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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0453

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^Mes Bestehens habe er sich an allen seine Zwecke fördeendeu
^esteebungen in dcr Bevölkernng beteiligt, so einmal an einer
Mirigu an den Reichstag seitens der Bnchhändler nnd christ-
lchen Vereine um Verhinderung der schmachvollen Anprcisun-
unsittlicher Schriften und Bücher durch Anzeigen in den
vEuschxjften, wclche Petition von Erfolg gelrönt war, und
Mchie church Verbreitung von Drucksachen, in denen dic Bestre-
uungen des Vercins dargelegt warcn, in der Ocfsentlichkeit zu
Vrkcn. Solchc Schriften sind: „Das gcschlechtliche Lebcn des
Aenfchen" und „Beherrschc Dich selbst", Avci schr crfreuliche
>Mstinungen dcr lchten Zeit sind dic öffcntlichcn Vorträge,
°>e übcr pas geschlechtliche Lebcn des' Mcnschen gehalten wurdcn,
"uter dcncn der dcs Hrn, Dr, Sack schr bcmerkcnswert ist,
u»d die lebhafte Agitation, wclche die Frauenvcrcinc entfal-
Das verflossene Jahr ist durch verschiedcne örtlichc Bor-
?uvge schr bcmcrkenswcrt, Scit jcne gcfährliche Zentralisation
m einer gewissen Gassc bescitigt ist, hat das Unwc'sen sich auf
Srraßen um nichts weniger als früher ausgebreitct, Der
^frein machtc in dicser Sache cinc Eingabe an das Bezirksamt,
ueiondcrs die Konrrollc betr, Sodann ging die Versammlung
?Uu> Kasscnbcricht über, dcr erkcnncn lictz, daß dcr Vercin durch
Unten'rüHungen sich rcge betätigt, und schritt nun nach Erlcdi-
?Ung d^Z Jahresberichts zur Beratung dcs Hauptgegenstandcs
sTagung bctrcffs des evcntl, Beitritts zur deutschen Ge-
Mchafr zur Bckäinpfung der Geschlechtskrankheitcn, Zu-
^nchst nerlas der VorfiHcnde das an diesc Gescllschaft gcrichtcte
Schreiben, in welchem der Verein seinen Standpunkt in allen
L^ngen der ösfcntlichcn Sittlichkcit klar gcstcllt hat, und das
mstworrschreiben, das durch den bekanntcn Profcssor Neisscr
miz Brcslau crfolgte, Sodann legte dcr Vorsitzcnde noch ein-
?Uul genau den Standpunkt des Vercins dar, wclcher sich nicht
?UstZ mit dcm Ncisscr's deckt, und sührtc rccht traurige Beifpiele
,'eincr cigcncn Praxis an, Stadtrat A m m a n n dankte
Vrwsitzendcn für scine Dnrlcgungen und cnrpfähl dringend
Unschluh, ebcnso in kurzcr energischer 'Weisc Oberstleut-
!>c>nr Grohe, dcr auch das sogcn, notwcndige Uebel gewisscr
ustentlichcr Häuscr cincr sehr abfälligcn Kritik untcrzog, Prof.
» enzer erzählte von dcn neuesten Vcrfuchcn, hierorts wic-
cin solch notwcndigcs Ue'bcl einzurichten, Das einfachste
^>>stel, sjch dagcgen zu wehrcn, sei dcr energischc Widcrstand
Anwohner der bctr, Strahc, die cs nicht dulden können,
ihren Frauen und Töchtern täglich und stündlich das
sthlechtcstc Beispiel vor Augen ist, und der Hausbesitzer in
I > dazu herabgewürdigtcn Strahe, deren Jntcrcssen durch einc
stlckic Nachbarschaft abfolut nicht gefördert werdcn, Jm Vcr-
Me dcr lebhafter werdendcn Dis'kusfion sprachen noch Hcrr
Fkarrcr S ch m i t t h e n n e r, Professor Ouenzer und der
^ursitzcndc über öffcntliche Häuser un'd das sich neuerlich wieder
UiiSbrciicnde Unwesen auf dcn Strahen und die Ursachen dessel-
!,stu. dic nur dnrch eine Bcsserung der sozialcn Lagc der min-
^rbczahlten Arbeiterinncn, Ladenmädchen, dcr Kellnerinnen
?,^!eirigr wcrdcn könnten, Herr Ammann machte dcn Vorschlag,
bst' mit dcn Nachbarstädten in Verbindung zu setzen und cvtl,
?stickst>rtigc Vcrcine wic den hiesige» in den Großstädten des
^2ndcZ ins Leben zu rufen, in denen solche noch nicht bestän-
Drr Beitritt zur deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung
Gcschlcchtskrankhciten wurde beschlossen und bci Erlcdigung
s/s Pnnktcs „Neuwahl dcs Vorstandcs" der bisherigc Vor-
stand wicdergcwählt.

X Aus dcr cvangelischen (ilemcindc. Die von dem cvang,
^stchcngcmeinderat hcrausgegebenc Iahreschronik der
-bang, Gemeinde Heidelberg für 1902 ist
weben crschienen und bci den Kirchendicnern um 10 Pfg, zu
Mcn, Sic berichtet zunächst über dic Kirchen, vor allem über
O» Fortschritt dcr Arbcitcn in der Ehristuskirche, dann über
Pcrcrskirche (Thomas-Bildcr und Bibelpult), übcr die Pro-
^ldenzkirchc und übcr dcn Plan, einc Kapelle in Schlierüach zu

erbauen, — Jn einem wciteren Mschnitt: Versammlungcn und
Jeste wird von der Beteiligung dcr Gemeindc am öOjährigen
Regicrungsjubiläum und dann bon hier begangenen Festlich-
keiten erzählt, Die kirchliche Gcmeindepflegc ist in ihren se-
gensreichen Wirkungen eingehend beschrieben, sowie die Tätig-
keii der Vereine (Evang, Bund, Gustav-Adolf-Verein und
Kirchenchöre). Aus dcm Aüschnittc „Persönliches" hebeu wir
das 40jähr, Dienstjubiläum des Dekans dcr Diözese Heidelberg,
Städtpfarrers, O, Hönig, 'hervor, Der Bericht schlietzt mit der
Darstcllung der Begebcnhcitcn in der Diözese Mannheim-Hei-
delberg und in der Landcs'kirche (dercn Adresse an dcn Groh-
herzog in der Klosterfrage). — Die Pfarrbezirkseinteilung,
die Gottesdienste, die kirchlichen Bchördcn und Vereinigungen,
die außer'kirchlichen Kommissionen, in denen die Gemeinde ver-
treten ist, und die kirchliche Statistik bilden den 2, Teil der
sehr intcressaiiten und jedcm Gemeindeglied reiche Anrcgung
gebenden Chronik,

-i- Kaiser-Pnnoranm. L2 Jähre sind vcrflossen, seit
Drutschlands tapferc Kricger in ununterbrochenem Siegeszuge
bis Paris vordrangen, Eine Erinneruug an diefe unaus-
löschlichen Rühmestatcn bictet gegcnwärtig das K'aiserpano-
rama, Jn 60 Aufnahmcn ziehen die verschiedcnsten Episoden,
Schlachten und Gefechtsszenen an uns vorüber, Ueberall
Kampf und Verwüstung, zcrschossene Häuser, gesprengte
Brücken und brennende Dörfer; hier sterbende Krieger und
dort unglückliche Gcfangenc, Nachdcm die siegreichen Helden
von dc» blutigen Gefildcn dcs Kriegsschauplatzes in die Heimat
zurückgckehrt sind, sehen wir sie durch das Brandcnburger Tor
in Bcrlin einmarschieren, bcgrüht von der jubelnden Menge
und den Ehrenjungfrauen, welche den Heimkehrenden den
wohlverdienten Lorbeer übcrreichen, Ein Besuch ist jedem, be-
sonders der Schuljugend, zu cmpfehlen,

X Von der Bergstratze, 3, März, (V o m Frühli n g,)
Der Schnitt der Wcinberge an dcr Bergstrahc ist so ziemlich
vorüber, 'Das Holz an densclben, d, h, die Schnittreben, sind
im allgemeincn zicmlich gut erhaltcn geblickon, und diejcnigen,
wclche im verflossenen Spätherbst uicht zum vollen Ausreifen
kamen, sind schwarz, abgestorben und ganz dürr, Namentlich
ist dies der Fall bei vielen Haus- und Freilauben, aber auch
zumteil in den Weinbergcn an den weniger sonnigen Lagen,
Sonst hört man im allgemeinen die Winzer sich nicht ungün-
stig übcr den Stand dcr Weinberge äußern und wäre für jetzt
die Aussicht für die Wiuzer günstig, Auch unsere Kirschbäume
sehen sehr gut aus und hängeu dicht voller Sprosscn, Bleibt
das Wctter uoch eine zeitlang so gelinde, so werden sie bald
zum Aufbrechen und Blühen kommen, Ms Frühjahr scheint
jetzt völlig scincu Einzug haltcn zu wollen, denn die Bäume un'd
Gesträucher saugen in dcu letzteu acht Tagen vollstäudig zu
trciben an und gestern ist auch der Frü'hlingsbote, Freund
Storch, auf scinem Nestc eingetroffen, Hoffen wir, dah er
nicht zu früh aus dem Süden fich auf den Weg gemacht hat
und nicht seinc Voreiligkeit bühcn muh, Kommende Woche
dürfte bei günstigem Wetter mit der Frühjährsfaat begonnen
wcrdcn,

LE, Mannhcim, 8, März. (V e r s chiedcnes,)' Die
hiesige Berufsfeuerwehr wird zur Erhöhung der Schlagfertig-
keit mit einer clektro-automobilen Güsspritze ausgerüstet, Einen
hohcn Beitrag hierzu leisten die Privatverfficherungsgesellschaf-
tcn, und mit vollem Recht; dcnn durch die ständige, ausgebil-
dete Feuerwache wird diesen Gesellschaften mancher Pfennig
in der Tasche zurückbehalten, Sie haben also mit das gröhte
Jnteresse, die Berufsfeuebwehr mit den bestmöglichen Gerät-
schaftcn zu vcrsehen, —> Nach dem Vorgehen des Landtagcs hat
auch dcr hiefige Stadtrat die Bescitigung dcr Nebergangsbestim-
mungen der Hauptlehrer genehmigt, >— Die Nachfrage nach
A 'b o n n c m c n t s p l ä tz e n für dic v i er Konzcrte an-
läßlich der Einweihung der Festhalle (Müsi'ksest) ist eine so

rcgc, dah mit Ausuahme des grotzcn Konzerts in dcm grohen
Saal Einzclplätze wohl kaum verfügbar sein werden, An
der Fertigstcllung der Ränme und der Umgebung"'wird emsig
gcarbeitet,

Mannheim, 3, März, (E i n Unstern) scheint über
unsercm S a a l b a u zu walten, Dem Vcrbot des Fastnacht-
Dienstag-Maskenballes ist ein neuer Zwischenfall gefolgt. Der
frühere Hausverwalter Placke und der hiesige Kanfmann
Schroff haben den Saalbau gepachtet und wollten denselben
am 1. März wicder als Variete eröffnen, Das Künstlerper-
sonal. war bereits cingetroffen und befindet sich zum großen
Teil 'auch noch hier, die Eröffnungsvorstellung konnte aber
nicht stattfinden, weil die neuen Pächter die Konzession für
ein Variete nicht befitzen und um die Erlaubnis zur Abhal-
tung von Variste-Vorstellungen beim Grohh, Bezirksamt auch
gar nicht nachgesucht hatten, Die engagierten Künstler verlan-
gen nun Entschädigung und liehen zu ihrer Sicherhcit Samstag
Nacht, nach Schlnh des Liederkranz-Kostümfestes, Beschlag auf
die Wirtschafts- und Gardcrobekasse legen, Die mit Arrest be-
legte Summe reicht aber nicht zur Befriedigung der Ansprüche
der KLnstler, fodatz, wenn die Pächter die erforderlichen Gel-
der nicht aufbringen können, wohl die Saalbanaktionäre wer-
den wieder bluten müssen,

8L, Karlsruhe, 3. März, (Eine E h r u n g für den
Staatsminister Dr. Nokk) hat die Tcchnische Hoch-
schnle befchlossen, Es soll in der Aula zum Andenken an den
verstorbcnen Ehrendoktor und feine hohen Verdienfte um di-k
Entwicklung der Anstalt eine E'hrentafel rn Erz angebracht
werden, Die Ausführung derselben ist Herrn Prof, Dietsche
übertragen, Die Enthüllung soll mit einer Gedächtnisfeier
verbunden werden und vorausfichtlich im kommenden Sommer-
semester stattfinden.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil K. Montua, für dkn

Jnscratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

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jsäsr ärt.

Rssods I,i«kgrnQx. — villix« krslso.

———— cknork»mlt tLckolloso Xllstakrrin^. --

K M 1 S- U «

Wekaimtmachung.

Das Ersatzgeschäft für 1903 bctr,

, No, 3259, Das diesjährige Musterungsgeschäft im Aus-
Nbungsbezirk Heidelberg wird am

S«., 21., 2».. 24., 2«., 27., 28 , »« n.
?>- März sowie am I., 2.. » , 4. u « April,
leweils vormittags 8 /, Uhr beginnend, aus-
8e»ommen 18. März, an welchem Tag das
Geschäft vormittags 1« Uhr anfängt,

^ grotzen Saale des Gasthaiises zum „Prinz Max" hicr vor-
?^»oinmen,

, Die Militärpflichtigen dcs Aushcbungs'bezirks Heidelberg
,Krk>en fich in nachstehender Reihenfolge zur Musterung zu
Nellen:

- I Aus de» Gemeinden des Landbezirks
veidelberg sowie aus dem StadtteilHandschuhs-
heim:

7, 1. Am Mittwoch, den 18. März 1903. Die Pflichtigen sämt-
"chcr Jahrgcinge der Gemeinden: Altenbach, Allneudorf, Bam-
"Mthal, Brombach, Dilsberg, Dofscnhcim und iLtchwabenheim.
„ 2. Am Freitag, den 20. März 1903. Dic Pflichiigen sämt-
Mer Fahrgänge der Gemeinden Eppelheim, Gaiberg, Gau-
^bgelloch und dcs Stadtteils Handschuhsheim.

. 3. Am Samstag, dcn 21. März 1903. Die Pflichtigeri sämt-
Mer Fahrgänge der Gemeinden: Heddesbach, Heiligkreuz-
^'"ach, Kirchheim, Kleingemüud und Lampenhain.

^ 1- Am Montag, dcn 23. März 1903. Die Pflichtigcn sämt-
r Fechrgängc dcr Gemeinden: Leimen, Lobenfeld, Mauer,
>rckcsheüii, Mönchzell uud Mückcnloch.

. 5. Am Dienötag, den 24. März 1903. Die Pflichtigen sämt-
cher Fahrgänge der Gemeindeni Neckargemünd, Nuhloch,
Escnbach, Lingenthal, Pctersthal und Rohrbach.

,.6. An/ Tonnerötag, dcn 2«. März 1903. Die Pflichiigen
Mrlichxx Fabrgängc dcr Gcmcinden: St. Ugcn, Sandhausen,
^Uchhausen, Schönan, Spechbach, Wald'hilsbach und Waldwim-
"rrsbach.

- 7- Am Freitag, den 27. März 1903. Die Pflichtigen sämt-
: wer Fahrgänge der Gemeinden: Wieblingen, Grenzhof, Wic-
rnvach, Wilhelmsfcld und Ziegelhausen.

Aus der Stadt Heidelberg mit Neuenheim
und Schlierbach:

> 8. Am Samstag, den 28. März 1903. Dic Pflichtigen der
kO/Mklasse 1881 mit den Ansangsbuchstaben bis mit lVl,
»te dix Rückständigcn frübcrer Jahrgängc.

-V Am Montag, dNt 30. März 1903. Die Pslichtigen der
Mresklasse 1881 mit den Anfangsbuchstabcn dl bis mit 2,
-1k!? der Jahresklasse 1882 mit dcm Anfaitgsbuchstaben
"fs mit O.

Dienötag, den 31. März 1903. Die Pflichtigen der
hresklassc 1882 mit dem Anfangsbuchftaben H bis mit 8.

Mittwoch, den 1. April 1903. Die Pflichtigen dcr
mM^sAasse 1882 mit dem Anfangsbuchstäben 1 bis mit 2,
lenc der Fahresklasse 1883 mit dcm Anfangsbuchstaben
w- mit 6.

dei- ,7" Donnerstag, den 2. April 1903. Die Pflichtigen
^^^sklasse 1883 mit dem Anfangsbuchstabcn 14 bis

d UrerSsBerkürrSigvNstSvlKtl

13. Am Freitag, den 3. April 1903. Die Pflichtigen der

Jähresklasse 1888 mit dem Anfangsbuchstäben dl bis mit 2.

14. Am Samstag, dcn 4. April 1903, erfolgt dic Entschei-
dung über die cingereichten Reklamations- und Klaffifikations-
gesuchc und

15. Am Montag, dcn 6. April 1903, fludct die Loszichung
der Militärpflichtigen des laufenden Jahrgangs und derjenigen
früherer Jahrgänge, welche noch nachzulosen haben, statt, wo-
bci das persünliche Erscheinen der Milltärpflichtigen mit dem
Ansügen anheimgestellt wird, datz sür die Nichterscheinenden
durch ein Mitglied der verstärkten Ersatzkommission gelost
wcrden wird.

Zugleich wird bemerki:

1. Wer durch Krankheit am Erscheinen im Musterungs-
termin verhindert ist, hat ein ärztliches Zeugnis einzureichen;
dasselbe ist durch die Ortspolizeibehörde zu beglaubigen, so-
fern der ausstellende Arzt nicht amtlich angestellt ist. Ge-
mütsk'ranke, Blödsinnige, Krüppel usw. können auf Grund eines
derartigen Zeugnisses von der Gestellung überhaupt befreit
werden. Versuche Militärpflichtiger zur Täuschung unterliegen
der Strafbestimmung des 8 143 des R.St.G.B.

2. Sämtlichc Stellungspflichtigen haben sich jcwcrls eine
halbe Stunde von Beginn des Gcschäftes bei dem Musterungs-
ranme einzufinden.

8. Die im Jahre 1882, 1881 und früher geborenen Pflich-
tigcn haben ihre Losungsschcinc, diejenigen des laufenben Jahr-
gangs die bci der Anmcldung zur Stainmrolle erhaltenen An-
meldebefcheinignngen mitznbringen.

4. Die Nichtanmeldung zur Stammrolle entbindet nicht von
der Gestellungspflicht; jeder Militärpflichtige, welcher zur Zeit
des Ersatzgeschaftes im diesseitigen Bezirk seinen dauernden
Aufenthalt oder Wohnfitz hat, ift deshalb zur Gestellung ver-
pflichtet, wenn ihm auch eine besondere Ladung hierzu nicht
eröffnet werden sollte.

5. Militärpflichtige, welche Lei dem Ersatzgeschäft gar nicht
oder nicht pünktlich erscheincn, werden mit Geld bis zu 30
Mark oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft; auch können sie
durch Anwendung gesetzlicher Zwangsmatzregeln zur sofortigen
Gestellung angehalten werden.

6. Wer sich der Gestellung bös'willig oder wiederholt^ eut-
zieht, wird als unsicherer Heerespflichtiger behandelt und sofort
eingestellt, in welchem Falle die Dienstzeit erst vom nächsten
R'ekruteneinstellungstermin an zählt, auH kann derselbe etwai-
ger ihm gesetzlich zustchenden Ansprüche auf Zurückstellung oder
Befreiung von der Aushcbung für verlustig erklärt werden.
Jst eine böswillige Wstcht nicht nachweisbar, die Nichtgestel-
lung vielmehr auf andere Umstände zurückzuführen, welche als
Entschuldigungsgründe jedoch nicht anzuse'hen sind, so können
dem Pflichtigen nebesi Bestrafung die Vorteile der Losung ent-
zogen und derselbe als vorweg Einzustellender behandelt werden.

7. Gesuche um Zurückstcllung oder Befreiung vom Militär-
dienst sind spätestcns im Musterungstermin einzurcichen und
findcn nach demselben vorgelegte derarttgc Gesuche nur dann
Berircksichtigung, wenn die Gründe, welche zu Rcklamationcn
Beranlassung geben, erst rrach biesem Tcrmin entstanden srnd.
Jn denjcnigcn Fällen, in derrerr zufolge der weiteren Anshebung
mehrerc Brüder glcichzertig in den Militärdienst gelangen bezw.
im Militärdienst stehen würdcn, kann dic Zurückstellung dcs
jüngcren bcantragt wcrden. Ern dcrartiger Nntrag wäre recht-
zeitig zn stellen.

8. Die Militärpflrchtigen, welche an einem Gebrechen. zu
leiden behaupten, werden noch ausdrücklich darauf aufmerksam
gemacht, dah es sich empfiehlt, längstens bis zur Musterung ein

Zcugnis eincs Spezialarztcs oder des bchandelndcn Arztes

hicrübcr beizubringen.

9. Derartigc Zeugnisse müsscn von der Ortspolizeibehörde
'beglaubigt sein, falls der ausstellende Arzt nicht Bxzirksarzt ist.

10. Jcder Militärpflichtige, gleichviel ob er sich im 1., 2.
oder 3. Blilitärpflichtjahrc befindet, darf sich im Musterungs-
termine freiwillig zur Aushebung melden, ohne dah ihm hie-
raus ein besonderes Recht auf die Auswahl der Waffengattuug
oder dcs Truppen-(Marine-)teils erlvächst. Durch diese frei-
willige Mcldung verzichten die Militärpflichtigen auf die Vor-
teile der Losnnmmcr und gelangen in erster Linie zur Aus-
hebung. Die Auswahl des Truppenteils ist nur denjenigen
jungen Leuten freigegcbcn, welche sich rechtzeitig mit Melde-
schein versehcn habcn.

11. Die Militärpflichtigcn häben genau an dem Tag zu
erscheinen, auf welchen sie geladen sind.

12. Die Bürgermeisterämter (Stabhalterämter) werden be-
auftragt, Vorstehcndes durch Anschlag au der Ortstafel und
mittels der Schelle alsbald ösfentlich bekannt zu iimchcir,
autzerdcm abcr auch alle Pflichtigen noch persönlich vorladen
zu lassen, zu welchem Zweck den Bürgermeisterämtern Ladungs-
listen zugehen wcrden. Jedcr Pflichtige hat dre Eröffnung der
Ladung auf der Ladungsliste unterschriftlich zu befcheinigen;
kann die Vorladung demselben nicht perfönlich erösfnet werdcn,
so hat dies unter Angabe des Grundes an die Eltern, Lehr-
oder Dienstherrcn zu geschehen. Die mit Eröfsnungsbeschcini-
gung versehencn Ladungslistcn find sofort hicrher wieder vor-
zulegcn. Sollten sich nachträglich Militärpflichtige anmelden,
welche in die Stammrolle noch nicht aufgcnommen sind, so ist
sofort (mittcls Formnlars) Anzeige hierhcr zu erstatten;
eventuell ist der Losungsschein des Pflichtigen anzuschliehen.
Auf der Anmeldcanzeige ist von dem betr. Militürpflichtigen
unterschriftlich zu bescheinigen, dah er zu dem bestimmten Tag
zur Musterung geladen ist.

Die Hcrrcn BLrgcrmeistcr (Stabhalter) des Bczirks wer-
den cmgewiesen, am Tage der Musterung ihrer Pflichtigen sich
dahier im Mustcrungslokale cinzufinden. Die Bürgermeister-
ämter werden ferner beauftragt,, an demjenigen Tage, an
welchem die Militärpflichtigen aus der Gemeinde zur Muste-
rung kommen, jeweils einen Polizeidiener zur Aufrechterhal-
tung der Ordnung hierher zu beordern. Enülrch ist den Pflich-
tigen zu eröffnen, dah drejenigen, welche körperlich unreirr, zu
spät oder angetrunken erschcinen, oder die Rrrhe unL, Ordnrrng
währcnd des Mustcrungsgeschäftes stören, Ordnungsstrafen zu
gewärtigen haben.

Die Herren Bürgermeister derjenigeir Gemcinden, aus wel-
chen Reklamattonsgcsuche dahier vorliegcn, habcn sich am
Samstag, dcn 4. April d. Js., vormittags 'H9 Uhr, im Mu-
sterungslokale einzufinden.

Den Militärpflichtigen des jüngsten Fahrgairgs, dic an der
Losung teilnehmen, wird strengsterrs zur Pflicht gemacht, am
Losrrrrgstag (1. Tag der Charwoche) sowolil in der Stadt
Herdelberg als auch in ihrcn Gemcinden die gröffte Ruhe zn
bewahrcm Die Herren Bürgcrmeister habcir von dicser An-
ordnung den betr. Milrtiirpflichtigen besondere Eröffnung zn
machen und dieselbcn an jcnem Tage behufs Ueberwachung durch
eincn Polizeidiencr begleiten zu lassen.

Die Kenntnisnahme imd der Vollzug dicser Berfügung ist
umgeheitti anher anzuzeigcn.

Heidelberg, den 3. März 1903.

Kroßy. Aezirksamt.

Hebting.
 
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