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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Zwettes Blatt.

S-msta«. 14. MLrz 1903.

45. J-Hrgang — Vr. 62

Grfcheint täglich, Tonntag» auSgenommen. Pvei» mit Kmnilienbläüern monatlich 60 Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Gxpedition wnd den Zweiganftalten abgeholt 40 Pfg. Lwrch

die Post bezogen vierteljährlich 1.36 Ml. ausfchliehlich Zustellgebühr.

GnsrigenpreiS: L0 Pfg. firr di« Ispaltig« Petitzeile oder deren Ramn. Reklamezeile 40 Pfg. Aür hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermähigt. — Für die Aufnahme von An-eigen
«, bestimmten Tagen tvird kein« Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plalattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellrn. Fcrnsprecher 82.

SorialpoliLislHe Streifzüge.

fNachdruck verboten.)

S. R. Der sozialisüsche Aufschwung in Denlsch-
land hat auch in diesem Monat angehalten und beginnt
bereits die ersten Früchte zu tragen. Die bevorstehen-
den Reichstagswahlen werfen ihre Schatten voraus. Um
nicht nnr mil Versprechungen, sondern mit positiven ge-
Ktzgeberischen Taten vor die Wähler treten zu können,
entwickeln Regierung und Volksvertretung einen löblichen
Eifer, nm nach einer zweiwöchentlichen tönenden, aber uir-
iruchtbaren sozialpolitischen Etatsdebatte t'urz vor Tores-
schlutz wenigstens einige der dringendsten Gesetze zur Ver-
abschieduug zu bringen. So ist die Novelle zum
K r a n k e n v e r s i ch e r u n g s - Gesetz, die Graf
Biilow im Januar angekündigt hatte, vom Bundesrat
än den Reichstag ergangen und von diesem, trotzdem sie
böllig keine einzige Partei befriedigte, nach eintägiger
Beratung an eine Kommission verwiesen worden. Aus
ber Debatte ging hervor, datz man geneigt ist, um das
^esetz noch fertig zu stellen, auf alle Separatwünsche zu-
nächst zu verzichten und sich mit den vorgeschlagenen Ver-
besserungen, Erhöhung der Iknterstützungsdauer von 13
nuf 26 Wochen, bei Wöchnerinnen von 4 auf 6 Wocheu
^nd Beseitigung der Ausnahmestellung der Geschlechts-
Erankheiten zu begnügen und dem Versprechen der Regie-
^Nng, weitere Verbesserungen namentlich in Bezug auf
Bereinheitlichung der gesamten Versicherungsgesetzgebung,
^usdehnung der Versicherungspslicht auf die Lisher nicht
Bitinbegriffenen Berufszweige und Berücksichtigung der
chänsche der Aerzte nach Abschluß der erforderlichen Er-
bsbungen zu bringen, Vertraum zu schenken. Auch das
??. h o s p h o r g e s e tz ist in der Kommistion soweit ge-
ustdert, daß seine Annahme hier gefichert erscheint. Ebenso
das Kinderschutzgesetz wird es daher voraussichtlich
'°ch in dieser Sesfion zur Veräbschiedung gelangen. Da-
Men haben sich bezüglich der Kaufinannsgerichte
^chwierigkeiten ergeben, sodatz der Entwurf wohl nicht
an diesen Reichstag gelangen wird. Sehr üer
vorderung durch die Regierung bedarf das große Gebiet
sozialen Hygiene. Tie Tebatte im Reichstage ini
^chchluß an die von den sozialdemokratischen Abgeord-
rten eingebrachte Resolution gegen die Wurmkrankheit

hot

gezeigt, wie diese Krankheit sich in der gefahrdrohend-

Weisx verbreiten kann, wenn ihr nicht rechtzeitig vom
lD.nate mit einschn'eidendSn hygienischen Maßnahmdn
chtgegengetreten wird. Auch die noch immer häufigen
DUzbrandvergiftungen kamen bei dieser Gelegenheit zur
^vrache. Zu begrüßen ist das Vorgehen gegen die
^'vgemuberkulose durch Errichtung zweier neuen Liin-
s. v'Heilanstalten in Sachsen und die geplante Erweite»
der Heilstätten in Beelitz, sowie der Kampf gegen die
Achlechtskrankheiten, die zum ersten Mal in diesen Ta-
s v auf einem internationalen Kongreß zur Sprache ge-
agten.

den Arbeiten zur Vorbereitung von Gesetzentwür-
Zs Isnd zu erwähnen die ersten Vorbereitungen zur
^ibrozeßreform, die Erhebungen über die nach Para-
T?VH 105,1 Gewerbeordnung einzelnen Betriebsarten

onntagsarbeit

?estl

Ausnahmen vom Verbot der
'ie Fortsetzung der Kartellenguete, die sich in ihren
.. Sitzungen mit dem rheinisch-westfälischen Kohlen-
Brat befaßte. Jm Reichsamt des Jnnern wird gegen-

recht", „ickie dcr Doktor, „ich lomite in dieser An-
^iy^vheit „jchts tun, weil ich keine Vollmacht besatz. Nur
1sorl„ einer amtlich ausgefertigteu Vollmacht hätte ich die
"iesx^vog dxZ Testaments verlangeu können und, erwies sich
ds ^ -Vokument auch als ccht, so war es doch gesetzlich zulässig,
Agreisen, und ich glaube, datz ich diesen Prozetz gewon-
ili^ven würde. Jndessen, der Kostenpunkt war nicht uner-

Wilde Wogen.

Romau von Ewald August König.
(Fortsetzung.)

4.^

h? Meiue arme Dtutter besah derzeit kaum so viel, datz

en kümmerlich fristeu konnte!"

^Leb

schrieb mir nicht wieder, uud die Augelegenheit geriet
^dttx? ?ach bci mir in Vergessenheit. Da indessen Jhre Frau
^ Än Testament nicht ausdrücklich ancrkanut hat, so steht
heute noch frei, dasselbe anzugreifen."

, ä"he bessere Waffen, um Vergcltung zu üben", sagte
'N? bg^.'.?os Portefeuille erhebcnd, um es dem Rechtskonsulcu-
KüerH Augen zu haltcn. „Sie waren der Freund meines
^htviä, h^veu Sie uie eineu Versuch gemacht, ihn mit seincm
el Txx ^?"ür auszusöhnen?"

» sdz^7?°ktor klopfte mit seinem Zeigcfinger auf seine Dose,
> Lächeln glitt über sein eckiges Gesicht.

n»ials iy weil er es wünschte", crwiderte er. „J-ch war
ich -imierendar, mit dem ganzeu Ungestüm der Jugend
1d 'vcht Freund ein, seine Rechte verteidigend. Nun, dah

bli»^."^?^^^v>orfen wurde, ist das einzige, was mir er-
hol>e Worte hören müssen, die mich tief belei-
he'i' ße s dem alten Herrn allein, auch von dcm juu-

'Mlich „st^ten sich beide aufs hohe Pfcrd und gaben mir
^vcrstehen, dah ich in ihren Augen nur ein armer
hgj sich geändert, ich bin ein ver-

wärtig eine Statistik aufgestellt, aus welcher der Stand
der Arbeiten zur Lösung der Wohuungsfrage zu ersehen
sein soll. Uuter den Einzelstaaten hat Preußen einen
Wohnungsgesetzentwurf und eine gösetzliche Regelung
der Unfallfürsorge sür Kommunälbeamte m Erwägung
gezogen, in Reuß j. L. wurde die Errichtung einer Ar-
beiterkammer von der Regierung abgelehnt.

JnOesterreich haben die letzten Wochen zwei Er-
eignisse von prinzipieller Bedeutung gebracht. Die kraft-
volle Haltung der Gewerkschaften gegenüber den Unter-
drückungsversuchen der Regierung durch den Ministerial-
erlaß vöm 19. November 1902 hat diese zu einer offi-
ziellen Erklärung im Ministerialblatt veranlaßst^durch
welche alle Befürchtnngen der Gewerkschaften wegen einer
Einengung ihrer Bewegungsfreiheit ausdrücklich als un-
begründet znrückgewiescn wnrden. Von einer noch allge-
meineren Bedeutung, als der Erfolg der Gewerkschaften,
sind die Ergebnisse des Streiks der Wiener Konfektions-
schneider, der im Februar mit dem Siege der Arbeiter
endete. Die Vereinbarung eines Lohntariss, sowie die
Einsetzung einer Paritätischen Kontrollkomnnssion und
eines Schiedsgerichtes zur Entscheidung von Streitigkei-
ten aus dem Tarif stellen den ersten erfolgreichen Versuch
einer einheitlichen Regelung der Arbeitsbedingungen der
Heimarbeit und' damit die Möglichkeit einer allgemeinen
Hebung der elenden wirtschaftlichen Lage dieser nach Hun-
derttausenden zählenden Arbeiterkategorie dar. Bezüg-
lich der endgiltigen Einführung der Jnvaliden- und
Altersverficherung haben sowohl der Ministerprästdent
wie der Finanzminister gegenüber einer Arbeiterdeputa-
tion in diesen Tagen von neuem das Versprechen eine»
baldigen Vorlegung der Gesetzentwürse abgegeben. Ein
Urteil des Oberverwaltungsgerichts hat endgiltig ent-
schieden, daß in die Neunstundenschicht des österreichischen
Bergarbeiters die Ein- und Ansfahrtszeit einzurech-
nen stnd.

Eine unerwartete Wirknng hat der durch das Taff-
Vale-Urteil eingeleitete Unterdrückungsfeldzug gegen die
englischen Gewerkschaften gezeitigt. Während diese
stch bisher von der Parteipolitik fern hielten, beginnt jetzt
die Gefährdung ihrer Koalitionsfreiheit sie zu einer ein-
heitlichen Arbeiterpartei zusammenzuschweißen, die auf
denr dritten Jahreskongreß des Komitee's für Arbeiter-
vertretung Ende Febrnar zum ersten Male ein entschie-
denes Parteiprogramm aufstellte und voraussichtlich bei
den nächsten Wahlen eine Reihe eigener Kandidaten in
das Unterhaus entsenden wird. Die außergewöhnlich
große Arbeitslosigkeit in England gab auf Grund einer
Jnterpellation des sozialistischen Abgeordneten Keiv
Hardic zu einer Debatte im Unterhause Anlaß, die das
Verständnis sür das Problem der Ärbeitslosenfrage in
manchW Punkten förderte. Die lange schivebende Frage
der gesetzlichen Altersperficherung hat keine weitere För-
dernng erfahren.

. Jn Italien sührt ein umsichtiges Mnisterium deiz
Ausbau der sozialpolitischen Gesetzgebung zielbewußt
fort. Dvs Ackerbaugesetz Baccelli's, sowie die geplante
Jnstizreform Zanardelli's, die dem Parlament vorliegen,
bezeichnen im Falle ihrer Annahme Fortschritte der Poli-
tischen, wirtschaftlichm und sozialen Entwicklung des Lan-
des von höchster Bedentung. Geplant sind' weiter die-Ein-
führung der Sonntagsruhe, die Feftsetznng eines wöchent-

mögender Man» gelvordcn, nnd Herr Hugo Rödcr steht vor
einem Bankerott, der ihn an den Bettelstab bringt, aber seit
jencm Tage habe ich ihn und seinen Vater bitter gehatzt."

„Es scheint ja schon ein öffentliches Geheimnis zu sein,
datz das Falliment ausbrechen wird?"

„Fa, man spricht seit einlgen Tagen öffentlich darüber. Ge-
wagte Spekutationen, die.völlig fehlgeschlagen sind."

„Jch weitz es; in meinen Händen rnht das Wohl und Wehe
dieses Hauses. Jch bin auch ein reicher Mann, gewovden, die
letzten Lebensjahre meiner Mutter konnte ich gottkob sorgenfrei
gestalten, und erst nach ihrem Tode erfuhr ich aus den hinter-
lassenen Papieren die Herzlosigkeit ihres Baters und ihres
Brnders, sie lietzen mich erkennen, was alles die alte Frau ge-
tragen und erduldet hatte. Seit der Skunde, in der ich diese
Entdeckung machte, dachte ich nur noch an Vergeltung, die ich
üben wollte. Jch zog hier Erkundigungen ein, Hugo Röder
stand noch fest auf seinen Fützen, vorläufig war ihm nichts an-
zuhaben. Dann kam die Zeit, in der die Nachrichten un-
günstiger lauteten, und ein glücklicher Zufall spielte mir die
Wafsen in die Hände. Er hatte drüben Wechsel in Zahlung
gegeben, -die gefälscht waren, ich kaufte diese und eine namhafte
iSchuldforderung, so datz ich über dreitzigtausend Dollars von
ihm zu fordern habe."

„Ausgezeichnet" sagte der Doktor, in dessen Augen eine bos-
hafte Freude aufleuchtete. „Sie wollen diese Forderung gel-
tend machen?"

„Jch habe es beretts getan."

„Und die Antworr?"

„Sie lautete, wie ich erwartet hatte, ich soll mich gedulden
und Zahlungsaufschub bewilligen. Dieses Ansinnen habe ich
zurückgewiesen, mein Ultimatum lautet, datz ich das Geld bis
heute Abend erhalten muh; ist es bis dahin nicht in meinen
Händen, so werde ich morgen das Haus fallit erklären lassen."

Der Doktor fuhr mit beiden Händen über seln kahles
Hanpt und nahm dann die Papiere in Cmpfang, die Märtin
ihm überreichte und die er mit großer Sorgsalt prüfte.

lichen Rnhetages im Gastwirtsgewerbe und eine Ab-
schwächung des Zwangswohnfitzgesetzes.

Jn der beIgische n Kammer stehen die Debatten
über das Unfallversicherungsgesetz vor einem entscheiden-
den Wendevunkt. Die entschiedene Forderung der Mehr-
heit nach einer staatlichen Zwangsversicherung, sowie
Äusdehnung derselben auf die Landwirtschaft, zu der die
Regierung sich nicht verstehen will, haben,die Verhandlun-
gen auf einen toten Punkt geführt. Jn'sozialhygienischer
Beziehnng ist die Notwendigkeit energischer Maßregeln
gegen die Wurmkrankheit betont, serner die Verwendung
von Blerweiß bei den Banten im Ressort des Krieges nn'd
des Justizministerinms verboten worden.

Die Regierung von Holland hat einen Gesetzent-
wurf in der Kammer eingebracht, der dje Arbeitsein-
stellungen insbesondere der Arbeiter im öffentlickM Ver-
kehrsdienst mit schweren Strafen bedroht. Der Arbeiter
hat stch infolgedessen eine tiefaehende Errequna be-
mächtigt.

Jn der Schweiz liegt dem großen Rat der Stadt
Gens ein Gesetzentwurf znr staatlichen Subdention der
gegenseitigen Hilfsgesellschaften für die Krankenver-
sicherung vor.

Aus den Vereinigten Staaten wird eine
Bewegung zu einer gesetzlichen Verkürzung der ArbeitZ-
zeit gemeldet. Während bisher eine gesetzliche Regelung
der Arbeitszeit nur für Arbeiter in ösfentlichen Betrie-
ben, sowie derjenigen beiderlei Geschlechts bei gestind-
heitsgefährlichen tlnternelimungen stattgefunden hat, wird
gegenwärtig anf Veranlassnng der Americcm Federation
of Labor ein Gesetzentwnrf znr Einführung des allgemei-
nen Achtstundentages im Repräsentantenhaus beraten.
'Fn einer Reihe von Einzelstaaten der Union hat der
große Kohlenarbeiterstreik des Vorfahres die Einbrin-
gung ähnlicher Gesetzentwürfe, wie sie jetzt in Hollan'd-
vorliegen, veranlaßt. Aus dem vorstehenden Ueberblick
hebt sich namentlich eine Tatsache schars heraus, tme näm-
tich in allen Kulturstaaten trotz der Fortschritte der so-
zialpolitischsn Gesetzgebung ein fortwährendes Ringen
zwischen den Regierungen und der Arbeiterfchast statt-
sindet, ein Ringen, das entiveder, wie in Holland, zu
einem offenen Kampfe führt, oder das, wie gegenwärtig
in Deutschland, Oesterreich, neuerdings anch in England',
im Rahmen der parlamentarischen Debatte geführt wird.
Der brennendste Streitpunkt in diesem Kampfe, der eins
internationale Bedeutung zu gewinnen beginnt, ist das
Koalitionsrecht, das zwar in loyaler Anwen'dung zur Er-
richtung besserer Arbeitsbedingnngen dem Arbeiter zu-
gestanden werden muß, das aber gleichzeitig im Gesetz mit
Klanseln zn nmgeben ist, die gewährleisten, daß es nicht
eine Waffe gegen die bestehende Gesellschaftsordnnng
werden kann.

Deutfches Reich.

^ — Ter türkische Leutnant z. S. Ahmed
Salih Bey, der Sohn des Gouverneurs von Hedschas,
tritt mit kaiserlicher Genehmigung im April aIsSee -
kadettin die deutsche Marine ein. Es ist das erste-
mal, daß ein Angehöriger eines fremden Staates seine
Praktische Ausbildung an Bord unserer Schulschiffe
erhält.

„Es sleht fest, dah diese Wechstl gefälscht sind?" fragte er.

„Die Erklärung des Akzeptanten im Wechselprotest belveist
das. Zudem hat mein Oheim selbst zugegeben, datz ihm die
Fälschung bekannt gewesen sei, er will dle Wechsel von einem
Hause in Zahlnng crhalten haben, das inzwischen fallit ge-
wordcn ist."

„So mutz er noch beweisen, daß jenes Haus und nicht er
die Fälschung begangen hat; gelingt ihm das nicht, so bleibt
die Schuld auf ihm ruhen, und wollen Sie mir die Führung
des Prozesses übertragen, so werde ich schon sorgen, datz es ihm
sicher nicht gelingen soll."

„Das ist mcin Wnnsch", nickte Martin.

„Er soll erfüllt werden", erwidcrte der Doktor, indem er
tief in seine Dose griff. „Aber häben Sie auch schon daran ge-
dacht, datz Sie mögkicherweise die ganze Snmme berlieren
können?"

„Jch opfere Sie gerne, wenn ich nur meinen Zweck er-
reiche."

Der Blick des alten Alannes ruhte eine geraume Weile
forschend auf dem gebräunten Autlitz Martins, der mit der
grötzteu Ruhe au deu Spitzeu seiues Bartes drehte.

„Sie müsfen sehr reich sein", sagte er.

„Jch biu es", antwortete Martin ruhig, „dcr edle Blaun,
der sich meiner annahm und vovwärts half, hinterlietz mir
später sein ganzes Vermögen, er ftand allein in der Welt und
betrachtete mich als seinen Sohn. Nun arbeitet das grotze
Kapital für mich, ohne datz ich eine Hand zu rühren brauche,
der Verlust diestr Forderung würde mich sehr gleichgiltig
lassen."

„Wer das sageu kann, der ist beueidenswert."

„Wenn nur die Erinnerung an die Not und das Elend mei-
ner Eltern mir nicht jede Freude trübte."

„Bah, Sie werden das auch vergessen, wenn Sie eine
eigene Familie haben", sagte der Doktor achselzuckend; „'Sie
sind noch nicht verheiratet?"

„Jch hatte bisher noch keiue Zeit, daran zu deuken."
 
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