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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0464

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der Ministerpräsident Conibes über die Tatsachen, die
das jüngst erfolgte Urteil des Appellhofes in
Nancy über gewissenlose Ausbeutung und
g e s u n dh ei ts s ch ä dli ch e B e handlu n g der Pfleg-
linge ües dortigen Klosters „zum guten Hirte n"
festgestellt hat. Er teilte mit, daß er den Präfekten des
Dcpartements Meurthe-ct-Moselle aufgefordert habe,
alle P fl e g e k i n d e r, die die Gemeinden des Departe-
ments dem Kloster anvertraut haben, daraus fort-
zunehmcn nnd gleichzeitig Maßnahmcn zu treffcn,
daß die übrigen Pfleglinge anderswo untergebracht
werden können. Jm ganzen sind zur Zeit 171 Zög-
linge dort.

England.

London, 0. Btärz. Die Regierung legt am
Firth of Z- orth einen K riegshafen an. Der
Ort liegt zwei englische Meilen westlich der großen Forth-
brücke nnd ist jetzt schon durch die modernen BefestigungM
von Inchkeith und andere Forts geschützt. Die bisherigen
Kriegshafen Englands liegen an der Südküste, weil Spa-
nien! Frankreich und Holland die möglichen Gegner
waren. Bei der Wahl des neuen Hafens kam natürlich
die mögli-che Gegnerschaft der deutschen und der
r u j s ische n Marine mit in Betracht.

— Das englische Kriegsamt hat beschlossen, bei den
Kavallerieregimentern die Lanze abzuschaffen.

Aus StadL und Laud.

Heidelberg, 7. März.

-I- Abschiedsfeier für Geh. Rat Schäfer. Wir machen auch
an Lieser 'Stelle noch auf das Festbankett aufmerksam, das am
Ukontag, den 9. März, zu Ehren des Herrn Geh. Rat
Dietrich Schäfer im grohen Harmoniesaal stattfindet. Bei
der großen Beliebtheit, die der scheidende Gelehrte sich als Red-
ner bei so manchem erhebenden Anlas; und als Politiker er-
worben hat, darf man zählreiche Beteiligung aus allen Krei-
fen der Bürgerschaft erwarten, die gerne noch einmal mit dem
entschlosfenen Vertreter nationaler und liberaler Gesinnung
zusammen scin ivollen. Auch aus Rachbarorten haben Freunde
des Herrn Schäfer ihr Erscheinen angekündigt. Der „Lieder-
kranz" und dio Gcsangsabteilung der „Harmonie" haben lie-
benswürdig ihre Mitwirkung zugesagt, um mii ihren immer
erwünschten Vorträgen einen schönen Berlauf des festlichen
Mends zu sichern.

-s Todesfall. Hcute Nacht ist nach kurzem Leiden Frau
Konditor Ritzhaupt gestorben. Seit 1865 betrieb die Ver-
blichene mit ihrem Mann, nach dessen Tode 1884 ällein, dic
Kondirorci Ecke dcr llnrernstraßc und dcr Haspelgassc. Jn
den Jahren 1869 und 1870 beganncn die Bandalen und West-
falcn dic Ritzhaupschc Konditorei rcgclmäßig zu besuchen u. dies
hat sich bis auf den heutigen Tag crhalten. Die älten Herren
der genannten Korps zeigteu noch nach Jahren große Anhäng-
lichkeit an die Verblichenc und bersehlten bei ihrcr Anwesen-
heit shier nicht, sie aufzusuchen-; so z. B. auch Herr v. Holleben,
der bisherige dcutsche Botschafter in Washington. Frau Ritz-
haupc war in dcr letzlen Zcit leidend, doch crst seir Dicnstag
bettlägerig. Sie hat cin Alter von nur 60 Jahren und 9
Monaren crreicht.

-r- Zaubervorstellmlg von Bcn-Ali-Bey. Gleich die erste
Nummcr in dem Zaubcrprogramm Ben-Ali-Bey's nimmt die
Zuschaiier für stch ein. Wenn Asoka und Dssima im rcichen ja-
panischen Kostüm ihre Schmetterlingsspiele oder die Entwick-
lung des' Papicrstreifens ausführen, oder mit der leeren Tee-
kiste opcricren, so rnn sic dics mit so viel 'Anmut und Liebens-
würdigkeit, daß sie schvn damit ihr Publikum bezanbern, sv
daß sie weitcrer magischer Kräfte gar nicht bedürfen. Ben-Ali-
Bey selber ist ein Magier, dem vor allcm dcr Zauber der Rede
gegeben isr. Wie cr mit vielcn schoncn Worten alles zwcifcl-
hafr läßr >l»d scine Würde willig und eifrig in den Dicnst sei-
nes Publiknm stellt, das ällein ist schon sehenswert. Seine
Gäben hext er mit Vorliebe aus dem Nichts des schtvarzen Hin-
tergrundes in diese Welt des Seins, aber scine Künste reichen
noch wciter. So ist er im Standc — und dies Stückchen gefrel
und imponierte wohl a>n meisten — im Umsehen aus einer
Zwiebel eine Blume crwachsen zu lassen, die förmlich mit einem
Ruck ihre Blütenkrone cnkfaltet. Hübsche Evolutionen zaube-
rischer Art führt die schöne Sulamith aus; die überraschendste
ist ihr eigenes Verschwindcn vo» der Bühne, den» nicht nur,
daß sie als Snlamith verschwindet, sie bleibt zugleich äls Diener
anwesend, während der richtige Diener fort ist. Den Schluß
dcr interessante» Vorstcllung gcstcrn ALend bildete dcr spre-
chende Kopf, der des daz» gehörigen Körpers zu crmangeln
scheint. Wer sich ein paar 'Stun'den bei Zauberkünsten unter-
halten will, der kehre bei Ben-Ali-Bch ein!

I, Strafkammersitzung vom 27. Febr. 1. Am 27. Dezbr.
v. I. kam der Taglöhner Georg Marti» Lpswald von Gaiberg
nach Heidelberg, um nach einer überstandenen Jnfluenzakrank-
heit sein Krankengeld zü erhebeu. Diese Gelegenheit benutzte
er zü cincr gründlichcn Umschau in deu Heidelbergcr Wirt-
schaften. Als ihm infolgedessen am Abcnd der Weg nach Gai-
berg zu weit und beschwerlich erschien, wurde er von einem
Zechgenossen eingeladen, bei ihm zu übernachten. Anstatt ihn
aber in seine Wohnung zu führen, brachte ihn der Gastfreund in
cinc jenseits dcs Neckars gelegcnc oft von Stromern zum Näch-
tigen bcnutzte Scheuer. Hier legten die beiden sich zur Ruhe,
wurden äber bald von der raühen Hand der Polizei aus ihrem
süßen Schlummcr gewcckt und in cin ewas solidercs Nacht-
guartier in der Nähe dss Amtsgerichts verbracht. Das Schöf-
fengericht berechnete dem Oswald das Logis in der Scheuer,
das es als' Hausfriedensbruch bctrachtctc, mir drei Wochen
Gefängnis. Äuf seine Berufung hebt die Strafkammer dieses
Urteil auf und fpricht den Angeklagten frei in der Annahme,
daß er in seiner Betrunkenheit wohl der Meinung gewesen
sein könnte, er befinde sich in der Wohnung seines Freundes.
2. Wegen eines Wagens geriet der Landwirt Heinrich Schäfer
in Mauer mit einem anderen Landwirt in Streit, der in Tät-
lichkeiten ausartete. Schäfer beaübeitete hierbei mit einem
Bohnenstecken nnd seine Frau mit einem blechernen Waschbek-
ken den Widersacher. Die vom Schöffengericht für Schäfer irnd
serne Ehefrau auf je 15 Mark angesetzte Strafe wegen Kör-
perverletzung wird heute von der Strafkammer als angemessen
erkännt, und die Berufung der Schäfer Eheleute verworfen.

-r- Das Kaiser-Panorama führt uns von morgen ab nach
Süd-Jralien »nd zivar nach der durch ihre Schönheit bekannte
Jnsel Capri und den herrlich gelegenen Orten Amalfi, Sor-
rent. Salerno ee. Der Feldzug 1870—71 ist heute zum letz-
ten Mal ausgestellt.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde einc Kellnerin
wegen Umherziehens »nd ein Zwangszögling, wetcher seiner
Anstalt entlaufen war. Zur Anzeige kamen 6 Personen
wegen Ruhestörung.

Mannheim, 6. März. (Saalbau.) Nach langer Jrr-
fahrt ist es geglückt, das beliebte Etablissement in einen siche-
ren Hafen zu bringen, dadurch, daß es der Verwaltung gelun-
gen ist, in Herrn L. M. Bla s e l einen tüchtigen Fachmann
zu finden, der sowohl, was die artistische Leitung, als auch,
was das Restaurationstbesen anbelangt, gewiß das
Bestmöglichste bringen wird, was ja übrigens schon sein Re-
nomme verbürgt. Das Etablissement wird Sonntag, 8. März,

mit zwer Galaöorstellungen, nachmittags 4 Uhr und abends 8
Uhr, eröffnet.

Brcttcn, 4. März. (A n B l r n d d a r m c n t z ü n d n n g)
starb am vorletzten Sonntag hier ein Mädchen von 10 Fahren,
heute schon wieder ein solches von 17 Jahren bei außerordent-
lich raschem Verlanf der Krankheit, die allem Anfchein nach
doch auf äußere Einflüsse, man spricht nach der „Ldsztg." von
geringwertigem Emailgeschirr, dessen Schmelz sich avlöst und
mit den 'Speisen in dc-n Magen kommt, zurückzuführen ist.
Da die Blinddarmentzündungen in den letzten Jahren so auf-
fallend häufig auftreten und verhältnismäßig viele Opfer
im jugendlichen Alter fordern, wird cine weitere sorgfältige
Forschung nach den Ursachen dringend verlangt werden dür-
fen. Auch voriges Jahr ist hier die Krantheit bei einem Mäd-
chen von 20 Jcrhre» in wenigen Tagen tötlich verlaufen.

Freiburg, 6. März. (Eine Ehrung bessnderer
A r t) soll dem hiesigen Zoologen, Geh. Rat Prof. Weis-
mann, einem Gelehrten von Weltruf, zu teil werden. Ms
Münster i. W. wird nämlich der „Straßb. Post" geschrieben:
Jn der letzten Sitzung der Zoologischen Sektion wurde mitge-
ieilt, datz die Zoologe» beabsichtigen, dcm berühmtcn Frer-
burger Biologen, Geheimrat Prof. Dr. phil. et. med. August
Weismann, zu seinem 70. Geburtstagc (17. Januar 1904) in
Freiburg seine P o r t r ä t b ü st e in Erz zu errichten.

Trienz, 5. März. (N a ch 32 Iahren v o n einer
K u g e l b e f r e i t.) Philipp.Webcr von hier machtc im Jahre
1870—71 dcn Kricg mit gegen Frankrcich und wurde in der
Schlacht bei Nuits verwundet. Er gcriet dabei in Gefangen-
schaft und wurde als Kriegsgcfangener nach Algier gebracht,
nach Friedensschluß kehrtc derselbe zurück, war jedoch immer
krank und kviinte nicht mehr rccht gchen. Vor einiger Zeit be-
gab derselbe sich, wie die „Bad. Nckztg." schreibt, nach H e i d e l-
b e r g, um fich einer Operation zu unterziehen. Bei einer
Untersnchung mit Röntgenstrahlen fand sich in der Gegend des
Hüftknochens eine Chassepotkugel, die darauf durch die Opera-
twn entfernt wurde. Die Vcrwundung s. Zt. war in der
Brustgegend. Der Betreffende ist jetzt ziemlich wieder herge-
stellt und kann jetzt, wenn auch mühsam, wieder gehen.

Liieiter- und KunltnachriOten.

-r- Heidelberg, 7. März. (Stadttheat e r.) Die mor-
gen, Sonntag, im Stadttheater zur Aufführung getangende
Operette „N a no n" findet i m laufenden Abonnement statt.
Die Theaterdirektion hat für den Rest der Theatersaison
welche dieses Mal bis einschtießlich 19. April währen wird,
noch einige NovitLten in Vorbereitung. Montag geht be-
reits zum ersten Male in Szene: „M oritur i", drei Einakter
von Hermann S u d e r m a n n. Jn den drei Stücken:
„T c j a", „Fritz ch e n" und „D a s Ewi g M ä n n l i ch e"
ist das gesamte Schauspielpersonal bcschäftigt; in den Haupt-
rollen die Damen: Hartmann, Hohenau, Milde, Vogel und
die Herren Brandt, Brenner, Eckhof, Feldner, Großmann, Hol-
stein, Kallenberger, Kroncs, Reitz, Schncider, Sigl u. .Wagner.

Kandel und Werkeyr

Mannheim, 6. März. (Aktien.) Oberrh. Bank 98.— G.

B., Rhein. Creditbank 188.S0 G. —B., Rheimsche
Hypotb -Bank 187.— G. —B, Brauerei Kleinlein. Heidei-
dera 178.— G. —B., Schroedl'scke Brauerei-Aktien 188.— G.
—N Portland-Cement Heidelberg 1l3— B.-G.

Frankfurt, 6 März. (Effektensozietät) Abends 6'/< Ubr.
ö-redüaklien 2l6.S0 b., Diskonto-Kommandit 193.40 b., Deutfche
Bank 216 b., Darwstädter Bank 141 b. G.tzUlt. u. cpt. Berltner
'HiMdelsgescllschaft 1S9.20 b., Dresdener Bank 148 B. 147.90 G.,
Deutsche Effeki. nnd Wechsel-Bank 10S.20 b.j Württembg. Landcs-
bank 94.90 b. G., Wiener Bankverein 12S b. G, Saatsbahn
149.30-40 b., Lombaiden 14 80 b., 3proz. Mexik. 26 b., Sproz.
omort. do. 39.40 b., Türk. Loie 13140 60 b., Laura 2!8 b.,
Bockumer 186.10—60 b., Gelsenkirchen 177 80—178 b., Harpener
175.50-176 20 b. G.. Hibernia 177.75-178 80 b. G.. Obcrschl.
Eisen-Jndustrie 93 50 b.. Konkordia 278.20 B. 10 G., Wittener
Stahlröbren 69 l-. G.. Elektr. Allg. (Eoison) 189.50 b , Elektr.
Sckuckert 99 b. G, Bad. Zucksrfabrik 76.80 b. G.

6'/^ bis 6'/z Uhr: Diskonto Kommandit 193.50. Harpener
176 25. Hiber- ta 178 90.

An der Abendbörse herrschte feste Haltung, namentlich waren
Kohlenaktien auf erneut auslretende Fusionsgcrüchte ansehnlich
hötzer.

Konkurse in Mannheim. Jm Jahre 1902 sind in Mann-
Heim insgesamt 72 KonkursverfqHren eröffnet worden.

Hetdetverg, 7. März. zMacriprcric.- Heu ocr Zentne!

3.20—3.50, Korn-Stroh der Ztr. 2.20 —2.50, gem d. Ztr.

2.00—2.20, gelbe Kartoffeln der Zentner 2.80—3.00,

Salatkartoffeln 4.50—4.80 Butter in Ballen 0.95—1 60,

in Pfb. 1.10 -1.20, Zwiebeln d. Pfd. 5—8 Knoblauch 35
Gebund Gelbrüben 2—3 Rosentohi das Pfund 18-20
Schwarzwurzeln d. Psd, 45—50 Eier d. Stück 6—7 drS
Hundert 6.20—6 50 Blumenkoht das Stück 25—30 Rot-
kraut 20 — 25 ^. Wettzkraut 18—20 Wirsing 8-10^,
Booen-Kohl'abi 6—8 Sellerie 6—3 ^ Lnuch 1—2 ^

Rettich 3—5 Meerrelttch 20—25 Weiße Rüben 2—3

Rote Rüben 6—8 Kopssalat 12—lS Endivien 8—10

Aepfel das St 3—5 d. Pfv. 18—20 ^ Birnen das Stück
5-6 das Pfd. 20-25 Ged. Petersilie 2—3 Gebund
Schnilllauch 1—2 Radiesqen 8—10

WasserstandSnachrichten.

Neckar. j Rhetn.

Heidelberg, 7., 1.45, gef. 9.08m'8auterburg. 6., 3.88, gef. 0.05m
Heiibronn 6., 0 84 gef. 0.16m Maxau, 6., 3.98 gef. 6.02w
Mannheim. 6 , 3.49, gest. 0.49m>Mannhetm, 6., 3.43, gest. 0.43m

Briefkasten.

L. ?. hier. Wenn eine Dame in Herrenkleidern über die
Straße geht und noch dazu so angezogcn, daß übcr ihr wahres
Geschlecht kein Zweifel herrscht, dann wird sie immer Aufsehen
errege».

Lde ZekMr School ok Lmgusge;,

lknnplstrnssv 120, 2 Ireppen.

Jnstitut zum Aweste de« Stu-
dlum« fremdcr Spracheu, sür
Erwachjenc, H-rr-n u. Dam-N,
nMrr Ob-rlettuna de» H-rrn
ProsesforS

A. v. »erM-!.

Leevi xvlckenv LeckaiUsn »nk cksr Uarlssr ^ssItanssleUnng

Französisch, Englisch, Ztalienisch, Russtsch, Spanisch.
Dcntsch für Ausländer: nur Lehrer der betreffende« Natio«.

Konversation ej:- Korrespondenz Hi Littcratur.
Neber 180 Zweigschulen. H Prospekte gratis u. franko.


Neueste NachrichLm.

Münchcn, 6. März. Dre „Münch. N. Nachr." teilen rnit,
daß der sächsische Gesandte in Dtünchen, Frhr. v. Friesen,
bei seinem vorgestrigen Aufenthalt inLindau die Prinzessin
Lurse nicht gesehen und gesprochen habe, auch für sie keinerlei
offiziellen Auftrag hatte. Die 'Mssion des Gesandten erstrecke

sich lediglich aus eine Rücksprache mit der Großherzogirr
von T o s k a n a.

Schwerin, 5. März. M i n i st e r p r ä s i d e » t Graf Basi
sewitz ist unerwartet dem Grotzherzog nach Cannes
nachgereist.

Plauen (Vogtland), 6. März. Die Erdstöße wurden
hente wiedernm in Plauen, Reichcnbach und anderen Orten
verspürt. Nach einer Nachricht aus Untersachsenberg schwank-
len in den Häuscrn, namentlich in den Holzhäusern, die Bret-
ter und Balken. Die Erderschütterungen waren beängstigender
Art; vielc Einivohner fürchten de» Eintritt der Nacht. Au
eine eigentliche Nachtruhe ist nicht mehr zu denten. Unter der
Bcvülkernng herrscht große Erregung.

Prag, 6. März. Jn Graslitz wurdcn hente Nacht so st a r k e
E r d st ö ß e verspürt, dah dic Bevölkcrung die Häuser verliey
imd eincn Teil der Nacht anf der S t r a ß e zubrachte. Gegen
Morgen trat jedoch eine Beruhigung ein. Auch in Asch wurdeFi
hente früh Erdstöße vcrspürt.

Brüsscl, 6. März. Die „Etoile Belgc" erklärt sich ofsi-
ziös für crmächtigt, die Mcldnng eines Bcrliner Mattes, wo-
nach zwischen dcm gcgenwärtig in Asicn tveilenden Prin -
zen R up p r e ch t von Bayern und seiner ihn begleitenden
G a t t i ii cin Z c r w ü r f n i s entstanden sei, zn demen -

t i e r e n. Die Prinzessin 'Rupprecht ist eine Schwcster der

Prinzessin Albert von Belgien.

Paris, 6. März. Dcr Dircktor des College de France,
G a st on Paris , ist heute vormittag g e st o r b e n.

Paris, 6. März. Jm heutigcn M i n i st e r r a t teilte der

Ministcrpräsidcnt mir, cr bcabsichtige dem Bischof von
Pörignenx (Dep. Dordogne) das Gehalt wcgen sctnes
Fastenbriefes zn s p e r r^c » , dcssen Jnhalt gcgen 'das Kon-
kordat verstoße und dic Staatsgewalt belcidigc. Kriegsmini-
stcr Andrs machte dic Mitteilnng, daß er zahlreichc Arbeitek
an den staatlichen Waffcnfabriken entlasscn werdc.

Madrid, 6. März. Die Erdbeben in der Provinz
Alicante dauern fort.


LkSLRZ s' KZllvtliekerLllt,


LeiekbnItlZ;« Fnsrrubl lu:

1S7

Ilauptstr.

08t6r-vv8rtl6lllL«ll.

Ilmiptstr.


Zpsriinl-OiösoliLft


feinep l-eUei-waren, Keiee-Lffelcten u. 8poi-t-Uten8iIi'en.

Spezialtelegramme der Heideld. ZettLNg-

u München, 7. März. Von hier läßt sich dic „Bcrtincc
Morgenpost" berichtcn, der Großherzog von Toskana habe ein-
gewilligt, der Prinzessin Luise aus dem Hofarchiv den Gc-
burts- und Taufschein zu üüergcbcn, damit die sächsische
gierimg auf Grimd dieser Papierc dcn Heimatsschcin ausstcllcll
könne. Sachsen hctbe dies jedoch vorläufig abgelehnt.

C Bcrlin, 7. März. Dic sonst im Mai stattfindendc
rade über die hiesige Garnison tommt in diesem Jahrc in For>-
fall. An ihre Stclle tritt am 29. Mai ein Gcfechtsexerzierc»
vor dem Kaiscr auf dem Döblitzer Ucbungsplatze. Dagege"
wird die Frühjahrsparade der Potsdamcr Garnison wie b>s"
her am 27. Mai stattfinden.

8. Lübcck, 7. März. Die überwicgende Mehrheit der h>e"
sigen Bürgerschaft richtctc an dcn Scnat das Ersuchcn, dc"
Vcrtreter Lübecks im Bundcsratc aufzufordern, gegen dic Auf''
hcbnng dcs Paragraphen 2 des Jcsuitengcsctze's zu stimmc»-

C Brcmerhavcn, 6. März. Der Kaiser besichtigte kucZ
nach seincr Anknnft mit dem Prinzen Heinrich von Preußell
und dcm Grohhcrzog von Oldcnburg die ModcllversnchsstatioU
des Norddcntschcii Llohd, wo die Kontrcadmirale v. Eickstäoj
und v. Ahlefcld, sowie Oberingenienr Schütte Modelle zweiec
Panzer und eines Kreuzers vorführten. Etiva um 7 Uhr e^
folgte die Rückkchr an Bord dcs Linienschiffcs „Kaiser
helm II.". ,

I< Posen, 7. März. Wie gemcldet wird, werden zuwZ'
April gcgcn 300 polnische Bahnbeamtc aus der Provinz Poi/'U
'nach dem Westcn versctzt. Dabci sollen aber keine konfessw^
nellen, sondern nationale Erwägungen in Bctracht kornrncU'

P London, 6. März. Hcute nachmittag fand einc von dec
Londancr Handclskammcr cinbcriifenc Konferenz statt, die ül»'.
dic Wirknng des n e u e n dcutschen Zolltarifs siU'
den englischen Handel beriet. Der Vorsitzende, Rogecs'
führte ans, England müsse zunächst versnchen, cinen n e u e
H a n d e l s v c r t r a g mit Dentschland zn schließen. j-Z
könne keine differenziclle Behandlung gcgen Deutschland e>w
führcn, könnc ihm abcr auch nicht Vortcilc gewähren, die ^
seinen cigencn Kolonien nicht cinränmc. Die VersammliUV
nahm cinc Rcsolntion an, die die Regierung auffordert, üm
einen besondcren Tarifvertrag mit Deutschland und mit
übrigen Ländern zu verhandeln. Einc andcre Resolution w-
fürwortct die Einsetzung von Ausschüsscn, um die .WirknUü
des Tarifs auf vcrschiedene Jndustrien zu nntersuchen.

S Rom 7. März. Jn gut unterrichtetcn vatikanischen KueU'
scn ist man der Ansicht, Bischof Koru m werde auf päpstliE
Wunsch sich weiterer Expektorationen enthalten, aber nE
zurücknehmen und die preußische Rcgicrung werde kcine wc ^
teren Schritte unteruehmen.

2 Jobannesburg, 6. März. Hcute wurde hicr mitten
der Stadt cin verwegcner Raubanfall begangen. Zwei Zuu
bcamte, welche 5000 Pfund Sterling nach der Bank transpw
tierten, wurden von zwei Personen angegriffen,-welche > ^
Beamten Pfeffer in die Augen bliesen. Die Beamtcn, de>>
sie den Goldsack entrissen, wnrden niedergeschlagen.

Gold wurde sodann cincm Drittcn übcrgcben, der schleuwS^
die Flucht crgriff. Er rannte dabci dem Direktor der Peyckeu
Komp. um, der tötlich verletzt wurde. Schließlich wurde e»
cinem Hause, in das er sich geflüchtet hattö, festgenommen. ^
ncnnt sich Franz Frank- Goddard. .

X Tangcr, 6. März. (Havasmcldung.) Dem Gouvcr»c
von Tangcx ging abends eine Nachricht aus Fes zu, daß »
Prätendent g e s a n g e n genommen sei. _

Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für tckU
Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg-

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