis jctzt noch nickst fcstgenom-
men werden. Wie es heiht, sollen noch verschiedene andere
Personen als Hehler in die Affäre verwickelt sein.

Mannheim, 27. Febr. (D e n U m l a g e f n s; p r o 1003)
setzte dcr Stadtrat in seiner gestrigen Sitzung auf 6 8 P f g,
(wie im Vorjahrc) fcst. Um dicse Ziffer nicht übcrschreiten
zu müsscn, sind an einzelncn Voranschlägcn bcdeutcnde Mstriche
gemachr wobden.

Mannheim, 27. Febr. (Der Erbauer der Fest-
halle), Herr Prof. Bruno Schmitz, hat gestern Vormittag
wieder einmal hier gcwcilt — allerdings nur auf kurzc Zeit.
Er ftattete um 9 Uhr der Stätte seines Wivkens einen Besuch
ab, war äber, ioie die „Reue Bad. Landesztg." bxrichtet, an-
scheinend mit Anordnungen, die der Stadtrat getroffen, nm zum
Mufikfefte die Fertigstellung der Festhalle zu beschleunigen,
nicht ganz cinvcrstandeu. Die leicht erregbare KUnstlcrnatur
war hierüber so aufgebracht, datz -Schmitz mit dcm crsten ihm
günstig gelegenen Schnellzuge wieder von hier abdampfte. Ueb-
rigens ist es nicht das erstemal, datz Schmitz mit den Organen
der Stadt in Konflikt gekommen ist. Die Differenzeu wurden
in solchen Fällen göwöhnlich auf schriftlichem Wege ausgegli-
chcn. Aller Voraussicht nach löst sich auch dcr gestrige Auf- '

tritt wiedcr in gleicher Weise in „Wohlgefallen" anf, hoffent-
lich aber dergestalt, datz nicht neuerdings ein Strich durch die
„bcreits aufgemachte Rcchuuug" 'über den Cröffnungstermin
der Festhalle gcmachr wird. Zwcifellos wird dcr Stadtrat
dafür Sorge tragcn, datz untcr allen Umständen an Ostern die
„Weihe des Hauses" vor sich geht.

8E Freilmrg, 27. Febr. (Z u dem Lustmord) an
dem Töchterchen dcs Eisenbahnschäffners Mrich trsird sder
„Br. Ztg." mitgcteilt, datz sich Kwei Zeugen (Jtaliencr) ge-
funden häben, welche den verhafteten Pfister um die kritische
Zeit an der M-ordstelle gese'hen häbcn wollen. Wenn nicht alle
Anzeichen trügeu, ist Pfister dcr Mörder des Kindcs, doch wird
man erst den wciter-en Verlaüf 'der Untersuchung abwarten
müssen, um cin cndgiltigcs Ilrteil in dicscr Bezichung fällcn
zu können.

Sport.

X Ftttzball, Ein interessantes Wettspicl ivird morgen,
Sonntag, 3')1 Uhr nachmillags, auf dem Spiclfeld bon Hcidel-
berg College ausgefochten iverden, indcm der Futzball-Klub
Frankfurt gcgen dic erste Fünfzchn des Hcidclbcrger Rudcr-
Klub spielr. Frankfnrt kann bckanntlich seine bcste Mannschaft
nur Sonntags rns Feld stellcn und war dicse zum letztenmale
Frühjahr 1899 iu Hcidelberg, wobei dcr Rnder-Klüb Sieger
blieb. Scither ist diese crste Mannschaft des Fußball-Klub
Frankfurt bon keinem deutschenKlub mehr geschlagen worden;sie
wird auch am Sonntag stärker sein, als vorher in dieser Saison,
wcil cine Anzahl Spieler, die in der letzten Zeit nicht verfüg-
bar waren, in dic Mannschaft cintreten wird. Dagegen ist die
Mannschaft des Heldelbcrger Ruder-Klub in diesem Jahre eine
besonders gutc und hat seit mehr als einem Fahre kein Weit-
spiel verlorcn. Obwohl sie genötigt ist, einige Ersatzleute ein-
zustellen, wird sic fich doch bcmühcn, den Frankfurteru als
e'benbürtiger Gcgncr cntgegenzutreten und sie hat, insbcsondere
wcnn dcr Bodcn trockcn blcibt, dic bcstc» Aussichten auf Erfolg.

Kandel und AerLehr.

Mannheim, 27. Februar. (Aktie n.) Oberrh. Bank 97.S0 G.
—B.. Rhein. Crcditbank 138 50 G. —B.. Rheinische
Hypoth.-Bank 186— G. —B, Brauerei Kleinlein, Heidel-
cerg 173.— G. —B., Schroedl'sche Brauerei-Aktien 186.— G.
—B. Portland-Cement Heidelberg 111.50 G.-B.

Frankfnrt, 27 Fcbr. (Cffektensoztetät) Abends 6'/< Uw.
Krcotrallrev DLKo—80 b., Diskonto-Kommandit Ivllä ÄO b.,
Auischc Bank 216.90 b., DreSdener Brnk 144.25 b., Darm»-
städler Bank 141.80 b., Berliner Handelsgesellschaft 159 25 b.,
Schaaffh. Bank-Verein 12160 d.. Württbg. Landesbank 91.75 b.
G., Lombarden 15.20 b., Henii 108 b„ 5pco,. amort. Mexikaner
39.40 b. G., 4>/,proz. innere Argentinier 83.80 b. G.. Iproz.
Türkcn D. 30.25 b. ult. März, 5proz. Helios-Oblig. 91 b.,
Gelsenktrchen 175.20—50 b. Harpcner 174.50 b. G.. Alkali
Westeregeln 202.25 b. G., Wittensr Stahlröhren 63.50 b, Elektr.
Schuckert 101.50 b.

6'/. bis 6'/, Uhr: —

Httdelberg, 28 Februar. (Marktpreise.) Heu der Zentner
.Ä. 3.20—3.50, Korn-Stroh der Ztr. 2.20 - 2.50, gsw d. Ztr.
zi 2.00—2.20, gelbe Kartoffeln der Zentner 2.50—2.85,
valatkartoffeln 4.50—4.80 Butter in Ballen .4L 0.95—1.00,
n Pfd. 1.10 -1.20, Zwiebeln d. Pfd. 5—6 Knoblauch 35
Gebund Gelbrüben 2- 3 Rosenkokl daS Pfund 12—15
schwü'zwnrzeln d. Pst, 45—50 Eter d. Stück 6—7 ^ das
Hundert 6.20—6 50 Blumenkoyl das Slück 20—25 Rot-
lraut 20 - 25 ^. We ßkraut 18-20 W-rsing 8-10^.
Vodcn-Kohlrabi 8—10 Sellerie 6—3 ^ Lauch 2—3 Z
Retlich 3—5 Meerrettich 20—25 Weige Rüben 2—3 -Z,
llote Rüben 6—8 Kopssalat 12—:S Endivten 8—10 iA.
Aepfel das St 3—5 ^ d. Pfd. 18—20 Birnen das Stück
3—6 das Pfd. 20—25 Geb. Petcrstlie 2—3 ^ Gebund
Schnittlauch 1—2 --s. der Topf 21—25 ^ RadieSchen 8—10^
Froschschenkel 30—35

Wafserstandsnachrichten
Neckar. > Rbein.

Heidelberg, 28, 1.20, gef. 0.01m Lauterbnrg. 27., 3.46, gef. 0.03m
Heiibronn 27.. 0.64. gef. 0.00m Maxau. 27., 2.48 gef. e.02m
Mannheim. 27, 2.86, gest. 0.05m Mannheim. 27., 2.83, gest. 0.06m

tte Serlltr Zckool ok Hsngusgtt,

w. /

WM

üanplslrllssv 120, 2 Ireppen.

Jnstitut zum Aweste de» Gtii>
dium« sremder Sprachen, sstr
Erwachsene, H-rr-n u. D-ni-n,
unirr Oberleitung dei Herrn
ProfesiorS

Ll. v. LvrUt«.

Lvesi pfotckene Leckaillen suk cker Uarlsvr VfeUauasteUnnx.

Französtsch. Englisch, Ztalienisch. Russtsch. Spanisch,
Deutsch für Ansländcr: nur Lehrer der betreffenden Nation.
Eonversation O Korrespondenz H Litteratur.
Uebcr 180 Zweigschulen. Prospektc gratis u. franko.

Neueste Nachrichterr.

Berlin 27. Febr. (Fraiikf. Zkg.) Die B e s e tz u >r g
des PosenerOberpräsidiums scheint nach Allem,
was man hört, nicht leicht gewesen zu sein. Ueber den
jetzt zum Obertzrästdenten ernannten Herrn v. Waldow
weiß man wenig. Er ist parlamentarisch nie tätig
gewesen nnd auch sonst stolitisch wenia hcröorgetreten.
Man weiß auch nicht, wie er zum Agrariertum steht.
Er ist erst 47 Jahre alt und hat eine schnelle Karrisre
gemacht. Auch die anderen Stellenbesetzungen, die heute
bekannt gcworden sind, lassen eine bestimmte Politische
Tendenz schwer erkenncn. Nur eins schcint klar: Jn
Hannover hat man mit gewissen konscrvativ-
jnnkerlichen Bestrebungen anfgcräumt, und
wie wir hörcn, soll. in dieser Richtung noch mehr
g e s ch e h c n.

Berlin, 27. Febr. Der neue Oberpräsideut von
Posen, Herr v. Waldow, ist ein geborener Berliner,
der Sohn eines Oberforstmeisters außer Diensten und
Fidcikommißbesttzers aus Dannenwalde im Kreise Ost-
Sternberg. Er hat sich im Jahre 1890 mit Elisabeth
v. Werder verheiratet. Aus dieser Ehe stammen zwei
Töchter und zwei Söhne. Er war zunächst Landrat
im Kreise Fischhausen in Ostpreußen, wurde 1892 Land-
rat des Kreises Nieder-Barnim, des neben dem Kreise
Teltow größten und bedeutungsvollsten Kreises der
preußischen Monarchie. Von hier wurde er im Februar
1898 als Oberprästdialrat nach Königsberg versetzt, wo
er dann im Oktober 1899 als Nachfolger des Herrn
v. Tieschowitz zum Regierungspräsidenten ernannt wurde.

Berlin, 27. Febr. Den erledigten Posten des kaiser-
lichen Gesandten in Santiago di Chile hat der znr Dis-
posttion stehende Gesandte v. Reichenan erhalten.

Berst». 27. Febc. D.i 'Äa serpaar nniernahm heut
Vormitiag einen Spaziergan; im Tiergarten, besichtigte
sodann in dec Kunstwerkstait des Professors Reinhold Bezas
den sür die Frieienskirche in Potsdam bestimmten Sarkophag
der Kaiserin Friedrich. Der Kaistr beauftragte Begas mit
der Anfertigung des SarkophageS des Fürsten Bismarks für
die Gedenkhalle dc:- Berlincr Domes.

Bcrli», 27. Febrnar. Lie G e s ch ä ft s o c d n un g s -
kommission des Reichstages entschicd heute, daß der
Abgeordnete Hegelmaier nicht verostichtet gewesen sei, ciner
gerichtlichen Vorladung nach Heübroan zn folgen. Die
Petiiion, der RcichstagSpräsident möge bei lärmenden
Austrittenim Reichstagc cine s ch w ar z e Fa h n e aus
hängen uiid Polizcibeantte hinziiziehen zur Anfrechterhaliung
der Ordnung, wurde z ur ü ckgew iesen, weil sie für die
Erörteriingen im Hanse nicht geeignct sei.

Berlin, 27. Febr. Ter Kaiser besuchte hente Bor-
l nüttag den General der Jnsantcrie und Generaladjutanten
v Werder, statteie ihm seine Glückwünsche zur Vol-
lendung des 80 Lc b cn s ja h r es ad nnd nberbrachte
dem General, der bereits scit 1894 Ritter dcs hohen Ordens
vom Schwarzen Adler ist, den Stern der Großkonühnre des
königüchen HaiisordenS von Hohenzollern nüt Schwertern
am Riugc der sogenannten Kelte dcs Hansordens.

Wien 27. Fcbr. (Frankf. Zig.) Heutc Bornüttag
wurden iniKetle rg e >v ö lbe der Hofbnrg die Hofzimmer-
leute Panek uud Riazek, erstcrer schwer, letzterer leicht in'
folge ciner P u lvc rexp l o s io n verletzi. Erhebungen er-
gaben, daß eiiist in dem Kcllerraiim fünf Stnck sechspfün-
diger Büchsenkartätschen sich befand n, welche zur PlunitioN
der seinerzeit in der Hofbnrg aufgcstellten zwei Geschütze
gehörten. Die Pulversäcke waren versanlt nnd das Pulver
lag zerstreut umher. Ein Arbeiter hatte eine Ligroinlampe
bei sich, durch welche die Exploston des Pulvers veran-
laßt wnrdc.

Amsterdam, 27. Fcör. Das sozialdcmotrarische Blatt
„Volt" fordert iu cinem Lcüartikcl auf, allcs bercit zu halten-
nm auf das erfte Wvrt dcs Zcntralkomitees durch cincn Ric -
s c n st r c i k zu zcigen, datz der holländische Arbeiter lieber
unrrrrqcht, als datz cr sich unterdrückcri lätzl. Dic Regicrung
häbc den' Handschuh hingclvoffen, nun hcitzc es „Hart gcge»
Hart". — Dm'...Znlphcnschc Courant" ncunt als Autor de^
Strcikgc s e tz c n tt.vi u r f s den frirhcre" übcralcn Mini-
jrcr des Jnncrii Gocmt» Bvrgcplis.

London, 27. Fcbr. Anf daS stiirmische Wettcr der letzrcn
Tagc folgtc hciitc Nacht cin O r k a n, der namcntlich im miü-
lercn u. nördlichen England biel Schäden anrichtete. Der tele-
graphische Vcrkchr mrt Schottland, Jrland und England nörd-
lich von Lecds ist unterbrochen, mit dem Kontinent ist er vcr-
zögcrt. Dcr Vlissinger Dampfer kam heutc früh P
Port Viktoria 90 Minuten verspätet an. Der Kanaldampfrr
„Princetz of Wales" wurde vor Boulogne durch den
Sturm uutanglich uud der Dampfer „V ictoria" wurde an-
Dover zum Ersatz geschickt. Viclc Fischcrbookc aus der Norc-
see suchten in Dover Schutz.

PetcrStmrg, 27. Fcbr. Melduug der Russischen Tclegra-
phcnagcutur. llm die schleuuige vollstäudigc Durchführung,
dcr für die Vilajcts Saloniki, Kossowo und Monastir auSgear-
bcitcten Reformen zu sichern, sind die konsularischen Ver-
trclcr der Akächte in dcn drci Proviuzc» angcmicscn wordeN'
dic gcnauc Ausführung dcc Anordmmgcn, übcr wclche dr-
Mächte sich mit dcr Pforte geeinigt häben, zu überwacheu.

Paris, 27. Febr. Im heuügen Aiinisterraie lesttt
Delcassö ein Telegramm des französischcn Botschafters in
Konstantinopel Eonstans mit, in dem bestäügt wstd,
daß die Pforte das Programm sür die in Macedonien
einzuführelideu Reformen ohne jede Abändcrung ange"
nommen habe. Delcassö teilte ferner mit, daß er ew
Gelbbuch über die Angelegcnheiten in MacedonieN
mid ein solches über die Besetzung nnd Rämnunz voN
Shanghai vorbereite. Der Finanznünister legte dü
Notweiidigkeit dar, einc neue Hilfsguellc zu schaffen,
nm das B n d g e t g l e i ch g e wi ch t herzustellen.

Pctersburg, 27. Febr. Die „St. Peiersb. Ztg." ge'
denkt in warmen, herzltchcn Worten des heutigen 80. Ge-
burtstages des Gencraladjntanten Generals Werdest
Das Blatt hebt die große i Verdienste Werders nm dck
Aufrechtechaltnng der guten und sreundlichen BeziehungeN
zwischen Rnßlaud nud Deutschland selbst in schwst'
rigen Zeiien hervor und schließt nüt dem Wnnsche, datz
dem verehrten General noch lange vergönnt sein niög^
sich der Ehren zn ecfreuen, die ein langes, schönes Leben
auf seinen Scheitel gehäuft habe, das zumeist dem Nutzev
zweier großer Länder gewidmet war, deren Jnieressen, richtiü
verstanden, einander keineswegs zuwiderlaufen.

Sofia, 27. Fcbr. Hier sind Gerüchte verbreitet, der
russische Konsul in Mitrowitza, Hofrat St. Scherbina,
ermordet worden. Die Gerüchte werden hier jedoch enü
schieden als unrichtig erklärt. (Der Genannte ist stii
vorigem Jahre Konsnl in Mitrowitza. D. Red.)

Rom, 27. Febr. Der Papst cmpfing heute gegen de»
Rat des Arztes Lapponi das gesamte diplomatische Korps.
sah abgespannt ans und hnstclte. Er sprach nur wenig^
Worte. .

Konstantinopel, 27. Febr. Der Großwesier hat
heute nochmals den BotschLftern Oesterreich Ungarn^
und Rußlands für ihre Vorschläge geoankt und ihne"
die Einladung des Snltans zur Audienz nach deR
hentigen Selamlik überbracht. Das auf die angenommeneü
Vorschläge bezügliche Reglemcnt befindet sich in der
arbeitung und dürfte bald bekannt gegeben werden.

Tanger, 27. Febr. Marokkanische Soldaten ver'
gingen sich tätlich an einem englischen Untertav
und mißhandelten einen anderen Engländer, der vorü
englischen Konsul zur Ermittelung des Schuldigen an dev
Tatort entsandt worden war. ..

Peking, 27. Febr. Dcr A u f si a n d rn Kwangl,
nimmt, amtlrchen Berichten zufolge, eiuen immer grötzeren Ms'
fang an und verbreitet sich über die Grenzen von Hunan. D-
Vizekönig von Hunan entsandte Truppen in das Grenzgebre'
nm der weiteren Ausbreitung des Aufstandcs Einhalt zu tnsß
600 Mann käiserlicher Truppen gerieten am 10. d. M- '
Nangning-Passe in einen Hinterhalt und wurden sämtlich
tötet. Grotze Waffenvorrätc, welche sie der eingeschlossene
Garnison in Chiguen überbringen sollten, fielen in die Hä»"
der Aufständischen.
 
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