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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0508

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Herrschaft der Zwischcnordnnng vom 4. Mai 1900 in vollcm
Umfang 15. Jn 55 Gemcinden besteht ein Grnndbuchamt
nicht; die Grundbuchfiihrnng für diese Gemeinden ist jeweils
dem Grundbuchamt der im Verzeichnis unmittelbar vorher
ausgesührten Gemeinde übertragen. Tie Umschreibuug des
Jnhalts der altrcchtlichen Grund- und Pfandbücher, Haupt
bücher nnd Generalregistcr in die unter der Herrschast des
neuen Grundbuchrechis zu führcndcn Grundbuchhefte ist für
161 Gemeinden mit 268 Gcmarknngen beendet. Diese um-
geschriebenen Gemarkungen zählen: 200 629 Grundstücke,
41364 Grundeigentümer. Jn den übrigen nnter dem
neucu Gruudbuchrecht stehenden Gcmarkungen ist die Um-
schreibung erfolgt für 1 857533 Grundstückc, 261635
Grundeigentüincr

Brcttcn, 12 Biärz. Nachdem Hcrr standtagsabge-
ordnerer Grciff die ihm aiigetragcne Kandidatur für die
bevorstehendc Rcichstagswahlc i abgelehnt hat ist dieselbe
numnehr Herru Landtagsabgeor netcn Müller-Hciligkreaz
aiigebotcn worden, der sich eine Entscheidung über die An-
uahnic dcrselben noch vorbehalten hat.

Hcidclbcrg, 13. März. Die Sozialdemolraten hieltcn
vorgestern hier im Neckarthal einc gut besuchte Versammlung
ab, iii der Redakleur Eichhoru aus Manuheim über Zen-
trum und Sozialdemokratie sprach nud dabei sehr scharf
gegen das Zentrnm vorging. Es ist ein beachtenswertes
Zeichen der Zeit, daß die Sozialdemokratie in Baden gegcn-
wärtig cinen lebhaften nnd, wie es scheint, systematisch an-
gcleglcn Kampf gegen das Zeiitrum führt. Äohl waren
die Sozialdemokraten prinzipiell iiiliner Gegner des Zentrums,
aber Sozialdemokratie und Zeiitrnm fühlten sich bei ulis
doch als gemcinsani zur Oppositiou gehörig. Als der
verflosscuc Tr. Rüdt, der „Psaff des Unglaubens" und
Verfasser einer scharfen Broschllre gegcn die Klöster, die
Sozialdemokraiie gegen das Zentrum mobil zu macheu
suchte, wurde er von der Partei fallen gelassen. Heute
würde ihm das vielleicht nicht mehr gescheheu, dic Absage
des Herru Eichhorn an das Zentrum wenigstens war so deut-
lich iind nachdrücklich, wic eine Kaiiipferkl.ärnng cs n»r sciu
kaun.

Württcmbcra.

— Auf ciue Aufrage betr. die S ch i f f b arma ch ung
des Neckars von Heilbronn bis Mannheim
teilte dcr Württ. Minister des Jnnern v. Pischek der
FinanZkominisston der Abg.-Kammer mit, daß die Ver-
handliingen mit Baden nvch schweben und cinc Antwort
von dort noch ausstehe. Baden werde wohl uicht
prinzipiell ablehnen, obgleich z. B. die Stadt Heidelberg
fich gegen das Projekt ausgesprochen habe. Die Strecke
Mannheim-Heilbronn werde jedenfalls rentabel scin,
anders stehc cs mit dcr Strccke Heilbronn-Eßliiigeii.
Jnzwischen sei auch die Frage dincr Verbindung zwischen
Neckar und Donau (Neckarrems - Lauingen) durch das
Land Wiirttemberg aufgetaucht. Die Verbinduug von
Main uud Donau werde jedenfalls kommen. Die He-
reinführung einer großen Schiffahrtsstraße nach Wiirt-
temberg sei selbst bei ungünstiger Finanzlage ein er-
wägenswertes Ziel. Weiter stellte der Ministcr eine
große und umfassende D o n a u k or r ekt i o n mit einem
Voranschlag von 980000 Mk. in Aussicht. Das Projekt
sei nur wegen dcr schlcchten Fiuanzlage cii.stwcilen
zurückgestellt wordeu.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hohcit der Großherzog haben
dem Rechnungsrat Rochus Hofp bei der Generaldirektion der
Staatseiseiwahnen das Ritterkrcuz 2. Klasse mit Eichenläub
des Ordens vom Zähringer Löwcn vcrliehen und dcnsclben auf
sein Ansuchen unter Anerkennung scincr langjährigen treuen
Dienstc in dcn Ruhcstand versctzt.

— Scine Königlichc Hoheit der Großherzog habcn
auf den 1. April d. I. dein Revisionsvorstand bei der Ober-
rechnungskammer, Oberrechnungsrat Karl Bau m ert auf
sein Ansuchen unrer Ancrkennung seiner langjährigen trcnge-
leisteten Dienste wegen lcidender Gesundhcit in dcn Ruhestand
vcrsetzr, dcn Oberrechnnngsrar Augusr I a u ch dasclbsr zum
Revisionsvorstand und dcn Revisor Wilhelm Ä n g st m a n n
bci dcr Zolldirekrion zuni Rcvisor bei dcr Oberrechnungskam-
mcr crnannt.

— 'Seine Königlichc Hoheit der Großherzog haben
Len Rcvisor Rechnungsrat August Störk bei der General-
direktiou der Staatseisenbahnen unter Belassung des Titels
„Rechnnngsrat" zum Kassicr bei dcr Eisenbahnhauptkasse und
die Berriebssekretäre Hermann Krotz, Franz F e l d h o f e n
und Josef E n d e r le zu Revisoren bei dieser Bchörde, die
Forstpraktikanten Franz Lang von Endingen und Emil S e i-
dcl von Ettlingen unter Verleihung des Titels Forstassessor
zu zwciien Bcamtcn dcr Forswerwaltung ernannt.

—- Forstassessor Franz Lang wurde dem Forstamt Kan-
dcrn und Forstassessor Emil -S c i d c l dem Forstamt Bonn-dorf
zugcteill.

Karlsruhc, 12. März. Der Großhcrzog iiahm
heute vormittag den Vortrag des Ministers Dr. Schenkel
entgegen. Um halb 1 Uhr empfing der Großherzog den
Baron von Coehorn. Danach meldeten stch eine Anzahl
Offizierc.

Die Großherzogin begab stch gegen 11 Uhr nach
Mannheim, von wo dieselbe hcutc abend gegen 9 Uhr
hier wieder einzutreffen gedenkt.

Der Großherzog verweilte heute nachmittag einige
Zeit im Palais seines Bruders bei dcssen Angehörigen.
Später hörte der Großherzog die Vorträge des Geheime-
rats Dr. Freiherrn von Babo und des Legationsrats
Dr. Seyb.

Morgen früh erwarten die höchsten Herrschaften den
Besuch 6cs Prinzcn Paribatra von Siam, welcher bisher
im Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4
in Berlin diente und nun nach Siam heimkehrt. Der
Prinz will sich bei der Großherzogin, welche Chef dieses
Regtznents ist, abmelden. Derselbe wird im Großherzog-
lichen Schloß absteigen und den Tag hier zubringen.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 18. März.

st- Zur bevorstebcnden Oberbürgermeisterwahl. Gestern
Abend vereinigten die Skadtverordneten sich zu einer vertrau-
lichen Besprechung wegen der bevorstehenden Oberbürgermeister-
ivähl. Die Zusammenkunft trug lediglich einen formellen
Charakter und war von ganz kurzer Dauer, indem die Wieder-
wähl dcs bishcrigen Oberbnrgcrmcistcrs ja sekbstverständlich ist.

-p Dic nene Stadthalle wurde gestern Bormittag.von dcn
Mitgliedern des Bürgerausschnsses einer Bcstchtignng nnler-
zogen. Man teiltc sich in drci Grnppen, nnd diese machten,
von vcrschicdcncn Pnnkicn aus bcginncnd, cincn Rundgang
durch sämtlichc Räume dcs stattlichen Baues. Jm Souterrain
wurde zunächst die Garderobe gcmustert, die an Ausdchnung und
bequcmer Zugänglichkeit natürlich die Einrichtungen, die man
bishcr hicr hattc, wcit überlrifft. Wenn in dcr alicn Stadt-
hallc bci bcsondcrcn Gelcgcnhciten die Katatömbcn als Gar-
dcrobcräumc hcrangczogcn wcrdcn, dann hat man ungcfähr das,
Ivas die Garderobc in dcr ncucn Halle üietct, nur datz dic.
Gardcrobentische hier. noch crheblich länger und dcmcntsprcchcnd
die Gardcrobcstückc, die nnmittelbar,dahinter aufbewahrt wer-
den, nähcr bei der Hand scin werden. Jm Keller interessicrten
vor allcm dic Hciznngs- und Lüfrnngsanlagen, die cin wcit-
vcrz'weigtcs Gebict für sich bilden. Jn dcr Hauptlüftimgs-
tammcr macht ein zehnpfcrdigcr Motor cinen solchen Wind,
das; man bcinahc davonfticgt; vo» dort wird nach Bcdürfnis
gewärmtc oder getühlte Lnft dcn Ränmcn, insbcsonderc dcm
Hanptsaal, zugelcitet. Dcr mächtige Zulcrtungsschacht hat
dic Grnndfläche cincs kleinen ZimmcrS, der Blick klctlcrt in ihm
wic in cincm riesigcn Fabrikschornstcin zu schwindclndcr Höhe
hinanf. Was sich an Äohlcn-, Wii'tschafts- und Weinkcllcrn
iind sonstigen Ränmcn da untcn bcfindct, soll hier nicht allcs
einzeln aufgezcichnel werden, weil ein gedrnckter Bcricht doch
kcin rcchtcs Bild davon geben kann. Erwähnt sei, datz qnf
dem Wcinvorratc des Wirtes die Angcn dcr Saalbaukommis-
sion ruhen wcrden, sodatz also einc Garantie sür Güte und
Prcisivi'irdigkeit des znm Ausschank kommendcn Tropfens gebo-
tcn wird. Die Lage dcr Halle am Ncckar macht cs nötig, dcs
Hochwasscrs zu gedenken, d.as uns zuweilen nberrascht. Dcr
ganze Bau ist dcshalb wasserdicht bis zu cincr Höhc angclcgt,
die dcn höchstcn Wasserstand des lctztcn Jahrhunderts noch um
eine Anzahl Zentimeter übertrifft. Die Äüchc für grotzc Fcst-
lichkciten befindct sich nntcn imd licfert 'ihre Erzeugnisse mit
Hilfc bon Aufzügen nach oben. Hoffcntlich wird sie recht oft
in Änsprnch gcnommcn werden. Die Befichtigung der Räumc
LLer Tag zeigtc eincn grotzen Fortschritt scit dcm crstcn Besuch
des Bürgcrausschusses in der Halle. Zwar stchcn in den
Sälen noch Gerüste, da dic Malcr noch mitten in dcr Arbeit sind,
abcr man sieht doch schon das Was und Wic. Wenn nicht
allcs trügt, wir-d die Ausschmückimg der Räumc cinc gedicgcne
und geschmackvolle wcrden. Bcmerkcnswcrt ist, datz der skülp-
tnrcllc Schmnck cin spczifiscki hcidctbcrgcrischcr insofcrn scin
wird, a!s einc ganzc i'lnzahl Hcidclbcrgcr Pcrsönlichkcitcn dort
in Stein vcrewigt wcrdcn sollen. D-atz dic Univcrsität, bcziv.
dcr Lchrkörpcr dcrsclbcn, hierbci nicht ausgclassen wird, ist
bci dcn nahcn Bczichnngcn zwischcn Gcmcindc nnd llnivcrsität
sekbftvcrständlich. Wie man wcitz, wird dic Stadthalle samt
inncrcr Einrichiimg anf ctwas übcr cinc Million Mark zu ste-
hcn kommcn. Wenn man äber das massivc Gemäuer unter
Tag, die zahlreichen Räume nbcr der 'Erdc, die Säle, die
Zimmcr, dic Wirtschafts- nnd Nebcnränme betrachtet, ivenn
man, wie das gcstern gcschah, cinc geschlagene Stunde durch
das Gcbändc wandcrt, imd aus dcr im Werk begriffenen Ans-
schmückung auf das Gesamtbild schlictzt, das die Jnnenräume
nach ihrcr Fertigstellnng darbietcn ivcrdcn; ivenn man fcrner
rnnd nm dic Hallc hcrnmgeht, ihr gcdicgcnes monnmcntälcs
Aeutzcrc betrachtet, dann mus; man doch sagcn, die Bürger-
schaft hat ctwas für ihr Geld. Zur Erprobung der Akustik
im grotzcn Saalc trugen cinige Mitgliedcr der „Concordia"
mehrcrc Gesangsstücke vor. Die Prohr bcfriedigte allgemein, sq
daß anzunehmen ist, das; dic Halle änch in dtcser schr ivichttgen
Bczichnng den an sie gcstellten Anforderungen entsprechen tvird.

X Thcntcr. Znm gcstrigcn Bcnesiz des Herrn Grotz -
m a n n tvar das Haus ausverkanft. Ein ganzer rcicher Gaben-
tisch und cin Lorbeerkranz zeugten von der Belicbthcit des Be-
ncfizianteii und der dankbaren Gcfinnung des hiesigen Pnbli-
kiims. Die Unfführung öcs „Nnllerl" ging sehr gut von stat-
tcn; iiisbcsondcre schuf Herr Grotzmann in dcr Titelrolle einc
prächiigc Charaktcrsignr. Grotzcr Bcifall, dcr auf der Galcrie
zuweilen zn einem brausenden Jübel anschwoll, lohnte dic
Darstellcr für die trcffliche Wiedcrgabe des bclicbten und wir-
küngsvollcn Stückcs.

— Polizei-cricht. Verhaftet wurde eiiie Dienstmagd tvegen
llntcrschlagung und cin Maurcr, wclcher wcgcn Dicbstahls
ausgcschricbcn ist. Znr Anzcigc kamcn vicr Pcrsoncn wcgcn
Itnfngs.

8 Wieblingen, 13. März. (Brand.) Gestern Mittag
gegc-n halb 12 Uhr brach in de» Anivesen der Joh. Welk Ww.
und Gg. Trcibcr, Schlosscr, — man weitz nicht bestimmt, in
welchcm dcr beiden — Fener aus, das in kurzcr Zeit dis
Schcunc nnd Stallnng der Joh. Welk Wive. und die Scheune
und zum Tcil das Wohnhaus dcs Gg. Treiber in Asche legte.
Dcm raschcn nnd tatkräftigen Eingrcifcn der hiesigcn freiw.
Feucrwchr ist cs zu vcrdanken, datz das verheercnde Element
nicht wcircr nm sich grtff, sondcrn anf scincm Herd beschränkt
blicb. Durch die raschc Hilfc hiesigcr Eimvohner konnie fast
sämtliches Vich und Mobiliar gcrcttct wcrden. Bei dem Ein-
trcffen dcr freiwilligen Feuerivehr von Eppelheim war dcm
Fcucr schon Einhalt gebotcn. Einigc Verlehungen kamen bei
dcn Rettungsarbeitcn tcils durch Abfallen bon Ziegeln, tcils
durch Ouetschungen vor. Der Gebändeschaden und der Schaden
an Vorräten von Hcu nnd Stroh beträgt etwa 6—7000 Mk.
Die Betroffcnen sind versichert.

-i- Dossrnheim, 12. März. (Von der Schaucn-
b u r g.) Zur Fortfetzung der Ausgräbimgen auf unsercr ur-
altcn Burgruinc Schancnburg in nnmittclbarcr Nähc nnscrcs
Dorfes hat der Stadtrat von Hcidclberg abermals in den städ-
tischen Voranschlag einen Betrag von 2S0 Mark eingestellt. Jm
vorigcn Jahre wnrdc schon cin namhaftcr Betrag von der Stadt
hierzu gegeben, sodas; die Ansgrabungcn unter dcr Leitung
des Herrn Prof. Pfaff schon ziemlich grotze Fortfchritte ge-
macht haben. Wenn nun der Staat, wie im verflossencn Jahre,
auch nochmals eine namhastc Summe bewilligt, so könnte im
Laufe dicscs Jahres dic Grabung nnd Freilegung der Burg
fortgesetzt u'nd hoffentlich manches Jnteresfante zu Tage ge-
fördcrt werden- Es sind im verflossencn Jahre auher der Frei-
legung der früheren Wcge um die Burg ganze Tür- und Fen-
stergestelle, die ganz verschüttet waren, freigelegt worden und
massenhaft kommen Ausflügler, um sich die aufgedeckten Sachen
anzusehen. Falls Weiteres geschieht, werden wir seiner Zcit
Bcricht darübcr erstattcn.

Eppingen, 12. März. (D e r O r g a n i st e n d i e n st i n
Z a i s e n h a u s e n) ist immer noch nicht geregelt, da eine
Vereinbarung zwischen der Kirchengemeinde und dem Leh'rer
nicht erzielt werden konntc. Die Gottesdienste tverden zur Zeit
ohne Orgel gehalten. Als Ersatz dient ein Harmonium, welches
dcr Gcistliche sclbst spielt.

Mannhcim, 11. März, (D e r f r ü hereSchutzma n n
B a i'e r), welcher, wie s. Zt. berichtet, fich, obwohl verheiratet,
in seiiter Cigenfchaft als Beamter der Sittenpolizei mit einer
Stratzendirne eingelassen und deshalb aus dem Staatsdienste
entlassen wurde, stand heutc vormittag vor den Schranken der
Strafkammer. Wie noch erinnerlich sein dürfte, begab sich
Baier nach seiner Entlassung gemeinschaftlich mit dem Frauen-
zimmer, welches ihn ins Verderben gebracht, nach Rotterdarn.
Dortsclbst sollte er nach Angäbe seiner ,,-GelieLten" diefe ge-
waltsam in die Maas gestotzen haben, um sie, da diese ihm
lästig gewovden, aus dem Wege zu räurnen. Das Frauen-
zimmer nähm später diese schwere Anschuldigung zurück, indem
es erklärte, fie sei freiwillig in das Wasser gegangen, weil
Baicr nicht, wie er versprochen, sie ehelichen wollte. Aus die-
sem Grunde lietz das Gericht die Anklage wegen Mordversnchs

. fallcn. Baicr hatre sich dcmzusolge nur wegcn Knppclei zu
verantworten, dic darin gesiinden worden war, datz er angeb--
lich von seincr „Frcundin" Gelder angcnommcn, welchc dieselbe
mir seincm Wissen durch ihr unsaubcres Gewerbc vcrdienr harre.
Dic Vcrhandlnng gestältere sich für den Angeklagien, welcher
schon einc gcraiinrc Zeit in Untersuchnngshaft sitzt, insofern
günsrig, datz cr lt. „N. B-x Ldsztg." freigesprochen wuvde.

Mmriiheim, 12. März. (W ö ch n e r i n n e n - A s h l.) ^
In Anwescnhcir dcr (ilrotzherzogin fand hcnte die Einweihung
dcs Ncribaues dcs Wöchnerinnen-Ashls statr. Dic Fcrtigstel- j
lnng dcs Nenbaucs bildet nicht nnr für dre Stadt einen bedeur-
samen Fortschrirr i» dcr Fördcrung sittlichcr und sanitärer
Vcrhältnissc, sondcr» sür dcn ganzcn nördtichen Landesteil ist
dnrch Angliedcrnng ciiier ghnäkologischen Abteilung einc neue
Fraiicnklinik gcschaffen. Vollständig getrcnnr von dcm cigeitt-
lichen Asyl ist diesc ncnc Anstalt zur Aufnahmc von kranken
Frauen bestimmt. Bci dcr innercn Einrichtnng der Ränme
-des Wöchiicrinnen-Asiils sanden alle bewährten Neuermigcn
und Errnngcnschastcn anf dem Gcbretc der cinschlägigcn Wis- .
scnschaft Vcrwcrtnng. Der drcistöckige gotische Bau enthält
nur nach sciner antzcre» Fronr Zimmer; gegen den Hof urn-
kleider cin brcitcr, lrchter Gang das ganze Gcbäudc. Das
Hans isr »rit l 10 Vctrcn ansgestattet, har Zenrralherzuiig'
WarM' nnd .Kalnvasscrleiriing, etektrische Aufzügc, ckektrisches
Lichr, Bäder nsw. Von bcsondcrem Jntercssc rst dcr grotze
Opcrarionssaal, dessen rcichhaltigc chirurgischc Einrichrung dnrch
dic Stiftnng einer Damc crmöglicht wurdc; dcm Operations-
saal gcgenübcr befindek sich ein geräumigcr Anfzug, dnrch den
cs ermögkicht wird, ein ganzes Bctt mit dem Jnsassen direkr
in das Entbindlliigszimiirer zu befördcrn. Nicht minder prak-
risch ausgcsrartet sind dresc letztcrcn Ränmc nebst dcn anstotzen-
den eigentlichen Wüchlicrinnenzimmcrn, dercn cinsache Ein-
richrnng mir den bei jedem Bertc stehcnden Kinderbcttchcn cincN
sanberen bchaglichen Eindrnck machtc. Im ganzen Hausc ist
dcr Olrnndsatz „Lnft nnd Licht" aufs bcstmöglichste durchgcführt.

Tie Knche befsndet sich im Ilntergeschotz, Uun welchcm ein dop-
pclrer Speiseanfzng nach dcn oberen Stockwerken gehi. Die
Bansnmmc ivnrdc — ohnc die inncre Einrichrnng -- arff
200 000 Mk. fesrgesetzt; dcr Banptatz ist von der Sradtge-
mcinde uncntgeltlich übcrlassen, welchc anch die Garantic für
Vcrzinsiiiig übcrnonimen hat. -- Jm verflvsscncn Fahrc wnrde
dic Anstalr von 920 Franen anfgcsucht; vo» der Privatwochcn-
bcrrpftegc dnrch dre an der Ansralt ausgcbildeten Schwcstern
habcn 145 Familicn Olcbranch gcmacht.

Mnnnhcim, 12. März. (S c l b st m o r d. i Ein Waldanf-
scher von Käfcrthal fand gcstern nachmittag 3N Uhr im Käfcr-
rhalcr 'Wald, crwa 1000 Mctcr hinrcr den Blilitärschietzständen
am Wcge gegen dcn Karlsstern zu, einen schwer vcrlctzten jun-°
gcn Mann, dcsscn Klcider srark mit Blur beflcckr warcn. Zn
unnrittelbarer Nähe lag ein Rebolvcr. Einc alsbald herbcige-
rnfenc Polizeipatroiiille von Waldhof stellte fcst, datz dcr Ver-
ketzle ein lOjährigcr Schlosscr von Ludwigshafen sci, dcr zwei-
fcllvs in selbstmörderischcr Absicht sich cinen Schutz in de»
llntcrleib bcigebracht hatte. Mittels Droschke in das Allgcnr-
Ärankcnharis hicrher vcrbracht, verstarü er daselbst heutc früh
6Vr tthr.

X Mnnnheim, 13. Dtärz. (G c s i n d e b a l l.) tzlcgen-
wärtig sind Ge'sindebälle sehr üelicbt. So veranstalrcr morgen
anch das Personal des Hof- nnd Narronalthcarcrs cine» sol-
chen zn Giinstcn sciner Pensionsanstalr nnd zwar in den
Ränmen dcr Apollosäle. „Gesindebncher" kosren fnr Damcn ö,
sür Hecrcn 10 Mk.

Äarlsrirhc, 12. März. (V v n dcr Fridcricia n a.).
Seit cinigen Tagcn rst am schwarzen Brcrr der Technlschc»
Hochschnle ci» Anschlag, ivorin Rektor und Scnat „an die Slh-
dicrcndcn dcr Fridcriciana" dic Mahnung ergchcn lasscn,

Hinblick auf die unglncklichcii Ausgänge dcr letztcn Zweikämpf?
in Zukunft P r st o l e n d n c l l c zn vermeiden , da durch
diesc nichr nur ganze Familien ins größkc ttnglück gestürzt
würdcn, sondcrn auch dcr gutc Rnf dcr Hochschule im Jn-
und Ausland gcschädigt würdc. Zuglcich wird darauf hin-
gewicscn, datz gcmäh dcr Disziplinarordnung jcder, der küns-
tighin bei einem Pisrolenduell als Äartellträger, Uiiparteiische)'
Seknndanr, event. auch als Ehrcngerrchtsmitglred aktiv betcir
ligt ist, für immcr vo» der Tcchnischen Hochschule rclcgiert
wird.

LO Bnscl, 12. März. (N e n e s ch n e l l z u g s l o k o -
motivcn.) Nachdcm dic Wiescnbrücke in lctztcr Zeir bedcu-
tend vcrstärkt worden ist, tönnten am Dienstag dre Probe-
fahrtcn mit den ncuen Ricscnschnellzngsmaschinen stattfinden-
Von Frcibiirg kommcnd, trafcn zwci dcrselbcn 20 MinuteU
nach 10 tthr vormittags auf dem badischen Bahnhofe cin. wo-
rarff die für dicsc Maschinen erstellte Trchschcibe geprüft wnrdl:.

Bci Entwicklung von 1600 Pferdekräften (gegenüber 600 bis
700 bei dcn anderen Maschincii) lcgcn die neuen Schuell-
zugsmaschincn 120 Äilometer pcr Stunde znrück. Im Dieuste
iocrdcn dicsclbcn 100 Ailomctcr per Stuiide zurücklegen.

Kr>irstanz, 12. März. (D e r st ä d t. Boranschlag)
für daS Jahr 1003 ist fertiggcstellr. Dcr Stadtrai beantragi
beim Bürgcransschutz, die gleiche ttmlage zu erhebcn wie ir"
Jahre 1002 ( 60 Pfg.).

Aus Badcn. Jn W r 1 l st ä t t (Amt Kehl) wurden drer
Gärtcn totäl verwüstct, die Bäume abgcbrochen und die RcbeU
herausgerisscn. Die Gemeindc hat anf die Ermittelung de-
Täters 100 Mark Bclohnnng gesctzt. „

Heidelberger VereinSangelegentieiten.

-r- Baycrn-Vcrein. Der Bahern-Vercin hai auf die bei dcl
Feier des Gebnrtstages des Prinzregenten Luitpold an dieie"
und an den Grotzhcrzog abgesandtcn Telcgramme folgende
Danktclcgramme erhalten:

„An den Baherii-Vercin „Monachia".

Scine Königliche Hoheit der Prinzregent sprechen für „dn
anlätzlich des Nllerhöchsten Gebnrtsfestes dargcbrachten Gluck
wünsche ihren frciindlichen Dauk aus.

Jm allerhöchsten Auftrage:

Frcihcrr von W i e d e n m a n n,
Generalleutnant, Gencraladjutant."

„An den Vorstan-d dcs Baycrn-Verein „Monachia".

Jch danke Jhren Vereinsmitgliedern, datz Sie bei de
Geburtstagsfeier für Jhren verehrten Prinzregenten Luitpol
anch mciner in so freundlichcr Weise gedachten nnd mit I
warmcn Worten Jhrcn Gefühlen Ansdruck gaben. „

Friedrich, Grotzherzog. ^

Wealer- und Kunllnachrichlen.

-r- Heidelberg, 13. März. Nachsten Sonntag gelangt (ckj
Stadttheatcr nachmittags 3 tthr das Schauspiel „A l t - H e l -
dclbcr g" zur Darftcllung; cs dürfte dies voransstchtlich d
letzte Anfführnng dcs Stückes in dicscr Saison sein. — Frl. Fe "
nandc Robertine, die ausgezeichnete erste Solotänzerin u"
Balletmeistcrin des Hofthcatcrs in Mannheim, wird DienstE
den 17. d. M., in dem einaktigen Mimodrama „D i e H u u O
von Henri Bcrenh an nnscrer Bühne als Gast auftreten. rO.)
Robertine hat mit der Darstellnng dieser Rolle die autzerordeu
lichstc Wirkung crziclt, hat an unscrcm Theater die Jliszenieru^.»
übernommen und dic zahlreichcn Proben selbst geleitet. -r-
Herrcn Grotznmnn nnd Kroncs sind in den anderen Haup"^s
lcn des übcraus spanncnden Wcrkes beschäftigt. Leiter "
Orchcsters ist Hcrr Mnsikdirckror Radig. An dcmsclben Äbs
Wird die Oper „B a j a z z o" zum letztcnmale in dieser Satt
 
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