Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0474

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Preußcn.

- Äus Posen wird gemeldet, daß gegen 300 pol -
n i j ch e Bahnbea in t e n aus der Provinz Posen
n ach de m W e st e.n znm 1. ÄPril versetzt 'werden.

Sachsen.

Dresden, 0. März. Jm Hofhalte des

.tl r o n p r inze n F riedrich A n g n st stehcn, wie
versichcrt wird, wesentliche V e r ä n d e r n n g e n bevor.
So soll in allernächster Zeit die Oberhofmeisterin
frau von Fritsch ihre Stellung aufgeben. ebenso soll Herr
Hofmarschall v. Tümpling aus dem Dienstc scheiden. Die
Erziehung der Prinzen und Prinzefsinnen der t'ron-
prinzlichen Familie soll der Obcrhofmeisterin der Kö-
nigin-Witme Carola. Frau v. Pflugk, unterstcllt wer-
den. Ferner verlautet, daß die Küche im kronprinzlichen
Palais mit der Küche im königlichen Schlosse vereinigt
werden soll. Der .Kronprinz Friedrich August wird so-
fort, wenn es der Gesundheitszustand des Prinzen
Friedrich Christian zulätzt, seinen Soinmersitz in Wach-
wib aufsuchcn.

Tresden , 7. März. Das sächsi s ch e M i n i-
st eriu m des I u n c r n ist, wie man der „Allgem.
Ztg." schreibt, durchaus für eine tunliche Vermeh-
r ung derApotheke r. Fn einer jüngst erfchiene-
nen Verordnung spricht es sich dahin aus, ein llmsatz
von 24 000—30 000 Mark müsse als Völlig genügend
angesehen 'werden, da sich erfährungsgemäß mindestens
ein Drittel des Umsatzes als Reingewinn darstelle, sich also
ein solcher von 8000—10 000 Mark ergebe, der für die
Lebenshaltung eines Apothekers als ausreichend erachtet
werden müsse und z. B. im Staatsdienst nur von weni-
gen erreicht werde. Bon einer Anzahl der für diese Ver-
ordnung in Betracht kommenden Apotheken hätte nach
dcn eigcnen Angaben ihver Besitzer keine unter 30 000
Mark, die meisten aber 40 000 bis 80 000 Mark Um-
satz, also 12 000—15 000 Mar'k Reingewinn, und bei
einer Äpotheke betrage dieser sogar über 20 000 Mark.
Wenn die.Behörden nicht bei Zeiten darauf Bedacht näh-
men, daß neue Apotheken errichtet tvürden, so steigerten
sich die EiNkünfte der vorhandenen immer mehr, und bei
ihren Besitzern beginne sich die Annahme zu befestigen,
sie hätten ein wohlbegründetes Recht auf so hohe Ge-
winnc. Nach Ansicht der Regierung liege aber kein
Grund vor, auf diese Weise einige Personen in kurzer
Zeit zu reichcn Leuteu zu machen und dafür eine große
Anzahl anderer zu nötigen, bis in ihr spätes Alter für
2000—3000 Mark sährlich jenen als Gehilfen zu dienen.

Mccklcnburg.

S ch w e r i n , 7. März. Dic ,PMeckl. Nachr." ver-
öffentlichen an der Spitze des Blattes folgende amtliche
Mitterlung: Ausländischc und iiiländische Blätter brach-
ten in jüngster Zeit Mitteilungen über e i n en a m
S ch w eriner H ofe a n g e b l i ch b e st c h endcn
Hofs k anda l. Die Mittcilungen enthielten schwere
Beschuldigungen und VerdÄ-chtigungen eines im Auslande
weilendcn Mitgliedes des großherzoglichen Hauses. Das
grotzherzogliche Slaatsmiuisterium ist deshalb in Wah-
rung öer Znteresscn des großherzoglichen Hauses in Er-
mittelungen eingetreten, wclche die völlige ll n b e -
gründetheit der Berichte ergeben haben.

Ans der ,Rürlsrr»der Zcitrrug.

— Seüie Köiügliche Höheit der Grotzherzog haben
dcm Borstand der Eiscnbahn'bauins'pektion in Basel, Baurat
Fricdrich W c n n e r dasclbst, die etaimätzige Nmtsftelle des
Bahnbauinspekiors in Basel und dem Regierungsbaumeister
.Ferdinand Lchn in Basel unter Berleihung des Titels
.„Dahnbauinspektor" die Stelle eines Aentralinspektors bei der
Grohh. Generaldirektion der StaatseisenbahNen übertragen,
sowie den Notar Dr. Fricdrich Müller in Staufcn in den
Amtsgerichtsbczirk Ettlingen versetzt.

— Dem Notar Dr. Friedrich Müller imirdc das No-
tariat Ettlingeii II zugcwicsen.

Karlsrnhc, 7. März. Der Grotz h e r z g
empfing heute vormittag 10 Uhr dett Stadtpfarrer Geist-
lichen Rat Knörzer in Kartsruhc und ertciltc von halb 11
Uhr an bis 1 Uhr eine Änzahl Personen Audienz, darun-
ter dcm Geheimcn Hofrat nnd Professor Dr. von Rost-
horn an der Univeisttät Heidelberg, dem Professor an der
Universitäl, Bürgermcister Dr. Walz, in Heidelberg,
und dem Direktor der deutschen Waffen und Munitions-
fabriken, H. Platz in Karlsruhc. Der Letztere übergab
Seiner Königlichen Hoheit drei von der Fabrik mit neuen
maschinellen Einrichtungen hergestellte Geschoßhülsen für

phalia" ist in isolierter Lage fcstgelegt und mit Kohlenoxydgas
dcsinfiziert wordcn.

Wicn, 8. März. Wie Krakauer Blätter becich-
ten, hat eine Taglöhnerin ihre siebenjährige Tochter anf
einem Acker zwischen den Dörfern Mozila und Prusy am
2. Februar lebendig begraben. Sie hat das
Kind srüher stets initzhandelt und legte auch bei der Aus-
gräbung der Leiche vollständigc Gleichgiltigkeit an den
Tag. Sie erzählten, wie das Kind weinend gebeten habe,
es nicht zu begraben; dann habe sie ihm den Mund mit
Sand gestopft. Jn dem Sandgrabe hatte sich der Leich-
nam die drei Woclien nnverwest erhalten.

— Briissel, 7. März. Den aus Anlatz der Aufnahme
der Prinzessin L n i s e von Toskana in eine Villa
bei Lindan vcrbreiteten Nachrichten wird hier in Kreisen,
die Giron nahestehen, aufs bestimmteste widersprochen.
Kein wahres Wort sei an den Meldungen von dem W-
bruch der Beziehungen der Prinze'ssin zu 'Giron. Dieser
werde sich noch vor Ende August Schwiegersohn des Her-
zogs von Toskana nennen. Falsch seien auch die Nach-
ri-chten von Tlbmachungen zwischen der Prinzessin u. ihrer
Eltent und dem sächsischen Hofe, wonach sie gegen das
Versprechen, das erwartete Kind dem Kronprinzen aus-
znliefern, die Erlaubnis erhalten hätte, ihre Kinder im
Sommer wiederzusehen. Jm Gegenteil werde die Prin-
zessin noch vor Ende des Monats Lindau verlassen, um
den „Nachstellungen" des sächsischeN' Hofes zu entgehen.
Auch von einein Bruch mit ihren Eltern könne nicht gere-
det werden. Sie werde sich nicht nach Schlackenwert in
Oesterreich zurückziehen, sondern ins Ausland, wo sie
für ihre „Mutterrechte" Schutz zu finden sicher sei. Die
Reise nach Lindan würde darnach nicht den Abschluß

-

Geschosse gröplen »mlioers, ow von 2 älteren Arbeitern
überreicht wurden. Dcr Erbgroßherzog war bei diesem
letzteren Empfang anwesend. Nachmittags halb 3 Uhr
empfing der Großherzog den- Staatsminister von Vrauer.
Darnach erteilte Seine Königliche Hoheit dem Professor
Ritter von der Wademie der bildenden Künste zur Vol-
lendung eincs für das Linienschiff „Zähringen" beftimm-
sten fPortraits eine Sitzung. Um halb 6 Uhr hält Prof.
Dr. Woerner von der Universität Freiburg einen Vor-
trag über „Faust und Helena", zu welchem mehrere Ein-
ladimgen ergangen sind.

AusLand.

Oesterreicki-Ungarn.

Wien, 7. März. Jn Hoskreisen erwartet man den
A n t r i t t s b e s u ch des Königs von Sachsen ,
der bis jetzt durch Krankheit verzögert wurde, bald nach
Ostern^ doch ist der Zeitpunkt noch nicht festgestellt. —- Da
der ö st e r r e i -ch i s ch e Thronfolger und der
d e u t s ch e K ronPri n z jetzt gleichzeitig in Egypten
weilen, gilt deren Züsammentreffen dort als wahrschein-
lich.

England.

A den , 6. März. Vorgöstern ist hier ein rus -
sischer Jngenienr bei einem Versuch, auf die
Befestignngslinien zn gelangen, vom Posten f e st g e -
n o m m e n worden. Der Jngenieur war bürgerlich ge-
kleidet und gab bei der Verhaftung an, er sei Geotoge
und in der Äusübung seines harmlosen Berufes begrif-
fen. Die sofort vorgenommene Durchsuchung bestätigte
den Verdacht, datz er ein Spion sei. Schließlich wurde
er unter Bedeckung von zwei britis-chen Offizieren auf
das rufstsche Schiff zurückgebracht, zu welchem er gehört.
Die Befestigung Almonkhul, in deren Nähe die Fest-
nahme erfolgte, bildet den SchlüsseI zu den Ver -
t e i d i g u n g s l i n i e n. Auf dem Bergeszipfel liegt
ein Fort, auf tvelchem stch eine Anzahl markierter
Battericn befindet.

Rnßland.

Petersburg, 7. März. Der Geschäfts träger
beim badischen Hofe, Kammerherr und Staatsrat von
Eichler, ist zum Mi ni sterr esid en t en am Hofe zu
Karlsruhe crnannt worden.

Aus Stadt und Land.

Hetdelberg, S. März.

-l- Durchgereist. Prinzessin Charlotte don Sach-
s e n - M e i n i n g e n traf gestern mittag 12.80 Uhr von
Frankfurt a. M. kömmend hier ein und fuhr nach Karlsruhe
weiter, von wo dieselbe abends wieder abreiste; um 8.30 Uhr
traf die Prinzessin hier wieder ein und setzte die Fahrt nach
Franffurt fort.

-e- Aus dem Stadtrat. Jn den Stadtratssitzungen vom

S. und 6. d. M. wurden u. a. folgende Gegenstände zur
Kenntiüs üezw. Erledigung gcbracht:

1. Nach dcm Gcschäftsausweis der Verrechnung der städt.
Sparkasse wurden bci dieser im Februar 1796 Einlagen mit
zusammen 402 194.89 Mk. gemacht, dagegen in 1022 Einzel-
lleträgen zusammen 298 602.58 Mt. an die betreffenden Wn-
leger zurückbezahlt und hat die 'Gesamtzahl der letzteren seit
dem 1. Januar d. I. um 214 zugenommcn.

2. Dic Ortskrankenkasse zählte auf dcn 1. d. M. 5880
mäimliche und 1730 wcibliche Mitglieder.

6. Nach dem Abschliitz dcs neuen Einquartierungskatasters
könncn im Stadttcil Handschuhsheim bei normaler Einquar-
tierung 503, bei höchster Belegung 1058, bei engen -Quartieren
1592 und bei Notquartieren 3000 Mann, sowie 884 Pferde
untcrgebracht wcrden. Jn der ganzen Stadt zusammen be-
tragen diese Zahlen 7992, 15 649, 16 912 33 898 bezw. 1684.

4. Die Licferung des diesjährigen Porphyrschotterbedarfs
der Stadt wurde in entsprechenden Abteilungen den Firmen
Gebr. Leferenz dahier, Porphyrwerk Edelstcin in Schriesheim
uud der Gemeinde Dossenheim übertragen.

5. Nach dcr Zusammenstcllung der Stadtkasse haben die
Vcrbrauchssteuern im Januar 12 298.81 Mk. ertragen,

6. Jm Januar wurden im Schlachthause 421 Stück Grotz-
vieh uud 2226 Stück Kleinvieh geschlachtet, auf dem Viehhofe
aber 50 Stück Groszvich und 1852 Stück Kleinvieh zum Ver-
kauf gebracht.

7. Bou dcm Jahrcsbericht des Gewerbegerichts wird Kennt-
nis gcnommen.

8. Die Vorlage an den Bürgerausschutz, betr. die Fertig-
stellung und Einrichtung der neuen Stadthalle, wurde fest-
gcstellt.

9. Die Strahe zwischen der Bahnhöf- und Blumenstratze
durch das Gclände der ehemaligen Waggonfabrik erhält die
Bezeichniiiig „Gocthestratze".

X Hanptvcrsammlung des Fröbel-Vercins. Jn der Haupt-
versammlung, die am Samstag statffaud, wurde vom Vor-
sitzcnden, Herrn Prof. Dr. Male r, dcr Jahresbericht des ab-

des Ehedranias darstellen, sondern nnr einen Abschnitt
daraus.

— I» Frankreich wird jetzt das AutomobiI zu
einem ganz neuen Zweck 'bemttzt. Wie die „Gparkasse"
schreibt, schicken einige sranzösis-che Bankiers ihre Motore
in entlegene Landdistrickte, um die Ersparnisse der Bau-
ern abzuholen, da es diesen gewöhnlich nur selten mög-
lich ist, in die Stadt zu kommen. Das Automobil gleicht
in der Tat einer wandelnden Bank, indem es
mit Geldkasfen, Schreibmaterialien und Geschäftsbüchern
ausgerüstet ist, und stets einen Kafsiever nnd einen Korn-
mis bei sich führt, welche die Depots sammeln und die
Quittungen aus'händigen. Jn 'Amerika hat man schon
früher den Versuch gemacht, das Geld der Landleute selbst
zu holen, allein die Motorbank ist ents-chieden etwas
Neues.

-— Das hellste Licht, das jemals von einem Menschen
künstlich erzeugt worden ist, wnrde von Professor Trow-
bridge, einem der bedeutendsten amerikanischen Elektriker,
bei Gelegenheit neuer Versuche in seineni prachtvoll aus-
gestattßten Laboratorium beobachtet. Die M'öglichkeit
zu diesen Exerimenten hat das neue Kieselglas gsliefert,
das seit kurzer Zeit in Deutschland hergestellt wird urrb
bei den Physikern großes Aufsvhen erregt hat. Prof.
Trowbrid'ge schloß Wasserstoff in Rohren aus .Kieselglas
ein und ließ eine sehr starke elektrische Entladung aus
Kondensatoren durchschlagen. Die Eigenschaften dieser
Kieselröhren eröffnen für derartige Versuche ganz neue
Möglichkeiten, und Trowbrigde erhielt, wie gesagt, das
stärkste Licht, daß je der Beobachtung unterlegen hat.
Für das Auge schien dies Wasserstoffli-cht ein völlig
gleichförmiges Spektrum zu besitzen, und erst die photo-

gelaufenen Jahres vcrlcsen und der Rechenschaftsbericht miige-°
teilt, der, nachdem cr von Herrn Privatmann Jos. Keller
prüst war, nicht beanstandct wurds. Wenn der Bericht im
Druck erschienen ist, werdcn wir noch näher darauf emgeheh-
Denn der Fröbel-Verein, der an Frl. Dtartha Liese als Lei-
tcrin einc crstc lirast bcsitzt, verdicnt in dcn wcitesten Kreisin
Bcachtung, insosern cr mirarbcitct an der Lösung dsr sozialc»
Frage, die heutzutage die ganze Welt bewegt. Nicht nur day
dcr Kindergarten schon die nichtschulpflichrigen Kinder an Ord-
niing, Pünktlichkcit, Gehorsam und Sclbstbetätigung gewöhne»
will, er eröffnct auch jungen Mädchcn ein dankbares Feld ftuchs-
bringendcr Arbeir uud wird durch dic Unterweisung der Klei^
nen indirekt dcn Müttcrn cin 'Lehrmcistcr in dcr Kindcrerzic^
hung; welchcr Segcn also kann durch ihn gcstiftet iverden l lllN
auch wcitcrcn Krcisen Gelegenheit zu geben, dcn Betricb des
„Kindergarteiis'f kenncn zu lerne», veranstaltet nach dem Be--
schlutz des Vorstandes der Fröbel-Verein am 7. April n»
„Harmoiüe"-Saal cin größercs Osterfest, bci dem die Kin-der
fröhliche Spiele aufführcn werdcn. Wir machen schon jetzi djc
Eltcrn und Frcunde unserer Sachc ailf dieses Kiuderfcst anf^
merksam.

-i- Evnnqclischcr Abcnd. Bei dcm vom Evang. Bmid und
vom Missionsvcrcin gcstern, Somitag, veranstaltetcn Familien-
äbend gab Pfarrcr Schneider eincn kurzen historischcjj
Ucberblick übcr dic Leiden dcr Protestantcn in der Pfalz und
besonders in Heidelberg dmch die Macbciischaflen der Fesuitcn
in der Zcit von 1685—1803 nnter der Hcrrschaft der kathol-
Kurfürsten und fcierte das Jahr 1803 asis Jubeljahr dcr Be--
freiung der Protestanten. Pfarrcr Dr. C h r i st l i e b hiesi
dami ciucn sehr intercsscmtcn Vortrag übcr die Angriffe anf
dic evangelischc Mission in China und kennzcichncte dic Angriffe
dcr Preffe als uur zum Teil bercchtigt. Eine Rede des Geh-
Hofrats Prof. Dr. Merx gali dcm Evang. Bmide und dec
Ab'wchr des ultramontaiicn Vorstotzes seitcns des Bischoft
Korum. Pfarrcr Schmikthenner sprach für den Nllj'
sionsvcrein, Prof. v. D e i tz m a n n , der ncue Vorstand dec
Missioiisvcreine in Hcidelbcrg, dankte ^illen Rednern des
Abcnds und besonders noch dcm Evangcl. Kirchengcscmgverein
Neuenhclm, dcr unter dcr Lcitung dcs Hauptlehrers Braun
durch mehrfache Chorvocträge und auch durch Soli einzelnec
Mitgliedcr den Abend verschönt hatte. Der cvangcl. Abend wac
sehr zahlrcich besucht; die Räumlichkeiten der „Rose" reichteN
kcmm hin, nm die Besucher zu fassen.

X Stadtthcater. Zum drittenmale war für gestern die
Operette „N a n o n" angcsetzt, zum drittcnmale wurde an ihrs»
Stelle cm anderes Stück gegeben und zwar diesmal die
„Puppc". Die Repertoircverändcruiig erfuhrcn die Theaterbe-
sucher crst im Theater selbst, und zwar, wie uns einer derfelben
schreibt, nur zufällig, nnchdem sie bercits 10 Mimiten ih^
Plätze cingenommen hatten. Als Grund der Repertoireände-
rung war plötzlichc Erkrankung von Frl. Kaltcnbach angegeben
— böse Zungen behaupten freilich, die Operette wäre in dec
letzten Probe so schlecht gegangen, datz eine Anfführung no<h
mimöglich war. Das Publikum kann verlangen, rechtzeiiig
von Repcrtoircänderungen benachrichtigt zu werden. Nicht jeds»
mag die „Puppe" mehrmals in einer Saison hörcn, und G
war Mancher unangenehm cnttäuscht und ärgerlich, der
„Nanon" gekommen war nnd mit der „Puppe" vorlieb nehnicn
milßtc.

-i- Stadthallr. -Gestcrn Vormittag bcsichiigien eine größece
Anzahl Pcrsonen die ncue Stadthalle, wobei der anwcsend/
baulcitcnde Architekt, Herr Ebert, in liebenswürdiger WeNe
die in jedcr Beziehung vorteilhaften und praktischen Einriasi
tungen crläutcrre und auf gestcllte Fragen Austnnft gab. »lus
Wmsich des Hcrrn Ebert trugcn anwesende Sänger des Gc-
sangvercins „Concordia" cinige Toppclquariette vor und niaN
konnte sich dabci übcrzeugen, datz auch der Hauptfaktor etncs
KonzcrtsaaleS. d. i. dic Aknstik, cine sehr g»te ist, da an dcn
cnfferntesten Stellen dcs Saales sowohl die Tonfülle oölllö
ausreichte, als auch dic Tcxtaussprache sehr gut vcrnehmbar
war.

Der zwcitc Flitcrnationnlc Mnthematikcr-Köngres; wird nn
Jahre 1904 hier in Heidelberg abgehalten werden.

— Polizeibcricht. Verhaftet wurden zwei Personen wegc»
unehelichen Zusammcnlebens, ein Taglöhner, wclcher von einc»
auswärtigen Bchördc wegen Körpervcrletzung ausgeschrieben
ist, ein Zimmcrmami wegen fortgesetzter Ruhestörung und eif
Dienstknecht 'wegcn Bettclns. Zur Aiizeigc kamcn 11 Perso^
ncn wcgcn Rnhestörnng Lezw. Unfugs uud eine Dicnsttnago
wegen Diebstahls.

Wicscnbach, 8. März. (E i n Unsall mit t ö t l i ch e N>
Ausgang) hat sich diescr Tage hier ercignet. Beim Bam
schlagen drang eincm Knaben ein Stocksplitter durch da-
Träiienbein in den Kopf, so datz cr in besorgniserrcgendern

Zustande in das Krankenhaus in Reckargcmünd überführt wes^
den mutztc. Gestern ist dcrselbc miter grotzen Schmergen se>"
nen Vcrletzmigen erlcgen.

Hockcrihcim, 8. Mürz. (V e r u n g l ü ck t.) Vorgesteen
abend verunglückte dcr Schrciner Gcorg Brauner dadurch, dav
cr im Bahnhof Ncckaurau aus dcn schon im Gang befindlichen
Lokalzug ansspringcn wollte. Er geriet untcr die Räder um
wnrden ihm bcidc Beine abgesahren; er wnrde in das Allgew-
Krankenhaus verbracht. Ob dcr Bedaucrnswcrte mit dcm LebeN
davonkommt, ist sehr fraglich.

Ketsch, 8. März. (S e l b st m o r d.) Die junge Frn"'
dcs Wirts nnd Ziegelcibcsitzers Keilbach hier sprang in dei

graphische Platte enthüllte das Vorhandensein vieler h>'^

ler nnd dnn'kler Liitien jenseits der violetten Zone. Prol-
Trowbridge ist überzeugt, datz diese Beobachtnngen vo»
erheblicher Tragweite für die Anschauungen über dm
Natur und Znsammensetzung der Sterne nnd des Sow
neitspektrums jein werden und daß sst über'haupt oiu
nenes Feld' in der Spektralaitalyse eröffnen.

— Die Haartracht dcr Japanerinnen. Bei der Hd'
panerin zeigt die Haartracht außer dem Alter auch now
an, ok> maii es mit einem heiratslustigen Mädchen oder
mit einer ehefreudigen Witwe, oder aber mit einer uN-
tröstlichen Witwe zu tun hat. Die jungen Mädchen steckev
die Haare auf der Stirne sehr hoch und flechten diefelben
in der Form eines Fächers oder eines S-chmetterling-'-
Dieselben sind' niit Silberfäden durchsträhnt. Eine Witwe,
welche einen zweiten Mann sncht, windet die Haare um
eine Schildplattnadel, die horizontal am Hinterhaup
verlänft. Die Witwe aber, welche ihrem ersten Manno
treu bleiben will, schneidet fich die Hare ab und läßt P
vhne jeden Schmuck nach hinten fallen. Also ist. ?efN
Verwechslung für die Ehekandidaten in> Japan möglwl-

Sehr erklärlich!

Am Ende des Städtchens wöhnt lang schon ein Paar,
Ein Muster an Tugend mid Sitten,

Verheiratet ist es nun bal'd dreitzig Jahr
Und hat stch noch niemals gestritten.

Warmn kommt das Paar stets so friedlich wohl aus-
Werraten sei's hier noch in Schnelle
iSie schneidert den ganzen Tag autzer dem Haus
Und er hat 'ne — NachtwächterstelleI
 
Annotationen