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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0557

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45. Jahrgang — 5r. 66

Donnerstag 19. März 1903.

Zweites Blatt.

Aur Irage der rheirüschen Kroßschiffahrt.

^ ,Karlsrnhe, 17. März. Vc>n sachverständiger
§oite geht der „Köln. Ztg." eine Znschrift zu, die wir im
stuszug wiedergeben, nm zu zeigen, weiche grotze wirt-
ichaftliche Bedeutung. der Fortsetzung der Nheinregulie-
^>ng innewohnt und welche Tragweite ihr für die Zn-
"Uift beizumessen ist.

Nichts wnrde die Schweiz hindern, heißt es in der
ouschrift, den Hochstand des Ziiricher, Zuger, Lnzerner,
^mchateller, Dieler, Thnner Sees nsw. zn regulieren,
und bem Rheine bei Basel für die Zeiten des Niedrig-
^assers eine Mehrzufuhr von sekundlich 250 bis 300
Kubikmeter znznsichern. Dabei sind allerdings ^chwierig-
.Men von der Landwirtschast zu erwarten, die ein grö-
Mres Jnteresse daran hat, den Hochwasserstand der Seen
Röglichst zu erniedrigen. Beim Bodensee würden fünf
örößere Staaten mitzusprechen haben.

Angenommen, es gelänge der Schweiz, eine solche
iuegelung des Wasserabslnsses aus den größten Seen des
lUheingebietes mit Besümmtheit versprecheii zn können,
sa würde die Herbeiführung der Großschiffohrt bis Ba-
sei es durch Stromreguliernng oder dnrch Seitenkanal
adex durch beidcs zweifellos in den Bereich der Möglich-
treten. Allerdings ist das Gefälle bei Basel ein
^chaltnismäßig hohes und beträgt von dort bis Kehl
^st1146, von Kehl bis Maxan 1 : 2069, von Maran
Mannheim 1 : 5233, gegen 1 : 9175 von Mannheim
Gernsheim und-1 : 9421 von Gernsheim bis Mainz.
-Nan bedenke aber, daß das Gefälle im Bingerloch
^ s 551, bei Atzmannshauseri 1 : 894, im wilden Gefähr
Canb 1 : 609 beträgt, so daß, wie dieses auch die grö-
okrn Gesälle des Oberrheins überwindbar sind, die nir-
6ends die letztgenannte Größe erreichen.

.. Tie Schweiz würde von dem Zukunftsprojekt nicht nur
Großschiffahrt bis Basel erhalten, sondern dnrch die
rsegelung jedes Seeabflusses der Jndustrie leistnngsfä-
illge Gesälle schafsen, wie es bei Gens nnd Chövres be-
?Ats erfolgreich geschehen ist, antzerdem würde ihren in-
Mtriellen Anlagen ein regelmäßiger Wasserzuflutz ge-
uchert, der Landwirtschaft aber manche Ueberschwem-
Anng erspart werden. Der Wasserwirtschaft sind damit
^llz riene und weite Perspektiven eröffnet. Ob schon das
Mfende Iahrhundert eS wagen Ivürde, mit Hilfe von
^chifsshebewerken nnd Kanälen den Bodensee nnd an-
^re Wasserbecken der «chweiz sür mittlere und kleinere
Achifsahrt mit Basel zu verbinden, daS sei dalstngestellt.
4n der technischen Möglichkeit einer solchen Schiffahrk
c>n Bregenz und Lindau nach der Nordsee darf nicht ge-
^eisest werden, wohl aber an der wirtschaftlichen. Daß
^ber die Grotzschisfahrt bis Basel aus dem 'Strom- oder
Kanalwege ermäglicht Iverden kann und bel ent-
Mechendem Entgegenkömmen der Schweiz hinsichtlich der
^asserregnliernng praktisch dnrchführbar ist, kann weder
^ technischer, noch in wirtschaftlicher Hinsicht bestritten
,-^den. nnd dies ist für die sämtlichen Rheinlande hin-
.chtljch des Verkehrs und der Jndustrie von großer Be-
°eutung.

e Vielleicht gibt die angenlbtickliche Hinansschiebnng
Mannhcim-Straßburg-Projektes Gekegenheit, das
weiterte Projekt einer gründlichen Untersuchung zu
^terwerfen. Von Basel bis Kehl handelt es sich um

127 Kilometer Stromlänge und um 111 Metec Gefälle,
von Kehl bis Mannheim um 129 Kilometer und 45
Meter Gesälle; von Basel bis Lauterburg um 183 Kilo-
meter u. 140 Meter Gefälle von Lauterbnrg bis Mann-
heim nin 67 Kilometer und 17 Meter Gesälle. Die letz-
tere Teilstcecke anf eine Fahrrinne von 1,5 Meter Mini-
maüiefe zu bringen, war bei 12 bis 15 Jahren Ar'beits-
zeit aus 15 Millionen Mark Kosten berechnet worden.
Darnach lassen sich die Kosten für das G-esamtProjekt
und die einzelnen Teilstrecken einigerniaßen überschlagen
wenn dieselbe Tiefe erzielt werden soll. Das einfache Ver-
hältnis 67 : 183 würde aus etwa 60 Millionen Mark
für die Strecke Lauterburg-Bcisel hindeuten, wobei die
Verstärkung d-er Gefälle mit berücksichtigt worden ist.
Bei größerer Tiefe sind die Kosten entsprechend höher.
Der Kanal Lanterburg-Straßbnrg, die Vertiefung nnd
Verbreiterung des Känals Straßburg-Müllhansen und
die Fortsetzung Müllhausen-Basel würden nach den sür
Kanäle üblichen Kostenanschlägen zn berechnen und mit
der Stromregnlierung in Vergleich zn stellen sein.

Wenn man bedenkt, daß die Jndustrie begonnen hat,
Talsp-erren zu bauen, die einen Zufluß von nur einem
Knbikmeter auf die Seknnde abzngeben häben-, wobei der
Wassergehalt 600 000 bis 2 000 000 Kubimeter beträgt,
und daß dabei der Grunderwerb und ebenso der Ban von
außerordentlich 'dicken Sperrmauern höchst töstspielig
ist, so sollte man den schweizerischen Abflntzplan, der dem
Rhein sekundlich Huüderte von Knbikmetern Znschuß
sür die Zeit des Niedrigwassers verspricht, nicht ohne
weiteres von der Hand weisen. Selbst die große Eifel-
Talsperre mit ihren 43 Millionen Knbikinhalt tritt doch
gegen die 1000 Millionen, die allein d-er Bodensee fast
kosteiilos aufspeichern kann, vollständig in den Hinter-
grund. Aber auch die kleineren Talsperren dürfen von
der Rheinschiffahrt nicht unterschätzt werden. Nimmt der
Ban derselben auch in der Zukniift so erfrenlich zn, wie
augenblicklich im Gebiet der Rnhr nnd der Wnpper und-
in der Eifel, beteiligen sich die Gebirge des gesmnten
Rheingebietes im Jnteresse der Jndustrie nnd Land-
wirtschaft an der Anfspeichernng von Wasservorräten, so
werden auch die „Akkumulatoren" dazu beitragen, die
Schiffahrtsunterbrechungen d-urch Niedrigwasser zn ver-
hindern, denn hundert Sperren von je einem Kubikmeter
Abfluß geben immcrhin 100 Kubikmeter seknn-dlichen
Zuschuß für die trockenste Jahreszeit.

Ueber den behandelten Gegenstand ließe sich beson-
ders in statistischer Hinsicht noch vielerlei mitteilen. Vor-
läufig sollte es sich nnr um die kurze Rnregnng handeln,
daß die Ablehnnng Badens eme Neubearbeltung größten
Sstles ermöglicht und statt Les schädens den größten
Nutzen bringen kann- Der gewaltige Ausschwnng, den
die Rheinschiffahrt seit 1871 verzeichnet, wird mit Not-
wendigkeit in früherer oder späterer Zeit dahin drängen,
alle Faktoren, die znr Ve.rbessernng und Erweiternng
nnserer bedeutendsten Verkehrssträße beitragen können,
zu benutzen nnd auch die geregelte Wasserzufuhr zu sichern.

Der verschoöene Aarenöesuch in Wom.

Ein römischer Mitarbeiter schreibt den „Leihz. N. N." :
Die Angelegenheit des römischen- Zarenbesnchs nimmt
sehr unangenehme Dimensionen an. dNan erinnert sich,
daß König Viktor Emannel im Vorjahre glanbte

einen großen politischen Koup auszusühren, als er seinen
allerc r st e n Besuch in Petersbur g machte nnd
nicht bei dem Verbündeten in Verlin. Man hat darin
nicht nnr die Absicht gesehen, die Beziehungen- zum rns-
sischen Reich herzlicher zu gestalten, sondern auch den
m o n t e n e g r i n i s ch e n E i n f l u ß, der in Rich-
tung einer nenen russtsch-französischen Orientierun-g der
italienischen Politik arbeitet.. Man fand es in diesem
Jahre ganz natürlich, daß nun anch angekündigt wurde,
der Zar werde znerst - - nämlich im April — nnd dann
ini Mai der deutsche Kaifer nach Rom kommen. Auch
waren für den Zarenbesuch schon alle Dorkehrungen ge-
troffen, man hatte die Trnppen für eine Käiserparade
znsammengezogen und schon waren russische Geheimpoli-
zisten in- Rom eingetroffen, da kommt die Nachricht, daß
der Zarenbe s u ch e r st im Novgmbe r statt-
findet.

'Man kann nach der Anstcht der Petersbnrger Osfi-
ziösen nicht einmal sagen, der Besuch sei verschoben wor-
den, denn sie behanpten, der römische Hof habe nie eine
besstmmte Zusage für das Frühjahr erhalten. Wie dem
auch sei, jedenfalls herrscht heute in Rom eine tiefe
B e r st i m m u n g. Man hat sich wegen des Petersbur-
ger Besuchs im vorigen Sommer Mtßdeutnn-gen ansge-
setzt und erfährt nun als Dank diese Bloßstellung- Und
dabei gibt es noch naive Lente, die im „Corriere della
Sera" erklären, nun müsse der deutsche Kai-
s e r seinen Besuch auch verschieben , damit die
Erwiderung in derselben Reihenfolge stattfinde, wie die
vorjährigen Besuche des Königs von Jtalien. Man scheint
an gewissen italienischen Stellen sich über die Stellung
des deutschen- Käisers gegenüber Jtaliens König und
Rttßlands Kaiser nicht klar zu sein.

Deutsches Neich.

— Der deutschfemdliche „S pektator" erblickt in
dem bevorstehenden Besuche unseres K a i s e r s in Däne-
mark eineu Trin-mph Dentschlands:

„Regierniig nnd Volk von Dänemark sind offenbar
des Kampses mit Tentschland überdrüssig, nnd der Kcü-
ser wird demnächst in Kopenhagen eiiien Besuch abstatten
nnd mit allen ihm zustehenden Ehren als Freund empsan-
gen werden. Ein Viertel Million Leute in Nord'schles-
wig, die noch immer Dänisch sprechen, empfinden dies '
schmerzlich, aber sie sinden stch allmählich in das Unver-
meidliche. Wir haben es hier ganz zweifellos mit einem
Erfolge des Käisers zu tnn, denn wenn Dänemnrk selbst
auck) schwach war, so konnte es immerhin im Falle eines
Kriegcs einen wertvollen Stützpunkt sür eine französische
Flotte abgeben. Das allmähliche Verjchwinden der skan-
dinavischen Mächte- ans d-er enropäischen Politik ist eine
der interessantesten Tatsachen enropäischer Geschichte. Die
skandinaoischcn Staaten waren ivichtige Faktoren,
selbst noch zur Zeit eines Napoleon, a b e r s i e st a n d e n
sti l l und die Bedeutung aller an-deren Mächte wuch s."

— Der Ansruf des Königs von Sachsen an
sein Volk wird- in den Blätterm, die ihn besprechen-, als
ein Beweis dasür angesehen, daß die Erregnng über die
Ehescheidungsangelegenheit in Sachsen noch sehr grotz
sein mntz. Mehrfach wird bezweifelt, datz der Aufrus
mit seinem Urteil über die geschiedene Fran den ge-
wünschten Erfolg haben werde. Der „V o r w ä r t s"

Wilde Wogen.

Roman von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

'-Tch bin Hertha Röder, Jhre Kousine", sagtc sie.

^ rrat auf sie zu und bot ihr die Hand.

gleichen meiner Mutter", erwiderte er, indem er sie
Sesscl führte, „mit einer besseren Empfehlung konn-
stch nicht hei mir einführen. -Schickt Jhr Bater Sie zu

ve» weih nichts von diesem Schritt, den er unter kei-

iich Hchßänden gebilligt haben lvürde", antwortete sie, indem sie
ihrn '"^istrließ und die blanen Augen mit flehendem Blick zu
h->b ^^ichlug. „Sie hassen ihn und wollen ihn oerderben, ich
d gestern Jhrc Unterredung mit ihm gehört."
t>„ "^nn kcnnen Sie anch die Gründe meines Hasses?"

' "Ste ex.

öcha aber ich finde Sie nicht berechtigi. Mein Vater

bxg.^let, cr habe die Briefe seiner Schwester nicht anders
s^orten dürfen, und ich glaube ihm."

konnte ihn nicht abhalten, seine unglückliche Schwe-
-^eil^ unterstützen und ihr einen, Wenn auch nnr geringen
u»d - ^ ^obschaft zuflietzen zu lassen, er wnßte, datz sie arm
P Not und Sorge war."

oh^"'?ch will zugeben, datz er dics gekonnt hätte", erwidcrte sie,
ih„ ^uen Blick von ihm abzuweikden, „aber sind Sie berechtigt,
h„t ^as cr nnterlictz, so schwer zu strafen? Jhre Mutter
Uvch Uergeben un-d Sie sin-d reich geworden. wcShalb nn-n

b'»c so nicdrigc Rache nchmen, die Sie selbst entchren

enri Sie an meiner Stelle wären

würde ich Böses mit Gutem vergelten und nicht feu-
^iirde dem Hanpte meines Onkels sammeln. Jch

uuf die Rache verzichten, nachdem ich ihm bewiescn» datz

sie in meiner Macht lag; das wäre edel gehandelt. Was haben
-Sie davon, wenn Sie Jhre Rachepläne ausführen? Nur.die
Genugtuung, Fhren nächsten Verwandten, den das Unglück
verfolgt, ruiniert zu haben."

„Er ist es auch dann, wenn ich auf meine Rache verzichte",
sagtc Martin achselzuckend.

„Nein, wenn Sie ihm Ausstand bewilligen, so wird das
Schlimmste verhütet werden. So sagte mir unser B-uchhalter,
dem ich vollen Glauben schenken darf; das amerikanische Haus,
von dem Sie die Forderung kauftcn, würde da nicht so hart-
herzig gewc-scn sein."

„Sie sittd ein guter Anwalt", sagte er, „aber wcnn Sie
gerecht sein wollen, müssen Sie die Handlungsweise Fhres Va-
tcrs schärfer verurteilen, als dic meinige."

„Mein Urteil würde an dem, was er getan, nichts mehr
ändern, Sie aber kan» ich jetzt noch warnen vor einer Hand-
lung, die Sie sicherlich bereuen würden. Wissen Sie, was ge-
schehen wird, wenn Sie jene niedrige Rache üben? Mein Vater
wird den Verlust seiner Ehre nicht übcrlebcn, Jhr Gewisscn
erspart Jhnen den Vorwurf nicht, datz Sie sein Mörder seien,
und dicser Vorwurf hestet sich an Fhre Fersen, so lange Sie
leben."

„Glanben Sie, mich damit schrecken zu können?" spot-
tete cr.

„Das ist nicht meine Absicht, ich zeige Jhnen nur die Fol-
gcn Fhrer Rachsucht, die wahrlich nicht von edler Gcsimmng
zeugt", sagte sie, ihn ernst und voll anblickend. „Fch würde
Jhnen bis an mein Lebensende dankbar sein, wenn Sie meine
Bitte erfüllen wollten, uttd auch mein Vater, beschämt dnrch ihre
Güte, würde Jhrer stets mit Dank gedenken, als, eines edlen
-Gegners, der an Hochherzigkeit ihn wcit Werragt."

„Uttd ich selbst stände am Grabe meiner Mutter und sagte
mir, dah ich ein schlechter Sohn sei", crwiderte er bitter.

„O, nicht doch, wenn Fhre Mutter eine edle Fran war,
dann wird sie noch im Himmel Freude haben übcr die Hoch-
herzigkeit Jhres Sohnes."

Er ivar.näher getreten, er stand vor ihr, der Ansdruck sei-
nes Blickes sagte ihr, datz in diesem Moment alle Bitterkeit
ans sciner Secle geschwnnden tvar.

„Mcine Mutter war eine edle Frau", sagte er, und es lag
eine ticfe Bewegung in seiner Stimme, „ich glaube, Sie glei-
chen ihr nicht nnr in dcr üntzeren Erscheinung, sondern auch
iirnerlich. Glücklich der Mann, dessen Gefährtin Sie einst
wcrden."

Sie schlug die Angen nicder, einc leichte Röte übergotz ihr
Antlitz.

„Unter den jctzigen Verhältnissen darf ich mich mit dem
Gedanken an meine Znkunft nicht beschäftigen", erwiderte sie.

„Würden Sie mir diese Sorge anvertrauen, weim ich Sie
darmn bäte?"

Hertha erhoü sich, ihre Wangcn hatten sich noch dunkler ge-
fürbt, sie hielt deri Blick noch immer gcsenkt nnd es lag ein
herber Zug um ihren Mundwittkel.

„Jch hatte nicht geahnt, datz meine Bitte Sie zu dieser
Frage beivegen könne", sagte sie vor'wurfsvoll.

„Wenn Sie diese Frage verletzt hat, so bittc ich um Ver-
zeihung", entgcgnete cr, nnd seinc Stimme klang jetzt wiedcr
kühl ustd teilnahmslos, „es war nnr eine Frage, weiter nichts.
Es ist Jhre Schuld nicht, wenn Fhr Anblick mich an die Frau
erirmert, an der ich mit inniger Liebe hing; Sie hätten diese
Irau mir ersetzen können, und alles w-ürde e!n gutes En.de
gcnommeii habcn."

„So täusche ich mich nicht", erwiderte Hertha unwillig,
„Fhre Frage war nlsv doch eine Bedingnng? Und wcnn ich
mich Ivcigere, dicse Bedingnng zu crsüllcn, dann —"

„Halten Sie ein", unterbrach Martin seine Konsine rasch,
„das sind falsche Voraussetznngcn, die ich mit aller Evtschieden-
heit bestreite. Jch verlange kein Opfer von Fhnen, ich würde
es nicht annehmen, wenn Sie es in dieser Form anböten."

„Wemi Sie so denken, wie Sie reden, daim crioarte ich,
datz Sie es beweisen werden", sagte Hertha, und wieder traf
ihn der ernste, ruhige Blick ans ihren Nugen. „Jch bitte ja
 
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